Ehrenwerte Kollegen,
es ist für mich Neuland im Zuge dieser Veranstaltung einen Vortrag über römische Schlachten in unserer Geschichte zu sprechen. Daher bitte ich zu entschuldigen, wenn man mir nicht immer folgen kann.
Im Mittelpunkt meiner Betrachtung steht die Schlacht von Pydna, 168 v. Chr. Pydna liegt in Griechenland, und die an der Schlacht beteiligten Parteien waren die Streitkräfte des Senats von Rom und die Streitkräfte des makedonischen Königs. Wer sich für genauere Ausführungen interessiert, möge in dem Werk des Polybios aus Megalopolis nachschlagen.
Zur Ausgangslage: Das römische Imperium befand sich schon drei Jahre im Krieg mit Makedonien, und der Feldzug hatte sich über Gebühr hingezogen, da die makedonischen Verbände einer Konfrontation aus dem Wege gingen und sich beständig zurück zogen. Die römischen Angreifer waren folglich in keiner guten Situation, schließlich befanden sie sich weit weg von zu Hause und kamen zu keinen vorzeigbaren Ergebnissen, jederzeit gefährdet vom Gegner angegriffen werden zu können.
Der Konsul Aemilus Paulus hatte vor diesem Theater ein Ende zu machen, er hob in Italien und bei den Bundesgenossen neue Truppen aus und schickte sie nach Griechenland um die dortigen Verbände zu verstärken. Unter seinem Kommando rückte er mit diesen verstärkten Truppen auf die Verteidigungsverschanzungen des makedonischen Königs Perseus in der Nähe des Olymps zu. Zeitgleich schnitten andere Truppen die Landverbindungen nördlich der Stellungen der Makedonen ab, während die Flotte die Seeverbindung unterbrach: Der makedonische König wurde gezwungen zu reagieren, Paulus hatte die Initiative an sich genommen.
Perseus entschied sich der Konfrontation erneut aus dem Wege zu gehen und abzurücken. Die Römer folgten ihm jedoch dicht auf den Versen und errichteten im Abstand von ungefähr 1000 Metern ihr eigenes Lager. Man beachte dabei, dass die eine Hälfte der Legion nach einem langen und ermüdenden Marsch das Lager aushob, während die andere Hälfte die Bauarbeiten gegen den Feind abzusichern hatte.
In dieser Nacht lagen sich die beiden Heere also in einem Abstand von ungefähr 1000 Metern gegenüber.
Am nächsten Morgen kam es dann zu vereinzelten Kommando- und Störaktionen von beiden Seiten. Die Makedonen ließen daraufhin ihre komplette Streitmacht vor dem Lager der Römer aufmarschieren. Im Schutze der Reiter und der Velites – der leichten Infanterie der Republik – formierten sich dann auch die Römer vor ihrem Lager und es kam zur Schlacht.
Betrachten wir jedoch zuerst die Ausgangslage, bevor wir uns dem Ablauf und dem Ausgang der Schlacht widmen.
Auf der Seite der Makedonen stand eine professionelle und kampferprobte Armee, eine Phalanx aus Speerträgern. Die Makedonen waren es aus langer griechischer Tradition und den Erfolgen Alexanders des Großen gewohnt, sich in langer Linie aufzustellen und mit ihrem Speerwall und dem Druck der Linie den Gegner von der Karte zu fegen.
Auf der anderen Seite standen die römischen Truppen, welche sich zu der Zeit in die leichten Velites, mittelschwere Hastati und erfahrenere Princeps, sowie die schweren Triarii gliederte. Die Römer stellten in die ersten Reihen meist die Hastati, dahinter versetzt die Principes und als Reserve die schweren Triarii. Die Velites fungierten als Schütze und sollten den Gegner so lange aufhalten, bis die Schlachtformation eingenommen war. Nicht anders verhielten sich die Römer auch bei Pydna.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Schlachtreihen sollte jedoch die Schlacht entscheiden. Während die Makedonen ihre Schlachtreihe in einer starren Linie konzipierten um auf der breiten Front den Gegner förmlich niederzuwalzen, formierten die Römer ihre Truppen in kleinen beweglichen und eigenständig operierenden Manipel und Kohorten. Dies sollte sich später als siegreich und überlegen herausstellen.
Doch nun zur Schlacht. Die beiden Heere gingen aufeinander zu, die Römer schleuderten ihre Wurfspeere und gingen mit dem Gladius in den Nahkampf über, oder versuchten es zumindest, denn die beiden Reihen verkeilten sich in der starren Speerfront der Phalanx. Die von hinten hinzu stossenden Principes schleuderten ebenfalls ihre Wurfspeere und brachten so eine gewisse Unruhe in die Reihen der Makedonen. Dadurch und durch die Tatsache, dass während dem Drücken der beiden Frontlinien aufeinander auch aufgrund der Unebenheiten des Geländes die Phalanx die Linie nicht mehr halten konnte, öffneten sich Lücken in der starren Linie der Makedonen, in welche die beweglichen Einheiten der Römer auf eigene Verantwortung eindrangen.
Der weitere Verlauf der Schlacht ist schnell erklärt: Die Schwertkämpfer der Römer hieben die Speerträger der Makedonen gnadenlos zusammen, die Phalanx brach auseinander, die makedonen flohen vom Schachtfeld, so sie es noch konnten.
Nach Polybios sollen damals neben 100 toten Römern auch 20.000 Grieche getötet worden sein.
Fazit:
Die beweglichen und mobileren Einheiten setzten sich gegen die starren und unbeweglichen Einheiten durch. Jedoch erst nachdem sie dem massierten Ansturm der Phalanx gemeinsam und unter höchster Disziplin Widerstand geleistet hatten.
Daraus lässt sich zusammenfassen sagen: Die Truppe, welche sowohl Geschlossenheit und Disziplin, als auch Flexibilität und Mobilität am Besten zu kombinieren versteht, wird am wahrscheinlichsten in einer Konfrontation als Sieger vom Schlachtfeld gehen.
Noch eine politische Nachbetrachtung: Das makedonische Reich hatte mit der Niederlage bei Pydna zu existieren aufgehört, der Traum des Alexandrinischen Weltreiches hatte sich ausgeträumt, Griechenland wurde römische Provinz.