Das Austauschen ominöser Schriften hatte Medeia schon nicht mehr mitbekommen. Denn die Vorbereitungen, die zu der Opferzeremonie führten, hatten ihre Aufmerksamkeit geweckt. Sie spähte hinüber und zupfte ungeduldig an Plautius Toga nachdem dieser sich von dem (ehemaligen) Praefectuskollegen entfernt hatte, wie Ehefrauen das wohl gerne taten und auch es ihre Angewohnheit war, egal wie schnell oder lang sie bereits verheiratet waren. Aufmerksam verfolgte Medeia die Zeremonie und lächelte erfreut als alles glatt lief. Wie so manch einer der Gäste warf Medeia ein „Feliciter!“ in die Runde.
Erst dann wandte sie ihren Blick von vorne ab und höflich-lächelnd (nicht nur der üblichen Feierstimmung wegen, die einen quasi dazu zwang) den beiden Damen (Sergia Plotina und Claudia Epicharis) der Actaredaktion zu. „Salve, Sergia Plotina. Ich danke Dir. Und natürlich möchte ich Dich, wenn vielleicht auch etwas verspätet, noch in der Acta willkommen heißen. Ich habe schon den ein oder anderen Artikel von Dir gelesen und war sehr angetan, von Deinem schönen Stil.“
Zustimmend nickte Medeia wegen Epicharis Worte. „Ja, das haben wir. Die Götter hatten dann sogar noch ein Einsehen mit uns und haben uns mehr Tage geschenkt, als wir ursprünglich geglaubt hatten, zu erhalten. Aber das hast Du sicherlich selber erfahren. Wirst Du auch nach Ravenna reisen, um Deinen Verlobten zu verabschieden?“
Die Speisen wurden aufgetragen und Medeia betrachtete die Auswahl, durchaus nach dem langen Tag in Rom mit allerlei Gängen von Schola bis zum Eheregister mit einem größeren Appetit als sonst gesegnet. Doch noch blieb sie bei ihrem Mulsum, der zartsüß auf ihren Lippen nach hallte. Medeias Sorge in Öffentlichkeit war natürlich, als zu gierig zu gelten. Manchmal, oft sogar, bedauerte Medeia es, immer darauf achten zu müssen, Haltung und Würde zu bewahren und nicht einfach nach all den Speisen greifen zu können, die ihr sicherlich hervorragend geschmeckt hätten. Sie trank einen Schluck Mulsum und meinte dann: „Wenn ich vorschlagen darf, wir könnten uns zu den Klinen und Stühlen dort begeben. Und dann, werte Sergia Plotina, musst Du unbedingt,“ Medeia lächelte, um das „Muss“ zu mildern. „meine Neugier stillen, wer sich hinter der Actaredakteurin verbirgt. Und eigentlich,“ fügte Medeia mit einem Blick auf Epicharis an. „ gilt auch noch dasselbige für Dich, sind wir uns doch auch erst auf meiner Hochzeit begegnet.“ (Womit sie natürlich auch Plautius Hochzeit meinte, die diegleiche war. )