Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Zitat

    Original von Cicero Octavius Anton
    Um die Arbeit unserer Justiz und unserer Behörden zu verbessern, wäre ich für die Schaffung eines Archivs wo alle Straftaten, samt den Fakten festgehalten werden.


    "Ich erinnere mich, in meiner Zeit am Gericht einen Raum mit der Aufschrift "Gerichtsaktenlager" gesehen zu haben. Ich hoffe man verzeiht mir, dass ich keine Zeit gefunden habe, diesen Raum näher zu begutachten oder mich gar selbst um die Einlieferung der Akten zu kümmern, aber ich denke, dass genau dieser Raum sehr geeignet wäre."

    "Heute wollen wir uns mit dem Beginn einer Belagerung befassen, also der ersten Phase vor, während und direkt nach dem Eintreffen des Angreifers am Ort des Geschehens. Wir werden diese Phase von beiden Seiten betrachten und beginnen mit dem Angreifer.


    Dieser muss zwei Ziele verfolgen: die gegenerische Befestigungsanlage vollkommen von der Außenwelt abschneiden, um Nachschub an Truppen, Material und Nahrung für die Belagerten zu unterbinden sowie seine eigenen Stellungen ausbauen und befestigen, um Gegenangriffen der Belagerten standhalten zu können. Glücklicherweise sind sich diese beiden Ziele sehr ähnlich, denn Anlagen, die geeignet sind, den Gegner an einem Ausfall zu hindern sind in der Regel auch dazu geeignet, die Zuwegung zum belagerten Ort zu blockieren. Üblich sind Wall- und Grabenanlagen sowie Pallisaden. Dabei ist auf den richtigen Abstand zur belagerten Festung zu achten! Liegt der Belagerungswall zu nah an der Festung, liegt er im Einflussbereich von gegnerischer Artillerie oder Bogenschützen und kann nicht sicher gehalten werden. Der Verteidiger könnte dann unter dem Schutz von eigenem Sperrfeuer einen Ausfall machen und Teile des Walls zerstören. Liegt der Wall dagegen zu weit von der belagerten Festung entfernt, so ist der Angreifer zwar vor feindlichen Attacken sicher, kann aber seinerseits seine Fernwaffen nicht ausreichend nah an die Festung heran bringen. Außerdem wird sein Anlauf zur Festung länger und schnelle, überraschende Angriffe damit schwieriger. Ein weiterer Nachteil eines zurückgezogenen Walles ist seine Länge. Je weiter der Belagerungskreis gezogen wird, desto einfacher wird es für den Verteidiger, eine schwache Stelle zu finden, oder der Belagerer braucht eine sehr große Masse an Truppen, um den Wall zu schützen.
    Um derartigen Problemen zu begegnen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen können die Belagerungswälle natürlich so massiv errichtet werden, dass der Gegner sie nicht leicht überrennen kann. Dies kostet allerdings sehr viel Zeit und Material und ist daher eigentlich nur in Ausnahmefällen für kurze Abschnitte denkbar. Wesentlich einfacher ist der Einsatz von zusätzlichen Annäherungshindernissen vor dem Wall. Besonders wichtig sind Fallgruben und die sogenannten Krähenfüße und Stimuli. Fallgruben verschiedener Größe können im Schutz der Nacht von kleinen Trupps errichtet werden und sind zum einmaligen Aushalten von Angriffen sehr effektiv und zumde verbrauchen sie praktisch kein Material. Nachteilig wirkt sich aus, dass man Fallgruben selten dicht genug setzen kann; der Gegner also immer zwischen ihnen hindurch kommt. Außerdem lassen sich die Gruben selten tief genug gestalten, um Gegner ernsthaft zu verletzen. Indem man angespitze Holzpfosten in diese Gruben steckt kommt man diesem Ziel sehr viel näher.
    Etwas materialaufwändiger sind die Krähenfüße und Stimuli. Krähenfüße bestehen einfach aus vier kurzen, in alle Richtungen abstehenden eisernen Widerhaken und können von einem Schmied schnell hergestellt werden. Zu ihrem Einsatz braucht man sich nicht einmal aus seiner Deckung zu wagen, sondern schleudert sie einfach ins Vorfeld. Dicht genug gestreut sind sie vor allem gegen Reiterattacken ein sehr wirksames Mittel! Mit Abstand die brutalste Methode sind allerdings die Stimuli. Hier wird nur ein kleiner Widerhaken in einen kurzen Holzpfahl geschlagen und dieser in den Boden gerammt. Ein Mann, der dort hinein tritt, macht in seinem Leben keinen weiteren Schritt mehr!
    Natürlich müssen bei all' diesen Annäherungshindernissen Gassen gelassen werden, durch die der Angreifer selber unbeschadet zur Festung vorrücken kann.


    Der Belagerer muss sich allerdings nicht nur zur Festung hin schützen, sondern auch seine Deckung nach außen beachten, um nicht von einem Entsatzheer des Feindes im Rücken angegriffen zu werden. Möglicherweise muss sich der Belagerer also zwischen zwei Wallanlagen verschanzen, um seine eigene Postition zu halten! Dementsprechend wichtig ist die Planung einer Belagerung, um nicht plötzlich selbst unerwartet und ohne Vorräte zum Belagerten zu werden.


    Eine Festung, die sich darauf vorbereitet, belagert zu werden, wird sich ebenfalls vor allem um ihre Vorräte sorgen. Selbstverständlich am wichtigsten sind Nahrungsmittel und Wasser, aber auch alle art von Kriegsmaterial von Öl für Brandgeschosse über Seile und Sehnen für Artillerie bis hin zu Knochen und Leder für Rüstungen und Waffen sollte alles eingelagert werden, was zu bekommen ist und nützlich sein kann. Selbst an die banalsten Dinge wie Brennholz will gedacht sein! Im übrigen sollte es für einen Feldherrn keine Schande darstellen, alle nicht kampffähigen Personen rechtzeitig wegzuschicken (das gilt natürlich insbesondere bei der Verteidigung von Städten), um eine unnötige Belastung der Vorräte zu vermeiden. Frei Flächen innerhalb der Befestigung sollten konsequent für den Anbau schnell wachsender Nahrungsmittel genutzt werden.
    Weiterhin gilt in Sachen Befestigung für den Verteidiger natürlich das selbe, was ich eben auch für den Angreifer gesagt habe: Annäherungshindernisse sollten die festen Verteidigungsanlagen ergänzen. Selbstverständlich ist es aussichtslos, eine ohnehin schon schlecht gesicherte Stellung nur mit ein paar zusätzlichen Fallgruben sichern zu wollen. Also sollte jede Stellung, bei der mit einer Belagerung gerechnet werden muss, schon rechtzeitig vorher mit einem sinnvollen System aus Gräben, Wällen und Mauern umgeben werden und durch Türme und Geschützpositionen gesichert werden. Auf Details dazu gehe ich jetzt aber nicht ein; vielleicht gibt es ja mal eine Vorlesung zum Festungsbau.


    Wir wollen uns beim nächsten Mal lieber ansehen, wie man denn nun diesen Befestigungen zu Leibe rückt und was der Verteidiger dagegen tun kann."

    Schon wenige Tage später waren die ersten Schiffe zurück - und mit ihnen ein Teil der LEGIO I und ihr Legat Macer. Nachdem der Hafenkommandeur den drei Kohorten einen Übergangslagerplatz in der Nähe des Hafengeländes zugewiesen hatte, zog er sich mit Macer und einigen Offizeren zu einer Lagebesprechung zurück.


    "Wissen wir inzwischen etwas genaueres zur Lage in Africa?" erkundigte sich Macer. "Nein, die Berichte aus Rom bleiben vage. Unsere Kameraden aus Ravenna haben den Befehl erhalten, zur Erkundung nach Aegyptus und entlang der africanischen Küste zu fahren, um die Lage zu sondieren."
    "Ist mit einem Ausfall des Getreidenachschubs für Rom aus Aegyptus zu rechnen." "Ja, wir müssen von einem Ausbleiben der Transporte ausgehen." "Wann werden wir Gewissheit haben? Wann müsste der nächste Transport Misenum passieren?" "Schon in den nächsten Tagen." "Dann hoffen wir, dass er kommt."


    Die Männer diskutierten weiter über mögliche Landungsorte der Aufständischen, die Einrichtung von Patrouillen Richtung Africa und über die Unterbringung der gesamten Legion in der Nähe des Hafens. Mit dem Eintreffen der Schiffe aus Genua war allerdings erst in einigen Tagen zu rechnen.

    Am nächsten Morgen war im Hafen nicht mehr viel vom abendlichen Besuch der LEGIO I zu sehen. Ein paar abgebrannte Fackeln lagen noch auf kleinen Haufen zusammen und hier und da baumelte ein feuchtes Seil von der Kaimauer.


    Noch vor dem Morgengrauen hatten die letzten Schiffe ablegen können, nachdem drei Kohorten nach und nach mitsamt ihrem Material auf die Schiffe verladen worden waren. Einige nicht benötigte Schiffe waren sofort weiter Richtung norden gesegelt, um ggf. bei der Verladung des anderen Truppenteils in Genau zu helfen, der Rest verliess den Hafen in südliche Richtung.

    Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichte die LEGIO I nach einem langen Marschtag den Lagerplatz. Der Praefectus Castrorum ersparte den Männern das aufwändige Schanzen; eine Barriere aus Schanzpfählen, die zu dreibeinigen Stacheln zusammengebunden wurden, musste reichen. Mit Feindberührung war hier nun wirklich nicht zu rechnen.
    Erschöpft setzten sich die Legionäre vor ihre Zelte und bereiteten ihr Abendessen zu. Ihre Laune war nicht besser geworden, ihre Unsicherheit eher größer. Genaueres zum Aufstand hatte man den Tag über nicht erfahren und alles, was man durch mehrmaliges Nachfragen erfahren konnte, waren bald nur noch Gerüchte und wilde Phantasien.

    Macer betrat wieder einmal das Auditorium und blickte über die nicht mehr ganz so große Schar von Zuhörern. "Es freut mich, dass Sie sich hier eingefunden haben, um mit diesem Cursus und der dazugehörigen Prüfung ihr Examen Tertiam in Angriff zu nehmen. Ich nehme an, Ihnen ist bekannt, dass sich die Prüfung aus einem schriftlichen Teil und einem Kolloquium zusammen setzt.
    Gibt es Fragen zu den Formalitäten?"


    Er blickte in die Runde und schritt dann zum Lesepult.


    "Dann können wir uns ja nun in die Materie stürzen. In diesem Cursus möchte ich Ihnen einiges an Wissen über den Belagerungskrieg vermitteln. Wir werden uns mit dieser besonderen Situation in der Kriegsführung sowohl aus dem Blickwinkel der Angreifer als auch aus dem Blickwinkel der Verteidiger befassen und dabei technische und taktische Möglichkeiten sowohl grundsätzlich als auch an konkreten Beispielen behandeln.


    Die heutige Vorlesung möchte ich einem kurzen Überblick über die Herkunft und Geschichte des Belagerungswesens widmen. Schon immer haben Menschen nicht nur die offene Feldschlacht gesucht, sondern auch versucht, den Gegner von bestimmten Plätzen zu vertreiben. Und natürlich hat der Gegner stets versucht, diese Plätze so zu befestigen, dass er die Stellung halten konnte.
    Schon vor 1000 Jahren haben die Völker des Ostens, die ja schon sehr viel länger als z.B. die Barbaren im Norden stabile Bauweisen kennen und technisches Geschick besitzen, Belagerungskriege geführt. Schon die Assyrer verwendeten Belagerungsrampen, Belagerungstürme, Sturmleitern und Rammböcke im Angriff und die Verteidiger wehrten sich mit allerlei technischen Vorrichtungen, um diese Geräte zu zerstören und gruben Tunnel, um feindliche Rampen zum Einsturz zu bringen. Beide Seiten machten Gebrauch von Bögen und Geschützen, um sich mit brennenden und nicht brennenden Geschossen zu bekämpfen. Schon damals gab es zwei grundlegende Techniken für eine Belagerung: den gewaltsamen Sturmangriff und die Blockade.
    Das alles - insbesondere die lange Tradition der assyrischen Bogenschützen - ist für Sie natürlich nicht neu und gehört noch heute zum Programm einer Belagerung. Was natürlich nicht weiter verwundert, denn nach den Assyrern folgten die Perser und setzten die oben genannten Techniken ebenfalls ein, bespielsweise auf ihren Kriegszügen in den heutigen Provinzen Asia, Thrakia und Achaia. Die dort lebenden Griechen steckten manche Niederlage ein, reagierten aber auch auf die Angriffe und trieben die Entwicklung von Verteidigungsanlagen weiter voran. Es wurden verbesserte Mauertechniken entwickelt, raffinierte Torkonstruktionen ersonnen und die Anordnung von Türmen in einer Mauer perfektioniert. Und in gleicher Weise wurden Techniken der Angreifer adaptiert, weiter verbessert und als Vorlage für Neuentwicklungen verwendet. So dürfen wir davon ausgehen, dass die Griechen, deren mathematisches und technisches Geschick wir ja noch heute bewundern und nutzen, die Erfinder der Torsionsgeschütze sind, die ja heute einen Großteil unseres Geschützvorrats ausmachen. Mit der vielfältigen Anwendung des Torsionsprinzips für Stein- und Pfeilgeschütze werden wir uns ausführlich befassen. Diese Geschütze finden sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung bei einer Belagerung Anwendung und können bei richtigem Einsatz den Ausgang einer Belagerung entscheidend beeinflussen.
    Bleiben wir noch kurz bei den Griechen, die nicht nur Torsionsgeschütze bauten, sondern auch riesige fahrbare Belagerungstürme planten. Über diese sollten die Angreifer an feindliche Mauern herangeführt werden und über Brücken auf verschiedenen Etagen auf die feindliche Befestigung herübersteigen können, während Geschütze im inneren des Turms oder auf seiner obersten Plattform Feuerschutz leisteten. Ganz so effektiv waren diese Türme aber eher selten, wie wir ebenfalls im Verlauf der Vorlesung sehen werden. Ein wahres Wunder an Effizienz waren allerdings die gewagten Maschinen, die angeblich ein einziger Mann - Archimedes - zur Verteidigung der Stadt Syrakus erfand und damit eine römische Belagerung beinahe im Alleingang erfolglos hätte werden lassen. Nicht nur seine äußerst sinnvolle Anordnung von Geschützen auf mehreren Mauerringen machte den Angreifern zu schaffen, sondern seine Geräte waren sogar in der Lage, mit einem langen Hebelarm angreifende Schiffe aus dem Hafenbecken zu schleudern und zu versenken!
    Nun ist Ihnen natürlich bekannt, dass wir die Stadt trotzdem erobern konnten - Erfolg brachte ein Überraschungsangriff. Wir dürfen uns in einer Belagerung also niemals nur auf die Überlegenheit einer Technik oder Methode verlassen, sondern immer alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten im richtigen Augenblick nutzen.


    Wie ich zu Beginn erwähnte, kommt es immer dann zur Belagerung, wenn man einen Gegner gewaltsam von einem bestimmten Platz vertreiben möchte. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Der einfachste Grund ist natürlich, dass man diesen Gegner bekämpfen möchte, der Platz also nur deshalb von Bedeutung ist, weil sich dort der Gegner befindet. Nicht immer ist dann eine Belagerung erfolgreich, weil der Gegner sich möglicherweise rechtszeitig zurück zieht und den Platz aufgibt. Diese Erfahrung musste z.B. Gaius Iulius Caesar machen, als er im Krieg gegen die Veneter deren Küstenstädte angriff: Sobald sie sein Heer anrücken sahen, verluden sie allen beweglichen Besitz auf Schiffe und segelten schnell zu einem anderen Siedlungsplatz!
    Anders sieht es aus, wenn der belagerte Ort als solcher von Bedeutung ist und der Gegner ihn daher unbedingt halten will. Möglicherweise befinden sich größere Mengen Gold oder wertvoller Rohstoffe in der Stadt oder im Hafen ankert eine große Flotte, die dem Angreifer in die Hände fallen würde, wenn man die Stadt verliert. Die Möglichkeiten auf derartige Beute sind vom Angreifer zu berücksichtigen, denn eine Belagerung ist nicht billig und lohnt sich nicht immer. Im eben genannten Fall entschied sich Caesar logischerweise gegen weitere Belagerungsversuche, da sie nutzlos waren. In anderen Fällen waren Belagerungen höchst erfolgreich, wie zum Beispiel die Einnahme von Carthago Nova durch Scipio, bei der der Wert der Beute den Wert der gewonnen Stadt als solche weit überstieg.


    Nicht immer muss eine Belagerung übrigens eine langwierige, gewaltsame Konfrontation größerer Truppenmassen sein. Eine geschickte Kriegslist im richtigen Augenblick kann eine Belagerung zu einem raschen und überraschenden Ende führen. Auch solche Tricks werden im Laufe der Vorlesung immer mal wieder zur Sprache kommen."

    Am Tor steht ein offensichtlich schon älterer, reichlich dünner Soldat mit ein paar Zahnlücken. Er geht wenig freundlich mit dem berittenen Boten um: "Tja, Pech gehabt mein Freund - LEGIO I ist gerade nich zu Hause. Marschbefehl Richtung Genua. Hast drei Möglichkeiten: mir den Brief geben, dann verschwindet er im Schrank, bis die Kameraden zurück sind, hinterherreiten und das Ding persönlich abgeben oder nach Rom reiten und versuchen, es an unserem alten Lager los zu werden."

    Den Untersuchungsbericht habe ich leider nicht, nur einige Texte, die sich auf die dort gemachten Angaben beziehen, insbesondere im Blick auf die Legionäre.
    Autorin der Studie ist Amerikanerin Sara C. Bisel, von der es wohl nicht nur eine Publikation zu dem Thema gibt. Google wirft vor allem immer "The Secrets of Vesuvius" raus, aber ob das die entscheidende ist, weiss ich nicht.

    Der Tribun grüßte ebenfalls und nickte. "Ja, die Reiterei kann nach vorne. Die Optiones werden schon aufpassen, dass wir keinen verlieren und bei unserem Marschtempo fällt uns hier nun wirklich niemand in den Rücken.


    Auf halber Strecke nach Placentia schlagen wir das Nachtlager auf. Sucht uns einen geeigneten Platz."

    "Die Kutsche da weg! Platz da sage ich!" Der Soldat schien wirklich nicht zum Scherzen aufgelegt und dirigierte die Kutsche in eine kleine Durchfahrt zwischen zwei Lagerhallen.
    Die Kaianlagen waren von Fackeln hell erleuchtet, während das Städtchen Ostia in der Ferne schon weitgehend in Dunkelheit lag. Nur vom hoch aufragenden Theater schimmerte es noch hell herüber. Für solch romantische Szenen hatten die Soldaten im Hafen allerdings keinen Blick. Aus der Dunkelheit, die die Straße nach Rom verschluckte, schallten Huftritte und das markante Geräusch von benagelten Sohlen auf Steinplatten herüber - die LEGIO I war im Anmarsch.


    Kurz darauf trabte eine Reitergruppe ins Licht und einer der Männer fragte nach dem Flottenkommandeur. Dieser wartete vor einem der Schiffe und empfing die Reiter. Einer von ihnen war Legat Macer, der nun abstieg und die Flottenoffiziere grüßte. "Danke, meine Herren, für die hervorragende Pünktlichkeit. Sind die Schiffe bereit zur Aufnahme der Legionäre?"
    Der Offizier bestätigte das. "Gut! Dann übernehmt ihr hier das Kommando beim einschiffen. Die Turma hier und eine Kohorte kann mit auf mein Schiff?"
    Wieder bestätigte der Offizier und zeigte auf eines der größeren Schiffe in der Nähe. "Werden wir noch heute abend ablegen können?"
    Noch einmal nickte der Offizier. "Ja, der Mond scheint hell, die See ist ruhig und die Gewässer sind uns mehr als bekannt."
    Macer war zufreiden und wandte sich an die inzwischen im Hintergrund zusammengekommenen Centurionen. "LEGIO I klar zum Einschiffen. Die Flottenoffiziere übernehmen das Kommando und verteilen euch auf die Schiffe. Wir legen noch heute abend ab."

    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Vibullius
    Und Skeletten sieht man nicht an, ob sie Sklaven aus Germanien waren oder arme Römer.


    Oooh, da tust Du den fleißigen Archäologen und Paläopathologen aber Unrecht! :D
    Und gerade bei den Pompeji-Analysen ist es ja so, dass dort nicht Skelette, sondern durch die Asche vollständig konservierte Körper untersucht wurden, zum Teil sogar mit Bekleidungsresten. Da sind germanische Sklaven und Originalrömer dann doch recht leicht zu unterscheiden...

    Im Hafen von Ostia herrschte seit einige Stunden reger Betrieb. Unzählige Kriegsschiffe der misenischen Flotte waren von Süden kommend vor der hafeneinfahrt vor Anker gegangen und fuhren dann langsam eines nach dem anderen in den hafen ein und machten dicht an dicht neben an der Kaimauer fest. Breite Holzstege wurden ausgefahren um die Schiffe gut begehbar zu machen und die wenigen Seesoldaten, die auf de Schiffen waren, sorgten rasch für Bewegungsfreiheit auf dem Hafengelände.


    Natürlich hatte jeder halbwegs informierte Bürger die Gerüchte schon gehört: ein Teil der LEGIO I war auf dem Weg hierher und sollte von der Flotte abgeholt werden. Und da das überraschende Ziel der Truppe nicht das neue lager im Norden italiens war, sondern der Aufbruch in eine ungewisse Kriegsmission, wurde die ganze Aktion mit etwas größerer Disziplin, Eile und Grimmmigkeit durchgeführt, als es sonst der Fall gewesen wäre.

    Mir kommen die 1,50 m ein wenig arg klein vor. Die Untersuchung der Leichen aus Pompeji ergab eine Durchschnittsgröße von 1,68 m für Männer und 1,53 m für Frauen.


    Für die Legion gibt Vegetius eine Mindestgröße von 6 Fuß an, das wären knapp 1,75 m! Das passt natürlich nur für seine Zeit (4. Jh.), wo viel mehr Provinziale in der Armee dienten, die in der Regel größer waren als der durchschnittliche italienische Römer. Und möglicherweise galt das nur für die erste Cohorte, so wie man bei uns heute eine bestimmte Größe haben muss, um als T1 gemustert zu werden.


    Ach ja, in Pompeji lag auch ein Legionär rum: 1,72 m, vermutlich 37 Jahre und mit sechs fehlenden Zähnen.

    Der diensthabende Tribun war nicht wirklich erfreut, sich in der Alarmsituation auch noch mit solchen Formalitäten aufzuhalten. "Jaja, geht schon in Ordnung, wir sind sowieso auf dem Weg in eure Richtung. Wenn wir an Ostia vorbeikommen schmeißen wir einen über Bord, der kann dann zu euch schwimmen..."
    Er blickte in das verdutzte Gesicht des Boten. "Sonst noch was? Oder sollst Du den Mann gleich als Geschenk verpackt mitbringen?"

    Am Morgen wurde früh geweckt und die Soldaten standen hastig nach einer unruhigen Nacht auf. Viele machten sich Sorgen. Bisher blieb alles nur Gerüchte, niemand wusste genaues. Gingen sie nur nach Misenum, oder würden sie nach Africa verlegt? Würden sie jemals wieder nach Mantua zurück kehren? Wo waren jetzt ihre kameraden, die noch gar nicht in Mantua angekommen waren? Ob die Aufständischen wussten, dass ihnen bald die LEGIO I gegenüber stehen würde? ...


    Es war kalt und windig, als sich die Truppe nach dem dritten Trompetensignal formiert hatte und sich in Richtung Genua in Bewegung setzt. Die Offiziere trieben zur Eile, man wollte deutlich mehr Strecke schaffen als noch auf dem Hinweg nach Mantua.

    Macer sprach gewöhnlich immer ruhig und in gemäßigtem Ton zu seinen Soldaten, auch wenn er Strafen verteilte, so brüllte er dabei selten herum, wie es die Optiones oder einige nichtsnutzige Tribune gerne tun, aber diesmal wurde er doch etwas lauter als üblich:


    "Soldat, wonach sieht es hier aus? Packen wir hier gerade unsere Urlaubskoffer oder stellen wir Marschbereitschaft her?!? In Africa rebellieren Legionen, die erste Legion soll sich diesem Feind stellen und Du möchtest deine Familie besuchen?!? Zu deiner Einheit mit Dir, aber ein bischen plötzlich, bevor ich dich degradieren lasse!"


    Ein Centurio betrat das Zelt und machte dem Legatus Meldung, so dass das Gespräch mit dem Eques beendet war.

    Die Signalhörner schallten bis in die hinterste Ecke des Lagers und brachten den Lagerbetrieb für einen Augenblick zum erstarren. Eine Erstarrung, die Sekunden später in heftiger Bewegung explodierte. Soldaten eilten zu ihren Stuben, setzten die Helme auf und standen kurze Zeit später aufgereiht in den Lagergassen. Centurionen fuchtelten mit ihren Stöcken herum und brüllten Befehle. Die Trossknechte, die im Lager bei den Tieren waren blickten sich verängstigt um und drückten sich an die Wände der Barracken, um die umher eilenden Soldaten nicht zu behindern.


    Die Centurionen blickten ernst und verbissen, als sie ihnen Männern eröffneten, warum es Alarm gab: Soldaten, soeben hat uns die Meldung erreicht, dass sich die africanischen Legionen gegen Rom erhoben haben. Wir sind die LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS und wir werden uns diesem Gegner stellen! Wir haben den Marschbefehl erhalten, nach Misenum verlegt zu werden.


    Soldaten - Marschbereitschaft herstellen. Abmarsch morgen früh! Richtung Genua. Die Flotte holt uns dort ab.


    Weggetreten!"

    "Nun, das ist doch mal ein Wort. Schauen wir mal nach..."
    er kramte kurz in den Akten, fand eine Wachstafel, warf einen kurzen Blick hinein, griff zum Stylus, um einen Eintrag auf der Tafel zu steichen und machte dafür eine Notiz auf einer anderen.
    "... ja, passt. Willkommen bei der Legionsreiterei!"


    IM NAMEN DES IMPERIUM ROMANUM
    UND
    DES KAISERS VON ROM


    ERNENNE ICH DEN:


    OPTIO
    Appius Tiberius Commodus


    BEI: LEGIO I TRAIANA


    MIT WIRKUNG VOM


    ANTE DIEM III KAL FEB DCCCLV A.U.C. (30.1.2005/102 n.Chr.)


    ZUM


    DECURIO


    BEI: LEGIO I TRAIANA


    im Auftrag
    DES LEGATUS LEGIONIS



    MANTUA, ANTE DIEM III KAL FEB DCCCLV A.U.C.