ZitatOriginal von Leonidas Philotantos
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Eine Flamingozunge musternd, die in Honig getränkt auf ihrem Teller lag, hörte Medeia Leonidas doch aufmerksam zu. Nur kurz fragte sie sich, warum ausgerechnet eine solche Speise sich auf ihren Teller verirrt hatte. Stattdessen griff sie nach einem Stück Brot und tunkte diesen in die Soße. Eigentlich mochte sie es nicht, öffentlich zu essen. Doch an diesem Tag gehörte das im Hippodrom unvermeidlich dazu. Und wer wäre sie, derart eine 'freundschaftliche' Begegnung zwischen Römern, Hellenen und Ägypten abzulehnen? Verstehend nickte Medeia. „Nun, das ist natürlich verständlich. Sonst würden sich wohl alle Bettler der Stadt dort tummeln, in der Hoffnung etwas vom Reichtum der Menschen ab zu bekommen.“ Medeia war zwar nicht immer knausrig und gab den Bettlern durchaus immer mal wieder was. Aber die drei Bettler im Rhakotisviertel hatten sie etwas verunsichert, was die 'Echtheit' dieser Bettler anging und ob es nicht doch Betrüger waren.
Ein Kaiser hatte die Nase abgebrochen? Medeia blinzelte verblüfft. Einen Moment vergaß sie das Essen. Sie stellte sich vor, welcher Kaiser das wohl gewesen sein mochte. Basileus Sebastos? Medeias runzelte einen kurzen Moment lang verwirrt die Stirn. „Welchen der Kaiser ist denn das Malheur passiert. Sebastos ist doch lediglich die Bezeichnung für Augustus? War das der erste Princeps persönlich?“ Dann war es schon kein Frevel mehr. Sondern selbst Geschichtsträchtig, wie Medeia befand. „Dann hoffe ich doch, mir womöglich doch noch die sterblichen Überreste dieses großen Königs ansehen zu können. Sofern mich die Wachen vorlassen.“ Medeia lächelte kurz.
Bildungsreise. Treffend war der Ausdruck durchaus, wenn sie auch damit junge Menschen assoziierte, die sich nach Griechenland oder eben Ägypten aufmachten, um ihren Horizont zu erweitern und sogar die Hörner abzustoßen. Medeia schüttelte den Kopf. „Ganz unrecht hast Du mit Deiner Vermutung nicht. Aber ich bin eher wegen meiner Arbeit hier. Ich bin Praeceptor an der Schola von Rom. Und ich bin hierher geschickt worden, um mich ein wenig um die Belange der Schola am Museion zu sorgen. Aus dem Grund wird mein Aufenthalt hier sehr wahrscheinlich länger währen. Aber mir ist das nicht unrecht. Denn Alexandria gefällt mir außerordentlich gut.“ Bis auf die Hitze. Aber die wäre auch in Rom im Sommer unerträglich gewesen. „Du hast doch sicherlich früher auch am Museion studiert, kann das sein? Oder bevorzugt man in den gehobenen Kreisen von Alexandria dann doch einen Privatlehrer?“