Glühend stach die Hitze auf Medeia hinab, der intensive Geruch der Menschen tat sein Übriges und ihr wurde ganz schummrig auf der Agora. Die Häuser schienen zu flimmern, die Menschen verzerrten sich und Medeia schnappte nach Luft. Jubel brandete auf und laute Kyriestimmen waren um sie herum zu hören. Medeia riss sich zusammen und versuchte an einer hoch geflochtenen Perücke vorbei zu spähen. Da, da war jemand auf einem Pferd und in einem strahlend weißen Gewand, dass es sie fast blendete. Verblüfft öffnete sich Medeia Mund nachdem sie den Mann, den neuen Praefectus von Ägypten, länger gemustert hatte. Das war doch Germanicus Corvus, der noch vor kurzer Zeit so völlig nahbar auf seiner eigenen Hochzeit gewirkt hatte. Und hier schien er wie ein Gott durch die Menschen zu reiten, wie ein Kaiser, der sein neues Land besichtigte und die Menschen fielen sogar huldvoll auf die Knie als er an ihnen vorbei ritt. Medeia, die nicht den Gedanken hegte sich vor einem römischen Mitbürger, der nicht der Kaiser war, nieder zu knien, sank dennoch auf den Sockel einer Statue und hielt sich an dem muskulösen Bein dieser Statue fest.
Durch die Blumenschleier erblickte Medeia dann noch die Sänfte und ihre Kollegin der Acta. Medeia seufzte leise. Die Verwunderung durchdrang sie, aber durchaus noch ein anderes sehr unangenehmes Gefühl. Die feinen Stiche des Neides. Medeia verzog ihre Lippen und winkte Olympia heran, damit diese ihr noch ein wenig Saft reichte und mit dem süßen Nachgeschmack im Mund ertrug sich das Ganze doch sehr viel besser. Sogar in die Jubelrufe konnte Medeia mit ihrer Stimme einfallen. Denn gleichwohl der Neid eine durchaus niederträchtige Schwäche von ihr war, schätzte sie ihre Kollegin von der Acta durchaus und ihren Mann hatte sie als äußerst zuvorkommend und höflich kennen gelernt. Gebannt lauschte sie den Worten des neuen Praefectus, die zwar nicht immer ganz verständlich bis zu ihr drangen, aber vom Sinn her klar wurden. Lächelnd nickte sie und betrachtete die Alexandriner um sich herum. Der Praefectus hatte wohl ganz genau den richtigen Ton getroffen, so schienen es ihre Gesichtsausdrücke zu bekunden.