Beiträge von Artoria Medeia

    Lächelnd nahm Medeia den heißen Trunk an und roch daran. Langsam trank sie einen winzigen Schluck, kostete davon und nickte dann. Er schien zu schmecken, so nahm sie, weil er noch sehr heiß war, nur einen kleinen weiteren Schluck und stellte dann den Becher zur Seite. Der Dampf des Kräutersudes stieg auf und bildete kleine Wirbel in der Luft. Der laue Wind zerrte daran und zerfetzte die Muster und wehte sie davon. Medeia schwieg und überließ Vitamalacus das Antworten. Zustimmend und somit bezeugend, dass sie seiner Meinung war, nickte sie. Sie dachte einen Moment nach und wandte sich an die beiden Herren. „Vor einigen Monaten war der ehemalige Praefectus Annonae noch im Officium meines Vorgängers. Er hat in dem Archiv einen Bericht hinter lassen. Dort meinte er, dass die Versorgung der Bevölkerung noch mit einer Reserve von zwanzig Wochen gedeckt sein wird.“


    Medeia nickte. „Und das ist in der Tat schon zu lange her. Außerdem sind die Speicher wegen dem Projekt des Senates nicht mehr ganz von der Kapazität belastbar. Einige werden wegen den neuen Baumaßnahmen abgerissen werden. Darum kümmert sich zurzeit jedoch Dein Verwandter, Octavius Detritus. Auch wird er die Speicher in Ostia einer Inspektion unterziehen. Es ist doch ein Bericht eingetroffen, dass sie in einem maroden Zustand sind.“ Medeia griff wieder nach dem Kräutersud. „Die Schiffe der kaiserlichen Getreideflotte müssten doch jederzeit erwartet werden. Sicherlich ist es zweckmäßig, die Bestände zu jenem Zeitpunkt einer genaueren Kontrolle zu unterziehen. Und falls sie, die Götter mögen es verhindern, sinken sollten, sollten wir prüfen, ob unsere Reserven noch für eine Weile reichen würden.“

    Etwas verwundert hatte Medeia die leise geraunten Worte von Helena vernommen. Doch sie lächelte freundlich und nickte. „Aber natürlich!“ erwiderte sie in einem normalen Tonfall und trat dann an den beiden Frauen vorbei. In ihrem Windschatten folgte Medeias kleiner Sklave, Pumilus. Der blieb kurz vor Helena stehen, verbeugte sich tief und lächelte selig. Gut erinnerte er sich wohl noch an die Begebenheit als er Helena den Kranz bei der Vinalia Rustica reichen durfte. Schnell huschte er jedoch seiner Domina hinter her. Mit ihrem Verwandten im Atrium angekommen, sah sich Medeia um und lächelte mit Wohlgefallen im Gesicht. Von einem der Sklaven ließ sie sich einen Becher mit etwas Wein reichen, behielt ihn jedoch einfach in der Hand. Pumilus wuselte an die Seite seiner Herrin und sah sich großen Auges um. Mit offenem Mund begaffte er besonders die schönen Frauen im Atrium, Livilla und Helena. Bis er einen leichten Klaps auf seiner Schulter spürte. Zerknirscht zog er seinen Kopf ein wenig ein und blinzelte zu seiner Herrin hoch, die ihm mit einem strafenden Blick maß. Doch als er sich wieder besser benahm, widmete Medeia ihre Aufmerksamkeit den anderen Gästen. Interessiert beobachtete sie das muntere Gespräch der Iulier, die doch, natürlicherweise, in großer Zahl hier zu sein schienen.

    „Mmh...“ murmelte Medeia und sah Trimalchio etwas länger an. Sie nickte, notierte sich seine Aussage. „Und was ist mit Pompeius Severus? Ist er kein Mitglied der societas? Und wie sieht es mit Mitgliedern aus, die nicht zu Deiner Familie gehören? Können sie ebenfalls in die societas pompeiana eintreten?“ In dem Moment ging die Tür auf. Der Scriba spähte hinein und sah über die kleine Runde. Er wollte wohl seiner Vorgesetzten etwas sagen, schloss dann jedoch schnell wieder die Tür. Medeia sah kurz zu ihm, hob verwundert die Augenbrauen. „Wenn ihr mich kurz entschuldigt?“ Sie stand auf, ging zur Tür und trat hinaus. Sie war nur kurz draußen ehe sie wieder hinein kam und den vorigen Platz einnahm. Schnell kritzelte sie etwas auf ihre Tabula und hob wieder den Blick. Fragend sah sie zu Trimalchio.

    „Wunderbar. Dann viel Erfolg in der nächsten Zeit, Octavius. Vale!“ Medeia legte die Tafel mit dem Kalender auf den Tisch. Erst als der Architectus ihr Officium verlassen hatte, seufzte sie leise und sah sich wieder um. Mit leicht gerunzelter Stirn trat sie um ihren Schreibtisch herum und fing an, die dort liegen gebliebene Dinge zu sortieren und Ordnung in ihr Officium zu bringen.

    Einige Schritte hinter Vitamalacus betrat auch Medeia das Atrium. Interessiert musterte sie die Innenausstattung und überließ ihrem Kollegen das Reden. Das Licht der Morgensonne spiegelte sich auf dem Marmor wieder. Einen Moment blieb Medeia stehen und sah in das Licht hinein, was sie umstrahlte. Dann trat sie an Vitamalacus Seite und nickte Trimalchio höflich zu. „Salve, Pompeius! Verzeih die Unannehmlichkeiten. Aber Dir wird es doch sicherlich auch recht sein, wenn wir unsere Untersuchungen gründlich und sorgfältig durchführen.“ Sie lächelte kühl, aber nicht herablassend und sah sich wieder um. Man merkte durchaus ihre Zufriedenheit als die Soldaten schon mal durch das Haus gingen, um etwaigen Schaden zu verhindern. „Wenn ich fragen darf? Welche Räumlichkeiten gibt es hier und wo werden die Schriften aufbewahrt?“ Den Soldaten irgendwelche Befehle zu geben überließ Medeia ganz und gar Vitamalacus, so dass sie sich nur an Trimalchio wandte, um die Durchsuchung fortsetzen zu können.

    Vor der Tür der Societas begann das Leben der Stadt zu pulsieren. Die letzten Wägen fuhren noch über die Straße ehe es ihnen am Tage verboten war, die ersten Römer verließen eilends ihre Häuser oder begaben sich zu ihren Handwerksstätten. Doch all das war noch ein gutes Stück entfernt. Hier in der Straße gurrten einige Tauben, Schaulustige umlungerten das Haus und beobachteten das Treiben der Soldaten. Es kamen auch immer mehr dorthin. Denn alles was aus dem Alltag der Römer fiel, lockte die Nichtstuer magisch an. So auch diese doch bis dahin unspektakuläre Hausdurchsuchung. Schweigend musterte Medeia den Scriba. Als dieser den Anweisungen nachkam, lächelte Medeia kurz und folgte dann ihrem Kollegen in das Innere des Domus hinein. Dabei blieb sie zwei Schritte hinter ihrem Mitaedil und ehemaligen Soldaten und sah sich aufmerksam und mit gewisser Neugier auch um.



    Zweiter Vorlauf
    Runde VI


    „Die an der Spitze geben es sich aber hart!“


    „Ja, ja, Phillipus Thrax will sich wohl nicht mit einem Mittelklassenplatz abfinden!“


    Tatsächlich war die Spitze in ständiger Bewegung. Patroklos, Felix und Phillipus Thrax lieferten sich ein spannendes Duell dort. Mal errang Felix die Spitzenposition, dann überholte ihn Patroklos peitschenschwingend. Doch Phillipus Thrax zog immer mal wieder nahe an sie heran und fuhr gewagte Manöver, die ihn das ein oder andere Mal haarscharf an die spina heran brachte. Doch zwischen Patroklos und Felix schien es kein Durchkommen zu geben. Doch in der zweiten meta kämpften Felix und Patroklos wieder mit harten Bandagen. Ihre Wägen stießen aneinander und beide strudelten von der spina weg. Phillipus Thrax, ein Mann, der seine Chancen zu nutzen wusste, donnerte in dem Moment elegant um die Kurve und an den Beiden vorbei.


    „Meinste Du die Hinten haben noch Fortunas Segen an ihrer Seite?“


    „Sie kämpfen schon erbittert miteinander! Aber wer weiß? Auf wen von denen hast Du noch mal gesetzt?“


    „Fortunatus! Hmm…!“


    Die sechste Runde! Eine Runde vor Ende des Rennens. Die Pferde waren schon von den Vorherigen ausgepumpt und erschöpft. Doch wer ein wirklich guter auriga war, konnte selbst jetzt noch das Beste aus seinen vier Pferden heraus kitzeln. Fortunatus und Vir fortis Orci schienen sich auch redlich darum zu bemühen. Doch bewies Vir fortis Orci in der ersten meta schon mehr Geschick oder er hatte einfach nur Glück. Mit gut einer Wagenlänge zog er dem albata davon. Doch in der zweiten Gerade holte Fortunatus wieder auf. Nur Kyrios Agoon fiel immer weiter zurück. Viele Wagenlängen trennten ihn nun schon vom Mittelfeld. Als er die erste meta nahm, waren die ersten Wägen schon in der siebten Runde. Und spätestens jetzt wurde es immer tumultartiger auf den Rängen. Die russata, endlich sahen sie ihre Chancen sehr gut, fingen an mit faulem Obst nach einigen der Wägen, aber auch nach den aurata zu werfen. Da sie leider relativ nahe saßen, verfehlten so manch eine faule Rübe oder eine zermatschter Granatapfel nicht das Ziel. Die Prügelei nahm ihren Anfang und einige der Anhänger hatten arge Mühe nicht von der Tribüne herunter zu fallen.


    „Erraticus, na warte, Dir zeig ich es!“


    „Du, Du, Impudicus! Wirst meine Faust zu schmecken bekommen!“


    Doch auch an anderer Stelle ging es von den Gemütern heiß her. Buhrufe, Schmährufe, das Gebrüll nahm eine schmerzhafte Lautstärke an. In dem Moment wurde der sechste Delphin umgedreht. Die siebte Runde begann.


    „Oh, oh…der vorletzte Delphin wurde rumgedreht!“


    „Ja, jetzt kommt die letzte Runde. Die Spannendste, jetzt wird wohl am Härtesten gekämpft. Noch etwas Wein?“



    Rundenstand: Phillipus Thrax - Patroklos - Felix - Vir fortis Orci - Fortunatus - Kyrios Agoon



    Zweiter Vorlauf
    Runde V



    „Da scheint es jemand ganz eilig zu haben?“


    „Oh ja, Felix scheint wahrlich ein Glückbote zu sein, doch was macht den Phillipus?“


    Eben noch schön an der Spitze entlang gleitend, kam Phillipus Thrax ins Trudeln. Scheinbar war etwas mit seinen Rädern los. Vielleicht lag es jedoch auch an dem leichten Zusammenstoß mit Felix als dieser, peitscheschwingend, in der ersten meta aufholte, Phillipus streifte und ihm mit der Peitsche eins ins Gesicht versetzte? Phillipus Thrax fiel nach außen ab und sowohl Felix als auch Patroklos, der zu einer eiligen Aufholjagd angesetzt hatte, kamen nach vorne und zogen davon. Phillipus Thrax fing sich und versuchte nicht den Anschluss zu verlieren. Dicht auf folgte er Patroklos und suchte immer wieder seine Chance auf ein Überholen. Doch Patroklos sauste von links nach rechts und schnitt Phillipus Thrax den Weg ab. Auch ohne zu zögern setzten beide aurigae ihre Peitschen ein. Die Peitsche von Patroklos traf die Pferde der russata, sie scheuten und Phillipus Thrax wurde ein Stück nach hinten geworfen, Patroklos versuchte das natürlich sofort auszunutzen und setzte sich mit nur einer Nasenlänge Abstand hinter Felix.


    „Nichts spektakuläres da hinten, oder?“


    „Nein, nicht wirklich. Zu schade um den Mann aus Tylus. Der hätte das Feld noch aufräumen können!“


    Doch immerhin schaffte es Kyrios Agoon wieder seine Pferde unter Kontrolle zu bringen und in das hintere Feld zu stoßen. Leider jedoch schien sein Wagen sehr lädiert zu sein. Und obwohl er wieder zum Feld stieß, zeigte sich eindeutig, dass er zu einer Höchstgeschwindigkeit nicht mehr in der Lage war. Oder sollte das täuschen? Der purpurea, voll der Wut von seinem fast Spitzenplatz derart weggedrängt worden zu sein, trieb die Pferde gnadenlos und ohne Schonung an. Und tatsächlich, er holte auf und kam direkt an Fortunatus heran. Dieser versuchte ihn nicht vorbeiziehen zu lassen, doch in der zweiten meta schaffte es der purpurea die innere Bahn und somit den Vorteil zu ergattern. Er zog an dem albata vorbei und das ohne Peitsche, hatte der purpurea sie doch verloren. Er bekam jedoch einen Hieb auf die Schulter von Fortunatus und dann war er vorbei. Fortunatus fiel zurück und schien Probleme mit dem Lenken zu haben. So endete auch unspektakulär die fünfte Runde und die Wagen donnerten weit auseinander gezogen in die sechste Runde. Der fünfte Delphin wurde herum gedreht.


    Rundenstand: Felix - Patroklos - Phillipus Thrax - Vir fortis Orci - Fortunatus - Kyrios Agoon

    "Aha!" Medeia gab das zur Antwort und schreib es schnell nieder. Sie griff zu einigen Papyri und entrollte sie. Mit ausdruckslosen Gesicht studierte sie eine Weile die Schriften, sah zu Trimalchio und wieder auf die Schriften hinunter. Wieder ein Blick auf das Papyrus und ein schweres Seufzen. Es war eine bedeutungsvolles Seufzen! Eines was verriet, wie schwer Trimalchio doch das Leben der Aedile machte. Eines, was sagte: Warum sagst Du nur solche Dinge, obwohl wir es doch alle besser wissen? Medeia lächelte jedoch dann dünn. Vielleicht war dem Seufzen doch nicht eine solche Bedeutung beizumessen!? "Eine marmorne Platte? Aha!" Medeia legte das Papyrus auf ihren Schoß und musterte den Volkstribun aufmerksam. "Die marmorne Tafel muss dann sicherlich aus privater Hand und nicht den Spenden der societas bezahlt worden sein, kann das sein? Aber gut!" Medeia lächelte kühl. "Wer sind die Mitglieder der societas?"

    "Mhm?" Medeia stand auf und ging zu einem kleinen Nebentisch, wo sie eine steinerne Tafel hervor holte. Nachdenklich darauf blickend blieb sie neben Detritus stehen. "Frühestens nächste Woche, so lange werde ich für die Einarbeitung mit den Belangen des Amtes noch brauchen. Und auch mit den ersten Maßnahmen. Sowieso verlangen die Ludi noch meine volle Aufmerksamkeit." Medeia ging über den Kalender hinweg. "Vielleicht am ANTE DIEM V ID OCT DCCCLVI A.U.C. (11.10.2006/103 n.Chr.)? Moment, nein da ist nefastus publicus. Also keine Amtsgeschäfte. Aber der nächste Tag ist wieder ein dies comitalis. Ich denke, dass ich so gen Vormittag in Dein Officium komme, wenn es Dir recht ist?" Medeia ließ die Tabula sinken und sah Detritus fragend an.

    Medeia betrat den Raum. Wenigstens war es nicht der Garten. Manchmal hangen an dem Genius Loci mancherorts schlechte Emotionen bekanntlicherweise noch länger nach. Und diese waren damals höchst unproduktiv gewesen. Dünn lächelnd ging Medeia zu einer der beiden Sitzgelegenheiten und nahm dort Platz. Gerade wollte sie wohl etwas Wein erbitten, als ein amüsiertes Lächeln über ihre Lippen huschte. Sie lehnte sich zurück. "Einen warmen Kräutersud bitte, mit etwas Honig!" Die scheinbare Beklommenheit war mit einem Mal von ihr abgefallen und sie lächelte freundlich. Vielleicht lag es daran, dass der Schatten eines Centurios mit dem Getränk einher ging? Jedenfalls sah sie den Praefecten nun nicht mehr bemüht an.

    Lange zum Studieren der Halle oder zu weiteren Fragen über den Gastgeber und sein Wesen kam Medeia nun doch wieder nicht. Denn dieser betrat schon die Eingangshalle. So wandte sich Medeia um und sah ihm höflich, aber distanziert, entgegen. Mit einem leichten Kopfnicken grüßte sie ihn. "Salve, Praefectus. Aber natürlich!" Medeia rang sich ein Lächeln ab, in der Casa Octavia fühlte sie sich scheinbar nicht sehr wohl, und folgte dem Praefectus an den angekündigten bequemeren Ort. Dabei musterte sie noch einmal den stummen Schatten ihres Kollegen, maß ihm aber nicht mehr Aufmerksamkeit zu.

    Weitere große Essensplatten wurden herein getragen und vor den Gladiatoren verteilt. Diese stürzten sich hemmungslos auf das Essen und stopften es, wie Verdurstende das rettende Wasser, in sich hinein. Eine Frau lachte laut und schmiegte sich eng an den bulligen Körper eines dunkelhäutigen Gladiators. Medeia lächelte milde und nickte. „Ja, Odysseus...“ Ein versonnenes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie legte sich noch etwas gemütlicher auf der Kline hin. Eine warme Spätsommerbrise wehte über den Hof und spielte mit den Haaren von Medeia gerade als unvermittelt Rutger sich zu ihr beugte. Ihre Augen weiteten sich leicht als der Germane sich zu ihrer Schulter beugte, ihr Mund öffnete sich überrascht als Rutger sie bis zum Ohr küsste und die Worte raunte und sie hielt den Atem an, als sie seine Lippen an ihrem Hals spürte. Ihre alten Instinkte, aus den Tagen von Athen, erwachte, wo sie so etwas durchaus schon öfters erlebt hatte. Träge, aber doch schnell dabei, griff sie in ihr Haar und zog eine spitze elfenbeinerne Haarnadel hervor. Mit einem scheinbar wohligen Aufseufzen beugte sie sich vor und griff nach Rutgers Nacken. Sanft, aber bestimmt zog sie ihn auf ihre Augenhöhe. Ihre Wange streifte seine als sie in sein Ohr die Worte raunte.


    “Junger Germane, wenn Du eine Lupa suchst, geh zur nächsten Brücke. Dort findest Du sie in Scharen oder auch an anderer Stelle hier. Ich bin jedoch keine!“ Ihre Hand mit der Haarnadel verschwand zwischen seinen Schenkeln und unter seine Tunika. „Solltest Du mich noch einmal unaufgefordert anfassen oder so berühren, dann schwöre ich Dir, bei Hekate, der Göttin der Unterwelt, dass Du es bereuen wirst.“ Ihre Nadel, so scharf wie ein Stilett, machte ihre Drohung an Rutgers Männlichkeit sehr deutlich. „Und wenn Du Dich jetzt nicht zurück setzt, dann wirst Du dieses Vergnügen mit einer anderen Frau oder Mann auch nicht mehr teilen können. Hast Du mich verstanden, Rutger?“ Wie ein kleines Verhängnis war ihre kleine Waffe zwischen Rutgers Schenkeln zu spüren. Ihre Hand lockerte sich um seinen Nacken und jegliche Laszivität war aus ihren Augen oder ihre Haltung entschwunden. Wenn jemals welche dort zu finden war. Ihre Augen ruhten kalt auf dem Germanen.

    Sanft wie ein leichtes Blatt schaukelte die Sänfte hin und her, die Sonne schien blau versponnen durch die Vorhänge und spielte auf Medeias Gesicht. Es war schwer in ihrem Gesicht abzulesen während sie Plautius aufmerksam zu hörte. Ihre Augen weiten sich, ihre Lippen öffneten sich mal kurz, sie neigte ihren Kopf zur Seite oder spielte nachdenklich mit ihrer Haarlocke- die einzigen Zeichen, die ihr Innerstes offenbarte. Plautius sanften Griff entzog sich Medeia nicht, sondern sie näherte sich ihm. Ihre Stola raschelte leise und es schien ihr deutlich zu gefallen, was Plautius tat. Schweigend erwiderte Medeia seinen Blick. Ihre grünen Augen funkelten, das blaue Licht gab ihren Augen jedoch einen mehr türkisenen Ton. Es war wie das sanfte Mittelmeer an manchen lichten Stellen, doch so klar auf den Grund ihrer Seele ließ sich Medeia nicht schauen.


    Stattdessen öffnete sie in Erwartung des Kussen den Mund ein wenig und beugte sich vor. Die kurze Distanz bis zu ihren Lippen war schnell überwunden. Ein etwas schwerer Duft umweht Medeia. War es Lavendel, passend zu ihrem tiefblauen Kleid? Ihre Lippen schmeckten nach einer leichten Honigsüße. Ohne eine Störung zu erwarten, glitt Medeia auf Plautius Schoß und beugte sich von oben herunter. Dabei lösten sich ihre Lippen nicht. Nur ihre Hände wanderten an Plautius Wange und an seinem Hals vorbei. Eine Hand legte sich um seine Schulter und die Andere strich zärtlich über seine Wange. Wie aus einem Kelch kostend, küsste Medeia Plautius und sie ertastete das Innere dieser besonderen Blüte leidenschaftlich mit ihrer Zunge. Nur widerwillig schien sie sich von ihm zu lösen und fuhr mit ihrer Zungenspitze noch über seine Lippen. Verschmitzt lächelnd küsste sie ihn an den Mundwinkeln und knabberte noch mal an seinem Kinn. Dann richtete sie sich auf. Eine Hand glitt unter Plautius Toga, strich an seinem Oberschenkel entlang, zart und wie eine leichte Brise oder die Berührung einer Feder, griff nach dem Dolch und zog ihn hervor. Spielerisch hielt sie ihn in Höhe seiner empfindlichsten Stelle und ließ ihn dann achtlos auf den Boden der Sänfte fallen.


    Um ihre Mundwinkel zuckte es und sie sah auf Plautius, immer noch auf seinem Schoß sitzend, herunter. Ihre Schultern bewegten sich leicht und schließlich lachte sie. Ein reines und sehr erfülltes Lachen schüttelte Medeia leicht. Ihr Busen wogte unter ihre dünnen Stola, die etwas nach unten gerutscht war. Nach einigen Herzschlägen bemühte sie sich das wieder zu unterdrücken. „Verzeih, Camillus, ich lache nicht über Dich. Aber so ein Mann wie Du ist mir noch nie begegnet! Du hast eine Ehrlichkeit und Offenheit, die ich sehr schätze! Und einfach eine liebenswertes Wesen. Wer weiß? Vielleicht bist Du doch der erste Mann, der mich ändert!“ Medeia beugte sich schnell wieder herunter und küsste ihn sanft auf die Lippen. Dann sah sie ihn lachenden Auges an und mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht. „Camillus, ein Probatus bin ich wirklich nicht und eine Frau für eine Nacht sowieso nicht. Den meisten Männern reicht das nicht! Aber was ist, wenn ich Dich gerne diesen Nachmittag in mein Zimmer einladen will?“ Sie lächelte verschmitzt und küsste ihn schnell, damit er nicht irgendwelche Empörung äußern konnte. Ihre Finger strichen an Plautius Schläfe entlang und durch seine Haare hindurch. „Aber Du missverstehst mich, glaube ich. Meine Bedenken sind, dass ich einem Mann nicht gehören will. Aber Du fängst jetzt schon an Forderungen an mich zu stellen. Küss mich lieber weiter und lass uns eine schöne Zeit miteinander verbringen und mögen die Moiren entscheiden, was sonst passieren wird!“

    An solchen Abenden kam es, wie es eigentlich nicht passieren durfte. Es ging alles schief. Erst riß die lang ausgesuchte Stola, die sich Medeia rausgesucht hatte. Dann schaffte Olympia es einfach nicht, die andere Stola rechtzeitig herzurichten. Die Haare wollten auch nicht und schließlich tauchten die Sänftenträger nicht auf, so dass Pumilus zu dem Sänftenverleiher rennen musste. Mit den kurzen Beinen war das natürlich keine schnelle Angelegenheit. Ziemlich schlecht gelaunt traf Medeia ein, aber die Hochzeit des so höflichen Priesters wollte Medeia auf keinen Fall verpassen, wo sie schon so eine freundliche Einladung bekommen hatte. Die Sänfte kam an und Medeia stieg aus, strafte die keltischen Sklaven noch mit einem wütenden Blick. Doch dann richtete sie sich auf und überprüfte noch mal ihre Erscheinung. Die dunkelblaue Stola mit den goldenen Stickereien saß gut, die goldenen Spangen an der Schulter steckten fest. Auch die komplizierte Hochsteckfrisur, mit vielen roten Zöpfen und von feinen etruskischen Haarspangen gehalten, schien noch an ihrem Platz zu sein. Medeia atmete tief ein und aus und zog die hauchzarte elfenbeinfarbene und breite Palla über ihre Schultern, rückte den Armschmuck und die feine Goldplättchenkette zurecht und schritt auf den Eingang zu. „Halt, Domina, warte doch auf uns!“ Pumilus rutschte aus der Sänfte und rannte hinter seiner Herrin her, bis er bei der Tür zu ihr aufschloss.


    Der Sklave am Eingang ließ Medeia anstandslos durch und so folgte sie einigen Gästen hinein. Gerade als Gracchus die kurze Rede hielt und die Zeremonie beginnen sollte. Da war es leider zu spät, die Gastgeber zu grüßen. Und Medeia wollte da nicht hineinplatzen. Darum nickte sie Gracchus freundlich zu und gesellte sich zu einer Gruppe von Gästen. Mit einem höflichen Lächeln sah sie sich um. Ein wenig Verblüffung zeigte sich dann doch bei ihr. Pumilus, ein Stockwerk tiefer und so einen guten Blick auf die Standeszeichen habend, pfiff leise durch die Zähne. „Sind ja nur Patrizier hier!“ flüsterte er. Schon reckte er sich ein wenig, schließlich wusste man nie in welche Hände man später weitergegeben wurde. Ein Blick von Medeia ließ ihn jedoch jedes weitere Wort herunter schlucken.



    Zweiter Vorlauf
    Runde IV



    „Was ist denn das da hinten?“


    „Der auriga von Tylus scheint von hinten aufräumen zu wollen!“


    Tatsächlich schien der Wagenlenker einen Ehrgeizschub gepackt zu haben. Die Peitsche schwingend holte er den Vorsprung des Mittelfeldes auf. Patroklos und Fortunatus waren so sehr miteinander beschäftigt, sich gegenseitig an einem guten Vorrankommen zu behindern, dass sie sein Herannahen nicht bemerkten. Den Moment nutzte Kyrios Agoon aus und sauste in der ersten meta nahe der spina an den beiden aurigae vorbei. Sandstaub wirbelte auf und da war der Mann von Tylus schon an dem aurata und albata vorbeigezogen. Die roten Füchse holten weit aus, jetzt zeigten sich mal ihr Vorteil in der Wüste entsprungen zu sein. Der Sand schien ihr Element zu sein und der Vorsprung zu dem purpurea schrumpfte immer mehr. Am Ende der ersten Geraden war er dann direkt hinter Vir fortis Orci. Erst im letzten Moment bemerkte dieser den herannahenden Tylaner. Ein erbitterter Kampf brach zwischen den Beiden aus, sie schlugen mit den Peitschen nacheinander.


    Der Metalldorn von dem purpurea näherte sich gefährlich den schlanken Beinen der tylanischen Füchse als sich plötzlich blitzartig die Peitsche von Vir fortis Orci um den Hals von Kyrios Agoon wickelte. Die zweite meta sauste heran, die Zügel des auriga von Tylus wickelten sich um seinen Leib herum, Vir fortis Orci verlor seine Peitsche. Die Füchse von Tylus sausten ungebremst auf die Wand zu und schnitten dem purpurea den Weg ab, der schnell die Runde schaffen wollten. Die Pferde der purpurea scheuten und der Wagen schleuderte herum. Nur mit Mühe konnte der purpurea die Pferde wieder unter Kontrolle bringen, nun stand sein Wagen und in die verkehrte Richtung. Der Mann von Tylus warf sich nach vorne und versuchte das Zaumzeug wieder zu entwirren, doch es blieb nicht genug Zeit. Schnell zog er einen Dolch aus seinem Lederband am Brustkorb und schnitt zwei Riemen ab. Die Restlichen packte er und riss die Zügel herum. Die zwei äußeren Füchse schwenkten um, der Wagen schrammte an der Wand vorbei, doch trotzdem splitterte Holz und auch der Wagen kam zum Halten.



    „Was für ein Kampf! Doch was machen die Spitze und die Nachzügler!“


    „Die nutzen das natürlich aus.“


    Die Nachzügler hatten ihre liebe Not den beiden gestrandeten Wägen auszuweichen, sie sausten um die meta und Patroklos konnte die Rundung für sich nutzen. Er überholte Fortunatus, der haarscharf an dem Tylusmann vorbei sauste, und holte den Zwischenraum zur Spitze in der Geraden wieder auf. Dicht hinter ihm folgte Fortunatus, der immer wieder die Peitsche auf die Rücken seiner edlen Pferde klatschen ließ. An der Spitze tat sich dagegen nicht viel, der auriga der russata führte immer noch die Spitze an, doch Felix näherte sich immer schneller seiner Spitzenposition. Doch schon erreichten sie das Ende der vierten Runde und kamen in die fünfte. Ganz hinten hatte der purpurea seinen Wagen gewendet und nahm die Verfolgung wieder auf. Der Mann von Tylus brauchte etwas länger, die Zügel wieder zu sammeln. Und mit einiger Verspätung fuhr er wieder los. Sein Wagen hatte jedoch einige Speichen verloren und die gesamte rechte Seite war völlig lädiert und die Verzierungen ließ er im Sand zurück. Der vierte Delphin wurde herumgedreht.


    Rundenstand: Phillipus Thrax - Felix - Patroklos - Fortunatus - Vir fortis Orci - Kyrios Agoon

    Hmm....Dein Dilemma kann ich verstehen, Alexander. Ich war auch einige Zeit völlig alleine in meiner Gens, mein Pater Gentis völlig inaktiv, und ich hatte das schon fast als eine Tatsache hingenommen. Gerade wenn es nur ein Mitglied gibt, dann scheuen wohl viele davor einzutreten. Ich hatte wohl dann doch ein wenig Glück und hab noch sehr nette Familienmitglieder bekommen. Aber auf Glück alleine solltest Du in der Tat nicht vertrauen. Du solltest selber so aktiv werden, wie es geht (keine Garantie für, dass es auch klappt).


    Aber es fängt bei deiner Tabulariumsseite an. Zum Einen würde ich das mal auf Rechtschreibung Korrektur lesen lassen. Zum Anderen habe ich das Gefühl, Du hast Dich nur rudimentär mit der Geschichte von Sparta beschäftigt. Oder mit der hellenischen Welt und ihrer Geschichte. Ich selber bin ja jemand, der einen Hang zur griechischen Charakteren hat. Aber so würde es mich bestimmt nicht locken. Mehr sorgfalt für den Hintergrund, das Tabularium, könnte Dir bestimmt nur behilflich sein. Genauso ist es mit Deiner Werbeseite. Dein Werbetext würde mich überhaupt nicht anlocken. Eher ein wenig abschrecken, weil es schon sehr verzweifelt klingt. Lass Dir da lieber was pfiffiges einfallen.


    Es gibt sicherlich auch den Weg, dass Du mal unter den Peregrini guckst. Wer ist davon Grieche/Griechin und wer könnte zu deinem Hintergrund passen. Dann könntest Du mal vorsichtig eine PN schicken und anfragen, ob sie Lust hätten mit Dir den Hintergrund zu verknüpfen. Natürlich werden es nicht alle wollen, aber ein Versuch könnte es wert sein. (Aber pass auf, dass Du nicht in Sergiermethoden verfällst ;) )


    Und dann genauso wie es Lucidus gesagt hat, gutes Rollenspiel. Denn einige Spieler gucken nach der Werbeseite auch auf das Spiel der Leute. Zeige doch mehr, was das Besondere an deiner Familie ist. Lasse griechische Sitten, griechische Bräuche und griechische Religion hineinfließen. Dabei solltest Du Dich noch informieren, was die Besonderheiten in Sparta ab dem archaischen Bund und der Römischen Herrschaft schon 146 v. Chr. waren und inwiefern es von den Hellenen sich noch unterschied. Aber ein nomineller griechischer Hintergrund genügt nicht, Du musst ihn auch leben.


    All das ist mit Sicherheit keine Garantie, dass Du neue Familienmitglieder bekommst, aber es erhöht wahrscheinlich die Chance.

    Verlockend lächelnd wandte Medeia ihren Kopf ein wenig mehr Rutger und Aquilius zu. Ungezügelt fielen ihre roten Locken um ihren weißen und zarten Schwanenhals, kringelten sich über die Schultern und eine Locke versank undezent in ihrem Ausschnitt, wo der Blick hingelockt wurde. Als ob sie ein wenig träge wäre, stützte sich Medeia auf der Liege ab. „Ich danke Dir Rutger. Es freut mich natürlich, wenn es den Gästen gefällt. Sag, wollten wir uns da nicht noch über eines der Lieder schon unterhalten?“ Sie dachte für einen Moment darüber nach und winkte einen der kleinen Jungen herbei, der eine Essensplatte mit sich trug. Gehorsam stellte er die Essensplatte vor Rutger, Aquilius und Medeia ab. Ein gebratener Flamingo lag auf der Platte, sein Fleisch war feinsäuberlich zerschnitten, doch sein leuchtend roter bis oranger Hals und Kopf war sorgfältig dazu drapiert worden. Um das Fleisch war ein Ring aus Gemüse und Fischeiern, dazu Garum und viel Salz und Pfeffer. Medeia griff nach einem Stück Fleisch und kostete vorsichtig daran. „Du hast Dir einen charmanten Leibwächter zugelegt, Aquilius. Aber Du hattest diesbezüglich immer schon einen hervorragenden Geschmack!“ Sie schmunzelte und deutete auch Rutger, sich von dem Flamingo zu bedienen.


    „Athen?“ Medeia lachte leise, es klang nicht sehr freudig. „Dass Du einen solchen Blick auf Athen hast, verwundert mich nicht, mein Lieber. Doch wollen wir den nackten Tatsachen, da müssen wir uns ja nicht vorenthalten...“ Ein bedeutungsvolles Lächeln. „...ins Auge sehen. Athen hat schon längst seine Glanzzeit verloren. Es gibt viele wirre alte Männer, die glauben große Philosophen spielen zu können. Aber das sind sie nicht. Und für eine Frau ist Athen ein Hort der Traurigkeit und der Einsamkeit, außer in ihren familiären Kreisen. Außerdem eine Stadt, die es ihr verbietet frei zu leben. Rom dagegen pulsiert, lebt und strotzt nur so von neuen Ideen und Möglichkeiten. Rom mag dreckiger und herunter gekommener sein, aber die Menschen verleihen der Stadt einen außergewöhnlichen Glanz. Und was den Geist der Philosophie angeht? Er findet sich nun mal inzwischen in Alexandria, genauso die Wissenschaften.“ Medeia tunkte das restliche Fleischstück in ein bisschen Garum und aß es zu guter Letzt. „Aber irgendwie vermisse ich meine Heimat trotzdem.“ Sie lehnte sich zurück gegen die Kline. „Was mich hierher geführt hat? Die Familie!“ Medeia lächelte leicht. „Und Dich?“

    Amüsiert beobachtete Medeia wie Plautius den Dolch sitzgerecht unter seiner Stola herumrückte. Die Sänfte wurde hochgehoben und die Kelten liefen ohne einen Befehl zu benötigen weiter. Wahrscheinlich waren sie schon vorher instruiert worden. Die Sänfte schaukelte sanft wie auf dem Rücken eines Kamels, sogar noch viel sanfter. Und weit weniger schlimm als auf dem Deck eines Schiffes, welches das Mittelmeer durchfuhr. Unverwandt sah Medeia Plautius an als sein Finger auf ihren Lippen ruhte. Leicht öffnete sich ihr Mund und spielerisch umfasste sie mit ihren Lippen seinen Finger. Keck biss sie ihm, zärtlich dabei, in den Finger und lehnte sich etwas zurück. Erst jetzt konnte man deutlicher erkennen, was Medeia trug. Eine ungewöhnliche Farbwahl hatte sie an. Ein tiefdunkles Blau in ihrer Stola, gemischt mit beigegoldenen und dunkelroten Stickereien und Verzierungen. Goldene Schlangen umwanden ihre bloßen Oberarme. Aus feinem etruskischem Gold gefertigt, weswegen sie schlichter wirkten, trotz der feinen Gravuren. Ihr Haar war recht unkompleziert hoch gesteckt mit einer elfenbeinernen Haarnadel. Doch zwei Locken wanden sich herunter, lagen auf ihrer Wange und ihrem hellen und zarten Hals.


    Die Sonne blitzte immer wieder zwischen den Vorhängen hervor und die Falten des Stoffes bildeten schlangenartige Muster auf dem Innendekor der Sänfte. Weiche Kissen und edler Stoff kleidete die Sänfte von innen aus und machte den Weg sehr angenehm. Medeia griff nach einer ihrer Haarsträhnen und zwirbelte sie nachdenklich zwischen ihren Fingern. „Camillus, ich habe nicht die Angewohnheit mit Männern zu spielen. Eigentlich spiele ich niemals mit Menschen. Man kann mir sicherlich vieles vorwerfen, ein Hang zur Skrupellosigkeit, Egoismus oder auch Rücksichtslosigkeit. Aber dann respektiere und achte ich andere Menschen zu sehr, besonders jene, die ich mag. Erinnerst Du Dich noch an die Frage gestern im Theater? Ob Du weißt, worauf Du Dich mit mir einlässt? Die stellte ich nicht ohne Grund.“ Medeia beugte sich vor. „Du reist bald ab. Ich möchte Dir doch noch mehr von der Wahrheit geben als bis jetzt. Das mache ich sehr selten!“ Medeia lächelte schwach, ihre Augen waren sehr ernst dabei.


    „Camillus, ich habe noch nie in meinem Leben einen Mann geliebt und ich bezweifele, dass ich es jemals kann. Verliebt, ja das was ich schon öfters. Aber Liebe? Nein. Ich hatte zu viele Männer in meinem Leben, als dass sie mich noch berühren könnten. So viele Männer, die mir schon einen Heiratsantrag gemacht haben. In Athen habe ich jeden Monat einen bekommen. Teilweise im Scherz gesprochen, teilweise jedoch ernst gemeint. Vielleicht liegt es daran? Ich...“ Medeia verstummte und lehnte sich wieder zurück. Ihre Finger öffneten den Vorhang, sie spähte nach draußen. Einige Passanten waren zu sehen und eine bunt bemalte Hauswand mit allerlei Graffiti streifte vorbei. Achtlos ließ Medeia den Vorhang wieder herunter fallen. „Ich glaube, das war schon genug an Wahrheit heute im grellen Licht der Sonne, meinst Du nicht auch?“ Medeia sah zu Plautius. „Würdest Du mich jetzt immer noch küssen?“

    Die Cognomenwahl von der männlichen Liste ist nicht so kurz, das geb ich gerne zu. Da besteht nicht so großer Bedarf. Aber Praenomen? Jo, etwas karg. Aber fast ne wirkliche Katastrophe ist die weibliche Namensliste. Warum da so streng vorgehen, wenn es eh völlig unhistorisch ist? Ich meine, mein Name würde wohl schon nicht mehr durchgehen, oder?


    Und was mich mal interessiert! Hatten eigentlich alle römischen Bürger einen Namen mit einem Gentilteil? Oder konnte es auch Namen wie bei Titus Pullo geben oder gar nur einen Namensteil?