Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    "Nun, du hast sicher Recht, dass wir eine prominente Meinungsäußerung der Aedilen durchaus hätten erwarten dürfen", stimmte Macer seinem Tiro einerseits zu. Andererseits sah er auch einigen Grund zum Widerspruch. "Aber du darfst ihr Schweigen im Senat nicht als Tatenlosigkeit oder Desinteresse verstehen. Die Aufgabenbereiche unserer Magistrate sind miteinander verknüpft und so geschaffen, dass bestimmte Aufgaben delegiert werden", begann er zu erklären. "Das bedeutet, dass zwar ein Magistrat die formelle Verantwortung hat, aber andere die eigentliche Arbeit machen. Es wird daher kaum ein Aedil sagen, dass ihm ein Vigintivir die Schau gestohlen hat, nur weil dieser die ihm anvertraute Arbeit gut macht. Im Gegenteil, er erleichtert es dem Aedilen damit, dass dieser sich auf seine Arbeit konzentriert. Bei anderen Magistraten ist es ähnlich. Zum Beispiel bei den Vigintiviri für die Erbschaftsangelegenheiten. Hier handelt es sich um juristische Fälle, für die letztlich der Praetor verantwortlich ist. Aber die Bearbeitung von Erbschaften ist zunächst einmal an die Vigintiviri delegiert und diese sind dafür verantwortlich, es gut zu machen und möglichst viel Arbeit von den Praetoren fern zu halten. Oder schau zu den Quaestoren. Der Quaestor Consulum assistiert dem Consul und übernimmt Aufgaben, die dieser ihm überträgt. Das wertet man üblicherweise auch nicht als Desinteresse der Consuln, sondern eher als Zeichen für besonderes Interesse, wenn sie extra einen Magistraten für eine bestimmte Angelegenheit abstellen", führte Macer dann einige Beispiele an, um das Zusammenspiel der Magistrate zu erläutern. "Ein guter Magistrat ist nicht unbedingt der, der alles selber machen will, was selten gelingen wird, sondern der, der seine nachgeordneten Mgaistrate und Beamten richtig einzusetzen weiß."

    Macer entging nicht, dass sein Tiro die Antwort gleich mit einer kausalen Einschränkung begann. "Ich höre leichte Zweifel aus deinen Ausführungen, ob die Aedile die Organisation und Durchführung der Straßenreinigung tatsächlich nicht selbst leiten sollten", griff er den Punkt sofort auf. "Wie lautet dein Vorschlag und seine Begründung?", fragte er gleich weiter und sparte sich die abschließenden Fragen seines Tiros für später auf.

    Macer nahm die Tafel neugierig entgegen und studierte sie schweigend. "Gründliche Arbeit, das freut mich", kommentierte er dann, behielt die Tafel aber noch in der Hand. "Wie siehst du die operative Durchführung der Idee in der Zukunft? Die Vigintiviri entscheiden, wann und wo geschwemmt werden sollte, der Curator Aquarum entscheidet, ob dies unter Berücksichtigung des Wasserbestandes möglich ist und der Aedil dient als Appelationsinstanz für Bürger, sofern ihnen Schäden entstehen?" Fragend blickte Macer seinen Tiro an, ob dieser seinem Gedankengang folgen konnte und ob er die geltende Rechtslage genauso einschätzte.

    Macer rechnete schnell im Kopf nach und kam zu dem Ergebnis, dass es dann wohl grob 100 Verstöße gewesen sein mussten, die geahndet wurden. Das klang nicht nach viel, war aber offenbar immerhin bemerkenswert genug für einen Bericht im Senat gewesen und damit wohl ein guter Anfang.


    Zu der Empfehlung für den Senat stand es Macer wohl kaum zu, für die gesamte Versammlung zu sprechen, so dass er zunächst einen Blick zum Consul warf und dann wieder zum Viginitivir zurück blickte. "Danke. Meine Fragen sind damit beantwortet." Damit nahm er wieder Platz.

    Die Antwort fiel deutlich umfangreicher und detaillierter aus, als Macer erwartet hatte. "Dankeschön. Das heißt, es empfiehlt sich, das Thema auch längerfristig im Blick zu behalten und künftigen Vigintiviri den Auftrag zu erteilen, weitere Recherchen anzustellen?" hakte Macer nach, ob er die Essenz der Ausführungen richtig verstanden hatte.

    Macer folgte dem gemeinsamen Bericht der Vigintiviri für die Straßenreinigung aufmerksam und interessiert. Das tat er nicht nur, weil er es Annaeus Florus versprochen hatte, sondern auch, weil ihn das Thema des Vortrags tatsächlich interessierte. Selbst wenn es das zu Beginn nicht getan hätte, wäre spätestens bei der Erwähnung des Curator Aquarum sein Interesse geweckt gewesen, denn dieses Amt hatte er selber auch schon mit Freude bekleidet. Es dauerte nicht lange, bis sich Macer nach dem Vortrag zu Wort meldete.


    "Vigintiviri, ich danke euch für den Vortrag, dem ich sehr gerne zugehört habe. Ich habe zwei Rückfragen. Zum einen erwähntet ihr die Summe an Geldbußen, die ihr eingetrieben habt, aber erwähntet nicht, um wie viele geahndete Verstöße es dabei ging. Ich könnte es sicher selber ausrechnen, wenn mir die Höhe der üblichen Buße für einen Verstoß bekannt wäre, aber das ist sie nicht", erläuterte er gleich auch den Grund für die erste Rückfrage. "Zum anderen interessiert es mich, wie die weitere Fortführung eure Experimentes geplant ist. Gibt es bereits eine Zusage des Praefectus Urbi oder des Curator Aquarum, sich mit der Angelegenheit zu befassen, oder sollte der Senat den nächsten Viginitiviri einen entsprechenden Auftrag erteilen?" erkundigte er sich dann. Eine konkrete Handlungsempfehlung machte schließlich auch das Leben eines Senators leichter, sofern die Sache nicht ohnehin dadurch entschieden wurde, dass der Kaiser sie zur Chefsache machte.

    "Für den Anfang sollte das erst einmal reichen, nicht wahr?" antwortete Macer. "Ich habe bis zu unserem nächsten Zusammentreffen jedenfalls keine weiteren Aufgaben für dich." Man musste ja auch nicht gleich alles am ersten Tag machen, denn so ein Tirocinium dauerte ja seine Zeit.

    Das Gespräch schien sich langsam dem Ende entgegen zu neigen, aber Macer wollte seinen Tiro nicht ohne eine Aufgabe entlassen. Bevor er ihn aber um Recherchen im Zuge eines seiner Projekte beauftragte, wollte er erst mehr über seine Arbeitsweise und -qualität erfahren. "Für unser nächstes Treffen habe ich eine kleine Aufgabe für dich: Die Vigintiviri des gerade auslaufenden Amtsjahres haben einige Neuerungen bei der Straßenreinigung ausprobiert. Im Senat wurde darüber berichtet und sicherlich wirst du dir eine Abschrift des Sitzungsprotokolls besorgen können. Deine Aufgabe ist es, eine kurze Zusammenfassung zu erstellen, welche gesetzlichen Regelungen betroffen sind und in den Amtsbereichen welcher Magistrate oder anderer Amtsträger sie liegen. Ich möchte sehen, ob du ein komplexes Geflecht von Aufgaben, Regeln und Zuständigkeiten überblicken und übersichtlich zusammenfassen kannst", erläuterte er seinem Tiro dann die Aufgabe und auch den Zweck der Übung. "Ist das soweit verständlich und gibt es Fragen?"

    Ein wenig tat Macer der Vortragende schon Leid, denn auf Projekte zu verweisen, die im Senat stecken geblieben waren, war zweifellos gleich doppelt unschön. Zum einen möchte der eine oder andere Senator vielleicht lieber nicht daran erinnert werden, dass er einer Debatte nicht Elan entgegen gebracht hatte und zum anderen bedeuteten steckengebliebene Projekte, dass es weniger abgeschlossene Projekte gab, über die man berichten konnte. Macer hatte allerdings nicht vor, dem ehemaligen Vigintivir letzteres vorzuwerfen und bezüglich ersterem hatte er sich selber nichts vorzuwerfen. Im Gegenteil, an die Debatte um die Münzlegierung erinnerte er sich sogar noch recht gut.


    "Vigintivir Claudius, ich kann mich noch gut an die Debatte um die Münzlegierung erinnern und wir können sie natürlich hier jetzt nicht wieder aufnehmen oder gar abschließen", begann er daher seinen Redebeitrag. "Aber sofern ich mich richtig erinnere, betraf dein damaliger Vorschlag den Sesterz. Kannst du uns kurz berichten, ob dies deiner Zuständigkeit geschuldet war und für die anderen Münzen deine Kollegen zuständig waren, oder ob du während deiner Amtszeit alle Münzen bezüglich ihrer Legierungen geprüft hast?" hakte er dann nach.

    Naja, der Thread beschreibt seinem Titel nach und in seinen ersten Sätzen erst einmal eine Örtlichkeit. Das was Sisenna Cato schreibt, passt zu dieser Örtlichkeit und ansonsten ist in diesem Thread nichts passiert.


    Von daher wird es wesentlich einfacher und eindeutiger sein, wenn du für den Kurs einen neuen Thread aufmachst, der etwas eindeutiger als Kurs zu erkennen ist und in den sich dann wohl auch keine Zufallsgäste verirren werden.

    Die Zusammenfassung der Liste hörte sich für Macer zutreffend an, so dass er mehrfach nickte. "Ich werde dich sicher einbinden, wo immer es sinnvoll ist", versprach er dann noch einmal. "Immerhin ist das ja meine Aufgabe als dein Lehrmeister."


    Zu dem spontasnen Gedankenblitz mit einem Treffen mit dem Imperator musste Macer dann schmunzeln. "Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, zu der es angemessen ist, dass du mich bei einem Treffen mit dem Kaiser begleitest, werde ich diese sicher nicht verstreichen lassen. Erzwungen lässt sich so etwas aber natürlich nicht, zumal ich kein Amt und keine Funktion bekleide, aus der sich regelmäßige Treffen ergeben." Macer wollte seinem Tiro Fori gerne den Wunsch erfüllen, aber eben auch keine Versprechen machen, die er nicht halten konnte.

    Es gehörte sicher nicht zu Macers Eigenschaften, sich regelmäßig auf einer relativ generellen Ebene mit anderen Senatoren zu vergleichen. Sicher gab es genug Situationen, in denen er glaubte, eine bessere Idee oder mehr Wissen in einer konkreten Angelegenheit zu haben, als ein bestimmter anderer Senator, aber das war etwas völlig anderes, als sich ganz grundsätzlich mit allen anderen Senatoren zu vergleichen. Dementsprechend wiegte Macer auf die Frage seines Tiro hin ein wenig den Kopf und begann eher langgezogen mit seiner Antwort. "Nun, nicht jeder Senator hat so viel Zeit beim Militär verbracht wie ich und die wenigsten waren Kommandeur der ehemaligen Academia Militaris", begann er dann mit dem wohl offensichtlichsten und am ehesten objektiv zu messenden Aspekt. "Ob du bei mir wirklich mehr erfährst als bei allen anderen, weiß ich nicht, aber es wird wohl auch nicht weniger sein, als du bei den meisten erfährst", ordnete er sich dann ein. "Bei den nicht-militärischen Aufgaben eines Senators gehört noch immer das Aedilat zu meinem Lieblingsthemen. Das haben zwar sehr viele Senatoren absolviert, aber ich fürchte, mit meiner Begeisterung für dieses Amt, insbesondere die Marktaufsicht und die zugehörigen Aufgaben, stehe ich wohl doch eher alleine da", konnte er dann noch anbieten. Einfacher war es wohl, noch die Dinge aufzuzählen, mit denen er nicht dienen konnte. Umfangreiche juristische Expertise hatte er nämlich keine und auch als Priester konnte er keine Erfahrung vorweisen. Aber danach war ja nicht gefragt worden.

    Auf die erste Frage hin schüttelte Macer den Kopf. "Es gibt meines Wissens keine Zeitplan und die langen Postwege von der Ostgrenze bis nach Rom machen es noch schwerer planbar", war sein einziger Beitrag zu dieser Frage. Für die zweite Frage dachte er dann erst einmal einen kurzen Augenblick nach. "Ich glaube, einen bestimmten Ort oder Zeitpunkt gibt es nicht, den ich benennen könnte. Sicher sollte ich meine Statthalterschaft in Germania erwähnen, weil allein das tägliche Erleben einer fremden Kultur sicher lehrreich ist. Aber kritische und umfangreiche diplomatische Fälle hatte ich dort nicht zu bearbeiten, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht. Einiges habe ich sicher auch davon gelernt, die Außenpolitik unter Kaiser Iulianus zu verfolgen, auch wenn ich damals nicht im geringsten aktiv darin involviert war. Und man muss wohl auch sagen, dass ich gerade in der außenpolitischen Diplomatie sicher nicht der erfahrenste Senator bin. Da gibt es andere Männer im Senat, die wesentlich mehr lehrreiche Ereignisse zu diesem Thema gehabt haben werden."

    Ad Imperator Caesar Augustus
    Palatium Augusti


    Sp. Purgitius Macer s.d.


    Mit diesem Brief möchte ich deine Aufmerksamkeit auf den jungen und bemerkenswert fleissigen Vigintivir Annaeus Florus lenken und dir empfehlen, ihn bei der nächsten Vergabe eines Militärtribunats bevorzugt zu berücksichtigen. Schon sein Vater diente deinen Vorgängern zu ihrer höchsten Zufriedenheit und ich habe keinen Zweifel daran, dass er es seinem Vater gleichtun wird. Ich habe ebenso keinen Zweifel daran, dass auch sein Patron Decimus Livianus eine Empfehlung aussprechen würde, wenn nicht gerade andere Angelegenheiten seine Aufmerksamkeit in Germania erfordern. Solltest du mich wegen dieser Empfehlung persönlich sprechen wollen oder einer deiner Procuratoren dies tun wollen, so stehe ich dazu jederzeit gerne zur Verfügung.


    Vale bene
    Sp. Purgitius Macer

    "Ja, das ist sicher eine Gelegenheit, sich zu profilieren", antwortete Macer mit leichtem Zögern, welches er umgehend erklärte. "Es ist auch eine Gelegenheit, folgenschwere Fehler zu machen. Ich würde einer solchen Aufgabe mit sehr gemischten Gefühlen entgegen sehen." Rein militärisch war Macers Ansicht nach an der Ostgrenze in jedem Fall nichts zu holen. "Ich bin sehr gespannt, was wir als nächstes vom Caesar zu hören bekommen und ob es Fortschritte gibt. Nach meinem letzten Stand gab es fünf oder sechs Kandidaten für die Thronfolge, aber ich bin mir sicher, dass sich diese Zahl inzwischen reduziert hat."

    Macer schüttelte den Kopf. "In die Pläne des Kaiserhauses bin ich keineswegs im Detail eingeweiht. Aber ich bin überzeugt, dass der Imperator keine militärische Lösung wünscht, sonst hätte er wohl nicht den Caesar mit einer hochrangigen diplomatischen Mission betraut. Zumindest im Senat ist nicht einmal klar, welcher der verschiedenen Kandidaten überhaupt derjenige ist, der am ehesten Roms Interessen dienlich ist. Ich möchte daher annehmen, dass der Caesar erst einmal vor Ort ist, um mehr über die Kandidaten in Erfahrung zu bringen." Wobei Macer annahm, dass während der Dauer der Mission durchaus weitere Entwicklungen eingetreten waren, um die sich der Caesar gleich vor Ort kümmerte. Es war schließlich unwahrscheinlich, dass der armenische Thron jahrelang leer blieb.

    "Ja, es ist zweifellos keine unbedeutende Angelegenheit", stimmte Macer zu. "Es geht um die Nachfolge auf dem armenischen Königsthron. Um Roms Interessen in der Region zu wahren, müssen wir einen für uns genehmen Kandidaten unterstützen, dürfen uns dabei aber nicht offen gegen Parthia stellen, das seine Interessen natürlich ebenfalls gewahrt haben möchte", erläuterte er dann die Ausgangslage. Zum aktuellen Stand der Verhandlungen konnten er ohnehin nichts weiter ergänzen, weil der letzte Bericht im Senat auch schon wieder etwas länger zurück lag. Aber wenn sein neuer Tiro Interesse an Außenpolitik hatte, hatte er jetzt vermutlich ohnehin eine Menge Fragen zu Details.

    "Gut, dann werde ich die Empfehlung an die Kanzlei alsbald auf den Weg bringen", beschloss Macer. "Und gespannt erwarten, ob wir dich noch einmal im Senat sprechen hören." Von der Straßenreinigung hatte Macer nicht mehr Ahnung als die meisten durchschnittlichen Römer wohl hatten, aber er war durchaus neugierig, mehr zu erfahren, wenn sich schon die Gelegenheit bot.