Meridius schmunzelte.
"Versprich ihnen nicht zuviel. Ich will sie nicht kaufen. Mein Interesse ist es, sie als Nachbarn zu erhalten, die den Winter überleben, die weiterhin ein Interesse daran haben in Frieden mit uns zu leben und die stark genug sind, um die uns und ihnen feindlich gesinnten Horden fern zu halten."
Mattiacus hatte schnell verstanden, wie es schien.
"Alles weitere regeln wir dann auf dem Treffen im Frühjahr. Es wird unter anderem auch darum gehen, wie es mit der Region Raetia weitergehen wird. Es gibt einiges an Siedlungsfläche, die wir ansiedlungswilligen Germanen zu Verfügung stellen könnten. Auch vor dem Limes gibt es den einen und anderen Landstrich, der noch zu verteilen ist.
Selbstverständlich nehmen wir diese Siedler und Stämme unter den Schutz Roms. So Hilfstruppen und Auxilia notwendig sein werden, kann ich diese jederzeit losschicken. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass Rom die Bewaffnung der germanischen Stämme unterstützen wird. Falls es diesbezüglich an Geldern mangelt, ist es alles eine Frage der Verhandlungsbasis und der gemeinsamen Ziele."
Er dachte einen Moment nach.
"Bis dahin muss ich jedoch beim Kaiser ausloten, wie weit ich gehen kann. Es ist noch nicht lange her, da verhinderten die Statthalter dieser Provinz jede Siedlungsbemühung von Stämmen in Limesnähe, die uns nicht wohlgesonnen waren. Eine Methode die auf der Hand liegt und nur allzulogisch ist. Ich denke, dass ich zu dieser Methode wieder zurrückkehren werde. Wer uns nichts Gutes tun will, wer uns Feind ist, muss damit rechnen, dass ihn die römischen Legionen erreichen und vernichten. Die Holzpalisaden des Limes oder ein Fluß sind diesbezüglich kein Hindernis. Kein Stamm, kein Volk würde die Ansiedlung von Feinden in unmittelbarer Nähe dulden und hinnehmen. Wieso sollten wir es also?
Rom ist prinzipiell nicht an einem Krieg interessiert. Es scheut jedoch zur Vermeidung eines solchen Krieges keinen Feldzug und keine Schlacht, um sich und seine Verbündeten Freunde zu schützen.
Unter Germanicus und Purgitius wurde die offensive Politik in Germanien schmählich vernachlässigt, wie ich aus den Unterlagen der Regia entnehmen musste. Es wurde weitgehend nur reagiert, und was politisch auf der anderen Seite des Limes geschah, war weitgehend egal. Ich habe vor, dies wieder zu ändern. Wir sind nicht umsonst einhundert Jahre lang erfolgreich gewesen...
... wenn wir mal von Varus absehen. Aber das ist eine andere Geschichte. Er wurde von seinem Reiterführer Arminius verraten und in eine Falle gelockt. Ich kann dies bei mir ausschließen. Mein Reiterführer ist kein Germane, und auch kein Fremder, sondern mein Cousin. Meine Legionen werden in keiner Falle aufgerieben werden. Es besteht also keine Veranlassung künstlich vor den Germanen Angst zu haben, auch wenn wir alle wissen, dass sie unangenehme Gegner sind.
Doch gerade weil sie unangenehme Gegner sind, müssen wir aktiv werden und alles tun, um die Stämme zu fördern, die ebenso wie wir in Frieden und Sicherheit leben möchten. Frieden ist dabei relativ, Sicherheit jedoch unausweichlich. Wenn es des Schwertes bedarf um Sicherheit herzustellen, werden wir dieses für uns und unsere Verbündeten führen, doch wir verzichten gerne darauf, wenn der Frieden auch so gewahrt bleibt."