Beiträge von Artoria Medeia

    Das Austauschen ominöser Schriften hatte Medeia schon nicht mehr mitbekommen. Denn die Vorbereitungen, die zu der Opferzeremonie führten, hatten ihre Aufmerksamkeit geweckt. Sie spähte hinüber und zupfte ungeduldig an Plautius Toga nachdem dieser sich von dem (ehemaligen) Praefectuskollegen entfernt hatte, wie Ehefrauen das wohl gerne taten und auch es ihre Angewohnheit war, egal wie schnell oder lang sie bereits verheiratet waren. Aufmerksam verfolgte Medeia die Zeremonie und lächelte erfreut als alles glatt lief. Wie so manch einer der Gäste warf Medeia ein „Feliciter!“ in die Runde.


    Erst dann wandte sie ihren Blick von vorne ab und höflich-lächelnd (nicht nur der üblichen Feierstimmung wegen, die einen quasi dazu zwang) den beiden Damen (Sergia Plotina und Claudia Epicharis) der Actaredaktion zu. „Salve, Sergia Plotina. Ich danke Dir. Und natürlich möchte ich Dich, wenn vielleicht auch etwas verspätet, noch in der Acta willkommen heißen. Ich habe schon den ein oder anderen Artikel von Dir gelesen und war sehr angetan, von Deinem schönen Stil.“


    Zustimmend nickte Medeia wegen Epicharis Worte. „Ja, das haben wir. Die Götter hatten dann sogar noch ein Einsehen mit uns und haben uns mehr Tage geschenkt, als wir ursprünglich geglaubt hatten, zu erhalten. Aber das hast Du sicherlich selber erfahren. Wirst Du auch nach Ravenna reisen, um Deinen Verlobten zu verabschieden?“


    Die Speisen wurden aufgetragen und Medeia betrachtete die Auswahl, durchaus nach dem langen Tag in Rom mit allerlei Gängen von Schola bis zum Eheregister mit einem größeren Appetit als sonst gesegnet. Doch noch blieb sie bei ihrem Mulsum, der zartsüß auf ihren Lippen nach hallte. Medeias Sorge in Öffentlichkeit war natürlich, als zu gierig zu gelten. Manchmal, oft sogar, bedauerte Medeia es, immer darauf achten zu müssen, Haltung und Würde zu bewahren und nicht einfach nach all den Speisen greifen zu können, die ihr sicherlich hervorragend geschmeckt hätten. Sie trank einen Schluck Mulsum und meinte dann: „Wenn ich vorschlagen darf, wir könnten uns zu den Klinen und Stühlen dort begeben. Und dann, werte Sergia Plotina, musst Du unbedingt,“ Medeia lächelte, um das „Muss“ zu mildern. „meine Neugier stillen, wer sich hinter der Actaredakteurin verbirgt. Und eigentlich,“ fügte Medeia mit einem Blick auf Epicharis an. „ gilt auch noch dasselbige für Dich, sind wir uns doch auch erst auf meiner Hochzeit begegnet.“ (Womit sie natürlich auch Plautius Hochzeit meinte, die diegleiche war. ;) )

    Das pikierte Kräuseln der Nase, was in schönen regelmäßigen Abständen auftrat, verschwand. Medeia unterdrückte dies und betrachtete Plautius stumm, lächelnd und mit den Fingerspitzen an seiner Schulter. „Hm?“, murmelte sie leise. „Ich komme aber noch bis nach Ravenna! Beziehungsweise, ich reise mit der Sänfte dorthin.“ In dem Soldatentross wollte Medeia nicht mitkommen. Aber Ravenna lag nicht so weit, dass es nicht noch einen kleinen Katzensprung erlauben könnte. Zudem würde sie eventuell auch von dort ein Schiff bekommen können, was nach Ägypten fuhr und sie somit auch genauso prompt nach Alexandria brachte. „Ich werde sicherlich was schönes dort finden können. Und Schriftrollen lasse ich Dir dann zuschicken...nur wie?“ Medeia sah Plautius ratlos an, hoffte jedoch, dass der Cursus Publicus dort hin lieferte oder sie müßte sich an das Militär in Ägypten wenden. „Ich Dich auch!“, erwiderte Medeia leise, legte ihre Wange auf seine Schulter und betrachtete einer der mehr groben Fresken auf der Wand. „Was hast Du gesagt?“, fragte Medeia leise, als sie seine Worte nicht mehr verstehen konnte.

    Aufmerksam lauschte Medeia ihrem „Neffen“, denn obwohl sie keine Ahnung von militärischen Angelegenheiten hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie es dabei belassen wollte. Zumal ihr Zukünftiger schließlich sein Leben der Legio verschrieben hatte und sie dessen Arbeit auch besser kennen lernen wollte. „Dann ist es wohl besser, wenn Du ihn meidest. Dann kann er auch nicht ärgerlich werden, solltest Du nicht das erwirken können, was er sich damit erhofft.“ Sie nahm mal an, dass es sich um Vergünstigungen handelte, wie öfter Freigang und ähnliches. Und einen Feind in den eigenen Reihe zu haben, war bestimmt auch nicht erfreulich, denn dann konnte man doch nie sicher sein, wo das Schwert hinzielte. Medeia stützte sich mit ihrem Kinn auf der Hand ab und sah Imperiosus ratlos an, als er sich über das Lager ausließ. „Ah?“, murmelte sie verwirrt. „Was ist ein Vallum?“ Medeia zögerte nur kurz, denn auch die nächste Frage beschäftigte sie bereits. „Was ist eigentlich ein Optio? Wo steht er vom Rang? Über einem Centurio?“ Medeia wußte, dass ein Centurio die Hundertschaft, eigentlich mehr achzig Männer wie sie erst kürzlich erfahren hat, anführt. Sie wusste auch, dass der Praefectus und der Legatus ganz weit darüber standen, ebenso, dass Avitus der Erste unter all den Kommandanten dieser Zenturien war. Aber ein Optio? Medeia war dort schlicht überfragt.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    Callidus nickte und lächelte.


    > Es freut mich, dass ausgerechnet du es bist, die für die schola diese Reise antreten wird. Informiere mich über die Geldmittel, die du dazu brauchst. Für alles andere wirst du ebenso meine Unterstützung erhalten. Es gibt keine bestimmten Aufträge, außer dass du mich nach deiner Ankunft und Umschau über alles per Brief informierst, so dass auch ich mir ein Bild machen kann von dieser so wichtigen Bildungsstätte. <


    Erfreut lächelte Medeia und nickte bejahend auf Callidus Worte hin. Dazu meinte sie: „Das werde ich tun, Aelius. Sobald ich näheres weiß, werde ich Dir umgehend meinen Bericht über den Cursus Publicus zukommen lassen.“ Medeia erhob sich und zog die Palla etwas höher. „Dann wünsche ich Dir erfolgreiche nächste Wochen an der Schola. Vale, Aelius Callidus.“ Medeia lächelte höflich zum Abschied, wandte sich dann um und verließ das Officium des Rectors, um die ersten Vorbereitungen für die Reise nach Ägypten zu treffen.

    Die warme Sonne trocknete die letzten Tropfen des nächtlichen Regen auf den Blättern der blühenden Innenhofpflanzen. Das Lachen, die Unterhaltungen und die Musik der Künstler, die für das Fest geholt worden waren, hatten auch noch die letzten Tauben vom Dach vertrieben. Medeia schmunzelte bei Agrippas Worten. „Ich glaube,“ meinte sie gut gelaunt lächelnd. „ von Tarraco bis nach Ostia ist es bei gutem Wind mehr ein Katzensprung, so fern die Katze sich auf den Ozean trauen würde, als von Rom nach Misenum. Aber die Stadt soll ja wunderschön liegen und einige paradiesische Inseln befinden sich auch in der Nähe. Ich habe auch eine Villa dort, leider ist sie immer noch nicht bezugsfertig, warum auch immer.“ Sie warf Plautius einen warmen Blick zu, die größte Zuneigungsbekundung, die sich Medeia in Öffentlichkeit, selbst bei ihrer Hochzeit, gestatten würde. „Und ich weiß auch, woran ich bei Deinem Bruder bin. Sonst hätte ich ihn sicherlich nicht geheiratet.“ Medeia deutete auf eine Clinengruppe im Hof. „Aber setzen wir uns doch. Im Liegen ist das Plaudern doch viel angenehmer.“ Die Feier nahm ihren Verlauf, untermalt von der griechisch anmutenden Musik, dem sonnigen Tag, der sich immer mehr dem Ende zuneigte. Erst als die rotgoldenen Strahlen den Innenhof in ein schummriges Licht tauchte und die ersten Fackeln angezündet wurden, zog sich das Brautpaar in die nahe liegende Casa zurück, womöglich begleitet, vielleicht auch still und heimlich. Dennoch, die Feier konnte noch bis spät in die Nacht gehen. Für Musik, Wein, Tänzer und Akrobaten war gesorgt, so wie es die kleine Stadt Mantua hergab. Und so ging die Hochzeit an jenem Tage, kurz vor Kriegbeginn und dem Verlassen der Truppen aus dem Lager zu Ende.




    Finis~ Aber wie immer, wer noch spielen mag, der darf sich frei fühlen.

    Medeia schenkte dem Bräutigam noch ein höfliches Lächeln auf dessen freundliche Worte und obließ ihn dann den anderen Gästen, die begrüßt werden wollten. Sie trat mit ihrem Ehemann einige Schritte zur Seite und ließ sich von einem Sklaven einen grazilen Tonbecher mit Mulsum reichen. Interessiert betrachtete sie die Muster auf dem hauchdünnen Becher, dann das goldschimmrige Getränk und nahm einen dezenten Schluck des süßherben Getränkes, was sie erfrischte und auf der Zunge zerging. Wenn Medeia süße Dinge mochte, dann Mulsum. Wobei sie, nach ihrer Erfahrung in Germania zugeben musste, dass der heiße Met, den ihr im Hause der Duccier gereicht worden war, auch von einem feinen Geschmack war. Medeia betrachtete die Gäste, das Grüppchen um ihren Scholakollegen und Senator Avarus. Sicherlich hätte Medeia gerne einige Worte mit Lucilla gewechselt, aber sich diesem Grüppchen dazu zu gesellen schien ihr eher zu viel des Guten. So trat sie noch einige Schritt weiter, strich sich die einzelne rote Locke, die an ihrer Wange entlang glitt ein wenig näher an das Ohr heran und besah sich die Gesellschaft. Die meisten Gesichter konnte sie einem Namen zu ordnen, manch einer war ihr aber dennoch unbekannt. Aber nachdem, was Medeia heute in der Schola geklärt hatte, würde das wohl vorerst ihre letzte Hochzeitsfeier in Roma sein. Just fiel ihr Blick auf eine andere Kollegin, dieses Mal erneut von der Acta. „Salve Epicharis.“, grüßte Medeia Claudia Epicharis freundlich. „Wo hast Du Deinen Verlobten gelassen? Oder besteht die Ausgangssperre immer noch für die Soldaten?“, fragte Medeia freundlich, warf ihrem Gatten ebenfalls einen fragenden Blick zu.

    Medeia atmete kaum merkbar auf und lächelte weiterhin, während sie an der Seite ihres Mannes auf das Brautpaar zuschritt. Medeia wappnete sich schon für das übliche Zeremoniell, was nun folgen würde. Es war auf jeder Feier doch im Grunde das Selbe, besonders Hochzeiten und Verlobungen. Man tauschte Nettigkeiten aus, selbst wenn man das Brautpaar eigentlich kaum kannte, sprach die Glückwünsche aus, die man zwar so meinte, aber die sich immer glichen und nur in der Setzung der Worte unterschieden, aber nicht vom Inhalt und Sinn (Somit mit jeder Feier immer automatischer und wohl auch geschliffener formuliert). Seit Medeia in Rom war, hatte sie das oftmals in diesen Kreisen mitgemacht, aber schon in Griechenland war es nicht anders, nur die Sitten und Gebräuche unterschieden sich dort in manchem. Die ersten Worte überließ Medeia ihrem Mann und ihre Augen weiteten sich verblüfft. Das war nun eindeutig doch anders als das übliche Programm.


    Sie schmunzelte und warf ihrem Mann einen kurzen Seitenblick zu, ehe sie sich ebenfalls dem Brautpaar widmete. „Germanica Aelia, Glück und Freude muss man Dir gar nicht mehr wünschen, Du strahlst es gänzlich aus. Sicherlich wirst Du mit dem Leuchten schnell die Götter erfreuen, damit sie all ihre Aufmerksamkeit eurer Zeremonie schenken.“ Im Grunde beneidete Medeia Plautius für seine Fähigkeit, so leichthin einige humorige Worte zu finden. Sie fand sich selber stets ein wenig zu ernsthaft, fand jedoch selten Worte, die von Witz den Aussagen wie von z.b. Plautius glichen. Auch in dieser Hinsicht war Medeia so gänzlich anders als ihre Mutter, die ganze Runden mit Humor und Charme überzeugen konnte. „Germanicus Corvus, es ist mir eine Freude, Dich kennen lernen zu dürfen.“ Sie hätte ja gerne gesagt, dass Aelia schon oft von ihm berichtet hatte, aber das wäre glatt gelogen, schließlich wechselte Medeia selten ein Wort mit Aelia, beziehungsweise traf nicht oft auf sie.


    Als noch weitere Gäste hinzutraten, sah Medeia neugierig zu den Beiden. Zwei Sergier, mit den Sergiern hatte Medeia nicht immer die besten Erfahrungen gemacht, lächelte indes als sie den Namen von Plotina vernahm. Sie hatte durchaus schon einige der Artikel der Sergierin gelesen, wenn sie auch bis dahin nicht die Autorin zu Gesicht bekommen hatte. Freundlich und höflich lächelnd nickte sie ihr zu ehe sie sich wieder dem Brautpaar und der Begrüßung widmete.

    Liebevoll umfasste Medeia die Schriftrolle am Rande, spürte die rauen Fasern des Papyrus, sicherlich auch aus Ägypten importiert. Medeia lehnte sich wieder näher an Plautius und betrachtete ihn von ganz nahem. Rabbi, das Wort hatte Medeia durchaus öfters vernommen, dachte eigentlich keinen Namen dahinter, aber mit den Juden hatte sich Medeia selten beschäftigt. Genauso wie Christen war ihr ein Ein-Götter-Glauben etwas zu suspekt, zudem soll der Gott der Juden angeblich kein Bildnis haben. Wo sollte man denn da seine Opfer bringen können und an wen die Gebete schicken, wenn man keinen Gott vor Augen hatte, sondern nur abstrakte Symbole? „Ein Jude…ja, die scheinen viel zu reisen, dieses Volk. Und sie sind sehr gebildet. Wir haben auch einen Juden an der Schola, wenn ich mich recht entsinne.“ Medeia nickte auf die Worte mit den Schriftrollen hin. Das Problem kannte sie allzu gut, wenn sie auch froh war, einiges an Schriften über die Schola ab und an borgen zu können und sich selber zu kopieren. Eine gewisse Erleichterung durchströmte Medeia auf Plautius Abweisung ihres Vorschlages. Dennoch bedauerte sie es ein wenig, wenn auch nicht des Feldzuges wegen, sondern weil sie dann umso länger getrennt war von ihrem Mann.


    Doch dann war Medeia verblüfft. Trosslupae und Iulia Helena? Eine Falte erschien auf ihrer glatten Stirn, die Medeia schnell verschwinden ließ, denn so was sah schließlich nicht gut aus, etwas worauf sie penibel achtete und es machte zudem schnell Falten. „Iulia Helena kommt auf den Feldzug mit?“ Medeia sah Plautius verwirrt an und hörte wieder nur mit halbem Ohr hin, denn im Kopf ging sie durch, was das implizierte und was Plautius damit meinte, besonders mit dem Zusammenhang seiner Wortwahl. Demnach würde es wohl doch nicht gefährlich sein, mitzureisen, nur unkomfortabel. So sah Medeia Plautius weiterhin fragend an, murmelte zwischenzeitlich. „Ah, der Verlobte von Epicharis? Der Cursus Honorum ist sicherlich ein lohnenswertes Ziel.“ Was Medeia wieder auf Plautius bezog.


    Medeias Nase kräuselte sich ein wenig, wieder nur leicht und sehr kurz, dann nickte sie, halb pikiert noch wegen der Vermutung, dass Plautius sie nicht beim Feldzug dabei haben wollte, und halb erfreut über die Aussichten der Zukunft betreffend. Zudem über die Möglichkeit, dass Plautius womöglich doch den Feldzug in den Wind schlagen würde. „Wovon hängt es denn ab, ob Du doch nicht zum Feldzug mitgehst? Ich denke, Du weißt ja, wie sehr ich mich freuen würde, weiter mit Dir zusammen sein zu können und Dich nicht in ferner Fremde zu wissen.“ Sie lächelte ihn an, es war sogar vollkommen ehrlich gemeint und kein, wie oft in der Öffentlichtkeit, gespieltes Lächeln. Zu Zivilisten und Militärexamen konnte Medeia kaum etwas Sinnvolles beitragen. Sie war noch nie in die Versuchung zu kommen, sich dafür zu bewerben, würde es auch niemals. Aber den Ärger diesbezüglich versuchte Medeia trotzdem zu verstehen. „Ägypten klingt ganz wunderbar. Aber Du würdest Dich entscheiden müssen. Erst mal Ägypten und dann Cursus Honorum oder nur den Cursus Honorum, es sei denn der Kaiser erlaubt Dir als Senator die Provinz zu bereisen.“ Medeia lächelte und stellte sich Plautius in der Toga eines Senators vor und in den Hallen des Senates. Er würde sicherlich seinen Spass mit all den mehr trägen Senatoren haben. Medeia schmunzelte bei der Vorstellung. „Dann wäre es doch sinnvoll, in Ägypten die Grundstücke zu erwerben, Camillus. Ich könnte mich darum kümmern, zudem das mit einer Reise für die Schola eventuell verbinden, sofern mein Rector zustimmen würde. Aber noch schöner wäre es, wenn Du natürlich mitkommen könntest.“

    Ganz diese optimistische Einschätzung wie Imperiosus teilte Medeia bei weitem nicht. Denn immer wieder bewiesen die Barbaren, dass sie die Landesgrenzen zu erstürmen versuchten oder die Fesseln der römischen Herrschaft abzuschütteln gedachten. Ganz übel nehmen konnte Medeia solche Versuche nicht, denn auch ihre Heimat hatte viel von der einstigen Freiheit durch die Römer verloren, aber andererseits auch einiges dazu gewonnen. Und Medeia, halb Römerin, halb Griechin, wenn auch mit dem Herzen mehr eine Griechin, war in dieser Hinsicht oft ein wenig hin und her gerissen. Zudem auch noch von der geisterhaften Gestalt an ihrer Seite abgelenkt. Sie hob ihre Hand an die Wange, um so wenigstens etwas weniger von ihrem verstorbenen Gatten sehen zu müssen. Überrascht blinzelte Medeia und sah Imperiosus fragend an. „Ihr müsst Wache halten? Aber warum denn?“ , fragte sie ahnungslos, da sie immer noch sehr, sehr wenig von militärischen Angelegenheiten wusste. „Es sind doch keine Feinde in Italia. Wer könnte euch denn hier, in Misenum, angreifen wollen?“ Doch gleich darauf lächelte Medeia. „Aber es ist schön, dass Dir der Dienst so viel Zufriedenheit verschafft. Man sieht es Dir auch an, das Soldatenleben tut Dir gut, Tiberius. Und wer ist jener Soldat? Kommt er aus einer armen Gens?“ Medeia winkte die Sklavin heran und bestellte noch einige Speisen. Zwar war sie immer noch mit einem reichlich sparsamen Appetit gesegnet, eigentlich schon seit längerer Zeit, was man ihr durchaus an manchen Tagen sehr ansah, aber jetzt verspürte sie doch einen leichten Hunger. „Übungsmarsch? Ist das nicht eher etwas lästiges? Ich hörte, die Soldaten müssen jeden Abend ein ganzes Lager erbauen. Wie ist so was eigentlich möglich? Dauert so was nicht Wochen, gar Jahre bis ein Lager fertig ist?“

    Von Räubern und Rettern! Ein Kampf in der Dunkelheit.


    Wütend schlugen die Zweige des Baumes gegen das Dach, hämmerte mit dem feinen Geäst gegen die Balken der Wände. Der Wind umheulte das Haus und schien die Taberna von der Welt abschneiden zu wollen. Im Hauptraum, dem Schankraum der Taberna, wo nun kein wärmendes und einladendes Feuer mehr brannte, sondern die kalten Finger der nächtlichen Nacht nach den Menschen zu greifen schien, war ein großes Chaos im Gange. Pumilus hing an einem Bein der Entführer und biss ihm kräftig in die Wade, stöhnte leise auf als ein Fuß gegen seinen Rücken trat. Der massige Entführer, der scheinbar das sagen hatte, schlug Medeia wuchtig ins Gesicht, wobei sich der Ring an seinem Finger in ihre Haut grub und eine rote, blutige Spur hinterließ. Olympia versuchte mit Händen und Füßen sich gegen die Räuber zu erwehren. Während Claudus nach seinem Dolch suchte, sprang der unbekannte Dunkelhaarige mit seinem Gladius auf den ersten Mann zu und stach ihm mit dem Gladius in den Oberschenkel. Der Hagere jaulte schmerzhaft auf, ließ Olympia los, die hastig zur Seite huschte und ebenso nach einer Waffe suchte. Mit einem weiteren Hieb trieb der Unbekannte einen der Räuber weiter zurück. Der Massige jedoch packte seinen Dolch, riss Medeia an den Haaren hoch, die benommen vom Schlag noch halb auf einem Tisch lag und hielt das Messer an ihre Kehle. Ein feines Rinnsal tropfte unter ihrem Ohr entlang, dort wo er etwas zu fest das Metall an Medeias zarte Haut drückte. Medeia riß ihre Augen auf und atmete flach und abgehackt. „Halt!“, dröhnte die Stimme des Räubers. „Einen Schritt näher und ich schlitze ihr die Kehle auf.“ In dem Augenblick wandte der Massige Claudus, den er wohl in der Hektik und Chaos nicht bemerkt hatte, den Rücken zu. Seine Augen waren nur auf den Mann mit dem Gladius gerichtet, der einen Augenblick zögerte als er die Drohung vernahm.

    Nun war Medeia doch ein wenig überrascht. Auf die Unterstützung der Schola hatte sie zwar gehofft, insbesondere was die Natur ihrer Reise betraf, schließlich standen einem ganz andere Türen und Tore offen, wenn man im Namen des Schola kam, aber gleich eine richtige ’Arbeitsreise’ daraus erwachsend zu sehen, das verblüffte sie doch. Dass es mit den Geldern nicht notwendig war, schließlich hatte Medeia einen vermögenden Ehegatten, ließ sie außen vor. Denn die wenigen Worte und das ’Überhaupt’ unterstrich mehr die Bedeutung einer solchen Reise. Medeia lächelte erfreut und nickte leicht. „Gut, dann werde ich mich dem gerne und mit großer Freude annehmen. Ich muss auch zugeben, es wird mir ein großes Vergnügen sein, mich um diese Angelegenheit zu kümmern. So werde ich zu dem Privileg kommen, das Museion und besonders die Bibliothek, diese wunderbare und großartige Sammlung der wichtigsten Schriften unserer Kultur kennen zu lernen.“ Im Grunde meinte Medeia mehr die griechische Kultur. Sie würde niemals den Römern einige kulturelle Leistungen absprechen, aber im Grunde war sie in ihrem Herzen davon überzeugt, dass die wahrhaftigen Errungenschaften in Geistesdingen nur von der Welt der Hellenen stammen konnten.


    „Hm!“ Medeia folgte Callidus sinnenden Blick und war auch einen Augenblick ratlos. Eigentlich meinte sie noch aus früherer Zeit sich entsinnen zu können, dass eine Einreise auch von senatorischen Angehörigen* oder solchen wie ihr erschwert oder gar verboten war. Doch wenn Callidus das meinte, war dem wohl heute anders. „Nun, dann hoffe ich, dass sie mich nicht auf dem Schiff vor Alexandria wieder zurück schicken.“ Sie schmunzelte leicht. „Wunderbar, dann ist mein Anliegen auch eigentlich geklärt. Oder hast Du noch einen speziellen Auftrag für mich?“




    Sim-Off:

    *Quelle: z.B. der gute alte Mommsen sagt das noch.

    Zufrieden lehnte Medeia ihre Wange an Plautius Hals und verharrte still und ruhig, ließ ihre Finger an seiner Schulter entlang kreisen und empfand ein Gefühl, was dem Glück am Nächsten kam, wenn es nicht sogar dieses war. Als Plautius zu sprechen begann, hob sie ihr Kinn an und sah ihm lächelnd in die Augen, doch nicht für lange. Denn als er Demokrit erwähnte, blitzten ihre Augen auf. „Tatsächlich?“ Sie reckte sich und griff nach der Schriftrolle. Ihre Augen wanderten schnell von Zeile zu Zeile, als ob sie in Kürze alles aufsaugen wollte. „Wo hast Du die Schrift abschreiben lassen. Alexandria? Ich habe gehört, diese Schrift gibt es nur noch dort. Camillus, wie bist Du nur daran gekommen?“ Medeia nickte und lauschte mit halbem Ohr, was Plautius sagte, ließ dabei ihre Augen auf dem Schriftstück ruhen. „Oh…“ murmelte sie mal leise, es war nicht zu erkennen, ob sie den Text oder Plautius Worte kommentierte. Erst als er zu Ende gesprochen hatte, hob sie ihren Blick und sah Plautius unverwandt und mit Entzücken an. „Hast Du auch die Abhandlung über Kenon, die Leere und den Tractaus der Solidität betreffend?“ Doch dann ließ Medeia schnell die Schriftrolle auf ihren Schoß sinken und hob ihre Hände, um Plautius über den Nacken zu streichen. Sie seufzte schwer und das Lächeln minderte sich etwas. Denn über Plautius Abreise wollte Medeia immer weniger nachdenken, je mehr Zeit sie für sich hatten. „Die Casa Matinia? Nun…“ Medeia zögerte leicht. „Und Du bist Dir sicher, dass ich nicht doch mitkommen könnte…also…nach Parthia oder Syria?“ Medeia grauste es vor der Vorstellung, sich in ein Feldlager begeben zu müssen, würde es womöglich Plautius zuliebe jedoch tun. „Und ich denke, die zukünftige Residenz hängt doch auch von Dir ab. Was planst Du nach dem Feldzug? Wo würdest Du gerne hinstreben? Rom oder dann doch eine Provinz?“

    Nein, ich meinte nur, dass Backpulver ja auch heutzutage ein guter Fleckenentferner ist. Und da in den von Metellus genannten Dingen viel vom Hirschhornsalz drin ist, dann wird das auch effektiv gewesen sein. Aber ich meine nicht, dass die Römer Hirschornsalz hatten. Denn Backpulver und Hirschhornsalz wird es sehr wahrscheinlich nicht in der Antike gegeben haben. Dafür gab es damals schon die Hefe für die Brote.

    Ja, da hat Vitamalacus ja schon passende Links gegeben zu Deiner Frage. Asche und Fett ist halt die Grundlage einer natürlich hergestellten Seife aus Naturprodukten :)


    Und zu Deinem Backpulver. Da fällt mir ja spontan Hirschhornsalz ein. Das ist auch ein Backpulver und hat ganz ähnliche Bestandteile wie die Ingredienzen, die Caecilius Metellus aus Plinius zitiert hat. Und selbst heute kann man wunderbar sehen, wie gut man mit Backpulver sogar die Wäsche reinigen kann :) Wirkt sehr effektiv.

    Was meinst Du, was ein Bestandteil der Seife war? ;) Asche und Fett :)



    Eine auf den Historientagen hat mir erzählt, dass Safran und Myrrhe Grundanteil u.a. eines jeden Parfüms war und darauf kamen dann die Duftöle.

    Nun, wo Medeia und Plautius verheiratet waren, die Moral und der Anstand gewahrt war, wenn sie längere Zeit in der Casa von Plautius in dem Kastell blieb, war Medeia auch ständig dort anzutreffen und aufzufinden. Typischerweise, eine Frau konnte nun und womöglich nicht anders, hatte sich trotz Aufbruchstimmung und ähnlichen doch einiges noch gewandelt. Einige Vorhänge waren aufgehängt worden in hellen und lichten Farben, jeden Tag stob eine Putzkolonne am frühen Morgen durch die Casa um alles zur Zufriedenheit von Medeia zu hinterlassen und an vielen Stellen waren in den alten, etruskischen und kostbaren Vasen wieder Blumen aufgestellt worden. Manche hatte Medeia herrichten lassen und dekorativ in der Casa aufgestellt, ohne Blumen versteht sich. Mit jedem Tag, den sie länger in der Casa war, wuchs die Sklavenschaft, die dort ihre Arbeit verrichtete. An jenem Tag schritt Medeia leichtfüßig durch die Gänge der Casa, nachdem sie einige Sklaven noch zu einer Arbeit im Innenhof angetrieben hatte. Wie in Roma hatte sie wieder die Angewohnheit angenommen, barfuß dort entlang zu gehen, weswegen sie immer darauf achtete, dass die Böden besonders sauber waren. Der Stoff ihrer lichtgrünen Tunica raschelte leise als sie, nach Plautius suchend, schließlich in die Bibliothek trat. Sie lächelte und trat an ihn heran, beugte sich zu ihm runter und küsste ihn sanft auf die Lippen. Ihre Arme schlangen sich um seine Schultern, während sie mit einem Auge auf die Schriftrolle spähte, die vor ihm lag. „Plato?“, fragt sie als sie sich wieder von ihm löste und dann auf seinem Schoß Platz nahm.

    Meinst Du zum Antworten oder Zum Lesen?


    Ich benutze immer die Antwortfunktion im Beitrag. =) Zum Lesen gehe ich meist nach der Brettstruktur, es sei denn ich suche was Bestimmtes. Dann geh ich mal auch auf die Baumstruktur.

    Tiefe Dankbarkeit war es, was Medeia in diesem Augenblick gegenüber Avitus verspürte. Denn in dem Raum mit diesem Ungeheuer konnte sie keinen klaren Gedanken fassen, war völlig verschreckt wie ein Kaninchen, vor dessen Bau der Jagdhund lauerte. Die Stütze von Avitus Arm war auch notwendig, denn als das Tier sich auch noch weiter bewegte, wäre es fast um Medeia geschehen gewesen, zumindest war ihre Contenance anging. Doch so hielt sie sich an Avitus Arm, nickte schwach auf das Angebot mit dem Wasser und ließ sich folgsam und mit leicht geweiteten Augen nach draußen führen. Die wenigen Schritte bis zu Porta waren auch schnell gemacht, denn in den Garten hätte sie nichts bewegen können, nachdem sich das Tier, wie ein Haushund vor dem Durchgang zum Tablinum gelegt hatte. Als die frische Luft sie umgab, die Sonne ihr ins Gesicht schien, das Tier fern ihres Blickes war, atmete Medeia erleichtert auf.


    Verlegen lächelte sie Avitus an. „Oh, es tut mir so leid, Lucius. Ich will Dir nicht die Feier ruinieren oder sonst jemandem. Aber bei solchen Raubtieren…da wird mir ganz anders.“, gestand sie noch atemlos ein. „In einer Arena weit weg ist das schon etwas anderes als einige Schritte nur von ihnen entfernt zu sein.“ Medeias Herz klopfte immer noch wild in ihrer Brust und sie atmete noch mal tief ein. „Danke, Lucius. Es wäre mir sehr peinlich gewesen, wenn ich sogar noch mein Bewusstsein vor all den Gästen verloren hätte. Das wäre auch sehr unhöflich. Zudem äußerst entwürdigend. Schließlich bin ich kein junges Mädchen mehr. Aber früher bin ich bei einer Schlange einmal in Ohnmacht gefallen. Schlangen sind auch widerliche Tiere, aber solche großen Raubkatzen können mich auch sehr erschrecken.“ Medeia war immer noch nervös, denn sie fing an zu plappern. „Ich bekomme dann immer keine Luft mehr und glaube, dass sie mich gleich anfallen wird…“


    Doch ehe Medeia noch weiter in ihrem Redeschwall kam, trat schon ihr Mann hinzu. Medeia, immer noch kalkweiß, als ob sie frisch geschminkt worden wäre, überließ ihre Hände Plautius und nickte schwach. Die Aussicht von diesem Ort weggetragen zu werden, ganz weit weg von dem Tier, war verlockend. Doch schnell schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich kann schon noch laufen, Liebster.“ Und ein weiteres Zeichen, dass Medeia neben ihrer Spur war, denn solche Zuneigungsbekundungen würde sie sonst niemals in Öffentlichkeit aussprechen. „Das Tier….das Raubtier hat mir meine Fassung genommen. Wie kann Tiberius Vitamalacus nur so ein schreckliches Ungetüm bei sich halten? Dass er ein wirklich mutiger Mann ist, das weiß ich ja schon. Aber im eigenen Haus? Mit all den Frauen, die das Untier anfallen könnte?“ Medeia schüttelte den Kopf, verständnislos und verwirrt. „Ich möchte aber euch nicht die Feier ruinieren.“ , wiederholte Medeia. „Ich kann hier draußen ein Wenig warten und wenn das Tier innen weg ist, komme ich einfach wieder rein.“ Zittrig waren Medeias Hände, die boshafte Römer und selbst Räuberpack nicht derart verschrecken konnten wie Tiere, die größer als eine Katze waren oder sich kriechend und fleuchend über den Boden bewegten.