Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Das Symposion plätscherte vor sich hin. Die Gäste verhielten sich zurückhaltend, gerade so, als ob sie nicht wüssten, wie sie sich auf einem solchen Fest verhalten sollten. War es Schüchternheit? Wohl kaum? Politische Zurückhaltung? Eher. Unsicherheit? Auch. Meridius schmunzelte und speiste weiter, ehe er ein Gespräch mit den beiden Senatoren anfing, welche natürlich als Mitsenatoren an seiner Klinengruppe untergebracht worden waren.


    "Senator Germanicus, die Curia überarbeitet gerade die Bestimmungen bezüglich des Ordo Decurionum. Als Mann, der lange in der Provinz tätig war, als Architekt dieser Stadt und - ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob in Mogontiacum gebürtig, oder nicht, aber die Familie stammt doch ob es Namens schon aus Germanien, oder? - kurz: kann sich Mogontiacum darauf einstellen, in Dir einen Patron zu finden? Oder zumindest jemanden, der seine Wurzeln nicht vergisst? Der Duumvir der Stadt dürfte sich sicher schon Hoffnungen machen..."


    Meridius lächelte.

    In diesem Moment betrat der Statthalter den Innenhof, hielt sich jedoch im Hintergrund und wollte das Verhör keinesfalls unterbrechen. Er wollte lediglich anwesend sein und sich ein eigenes Bild von der Angelegenheit machen. Man hatte genug Schwierigkeiten mit diese Pack in letzter Zeit gehabt.


    Er nickte folglich der Wache, die sofort Haltung annahm zu und gab auch dem Centurio zu verstehen, dass er weitermachen könne.


    Unterdessen eilte einer der Burschen in die Regia um einen Stuhl zum Sitzen aufzutreiben...

    Noch am selben Tag betrat Meridius das Officium der Comes und ließ sich mit besorgtem Gesichtsausdruck auf einem Stuhl nieder. Er nahm kurz Luft, und man merkte schon an der Art wie er nach Luft schnappte, dass er während des Mittagsschlafes schlecht geschlafen hatte. Offensichtlich hatte ihn etwas beschäftigt und den Grund hierfür wollte er umgehend ansprechen.


    "Der Duumvir..."


    er fing noch einmal von vorne an.


    "Du hast den Duumvir entlassen, wie ich sehe. Hat er sich nicht umstimmen lassen? Und was wird er nun tun? Bleibt er der Stadt wenigstens erhalten? Bleibt er im Stattrat? Ich werde auch einen neuen Princeps Curiae brauchen, wer ist dafür geeignet?"


    Er hatte doch tatsächlich vergessen zu grüßen.


    "Äh, salve..."

    Der Statthalter bot beiden einen Platz an und winkte einen Sklaven herbei, der umgehend etwas Wein ausschenkte. Waren die Bauarbeiten also vorrangekommen. Das war gut. Und doch wirkte Senator Avarus ziemlich bleich, gerade so, als habe er sich bei der Arbeit überanstrengt, oder als sei er neben einer Wand gestanden, welche gekalkt worden war, oder lag es etwa daran, dass er ihm gegenüber treten musste? War es der pure Hass? Oder war er krank? Oder war etwas geschehen? Meridius konnte diesen Kerl immer noch nicht richtig einschätzen.


    "Es ist schön, dass die Arbeiten voran gekommen sind. An der Curia musste längst etwas getan werden..."


    Er lächelte, denn die Probleme des Senators gingen ihn im Grunde nichts an, so lange es nicht die seinigen waren.


    "Also Senator..."


    er wandte sich an Germanicus


    "auf wieviel belaufen sich die Kosten?"

    Das Gespräch ging etwas schleppend an. Der zweite Duumvir war nur halb so gesprächig wie der erste, nicht alle Eigenschaften waren also in dieser Familie bei allen Mitgliedern gleichermaßen verteilt. Dieser Parfur schien introvertiert und eher verschlossen zu sein. Er sprach nicht viel, und wenn, dann nur das nötigste. Oder war es nur Verlegenheit? Die Tatsache, dass er nun plötzlich mit dem Statthalter Roms speiste, was ja nicht jeden Tag geschah? Er musterte den jungen Mann aufmerksam und verglich ihn dabei unmerklich immer wieder mit dem anderen Duccier im Raum...


    "Welche Pläne hast Du mit Mogontiacum?"


    fragte ihn schließlich Meridius.

    "Keine Ursache."


    sprach er in Richtung seiner Nichte, als welche er sie ansah und verließ dann das Zimmer ebenso leise, wie er es betreten hatte. In Gedanken versunken und jede Menge Arbeit mit sicher herum schleppend, hatte er doch als Statthalter immer etwas, was ihn beschäftigte.

    "Das ist gut. Dann brauche ich mich darum nicht zu kümmern."


    Meridius hielt inne, lächelte und nickte seinem Halbbruder dann zu.


    "Es ist gut, dass Du hier bist. Viele von uns sind schon zu den Ahnen gegangen. Aus der Familie Onkel Tiberius lebt niemand mehr, sowohl sein Sohn, als auch seine Tochter sind gestorben. Vater ist tot, Mutter, dann Praetorianus, Brutus, Tertia, Eleanora..."


    Er wirkte nachdenklich und seine Augen zogen sich für einen Moment zusammen. Dann jedoch weitete sie sich wieder und auch die Härte in seiner Stimme verschwand, welche sich kurz eingeschlichen hatte.


    "Dachtest Du daran, Dich zu vermählen? Die Familie fortzuführen? Ich tue was ich kann, aber ausser meinem Sohn Lucius, und davon wusste ich lange nichts, war ich dabei nicht sehr erfolgreich. Iulia und ich versuchen viel, doch man ist nicht mehr der jüngste, oder sagen wir besser, Iulia ist nicht mehr die Jüngste. Lucius ist ein prächtiger Bursche, wenn auch oft verträumt. Er sollte Mann werden, das Alter dazu hätte er erreicht..."


    Lucilla. Ihre Kinder würden dem Hause Germanicus zugerechnet werden. Eine Vorstellung, welche Meridius nicht unbedingt amüsierte.

    Meridius nahm das Schreiben entgegen, überflog die Zeilen und schickte Alesia dann weg. War Valeria also schon abgereist. Wenigstens hatte sie an Begleitung gedacht und auch Sklaven mitgenommen.


    Nachdenklich schritt Meridius zu dem kleinen Tischchen und legte den Brief ab, dann ließ er sich auf der Kante seines Bettes nieder und dachte an Tertia. Wieder stiegen die Erinnerungen in ihm auf. Wie sie als kleines Kind die Casa in Tarraco auf den Kopf stellte, als junges Mädchen Onkel Quintus und auch Onkel Tiberius um den Finger wickelte und auch ihren großen Bruder locker in die Tasche steckte, mit einem einzigen charmanten Lächeln. Und wie sie als junge Dame den jungen Burschen der Stadt den Kopf verdrehte, ehe sie sich entschloss, Vestalin zu werden.


    Meridius wusste bis heute nicht, warum es sie nach Rom zog, warum sie dieses Leben allen anderen Möglichkeiten vorzog. Die Familie war in Tarraco verwurzelt gewesen, sie waren vermögend, hatten über die Jahre an Einfluss gewonnen, Tertia war lebensfroh, genoß das Leben in vollen Zügen, wenn auch nicht so überschwenglich wie Lucilla, und das war es wohl, Meridius zuckte zusammen, Lucilla war eine lebenshungrige, verschwenderische, verwöhnte Decima gewesen und war es noch, sie stand mit beiden Beinen auf dem Boden, war gesellig, liebte Einkäufe und Märkte, Empfänge und Feierlichkeiten, kurz war stets und überall schnell mittendrin statt nur dabei. Nicht so Tertia. Tertia war nachdenklicher gewesen, introvertierter, verschlossener, sie gab nicht so viel auf Äusserlichkeiten, hielt nicht viel von großen Empfängen, und interessierte sich schon sehr früh für die Götter, und auch den Kult der Vesta.


    Und wie war die Familie stolz gewesen, eine der ihren als Vestalin zu wissen. Nicht viele waren berufen, noch weniger wurden auserwählt. Rom konnte immer stolz auf seine Vestalinnen sein. Und Meridius war stolz auf seine Schwester gewesen. Auch wenn es ihn schmerzte zu wissen, dass sie damit der Familie entfernt sein würde, auch wenn er wusste, dass sie wohl nie eine eigene Familie würde führen können.


    Unterschiedlicher konnten seine beiden Schwestern kaum sein. Und doch vereinte sie Schönheit und der berühmt berüchtigte Dickschädel aller Decima. Hatten sie sich etwas in den Kopf gesetzt, gab es nichts, was sie aufhalten konnte. Darin waren Tertia und Lucilla ihr ganzes Leben lang eins gewesen.


    Meridius erhob sich und verließ sein Zimmer.
    Er hatte zu tun.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Lepidus
    Vom der Curiabaustelle kommend trat Marcus Iulius an das Officium des Lapp. Der Senator Avarus stand bereits bei ihm, sodass er gleich anklopfte und nicht zu warten brauchte.


    "Es ist offen."


    hörten die beiden nur von innen her tönen. Der Statthalter stand gerade über einem kleinen Modell der Stadt, welches er nachher in das Officium für Stadtplanung bringen lassen wollte. Dadurch dass sein Klient Appollonius abgesprungen war, hatten sich die meisten Pläne nicht verwirklichen lassen.

    Einen Raum, sicher.


    "In der Regia befindet sich ein Officium, welches bisher immer für den Quaestor Pro Praetore zu verfügung stand. Es ist leicht zu finden, befindet es sich doch im selben Gang wie das meinige."


    Er schmunzelte.


    "Arbeiten die Quaestoren immer noch an der Chronik?"

    Meridius sah sich die Ausführung an.


    "Bleibt es dabei, dass nur Freigeborene in den Ordo aufgenommen werden? Was ist mit reichen Freigelassenen?"


    Er überflog die weiteren Zeilen.


    "Mitglied in einem anderen Ordo - was bedeutet das konkret? Auch in einer anderen Stadt, oder bezüglich dem Ordo Equester? Oder dem Ordo Senatorius, oder jedem beliebigen Ordo?


    Und was ist unter Engagement auch monetärer Art zu verstehen?"

    Wieder nickte er nur, kommentierte jedoch ihre Ausführungen diesmal nicht. Er dachte vielmehr nur nach, ließ sich dabei allerdings nicht anmerken, in welche Richtung diese Überlegungen gingen. Dann, nach einer kleinen Ewigkeit erhob er sich wieder und rückte den Stuhl wieder zurecht.


    "Lass es mich wissen, wenn Du abreist. Und wenn Du es einrichten kannst, versuche herauszubekommen, was mit Tertia geschehen ist. Bisher konnte mir niemand genaue Auskunft geben..."


    Seine Schwester hatte ihm sehr am Herzen gelegen. Er hatte sie nicht nur geliebt, sondern vergöttert, wie er es bei Lucilla noch heute tat.

    "Es ist eine Weile her. Ich bat Dich über ein Schreiben einem Octavier eine Spende zukommen zu lassen, ich glaube es war für irgendeinen Bau, so genau weiß ich es nicht mehr, aber es waren eintausend Sesterzen."


    Er hielt inne.


    "Du wirst sie natürlich zurückerhalten. Ich werde noch heute einen Sklaven vorbeischicken, der sie Dir bringt. Zumindest brauchst Dir dann auch um Deinen Lebensstandard hier in Mogontiacum keine Gedanken mehr machen..."


    Er grinste.


    "Wir verfügen schon noch über Lenker. Nur erfolgreich sind sie nicht unbendingt. Vielleicht ändert sich das eines Tages, wer weiß das schon."


    Sim-Off:

    WISIM

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ZEICHNE ICH


    VALENTIN DUCCIUS GERMANICUS


    MIT EINER
    INSCRIPTIO (KLEIN)
    http:///images/award/inscriptioklein.png


    FÜR
    Zu Ehren Valentin Duccius Germanicus, Duumvir der Stadt Mogontiacum, für seine jahrelangen Verdienste für die Stadt Mogontiacum und ihre Bewohner, das Imperium Romanum und den Kaiser von Rom. In Vertretung des Kaisers, Maximus Decimus Meridius Statthalter Roms und Legatus Augusti Pro Praetore


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM III NON IAN DCCCLVII A.U.C.
    (3.1.2007/104 n.Chr.)


    AUS.


    Maximus Decimus Meridius
    http:///images/sigs/provger-legatusaugustipropr.png

    "Nun, das freut mich zu hören."


    antwortete Meridius.


    "Falls es Wagenrennen sein soll, bin ich als Anhänger der Factio Aurata natürlich mit dabei. Das versteht sich von selbst. Ich habe es unlängst so gehalten, dass die letzten Rennen zusammen von Statthalter und Quaestor abgehalten wurden. Es war ein voller Erfolg."


    Er musterte seinen Halbbruder und lehnte sich zurück.


    "Ich schulde Dir noch Geld, wenn ich es recht in Erinnerung habe.
    Du strecktest es glaube ich für eine Spende vor. Kann es sein?"


    Der Statthalter erob sich von seinem Platz, umrundete den Tisch und steuerte auf einen Schrank zu, in welchem sich geschäftliche Dokumente befanden. Auf irgendeiner Wachstafel hatte er es vermerkt...

    Auf den letzten Kommentar hin winkte Meridius ab.


    "Darauf sollte man nicht allzuviel geben. Jeder der nur annähernd Verstand im Kopf hat, weiß, dass Rom nur über seine Provinzen finanzierbar ist. Die riesige Stadt verschlingt Unsummen an Waren, Gütern, Menschen und kann sich im Grunde das alles aus den eigenen Erträgen gar nicht leisten. Von den Legionen ganz zu schweigen..."


    Meridius schmunzelte.


    "Ich kann mir nur denken, auf wen Du anspielst, aber ich wüsste nicht wo der Sinn solcher Aktionen liegen soll. Das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, Rom berherrscht die Welt und die Welt beherrscht Rom. Die Zeiten der kleinen beschaulichen Republik sind längst vorbei."


    Der Statthalter stellte seinen Becher ab.


    "Ich danke Dir jedenfalls für Deine Geduld, das anstehende Geschäft und auch das Gespräch. Falls Du etwas benötigst, die Regia steht Dir immer offen. Du brauchst mich nur aufzusuchen..."

    "Wie lange wirst Du in Mogontiacum bleiben und was hast Du von Germanien schon alles gesehen?"


    fragte Meridius um das Gespräch noch ein wenig fortzusetzen. Immerhin hatte man nicht alle Tage einen Orientalen im Hause und noch dazu einen, der den Haushalt in Zukunft mit den besten Stoffen des Ostens versorgen würde. Er würde Iulia von dem Geschäft erzählen müssen, sie wäre mit Sicherheit sofort hell begeistert...

    "Ja, alle Kommandeure."


    Meridius bestätigte seine Anweisung mit einem Nicken.


    "Ich denke, dass Du die Vorbereitungen für diese Besprechung mit Sicherheit schnell durchführen kannst."


    Er dachte einen Moment nach.


    "Und bevor der Winter beginnt, dachte ich an eine Inspektion des Lagers und der Lagerbestände. Ich werde Dich dabei begleiten. Gib mir Bescheid, wann es losgehen kann..."