Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Natürlich hatte der Laufbursche nicht nur Tage, sondern auch Stunden gesagt bekommen, die passten. Die neunte Stunde in drei Tagen gehörte zu jenen, die passten. Daher nickte der Laufbursche. "Ich werde meinem Herrn ausrichten, dass Iunia Axilla ihn in drei Tagen zur neunten Stunde aufsuchen wird und von ihrem Sohn begleitet wird", bestätigte er. "Danke und Vale." Das ging schnell und einfach.

    "Senator Purgitius Macer schickt mich", stellte sich der Laufbursche vor. Von dem grimmigen Blick ließ er sich nicht irritieren. Er hatte schon so viele Türhüter gesehen, da konnte er sich nicht gleich im ersten Augenblick erschrecken lassen. "Er möchte wissen, ob Sergia Fausta anwesend ist und Zeit hat, ihn zu empfangen."

    "Ja, kannst du. Das nächste Mal planmäßig hier wird er in vier Tagen sein", erklärte der Schreiber. Was nicht hieß, dass der Kommandeur nicht auch zwischendurch schon hereinschauen würde, aber angekündigt hatte er dem Schreiber das nicht. "Ich kann auf seine Agenda für diesen Tag setzen, dass du ihn sprechen möchtest."

    Die zweite Runde sorgte für weitere Stimmung unter den Anhänger der Russata. Während sich die einen freuten, dass Proteneas seinen Vorsprung an der Spitze souverän ausbaute, litten die anderen mit Amasis, der sichtbar zurückfiel und um seinen Platz kämpfen musste, um nicht noch weiter zurückzufallen. Von einem goldenen überholt zu werden, war ja zur Not noch erträglich, aber dass ihm jetzt auch noch der zweite goldene gefährlich nahe kam, das konnte ein echter Russata-Anhänger natürlich nicht einfach so mit ansehen. Dementsprechend schrien die Fans auf den Rängen den Fahrer und sein Gespann nach vorne und wurden besonders laut, wenn er an ihnen vorbei kam.



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    Diese Frage konnte der Schreiber nicht nur zufällig, sondern sehr bewusst beantworten. "Nein, heute ist er nicht hier. Er kommt nur alle paar Tage mal vorbei. Viel zu tun ist für ihn hier ja nicht", erklärte er dann kurz. "Wenn du ihn hier sprechen möchtest, solltest du unbedingt einen Termin vereinbaren, damit du ihn dann auch antriffst."

    Nachdem Sergia Fausta vor einige Tagen an der Casa Sergia nicht anzutreffen gewesen war, war Macer diesmal nun nicht ganz zufällig in der Gegend der Casa Iulia und schickte wieder seinen Laufburschen los. Die Zeit sollte wohl passen, denn es war Nachmittag und wenn die Informationen des Türhüters der Casa Sergia stimmten, dann war Sergia Fausta um diese Zeit häufig zu Hause anzutreffen. Dem Laufburschen war das aber ohne hin gleich - er klopfte einfach an und rechnete damit, dass ihm wie üblich ein Türhüter öffnete und alles weitere mit diesem besprochen werden konnte.

    "Auch nicht besser", quittierte Macer mit einem humorvollen Kopfschütteln die Erwähnung der Aurata. "Die Wette gilt. Und falls du eines Tages mal einen richtigen Rennstall kennenlernen willst, steht die Russata dir immer zur Verfügung", setzte er dann hinterher und schaute wieder runter zur Bahn.


    Die Anfeuerungsrufe der Aurata-Anhänger quittierten die Roten auf den Rängen promt mit entsprechenden Schmähgesängen gegen die Goldenen.


    "Ihr seid nur ein Ponyrennverein, Ponyrennverein, Ponyrennverein!"


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    "Nun, dann kannst du das entweder hier tun, wenn er hier in der Academia ist, oder dich direkt an ihn wenden, um eine entsprechende Absprache zu machen", erklärte der Schreiber die Optionen, wie der Mann an ein Thema kommen konnte.

    "Vielen Dank!", bedankte sich der Laufbursche artig für die umfrangreiche Auskunft. "Mit diesen Informationen wird mein Herr sie sicher bald ausfindig machen und bei einer günstigen Gelegenheit antreffen können. Vale." Er grüßte zum Abschied und machte sich auf den Rückweg.

    "Senator Purgitius Macer schickt mich", erklärte der Laufbursche. "Er bedankt sich für das geschäftliche Angebot, das Iunia Axilla ihm unterbreitet hat und würde sich freuen, wenn sie Zeit hat, dies persönlich zu besprechen. Er hat in drei Tagen oder in vier Tagen Zeit", spulte er dann den Text ab, der ihm von seinem Herrn aufgetragen worden war.


    "Na, falsche Factio?", konnte sich Macer mit einem breiten Grinsen einen Seitenhieb angesichts der auffallend grünen Kleidung seines Klienten nicht verkneifen. "Schade, dass ihr nicht dabei seid", schob er dann allerdings deutlich ehrlich gemeint hinterher, denn auch wenn die Russata eine liebevolle Feindschaft mit der Praesina pflegte, so war ein Rennen mit einem namhaften Gegner mehr immer schöner als eines ohne. Wobei letzteres die Chancen der Russata natürlich nur erhöhte. "Ich wette gerne auf einen Sieg der Roten", nahm er daher das Wettangebot ohne zu zögern und mit vollem Selbstbewusstsein an. "Du bestimmst die Höhe des Einsatzes."


    Unten auf der Bahn rechtfertige der Start der roten Fahrer dann auch das Selbstbewusstsein ihres Princeps, denn beide fuhren in der Spitzengruppe und ließen den größeren Teil des Feldes gleich beim Start hinter sich. Sehr zur Freude der roten Anhänger, die sich weiter lautstark bemerkbar machten und zumindest in dieser Anfangsphase auch akustisch die Oberhand im Circus zu haben.


    "Russ-russ-russ Ru-russ-russ-russ Ru-russ-russ-russ Russata!"


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    Diesmal führte der Weg des Laufburschen von Purgitius Macer zur Casa Iunia. Bemerkenswert war daran aber eher die Tatsache, dass es sich um ein rein geschäftliches Anliegen handelte, denn da Macers Landgut in Oberitalien lag, regelte er die meisten Geschäfte per Post oder ließ sie noch viel mehr von seinem dortigen Verwalter regeln. Diesmal war es aber ein geschäftliches Anliegen, das sich in Rom regeln ließe - und da war es wiederum überhaupt nicht verwunderlich, dass der Weg dann zur Casa Iunia führte, denn Iunia Axilla war eine von Macers wichtigsten Handelspartnerinnen.


    Über all das machte sich der Laufbursche aber eher wenig Gedanken, sondern klopfte einfach nur an.

    "Ich wurde von Senator Purgitius Macer geschickt. Er möchte wissen, ob Sergia Fausta hier ist und Zeit für ein Gespräch hat." Näheres wusste er nicht, aber so wie sich sein Herr geäußert hatte, war es ein Versuch ins Blaue und er würde sich keine besondere Mühe geben müssen, eine eventuell negative Nachricht diplomatisch zu verpacken.

    Routiniert nahm der Schreiber den Lederbeutel entgegen und prüfte seinen Inhalt. Für nicht wenige Einwohner Roms waren 250 Sesterzen auf einmal viel Geld, aber in der Academia gingen solche und höhere Beträge häufiger über den Tisch. Das machte sich im Vergleich zu einem einfachen Sold nicht weniger wertvoll, aber es senkte die Ehrfurcht.


    "Gut, dann ist deine Anmeldung vollständig", erklärte der Schreiber dann, nachdem er alles geprüft und eingetragen hatte. "Dann sind das hier deine Prüfungsunterlagen. Wie du sicher weißt, gehört zum Examen Quartum auch eine Dissertation. Hast du ein Wunschthema oder sogar schon eines mit dem Kommandeur besprochen?" Letzteres war unwahrscheinlich, denn normalerweise hinterließ der Kommandeur dann eine Notiz im Büro, damit die Schreiber bei der zugehörigen Anmeldung gleich informiert waren. Aber es konnte ja auch mal sein, dass so eine Notiz verspätet kam.

    Der Schreiber nickte verstehend. Bei hochrangigen Rittern kam es ja in der Tat nicht selten vor, dass sie zwischen Militär und Verwaltung wechselten und hier somit eben als ehemalige Offiziere vorstellig wurden. "In diesem Fall beträgt die Anmeldegebührt für das Examen 250 Sesterze", informierte er dann den Besucher und begann schon einmal mit der Eintragung des Namens auf der Liste.


    Sim-Off:

    An die Staatskasse II, bitte

    Als Princeps der Factio Russata konnte und wollte es Macer natürlich auf keinen Fall versäumen, seine Fahrer endlich wieder einmal bei einem großen Rennen in Rom starten zu sehen. Abgesehen von der erfreulichen Tatsache, dass es überhaupt mal wieder ein solches Rennen gab, bei dem sich einige der Factiones miteinander maßen, kam noch der glückliche Umstand hinzu, dass man hier einige Jungfahrer sichten konnte, die eventuell für die Factio Russata eine verstärkung sein konnten. Immerhin war der Altersdurchschnitt der Fahrer der Russata nicht gerade gering und die Tatsache, das Bagoas gar nicht erst für dieses Rennen nominiert worden war, deutete wohl darauf hin, dass er bald seine aktive Karriere beenden würde.


    Aber auch die politischen Zeichen wollte Macer nicht verleugnen, denn auch wenn der Tod des Tiberius Durus von gewissen Umständen begleitet war, die es nicht ganz einfach machten, damit umzugehen, so war er doch in jedem Fall ein großer Staatsmann und Senator gewesen, den man auf diese Weise würdig ehren konnte. Und nicht zuletzt sollte man wohl auch erwähnen, dass er der Factio Veneta angehört hatte, mit der die Factio Russata schon eine lange Fanfreundschaft verband. Für Macer alles gute Gründe, dieses Rennen auf keinen Fall zu verpassen.


    Und alles kein Grund, nicht zu einhundert Prozent hinter seinen Fahrern zu stehen und einen Sieg ihres Topmannes Proteneas zu fordern. Das schienen auch die anderen Anhänger der Russata genauso zu sehen und sie machten einen entsprechenden Lärm.


    Russata!
    Russata!
    Russata!
    Russata!


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    Macer musste zugeben, dass er von dem klaren Pragmatismus in der Argumentation des Decimus Livianus beeindruckt war. Einen Augenblick fragte er sich, warum nicht schon früher jemand auf diese Lösung gekommen war. Dann nickte er umso deutlicher zustimmend. "Ich unterstütze das Votum des Consulars, was die Voraussetzungen für Praetoren, Anwälte oder Richter betrifft", erklärte er dazu. Um dieser Zustimmung noch mehr Gewicht zu verleihen, wiederholte er anschließend die Argumente noch einmal mit seinen eigenen Worten. "Denn er hat Recht: Die Praetoren werden hier im Senat gewählt, also von uns. Warum sollen wir uns selber ein Gesetz geben, wie wir zu wählen haben, wenn wir unseren Willen genauso gut gleich in der Wahl ausdrücken können? Wenn wir niemanden als Praetor wünschen, der keine juristische Ausbildung genossen hat - nun, dann wählen wir ihn eben nicht. Ein Praetor wiederum wird schon von sich aus größte Sorgfalt bei der Auswahl seiner Iudices walten lassen, fällt eine schlechte Wahl doch unmittelbar auf ihn zurück und bringt ihm womöglich selber eine Klage ein, wenn man ihm vorsätzliche Nachlässigkeit nachweisen kann. Und den vor dem Iudex auftretenden Parteien schließlich sollte es freigestellt sein, wen sie als ihren Anwalt erwählen. Auch diese werde von sich aus ein hinreichendes Interesse daran haben, einen geschulten Mann zu ihrem Vertreter zu bestimmen, denn sonst stehen ihre Chancen schlecht. Ich plädiere daher wie Decimus Livianus dafür, in den genannten drei Fällen die fraglichen Passagen der Gesetze einfach zu streichen."

    "Salve", grüßte der diensthabende Schreiber respektvoll zurück, ohne sich durch das Alter des Besuchers übermäßig beeindrucken zu lassen. Er war selber schon nicht mehr ganz der jüngste und lange genug im Schreibdienst tätig, um schon viele hohe Offiziere gesehen zu haben. "Sehr gerne. Du bist aktiver Offizier?", erkundigte er sich daher routiniert, während er nach der Anmeldeliste griff.