Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Die beiden Iulier machten offensichtlich keine Umstände und kamen gleich zur Sache, indem sie geradezu eine Agenda für dieses Treffen aufstellten. Macer war das durchaus recht, denn so wusste er, was ihn erwartete. Immerhin war er es gewohnt, dass ein Aufenthalt in den Thermen nicht immer nur Entspannung war, sondern zum Teil auch geschäftlicher Natur.


    "Eine Studienreise? Wo warst du denn und wie lange?" erkundigte er sich erst einmal, bevor er auf das eigentliche Anliegen einging. Neben tatsächlichem Interesse an der Reise gab ihm die Frage auch Zeit, selber darüber nachzudenken, welche Vorteile für sich selber er aus einem Patronat wohl erwarten oder einfordern konnte.

    Ein einzelner Satz in einem Thread, in dem Centho vor zwei Monaten zuletzt gepostet hat? Nicht wirklich. (Und damit genug Off Topic in diesem Thread. Falls noch Bedarf besteht, haben wir einen SL-Postkasten.)

    Macer war auch erst wenig vor seinen kommenden Gesprächspartnern in Bad gekommen, so dass er kaum Vorsprung hatte und sie ihn bereits im Tepidarium antrafen. "Salve, Iulius Dives. Sale Iulius Pacuvius. Es freut mich, dass ihr mich gefunden habt. Man sagte mir, dass ihr euch heute zu mir gesellen wollt", begrüßte er sie und gab damit zu erkennen, dass die Hauspost in der Casa Purgitia bestens funktionierte. Tatsächlich war Macer recht stolz auf seine guten Hausangestellten und vor allem seinen tüchtigen Laufburschen, durch den er sich sicher sein konnte, über alle wichtigen Geschehnisse umgehend informiert zu werden, selbst wenn er nicht zu Hause war.


    "Also, gesellt euch zu mir", lud er die beiden Iulier dann noch einmal explizit ein, ihm bei seinem Badegang Gesellschaft zu leisten. "Was kann ich für euch tun? Wir hatten noch nicht das Vergnügen einer Bekanntschaft, Iulius Pacuvius? Oder habe ich dich auf erwähnter Hochzeit nur übersehen?", griff er dann den angebotenen Gesprächsfaden auf.

    "Eher der Verwaltung", antwortete Macer zügig, denn immerhin kannte er die näheren Karrierepläne seines Klienten genauer. "An militärischen Dingen hatte er bisher wenig Interesse, dafür aber an den Aufgaben eines Director Ludi beispielsweise. Aber auch andere Verwaltungstätigkeiten traue ich ihm ohne weiteres zu, zumal er bereits für Senator Germanicus Sedulus arbeitete und für die Wasserversorgung der Stadt", zählte er einige Referenzen auf, um sein Urteil zu unterstützen. Sein Klient konnte ihm zumindest nicht vorwerfen, dass Macer sich nicht bemüht hatte, denn bei seinem schlechten Gedächtnis grenzte es schon an ein Wunder, dass er sich diese Fakten überhaupt gemerkt hatte.

    Die geforderten Auskünfte konnte der Türhüter selbstverständlich sofort geben und tat dies auch breitwillig. "Der Consular sucht üblicherweise die Thermae Agrippae auf. Die Zeit in etwa zwischen der siebten und der neunten Stunde des Tages ist die günstigste, um ihn dort anzutreffen." Was natürlich keine Garantie war, da es immer sein konnte, dass Macer aufgehalten wurde oder andere Absprachen traf, aber er hätte seinem Türhüter auch nicht gestattet, solche Daten bekanntzugeben, wenn sie völlig unzutreffend wären.


    Sim-Off:

    Mach' einfach einen Thread in den Thermen auf, ich komme dann dazu.

    "Salve", antwortete der Türhüter auf die Begrüßung, nachdem er die Tür geöffnet hatte. "Ein privates Gespräch oder auch ein vertrauliches? Falls ersteres, kann ich dir empfehlen zu versuchen, den Consular in den Thermen anzutreffen. Für ein vertrauliches Gespräch kann der Sekretär des Consulars dir sicher einen Termin geben. Soll ich hin rufen?"

    "Irgendwie ziehen wir aus denselben Beispielen unterschiedliche Schlüsse", stellte Macer schmunzelnd fest und nahm wieder einen Schluck aus seinem Becher. "Denn mit den Lieferanten sprichst du ja genau das an, was ich eben auch sagte: Wer keinen Auftraggeber hat, der kann auch kein Geld erwarten. Wer dich also ungefragt beliefert, den bezahlst du erst einmal nicht. Wenn ich ungefragt ein Rennen ausrichte, kann ich also auch nicht erwarten, dass mich jemand dafür bezahlt. Und noch ein Aspekt deines Beispiels passt zu meiner früheren Aussage: Du hast einen Stammlieferanten und die anderen brauchen Empfehlungen, um eine Chance zu bekommen. Wenn ich ein Rennen ausrichte, weiß ich auch, wen ich üblicherweise einlade und andere lade ich auf Empfehlung hin ein", führte Macer aus und hoffte, dass er das Beispiel damit richtig aufgegriffen hatte. Das Reden über Lieferanten steigerte jedenfalls den Appetit und so steckte er sich erst einmal wieder einen Bissen in den Mund und schaute nebenbei, was eigentlich der jüngste Gast am Tisch von diesem Gespräch hielt, an dem er sich auch weiterhin nicht beteiligte.

    Den ersten Teil der philosophischen Ausführungen konnte Macer noch gut nachvollziehen, zumal er ja auch schon mit Fahrern gesprochen hatte und ganz verschiedene Lebensläufe kannte, die letztlich darin geendet hatten, dass eben jemand Rennfahrer geworden war. So verschieden die Menschen, so verschieden waren eben auch die Gründe, die sie dazu bewogen hatten, diesen Beruf zu ergreifen. Zumindest für eine Weile, denn ein Beruf für's Leben war es ja nicht, sofern man nicht bei einem Rennunfall ums Leben kam. Aber bevor Macer darauf näher eingehen konnte, trugen ihn die weiteren Ausführungen von Iunia Axilla weiter davon und Macer kratzte sich dezent am Kopf. Irgendwo hatte sie ihn jetzt abgehängt.


    "Naja, wenn du eben fragtest, wozu jemand Rennfahrer wird, kannst du jetzt auch fragen, wozu richtet überhaupt jemand Wagenrennen aus? Die allerwenigsten tun es jedenfalls für einen Auftraggeber", stellte Macer fest. "Und wenn man keinen Auftraggeber hat, kann man auch keine Bezahlung erwarten, oder? Ansonsten könnte ich jetzt auch spontan beschließen, das Dach meines Hauses neu decken lassen und dafür Geld von den Dachdeckern verlangen, denn ich gebe ihnen so ja die Möglichkeit, ihre Arbeit in der Öffentlichkeit zu präsentieren", konstruierte er dann ein Beispiel analog zu der Argumentation, die er meinte von Iunia Axilla vernommen zu haben. Diese Argumentation kam ihm alles andere als tragfähig vor.


    Um über das Gespräch das Essen nicht kalt werden zu lassen, griff Macer auch zwischendurch immer wieder zu und spülte ab und zu einen Bissen mit einem Schluck Wein herunter, damit ihm beim Sprechen nichts unbeabsichtigt aus dem Mund fiel.

    Tatsächlich hatte Macer noch ein Anliegen, dass er bei dieser günstigen Gelegenheit mit versäumen wollte anzusprechen: "Ja, eine Kleinigkeit kann ich noch einbringen, nämlich den Namen eines meiner Klienten. Helvetius Varus ist sein Name und er ist ein junger Mann, der es meines Erachtens verdient hat, dass du ihn in nicht allzu ferner Zukunft für den Ritterstand berücksichtigst. Obwohl er noch jung ist, hat er sowohl seine wirtschaftliche Tatkraft als auch sein gesellschaftliches Engagement schon unter Beweis gestellt. Sowohl er als auch ich wären sehr dankbar, solltest du deinen Namen zu gegebener Zeit wohlwollend berücksichtigen", legte er ihm dann einen seiner Klienten ans Herz, der ihm gegenüber den Wunsch geäußert hatte, eines Tages Director Ludi zu werden. Dass es andere Männer gab, die mehr Ämter, mehr Bildung oder schlicht mehr Lebenserfahrung nachweisen konnten, war Macer sehr bewusst, aber das musste ihn ja nicht daran hindern, den Namen trotzdem schon einmal ins Gespräch zu bringen.

    "Ich vermute, du bist kein aktiver oder ehemaliger Soldat?", fragte der Scriba angesichts des lockeren Tons des Besuchers. Während er zur Anmeldeliste griff, erklärte er den Hintergrund seiner Frage: "In diesem Fall kostet die Teilnahme nämlich eine gesetzlich festgelegte Gebühr."

    "Ich besitze ein Landgut bei Mediolanum und kenne daher die Region ein wenig, ebenso wie die Städte, die auf dem Weg von Rom nach dort liegen", gab Macer zur Antwort. Die Orte an der Strecke kannte er natürlich nur so gut, wie man sie vom Durchreisen her eben kannte, aber immerhin war er mehr als einmal hindurch gereist. Hier und dort hatten auch befreudete Senatoren ihre Güter, so dass er zuweilen auch mal einen Tag in der Nähe der einen oder anderen Stadt verbracht hatte, aber zu genau wollte er das nun auch nicht ausbreiten. "Na Süditalien habe ich bisher deutlich weniger Reisen unternommen. Die Familie meiner verstorbenen Frau hat Besitz in Misenum", setzte er stattdessen noch hinzu, um dezent einfließen zu lassen, dass ihm dieser Teil zumindest nicht völlig unbekannt war.

    Erst jetzt, wo Axilla es explizit sagte, wurde Macer klar, dass in diesem ganz speziellen Fall ein zusätzliches Problem bestand, über das er noch gar nicht nachgedacht hatte. Aber da es nun wirklich ein ganz spezielles Problem war, fiel er in ihr Lachen mit ein. "Aber ich bitte dich, wir tratschen doch nicht", protestierte er zwischendrin vergnügt gegen ihre Wortwahl. "Wir betreiben Networking, wie der Grieche zu sagen pflegt", verpackte er dieselbe Tätigkeit dann in ein wesentlich eleganteres Wort.


    Dann wurde er aber langsam doch wieder etwas sachlicher, denn die Diskussion war zu spannend, um sie ganz im Vergnügen aufgehen zu lassen. "Und was ist mit den Fahrern?", fragte er dann. "Ich glaube kaum, dass allzu viele Leute Rennfahrer werden, wenn sie neben den ohnehin unvermeidlichen Kosten für die Pferde und den Wagen und ihren eigenen Unterhalt und die Stallmiete auch noch jeden Start bei einem Rennen bezahlen müssten, wo sie als Anfänger natürlicherweise nur eine sehr geringe Chance auf ein Preisgeld hätten", erläuterte er den Grund seiner Frage. "Sicher hätten wir mehr Leute, die Rennen ausrichteten, wenn sie dafür zahlende Fahrer bekämen, aber vielleicht würde es uns dann an Fahrern mangeln. Anders als der Lehrling, der sich weitgehend sicher sein kann, nach der zeitlich begrenzten Ausbildung mit seinem erlernten Beruf Geld zu verdienen, auch wenn er nur der dritt- oder viertbeste seines Fachs in der Stadt ist, hat der Fahrer beide Sicherheiten nicht. Weder weiß er, dass er genug Preisgelder bekommt, auch wenn er nicht der beste ist, noch weiß er, wie lange es überhaupt bis zum ersten errungenen Preisgeld dauert. Ganz ehrlich, mir wäre das zu unsicher", äußerte Macer seine ganz persönliche Meinung, auch wenn es ohnehin nie zur Debatte gestanden hatte, dass er Fahrer werden würde.


    "Und fairer finde ich es außerdem noch, dass man Startgeld bezahlt", setzte er dann noch nach einer kurzen Denkpause hinzu. "Selbst der letzte, der die Linie überquert, hat etwas geleistet und könnte ein Grund gewesen sein, warum Menschen in den Circus gekommen sind. Er hat mir also geholfen, ein Rennen auszurichten. Dafür sollte man ihn bezahlen, finde ich."

    "Der entscheidende Unterschied zwischen deinen Überlegungen und dem, was ich eben erzählt habe ist wohl der, dass du die Sache aus der Sicht einer Person betrachtest, die zum ersten Mal oder nur sehr selten ein Rennen organisiert und in diesem Bereich praktisch keine Kontakte hat, während ich aus der Richtung einer Person schaue, die schon mit vielen Rennen zu tun hatte und viele Kontakte hat", gab Macer zu bedenken, ohne damit irgendwie eine Überlegenheit seiner Person oder eine abwertende Bemerkung zu seiner Gesprächspartnerin machen zu wollen.


    "Wenn man noch nie mit Rennen zu tun hatte, steht man in der Tat vor dem Problem, das du benennst. Man kennt niemanden, weiß nicht wer gut ist, weiß nicht was ein guter Fahrer wert ist und muss aus einem somit völlig unklaren Angebot ein Rennen zusammenstellen. Wenn man dann auch noch keinerlei Ambitionen hat, weitere Kenntnisse zu erwerben, um später noch weitere Rennen auszurichten, würde ich es nicht anders machen und nur die großen Factiones fragen und darüber hinaus diejenigen fahren lassen, an denen ich noch etwas verdiene", gestand er ihr dann zu. "Aber oft ist es ja anders. Entweder rechnet man selber damit, mehr als einmal ein Rennen auszurichten oder man kennt jemanden, der schon einige ausgerichtet hat und entsprechende Kontakte hat. Und dann fragt man eben erst einmal herum, wen man denn mit welchem Startgeld als Fahrer bekommen könnte und natürlich findet man dann auch Experten, die einem ein bisher unbekanntes Talent empfehlen können. Es werden ja nicht nur in Rom Rennen gefahren und nur weil jemand hier noch nie gefahren ist, heißt das ja nicht gleich, dass er überhaupt noch nie gefahren ist", konnte Macer auf eine Binsenweisheit des Rennsports nicht verzichten.


    "Und nehmen wir mal an, du organisierst dein erstes Rennen wie eben beschrieben, also nur mit Fahrern, die Geld dafür bezahlen, dass sie fahren dürfen. Dann wüsstest du nach dem Rennen immerhin über sie Bescheid. Wenn du später noch einmal ein Rennen ausrichtest, würdest du dann wieder nur nach dem Geld gehen oder vielleicht einen Starter ausschließen, weil er beim letzten Mal nicht überzeugt hat oder einen anderen Fahrer auch bei einem niedrigeren Gebot annehmen, weil er dir in guter Erinnerung geblieben ist oder ihm gar Geld bieten, damit er wieder teilnimmt?", fragte er dann noch, denn das Gespräch macht ihm viel Spaß, und er war schon gespannt, wie sich die Überlegungen der Iunierin weiterentwickelten. Ihr Sohn schien indes weniger begeistert zu sein, denn bisher hatte er nichts von sich hören lassen.

    Tatsächlich hatte sich Macer schon so an das Vorgehen gewöhnt, dass er sich nie Gedanken darüber gemacht hatte, ob es praktisch war. Aber auch bei genauerem Nachdenken fiel ihm nichts auf, was ihm wirklich unpraktisch vorkam.


    "Sie wissen es, weil du das Rennen ankündigst. Glaube mir, das ist in Rom schneller herum als du dir vorstellen kannst, dass es irgendwo ein Rennen geben wird", zeigte er sich überzeugt. "Es reicht ja schon, dass ich bei einer netten Gelegenheit in der Factio erzählen könnte, dass du dich mit dem Gedanken trägst, ein Rennen auszurichten. Irgendwer erzählt das weiter und der erzählt es wieder weiter und schon werden dich die ersten nach den Teilnahmebedingungen fragen, noch bevor du den Termin festgelegt hast. Und ganz sicher werden sie dir ihre Namen mitteilen, verbunden mit der eindringlichen Ermahnung, sie auf jeden Fall zu informieren, sobald es konkret wird. Und natürlich steht es dir frei, dir nur jene zu merken, die dir Geld zahlen würden, um zu starten. Die Frage ist nur, ob das die besten sind, die du bekommen kannst, oder ob du mit einem Griff in die eigene Kasse nicht ein besseres Starterfeld zusammen bekommen kannst", gab er dann zu bedenken.

    Macer war etwas überrascht, dass die Iunierin so genau Bescheid wissen wollte und Nachfragen stellte, aber ihm sollte das Thema Recht sein. "Nun, man bietet ja auch nicht jedem dahergelaufenen Gaius und Titus Geld an, nur weil er einen Wagen hat", setzte er daher eifrig zur nächsten Antwort an. "Und genausowenig hängt man eine Liste aus, auf die sich jeder eintragen kann und sich mit der Eintragung einen Startplatz sichert. Es ist eher so, dass sich der Ausrichter überlegt, wen er gerne bei seinem Rennen sehen würde. Diejenigen Fahrer oder Factiones fragt er dann und unterbreitet sein Angebot bezüglich Startgeld und Preisgeld. Entweder man wird sich sofort einig, oder der Veranstalter muss sich etwas Neues überlegen - entweder mehr Geld anbieten oder andere Fahrer fragen. So bekommt er schließlich sein Starterfeld zusammen. Ganz neue Fahrer kommen so natürlich erst zum Zuge, wenn alle anderen nicht wollen. Oder wenn sie einen Patron haben, der beim Veranstalter dafür sorgt, dass sie eine Chance bekommen. Zur Not natürlich auch gegen Geld, indem der Patron zum Beispiel dafür sorgt, dass sich der Veranstalter einen anderen Fahrer leisten kann, dem er sonst nicht genug hätte bieten können", führte er dann detailliert aus. Er war immerhin lange genug dabei im Renngeschäft, dass er alle diese Fälle schon einmal erlebt hatte, wahlweise von der Seite einer teilnehmenden Factio oder der Seite eines Veranstalters aus.


    "Wobei die Hauptrolle der Patrone junger Fahrer es wohl erst einmal ist, die Kosten für Pferde und Training zu decken. Von den Startgeldern können das nämlich nur die allerwenigsten decken." Selbst in der Factio Russata war es so, dass die reicheren Mitglieder regelmäßig Geld ausgaben, um das Konto der Factio wieder zu füllen.