Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Macer lauschte entspannt, wie sich die beiden jungen Männer miteinander bekannt machten. Er hatte keinen Grund, sich einzumischen, denn schließlich hatten beide das Ziel, eines Tages in der Öffentlichkeit zu stehen und konnten daher jede Gelegenheit zum Üben gebrauchen. Solange sie dabei keinen Unfug anstellten, hatte Macer keinen Grund zum Eingreifen. Und die Wahrscheinlichkeit, hier Unfug zu machen, war nun wirklich gering.


    "Wenn ihr euch noch weiter ungestört unterhalten wollt, könnt ihr euch auch gerne etwas zurückziehen", bot er dann an, um einerseits die Unterhaltung nicht unnötig abzuwürgen, andererseits aber seine Salutatio weiter fortführen zu können.

    "So ist es", bestätigte Macer und hatte kein schlechtes Gewissen, seinen Tiro bisher nicht vorgestellt zu haben. Dennoch bot sich jetzt die Gelegenheit, eine Vorstellung sinnvollerweise nachzuholen. "Dies ist Decimus Scipio, Enkel des Decimus Meridius. Er absolviert derzeit sein Tirocinium Fori bei mir und möchte in der Tat den Cursus Honorum beschreiten", zählte er kurz die wichtigsten Eckpunkte auf und machte eine einladende Geste, dass die beiden jungen Männer auch untereinander ins Gespräch kommen konnten.

    Es gibt eine kleine Umgruppierung zu vermelden: Das bisherige "rohe Fleisch" heißt nun "frisches Fleisch" und fällt nicht mehr unter Rohstoffe, sondern unter Nahrung. Es kann somit nicht nur zur Herstellung anderer Waren verwendet werden, sondern analog zum Suppenhuhn und zum Fisch auch direkt verbraucht werden.

    Ein wenig musste Macer sich zusammenreißen, denn er stellte sich gerade vor, wie der junge Flavier mit seiner doch sehr kunstvollen Sprechweise vor Soldaten treten sollte. Die wenigsten der Männer würde ihn wohl verstehen. Aber genau jetzt war wohl nicht der passende Augenblick, dem jugen Flavier diesbezüglich einew Warnung mitzuteilen, so dass sich Macer rein auf den Inhalt und nicht weiter auf die Form der Frage konzentrierte.


    "Üblich ist für die senatorischen Tribunate ein Jahr, so dass es im Wesentlichen genau die Wartezeit füllt, die du ja nach deinem ersten Amt im Cursus Honorum ohnehin einhalten musst, bevor du ein weiteres Amt übernehmen darfst", klärte er den Flavier auf. "In dieser Zeit kann man auch tatsächlich schon eine Menge lernen, wenn man sich denn bemüht. Nicht alle senatorischen Tribune wollen das. Manche sitzen auch einfach nur ihre Zeit ab. Deshalb sind die Tribunate auch nicht länger. Das ist eher bei Rittern üblich, die gerne zwei oder drei Jahre auf einem Posten bleiben. Aber wie gesagt, um weitere Kenntnisse zu sammeln, kann auch ein zweites Tribunat nicht schaden", erläuterte er dann weiter.


    "Gilt auch für dich, Decimus", holte er dann einfach seinen Tiro mit ins Gespräch, der ja früher oder später vor ähnlichen Entscheidungen stand, auch wenn er nicht zwangsläufig ein Kommando anstrebte.

    Macer hatte den Eindruck, dass der junge Flavier nun ein wenig lockerer wurde. Zumindest wurde er etwas gesprächiger, verglichen mit seinen ersten Antworten. Und dazu schien er dann noch dem Militär auf eine Weise zugeneigt, die Macer gar nicht erwartet hatte. "Ja, so ist es in der Tat. Deshalb hat man ja auch die Academia Militaris, die ich leiten durfte, wieder abgeschafft, da sie die angehenden Offiziere nur leidlich gut auf den Dienst vorbereiten konnte. Ein Tribunat unter einem erfahrenen Kommandeur ist diesbezüglich wesentlich ergiebiger. Und es erweitert auch ganz allgemein den Horizont", betonte Macer noch einmal die Vorzüge der Praxis. "Auch ein zweites Tribunat kann nicht schaden, vorzugsweise in einer anderen Gegend des Reiches. Die Gegebenheiten sind manchmal doch unterschiedlicher, als man denkt. Und mehr Erfahrung erhöht natürlich auch die Chancen, später tatsächlich für ein Kommando berücksichtigt zu werden", fügte er dann noch weitere Empfehlungen an.

    Da Macer keine eigenen Klienten oder Freunde unter den Gewählten hatte, denen es ihr Wunschamt zu sichern galt, konnte er sich bei der Postenverteilung wieder einmal zurückhalten. Was sich darin äußerte, dass er so ziemlich zu jedem Redebeitrag, so er denn inhaltlich schlüssig wirkte, dezent nickte, in der Hoffnung, dass sich die Debatte nicht zu sehr in die Länge zog.

    "Wenn man unmittelbare Verantwortung für tausende Männer übernehmen und außerdem die Provinzen kennenlernen möchte, dann auf jeden Fall", bestätigte Macer, was ein Kommando aus seiner Sicht erstrebenswert machte. "Oder zumindest eine Provinz", schränkte er dann mit einem Augenzwinkern ein, denn abgesehen von der Durchreise hatte er in seiner Zeit als Kommandeur ja auch nur Germania kennengelernt.


    "Für einen Patrizier zwar eine seltenere Entscheidung, aber meine Unterstützung hast du", fuhr er dann fort. "Dann wirst du nach dem Vigintivirat auch ein Tribunat antreten wollen, nehme ich an?", dachte er dann schon weiter, da ihm erstens zum Vigintivirat keine sinnvollen Fragen einfielen und er zweitens den Wahlerfolg dieses Kandidaten bei seinem familiären Hintergrund ohnehin nur für Formsache hielt.

    Tatsächlich hatte auch Macer wie sein Klient etwas mehr an Antwort erwartet, als dass, was ihm der junge Kandidat nun hier präsentierte. "Nun, das ist bei deiner Herkunft ja auch kaum anders zu erwarten", antwortete Macer dennoch entspannt, und ohne sich die gute Laune bei dieser Salutatio verderben zu lassen. Vielleicht musste ja auch der junge Flavier erst ein wenig lockerer werden, bevor er gesprächiger wurde. So eine Vorstellungsrunde bei Senatoren war sicher auch alles andere als ein Spaziergang. "Ich glaube zumindest, dass man damit bei einem Flavius einfach rechnet. Noch dazu, wenn sein Vater Pontifex ist. Aber genug von ihm", wischte Macer dann den Druck des großen Namens beiseite. "Was sind denn deine Ziele? Schneller als dein Vater Consul werden? Ein militärisches Kommando? Ein Flaminat?", fragte er dann weit über den Horizont der anstehenden Wahl hinaus.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    "Ich bin gekommen, um dir die Grüße meines Vaters auszurichten. Er sendet mich, um dir Gelegenheit zu geben, meine persönliche Bekanntschaft zu machen, und in der Hoffnung, dich als Unterstützer für meine Kandidatur zum Vigintivirat zu gewinnen."
    Jenes Sprüchlein hatte Manius Minor gemeinsam mit Patrokolos präpariert, um nicht für jede Visite aufs Neue sich hinsichtlich seiner Worte sorgen zu müssen und bereits zu Beginn der Unterredungen sich der Popularität Manius Maiors zu bedienen, welche darauf zielte, die potentielle Barriere zwischen den etablierten Senatoren und dem in der Öffentlichkeit mäßig präsenten Kandidaten zu überwinden.


    "Ich danke für die Grüße deines Vaters", erwiderte Macer zunächst einmal die Höflichkeiten. "Bitte richte ihm ebenso meine Grüße aus. Und es freut mich zu hören, dass du seinen zweifellos großen Spuren folgen möchtest, und dich ebenso auf den Cursus Honorum begibst", fuhr er fort, denn tatsächlich fand er die flavischen Senatoren meistens überzeugend, nicht nur Flavius Gracchus, sondern auch Flavius Felix zum Beispiel. Dass diese Tradition nun fortgesetzt werden sollte, machte Hoffnung. "Was darf sich Rom denn von dir erwarten?" fragte er dann weiter und gab seinem Gast bewusst die Möglichkeit, recht frei zu sprechen und nicht gleich Detailfragen beantworten zu müssen.


    Nebenbei versicherte er sich mit einem Seitenblick, dass sein Klient Decimus Scipio auch gut zuhörte, denn genau eine solche persönliche Vorstellung bei anderen Senatoren würde er früher oder später ja auch vor sich haben, wenn er den Cursus Honorum beschreiten wollte.

    Im Hause des Senators hatte man sich ebenfalls auf die bevorstehenden Wahlen vorbereitet, was insbesondere bedeutete, dass man über die Kandidaten informiert war und die Salutatio besonder sorgfältig gesteuert wurde, damit man keinen relevanten Besuch verpasste. Dementsprechend dauerte es auch nicht lange, bis der flavische Kandidat für das Vigintivirat weit vorne unter den Wartenden einsortiert war und Macer mit den nötigen Informationen über ihn versorgt war, als er ihm gegenüber trat.


    "Salve, Flavius Gracchus Minor", konnte dieser ihn daher begrüßen. "Was verschafft mir die Freude deines Besuchs?" fragte er dann, obwohl die Antwort natürlich auf der Hand lag.

    "Sehr gut", freute sich Macer über den Tatendurst seines Tiros. "Ich kümmere mich dann schon einmal um die mögliche genaue Terminierung unserer Aktivitäten im Rahmen der Ludi Romani, so dass wir da keine Kollisionen mit anderen Veranstaltungen bekommen", bestätigte er seine nächstliegende Aufgabe. "Wir können uns ja jederzeit über Neuigkeiten informieren."

    "Nun, wenn du denkst, dass wir das organisiert bekommen, vielleicht tatsächlich zusammen mit den Urbanern, können wir das von mir aus so machen", antwortete Macer, denn tatsächlich wollte er sich in diesen Teil nicht zu sehr einmischen. Sein Tiro sollte ja auch eigenen Gestaltungsspielraum haben und außerdem hatte Macer mit solchen Wettkämpfen ohnehin deutlich weniger Erfahrung als mit Wagenrennen.

    "Ja, sicher haben die Factiones ihre festen Fahrer", widmete sich Macer zunächst diesem Thema. "Aber es ist eben deren Sache, ob sie einen freien Mann für sich engagieren oder einen Sklaven. Sind eure Fahrer alles SKlaven? Oder Freie? Oder ist das gemischt? Und falls letzteres, wer fährt, wenn bei einem Rennen nicht alle fahren können?" hakte er nach, denn eben weil es Sache der Factiones war, wusste Macer nur sicher, wie es die Russata handhabte, aber nicht wie es die anderen Factiones hielten.


    "Aber ein separates Rennen ohne die Factiones finde ich in Ordnung. Wobei die größte Schweirigkeit der Teilnehmer ja sein dürfte, an ein Gespann zu kommen, nicht wahr? Das hat man ja eher nicht einfach so im Garten stehen, um es ausgerechnet jetzt benutzen zu können", sinnierte er mit einem Augenzwinkern. "Und bei den anderen Wettkämpfen würde ich kleinere Summen für die Einzelwettbewerbe ausloben. Teilnehmer zu finden, die an allen Disziplinen teilnehmen wollen ist vielleicht schwieriger. Außerdem muss dann ja wieder alles nacheinander stattfinden und es wäre unfair, wenn die einen schon erschöpft von früheren Wettkämpfen antreten und dann auf erholte Gegner treffen, die nur in einer Disziplin starten", steuerte Macer dann auch zum letzten Punkt einige Gedanken bei.

    Macer hatte noch nie derartige Wettkämpfe ausgerichtet, so dass er keine Ahnung hatte, was ein angemessenes Preisgeld war. "Ich weiß es auch nicht", gab er daher zu. "Aber 20 bis 30 Athleten hört sich schon einmal gut an, denke ich."


    Bei der weiteren Idee war er nicht ganz sicher, ob er sie richtig verstanden hatte. "Du meinst, als Wagenlenker? Und in einem zusätzlichen Rennen?", fragte er daher nach. "In einem normalen Rennen ist es ja letztlich Sache der Factiones, wen sie als Lenker einsetzen. Also, ob es ein Bürger oder ein Freier oder ein Sklave ist. Wobei Frauen offensichtlich unüblich sind."

    "Nun, warum nicht. An was für einen Preis dachtest du? Und wie viele Teilnehmer sollte es geben?", fragte Macer dann interessiert nach den Details des Plans. Immerhin konnte man kaum einen Wettbewerb für tausende Teilnehmer sinnvoll organisieren, aber andererseits kamen sich ein paar wenige Wettkämpfer im großen Circus auch schnell etwas verloren vor. Und auch für die Zuschauer musste es ja nach etwas aussehen.

    "Im Zusammenhang mit den Ludi Romani stellt sich die Frage ja gar nicht mehr wirklich", stellte Macer fest. "Natürlich wird es da mehr als nur Wagenrennen geben. Weitere Wettkämpfe dürfen da genauso wenig fehlen wie Märkte, Schauspiele und Symposien", zählte Macer auf. "Können wir natürlich nicht alles alleine planen, brauchen wir aber ja zum Glück auch nicht. Ich würde einfach sagen, ich spreche mich mit anderen Senatoren und sonstigen potenziellen Ausrichtern von Programmpunkten ab, wann wir den Circus für uns haben und dann stellen wir ein passendes Programm zusammen", schlug er dann vor.