Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Die genannten Stichworte brachten einige Erinnerungen bei Macer zu Tage, die ihm zumindest bruchstückhaft etwas sagten. "Stimmt, an die Geschäftstüchtigkeit von Senator Germanicus Avarus auch als Rector der Schola erinnere ich mich. Und auch daran, dass er darüber hinaus nicht unbedingt von jedermann zur Bildungselite des Reiches gezählt werden würde, aber das muss ein Gönner und Finanzier der Bildung ja auch nicht unbedingt", philosophierte Macer auf dieser Basis ein wenig über den Senatskollegen. Dann kam er aber wieder zum eigentlichen Thema zurück. "Überspitz gesagt möchtest du also für den Staat aus der Schola noch etwas rausholen, solange es noch etwas zu holen gibt, bevor es ein Zuschussgeschäft mit zweifelhaftem Nutzen wird, richtig? Lehrer wären fortan wieder Privatleute und aus der Schola würde eine staatliche Bibliothek werden. Welche Kosten und welchen Nutzen hätte diese?"

    "Ein interessanter Ansatz", antwortete Macer erst einmal nur, während er noch über das gesagt nachdachte. Tatsächlich klang es nicht allzu gewagt, unlogisch oder abwegig, wenn man erst einmal das Ziel so definiert hatte, wie es der Senator eben tat. Was Macer allerdings schon aus purer Neugier dazu brachte, über die Ursachen für eben jenes Ziel nachzudenken. "In einer Zeit, in der die Tendenz wohl eher dahin geht, mehr staatliche Patronage über verschiedene Bereiche zu erlangen, definitiv ein neues Ziel", führte er seinen ersten Eindruck etwas genauer aus. Immerhin war die staatliche Übernahme öffentlicher Aufgaben, sei es nun die Getreideversorgung oder die städtische Feuerwehr von Rom, weit verbreitet. "Ich gebe zu, dass ich mich abseits der Academia Militaris und abseits der dem Senat vorgelegten Berichte der Schola wenig mit deren genauerer Organisation befasst habe. Welche Lasten trägt denn dort derzeit unser Staat?"

    Macer kannte die notwendigen Vorbereitungen für Wagenrennen nur zu genau, um zu wissen, was tatsächlich alles dazu nötig war. Dementsprechend konnte er Planung des Senatskollegen bezüglich Ausrufern und so weiter gut nachvollziehen.


    Da er sein Geschäft ebenfalls beendet hatte, konnte der Sklave den Wassereimer gleich in der Nähe behalten und Macer erhob sich ebenfalls. "Ja, auch ich hatte noch vor die Thermen zu besuchen. Deshalb bin ich primär hier", entwortete er erst einmal, während er seine Kleindung richtete. "Wir können uns also genre weiter austauschen. Die letzten von mir organisierten Spiele sind allerdings auch schon etwas länger her. Und ob mein verwandtschaftliches Verhältnis zu Tiberius Durus ausreicht, um als Mitorganisator auftreten zu dürfen, wage ich doch zu bezweifeln." Da Macer derzeit nicht vor hatte, wieder aktiv in die politische Laufbahn einzugreifen, war eine derartige Maßnahme zur eigenen Profilierung zumindest nicht notwendig. "Aber der Planungsstand intereissert mich schon aus Neugier und wenn ich dir helfen kann, umso besser." Bei diesen Worten lenkte er bereits seine Schritte zur Tür, um die Latrine zu verlassen.

    Zwar waren Wagenrennen im Rahmen einer Munera nicht ganz so üblich wie die traditionellen Gladiatorenkämpfe, aber gerade mit der mitgelieferten Begründung erschien ihm die Idee sofort einleuchtend. Es war also gar keine Frage, ob er zustimmen würde. "Selbstverständlich! Eine hervorragende Idee und wir werden uns gerne daran beteiligen. Nicht nur, weil es ohnehin wenig Rennen gab in letzter Zeit aus naheliegenden Gründen, sondern weil es sicher auch ganz im Sinne des Tiberiers ist, so etwas zu machen", stimmte Macer daher begeistert zu und nickte lebhaft.

    Macer saß noch nicht lange auf der Latrina, als sich ein Senatskollege zu ihm gesellte. "Aurelius Lupus, salve!" grüßte Macer zurück und war ziemlich stolz auf sich, dass ihm der Name des Mannes sofort ohne jegliche Hilfe eingefallen war. Aber immerhin hatte der Mann ihn als Tribun bei der Erstürmung Roms von der Curia nach Hause begleitet, das reichte auch bei Macers schlechtem Gedächtnis dann doch für ein sicheres Erinnerungsvermögen. "Auf jeden Fall ein angenehmeres Zusammentreffen als jenes vor der Curia", erinnerte Macer auch noch einmal an jene Begebenheit, bevor er dann natürlich gleich sehr gerne das Stichwort der Factio aufgriff. "Planst du ein Rennen?" stellte er gleich die naheliegendste aller Fragen, wenn das Gespärch auf die Factio kam.

    Auf das erste Anliegen folgte gleich das zweite, das zwar als größer beschrieben wurde, mit dem Macer aber nach der ersten abstrakten Bedschreibung nicht allzu viel anfangen konnte. Dementsprechend kratzte er sich am Kinn und fragte zurück. "Was meinst du mit einer Reduzierung des Komplexes an sich? Und was meinst du mit dem traditionellen Bildungswesen, welches du dadurch stärken willst?" So ganz konnte sich Macer unter beiden Begriffen noch nichts vorstellen, aber er war sich sicher, dass der Senator ihm das würde erklären können. Also lehnte er sich wieder zurück und war gespannt auf die weiteren Ausführungen.

    So wie der Wein zum Essen gehörte, so gehörte zumindest für Macer der Abstecher zur Latrine zu einem Besuch in den Thermen, denn schließlich wollte er nicht von einem dringenden Bedürfnis eilig aus dem entspannenden Wasser getrieben werden. Außerdem konnten man hier immer wieder ein paar Gerüchte aufschnappen, über die man dann im Bad nachdenken oder mit anderen Gästen spekulieren konnte. Mit diesen Absichten ließ Macer also auch heute seinen Sklaven mit den Badeutensilien draußen vor der Latrine warten, betrat den Raum, grüßte in die Runde, suchte sich einen freien Platz und begann mit der Erledigung des Geschäftes.

    Zumindest kurzfristig klang das nach sicheren Zukunftsaussichten, aber wenn er seinen Klienten schon einmal hier hatte, wollte Macer auch gleich in die längerfristige Zukunft schauen und fragte daher weiter. "Und danach? Strebst du eine Rückkehr nach Rom an oder weitere militärische Posten in der ritterlichen Karriere?" Letzteres wäre natürlich nur konsequent und Macer würde als Patron sicher gerne seine Unterstützung dabei leisten, soweit er das konnte, aber falls sein Klient andere Pläne hatte, wollte er sich natürlich auch nicht ungefragt einmischen.

    Ja, bisher passiert die allfällige Aktualisierung noch manuell und manchmal eben gar nicht, wenn man nicht dran denkt. Bei den Klienten ist das aber recht unkritisch, denn es sollte ja im Interesse der jeweiligen Klienten, sein sich einen neuen lebenden Patron zu suchen, wenn ihr bisheriger verstirbt. Ist aber nicht ausgeschlossen, dass ich irgendwann auch mal eine entsprechende Automatik ergänze.

    Macer schätzt selber die Bedeutung seiner Unterstützung ziemlich gering ein, war er doch kein amtierender Magistrat. Als Consular hatte sein Wort zwar zweifellos Gewicht, aber auch Consulare gab es mehr als nur eine handvoll im Senat. "Das wundert mich nicht, dass das Stimmungsbild unterschiedlich ausfällt. Ich bin schon gespannt auf die Debatte im Senat und hoffe, dass die verschiedenen Standpunkte dann auch dargelegt werden und es nicht auf eine trockene Abstimmung ohne Diskussion herausläuft. Schließlich wollen auch Senatsentscheidungen dokumentiert sein und dazu gehört nun einmal auch ein Stapel Redeprotokolle", griff Macer den Gedanken in etwas anderer Form auf. Es war schließlich schwer, ein Abstimmungsergebnis zu deuten, wenn man nur bei einem Bruchteil der Senatoren die Beweggründe für ihr Verhalten kannte.


    "Zweifellos wäre ein Erfolg in dieser Sache etwas, was dein Aedilat der Nachwelt besser und prominenter erhalten würde als einfach nur eine gut dokumentierte Amtsführung", stimmte er dann den Ausführungen zum Ruhm des Vorschlags zu.

    "Nun, dann bleibt zu hoffen, dass das die Kollegen im Senat genauso sehen", antwortete Macer lächelnd. Immerhin brachte es ziemlich wenig, wenn sie sich hier im gemütlichen Tablinum einig waren, denn entschieden wurde nun einmal in der Curia. Selbst unter Vescularius Salinator wäre es bei einem solchen Thema wohl unwahrscheinlich gewesen, dass es als einsame Entscheidung in einem Büro abgehandelt wurde, ohne den Senat zu involvieren. "Hast du schon mit anderen Senatoren, insbesondere natürlich mit amtierenden oder designierten Magistraten, darüber gesprochen, was diese von der Idee halten?"