Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    "Salve, Claudius Menecrates", erwiderte Macer die Begrüßung. Die weitere Einleitung des Gesprächs irritierte ihn etwas, denn ein paar höfliche, unverbindliche Worte zu Beginn wären sicher kaum weniger zeitraubend gewesen als diese etwas längliche Einleitung, mit der sich sein Gastgeber für das Fehlen eben jener sonst üblichen Floskeln zu entschuldigen versuchte. Macer war auch keineswegs mehr bewusst gewesen, ob ihre gemeinsame Zeit bei der Legio I ihre erste Begegnung gewesen war, denn seitdem hatten sie sich schließlich noch oft im Senat gesehen. Aber wenn Claudius Menecrates diese Zeit so explizit erwähnte, musste sie für ihn und sein Bild von Macer wohl prägend gewesen sein.


    Bevor Macer jedoch länger darüber nachdenken konnte, holte ihn sein Gastgeber schon wieder mit einer eher pragmatischen Frage zurück aus seinen Erinnerungen. "Gerne im Säulengang", antwortete Macer ohne zu zögern. Es hatte sich wohl doch nicht soweit herumgesprochen wie er befürchtet hatte, dass er gerne und viel zu Fuß ging. Ein Ruf, der noch immer auf seiner Amtszeit als Aedil beruhte, in der er täglich unermüdlich in Rom unterwegs war. Aber vielleicht war Claudius Menecratres in dieser Zeit auch gar nicht in Rom gewesen. So genau erinnerte sich Macer nicht mehr.

    Der Laufbursche war es gewohnt, dass er gelegentlich auf Antwort warten sollte und genoss es durchaus, dass er dann einfach ein paar Minuten herumsitzen und nichts tun konnte. Vielleicht würde eines Tages ja noch ein schlauer Mensch lustige Spiele erfinden, die man in solchen Situationen alleine auf einer Wachstafel spielen konnte, aber bis dahin saß er halt einfach herum und genoss die Pause. Und die Kekse.


    Als er den Türhüter zurück kommen sah, stand er wieder auf und hörte sich die Antwort an. "Ich werde es meinem Herrn ausrichten. Danke. Auch für die Kekse", quittierte er die Antwort und verabschiedete sich dann wieder.

    "Salve, ich komme im Auftrag von Senator Purgitius Macer", stellte sich der Laufbursche vor. "Richte bitte dem geschätzten Flavius Gracchus Minor aus, dass mein Herrn sich über seine Nachricht gefreut hat und ihn gerne morgen zur vierten Stunde in seinem Haus empfängt", trug er dann seine Nachricht vor.

    "Salve. Ich wurde von Senator Purgitius Macer geschickt, mit einer Nachricht für seinen Klienten Pompeius Atticus, da er sich nicht sicher war, ob er jenen bei der heutigen Salutatio treffen würde", trug der Laufbursche sein Anliegen vor. Und da er keine Anweisung hatte, die Nachricht nach Möglichkeit persönlich auszurichten, sprach er nach einer kurzen Pause gleich weiter. "Mein Herr möchte seinen Klienten einladen, ihn übermorgen zu einem Abendessen bei Senator Aurelius Lupus zu begleiten. Mein Herr würde sich freuen, wenn er bis morgen eine Antwort erhält, ob Pompeius Atticus ihn begleiten mag."

    "Senator Purgitius Macer wünscht den Hausherrn Claudius Menecrates zu sprechen, sofern er anwesend ist", meldete der Laufbursche routiniert seinen Herrn an. Macer nahm das zufrieden zur Kenntnis und blieb schweigend im Hintergrund. Er hatte den jungen Mann schon seit Jahren in seinen Diensten. Anfangs hatte er ihn wirklich nur für einfache Botengänge eingesetzt und um dem Küchenpersonal bei den Einkäufen zu helfen, aber inzwischen hatte er sich zu einem guten Begleiter und fast schon einem zweiten Sekretär gemausert.

    Während Macer zu Hauser seine Salutatio abhielt, führte der Weg seines Laufburschen auch am Wohnsitz eines seiner Klienten vorbei. Sozusagen als doppelte Absicherung, denn Macer wollte sicher sein, dass sein Klient heute seine Frage erhielt. Sie war zwar nicht lebenswichtig, aber immerhin an eine zeitliche Frist geknüpft. Also klopfte sein Laufbursche morgens an die Tür der Domus Iunia, um eine Nachricht für Pomeius Atticus loszuwerden.

    Früh morgens, während sein Herr noch mit seiner morgentlichen Salutatio beschäftigt war, war der Laufbursche von Senator Macer schon in der Stadt unterwegs, um im Auftrag seines Herrn Termin für den Tag zu machen oder Briefe und Anfragen vom Vortag zu beantworten, über die der Hausherr am Vorabend entschieden hatte. Einer dieser Aufträge führte ihn auch zur Villa Flavia, wo er eine Nachricht für den jüngeren Flavius Gracchus zu überbringen hatte.

    Macer rechnete zwar nicht wirklich damit, dass Claudius Menecrates tatsächlich so zeitlich flexibel war, wie er es in seinem Brief geschrieben hatte, denn immerhin war nun Wahlkampf und da hatter er sicher viele Verpflichtungen, aber da der Zufall es wollte, dass Macer heute ausnahmsweise ohnehin in der Nähe der Villa Claudia vorbei kam, nahm er sich die Zeit für einen Abstecher. Wenn es nicht klappte, hatte er nicht viel verloren, denn immerhin war es Menecrates, der Fragen an ihn hatte. Also ließ er seinen Laufburschen, der ihn wieder einmal begleitete, anklopfen.

    Das Rennen blieb spannend und Macer erfreute sich nicht nur am Ergebnis, sondern auch daran, dass seine Fahrer einiges zu tun hatten. Genau darum ging es ja schließlich im Training. Vor allem für Amasis würde dieses Rennen wohl eine wertvolle Erfahrung sein, nachdem er den miserablen Start aufzuholen hatte. Und auch Bagoas konnte hier wohl noch einiges lernen, wie er sich gegen Angriffe verteidigte und damit dem dritten Roten an der Spitze den Rücken freihalten konnte. Aber noch war das Rennen ja gar nicht vorbei, sondern es ging auf die letzte Runde.



    Auf der setzte Amasis gleich zum Gegenschlag an, um sich den verlorenen Platz zurück zu holen. Er trieb seine Pferde an, die letzten Reserven herauszuholen und wieder touchierte sich sein Wagen und jener von Manius Scorpus, als es zum direkten Duell kam. Diesmal behielt jedoch tatsächlich der Rote die Oberhand und schob sich wieder vor den Gastfahrer, der dies nur äußerst unwillig zur Kenntnis nahm und nun seinerseits seine Pferde antrieb, noch einmal etwas zuzulegen. Der andere Gastfahrer Syennesis schien dagegen die Verfolgung des Feldes schon aufgegeben zu haben und konnte damit keinen guten Eindruck in diesem Rennen hinterlassen. Mit schon einigem Abstand fuhr er hinter dem Weißen Perikles, der seinerseits versuchte, den Anschluss an seinen neuen Kollegen Lusorix nicht zu verlieren. Aber da auch dieser seinen Platz nicht aufgeben wollte, schaffte es keiner der beiden, den Abstand nennenswert zu verändern. Pigor Secundus, der dritte Weiße im Rennen, hatte dagegen seinen Pferden ein klein wenig Ruhe vor dem letzten Sprint gegönnt, da für ihn nach vorne nicht mehr viel ging. Stattdessen fuhr er die letzte Wende besonders vorsichtig, um keinen Unfall zu riskieren und legte dann noch einmal zu, um die aufkeimende Hoffnung von Amasis souverän zu ersticken und seinen dritten Platz bis zum Ende des Rennens nicht mehr herzugeben. Amasis streckte sich also vergeblich, konnte sich damit aber immerhin bis zum Ende noch ein Stück von Manius Scorpus absetzen, dessen Pferde sichtlich am Ende waren und zu keiner Leistungssteigerung mehr in der Lage waren. Hinter ihm rollten Lusorix, Perikles und Syennesis ins Ziel, während der Sieger Proteneas und der Zweitplatzierte Bagoas schon auf eine Ehrenrunde gingen und sich von Macer und den anderen Mitgliedern und Anhängern der Russata feiern ließen.

    Plötzlich war Wahlkampf. Eben noch war alles ruhig und das politische Leben in Rom ging seinen gewohnten Gang und dann machte es Klick und der halbe Senat schien im Wahlkampfmodus zu sein. Zumindest kam es Macer so vor, als sein Sekretär ihm nun Tag für Tag vortrug, wer in Macers Abwesenheit alles an der Tür vorgesprochen oder einen Brief abgegeben hatte. Aurelius Lupus lud also zu einem Abendessen ein und wollte über die Marktgesetze sprewchen. Das klang sinnvoll. Und Macer durfte wohl Gäste mitbringen, wenn er den Zusatz am Ende des Briefes richtig verstand. Aber Gäste von Gästen durften keine Gäste mitbringen. Wenn er nun den jungen Pompeius mitnahm, dürfte der also seinen Hund nicht mitnehmen. Oder zählte der gar nicht als Gast? Vielleicht war er aber ohnehin nicht so geeignet für ein Abendessen. Der Hund, nicht der Pompeius, natürlich. Aber grundsätzlich klang das nach Zusage. Aber erstmal schaute Macer weiter. Flavius Gracchus Minor kandidierte als Quaestor und wollte daher einen Termin und ihm dabei aus Mogontiacum und von der Legio II erzählen. Das klang nett. Macers Zeit dort war schon lange her und seine Kontakte nur noch sehr spärlich, da konnte etwas Auffrischung der Erinnerung nicht schaden. Also auch eher eine Zusage. Weiter ging es mit Iulius Centho. Das war aber nur der Gesetzentwurf zum Codex Militaris. Es gab also doch nicht nur Wahlkampf. Macer legte die Tafel als Lektüre für den Abend zur Seite. Falls er mal einen Abend ohne Wahlkampfveranstaltung haben würde. Aber erstmal schaute Macer weiter. Claudius Menecrates machte auch Wahlkampf, aber ganz schlau wurde Macer aus der Anfrage nicht. Wagenrennen wollte er organisieren und sich deshalb treffen. Das schien eilig zu sein, aber auch irgendetwas zu sein, was man auch nachmittags in den Thermen erledigen konnte oder so.


    Viel zu tun also für den Sekretär, der das jetzt alles ordnen und die Antworten vorbereiten sollte, die Macer dann verteilen lassen würde.

    Macer folgte der neuerlichen Lesung aufmerksam, verlor aber bald den Faden. Also wartete er still das Ende des Vortrags ab, der immerhin auch noch mit einer Frage schloss. Dann ergriff er noch einmal mit einem entschuldigenden Lächeln das Wort. "Ich gebe zu, dass es wesentlich ältere Kollegen hier in unseren Reihen gibt als mich, aber ich hatte doch einige Schwierigkeiten, genau genug zuzuhören. Darf ich dich bitten, mir eine Abschrift zukommen zu lassen? Ich gehe doch wohl davon aus, dass nicht gleich heute abgestimmt werden soll, oder?", ging dann die zweite Frage an den Consul, der die Sitzung leitete.


    Dann wandte er sich noch einmal an Iulius Centho, denn die abschließende Frage in dessen Vortrag wollte er nicht unbeantwortet lassen. "Vielleicht bietet es sich für den fraglichen Satz an, einen Passus unter dem Titel 'Die Vorrechte der Mitglieder des Exercitus Romanus' zu beginnen. Immerhin haben wir einen zu ihren Pflichten, da ist es sicher nur Recht, auch einen zu ihren Rechten zu haben." Zumindest in Macers Ohren klang das sehr schlüssig. "Und wenn es nur der eine Satz ist, der darin steht, dann ist es eben so. Vielleicht findet sich auch noch ein zweiter, der bisher woanders steht und besser dorthin passen würde." Aber dazu würde er auch noch einmal genau in den Text schauen müssen und wollte das nicht ad hoc in der Sitzung entscheiden.

    Macer ließ sich die genannten Argumente in Ruhe durch den Kopf gehen, bevor er erneut das Wort ergriff. "Bezüglich der Erben muss ich dir Recht geben, dass unter diesem Gesichtspunkt eine Erwähnung im Codex Militaris sinnvoll ist. Dennoch halte ich es weiterhin für eine gute Idee, diesen Hinweis an anderer Stelle unterzubringen als bei den Modalitäten der Berufung zum Dienst. Um bei deinen eigenen Argumenten zu bleiben, würde dem Leser dies sicher das Auffinden der entsprechenden Passage erleichtern", begann er zunächst mit dem zweiten Punkt, da er hier nur mäßigen Widerspruch zu den Ausführungen seines Kollegen äußern wollte.


    Beim anderen Punkt wurde sein Widerstand massiver. "Was die Regelungen zur Berufung zum Dienst betrifft, möchte ich mich diesem Argument dennoch nicht anschließen. Denn wir müssen doch ehrlicherweise zugeben, dass der Text ohnehin nicht sehr lang ist. Von einem Offizier, egal mit welchen Aufgaben er konkret betraut ist, erwarte ich, dass er jederzeit in der Lage ist, den Codex Militaris zu studieren und die für ihn relevanten Punkte zu finden, wenn schon die Überschrift der Absätze eine Gliederung vorgibt und seine Aufmerksamkeit lenken kann. Den Text zu verlängern, nur damit ein Offizier dann möglicherweise im Ergebnis einen oder zwei Sätze weniger lesen muss, halte ich nicht für hilfreich. Vielmehr erschwert es demjenigen Leser, der den Codex vollständig ließt, meines Erachtens das Verständnis", führte Macer dazu aus. Tatsächlich hielt Macer einen kurzen, gut und prägnant formulierten Text meistens für hilfreicher als einen längeren Text, auch wenn die einzelnen Sätze in diesem leichter verständlich waren. Und außerdem musste man ja auch an die armen Schreiber denken, die das alles schreiben mussten. Unnötig verdoppelte Passagen machten diesen sicher auch keine Freude.


    Abseits solcher Überlegungen war Macer nebenbei auch noch ein anderer Punkt eingefallen, den er nun auch noch einbringen wollte, weil er zum Thema passte. "Im übrigen ist mir gerade wieder aufgefallen, dass wir einige übliche Regelungen zu den Musterungskriterien für einfache Soldaten nicht im Codex Militaris führen. Ich denke da vor allem an das Alter und die Körpergröße. Ich denke, diese lassen sich leicht ergänzen, wenn wir ohnehin den Passus über die Berufung zum Dienst überarbeiten", schlug er daher vor. Ein einfacher Satz sollte dafür ja tatsächlich reichen.

    Den Start und die ersten beiden Runden verfolgte Macer mit sehr gemischten Gefühlen. Während sich Proteneas wie erwartet souverän nach vorne absetzte und auch Bagoas nach kurzer Zeit ganz kräftig vorne mitmitschte, hatte Amasis einen äußerst miserablen Start erwischt und fand sich nach zwei Runden reichlich ungewohnt am Ende des Feldes wieder. Das würde sehr spannend werden, wie er damit umging. Nicht viel besser schlug sich bisher auch Syennesis, auch wenn er einen etwas besseren Start hatte und nun zurück fiel. Da konnte die Albata mit ihrem neuen Fahrer offensichtlich zufriedener sein bisher.



    Die dritte Runde änderte das Bild jedoch schon wieder um einiges und die Reihenfolge veränderter sich schneller, als man das hätte erwarten können. Amasis schien seine Position am Ende des Feldes jedenfalls gar nicht zu schmecken und er setzte zu einer gründlichen Aufholjagd an. Als erstes zog er relativ leicht am unerfahrenen Syennesis vorbei und legte sich dann Manius Scorpus zurecht, um die nächste Wende zur Mitte der Runde für ein Überholmanöver zu nutzen. Dieses gelang auch knapp, wobei sich die beiden Wägen leicht berührten. Amasis störte dies augenscheinlich nicht, aber Manius Scoprus verlor sichtbar die Linie, was Syennesis geschickt für sich zu nutzen wusste, um ebenfalls mit vorbeizuziehen. Weiter vorne musste sich derweil Bagos einem heftigen Angriff von Pigor Secundus erwehren, der mit großem Schwung aus der Kurve kam und immer weiter aufholte. Am Ende der dritten Runde rasten beide gleichauf aus der zweiten Wende, während sich hinter ihnen Perikles und Lusorix ein weißes Privatduell lieferten und darin so vertieft schienen, dass auch sie noch von Amasis eingeholt wurden. Macers Laune wurde damit um einiges besser, denn jetzt fuhren die roten Fahrer da, wo er sie erwartet hatte.



    Und auch in der vierten Runde schien der rote Fahrer noch nicht am Ende zu sein mit seiner Aufholjagt, denn nun mischte er sich auch noch in das Duell zwischen Bagoas und Pigor Secundus ein. Bis zur ersten Wende der vierten Runde kam er aber noch nicht auf eine gute Position, während ganz vorne Proteneas ein klein wenig seine Pferde zu schonen schien und seinen Vorsprung nicht weiter vergrößerte. Dafür wurde hinten im Feld nun aber etwas unerwartet Lusorix durchgereicht, der nicht nur gegen seinen Factio-Kollegen Perikles den Kürzeren gezogen hatte, sondern in der ersten Wende auch relativ leicht von Syennesis überholt wurde. Aber auch auf der Geraden schienen seine Pferde unterlegen zu sein und er musste sich auch noch von Manius Scorpus überholen lassen. Vorne konnte sich kurz vor der zweiten Wende Bagoas die beste Position sichern, während dahinter das Duell zwischen Amasis und Pigor Secundus weiterging und beide die vierte Runde in etwa gleichauf beendeten.

    Macer schaute währenddessen erst einmal bei den beiden Gastfahrern vorbei und wechselte ein paar nette Worte, wie man das als Gastgeber eben so tat. Alles schien in Ordnung zu sein und beide waren offenbar bald startbereit. Also wünschte Macer beiden viel Erfolg und ein gutes Rennen und konnte anschließend noch einmal bei seiner eigenen Factio vorbeischauen, wo die Startvorbereitungen ebenfalls abgeschlossen wurden. Also gab es für ihn auch hier nichts mehr zu tun. Er wünschte den roten Fahrern ebenfalls viel Erfolg und machte sich dann auf den Weg nach oben zu den Sitzreihen, wo sein Klient schon auf ihn wartete. Auf den anderen Rängen war nicht viel los. "Das Publikum ist heute wohl leider nicht sehr zahlreich erschienen", bemerkte Macer mit leichter Enttäuschung in der Stimme, wollte sich seine Laune davon aber nicht verderben lassen.


    Über Zeichen und Rufe verständigte man sich schließlich mit den Leuten unten an der Bahn, dass alles für den Start bereit war und Macer ließ es sich als Dominus Factionis der gastgebenden Factio nicht nehmen, selber das Startsignal zu geben. "Nun denn, auf ein gutes und spannendes Rennen!", wandte er sich vorher noch einmal an Pompeius Atticus, bevor auf sein Zeichen hin die Fahrer ihre Pferde in die erste Runde trieben.

    "Wo sollte ich mir besser ein Bild von ihnen machen können als bei einem Rennen?", antwortete Macer mit einer rhetorischen Frage. "Wobei es darum ja nur bei Syennesis geht. Manius Scorpus ist ein bisschen zu alt, um noch ernsthaft eine Option für uns zu sein." Dass er trotzdem eingeladen worden war, lag eher daran, dass die Russata eine volle Bahn mit acht Fahrern haben wollte, um eine möglichst authentische und spannende Rennsituation zu haben. Jeder Fahrer mehr machte es enger und schwieriger und trug damit zur Erfahrung bei, die die anderen sammeln konnten. Und falls Manius Scorpus mit einem guten Auftritt doch noch eine Factio für sich begeistern konnte, war er der Russata vielleicht auch dankbar für diese Einladung. Und sich Dankbarkeit zu verdienen, konnte nie schaden.


    Abseits solcher theoretischer Gedanken waren praktischen Startvorbereitungen aber in vollem Gange und es wurde wirklich bald Zeit, dass alle ihre Plätze einnahmen. "Ja, sollten wir", bestätigte Macer daher die Vermutung seines Klienten. "Wir sehen uns dann gleich auf der Tribüne wieder?" fragte er, da er selber noch einmal bei seiner Factio vorbeischauen wollte und eben auch noch kurz bei den Gästen einen Besuch abstatten wollte und annahm, dass Pompeius Atticus auch nicht einfach so ohne letzte Worte an seine Factio-Kollegen nach oben verschwinden wollte.

    Die Euphorie seines Klienten war nicht zu übersehen und Macer freute sich, dass sich dieser offenbar sehr für Wagenrennen begeistern konnte. Die Factiones brauchten engagierte Mitglieder, wenn es auch in Zukunft Rennen geben sollte. "Ja, es ist ein guter Tag für ein Rennen", antwortete Macer daher ebenfalls zufrieden. "Wir sind auch im Plan mit unseren Vorbereitungen. Ich wollte noch schauen, was unsere beiden Gastfahrer machen, die wir zur Aufstockung des Feldes eingeladen haben", berichtete er dann und schaute neugierig zu dem Teil des Startbereichs, wo die Gastfahrer sich vorbereiten sollten. Auch dort sah es nach nahezu vollendeten Startvorbereitungen und freudiger Erwartung aus, wenn er die Zeichen aus der Ferne richtig deutete. "Falls es sich noch nicht herumgesprochen hat: Syennesis und Manius Scorpus fahren heute mit", schob Macer noch ein paar sachliche Informationen hinterher.

    Tatsächlich war auch Macer unten an der Rennbahn im Startbereich unterwegs. Bei ihm hatte das aber weniger damit zu tun, dass er sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte oder dass er aufgeregt war, sondern es gehörte eher zu seinen Gewohnheiten, sich zumindest bei größeren Trainingsrennen hier umzuschauen. Bei großen Rennen mit mehr Factiones hielt er sich raus, denn da waren ohnehin alle viel aufgeregter und es war deutlich voller im Startbereich. Und bei ganz kleinen Rennen, die meist auf sehr einfachen Bahnen vor der Stadt ausgetragen wurden war er häufig nicht einmal dabei. Also blieben eben nur die größeren Trainingsrennen, damit Fahrer und Betreuer mitbekamen, dass sich der Dominus Factionis auch wirklich für das interessierte, was sie taten.


    Außerdem wollte sich Macer natürlich auch mit den anwesenden Offiziellen der anderen Factio austauschen und erwartete dabei heute im Speziellen natürlich auch seinen jungen Klienten zu sehen. "Salve, Atticus!", grüßte er diesen, nachdem er ihn entdeckt und sich einen Weg zu ihm gebahnt hatte. "Ihr seid mit den Vorbereitungen im Plan?" erkundigte er sich dann.

    "Nein, eine persönliche Übergabe ist nicht notwendig", winkte der Mann ab. "Du brauchst ihm lediglich auszurichten, dass die Factio Russata vorschlägt, das gemeinsame Trainingsrennen am ANTE DIEM V NON OCT DCCCLXVII A.U.C. (3.10.2017/114 n.Chr.) auszurichten. Wir werden im Stadium Domitiani fahren", sagte der Mann dann seine Nachricht auf.

    "Sei gegrüßt. Wohnt hier ein Pompeius Atticus, der der Factio Albata angehört?" erkundigte sich der Mann. "Ich habe eine Nachricht von der Factio Russata für ihn", ergänzte er dann noch sein Anliegen. Da er weder Taschen bei sich trug noch einen Handwagen hinter sich stehen hatte, konnte man zwar wohl schon vom Augenschein her ausschließen, dass er irgendetwas verkaufen wollte, aber die Chance auf eine Antwort war wahrscheinlich trotzdem höher, wenn er gleich mitteilte, warum er besagten Pompeius Atticus suchte.