Beiträge von Artoria Medeia

    Und es waren an die Dutzend oder mehr...- was vor der Ankunft passierte, Teil II


    Mit einem lauten Knirschen landete das Schiff am Strand. Holz barst und Medeia rutschte die Planken entlang. Unsanft kam sie auf dem weichen Strand auf und erkannte mit Verblüffung direkt vor dem Schiff die Kastellcasa von Plautius. Ein erleichtertes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Denn nun war die grauenhafte Schiffsreise endlich vorbei. „Camillus?“, rief sie. Dann war er also doch nicht in den Krieg ausgezogen. Medeia erhob sich schwer fällig und lief eilig über den Strand auf die Casa zu. Sie riss die Tür auf und sah in das leere Atrium hinein. Schnell kam sie über den Marmorboden bis an das Wasserbecken heran. „Camillus?“, rief sie. Doch niemand antwortet, kein Sklave erschien und schon recht nicht ihr Ehemann. Ratlos strich sich Medeia eine rote Locke aus der Stirn als ein leises Glucksen aus einer menschlichen Kehle Medeia verwundert herum fahren ließ. Sanft fiel das Licht durch die Öffnung des Atrium auf ein Gebilde mit einem Tuch darauf. Medeia trat näher heran und zog skeptisch das Tuch von dannen. Erschrocken taumelte sie zurück, denn unter dem Tuch verbarg sich...ein süß vor sich hin glucksender Säugling.


    Medeias Augen weiteten sich entsetzt und sie schluckte als sich die Hände ausstreckten und das Kind gluckste: „Mama!“ Medeia wurde ganz schwach in den Beinen und dann hörte sie unbeholfenes Getrappel. Ein weiterer Säugling krabbelte auf sie zu und streckte die Hände nach ihr aus. Und noch einer und noch einer! Ein heiter kicherndes Kleindkind tummelte sich auf der Statue, die Plautius von ihr hatte anfertigen lassen, und hielt sich an ihrer steinernen Nase fest. Überall, wo sich Medeia umsah, starrten ihr Kinderaugen entgegen, die wahrhaft drollig wirken sollte. „Mama! Mama!“ Die Tür brach auf und Dutzende von Kindern und Säuglingen stürmten in das Haus. „Mama! Mama! Mama!“ Dröhnte es in einem Chor. Medeia griff sich in die Haare. „Nein!“, flüsterte sie leise. „Mama!“ Entgeistert schüttelte Medeia den Kopf und spürte kleine Kinderhände, die sich an die Zipfel ihrer Stola hängten. Und dann trug Medeia kein Kleid mehr. Nackt und entblößt stand sie vor einer Meute von Säuglingen. Erschrocken hielt Medeia ihre Arme um ihren Leib geschlungen. „Nein!“, schrie Medeia laut auf. Sie riss ihre Augen auf, spürte dabei das Wiegen des Schiffes und atmete tief ein. Nur ein Alptraum, nur ein nächtlicher Schrecken. Suchend sah sie zu den beiden Leibsklaven, die sie begleiteten. „Olympia, wach auf.“, flüsterte sie. Olympia murmelte leise etwas und setzte sich auf. „Bei den Göttern!“ kam aus Medeia erstickt hervor, denn statt Olympias hübscher Blondschopf starrten sie zwei Kinderäuglein an, dazu dunkle Wuschellocken, ein saberndes Mündchen und (oh Schreck 8o) Grübchen. „Hilfe!“, schrie Medeia und wachte schweißgebadet auf ihrem Lager endgültig auf, denn...


    ....und es war nur ein höchst shrekhafter Traum*! :]


    Das Schiff schaukelte und einige besorgte Passagiere sahen auf Medeia hinab. Verlegen zog Medeia die Decke höher und versichterte schnell, dass es ihr gut gehen würde.





    SimOff: *stolen by? Wer will, darf raten. Hinweise im Text. Lösung per pn. =)

    Eine ungemütliche Reise- was vor der Ankunft passierte, Teil I


    Träge pflügte das Schiff durch das Mittelmeer, hatte schon vor vielen, vielen Tagen das italische Land außer Sicht gelassen und war nun dabei sich der Küste von Afrika und der Verheißung 'Alexandria' zu nähern. Übelkeit in sich verspürend stand Medeia am Rande des Schiffes, lehnte sich an die Rehling und sah käsebleich auf die Wasseroberfläche. Tagelang war sie nun schon unten im Bauche eingesperrt gewesen. Dort wo sonst Balsam und Seide, Gewürze und Edelsteine gelagert wurden, waren improvisierte Lagerstätten für die wenigen Passagiere an Bord geschaffen. Immerzu war der Geruch nach der am anderen Ende des Schiffes gestauten Ladung in Medeias Nase und die Enge, dazu die Feuchtigkeit hatten ihr zu schaffen gemacht. Sogar Fieber hatte sie in den ersten drei Tagen bekommen, was zwar besser war und doch fühlte sie sich immer noch schlecht. Medeia streckte schwach die Hand aus und Olympia reichte ihr schnell ein feines Linnentuch. Schwer seufzend presste sich Medeia das Tuch gegen die kaltschweißige Stirn und stierte in den blauen Himmel, der sich hob und senkte, hob und senkte. Doch noch immer war kein Land in Sicht. „Stell Deine Füße ins kalte Wasser, das hilft wirklich!“ Ein älterer Herr trat an Medeias Seiten und tätschelte mitfühlend ihre Hand. Entgeistert sah Medeia auf diese Vertraulichkeit und zog dem Mann schnell wieder ihre Hand weg. „Nein, danke. Aber zu freundlich. Wenn es schlimmer wird, werde ich es noch versuchen können.“ Dann wandte sie sich demonstrativ um und sah wieder auf den Horizont, der sich dem Meer näherte und wieder entfernte. Oder war es umgekehrt? Medeia vermochte es nicht zu sagen und fragte sich durchaus, warum es ihr so schlecht ging. Die letzte Seereise hatte sie nicht unter so einer Übelkeit gelitten.


    „Soll ich ihr etwas zu Essen bringen?“, hörte Medeia das leise Tuscheln hinter ihrem Rücken aus dem Munde von Olympia. „Nein, ich glaube, sie ko..., nein würgt es gleich wieder hervor. Ich glaube doch, sie scheint wirklich in anderen Umständen zu sein.“ Medeia drehte sich um und hielt sich dabei fest an der Rehling. Böse funkelte sie den kleinen Sklaven hinter sich an. Der duckte schnell seinen Kopf und murmelte leise: „Tschuldigung, Domina. Das meinte ich so nicht. Es sieht...also es ist...“. Wütend fauchte Medeia. „Ich bin nicht schwanger. Denkst Du mir entgeht so etwas?“ Und schon kam wieder die Unpässlichkeit in ihr auf als eine Welle das Schiff hoch trug. Erneut wandte sich Medeia dem Meer zu, doch nur als ein hicksendes Schlucken brachte sie nicht hervor. Somit war die Unverschämtheit ihres Sklaven im Moment vergessen.

    Immer mal wieder tupfte sich Medeia mit dem Taschentuch über das Gesicht, feine Spuren ihrer Schminke blieben an dem Linnen haften. Doch nur von ihren Wangen, die eine künstliche Röte trugen, damit sie nicht derart kränklich aussah wie oft in letzter Zeit. Sie nickte langsam und war heilfroh über die Versicherung, dass Plautius ihr ganz gewiss auch ganz viel schreiben würde. Und doch hatte Medeia ein ganz schreckliches Bild vor Augen. Plautius in der Fremde, Plautius umringt von vielen Tausend und Abertausenden Parthern, die sich um einen kleinen Haufen von verzweifelten Soldaten drängten. Angeführt von ihrem Ehegatten, der noch die letzten verzweifelten Worte auf einem Papyrus an sie richtete. Medeia atmete erschrocken auf. Und das nächste Horrorszenario keimte auf. Die Schlacht, die Römer waren dabei zu siegen und Plautius ritt das Schwert schwingend (mit einem kleinen Trupp von Berittenen hinter ihm) mitten in das Gewirr von einer schwarzen Wolke aus Pfeilen. Gerade wollte schon die Contenance zurückkehren, doch bei all den schrecklichen Gedanken löste sich nur noch mehr Schluchzen aus Medeias Kehle. „Wehe, Du kommst als Geist zu mir, Camillus. Das würde ich nie, niemals Dir verzeihen. Du kommst heil und in Fleisch und Blut nach Hause.“ Einige Küsse folgten, Medeia, die sich wieder fest an Plautius schmiegte und just in dem Moment beschloss, dass sie ihn einfach ablenken müsste. Ja, das war doch die Idee. Einfach ihn in seine Unterkunft dieser Taberna begleiten und all ihre Künste aufbringen, damit er danach die Abreise der Legion schlicht verschlief. Ein schwaches Lächeln über diesen doch unvernünftigen Plan zeigte sich auf Medeias Lippen. Sie hob die Augen und sah Plautius lange an und nickte matt auf seine Worte hin. Geh nicht!, lag ihr auf den Lippen. Doch auch das brachte sie nicht hervor.


    Doch Medeia wusste, wenn sie länger in den Armen von Plautius lag und sogar noch mal ihm ihre Liebe gestand, dann wäre es um die letzte Mauer ihrer Fassung geschehen und sie würde alles daran setzen, um Plautius hier zu halten. Doch das würde das Ende von Allem bedeuten. Medeia wusste, man durfte Männer nicht derart binden und fesseln, sie hassten das und verließen über kurz oder lang solche Ehefrauen. „Bitte pass auf Dich auf, Camillus. Ich brauche Dich doch!“ Einige Sekunden vergingen, in denen Medeia ihren Ehemann lange ansah, eine Mischung von Liebe, Angst und Trauer zeigte sich in den grünen Augen. Was sollten die letzten Worte sein? Medeia wusste es nicht so genau. „Auf bald, Camillus. Ich liebe Dich...“, wiederholte sie noch mal. Dann löste sich Medeia langsam von ihm, die Wangen feucht, der Lidstrich ein wenig verwischt und einige Locken hatten sich aus der Frisur befreit. Der Wind umspielte sie und schmiegte das Kleid eng um ihre Taille. Sie sah Plautius noch einmal verzagt und liebevoll an, dann drehte sie sich schnell um, damit nicht Taten und Worte kamen, um ihren Mann an sich zu halten. So entschwand sie schnell in der Menge von Menschen.


    Bei der Sänfte:
    Weinend hielt Medeia das Taschentuch vor ihr Gesicht gepresst. Sie hatte schon seit Jahren nicht mehr geweint, das letzte Mal richtig, als sie das erste Mal dem Geschäft ihrer Mutter nachgehen musste. Und es schien als ob ein Damm in ihr gebrochen war, der all die ungeweinten Tränen mit sich nahm, die jetzt der Angst und Sorge um Plautius wegen sich den Weg nach oben gebahnt hatten. Olympia trat neben Medeia, die in der Sänfte saß und sah besorgt auf sie runter. „Domina, bist Du schwanger?“ Medeia sah auf, ihre Augen waren nun völlig verweint und gerötet, ihr Gesicht aufgedunsen. „Pah, woher soll ich das wissen? Aber so oder so, Camillus bekommt schon seinen Sohn.“ Ihre Augen richteten sich auf die Schiffe und sie sah entschlossen auf die vielen Masten.

    Etwas zögerlich löste sich Medeia dann doch von Plautius, als sie einsehen musste, dass die Schiffe ganz bestimmt nicht ohne einen der Köpfe der Legion abreisen würde. Seltsamerweise musste Medeia das Bild einer großen Hydra namens Legion aus ihrer Wahrnehmung scheuchen. Und jetzt, wo sie doch gänzlich von einem Wirbel von Gefühlen gefangen war, schmolz sie bei den Komplimenten an sie, die doch mehr an Epicharis gerichtet waren, hinweg. Medeia zögerte einen Augenblick lang und war stark versucht zu sagen: „Geh nicht, Camillus. Bleib bei mir und lass mich nicht alleine, bitte!“ Doch aus den Augenwinkeln wurde sie sich der Soldaten bewusst, des flavischen Centurio und all der Ohren, die solche Worte vernommen hätten und spöttisch über sie gelächelt hätten und das Ansehen ihres Mannes womöglich stark geschädigt wurde in der Legion. Und das wollte Medeia wirklich ihrem Mann nicht antun. Doch insgeheim fragte sich der rationale und geistig distanzierte Teil von Medeia, was denn bloß los mit ihr war. Warum schien sie heute so nahe am Wasser gebaut zu sein. Die Antwort auf die Frage, die sich sofort hinauf drängte, gefiel Medeia nicht. Sie wollte stets die Kontrolle über sich behalten und Männern keine Macht über sich geben, nicht auf diese Weise.


    Stumm und mit einem lautlosen Sehnen in den grünen Augen lauschte Medeia ihrem Mann. Verblüfft sah sie auf den riesigen Sack mit der ungeheuren Summe und erschrak, hoffte dabei inständig, dass niemand die Worte von Plautius vernommen hatte, denn ansonsten würde sie noch an der nächsten Straßenecke überfallen werden. Das mit dem Testament gefiel Medeia ganz und gar nicht und der verzagte Ausdruck wandelte sich einen kurzen Moment lang in einen Empörten. Der Rest der Worte rauschte an Medeia vorbei. Irgendetwas mit einem Klienten tönte in ihren Ohren, aber das Wort Testament hatte sie endgültig aus der Fassung gebracht. Pumilus würde sicherlich alles aufmerksam verfolgen, da war sich Medeia sicher und so sah sie ihren Mann nur entgeistert an. Automatisch nahm sie das Amulett entgegen, reichte es an Olympia weiter. „Camillus Matinius Plautius“, hob Medeia an zu sprechen. Ein seltsames Zittern war in ihrer Stimme auszumachen. „Unterstehe Dich, nicht wieder aus dem Krieg wieder zu kommen, ja?“ Medeia schluckte und bemerkte gar nicht, wie die verwunderte Olympia nach einem Linnentuch suchte, was sie Medeia in die Hand drückte. „Denn eines schwöre ich Dir, Camillus. Wenn Du nicht aus dem Krieg kommst, dann werde ich persönlich nach Parthia kommen und Dich von dort nach Hause holen. Jawohl!“ Eine Träne ran Medeia über die Wange, sie hatte vor Jahren das letzte Mal geweint und war selber über diesen Tropfen verwundert, doch die Angst und der Abschied spülten noch mehr Tränen in ihr Auge, die feucht glänzten. Das Schlucken und das Zwicken in ihre Hand half nicht, die Tränen suchten danach sich einen Weg zu bahnen über ihre Wangen. „Und ich schreibe, schon auf dem Schiff und Du mir, tust Du das?“ Der pseudobefehlende Ton verschwand und sie schien plötzlich ganz unsicher zu wirken.


    Medeia konnte nicht anders, ein zweites Mal schlang sie ihre Arme um Plautius und küsste ihn schluchzend, dann wiederum sehr innig. Ihre Tränen benässten Plautius Soldatenwangen und sie flüsterte leise. „Ich liebe Dich, Camillus.“ Dann löste sie sich wieder und sah ihn schniefend an, fand das sehr unwürdig und wischte sich schnell die Nase mit dem Tuch. „Zudem sollte Dich doch Dein Sohn kennen lernen. Also wehe Du kommst nicht zurück...“, wiederholte Medeia. Den überraschten Blick von Olympia ignorierte Medeia dabei. „Und hier ist noch etwas für Dich, aber mach es erst auf dem Schiff auf, ja?“ Medeia reichte Plautius ein Paket, was fest verschnürt war mit zahlreichen Knoten, damit er sie nicht jetzt schon öffnete.

    Während Medeias Augen noch ganz auf ihren entfernt stehenden Mann gerichtet war, nickte sie beiläufig bei Epicharis Frage. „In der Tat, ich reise im Auftrag der Schola nach Alexandria, um die Zustände des Museion in Augenschein zu nehmen.“ Schmunzelnd sah Medeia dann doch zu Epicharis. „Das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden, denn ich wollte schon mein ganzes Leben lang das Museion sehen und zudem kümmere ich mich um den Erwerb einigen Landes in Ägypten.“ Doch dann strahlte Medeia auf als sie ihren Gatten auf sich zukommen sah, mitsamt seines Trosses. Schnell trat sie ihm zwei Schritte entgegen und streckte (entgegen ihrer sonstigen Angewohnheiten) die Hände nach Plautius aus und ergriff die Seinigen, die so rau sich an ihren der Arbeit nicht gewohnten Fingern spürte. „Camillius, ich bin froh, es noch rechtzeitig geschafft zu haben.“ Etwas verwundert über die schon fast förmliche Anrede war Medeia durchaus, aber sie war hier um sich von Plautius zu verabschieden und nicht ihn zu tadeln, ob im Witz oder nicht. „Ich weiß, dass Du nicht viel Zeit hast. Aber ich bin schon um jeden noch so winzigen Augenblick froh, um Dich noch mal zu sehen, bevor Du wegreist.“


    Sentimental war Medeia nicht und versuchte stets emotional distanziert zu bleiben bei Männern, selbst bei Plautius. Doch in diesem Augenblick gelang es Medeia nicht. Ein schwerer Brocken machte sich in ihrem Bauch bereit, landete dort mit einem unangenehmen Plumpsen und vermischte sich mit den Steinen der steten Sorge, die seit dem Schleudern der Kriegslanze in Medeia schwer wogen. „Ich war bei der Kriegserklärung...“, meinte Medeia und atmete tief ein. Nicht die Fassung verlieren, Medeia. Nicht die Fassung verlieren, Medeia. Nicht die Fassung verlieren. Das Mantra funktionierte nicht und Medeia tat etwas, was sie sonst niemals gemacht hätte vor aller Augen. Sie schlang ihre Arme um Plautius Schultern und presste sich an ihn heran. „Oh, Camillus. Ich werde Dich vermissen.“ In dem Moment störte sich Medeia nicht an all den Leuten, sondern legte ihre Wange an Plautius Hals. Es war schon viele, viele Jahre her gewesen, dass Medeia ein derartiges Chaos an Gefühlen in sich verspürt hatte. Das emotionale Eis, was sie sonst oft einhüllte und sie sich als Schutz aufgebaut hatte seitdem sie vierzehn Jahre alt war, schmolz und hinterließ ein Loch in der Patina und seelischen Rüstung. Und so ließ sie Plautius nicht los und hoffte inständig, die Schiffe würden schon abreisen und ihren Praefectus dabei vergessen.

    Medeia konnte sich nicht den Eindruck erwehren, der junge Mann an der Seite von Plotina, Sergius Lupus, wollte seine Verwandte verkuppeln. Aber mit einem Centurio? Medeia sah noch mal in die Richtung, wo der Octavier verschwunden war. Eigentlich müsste doch gerade der Soldat wissen, dass ein Centurio nicht heiraten durfte. Doch Medeia, die sich selten mit Heiratsverkuppelungen beschäftige, schenkte dem nicht länger Beachtung. Mehr mühte sie sich eine gelassene Miene zu behalten. Denn obwohl Medeia sich angestrengt hatte ihren kleinen Faux Pas zu überspielen, schien sie nun doch von ihrer Gesprächspartnerin durchschaut worden zu sein. „Eine echte Kennerin? Nein, das würde ich nicht sagen. Aber man kann sich kaum derer erwehren, drängen sich doch diese Glaubensgemeinschaften einem förmlich auf.“ Durch und durch unecht war das Lächeln, was Medeia dem anfügte und doch eingeübt und studiert. „Es sind im allerhöchsten Fall die philosophischen Lehren, die mich an solchen aberwitzigen Vorstellungen interessieren. Doch nur logos und die Liebe zur Weisheit zählt letztendlich im Streben den Wissenshorizont zu erweitern.“ Kalt und heiß erschauerte es Medeia innerlich. Schließlich arbeitete sie schon seit Jahren daran, eine völlig normale römische Frau zu sein und auch so zu wirken. Natürlich gelang es nur mäßig, aber sie wollte trotzdem nicht dem Schein das erlogene Licht rauben. Medeia atmete dann doch auf, als Plotina wieder zu der Philosophie zurück kehrte und das Glatteis von Mysterienkulte und fremdartigen Glauben verließ. Entzückt schmunzelte Medeia als sie die feine Röte auf Plotinas Wangen entdeckte und hatte aus dem Grund auch nicht mehr vor, noch während des Brautzuges auf das Gesprächsthema von dem Gymnasion zurück zu kehren.


    Geschmeidig erhob sie sich, zog die Palla von der Kline hinab und schlang sich diese wieder um die Schultern herum. „Es war mir eine große Freude, Dich kennen gelernt zu haben, Plotina. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mich, wenn Du in Alexandria ankommst, mit einem Besuch beehren würdest. Ansonsten mögen die Götter über Dich wachen.“


    An der Seite ihres Gatten schloß sich Medeia dann (nach der Verabschiedung von Plotina) all den Gästen an, warf auch ab und an ein „Talassee!“ ein. Ein grauhaariger, leicht angetrunkener Mann nutzte noch die letzten Schritte auf dem Weg zum Zimmer, um seinen Reim zu rufen.


    „Einst hatte der Corvus die Zügel in der Hand,
    doch nun sind es die der Aelia, die ihn band.
    Reitet er noch einst stolz ins Feld mit seinem Pferd
    so ist nun Aelia, die ihn reitet und nicht steht am Herd.“
    *


    Erst nach dem Zug und etwas später am Abend verabschiedete sich Medeia vom Fest, um durch das nächtliche Rom heimzukehren.





    *Das Reimen war nicht die Stärke jenes Mannes. 8o ;)

    Die beige Palla schützte Medeia vor der warmen Sonne, die ihre Strahlen auf das Marsfeld schickte und sie stand zwischen all den Menschen, um Zeuge dessen zu werden, was ihren Mann für Jahre in die Fremde schicken würde. Aber auch, um mit ihrer Präsenz damit zu helfen, die Götter für den Krieg wohlgesonnen zu stimmen, damit ihr Mann vom Krieg bald heim kehren konnte. Um sie herum standen viele Römer und Römerinnen und so manch einer unter ihnen hatte auch einen Sohn, einen Bruder, womöglich sogar Vater in der Legion, der bald nach Parthia ziehen würde und sie alle zurück lassen würde in der Ungewissheit um ihr Leben und Sicherheit. Und wenn dann die ersten Listen der Gefallenen und Verletzten in der Acta veröffentlicht würden oder am Forum ausgehängt, der Ausrufer vor dem Senat von den Neuigkeiten des Krieges berichteten oder der Cursus Publicus mit den schweren Säcken der Soldatenbriefe heimkehrte, würden all jene sorgenvollen Menschen erst um das Wohl oder den Tod ihrer Verwandten erfahren. Medeia atmete tief ein und erschauderte bei dem Gedanken. Leise sprach sie ein Gebet zu den Göttern und war doch etwas beruhigter durch die Tatsache, dass ihr Mann der Praefectus in der Legion war und kein einfacher Soldat, der in der ersten Reihe schon in den ersten Minuten einer Schlacht aufgerieben und in die Unterwelt gesandt werden konnte. Und immerhin würde sie sich in einigen Tagen noch mal von ihm verabschieden können ehe die Schiffe Ravenna verließen.


    Auch Medeia sah auf wie unzählige Gesichter als der Verbenarius an ihnen vorbei ging. Unwillkürlich machte Medeia einen Schritt zurück, um dem Mann den Weg frei zu machen und sie sah ihm stumm und mit Ehrfurcht ergriffen hinter her. In der Ferne konnte Medeia auch den Kaiser erspähen, seine würdevolle Gestalt und war noch einmal mehr beruhigt. Denn schließlich kam der Kaiser mit in den Krieg und somit der Sieg noch viel näher. Als sich ein Mann vor ihr drängte und Medeia die Sicht raubte, zupfte sie ärgerlich an seiner Tunika. „Salve, könnt ihr vielleicht...?“ Erst als er zur Seite trat, konnte Medeia wieder der Zeremonie folgen und sah, wie der Verbernarius sich dem Kaiser zu wandte.

    Der salzige Duft des Meeres kitzelte angenehm in Medeias Nase, schien von dem Wind und sogar von den Sonnenstrahlen mitgetragen zu werden. Die Frische tat Medeia gut, kein Gestank der Strassen Roms und kein hitziger Kessel der Urbs machten Medeia das Leben schwer. Und vor ihr bereitete sich ein scheinbar endloses Blau und Glitzern aus, was durch viele kleine weiße Wellen durchbrochen wurde und noch mehr den Anblick versüßte. Medeia genoss die Schönheit, denn noch befand sie sich nicht auf einem Schiff. Wie sie doch die Enge eines Schiffes hasste. Doch sie entsann sich dabei nur an eine Schiffsreise, die sie einmal in ihrem Leben getätigt hatte und das war bei ihrer Reise von Athen nach Rom. Ihre erste und einzige große Reise bis jetzt in ihrem Leben. „Das würde mich sehr freuen, Epicharis. Aber vielleicht hast Du ja sogar schon die Möglichkeit vorher nach Ägypten zu kommen. Du bist auf jeden Fall stets bei mir Willkommen.“, erwiderte Medeia lächelnd. Die schweren Schritte von vielen Soldaten, die sich näherten, schenkte Medeia noch keine Beachtung. Der Wind bauschte Medeias Palla auf und sie griff schnell nach dem Elfenbeinfarbenen Stoff, damit er nicht mitgerissen wurde und über die Mauer hinab zum Hafen geweht wurde. „Ja, ich habe ein kleines Handelsschiff auftreiben können, was bald in See sticht und Alexandria als Ziel hat. Das war nicht sehr einfach, die meisten Schiffe verlassen mehr den Hafen Puteolis, wenn sie nach Alexandria wollen.“


    Erst als Epicharis sie auf die Soldaten aufmerksam machte, bemerkte Medeia die heran schreitenden Soldaten. Und sie kamen direkt auf sie zu. Medeia drehte sich zu dem Mann um, den sie mittlerweile auch am Helm als Centurio erkennen konnte. Verblüfft öffnete sich Medeias Mund ein ganz klein Wenig und sie sah den Centurio überrascht an. Dann hob sie ihr Kinn an, denn so sehr sie ihrem Mann zugetan war, solch einen Humor schätzte sie ganz und gar nicht. Ihre Nase kräuselte sich einen Moment pikiert, dann neigte sie hoheitsvoll den Kopf. „Salve Centurio. Höchst ungewöhnlich, dass uns ein so hoch gestellter Legionär auf offener Strasse verhaften will. Aber Du kannst uns gerne zu meinem Mann eskortieren und wir wären Dir dafür sehr dankbar.“, Medeia schenkte dem Centurio ein höfliches Lächeln, mehr jedoch nicht und wandte sich an Epicharis. „Verzeih, mein Mann hat manches Mal einen doch seltsamen Humor. Das ist sicherlich nicht ernst gemeint. Aber er wird bestimmt wissen, wo sich Dein Verlobter aufhält.“ Und schon schritt Medeia den Weg hinab, gefolgt von ihrem kleinen Sklaven Pumilus.


    Ein dichtes Gedrängel herrschte auf den Strassen der beschaulichen und malerischen Stadt, die doch sonst mehr von dem Militärhafen, aber auch dem Handel in den Osten lebte, wie nach Salonae, Dyrrhachium, Corinthus und bis weit nach Syria, wenn auch über den ein oder anderen Umweg. Einige Kinder drängelten sich an Medeia vorbei, denen sie schnell, als ob sie sich an ihnen verbrannt hätte, auswich. Eine Möwe flog dicht über sie hinweg und landete auf der Mauer, die sich an der Straße hinab wand. Sie plusterte ihr weißes Gefieder auf mit den schwarzen Spitzen an den Federenden und gab ihren typischen fiepsig, schrillen Ton von sich. Doch von dem Klappern der Soldaten wurde sie aufgeschreckt und schwang sich schnell in die Luft. Dennoch in der Taberna kamen sie gar nicht mehr an. Medeia, die immer wieder zu all den Soldaten spähte, die sich am Hafen versammelt hatten, konnte schließlich doch eine bekannte Gestalt erkenne. „Pumilus, dort ist Dein Herr! Lauf und sag ihm Bescheid. Und sag ihm, dass ich lieber an der frischen Luft bleiben will.“ Medeia, die nicht daran dachte sich irgendeinem militärischen Gutdünken als Zivilistin zu beugen (damit hatte sie schon bei den Cohortes Urbanae in Rom ihre Probleme gehabt), deutete auf die vielen blitzenden Rüstungen, die von zahlreichen Händlern, Zivilisten, Frauen, Kindern und Tieren umgeben waren. „Dort ist mein Mann, ich bin mir sicher, er wird gleich hinüber kommen. Ich hoffe, es ist Dir auch Recht, wenn wir uns nicht in eine stickige Taberna begeben, Epicharis?“


    Pumilus rannte die breite Strasse auf Plautius zu, drängelte sich zwischen den Beinen vieler Soldaten hindurch und salutierte eifrig vor Plautius. (Pumilus hat in den letzten Wochen einen richtigen Militärfaible bekommen und glaubte fast schon, früher mal ein Soldat gewesen zu sein ehe er die Arena der Gladiatoren bestritten hatte mit seinen achtzig Siegen!) „Ave, Dominus, meine Domina, Artoria Medeia und Deine Ehegattin, und ebenso die hoch geschätzte und höchst ehrenwerte Claudia Epicharis sind eingetroffen und warten dort...“ Er drehte sich um und deutete auf Medeia und Epicharis. „...auf Dich, oh Dominus und großer Praefectus. Zudem bittet meine Herrin, ob dem Verlobten der hoch verehrten Claudia, es handelt sich dabei um Centurio Flavius, auch einen Moment der freien Zeit gewährt wird.“ Zackig salutierte Pumilus. Er übertrieb bei weilen gerne damit, aber er wusste nicht wirklich, wann es angebracht war zu salutieren.

    Pumilus, der hinten dran gewatschelt kam, streckte sich leise flüsternd dem schwarzen Sklaven entgegen, damit dieser seine Botschaft auch vernahm. „Die Domina fühlt sich nicht ganz wohl. Bestimmt so eine Frauenangelegenheit.“ Er verschränkte seine kleinen Arme vor der breiten und stämmigen Brust und sah zu den drei großen Leuten hoch, die ganz mit sicher selber beschäftigt schienen. Schwach nickte Medeia und fühlte sich Hundeelend. Denn sich derart eine Blöße in der Öffentlichkeit geben zu müssen, war ihr nicht nur unrecht, sondern auch im Grunde sehr, sehr peinlich. Sie blinzelte in die strahlende Sonne hinauf und betrachtete die kleinen Wölkchen, die am Himmel entlang zogen. So ein schöner Tag, das war bestimmt ein Zeichen der Götter, dass sie auch für diese Verbindung zwischen den beiden ehrenhaften Römern (Helena und Vitamalacus) waren. Medeia wartete schweigend einige Momente dort und atmete tief ein, doch es brachte nicht sonderlich viel. Sie lächelte ab und an ihrem Neffen verlegen zu und sah zu dem Eingang, in der Erwartung ihren Mann gleich wieder zu sehen. Womöglich war es der Schock von vor Kurzem oder dann doch die blendende Sonne, aber Medeia ging es nicht besser, sondern noch bescheidener und ihre Blässe wurde nicht gesünder. Es kribbelte in ihren Fingern und sie wandte sich dann doch zu Avitus. „Ich glaube, ich ziehe mich doch zurück. Würdest Du bitte meinem Mann ausrichten, dass ich in seine Casa zurück gekehrt bin? Und verzeih mir noch mal, Lucius.“ Sie lächelte verlegen, völlig neben sich, und winkte ihre Sklavin Olympia heran. Zu Pumilus gewandt meinte Medeia noch: „Und Du wartest auf Deinen Herrn, verstanden?“ Pumilus nickte und postierte sich neben der Tür. Dann verließ Medeia die Casa des Tribuns und kehrte wieder zu der von Plautius zurück.




    [SIZE=7]SimOff: Schade, dass ich mich hier zurückziehen muss, aber ich will bald nach Ägypten.[/SIZE]

    Blau glitzerte das Meer um, die auf Inseln errichtete, Stadt Ravenna. Wie ein Wunder der Baukunst ragte die Stadt im Meer auf, getrennt durch die blaugrünen Lagunen. Die Gezeiten schienen auf ewig die Stadt umspülen und wie ein eifersüchtiger Liebhaber vom Festland trennen zu wollen. Die Sonne entließ ihre Strahlen in mildem Schein über die Stadt, den großen Militärhafen der Classis und die bereits wartenden Schiffe, deren Segel noch gerefft waren, deren Ruder hoch in die Luft gestreckt stachen und die von vielen kleinen silberweißen schaumigen Wellen umspült wurden. Möwen kreischten am blauen Himmel und die Stadt war in stetem Aufruhr, denn sie war selten so gefüllt wie an jenem Tag, wo eine ganze Legion in den Osten verschifft werden sollte. Einige Schritte neben der Sänfte stand Medeia oberhalb des Hafens auf einem erhöhten Abschnitt der Stadt. Eine gepflasterte Straße schlängelte sich hinab bis zum Hafen und den Kais mit den militärischen Schiffen. Auch von hier konnte Medeia die vielen blitzenden Rüstungen unten ausmachen und die Feldzeichen der Legion. Hinter sich wusste Medeia die vielen Sklaven, die sie auf der Reise von Rom nach Ravenna begleitet hatten. Ihr eigenes Gepäck für die Reise nach Ägypten hatte sie bereits in das dickbäuchige Schiff bringen lassen, das weit abseits des Hafens der Classis lag und wie eine dicke, träge alte Dame wirkte im Vergleich mit den schnittigen Schiffen der römischen Flotte.


    Der Wind spielte mit Medeias roten Locken und blies diese in ihr alabasterfarbenes Gesicht. In der Betrachtung der Schiffe versunken, strich sich Medeia eine Strähne achtlos aus dem Gesicht und wandte sich schließlich zu der großen Reisesänfte herum, die nicht ihre eigene Sänfte war. Sie hatte, um in Gesellschaft reisen zu können in Rom noch eine größere und weitaus komfortablere Sänfte besorgt, die die Sklaven nach der Rückkehr nach Rom wieder zu dem eigentlichen Besitzer zurück bringen würden. Aber gerade weil sie die doch sehr angenehme Gesellschaft der jungen Patrizierin auf der Reise gehabt hatte, wollte Medeia nicht die kleinere Sänfte, die mehr für die Stadt geeignet war, nutzen. Sie wandte sich mit einem freundlichen und höflichen Lächeln an Epicharis. „Ich hoffe, der Bote ist überhaupt bis zu den richtigen Männern vorgedrungen. Aber meinen Ehemann in dem Gewimmel dort unten zu finden wird sicherlich nicht sehr schwierig sein. Und mein Mann wird Deinen Verlobten sicherlich noch mitbringen.“, meinte Medeia an Epicharis gewandt. Eine seltsame Unruhe erfasste Medeia und immer wieder sah sie hinab zu der Straße und zu dem kleinen weißen Turm hinter sich, der des Nachts sein Licht auf das Meer sandte, um den Schiffen die richtigen Signale zu senden. Auf der weißen Vorderseite prangte eine große Sonnenuhr mit goldenen Ziffern. Der Turm war kaum größer als ein Haus, doch auf der Anhöhe gut genug gelegen. Dennoch war er sicherlich nicht mit dem Pharos zu vergleichen, auf den Medeia genauso gespannt war. „Solltest Du die Gelegenheit haben, nach Alexandria zu reisen, Epicharis, dann musst Du mich unbedingt besuchen kommen. Ich bin mir sicher, auch in Dir wird die Freude wie die Morgensonne aufgehen bei dem Gedanken an das Museion.“ Medeia lächelte leicht und sah abermals zu der Straße. “Ob sie wohl bald kommen? Vielleicht nähern wir uns doch besser noch dem Hafen, damit sie uns leichter sehen? Was meinst Du?“





    SimOff: Tschuldigung, wenn ich den Soldaten ein bisschen vorgreife, ich hoffe, das geht so in Ordnung mit den Beschreibungen für die Legion.

    Epicharis, Plotina, Plautius, Medeia et Lupus


    'Denn auch Gute erscheinen freiwillig zum Mahle der Guten.' Ein Zitat, durchaus etwas abgewandelt, welches Medeia in den Sinn kam als sie derart komfortabel auf der Cline lag, die deliziösen Speisen vor sich genoss und ein höchst anregendes Gespräch mit der jungen Sergierin in der kleinen Runde führte. Erst in dem Momente, wo sie in die Philosophie eintauchten (wenn noch oberflächlich) bemerkte Medeia, wie sehr sie doch derartige Gespräche vermisst hatte (die außer ihrem Gatten wenige der Bekannten und Freunde von ihr pflegten). Medeia sah kurz zu den Gastgebern hinüber, die ebenso in Gesprächen verwickelt waren und war Aelia im Grunde noch sehr viel dankbarer um die Einladung, die von einer kollegialen Pflicht sich doch zu diesem durchaus inspirierenden Abend gewandelt hatte. Mit Neugier in den Augen betrachtete sie den Sergier, denn wenn Plotina etwas gelungen war, dann sicherlich Medeia gegenüber dieser Gens ein wenig gnädiger werden zu lassen. Denn wer so eine kluge und interessante Frau hervor brachte, die einen derart vereinnahmen konnte (Medeia war sich sicher, die Männer standen sicherlich schon Schlange, um diese junge Frau in die Ehe zu entführen), dann konnte auch diese Gens nicht durch und durch schlecht sein und der Ruf von Verrätern und Attentätern womöglich doch übertrieben. So warf sie freundlich und höflich an Sergius Lupus gewandt ein. „Tatsächlich solltest Du Dir überlegen, doch eine Reise nach Alexandria zu machen, wenn Du wirklich die Artes Medicinae erlernen möchtest. Die größten Ärzte unserer Zeit sind dort auf einem Haufen versammelt.“ Oder überhaupt große Geister, aber Medeia wusste, dass es nicht Jedermanns Sache war, besonders derer von Soldaten.


    Medeia konnte sich eines Schmunzeln nicht erwehren als Plotina ihren Namen ins Spiel brachte ihrem Verwandten gegenüber. „Nun, den Göttern sei Dank ist die Zeit, wo mein Leib und Leben in Gefahr war schon längst vorbei. Niemand interessiert sich heutzutage für nur eine einfache Frau, besonders wenn sie sich von der Politik abgewandt hat. Aber doch braucht diese unruhige Provinz bestimmt mutige und anständige Männer, die für Ruhe und Ordnung dort sorgen.“ Zumindest hoffte Medeia das mit ihrer eigenen Sicherheit inständig. Denn die Narbe über ihrem Herzen trug sie immer noch. Doch das war kein Thema, worüber Medeia gedachte jemals zu reden, geschweige denn noch länger darüber nachzudenken. Mehr widmete sie sich wieder den interessanten Aspekten ihres Gespräches. „Oh ja, von den Schulen, die sich der neuen platonischen Interpretation widmen habe ich auch schon viel gehört. Aber auch, dass sich gerade unter jenen Anhängern eine sehr mysteriös inspirierte Glaubensgemeinschaft gebildet hat. Teilweise versuchen sie dies mit den Mythen des Orpheus in Einklang zu bringen oder fernen philosophischen Meinungen aus dem Reich der Parther.“ Medeia wandte sich kurz an ihren Gatten. „Da fällt mir ein, Camillus, vielleicht kannst Du auch unterwegs einige Schriften von Zoroaster erwerben? Ich hörte, seine Schriften sollen sehr erhellend sein.“ Ups! Ertappt! Medeia sah lächelnd zu Plotina und fügte erklärend an. „Also ich habe wahrhaftig nichts für übersinnliche Dinge übrig, die nicht die griechischen Gottheiten, oder die Römischen, betreffen. So asiatische Kulte, nein!“, log Medeia ungeniert. „Aber trotzdem hörte ich, daß jener Mann auch einige Philosophien vertreten hat, die recht interessant sein sollen. Aber wieder zu Platon. Gerade in Kombination mit den Lehren des Pythagoras ist er doch höchst inspirierend. Ich bin schon sehr neugierig auf die Philosophen von Alexandria. Das philosophische Herz Athens schlägt nun mal leider nicht mehr in meiner Heimat, sondern in Deiner, Plotina. Und auf die berühmte alexandrinische gnosis bin ich auch gespannt.“


    Bei der Erwähnung von Nero schmunzelte Medeia und ließ sich noch von einem anderen Wein reichen, der lieblich anmutete und doch gleichzeitig das feine Aroma von Lavendel in sich trug. Und zu stark verwässert und damit jeglichen Geschmacks beraubt war er auch nicht, wenn sich Medeia in Öffentlichkeit auch hütete mehr als einen Becher solchen intensiven Weines zu trinken. „Jener Zögling wird sicherlich unter den Hellen mit einem anderen Licht betrachtet als hier in Rom. Vielleicht nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass jener Mann ein spendabler Patron der schönen Künste war.“ Medeia lächelte erheitert (aber nicht angeheitert) und sah einen Moment nachdenklich zu Epicharis, die sicherlich in enger Verwandtschaft mit dem früheren Kaiser stand. Medeia schmunzelte und fixierte Plotina mit ihren grünen Augen. Was sich dahinter abspielte, verbarg Medeia mit ihrer durch Jahre eingeübten und einstudierten Miene der gelassenen Heiterkeit, wenn sie auf Festen war. Doch dann bildete sich ein Riss darin, denn zum Einen war sie schon lange nicht mehr in Athen, zum Anderen nun verheiratet und Drittens genoss sie den Abend ehrlich. Sie lachte melodisch auf und sah schelmisch zu Plautius. „Ich denke, mein Mann würde das mit noch viel größerem Interesse erfahren, Plotina. Wir überlegen, uns nach dem Krieg womöglich dauerhaft in Alexandria oder Ägypten nieder zu lassen. Sollten sich die Umstände günstig ergeben.“ Doch Plotina wurde gerettet, denn der Brautzug und ein allgemeines Aufstehen, Aufbrechen und Unruhen begannen, die schnell von den Rufen und Liedern, die für den Brautzug passend waren, übertönt wurden. „Oh, das Brautpaar zieht aus? Schon? Sollen wir uns dem anschließen?“ Medeia sah fragend in die Runde.

    *gg* Da bekommt man wirklich gleich Assoziationen von den Matrixgeschöpfen bei der Nomenclatur :]


    Ah so ist das. Nun, wenn es nur dafür da ist, dann ist gut. Dann weiß ich zumindest, es liegt nicht an meinem Browser oder PC =)

    Epicharis, Plotina, Plautius, Medeia et Lupus


    Immer noch hatte sich Medeia nicht entscheiden können, was sie denn nun von all den verlockenden Speisen zu sich nahm. Es war auch ein Crux, denn sie musste sich stets entscheiden, um sich nicht der maßlosen Völlerei hinzugeben. Schließlich hatte sie nichts übrig für das raffinierte, aber etwas vulgäre Kitzeln des Gaumens mit der Pfauenfeder. Zumal, als sie noch mal die Gäste in Augenschein nahm, es wohl auch nicht in diesem Kreis üblich war, wofür Medeia durchaus dankbar war. Außerdem, wenn Medeia davon eilen würde, um all die Köstlichkeiten wieder aus ihrem Körper zu zwingen, um ja kein Quäntchen zu viel auf ihre Hüften zu bekommen, würde Plautius glatt noch der irrigen Annahme verfallen, sie wäre schwanger. Zumindest betrachtete er sie in letzter Zeit öfters mit so einem seltsamen Blick, als ob sie eine seiner trächtigen Kühe wäre. Medeia schauderte unmerklich, schon alleine bei dem Gedanken an diese schrecklichen Tiere. Aber Medeia streifte Plautius ebenso mit einem warmen Lächeln und dachte in dem Moment, dass das nicht unbedingt ein schlechter Zug in dieser vermaledeiten Angelegenheit wäre. Ein nachdenkliches Funkeln trat in ihre Augen ehe sie dann doch dem Beispiel von Plotina zu folgen, die beneidenswert unbefangen war in solcher Hinsicht, und Medeia nahm sich eine Kirsche. Das Ei hatte sie liegen gelassen, es war nun mal die Qual der Wahl. Doch die süße Frucht mundete köstlich und Medeia schmunzelte bei Plotinas Worten.


    „Wenn ich gestehen darf, Plotina, ich habe mich selber oft schwer getan mit den Texten des Aristoteles. Ein Genie steckt hinter den Worten und er ist sehr anspruchsvoll zu lesen. Doch womöglich täuscht es, wenn man glaubt, sein Lehrmeister Platon wäre verständlicher. Poetischer und flüssiger sind die Dialoge des Sokrates, doch Aristoteles zwingt einen Leser lange über seine Aussagen zu sinnieren. Platon hingegen verführt dazu seine Thesen zu oberflächlich zu behandeln. Und somit mag der Interessierte so manche eine tiefgründig erforschte Wahrheit nicht auf den ersten Blick erkennen.“ Medeia lächelte und ihre Augen strahlten. Denn wann traf man in Rom schon eine Frau, mit der man derartig geistreich sich austauschen konnte? Die meisten Römerinnen, die Medeia kannte, wussten sich um Themen wie Männer, Tratsch und Klatsch und die neueste Mode zu unterhalten. Über Männer unterhielt sich Medeia zwar sehr gerne, die letzten beiden Angelegenheiten, besonders was Mode anging, langweilte sie jedoch oft zu Tode. Während Medeia ohne darüber nachzudenken nach einer weiteren saftig roten Kirsche griff, sah sie nochmalig zu ihrem Gatten. „Nun, mein Mann führt nicht nur das Schwert exzellent, sondern auch die Feder. Seine Schriftensammlung ist von einer äußersten Vielfalt, die mir nur zu Gute kommt im Moment. Und ich glaube, Ratschlag braucht er von mir in dieser Hinsicht kaum, im Gegenteil.“


    Und schon war die nächste Kirsche im Mund von Medeia verschwunden. In der Tat war es in den letzten Wochen und Monaten ein Quell der Freude für sie gewesen, in so vielen Schriften lesen und studieren zu können, die Plautius sein Eigen nannte. Zudem waren dort höchst exotische Schriften dabei, die man außerhalb der Bibliothek von Alexandria schon kaum noch zu Gesicht bekam, wie viele der Philosophen, die noch aus der Zeit vor Sokrates ihre Ansichten verbreitet haben. Medeia wollte sich gar nicht vorstellen, was alles verloren ging, sollte mal ein verrückter Römer, die es nun mal leider genug gab, die Bibliothek in Brand setzen würden.


    „Eine doch im Grunde erstaunliche inhaltliche Linie, die wir verfolgen. Erst sprachen wir über Aristoteles und nun über Alexandria, die Stadt Alexanders und Schüler des Aristoteles. Manche Kreise fügen sich wie von selber zusammen.“, sann Medeia einen Moment. Begierig und neugierig lauschte Medeia den Worten von Plotina. Das Meer hatte sie immer schon gemocht und war gleich von der Vorstellung angetan, die Schiffe am Hafen beobachten zu können. Schiffe mochte Medeia, aber nur, wenn sie nicht auf einem gefangen war und über die wilden Ozeane geschifft wurde. Ein wenig ertappt blinzelte Medeia und sah Plotina verblüfft an. Durchschaute die junge Frau sie womöglich schon innerhalb der ersten Minuten ihres Gespräches? Sah man ihr an, dass Medeia ein Faible für Magie und düstere Geheimnisse hatte? Doch wie immer, Medeia übertünchte alles mit ihrem glatten Lächeln.„Die Getreideversorgung? Ja, Kriege und große Schlachten wurden um diese gefochten. Die kleinen goldenen Körner, so unbedeutend sie im Einzelnen erscheinen, können in der Masse wirklich wertvoller als Gold sein. Besonders wenn wieder eine Hungersnot in Italia herrscht. Aber ich muss zugeben,“ Medeia schmunzelte und nahm dabei dann tatsächlich doch noch ein Ei. „Deine Erzählungen fesseln mich. Warst Du schon mal am Museion von Alexandria? Und stimmt es tatsächlich, dass die Männer und Frauen im Gymnasion zusammen nackt trainieren, wie es Plutarch* beschreibt?“



    * Plutarchs Reisen--> Gymnasion

    Die Mechanismen und die Vorgänge hinter einer Legion waren weitaus durchdachter als Medeia jemals angenommen hatte. Über Jahrhunderte hinweg war das System, der Apparat “Legion“ erwachsen und vieles, was einem als Zivilist als absurd, gar völlig überflüssig vor kam, gewann eine völlig andere Bedeutung, wenn es um den reibungslosen Ablauf des soldatischen Tagesgeschehens ging. So glaubte Medeia in jenem Augenblick zu verstehen als sie Avitus Worten lauschte. Das mit der Wache, dem unbemanntem Tor und dem Ein- und Austreten der Soldaten leuchtete ihr doch durchaus ein. Sie nickte vage. „Natürlich, daran habe ich nicht gedacht. Und ein Soldat, der das Wache stehen geübt ist, kann wohl dann im Ernstfall auch konzentrierter bei der Sache sein.“ Zwischen all den Erklärungen kam Medeia auch dazu ein wenig zu sich zu nehmen, und zu trinken. Zwar war es nicht viel, wie oft, aber doch genug, um ihren kleinen Hunger zu stillen. Neugierig vernahm Medeia auch die Erklärungen über den Vallum, denn zu lernen, ihren Horizont zu erweitern und in unbekannte Wissensgebiete vorzustoßen war ihr schon von je her ein Bedürfnis gewesen. Zudem wollte sie unbedingt mehr über die Legion erfahren. Wenn sie schon einen Soldaten heiratete, wollte sie nicht gänzlich ahnungslos bleiben. Und bei ihren Verwandten hatte Medeia weniger scheu Fragen zu stellen.


    So lächelte sie erfreut als Avitus ihr alles geduldig und doch sehr gut erklärte. „Eine Palisade aus Pila? Das ist ja höchst raffiniert. Da müssen die Soldaten keine großen Baumaterialien mitnehmen, können alles aus ihrer Ausrüstung erstellen. Wie interessant! Und ein Lager gleicht dem Anderen? Dann ist das mit dem Heimweh sicherlich nicht all zu schlimm.“ Das war nur ein Schuss ins Blaue, genauso unbedarft schaute Medeia auch aus, wenn sie ihre Kommentare abgab. Das Militär war nun mal ein großer weißer Fleck in ihrem Wissenshorizont. Mit den Rängen kam sie nicht ganz mit, ein wenig Ratlosigkeit zeigte sich in ihren grünen Augen, doch, dass ein Optio unter dem Centurio stand, das wurde ihr nun deutlich. Medeia aß einen letzten Bissen Brot und schob den Halb vollen Teller beiseite. „Oh, ich sehe schon, ich muss in den nächsten Monaten noch viel lernen, um eine gute Soldatenehefrau zu werden. Das ist wirklich komplizierter als man meinen könnte.“ Medeia schmunzelte und winkte die Sklavin heran, um ihr einige Münzen zu zu schieben. „Aber nun müsst ihr mir unbedingt Mantua zeigen. Und dieses große Amphitheater, werden dort auch griechische Stücke aufgeführt oder nur Kämpfe?“ Dass das Theater zu dem Zeitpunkt noch nicht mal eingeweiht war, wusste Medeia nicht. Doch so erhob sie sich, zog ihre Palla zurecht, um mit ihren beiden “Neffen“ noch einen Spaziergang in die Stadt zu machen und den Tag mit so manch einer Zerstreuung zu füllen, die Mantua so bot.

    Epicharis, Plotina, Plautius, Medeia et Lupus + Augustinus Minor


    Verführerisch und verlockend stiegen die Düfte der Speisen in Medeias Nase als sie sich den Clinen und all den kulinarischen Köstlichkeiten näherten. Ungeniert und mit einer vollkommenen Gelassenheit nahm Medeia Platz, widersprach somit sofortig einem Vergleich mit einer Patrizierin, schließlich gab sich Epicharis (die Patrizierin von ihnen Beiden) mit einem Korbstuhl zufrieden. Doch in Anbetracht, dass selbst Livia, Ehefrau des ersten Princeps Augustus, Sohn des Iulius Caesar, auf einer Liege vorzufinden war*, war womöglich doch Medeias Handlung kein Widerspruch der Aussage. Ihr Gewand rutschte nicht mal einen Finger breit in die Höhe als sie es sich auf der Cline bequem machte und die weichen, duftenden Kissen unter sich erspürte.


    Gerade als sie sich die Auswahl der Speisen genauer in Augenschein nehmen wollte, vernahm sie die Worte von Plotina. Überrascht sah sie von den silbernen Tabletts zu der jungen Frau und lächelte im ersten Moment. Natürlich fühlte sich Medeia geschmeichelt, ihr ganzes Leben lang suchte sie danach, die Vollkommenheit zu verkörpern, die ihre Mutter sie lehren wollte. Wenn Medeia sich doch oft der Eitelkeit hingab, dem Ziel ab und an näher zu kommen, so war sie sich ihrer Unzulänglichkeit bewusst, niemals die natürliche Grazie zu besitzen, die ihre Mutter inne hatte oder eine Frau wie Epicharis, die in solche Würden hinein geboren wurde. Aber Medeia war in dieser Hinsicht womöglich auch sehr streng zu sich. Andererseits fühlte sich Medeia nicht nur geschmeichelt, sondern auch ein wenig in Verlegenheit gebracht. Doch das überspielte sie mit ihrem lange Jahre geübten Lächeln. Dennoch, die überschwängliche und grundehrlich offene und freundliche Art von Plotina vermochte Medeia sofort für sie einzunehmen.


    Womöglich bewegte Medeia diese, offener zu sprechen als sie es sonst auf Feierlichkeiten tat, wo sie die Oberfläche konventioneller Gesprächsthemen nicht durch stieß (es sei denn, es war ein besonderes Symposion mit erlesenen Gästen, was Medeia derart noch nie in Rom erlebt hatte wie in ihrer Heimat.) „Du schmeichelst mir sehr, Plotina. Aber um ehrlich zu sein, ich bin noch nicht mal zur Gänze eine Römerin. Meine Mutter war durch und durch eine Griechin, von Geburt und der Art ihres Lebens. So wurde ich mit der griechischen Sicht des Lebens erzogen und weniger mit der Römischen. Vielleicht darum und womöglich insbesondere gefällt mir Dein Stil doch sehr. Die Poesie und die gepflogene Eloquenz entspringt dem griechischen Geist, ebenso die Kunst der Sprache. Latein ist eine wunderschöne Sprache, doch ist sie klar und gradlinig, selbst Cicero, der doch durchaus einen langatmigen Stil pflegt, lässt sich nicht mit einem Sokrates vergleichen, womöglich noch mehr mit Aristoteles in seinen Lehrtexten des Lykeion. Doch selbst das ist nicht zu verwundern, wenn man sich vor Augen führt, dass selbst die größten römischen Redner von den Griechen gelernt haben.“


    Just wurde Medeia bewusst, dass sie eine unhöfliche Art angenommen hatte und sich zu lange in ihrer Rede erging. Schließlich war so manch ein Römer ein wenig empfindlich, wenn sie hörten, dass die Kultur nicht den eigenen Wurzeln sondern der der Helenen entstammte. So lächelte Medeia schnell wieder, wenn auch noch ein gewisses Funkeln in ihren Augen lag. Sie wandte sich Epicharis zu und bestätigte mit einem leichten Nicken. „Ja, ich werde in kurzer Zeit auch Italien verlassen und statt Ostia anzusteuern werde ich versuchen in Ravenna ein Schiff zu erhalten. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du Dich mir anschließen würdest. So eine Reise über Stock und Stein, Land und an einfachen Leuten vorbei kann doch recht langweilig sein. Ich würde mich sehr über Deine Gesellschaft freuen.“ Medeia lachte leise auf den Freibrief zum Fragen. „Oh, wenn ich jetzt meiner Neugier nachgehen kann, dann könnten aber ziemlich viele Fragen kommen. Aber vielleicht verschiebe ich das einfach auf die kleine Landreise von Rom nach Ravenna. Was meinst Du?“


    Mit halbem Ohr vernahm Medeia die Worte ihres Ehegatten und die Erwiderung von Plotina, weswegen Medeia gleich ein zweites Mal lachen musste, leise und zwar kurz, aber durchaus offen (sehr oft auf einem Fest, wo Medeia sonst stets eine so würdevolle Haltung bewahren wollte, dass sie sich oft das Lachen verbot). „Oh, ich war noch nie in meinem Leben in Ägypten, Plotina. Ich bin mir sicher, Du bist mir mit dem Wissen um Deine Heimat weit voraus. Sicherlich, ich habe mir Plutarchs Reisen erworben, eine wirklich außergewöhnliche Berichterstattung über Alexandria, aber sonst weiß ich wenig von dem Land und den Leuten dort.“ Mit Interesse hatte Medeia Plotinas letzte Worte vernommen. Das mussten wohl die Griechen, Ägypter und Juden sein, die sie erwähnte. Gleichwohl Medeia Angst vor der Schiffsreise hatte, dem Ungeziefer an Bord und die Hitze von Ägypten wohl schwer ertragen würde, so war sie schon sehr auf die Provinz gespannt. „Aber wie ist Alexandria so? Ist sie wirklich so groß wie Roma, diese Stadt?“ Erst da bemerkte Medeia die zwei Männer, die dazu gekommen waren. Höflich grüßte sie die Beiden: „Salvete!“



    Sim-Off:

    * Ich, Claudius :]

    Zitat

    Original von Marcus Valerius Mercurinus


    "Vale, und bitte schickt doch die nächsten herein." verabschiedet der Scriba ein frisch vermähltes Paar und nimmt direkt die nächste Tabula zur Hand. Die beiden Eheleute verlassen das Officium und geben Plautius und Medeia Bescheid, dass sie nun eintreten können.


    Der Scriba, Gaius Varus, welcher heute Gaius Populus vertritt, der mit einer schlimmen Sommergrippe das Bett hüten muss, nickt kurz zur Begrüßung und zückt schon den Griffel. "Salvete, mein Name ist Gaius Varus, worum geht es, Verlobung, Hochzeit, Scheidung?"


    Sonderlich glücklich und beseelt sah das Paar nicht aus, was just das Officium verließ und Seite an Seite auf sie zu schritt. Der mehr pummlige Ehemann richtete ihnen aus, dass sie nun an der Reihe waren und lief, starr vor sich hinsehend, dann an ihnen vorbei. Medeia musterte noch einen Augenblick lang das ungleiche Paar, die mehr dürre junge Frau, kaum dem Mädchenalter entwachsen und den älteren Mann an ihrer Seite. Ob das Mädchen wohl von ihrem Vater „verkauft“ worden war? Doch Medeia kümmerte sich nicht länger darum, lächelte Plautius warm an und meinte: „Wollen wir?“ Natürlich war auch das rhetorisch gemeint, wie so oft, wenn Medeia Fragen nur der Höflichkeit halber stellte. Medeia trat in das Officium hinein, wandte sich gleich dem Angestellten zu und nickte freundlich zum Grusse. „Salve, die Verlobung haben wir schon hinter uns, die Scheidung haben wir noch nicht vor, aber eine Hochzeit möchte eingetragen werden.“ Medeia lächelte gut gelaunt. „Mein Name ist Artoria Medeia und das ist Camillus Matinius Plautius. Wir haben am Quattourdeviginti Ante Diem Kalendae Maius* in Mantua geheiratet mit folgenden Zeugen.“ Medeia holte ein Papyrus hervor, was sie dem Angstellten vorlegte und auf denen sämtliche Gäste der Hochzeit aufgelistet waren. „Die Eheschließung ist Sine Manus vollzogen worden.“




    SimOff-
    Link: Die Hochzeit
    * 17.05.2007