Der ältere Mann kniff die Augen halb zusammen und spähte mitrauisch nach draußen. „Wer?“, krächzte er vernehmlich. „Nein! Eine Medea haben wir hier nicht. Versucht es woanders!“ Die Tür knallte zu und ein schwerer Riegel wurde vorgeschoben. Gegen das Licht zeichneten sich eine Schar von Vögeln am Himmel ab, die munter unter dem purpurfarbenen Himmelszelt hin und her flogen und sich Insekten fingen. Ihr Zwitschern drang bis zu der Strasse hinab und eine Frau mit einer Amphore kam vorbei. Wasser schwabte hervor und klatschte in dicken Tropfen auf den Boden hinab. Aus dem Schatten der Mauer löste sich ein Sklave und trat mit schweren Schritten auf den Sklaven zu. „Chaire.“ Schon das Wort sprach der Mann mit einem schweren, lateinischen Akzent aus. „Sucht ihr Domina...“ Ein lateinisches Wort zwischen den Griechischen. „Artoria Medeia?“ Er wandte sich um und deutete auf die Sänfte, die man durchaus sehen konnte, wurde man sich ihrer mal gewahr.
Beiträge von Artoria Medeia
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Paulina: Es geht mir nicht darum, dass Deine Ausführungen mir zu unverständlich oder zu unprägnant waren. Ich bin schlicht skeptisch über Deine Aussagen. Und das hat sich nicht geändert. Aber immerhin kommt mal eine interessante Diskussion zu Stande
Zu meiner Skepsis: Warum komme ich dazu? Nun, man schaue sich die Autoren an, die Du zitierst. Catullus ist ein interessanter Moralspiegel seiner Zeit. Etwas, womit man einen Eindruck der politisch gewünschten Richtung erahnen kann. Hat das mit der Realität zu tun? Nicht unbedingt. Sicherlich, Schriftsteller beeinflussen durchaus das Meinungsbild einer Gesellschaft. Aber sie beeinflussen es nicht maßgeblich. Sie sind auch nicht unbedingt ein Spiegel der Realität. Ein Zitat, was das vielleicht verdeutlicht (auf Englisch, wie man unschwer merkt):
„The presence of latent political undertones in quasi-autobiographical erotic verse is, after all, not surprising, given the homology of sex an power embedded in the ancient dominance- submission model of erotic relations.“
Das Zitat ist im Übrigen auch auf die Texte Catullus bezogen. Der nicht nur Frauen eine gewünschte moralische Richtung in ihrer Sexualität verpasst, sondern auch dem männlichem Geschlecht. Ebenso Homosexuellen.Aber ich würde gerne noch mal zu Tacitus zurück kommen. Tacitus ist insofern sehr interessant als sein Werk mit den Germanen vorwiegend an das römische Publikum gerichtet ist. Was ist die Aussage, die Tacitus mit seinem Werk machen will? Denn man darf nicht vergessen- objektive Geschichtsschreibung (so es sie je geben wird) gab es damals nicht. Was wollte Tacitus also? Eben zeigen, was ein ursprüngliches Volk ausmacht. Die Germanen, rau und rein, taffe Krieger, natürlich in ihrer Lebensweise. So stellt er sie dar. Er möchte damit sicherlich einen Vergleich ziehen und bezieht sich wahrscheinlich auf die Anfänge des römischen Imperiums. Und warum? Weil er glaubt, dass die römische Gesellschaft verdorben ist. Eine Rückbesinnung auf die „ursprünglichen“ Werte des römischen Imperiums. Weg von der Dekadenz der römischen, seinerzeit „modernen“ Gesellschaft. Zurück zu den alten Werten. Insofern ist es auch möglich (ich will das mal so hinstellen), dass Tacitus durchaus die Germanen für seine „Ideologie“ missbraucht hat. Ihnen etwas andichtet, was nicht wirklich praktiziert wurde in der Form. Oder ein Beispiel als Verallgemeinerung vertritt.
Man darf auch in vielen Fällen der römischen Literatur nicht vergessen: Oftmals wurden die Schriften von den Kaisern selber veröffentlicht (sie waren quasi die Herausgeber)- bezogen jetzt auf die Kaiserzeit. Ist es da verwunderlich, dass manche der Schriften der Autoren sich der gewünschten Botschaft des Herrschers angepasst haben? Augustus und Vergil könnte man in diesen Zusammenhang auch derartig einordnen.
Was ich noch ganz interessant finde und womöglich auch auf diesen Fall hier sich beziehen könnte. Ich weiß nicht, inwiefern man das in Frage stellen sollte. Aber wenn eine hoch geborene Römerin ein Verhältnis mit einem rang niedrigeren Römer hatte, konnte man das auch als eine Art der Klientenschaft interpretieren. (will ich mal so in den Raum stellen)
Was mich auch interessiert. Inwiefern haben die Gesetze des Augustus, was auch eben die weibliche Sexualität reglementiert hat, nach seiner Zeit noch gegriffen? Wurden die schweren Strafen (welche genau?) noch angewendet oder war das Gesetz mehr nur noch auf dem Papier? Wie auch mit dem Zwang zu Heiraten?
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Das wäre aber nicht nur für den Hof so, sondern auch das Militär. Wenn schon, dann bitte überall konsequent und nicht wieder mit einem Flickenteppich.
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@Lando: Was Du alles aus meinem Text heraus interpretierst. Interessant.
Die Germanen (die es so nicht gab) <--- bedeutete: Es gab zahlreiche Stämme im Gebiet des so titulierten Germaniens. Diese Stämme haben sich jedoch nicht als Germanen (meines Wissens nach) gesehen. Sondern als Chauken, Ampsivarier, Chatten, etc.Die mangelnde Quellenlage: Meine Aussage- Es sollte mit Vorsicht betrachtet werden, wenn man nur eine Quelle hat (zudem eine sehr undifferenzierte) und dies eventuell nicht gleich auf alle Stämme ausweiten. Oder auf alle Menschen eines Stammes und deren Familienregelungen. Wenn im IR nur nach einer Quelle gegangen wäre, hätten wir wohl einen Haufen nicht zusammen passendem Humbug hier stehen. Ein geschichtlicher Aspekt sollte unter verschiedenen Betrachtungsweisen beurteilt werden. Klar ist mit einer Quelle nicht wirklich die Lage der Dinge.
Wie ihr das im IR handhabt ist mir eigentlich wurscht. Mir geht es um die historische Diskussion dazu.
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Zitat
Original von Germanica Paulina
Vorerst gilt für ein, und um eine solche handelt es sich ja in diesem Fall, römische Bürgerin als eine ihrer ersten Tugenden die Keuschheit.Ich möchte da mal 'vorsichtig' skeptisch sein. Ich möchte das sofern in Frage stellen, ob das nicht eine nachträgliche Verfälschung der modernen Geschichtswissenschaft ist (modern meine ich damit mehr das 19. Jhd.). Ebenso, ob nicht bestimmte Tugendanschauungen der römisch- katholischen Kirche da mit hinein spielen und nicht der tatsächlichen römisch- lebendigen Gesellschaft der Antike. Zum Beispiel die Wahrung der Jungfräulichkeit bis zur Ehe. Das scheint mir ein Mythos zu sein (mit dem Bild der Frau des späten Mittelalters), was auch gerne hier Anwendung im IR findet. Wie so manche anderen Vorstellungen auch.
Zudem stellst Du als ein Beispiel einen Mythos hin. Kann man das auf die gesamte Gesellschaft übertragen? Ist dann nicht auch der Umkehrschluss möglich? Gerade die Verruchtheit fördert die Idealisierung, um die vermeintliche Moral zu unterstützen. Ovid könnte doch viel besser ein "Zeitzeuge" sein. Und Petron. Oder warum hat Augustus so sehr versucht die 'Sittengesetze' zu verschärfen? Das muss doch einen eindeutigen Grund haben.
Zudem habe ich mehrfach schon gehört, dass die Sitten und die Auslebung der Sexualität gerade in der Kaiserzeit sehr viel freier war. Sogar, dass sich viele Frauen freiwillig als Lupae registrieren ließen, um nicht des Ehebruchs beschuldigt zu werden (sogar hoch stehende Frauen). Eine undenkbare Sache hier im IR, da viele wieder spätere Vorstellungen auf die Antike anwenden (wie mir scheint).
Und nun zu den Germanen (die es so nie gab). Ich halte es doch ebenso für zweifelhaft Tacitus auf über 50 Stämme in Ansichten und sexuelle Einstellungen zu übertragen. Die Informationslage über die "Germanen" ist mehr als dürftig. Schriftliche Quellen fast gar nicht vorhanden (außer von einem nicht wertfreien römischen Autor). Wie soll man bitte da sagen: Sowas ist so gut wie nie vorgekommen? Auch nicht, dass es klar ist, wie es tatsächlich war.
Edit:
ZitatDort nämlich lacht niemand über Ausschweifungen, und verführen und sich verführen lassen nennt man nicht "modern".
Ist Tacitus nicht mehr interessant als Zeitzeuge für die Römer mit diesem Ausspruch, den Du zitiert hast?
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Zitat
Original von Titus Aurelius Ursus
Bei Ehebruch, ja klar. Aber sie ist WITWE! Und freies Gensmitglied.Die Auskunft, die ich damals von Hunig erhalten habe, war auf meine Figur - Medeia - bezogen. Witwe, freies Gensmitglied
Es geht um ehrbare Frauen. Nicht nur um verheiratete Frauen. Aber wie gesagt: Hungi fragen
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Wenn man Glück hat, gibt Hungi noch einen Kommentar ab. Denn ich meine mich zu erinnern: Doch, es hat rechtlichen Hintergrund. Ehrverlust für die Frau (was wohl auch mit Verlust von Rechten einher ging), da sie eine römische Bürgerin ist, und auch Strafe für den Mann. Aber wie gesagt: Wahrscheinlich gibt es kompetente Auskunft von dem Rechtsexperten
Und natürlich: Wo kein Kläger ist, da auch keine Strafe sehr wahrscheinlich
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Ich kann Corvinus nur zustimmen. Ich habe das mal gemacht. Bei der Vinalia vor einem Jahr. Ich hatte da nur eine geringe Zahl von zehn bis 13 Gästen, die letztendlich WiSim Angebote bekommen haben. Aber ich saß trotzdem einen ganzen Nachmittag an dem blöden WiSim Zeug, um es den Leuten privat anzubieten. Im Nachhinein weiß ich: Sowas mache ich bestimmt nicht noch mal.
Wenn man einer Person gleichzeitig etliche Angebote machen kann (sprich: Ein Klick, etliche Waren, statt jede Ware neu mit dem Heraussuchen der Konten, etc.), dann sähe die Sache anders aus. Aber dafür müsste das Technische umgemodelt werden.
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Oh je. *hust* Schnell etwas freien Platz geräumt.
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Pastellfarben erstrahlte der Himmel im Abendlicht. Tauchte die Stadt in ein goldrotes Licht ein, ließ die Schatten sich in die Länge ziehen, brachte Kühlung und einen milden Abendwind. Schon am Nachmittag war die Sänfte mit den gallischen Sklaven als Träger (Medeia hatte sie erst kürzlich erstanden auf dem Fremdenmarkt) von dem Anwesen am Meer aufgebrochen. Noch vor Abenddämmerung hatten sie das Goldene Tor erreicht und waren mit einigen Reisenden durch das Tor geschlüpft, vorbei an (die Stadt verlassenden) Bauern mit ihren Karren, die ihre Waren schon am Tag auf dem Markt los geworden waren oder Händlern, die erst jetzt hinein kamen und ihre Waren erst am nächsten Tag feil boten. Doch noch lange würde das Leben weiter auf den Strassen Alexandrias pulsieren. Die kühleren Stunden sollten genutzt werden, manche Geschäfte würden noch bis in die Nacht offen haben, um die Wünsche ihrer Kunden zu befriedigen. Zwischen all diesem Getümmel suchte sich die Sänfte einen Weg, kam zur Agora und pausierte dort nicht. Eine Nebengasse wurde gesucht, die Schritte der Sklaven dorthin gelenkt und auf eine schlichte, aber gepflegte Mauer zu gehalten. Dort ließen die Träger die Sänfte mit einem weichen Gleiten zu Boden. Stumm warteten sie. Die Sonne wanderte dem Horizont schnell entgegen und berührte sie schon mit ihrer unteren Kuppe sachte. In der Sänfte schien sich nichts zu regen. Es wurde gewartet. Die Schatten wanderten weiter und hüllten die Sänfte nun ein, verdeckten ihr dunkelblaues Tuch und das dunkle Holz.
Unbemerkt schien auch die Ankunft von Nikolaos in der Sänfte zu sein. Das Klopfen ertönte und es herrschte einen Moment Stille. Dann ein Schlurfen und die Tür wurde ein wenig geöffnet. Ein älterer Mann mit wirren Haaren sah hinaus. „Wir haben heute geschlossen.“, raunzte er recht unfreundlich. „Was gibt es denn?“
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Aufmerksam verfolgte Medeia das Gespräch des Praefectus mit dem Auriga. (Wenn sie auch nichts vernahm, bis auf die Stimmen an sich.) Sie sah zu wie die Schatulle mit dem Geld an dem Mann weiter gereicht wurde. Medeia schenkte dem Wagenfahrer einigen Applaus und ignorierte die sauertöpfische Miene ihres Sklaven. Selbst eine Dattel von Oylmpia konnte den kleinen Mann nicht aufmuntern. Gerade als der Praefectus die Spiele beendete, stapfte Pumilus eilends zu dem Wettmacher. Immerhin fünf Sesterzen hatte er richtig gesetzt. Somit war sein Verlust nicht vollkommen und er konnte sich noch einen Wein später davon kaufen. Oder (wenn seine Domina das nicht mitbekam) er suchte noch eines der Lupanare auf. Dummerweise mußte er stets mehr bezahlen als die anderen Kunden, aber das Geld könnte noch reichen. Doch zuerst half er Medeia, die lange auch noch dem Praefectus zu applaudiert hatte, aufzustehen und bahnte ihr schimpfend, fluchend, beißend und tretend einen Weg durch die Menshenmenge. So konnte auch Medeia die Treppen hintunter steigen und wieder den Weg zurück zu ihrer Sänfte finden. Einige Minuten später bewegte sich die Sänfte wieder in die Richtung der Küstenstrasse.
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Derartig wie heute hatte Medeia schon lange nicht mehr gespeist. Der Teller war nun schon leer und sie fühlte sich nicht zu voll, wie so oft in den letzten Wochen. Langsam nippte sie an dem süßen Saft in ihren Händen. Ob es wohl Wein gab? Sie sah sich um, konnte jedoch keinen entdecken und gab es schnell wieder auf. Medeia lauschte Leonidas und nickte verstehend, wenn sie auch nicht wußte, warum er der Stadt Athen keinen Besuch abstatten konnte. Zeitnot alleine konnte es bstimmt nicht gewesen sein. So nah und doch fern geblieben. Womöglich mochte er auch keine Reisen? Das wäre Medeia äußerst sympathisch.
Die Erzählung über Nikopolis waren dann doch wieder nicht sonderlich erhebend. Wagenrennen und Gladiatorenspiele waren wirklich nichts für Medeia. Sie würde auch in den nächsten Tagen fern bleiben, wenn nicht die Factio Purpurea daran teilnehmen würde. Eine alte Loyalität entstanden aus einer Familienpflicht. Castus hatte sie dorthin gebracht und sie war dabei geblieben. Wenn Medeia etwas anfing, blieb sie meist auch dabei. Verpflichtungen waren ihr sehr wichtig und ihre Versprechen hielt sie, sofern es ihr möglich war. Selbst wenn jener Mann, dem sie die Mitgliedschaft verdankte, sich aus dem Staub gemacht hatte, mal zwischenzeitlich aufgetaucht war und erneut verschwand. (Bei Castus hatte Medeia längst jede Hoffnung aufgegeben). „Bedauerlich. Dann wird sich die Mühe nicht lohnen für mich an einem der dortigen Wettkämpfe als Zuschauer teilzunehmen.“ Wer weiß, was die Zukunft ihr überhaupt bescheren würde.
Zustimmend neigte Medeia kurz den Kopf. „Tatsächlich. Und immerhin gibt es noch Gönner für die schönen und erhabenen Künste. Vom Theater bis zur Musik. Es ist auch eine von den Göttern gegebene Aufgabe, diese Künste hoch zu halten.“ Medeia stellte den Becher zur Seite und ließ den Blick über all die Menschen streifen. Zufrieden wurde gespeist und zufrieden waren dementsprechend die Mienen. Sie lächelte Leonidas freundlich zu. „Hab Dank für Deine aufmerksame und höchst anregende Gesellschaft, werter Leonidas. Wenn Du mich jetzt jedoch entschuldigen möchtest? Mir wird die Hitze langsam etwas zu viel. Aber ich hoffe, Dir eines Tages erneut zu begegnen.“ Mit Hilfe ihrer Sklaven erhob sich Medeia. Die Schwärze beschlich nur kurz ihr Sichtfeld, sie atmete tief ein und es wurde erneut besser. „Einen schönen Tag Dir noch, werter Leonidas!“ Zum Abschied nickte Medeia ihm noch mal freundlich zu. Ehe sie sich durch die Menge eskortieren liess. Nur kurze Zeit später war sie erneut in ihrer Sänfte und auf dem Weg zu ihrem Haus am Meer.
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Schritrollen knisterten, das Meer brandete an die Felsen, stetig und ständig in all den Tagen, die Medeia bereits in der Villa verbracht hatte. Die Luft tat ihr tatsächlich sehr gut und vermochte ein wenig von der Schwäche zu vertreiben, wenn sie auch jeden Tag weiterhin von einer Mattigkeit befallen war. Doch heute ging es ihr so gut, dass sie selber aus einigen Schriftrollen studieren konnte, die sie aus der großen Bibliothek des Museion hatte. Ihre Augen wanderten über die säuberliche Handschrift des Kopisten und sie war völlig in die Schrift vertieft als ihre Sklavin Olympia mit leisen Schritten auf die große Terrasse trat, auf der Medeia oft ihre Tage verbrachte, unter dem lindernden und schattenspendenen Sonnensegel. „Domina! Ein Bote aus der Taberna zum Goldenen Isis hat einige Briefe gebracht.“ Medeia sah überrascht auf und dann auf die Schriftrollen in der Hand von Olympia. „Briefe? Oh, wie schön. Gib sie mir.“ Medeia nahm die Rollen entgegen und betrachtete zuerst ihre Siegel. Ein leuchtendes Lächlen glitt über ihre Züge. Vorsichtig legte sie die Schriftrolle zur Seite. Sie würde diese ganz am Schluss lesen. Zuerst öffnete sie die kleine Rolle und sah über die Zeilen hinweg. „Oh.“, murmelte sie leise. Medeia hob den Kopf an und sah zu Olympia. „Nehme einen der neuen Sklaven mit und begebe Dich in die Stadt. Aber erst, wenn ich die anderen Briefe gelesen habe. Du hast einige Dinge für mich zu besorgen. Ich werde Dir eine Liste anfertigen.“ Olympia nickte eifrig. Sie liebte es in die Stadt zu gehen.
Medeia öffnete derweil den anderen Brief und ließ erneut ihre Augen über die Zeilen hinweg gleiten. Sie freute sich sehr, die Worte von ihrem Neffen (wenn auch eingeheiratet) zu lesen. Doch verwundert sah sie auf die schwarzen Zeilen, weswegen sie prüfend das Papyrus in die Sonne hoch hob. Fein schimmerten andere Buchstaben hervor, aber nicht deutlich genug, um es noch lesen zu können. „Seltsam.“, murmelte Medeia. Sie las den Brief erneut und lächelte erleichtert. Immerhin einige gute Nachrichten. Dann griff sie zu dem anderen Brief und entrollte ihn. Ein fiebriger Glanz trat auf ihre Augen. Schnell las sie die Zeilen und seufzte erleichtert auf. Dann fing sie noch mal von vorne an und las den Brief gleich ein drittes Mal. Doch auch hier waren große Blöcke nicht mehr lesbar. Medeia hielt erneut den Brief hoch und versuchte das darunter zu entziffern. Dass jene Schwärzug gleich bei zwei Briefen auftrat, war ihr dann doch etwas suspekt. Medeias Lippen pressten sich fest aufeinander. Aber dann musste sie den Brief nocheinmal lesen und sah zu ihre Sklavin. „Mein Schreibzeug. Und warte bitte noch. Ich möchte, dass Du die Briefe mit nach Alexandria nimmst. Wenn ich geantwortet habe.“ Olympia nickt erneut. Medeia sah lächelnd über das blaue Meer hinweg und dachte nach, was sie antworten wollte.
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„Roooooth...“ Abrupt verstummte Pumilus mit einem Seitenblick auf seine Herrin. Als die Wagen heraus geschossen kamen, wedelte er natürlich mit der Purpureaflagge. Doch sein Mund wollte ihm (wie so oft) einfach nicht gehorchen. Einige Male hatte er schon laut den Namen des Veneta gebrüllt. Ehe er den etwas pikierten Blick seiner Herrin bemerkte. Auch an jenem Tag hatten sie sich einen Platz im Hippodrom erkämpft. Die Sklaven hatten den Platz vor Medeia frei gehalten. Schön weit vorne, damit man auch gut vom Rennen etwas mitbekam. Das war zumindest Pumilus Eifer gewesen. Dass es seiner Herrin nicht sonderlich recht war, so nahe an den Wägen zu sein, möglicherweise hautnahe einen Unfall an der Mauer mitzuerleben, dass bedachte der kleine Sklave nicht. Fiebrig starrte Pumilus den vorbei sausenden Wägen hinter her. Zu seiner großen Enttäuschung, aber Freude seiner Herrin, holte Dominator einen großartigen Vorsprung heraus. „Rothar! Nein. Tu mir das nicht an!“, flüsterte Pumilus leise. Heftig wedelte er mit der Purpureaflagge, rief zum Alibi immer wieder Dominators Namen (sehr zur Zufriedenheit von Medeia), betete jedoch innerlich heftig zu den Göttern. Doch Dominator sauste mit einem deutlichen Vorsprung durch das Ziel. Der Venata kam als Zweiter an. Pumilus Augen füllten sich mit einigen bitteren Tränen. Um all das schöne Geld greinte er, was er verloren hatte. Denn obwohl er auch auf Dominator gesetzt hatte, würde das seinen Verlust nicht mehr wettmachen. Mit hängenden Schultern wandte er sich ab und schneubte in seine Tunika hinein.
„Freudentränen, Domina! Es ist sooo schön.“, log er, dabei heftig in ein Taschentuch schneubend. Medeia musterte ihren Sklaven prüfend. So ganz so einfach ließ sie sich von Pumilus auch nicht anlügen. Sie erkannte es durchaus hin und wieder. „Wieviel hast Du verloren?“ Erschrocken blinzelte Pumilus. „Fast alles!“, hastig zog er den Kopf ein, falls Medeia erneut zu einem Klaps ausholen wollte, wie so oft. Sie schüttelte jedoch nur erschöpft den Kopf. „Ich sagte doch, Du sollst auf Dominator setzen. Wenn Du schon wetten musst. Nun, das ist Dein Pech, Pumilus. Wenn Du das wenige Geld so aus dem Fenster schleudern möchtest.“ Medeia spähte nach unten und erblickte den Präfektus als dieser auf den Wagenlenker ihrer Factio zutrat. Medeia war sehr froh, dass die Factio mal wieder gewonnen hatte. Es war auch notwendig. In Rom hatte die Factio oft Pech gehabt.
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Zitat
Original von Leonidas Philotantos
...„Kórinthos?“ Medeia kannte die Stadt natürlich. Wenn auch nicht vom eigenen Bereisen. Selbst die Reise von wenigen Tagen wäre ihr damals zu lang und zu unerquicklich gewesen. Aber viel Gutes hatte sie von der Stadt nicht gehört, war sie doch auch ein bezeichnendes Beispiel für die römische Übernahme des alten und bedeutenden Griechenlands. „Schön gelegen soll die Stadt sein. Dann warst Du womöglich auch in Athen? Es liegt ja nicht allzu weit von Kórinthos entfernt.“ Wenn es auch eine Bildungsreise war, dann musste er bestimmt in Athen gewesen sein. Wer würde sich das entgehen lassen? Denn so manch ein Wunder des alten Athens hatte immer noch bestand und nicht alles war verfallen. Von der Agora bis Akropolis, alles war noch genauso schön wie zu Zeiten des Sokrates.
„Die olympischen Disziplinen? Natürlich. Gibt es desöfteren solche Wettkämpfe hier in Alexandria? Ich hörte auch davon, dass in der Soldatenstadt in der Nähe immer mal wieder derartige Wettstreite durchgeführt werden?“ Medeia konnte sich doch deutlich mehr dafür erwärmen als für die blutigen Spiele Roms. Wenn es auch nicht ganz in ihrem Interesse lag. Auf seine Frage hin neigte sie zustimmend den Kopf. „In der Tat. Die Römer lieben besonders die Wagenrennen. Wie mir scheint, manchmal sogar noch mehr als die Gladiatorenspiele und Tierhatzen. Kein Römer würde sich keiner Factio zuordnen. Alle fiebern sie mit einem Rennstall und tragen unerbittliche Fehden gegeneinander aus.“ Medeia fand das immer recht amüsant, wenn sich die Factioteilnehmer derart über die Anderen aufregten. Aber nicht immer war es nur 'amüsant'. Es artete oft in üble Schlägereien aus. Medeia schob den Teller zur Seite und widmete sich nur noch dem Rest ihres Saftes. „Aber ich bin nicht sonderlich mit Wagenrennen zu begeistern. Genausowenig mit den blutigen Spielen. Mir liegt mehr das Theater, ob Tragödie oder Komödie. Leider ein Materie, die nicht für die große Masse geeignet ist. Die einfachen Menschen schauen lieber den pikanten und schlüpfrigen Stücken der Straßentheater zu. Die großen Stücke werden doch selten aufgeführt.“
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Spähe mal hinter den verstaubten Römern hervor, den grandiosen Comics aus meisterlicher Hand und all der vielen Arbeit...
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ALLES, ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG
LIEBEHELENA
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Tanz, jubelt und frohlockt. Ein Geburtstag kann gefeiert werden.
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Sodele, fertig. Jetzt kannst Du hinter den Büchern...ähm. Ne. Feier schön. Hab Spaß und ein schönes, spannendes und kreatives weiteres Lebensjahr.
[SIZE=7]Ach, übrigens noch mal Glück gehabt. Wegen dem Alter komme ich dann erst ab nächstem Jahr[/SIZE]
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Zitat
Original von Leonidas Philotantos
"Dem Iulios Oktavianos Sebastos"antwortete Leonidas, der sich nicht ganz sicher war, wie der volle Name dieser Gottheit war. Er hatte auch gehört, dass die Römer schon einmal Könige gehabt hatten, also konnte er auch nicht "erster Basileus" sagen. Naja, sie war ja Rhomäerin, also würde sie schon wissen, wer gemeint war.
Ihre Tätigkeit hingegen war wieder interessant. Praeceptor? Was bedeutete dieses Wort? Naja, er beschloss, seinen Grammateus zu fragen - der konnte fließender Latein als er selbst. Also beschloss er, die Sache zu übergehen und die nächste Frage zu erörtern.
"Eine Weile, ja. Nachdem ich einen Hauslehrer hatte - allerdings zusammen mit ein paar Jungen aus der Nachbarschaft. Ich habe mich mit Philosophie und Mathematik beschäftigt. Aber leider nicht sehr lange - ich war anschließend auch auf Reisen."
Verstehend nickte Medeia. Augustus also. Ob er das wohl mit Absicht getan hatte? Wollte der Princeps die Nase als Andenken mitnehmen? Ein großer Mann stahl dem anderen großen Mann sein Antlitz. Medeias Mundwinkel zuckten einen Moment bei der Vorstellung. Es hatte etwas von einem Lausbubenstreich an sich, wenn es nicht der göttliche Augustus selber gewesen wäre. Philosophie und Mathematik. Zwei Künste, die gerne miteinander in Beziehung stand. Medeia nickte und hörte Leonidas aufmerksam zu.
„Auf Reisen? Das klingt natürlich sehr interessant. Hast Du also eine Bildungsreise unternommen, wenn ich fragen darf? Oder diente die Reise einem anderen Zweck?“ Man wusste ja nie. Womöglich entstammte Leonidas einer einflussreichen Händlerfamilie und war schon früh in das Handwerk seiner Familie eingewiesen worden. Womöglich hatte es ihn bis in ferne Länder gebracht. Länder, die Medeia niemals sehen würde. Außer auf Zeichnungen. Doch Erzählungen darüber lauschte sie sehr gerne. War eine aufmerksame und geduldige Zuhörerin. Wissbegierig und neugierig.
„Bist Du ein Anhänger des Wagensports? Oder lockt Dich mehr die Festivität in das Hippodrom?“, fragte Medeia dann mehr unvermittelt. Schon die Hälfte des Tellers hatte sie gelehrt und aß langsam weiter, während ihrer Unterhaltung. Es war als ob ihre Sklaven jeden Bissen mit einer tiefen Genugtuung verfolgten. Medeia bemerkte davon nicht allzu viel.
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Edit: Hat sich ja nun erledigt.
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Der kleine dunkelhaarige Junge des Wirtes schlängelte sich an den Tischen vorbei und zu der Wirtsstube. In seinen Händen hielt er einige Papyri. „Papa, Papa? Da sind Briefe angekommen. Ganz viele. Gestern und heute. Für irgend so eine Frau.“ Der Wirt, der gerade aus einem großen Faß etwas griechischen Wein abzapfte und eine tönerne Kanne damit füllte, sah streng zu dem Jungen. „Nicht irgendeine Frau. So was sagt man nicht. Wie ist denn der Name?“ Der Junge verzog das Gesicht bei der Rüge. „Ähm...Atolia Medea oder so?“ Der Wirt seufzte auf und ließ sich die Briefe reichen. „Ah, Artoria Medeia. Die wohnt ja nicht mehr hier...naja, gebe die Briefe Alexandros. Er soll sie zu dem Haus bringen, was uns die Dame angegeben hat.“ Der Sohn des Wirtes nickte und drängelte sich wieder zurück, um den Stallburschen zu suchen.
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Dezent hatte Medeia mit einem purpurfarbenen (so ähnlich man die Farbe imitieren konnte) Fähnchen gewunken als ihr Fahrer der Factio vorbei fuhr. Eigentlich mochte Medeia Wagenrennen nicht. Aber doch viel lieber als noch die Gladiatorenspiele. Aber sie gehörte nun mal der Factio Purpurea an und so wackelte das Fähnchen zwischen all den vielen Zuschauern hin und her. Schließlich drückte sie es ihrem zwergenhaften Sklaven in die Hand. „Wedel damit, Pumilus.“ Eifrig nickte Pumilus. Oh, er liebte die Wagenrennen. „Dooominator!“ schrie der kleine Mann laut. Was jedoch von der Menge an Rufen auch verschluckt wurde. Eigentlich schlug das Herz von Pumilus auch für die Veneta, aber natürlich würde er das niemals vor seiner Herrin zugeben. So wedelte er nun eifrig mit dem purpurnen Fähnchen und brüllte immer wieder begeistert den Namen des Auriga.
Erst als der Praefectus sich anschickte, etwas zu sagen, verstummte auch der Sklave. Aufmerksam lauschte Medeia der Rede, wenn sie auch nur Fragmente davon vernahm. Aber die Worte wurden von einem Zuschauer zum Anderen weiter gegeben. Wenn natürlich auch die stille Post die Botschaft etwas verzerrte. Am Ende kam bei Medeia nämlich eine Summe von 30 000 Sesterzen als Belohnung an. Erstaunt blinzelte Medeia und meinte zu dem Nachbarn: „Bist Du Dir sicher?“ Der zuckte mit der Schulter. „Weiß nicht. Der da vorne ist ein Ägypter. Man weiß doch, dass die nicht rechnen können.“ Medeia sah den Mann verwirrt an. „Ist das so?“ Medeia war da zwar etwas skeptisch, aber den heutigen Ägyptern konnte man wohl nicht mehr viel zutrauen.
„Domina. Darf ich wetten?“ Medeia wandte sich ihrem Sklaven zu. „Wetten? Nein, das ist unschicklich.“ Pumilus starrte sie enttäuscht an. Er hatte sogar eigenes Geld von seiner Herrin bekommen. Wie auch Olympia. Die hatte das jedoch in einer großen Tüte süßer Datteln investiert. Aber Pumilus, ja, der war gewitzt, der wollte sein Geld vermehren. „Auch nicht auf Dominator? Immerhin wird er gaaaanz sicher siegen.“ Medeia seufzte leise und nickte schließlich. „Also gut.“ Strahlend watschelte Pumilus davon. Natürlich setzte er auf Dominator. Aber nur fünf Sesterzen. Dreißig setzte er auf den Fahrer der Veneta. Seine Herrin würde das ja eh nicht erfahren. Hoffentlich.
So lauschte Medeia noch einigen salbungsvollen Reden, verspeiste noch einiges (mehr als in den letzten Tagen zusammen) und verließ erst am Nachmittag wieder die Veranstaltung. Womöglich würde sie noch bei bei dem Rennstall vorbei sehen, aber eher nicht. Und am nächsten Tag ganz gewiss wieder sich einen Platz im Hippodrom erkämpfen müssen.