Sim-Off:Ich bitte, die Pause in der Vorlesung zu entschuldigen - eine Hausarbeit für die Uni ging vor...
"Nachdem wir nun erarbeitet haben, wie ein Marsch vorzubereiten ist und wie die Kolonne zusammen zu stellen ist, müssen wir uns nun noch über das Nachtlager der marschierenden Truppe Gedanken machen. Es sollte unmittelbar klar sein, dass man den Soldaten am Ende des Tages nicht einfach erlaubt, nach Gutdünken ihre Zelte aufzuschlagen und sich zur nachtruhe zu begeben. Dies würde sofort zu einem großen Chaos führen. Ein planvolles Vorgehen ist also in jedem Fall unabdingbar.
Wie für ein Standlager muss auch für ein Marschlager ein geeigneter Standort gefunden werden. Eine möglichst ebene Fläche und Zugang zu Frischwasser sind hier die beiden entscheidenden Bedingungen; ferner ist es von Vorteil, wenn das Lager taktisch günstig liegt und schon von der Örtlichkeit her leicht zu verteidigen ist.
Wie bereits erwähnt sollten die Kundschafter einen geeigneten Platz bereits einen Tag im voraus ausmachen. Vor der Marschkolonne zieht dann noch eine Vorauseinheit aus Pionieren und Vermessern, die den geplanten Platz frühzetig vor den anderen Soldaten erreicht und geeignet herrichten kann. Dazu zählt das Entfernen von grobem Buschwerk sowie das Einmessen des Geländes mit Hilfe der Groma. Diese wird zuerst am geplanten Mittelpunkt des Lagers aufgestellt und von dort werden die beiden Lagerhauptstraßen markiert. Weitere Messungen erfolgen an den Toren und an den Lagerecken, bis der Grundriss abgesteckt ist. Daraufhin werden geplante Lagergassen markiert und die Standorte der wichtigen Gebäude ausgewiesen. Die marschierende Truppe trifft dann bei ihrer Ankuft auf ein immer nach dem gleichen Schema vorbereitetes Feld - egal, wo die Soldaten sind, sie kommen immer in eine gewohnte Umgebung. Jeder Soldat weiss dann sofort, wo er sein Zelt aufzustellen hat und wie er sich im Lager orientieren kann.
Bevor aber mit dem Aufstellen der Zelte begonnen wird, sollte jeder gute Truppenkommandeur dafür sorgen, dass der Lagerplatz durch eine geeignete Verschanzung gesichert wird. Die wichtigsten Hilfsmittel dafür sind die mitgeführten Schanzwerkzeuge und die Valli. In friedlichem Gebiet ist es ausreichend, jeweils drei dieser Schanzpfähle in der Mitte so zusammen zu binden, dass die Enden in alle Richtungen nach außen stehen. Das Lager wird dann mit einer dichten Linie aus diesen Stachelsperren umgeben.
Bei befürchtetem Feindkontakt müssen weitaus größere Maßnahmen getroffen werden. Mit den Werkzeugen sollte ein Spitzgraben von mindestens 5 Fuß Tiefe ausgehoben werden und der Aushub zu einem Wall aufgeschüttet werden. Bevor mit dem Graben begonnen wir, werden Rasenziegel ausgestochen, die anschließend auf die Außenseite des Walles gelegt werden. Ein heranstürmender Feind, der den Graben überspringt, landet dann auf diesem losen Belag und rutscht mit ihm in den Graben hinunter. Die Spitze des Walles wird abgeflacht, so dass sich auf ihnen die Wachen sicher bewegen können. An der Außenkante werden die Valli in einem leichten Abstand von etwa einem halben Fuß in den Wall gerammt und an der dünnen Stelle in der Mitte mit Seilen untereinander verbunden. Die auf diese Weise schnell errichtete Palisade ist äußerst stabil, da es einem Angreifer nicht möglich ist, einzelne Teile heraus zu ziehen oder auseinander zu drücken.
Sollten es die Geländegegebenheiten nicht zulassen, einen tiefen Graben auszuheben oder einen Walll mit Pallisade zu errichten, so muss der Feldherr auf eine geeignete Mischung aus verschiedenen Methoden zurückgreifen. Die beschriebenen Stachelsperren sind in diesem Fall ein gutes Mittel. Ein Lager aufgrund der Geländegegebenheiten oder der Erschöpfung der Soldaten nicht ausreichend zu sichern ist höchst fahrlässig und zeugt von der Unfähigkeit des Kommandeurs!
Möglicherweise müssen weitere Verschanzungen angelegt werden, um z.B. den Zugang zu einem nahen Fluß oder Bach zu sichern oder strategisch günstig Aussichtspunkte mit in die Befestigung mit einzubeziehen.
Trotz aller Sorgfalt sollten die Arbeiten zügig ausgeführt werden und nicht mehr als zwei Stunden in Anspruch nehmen. So bleibt den Soldaten noch genug Zeit, die Zelte im Inneren zu errichten und sich um ihre Ausrüstung und das Abendessen zu kümmern. Ist während der Arbeiten mit unmittelbarem Feindkontakt zu rechnen, muss der Lagerplatz während der Arbeiten von einem Teil der Truppe bewacht werden, was bei der benötigten Zeit zu berücksichtigen ist.
Am Morgen des Abmarsches werden zuerst die Zelte abgebaut und verladen, dann kann sich der Voraustrupp zur Verbereitung des nächsten Nachtlagers bereits in Bewegung setzen. Die anderen Soldaten entfernen die Palisaden oder Stachelsperren und verladen das Material. Auf eine aufwändige Einebnung der Wälle kann in der Regel verzichtet werden.
Selbstverständlich konnten diese kurzen Ausführungen nur einen kleinen Einblick in Aufbau und Funktion von Marschlagern geben. Je nach Situation ergeben sich immer wieder wechselnde Anforderungen, sei es im Bezug auf die taktische Lage, bei einer möglichen Versorgung der Truppen über eien Fluß, im felsigen Gebirge, in Wald- oder Sumpfgebieten usw. Um Truppen und Offizere immer wieder im Umgang mit diesen Situationen zu schulen, die Abläufe zu trainieren und die Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu erhöhen empfiehlt es sich, regelmäßige Manöver unter verschiedenen Bedingung auch mit kleinen Truppenteilen auszuführen. Häufig ergeben sich in der Praxis interessante Lösungen für einmalige Probleme."