Beiträge von Artoria Medeia

    Die Dunkelheit und die dadurch entstandende Intimsphäre nutzte Medeia durchaus aus. Die Hand an Plautius Arm strich etwas höher und unter seine Toga. Ihre Finger glitten über seinen Oberarm entlang und ihre Hand blieb dort ruhen. Die Finger ihrer anderen Hand erkundeten derweil Plautius Kinnlinie während er mit ihr sprach und sie entfernte sich kein bisschen von seinem Gesicht. So war immer mal wieder der Hauch ihres Atems zu spüren. Ihr einer Fuß wanderte keck an Plautius Wade entlang und sie lehnte sich leicht gegen ihn. Ihre Rundungen waren deutlich unter dem leichten koischen Stoff zu spüren. Jetzt war der Rosenduft leichter auszumachen. Er kam von ihrer Stola. Ihre Hals und ihre Wange rochen anders, völlig ohne den Duft von Blüten. Eher als ob es ihr eigener wäre. Ein wenig wie Milch oder wie ein warmer Wind, der über den Sommerwald strich? Es war schwer zu beschreiben. „Centurio...“ hauchte Medeia leise. „Du sprichst von so vielen ernsten Dingen, Götter, Moiren, das Heiraten. Davon lieber ein ander Mal. Aber Deinen letzten Wunsch will ich Dir gerne erfüllen!“


    Medeia Finger tasteten zärtlich über Plautius Wange hinweg und strichen ihm leicht über die Schläfe. Sie legte ihre Lippen auf Plautius Mund, verschloß und versiegelte ihn für dem Moment. Ihr Körper schmiegte sich enger an ihn und seine Toga heran und ihr Mund öffnete sich ein wenig. Sanft zerging der Kuss auf beiden Lippenpaaren, mehr eine Verheißung und wie zarte Butter in der Sonne. Eine Locke ihrer roten Haare kitzelte an Plautius Wange und sie küsste ihn einen Hauch stärker, ihre Zungenspitze spielte an Plautius Unterlippe und dann öffnete sie mit ihr seinen Mund zärtlich. Vorsichtig erforschte sie ihn und ihr Zungenkuss wurde mit jedem Herzschlag leidenschaftlicher und fester. Ihre rechte Hand ruhte auf seiner Wange, ihre Linke erkundete ihn unter seine Toga und ihr Kuss schien sehr lange zu währen. Langsam entfernte sich Medeia von ihm, ruhte mit ihren Lippen an seiner Unterlippe und löste sich zuletzt von dort. Einen Herzschlag schwebte sie noch vor seinem Gesicht. Ihr schneller Atem strich über seine Lippen, dann bewegte sie sich wieder zu ihrem Platz zurück. Die Lichter gingen an und sie saß dort „züchtig“ wie schon zuvor. Nur das Glänzen ihrer Lippen, eine Strähne, die sich etwas gelöst hatte und ihr schnellerer Atem schien sie ein wenig zu verraten. Sie warf Plautius ein Lächeln zu als schon die ersten Fibulatöne erklangen.

    Das war ne sachliche Diskussion hier...warum wird das gleich auf die persönliche Schiene gezogen -.^


    Tagelange Kleinarbeit haben sich hier viele Leute schon gemacht, aber Errare Humanum Est ist doch mal so. Aber ich begreife einfach nicht, warum so viele Sachen rigoros abgeschmettert werden von den Namen her, wo es mir nicht einsichtig ist, warum? Man wird das doch wohl in Frage stellen dürfen, oder? :)



    Zweiter Vorlauf
    Runde III



    „Das ist aber ein harter Kampf an der Spitze, aber was macht denn der Mann von der Purpurea?“


    „Hah, der hat einen griechischen Wagen! Siehst Du, wie die dornigen Fortsätze nach dem Wagenrad des Phillipus lechzt?“


    Tatsächlich konnten es aufmerksame Augen durchaus erspähen. Denn an den Wagenrädern des purpurea blitzte es im Sonnenlicht auf, an jeder Seite wirbelte ein dornenbesetzter Metallkegel mit. Jederzeit bereit in die Speichen eines Kontrahenten zu stoßen und ihm das Wagenrad zu zerfetzen. Doch Phillipus Thrax knallte die Peitsche über den Rücken seiner vier Pferde. Immer wieder warf er einen Blick über seine Schulter und ließ den Wagen nach außen oder innen schwenken, um Vir fortis Orci nicht vorbei zu lassen und das funktionierte auch durchaus. Man sah die Wut in Vir fortis Orcis Gesicht, er schlug mit der Peitsche nach seinem auriga Kontrahenten, doch dann kam die meta und er musste beide Hände zum Lenken nutzen. Die Wägen umrundeten die Kurve.


    „Was macht denn Felix da?““


    „Ich glaube, Apollo hat ihm gerade einen Schub von hinten gegeben! Oder ist es die Wut?“


    Felix, der sich eindeutig gefangen hatte, spornte seine Pferde an. Sein Kollege Fortunatus, der etwas ins Straucheln gekommen war, bemerkte das und gab seinem Factiokollegen Deckung. Fortunatus setzte sich direkt vor Patroklos und behinderte ihn über die gesamte Bahnbreite durch diverse Manöver. So konnte er verhindern, dass der auriga an ihm vorbei ziehen konnte. Felix flog förmlich nach vorne und er packte seine Peitsche. Dem purpurea wollte er wohl zeigen, was ein wahrer auriga alles vermochte. Felix umrundete die meta und setzte sich dicht hinter die zwei an der Spitze. Und dann ließ er seine Peitsche durch die Luft knallen. Es erwischte Vir fortis Orci am Rücken, Orci riss an den Zügeln und sein Gespann trudelte nach außen ab. Felix, triumphierend grinsend, rauschte an seine Seite. Doch in dem Moment konnte Vir fortis Orci sein Gespann wieder zur Mitte lenken. Seine Metalldornen näherten sich gefährlich dem albata. Gerade wollte er sich in die Speichen bohren, da schlug Felix ihm mit der Peitsche ins Gesicht, spornte die Pferde an und konnte sich vor den purpurea setzen. Die zweite meta kam und die Endstrecke der dritten Runde.


    „Russata und Albata vorne, doch was hinten?“


    „Ja, siehst Du es nicht? Ein heftiger Kampf, der Purpurea wird weiter bedrängt und sogar der Mann von Tylus holt ein!“


    Fortunatus setzte sich direkt hinter den purpurea. Der, von Felix abgedrängt und ins mittlere Feld geworfen, wandte sich um und versuchte mit riskanten Manövern seinen Verfolger abzuschütteln. Beide donnerten riskant in die meta, landeten auf der Außenbahn und direkt unter den Rängen. Patroklos versuchte derweil sein Missgeschick wieder wett zu machen, doch eines der Pferde machte ihm immer noch Probleme. Das äußerste Pferd lief langsamer als sonst und dadurch kam Patroklos nur langsam um die Kurven. Der Mann von Tylus schien jedoch den Ehrgeiz gepackt zu haben. Stück für Stück arbeitet er sich mit seinen Füchsen nach vorne. Nur noch wenige Wagenlängen trennten ihn vom Mittelfeld. Die ersten Wägen rollten schon in die vierte Runde. Der dritte Delphin wurde herumgedreht.


    Rundenstand: Phillipus Thrax - Felix - Vir fortis Orci - Fortunatus - Patroklos - Kyrios Agoon

    Jeder hatte eine Einladung vom Praefectus Urbi bekommen, waren zu der Casa Octavia gekommen und nun in die Empfangshalle geführt worden. Medeia zog ihre dunkelgraue Stola mit der dunklen Palla etwas zurecht und sah sich aufmerksam in der Eingangshalle um. Ihr Blick ging neugierig in Richtung der Alae. Ob die Familie Octavia auch hier ihre Ahnenmasken aufbewahrten? Ob in Kästen oder frei? Doch das Licht war zu schummrig und sich neugierig umsehen wollte sie dann wohl doch nicht. Es war ja auch ein wenig ungehörig. Statt dessen blieb sie aufrecht und ruhig stehen und wartet gemeinsam mit ihrem Kollegen auf den Hausherren und sein Anliegen. Ab und an ging sie einen Schritt auf und wieder ab, betrachtete das Impluvium. Als die Sklavin fort war, wandte sich Medeia ihrem Kollegen zu. "Bist Du dem Praefectus Urbi schon vorher begegnet, werter Tiberius?"

    Ihre Zustimmung mit einem Nicken bekundend, folgte Medeia Vitamalacus zum Eingang. Ruhig wartet Medeia, dass die Tür geöffnet wurde. Etwas überrascht sofort hinein gelassen zu werden, sah Medeia zu ihrem Kollegen. Lächelnd zuckte sie mit der Schulter und trat hinein. Eine gewisse Neugier war bei ihr durchaus zu erkennen, warum der Octavier gerade die Aediles zu einem Treffen einberufen hatte. Ob er vielleicht alle Magistrati geladen hatte? Doch die Fragen würden sich nur im Inneren dieser Casa klären, so zauderte Medeia nicht lange und folgte der jungen Frau hinein.

    Zitat

    Original von Aulus Nonius Mentor
    Freundlich beantwortete Aulus die Fragen des Aedils.


    "Salve, mein Name ist Aulus Nonius Mentor und bin der scriba der societas pompeiana. Der magister Pompeius Trimalchio müsste sich im Gebäude befinden, er ist bestimmt in seinem officium. Wen darf ich melden?"


    Die vielen Soldaten schienen den scriba nicht zu beunruhigen, er blieb dort wo er war und ließ sie machen was sie wollten.


    Schweigend hatte Medeia verharrt und überließ ihrem Kollegen komplett den Umgang mit den Soldaten. Schließlich wußte Vitamalacus am Besten, wie man mit diesen Männern umging. Ruhig musterte sie den Scriba. Bei seiner Antwort seufzten sie leise und sie schien sich zu fragen, warum gerade so ein langsam schaltender Scriba an die Tür kommen muss. So erhob sie wieder ihre Stimme und sagt fest und bestimmt, wenn sie auch nie eine solche Authorität wie Vitamalacus aufbieten konnte: "Nonius Mentor, wie ich uns vorhin vorgestellt habe, kannst Du uns auch Deinem Herren melden. Bitte ihn doch auch ins Atrium zu kommen." Medeia nickte zu Vitamalacus und meinte an ihn gewandt: "Vielleicht sollten ihn auch Soldaten begleiten, nicht dass auf dem Weg etwas abhanden kommt!" Das mit den Soldaten überließ sie ihm wieder. Aber es war schließlich nicht undenkbar, dass in dem Officium gerade wichtige Akten lagen.

    Zitat

    Original von Lucius Octavius Detritus
    "So stelle ich es mir zumindest vor, man bedenke nur die vielen Kosten für die Anschaffung der Tiere und das Futter, irgendwie muß man das ja decken. So ein Projekt erhöht das Ansehen der gens octavia viel mehr als eine prunkvolle munera." Detritus seufzte und dachte noch an die bevorstehende Arbeit. "Nein, keine weiteren Projekte." Er trank seinen Wein aus. "Nun dann erwarte ich dich in meinem officium."


    "Mhm!" murmelte Medeia. "Nun, wenn Dein Verwandter es noch beim Kaiser abklärt, dann warten wir mal die Ergebnisse ab. Vielleicht kannst Du mir in ein paar Wochen ja mehr darüber berichten. Gut, wenn das dann alles war? Ich denke, ich komme in nächster Zeit dann in Deinem Officium vorbei. Wann wäre es Dir recht, dass wir die Horreabaustellen begehen könnten?" Medeia spähte, ob noch Wein da war. Nicht allzuviel, aber da sie dem Ende des Gespräches zustrebten, hielt sie es nicht für notwendig, noch etwas Wein nachschenken zu lassen.

    Etwas amüsiert lächelte Medeia und lehnte sich entspannt zurück. Sie musterte Trimalchio aufmerksam und schwieg für einige Herzschläge oder eine kleinen Teil einer Sanduhr. Erst dann nahm sie eine Tafel hervor und schrieb etwas nieder. "Gut, dann hast Du also nicht, was Du von Dir aus noch anbringen willst? Meinetwegen!" Sie legte die Tabula auf ihren Schoß und sah dann Trimalchio fragend an. "Erzähl uns vielleicht doch etwas über die societas. Was ist ihr Ziel? Warum wurde sie gegründet und was sind die aktuellen Tätigkeiten der Vereinigung Deiner Familie?" Erneut wurde die Tafel hoch gehoben und Medeia wartete ruhig auf die Antwort des Volsktribuns.

    Unaufhörlich kratzte der Griffel von Quartus über die Tafel, während er die Punkte festhielt, die von den beiden Aediles beschloßen wurden. Mit großer Erleichterung nahm der Scriba hin, dass nicht er für dieses Formular heran gezogen wurde. Schließlich wollte er wohl wieder an dem Tag früher Schluß machen. So erhellte sich Quartus Miene deutlich. Zustimmend nickte Medeia. "Sehr gut! Ist Dir sonst noch was bei dem Geldverkehr der öffentlichen Stellen aufgefallen, worauf Du mich hinweisen könntest?" Quartus Gesichtsausdruck wurde wieder griesgrämmig, anscheinend hatte er auf ein schnelles Ende der Besprechung gehofft. Medeia warf ihm einen kurzen Blick zu, ignorierte ihn jedoch gleich wieder. "Desweiteren wird mir der Architectus Urbi in nächster Zeit die Bauarbeiten der Speicher zeigen. Auch will er mir den Bericht über den Zustand der Speicher in Ostia zu kommen lassen." Medeia holte eine andere Schriftrolle hervor. "Ich habe mir außerdem den Bericht des Praefectus Annonae durchgesehen. Laut seines letzten Schreibens, ehe er verschwunden ist, war noch für einige Monate genug Getreide vorhanden. Aufgrund der doch eher ominösen Arbeit des Sergiers, sollten wir das jedoch auch überprüfen. Nicht, dass wir am Ende vor einer Getreideknappheit stehen oder Ratten sich dort eingenistet haben!"

    Geht es hier darum, dass Du deine Recherchen verteidigen willst oder darum, wie es für das Spiel förderlich ist?


    Dass Deine Listen unvollständig sind, haben wir doch immer wieder festgestellt. Aber es wird so getan als ob es die einzig verwendbaren Namen sind. Aber das bezweifel ich doch gerade. Warum die Namen aus vorherigen Jahrhunderten ausschließen, weil sie bei deinen Recherchen nicht aufgetaucht sind? Ich finde das einfach unpassend und nicht sonderlich römisch. Es ist doch gar nicht abwegig, dass manche Eltern ihren Kindern lieber altmodische Namen geben oder nach einen Ahnen benennen!


    Außerdem würde mich mal interessieren, was Deine Quelle bezüglich dem ist, dass die Namensgebung sich zwischen der Republik und der Kaiserzeit so massiv geändert hat?

    "Typisch römisch" sind doch Namen, die es geschichtlich überliefert gibt. Ob sie dann und in welcher Häufigkeit vorkamen, können wir alle nur vermuten und drüber rätseln. Die Namen, die Du da gesammelt hast, sind doch vermutlich von höherstehenden Berühmtheiten. Die sind doch auch nur ein Ausschnitt der Namensvielfalt und kein repräsentatives Bild für eine gesamte Bevölkerung. Einen Nachweis zu verlangen, dass er 103 n. Chr. gerade im Gebrauch war, ist doch utopisch. Wenn in den 50 Jahren drum herum es keinen Konsul dieses Namens gegeben hat, dann gab es ihn nicht?

    Naja, aber wenn es sie vorher schon gegeben hat, dann sind sie doch auch historisch überliefert. Es auf den Beginn des 2. Jhd. zu reduzieren (die Liste) ist doch unzureichend. Schließlich sind ja immer nur bestimmte Schriften oder Fragemente der Geschichte vorhanden aus bestimmten Zeiten. Es gibt ja heute auch noch Leute, die Wilhelm oder Walter heißen. Genauso wie im Mittelalter...

    Ein Papyrus im Arm tragend kam Medeia in ihr Cubiculum zurück. Das Zimmer lag in völliger Dunkelheit, wieder lag ein anstrengender Tag hinter ihr. Vorsichtig legte sie den Papyrus auf ihrem Bett ab und zündete mit einem Glimmstein eine Öllampe an. Es war eine schwierige Arbeit bis es ihr gelang. Schummriges Licht erhellte den Raum. Florale Schattenmuster wurden an die Wand geworfen durch die Lücken in der Öllampe. Müde ließ Medeia die Palla von ihrer Schulter gleiten. Sie fiel herunter wie ein weiches Blütenblatt, was dem Regen des Sommers nicht mehr standhalten konnte. Barfuss, wie so oft in der Casa, ging sie zu ihrem Bett und sank auf das weiche Lacken herunter. Draußen prasselte ein leichter Regenfall und ließ es etwas behaglicher in ihrem Zimmer werden. Geschlossenen Augen lag Medeia auf ihrem Bett ehe sie zu dem Brief griff, den sie heute am Eingang gefunden hatte.


    Vorsichtig entrollte sie die Schriftrolle. Langsam glitten ihre Augen von Zeile zu Zeile. Verblüfft öffnete sich ihr weichgeschwungener Mund und sie atmete stoßweise aus. Dann hielt sie den Atem an und las weiter. Wäre jetzt jemand in dem Raum, hätte er beobachten können, wie sich Medeias Augen leicht weiteten und ihre Pupillen etwas enger wurden. Als sie den Brief gelesen hatte, las sie ihn gleich noch mal von vorne. „Ich schenke Dir eine Erinnerung...!“ hauchte Medeia, den Brief wieder gebend. „...als könntest Du wahrhaft fliegen...“ Medeias Busen wogte leicht und sie holte tief Luft, schloss die Augen. Erst nach vielen Herzschlägen wagte sie den Brief ein zweites Mal weiterzulesen. „...sei Dein ganzer Körper nur noch dazu geboren, zu fühlen, zu empfinden, sich diesem Rausch der Höhe zu überlassen ...“ Der Brief sank auf Medeias Brust herunter. Sie sah zu ihrer Decke und schwieg stumm.


    Seufzend griff sie nach einer elfenbeinernen Haarnadel und löste den Haarknoten an ihrem Haupt. Ihre Locken umflossen ihr Gesicht und ihr Blick war immer noch abwesend. „Warum?“ Ein dunkles Lachen ertönte von der Seite. Aus dem Schatten trat Quintus, ihr verstorbener Mann und nur für Medeia sichtbar. „Das weißt Du doch, Medeia!“ Medeia atmete scharf ein und sah ihren früheren Ehemann blass an. „Du? Ich dachte...“ Quintus trat an ihr Bett und setzte sich neben Medeia. „Weil Du mich nicht mehr gesehen hast? Ich schien ja zu stören! Es ist wie früher, nicht wahr? Und Du genießt es wie früher! Gib es doch zu Medeia. Du warst noch nie eine anständige Frau! Warum tust Du nun so, als wärest Du eine und würdest am liebsten den Tag mit Weben verbringen? Was meinst Du, warum Du solche Briefe bekommst?“


    Erneut pochte es in Medeias Schläfe, stöhnend griff sich an die Stirn und rieb sie. Gequält schloss sie die Augen und seufzte schwer. „Sag es mir, Quintus!“ Quintus beugte sich vor und ließ seine Hand über ihr Gesicht schweben. „Weil sie Dich wollen! Aber nicht Dich, sondern nur Deine Hülle. Selbst der Centurio und der Dir diesen Brief geschrieben hat auch. Es war schon immer so. Alle Männer erkennen sofort an Dir, was Du bist, Medeia! Das wird sich niemals ändern!“ Quintus beugte sich vor und flüsterte leise in ihr Ohr. „Vertrauen kannst Du nur mir!“ Medeia stöhnte vor Schmerz auf, ein Keuchen entrann ihr und sie krallte ihre Finger in das Lacken. Tränen des Schmerzes, ein altes Leiden und über diese Worte rannen ihr über die Wangen. Der Schmerz ließ nach, doch innerlich bohrte es weiter in ihr. „Geh! Geh...!“ murmelte Medeia und griff schwach nach einer Decke. Der Brief fiel herunter, segelte vor ihr Bett und blieb wie ein goldenes Blatt des Herbstes auf dem Boden liegen. Medeia atmete nur noch flach und schien zu schlafen.

    Die leichte Berührung an Medeias Hand schien sie beileibe nicht zu stören. Im Gegenteil, ihr Lächeln wurde etwas breiter und die Geste fand wohl ihr Wohlgefallen. Das Stück ging weiter, die Pause nahte, Plautius wandelte die Örtlichkeit seiner Einladung und rief nach dem Wein. Der Weinverkäufer kam heran. An dem Abend hatte er doch schon ein gutes Geschäft machen können. Er trug einen kleinen Holzladen um seinen Bauch gebunden, in dem große Krüge mit Wein, mit Wachs versiegelt, und einige Tonbecher standen. Der schmächtige Verkäufer, ein älterer Mann und recht dürr, schien kaum den Bauchladen tragen zu können. Doch rabiat bahnte er sich einen Weg an einer schwatzenden Gruppe Männer vorbei und auf Plautius zu. „Wein der Herr? Guter süditalischer Landwein! Eine Karaffe? Oder lieber nur zwei Becher voll?“


    Der gute Mann wartete bis Plautius das Gewünschte bestellt hatte, gab es an ihn weiter und drängte sich durch die Menge weiter. Es galt noch den restlichen Wein zu verkaufen. Doch das gab Medeia auch die Gelegenheit, wieder in Ruhe mit Plautius zu sprechen. Sie wandte sich ihm zu und in ihren Augen funkelte es amüsiert. „Werter Centurio, eine Anstandsdame bedarf ich nicht. Ich bin keine junge Frau mehr, die gerade den Kindesbeinen entwachsen ist.“ Medeia schmunzelte bei den Worten und fügte an. „Aber meinen Leibwächter nehme ich natürlich mit, ob in eine Taberna oder vielleicht dann doch eher in die Casa Artoria. Wenn Du Deiner Familie kein schlechtes Vorbild sein willst!“ Medeia wollte wohl noch etwas sagen, aber sie kam nicht mehr dazu.


    Die Pause war beendet, die nächste Szene wurde gespielt. Kreon und Ödipus führten ihren heftigen Disput auf der Bühne. Als dann das Gladius heraus gerissen wurde, holte Medeia tief Luft und scheinbar etwas erschrocken (Oder tat sie nur so?) berührte sie Plautius mit ihrem nackten Oberarm an seinem Arm. Vorne kämpften die beiden Männer, dann war die Frauenstimme zu hören. Medeia sah neugierig spähend nach vorne. Wieder war eine kurze Pause.


    Medeia atmete auf und beugte sich zu Plautius rüber. Eine rote Haarlocke von ihr streifte ihn dabei ganz leicht an seiner Schulter und dem Ansatz seines Halses, wo die Stola nicht seine Haut bedeckte. „Ich habe schon gehört, dass manchmal sogar Sklaven im römischen Theater auf die Bühne geholt werden und dort sterben, wie im Gladiatorenkampf. Ich hoffe, der Dramatiker hat nicht einen Hang dazu.“ Iokaste trat auf die Bühne. Medeia blinzelte verblüfft, schien sie die Frau doch wieder zu erkennen. Doch das tat ihrer Aufmerksamkeit keinen Abbruch. Oder schien es auch nur so zu sein? Denn wirklich zurück gerutscht war Medeia seit der leichten Berührung beim Gladiuskampf nicht. Iokaste und Ödipus traten ab.


    Es war völlig dunkel im Theater. Ein Murmeln war das einzige Zeichen, dass überhaupt noch jemand in dem Theater, außer Plautius und Medeia, war. Medeias Stoff raschelte leicht. Der Duft der Rosen näherte sich ein wenig dem Centurio. Ihre Hand legte sich auf Plautius Unterarm und strich ihm sogar geringfügig darüber hinweg. „Centurio, im Garten sagtest Du, dass Du in meinen Augen lesen kannst, doch wie ist mit meiner Stimme?“ Sie schien die Worte wie eine Katze zu schnurren. Medeia beugte sich immer näher heran. Doch war es im Theater viel zu dunkel, der Himmel zu sehr bewölkt, um auch nur Schemen wahr zu nehmen. Doch plötzlich lagen Medeias Lippen auf Plautius. Weich als ob sie ihm ihre Stimme auf diese Weise offenbaren wollte. Ihr seidiger Mund streiften ihn hauchzart und dann umfassten ihre Lippen seine Unterlippe. Zart, fast spielerisch, hielt sie ihn so kurz umfangen. Dann löste sie sich von ihm. Nur ein Fingerbreit von seinem Gesicht entfernt, hauchte Medeia sehr leise. „Centurio, bist Du Dir sicher, worauf Du Dich mit mir einlässt?“

    Venus strahlte in der Sonne, ihre elfenbeinernen Brüste waren an der Spitze vergoldet. Ihre liebliche Gestalt lockten viele Kenner der Kunst an sie heran. Auch ihre Gewand blitzte so golden wie die warme Nachmittagssonne dieses Tages. Zu ihren Füßen spielte der kleine Liebesbote, Eros oder auch besser Amor genannt. Er lehnte sich gegen den zarten Fuß der Göttin der Liebe, der auf einer Schildkröte ruhte, und sah sehnsüchtig auf den Markt herunter. Ein Liebhaber der Kunst, ein äußerst reich gekleideter Römer schritt an der Statue vorbei und blieb stehen. Mit einem Lächeln wandte er sich um und trat an die Venus heran und vorbei an einigen Darstellungen der Sirenen, die in Silbermantel gehüllt waren. „Wie Phidias Aphrodite...!“ murmelte der Mann.


    Ein langer Schatten fiel auf den Mann und eine Sänfte wurde von keltischen Sklaven vorbeigetragen. Die Sänfte war in dunkel blauen Stoffen gehüllt und bot keinen Einblick ins Innere. Zielstrebig eilten die Kelten auf einen marmornen Tempel zu, in dessen Schatten sich ausgetretene Treppen entlang streckten. Müßiggänger, Nichtstuer, tratschende oder philosophierende Römer tummelten sich bei den Treppen. Die Sänfte wurde bis zu einigen dort wartenden herangetragen und verharrte dann still. Der Vorhang kräuselte sich ein wenig und eine schlanke, hellhäutige Hand schob den blauen Stoff ein wenig zur Seite. Eine Frau, genau gesagt Medeia, spähte zwischen dem Meer aus Blau hervor und sah sich suchend um. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht als sie den Gesuchten gleich neben der Sänfte ausmachen konnte. Medeia beugte sich geringfügig aus der Sänfte und lächelte dem Mann entgegen. „Camillus!" schnurrte sie den Namen. Medeia lächelte und ihre Augen funkelten fast schon diabolisch. "Wenn ich Dich so nennen darf? Möchtest Du nicht vielleicht in meine Sänfte kommen? Wir müssten in ein anderes Viertel von Roma!“

    Pünktlichkeit schien wohl eine Tugend von Medeia zu sein. Denn gerade als sich Vitamalacus umsah, näherte sich eine blau verhangene Sänfte der Casa Octavia. Den Weg kannte Medeia doch durchaus. Denn es war nicht das erste Mal, dass sie der Casa einen Besuch abstatte. Wenn es auch schon sehr lange her war und deutlich unangenehm war. Medeia wartete bis die Sänfte zum Halten kam, dann streckte sie ihren Kopf zwischen dem Stoff hervor. Als sie ihren Kollegen erblickte, lächelte sie erfreut. Einer der Trägersklaven half Medeia aus der Sänfte. Sie rückte ihre grüne Stola und ihre helle Palla zurecht und trat auf den ehemaligen Soldaten und Tribun zu. "Salve, werter Kollege! Hast Du vielleicht schon genaueres über dieses Treffen erfahren können?"

    „Richtig!“ Medeia dachte kurz darüber und schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, der Faden ist mir trotzdem entglitten. Aber vielleicht war es auch ein Zeichen.“ Den Weg weiter fortsetzend war der Abstieg schon schnell geschafft und sie kamen zwischen einige flache Häuser Roms. An einem der Häuser tropfte von einer verstopften Rinne Wasser herunter, bildete einen kleinen Wasserlauf und vermischte sich mit dem Staub der Straße zu einem matschigen Brei. „Wie hast Du Deine Zeit als Aedil im Gedächtnis behalten, wenn ich das fragen darf, Senator? Was war wohl das Schwierigste, was Dir begegnet ist?“


    Medeia umrundete den matschigen Teil der Strasse und wich einem dicken, schnaubenden Mann, der mit einem großen Sack Getreide durch die Strassen stapfte, aus. Ohne den Matsch zu beachten, lief er einfach hindurch und verschwand in einer Nebengasse. Einige Kinder liefen mit etwas schmutzigen kurzen Tuniken durch die Strasse und versuchten sich gegenseitig einen ledernen Ball abzujagen. Dabei nahmen sie auf die Passanten nicht sonderlich viel Rücksicht. Ein kleiner Junge stieß wuchtig gegen Macer und sah zu ihm hoch, schnell nuckelte er an seinem Daumen, glotzte kurz und lief weiter.


    Zweiter Vorlauf
    Runde II


    „Was macht Patroklos denn da vorne?“


    „Oh oh, der nimmt die Umrundung viel zu weit außen!!“


    Tatsächlich donnerte Patroklos in der zweiten Streckenkurve der Rennbahn und kurz nach der zweiten Zeilgraden viel zu schnell auf das Ende der zweiten geraden Strecke zu. Den Schwung nicht mehr kompensierend können, schwenkte er mit seinem Gespann in einem großen Bogen um die Kurve. Seine Wagenrägen kamen gefährlich nahe der Circuswand, sein Wagenrad streifte den Stein und den Moment der Schwäche nutzte Phillipus Thrax sofort aus. Sein Wagen rauschte an Patroklos vorbei und setzte sich mit einer guten Wagenlänge Vorsprung an die Spitze. Die Pferde des roten Gespanns schienen die Gerade nur entlang zu fliegen.


    „Was passiert denn im Mittelfeld?“


    „Der Purpurea scheint nicht wirklich zimperlich zu sein, sieh wie er an den Albata vorbeizieht!“


    Peitschen schwingend preschte Vir fortis Orci von dem Mann aus Tylus weg. Immer näher kam er an die albata heran. Und dann schlug er mit der Peitsche gegen seine Kontrahenten. Felix erwischte er mittem im Gesicht. Das Gespann kam ins Strudeln und raste auf die Außenbahn zu. Gerade noch im letzten Moment ehe Felix gegen die Wand donnerte, riß er die schwarzen Pferde zur Seite. Fortunatus duckte sich unter der Peitsche hinweg. Der auriga von der purpurea zog an den albata vorbei und auch an Patroklos, der seine Pferde mit Müh und Not wieder unter Kontrolle bringen konnte.


    „Und siehst Du da den Ausländer? Ein Schlusslicht muss es immer geben!“


    „Da hast Du recht! Obwohl, sie wie er anzieht. Vielleicht ergattert er doch noch einen vorletzten Platz!“


    Tatsächlich kämpfte Kyrios Agoon noch mit der Kontrolle seines Gespannes. Der purpurea hatte auch seinen Pferden ein Andenken mit der Peitsche verpasst gehabt. Zwar war er selber nicht mit der Peitsche verlegen, aber schnell zum Gegenschlag kam dieser nicht mehr. Doch dann packte er die Zügel fester, schwang seine Peitsche und sein Gespann nahm die Verfolgung auf. Schlecht sah es trotzdem noch aus, lag er doch weit hinten im Felde. Die Spitze erreichte schon die zweite Zielgerade. Der zweite Delphin, aus Marmor und vergoldet, wurde herunter gelassen und herumgedreht.


    Rundenstand: Phillipus Thrax - Vir fortis Orci - Patroklos -Fortunatus - Felix - Kyrios Agoon


    Die Wahrheit kommt ans Licht?


    Akt Zwei, Szene Zwei


    Eine Tuba wird geblasen, Flöten spielen eine pompöse Musik, Rasseln werden geschüttelt und einige Frauen (nicht sichtbar) singen einen betörend anmutenden Choral. Eine Frau in einer langen, goldbestickten Stola tritt auf die Bühne. Ihre langen schwarzen Haare umfließen ihre weichen und runden Schultern, das Gewand lässt einen doch großzügigen Ausschnitt erkennen und sie läuft in einem sinnlichen Gang, nicht tanzend, auf Ödipus und Kreon zu. Beide sehen die Frau, manchen wird sie auch als Clodia von der Cena Libera bekannt sein, wie erstarrt an. Ödipus hält das Gladius wie ein Damoklesschwert über Kreon.


    Die Frau hebt gebieterisch die Hand und spricht selber. Keine Maske tritt nach vorne.


    Iokaste:
    „Bei den Göttern, ihr Unglückseligen, was tut ihr hier? Kämpft der Schwager gegen Schwager? Wer hat das Übel entfacht, wer hat das erste schlechte Wort gesprochen, welches führte zu diesem Streit?“


    Kreon läuft schnell, aber voll mit tänzerischen Schritten zu seiner Schwester. Schnell versteckt er sich hinter sie und deutet anklagend auf Ödipus.


    Traurige Maske- Kreon.
    „Schwester, furchtbare Worte hat er gewählt. Er will mich aus dem Vaterland stoßen oder gar töten. Du sahest es doch selber. Doch all die Worte sind unwahr. Und unglücklich will ich sein, nein verflucht zugrunde gehen, wenn etwas von dem wahr sein sollte, was ich Dir angetan habe, Ödipus!“


    Er wendet sich um und flieht mit einem eleganten Sprung von der Bühne. Iokaste schreitet langsam auf Ödipus zu.


    Iokaste:
    „So sprich, Herr, war ist vorgefallen zwischen Euch?“


    Ein Bürger tritt nach vorne, hebt beide Arme nach oben als ob er die Götter anflehen will. Die versammelten Bürger und Knaben sprechen im Chor.


    Die Bürger im Chor gesprochen:
    „Den eidgebundnen Freund verklagte er, ein blinder Verdacht kam auf aus Worten, welche unberechtigt waren, und verletztn.“


    Iokaste geht einen Schritt auf Ödipus zu und umgreift sein Handgelenk.


    Iokaste:
    „Bei den Göttern, Herr, erklär auch mir, weshalb Du nur in Dir solch einen Zorn hast aufgerührt. Was waren die Worte, die gesprochen wurden? Wer hatte Schuld an diesem Streite?“


    Ödipus lässt sein Schwert sinken und steckt es dann schließlich weg. Voll des Gram verzerrten Gesichtes sieht er zu den Zuschauern und hebt die rechte Hand.


    Herrschaftliche Maske- Ödipus
    „Mörder des Laios nennt mich Kreon. Zwar sprach er die Worte nicht selber aus, doch über den Seher ließ er es mir verkünden. Den Schurken schickte er nach vorne und behauptete dreist, ich sei es, der über das Land den Fluch brachte.“


    Iokaste lässt Ödipus los und lacht. Ödipus sieht sie erstaunt an.


    Iokaste:
    „Mach Dich los von all dem, was Du sagst, mein Gemahl. Denn hör auf mich und lerne, dass es wahrhaftig kein sterblich Wesen gibt, das teilhaftig ist der Seherkunst. Ich will Dir dafür Beweise geben. Denn einst erging an Laios ein Orakelspruch. Über ihn würde ein Schicksal kommen, besiegelt durch seinen eigenen Sohn. Durch seine Hand soll er sterben. Doch dann erschlugen an einer Scheide dreier Wagenwege Räuber und nicht sein Sohn ihn. Denn sein Sohn, kaum da war er drei Tage alt, wurde verschnürt ins unzugängliche Gebirge geworfen. Und so hat Apollo es nicht durchgesetzt, dass jener zum Mörder seines Vaters wurde.“


    Ödipus reißt die Augen auf und hebt pathetisch die Hände über den Kopf und rauft sich verzweifelt die Haare.


    Herrschaftliche Maske- Ödipus
    „ Was packt mich, da ich eben Dich gehört habe, Frau, der Seele Irrlauf und Erschütterung des Geistes. Sprachest Du von dreier Wagenwege? Wo ist dieser Ort? Wo geschah dieses Unglück und erzähl mir genaueres? Wie sah Laios aus? Und kam er mit einem großen Zug?“


    Iokaste sieht Ödipus verwundert an.


    Iokaste:
    „Ein Scheideweg, dort von Delphi und Daulia her. Es war kurz bevor Du im Besitz der Herrschaft gelangtest. Laios, ein Mann von großem Wuchs und mit blütenweißem Flaum um sein Haupt, von deiner Gestalt wich er nicht stark ab. Er zog mit einem Wagen mit fünf seiner Männer und ein Herold war unter ihnen. Nur einer entkam, ein Diener. Doch als Du die Herrschaft annahmst, da bat er mich, ihn als Hirten auf das Land zu schicken. Ich gewährte ihm den Wunsch. Doch warum fragst Du es?“


    Ödipus schreitet auf der Bühne auf und ab und ringt mit seinen Händen.


    Herrschaftliche Maske und traurige Maske:
    „So schicke nach dem Hirten. Denn er soll mir bezeugen, was ich vermute. Sprechen darüber sollte ich nicht, doch ich will es Dir nicht vorenthalten.“


    Ödipus und Iokaste treten zur Seite. In dem Moment wird vor die Bühnenwand des Palastes ein Anderes herunter gelassen. Es ist der Innenhof eines römischen Hauses. Fröhliche Musik wird gespielt, auf die Bühne treten Tänzer und einige andere Gestalten. Darunter sind auch ein Mann, der Ödipus bis aufs Haar gleicht, und ein älteres Ehepaar. Ödipus Maske spricht weiter und der König Ödipus deutet auf die Szene.


    Herrschaftliche Maske- Ödipus
    „Mein Vater war Duumvir von Korinth, ein wahrhaft angesehener Mann und meine Mutter Merope aus einem altehrwürdigen Geschlecht. Mir war ein ehrenhaftes Leben bestimmt unter ihrem Dach, bis zu jenem Abend als ein Mann es wagte, in seiner Trunkenheit falsche Worte zu sprechen!“


    Ein Mann steht auf und lacht grölend.
    „He, Ödipus, Sohn des Polybos, untergeschoben bist Du Deinen Eltern. Ein Bastard und kein ehrenhafter Sohn bist Du!“


    Der junge Ödipus will aufspringen und sich auf den Beschimpfenden werfen, doch die anderen halten ihn davon ab. Die Musik verstummt und um sie herum wird eine Tuch fallen gelassen. König Ödipus tritt wieder nach vorne und sieht zu den Zuschauern.


    Herrschaftliche Maske- Ödipus
    „Meine Eltern zeigten sich empört über dieses Verhalten und versuchten mir mein Bedenken zu zerstreuen. Doch heimlich ging ich nach Pytho und Apollo schickte mir einen Orakelspruch! Schlimmes sagte er mir voraus, dass ich der Mutter mich vermischen müsste und ein Geschlecht, unerträglich anzusehen, zutage bringen würde. Meinen Vater, der mich gepflanzt, würde ich erschlagen. So wanderte ich von meinem Heime fort. Auf dem Scheidewege nun traf ich eine Gruppe von Männern...“


    Die feiernde Gesellschaft war mittlerweile verschwunden, das Bühnenbild wechselte wieder, mittels aufwendiger Theatermechanismen, die dem Zuschauer jedoch verborgen blieb. Karge Landschaft war auf die hölzerne Wand gemalt, dazu ein Weg. Ein Wagen polterte auf die Bühne, auf dem sitzt ein älterer Mann. Voraus geht ein Mann mit einem Heroldsstab. Der junge Ödipus, dem König wie aus dem Gesicht geschnitten, kommt wieder auf die Bühne und läuft auf die Gruppe zu.


    Herold:
    „Aus dem Weg!“


    Er stößt den jungen Ödipus zur Seite als der Wagen an ihm vorbei poltert, tritt Laios, der König mit dem Fuß nach Ödipus. Dieser verzieht sein Gesicht voll des Hasses und packt seinen Stab. Wütend schlägt er nach Laios. Er trifft ihn am Kopf. Laios schreit laut auf und fällt vom Wagen und die Bühne herunter. Er bleibt vor den Zuschauern reglos liegen. Ödipus, im Rausche seines Zornes erschlägt einen nach dem Anderen. Nur einer kann fliehen.


    Ödipus Maske spricht und der König Ödipus gestikuliert dazu.


    Herrschaftliche Maske- Ödipus
    „So erschlug ich sie alle! Durch mich ist er umgekommen. Ich brachte den Fluch über die Stadt! So sprach der Seher recht!“


    Die Bühnenbilder werden schnell wieder hochgezogen, der Wagen verlässt die Bühne über eine kleine Rampe und Iokaste tritt nach vorne und an die Seite von König Ödipus.


    Iokaste:
    „Das kann nicht sein. Denn es ward vorher gesagt, dass sein Sohn ihn erschlagen sollte. Doch jener Unglückselige hat ihn nie erschlagen, ist selber vorher doch gestorben. So stimmen auch die anderen Sprüche des Sehers nicht. So kann es nicht so sein, dass Du den Laios hast erschlagen.“


    Herrschaftliche Maske- Ödipus
    „So schicke nach dem Hirten, er soll die Wahrheit verkünden!“


    Iokaste nickt und Beide wenden sich ab und gehen in den Palast zurück.


    Die Pestkranken kommen auf Händen und Knien auf die Bühne gekrochen. Düstere Flötenmusik begleitet ihren Auftritt.


    Die Pestkranken:
    „Oh ihr Parzen, das Schicksal ist unabwendbar. Licht wird in die Dunkelheit gebracht. Ödipus beginnt zu erkennen. Doch die volle Wahrheit ist ihm noch nicht erschienen. Wehe uns! Wehe uns!“


    Dunkelheit fällt über die Bühne, die Fackeln wurden gelöscht.

    Und es waren Soldatenstiefel, die sich dem Domus der Societas näherten. Medeia schien darüber froh zu sein, denn alleine hätte sie das Ganze niemals in Angriff genommen. Sie zog die Palla fester um sich herum, wie ein Schild oder ein Schutz gegen alle Angriff, ob verbal oder physisch. Höflich nickte sie Vitamalacus zu. „Salve, werter Kollege. Pünktlich wie immer! Und Du hast eine Reihe von guten Männern ausgesucht? Sehr schön! Ja, ich bin bereit!“ War sie das wirklich? Medeia vermittelte jeden Falls einen solchen Eindruck. So folgte sie Vitamalacus und dem großen Soldaten. Überrascht blinzelte sie als die Tür so prompt aufgemacht wurde. Medeia trat an die Seite des Soldaten, wissend, dass genug Männer hinter ihr standen. „Salve! Mein Name ist Artoria Medeia, Aedilis Plebis und das ist Quintus Tiberius Vitamalacus, Aedilis Curulis! Die Aediles ordnen hiermit eine Durchsuchung der Societas an. Bitte trete zur Seite, damit wir und die Cohortes Urbanae ihrer Arbeit nachgehen können.“ Medeia trat zurück und nickte dem Soldaten und Vitamalacus zu. Sollte sich der Ianitor oder Verwalter weigern, würden sie ihn wohl in Gewahrsam nehmen müssen.