Gesoffen, gefressen und gefeiert, getanzt, geliebt und geprügelt...alles konnte man auf der Cena Libera an diesem Abend erleben. Eine Schlange verschwand in der Dunkelheit und schreckte noch die ein oder andere Besucherin auf. Einer der Gladiatoren, ein älterer Mann [Opylos], wanderte mit unruhigem Gang hin und her und warf verächtliche Blicke auf die Feiernden. Er sollte am nächsten Tag noch nicht in die Arena geschickt werden, aber dafür am finalen Kampf. Doch heute wusste er davon nichts und verschwand mit verzweifeltem Gesichtsausdruck am Theater vorbei und in den hinteren Ställen. Rutger und Pumilus bemerkte der Gladiator nicht. Pumilus hatte sich an einen Holzpfosten gelehnt und stand immer noch auf der Kiste, um nicht so weit tiefer als Rutger zu stehen. Mit gekräuselter Nase hatte er dem ellenlangen Namen zu gehört. Ja, wer sollte sich das denn merken können? Zumal Pumilus davon die Hälfte mindestens nicht verstanden hatte. Kopfschüttelnd kratzte er sich ungeniert am Schritt.
„Aha...ja, Rutgard...gut, gut...einen Löwen vermag ich Dir vielleicht auch noch zu zeigen. Alles bei Zeiten!“ Mit einem huldvollen Lächeln nickte Pumilus. „Und man nennt mich Pumilus Maximus. Den großen Kämpfer der Arena und Bezwinger aller Frauenherzen. Natürlich ist Pumilus nicht mein wahrer Name, entstamme ich doch einem alten und ehrwürdigen Geschlecht!“ Hach, wie es dem kleinen Pumilus doch gefiel, ein Patrizier zu sein. Ein ganz neuer Aspekt im Leben. Pumilus lächelte selig, doch bei Rutgers anderem kryptischen Bemerkung sah er nur verdutzt aus. „Was? Seehundfell? Seit wann gibt es Seehunde? Sind das Hunde in einem See? Äh...Du bist schon ein seltsamer Bursche, Rudgar...na ja, aber dann ist gut. Aber nimm Dich schon in Acht, Du, ja?“ Pumilus hob drohend seinen Finger hoch und streckte ihn Rutger entgegen.
Der kleine Test von Rutger verwirrte Pumilus maßlos. Was sprach der Bursche? Balgor, Baldron...? Pumilus Augen verengten sich und seine rechte Hand ballte sich zu einer Faust. Der Bursche machte sich doch nicht etwas über ihn lustig? Ihn, Pumilus Maximus, dem edlen Patriziergladiatorenkämpfer? Es schien ihm fast so. „Du, Bürschchen, mit Pumilus Maximus treibt keiner seine Späße, hast Du mich verstanden? Was auch immer...dann zeige ich Dir halt nicht den Löwen. Er hätte Dir auch eh einen großen Schrecken eingejagt.“ Pumilus kletterte von der Kiste herunter und sah pikiert zu Rutger. Hocherhobener Nase drehte er sich um und wollte wegmarschieren. Just blieb er stehen als er die Prügelei sah. „Huch, schau mal, Jüngelchen. Die prügeln sich ohne uns...auf geht’s, oder seid ihr Gallier Memmen?“ Fröhlich grinsend rannte Pumilus auf die handgreiflichen Auseinandersetzungen zu. Schließlich wollte er a. die Gunst der Stunde nutzen, um einige Frauen zu begrapschen, b. Plautius zu Hilfe kommen, der hatte einen Gladiator an seiner Seite auch wirklich nötig, und c. vielleicht auch noch seine Domina retten. Doch womit zuerst beginnen? Was für ein Dilemma für den kleinen Mann.
Doch nicht nur Pumilus hatte dieses Intermezzo entdeckt. Auch Rufus, der Leiter des Ludus Magnus war nach dem Mangodesaster wieder zurückgekehrt. Immerhin wartete bestimmt noch der ein oder andere schöne Frauenfuß auf ihn. Und da entdeckte er den fliegenden Plautius, die Soldaten mit Medeias Kline und die immer weiter ausufernde Prügelei als ein Teller durch die Luft geflogen kam. Wütend grummelnd marschierte er an dem ein oder anderen Gladiator vorbei und deutete ihm zu folgen. Auch auf die Kline mit Briseis und Sergius Curio kam er vorbei. Diese hatte nur kurz dem ‚Spektakel’ ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Immer mal wieder sah sie, von Eifersucht gepackt, zu Mactator hinüber. Der hatte gerade Scintilla hochgehoben und küsste sie dabei immer noch stürmisch und mit loderndem Verlangen. Dabei näherte er sich Schritt für Schritt dem Ausgang des Amphitheaters und verschwand mit der schönen Schauspielerin in den Unterkünften der Gladiatoren.
Mühsam riss Briseis jedoch ihr Augen von ihm ab und lächelte wieder mit einem aufreizenden Glitzern in den Augen zu Curio. „Vielleicht sollten wir dann die Gunst der Stunde nutzen. Ich bin gerne bereit, Deine Neugier ausführlich zu stillen. Magst Du vielleicht....?“ setzte sie noch an zu fragen. „Mitkommen, Briseis!“ herrschte jedoch Rufus dazwischen. Curio beachtete er dabei nicht. Briseis Lächeln verschwand, doch Zeit zum protestieren hatte sie nicht. Sie sah entschuldigend zu Curio. „Vielleicht bis später...“ Sie lächelte leicht und folgte mit einer eleganten Bewegung dem Leiter der Schule.
Zielstrebig arbeitete sich Rufus mit seinem kleinen Trupp von, noch nicht ganz besoffenen, Gladiatoren vor, um dem Ganzen Einhalt zu gebieten. Einige derbe Schimpfwörter- der Zensur hier zum Opfer gefallen- entfuhren dabei seinen Lippen. Als er an Medeia vorbeischritt, schien er dieses Mal keinen Sinn für ihre Füße zu haben. Medeia jedoch stellte sich eben gerade auf die Spitzen selbiger, um den Verlauf der kleinen Schlacht dort unten verfolgen zu können. Kopfschüttelnd besah sie sich das Durcheinander und setzte sich mit zusammen gepressten Lippen. Schnell nahm sie ihre Sandalen und fing an, sie um ihre schlanken Füße zu schnüren. Dann richtete sie sich auf und sah noch mal zu der jubelnden und anfeuernden Menge, die sich um Plautius und seinen Kontrahenten gebildet hatte und die Rufus gerade zur Seite drückte. Kopfschüttelnd ging sie an der Menge vorbei und verschwand zwischen den gaffenden Zuschauern. Somit war eine Option weniger, die Pumilus im Kopf behalten musste. Obwohl, es kam ja nun noch d. dazu: Seine Domina begleiten, aber das war ihm zu langweilig. Mit einem lauten Angriffsbrüllen stürzte sich Pumilus auf die massiven Beine des Gladiators. Der würde nun einen wahrhaftigen Gladiator erleben, Pumilus Maximus! 