Beiträge von Artoria Medeia

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    Original von Leonidas Philotantos
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    Eine Flamingozunge musternd, die in Honig getränkt auf ihrem Teller lag, hörte Medeia Leonidas doch aufmerksam zu. Nur kurz fragte sie sich, warum ausgerechnet eine solche Speise sich auf ihren Teller verirrt hatte. Stattdessen griff sie nach einem Stück Brot und tunkte diesen in die Soße. Eigentlich mochte sie es nicht, öffentlich zu essen. Doch an diesem Tag gehörte das im Hippodrom unvermeidlich dazu. Und wer wäre sie, derart eine 'freundschaftliche' Begegnung zwischen Römern, Hellenen und Ägypten abzulehnen? Verstehend nickte Medeia. „Nun, das ist natürlich verständlich. Sonst würden sich wohl alle Bettler der Stadt dort tummeln, in der Hoffnung etwas vom Reichtum der Menschen ab zu bekommen.“ Medeia war zwar nicht immer knausrig und gab den Bettlern durchaus immer mal wieder was. Aber die drei Bettler im Rhakotisviertel hatten sie etwas verunsichert, was die 'Echtheit' dieser Bettler anging und ob es nicht doch Betrüger waren.


    Ein Kaiser hatte die Nase abgebrochen? Medeia blinzelte verblüfft. Einen Moment vergaß sie das Essen. Sie stellte sich vor, welcher Kaiser das wohl gewesen sein mochte. Basileus Sebastos? Medeias runzelte einen kurzen Moment lang verwirrt die Stirn. „Welchen der Kaiser ist denn das Malheur passiert. Sebastos ist doch lediglich die Bezeichnung für Augustus? War das der erste Princeps persönlich?“ Dann war es schon kein Frevel mehr. Sondern selbst Geschichtsträchtig, wie Medeia befand. „Dann hoffe ich doch, mir womöglich doch noch die sterblichen Überreste dieses großen Königs ansehen zu können. Sofern mich die Wachen vorlassen.“ Medeia lächelte kurz.


    Bildungsreise. Treffend war der Ausdruck durchaus, wenn sie auch damit junge Menschen assoziierte, die sich nach Griechenland oder eben Ägypten aufmachten, um ihren Horizont zu erweitern und sogar die Hörner abzustoßen. Medeia schüttelte den Kopf. „Ganz unrecht hast Du mit Deiner Vermutung nicht. Aber ich bin eher wegen meiner Arbeit hier. Ich bin Praeceptor an der Schola von Rom. Und ich bin hierher geschickt worden, um mich ein wenig um die Belange der Schola am Museion zu sorgen. Aus dem Grund wird mein Aufenthalt hier sehr wahrscheinlich länger währen. Aber mir ist das nicht unrecht. Denn Alexandria gefällt mir außerordentlich gut.“ Bis auf die Hitze. Aber die wäre auch in Rom im Sommer unerträglich gewesen. „Du hast doch sicherlich früher auch am Museion studiert, kann das sein? Oder bevorzugt man in den gehobenen Kreisen von Alexandria dann doch einen Privatlehrer?“

    Ich hab auch so verstanden, dass es möglicher Nachwuchs für die Factiones sein kann. Ich fand die Idee eigentlich sogar recht gut. Und das macht das Rennen auch spannender. Wenn das Fahrer sind, die man noch nicht einschätzen kann :)

    Einige Vögel erhoben sich flatternd, die Blumen in ihrer Nähe verstrahlten einen betörenden Duft und immer noch war die Hitze kaum zum Aushalten (für Medeia zumindestens.) Den Turm hätte sie zwar lieber nicht erklommen, aber sie fügte sich der Idee mit einem deutlichen Zeichen der Zustimmung. Sie würde einfach langsam gehen und Stufe für Stufe erklimmen, dann würde es bestimmt schon gehen. Und bestimmt war diese Mühsal mit einer schönen Aussicht belohnt. Und so spazierte Medeia noch mit Timokrates hinauf zum Heiligtum des Pan. Man tauschte die üblichen Floskeln aus, unterhielt sich über manch eine Belanglosigkeit oder schwelgte in alten Erinnerungen. Alles, was man so an einem Nachmittagsspaziergang zu tun pflegte, ob in Rom oder in einem Park in Alexandria. Erst ein wenig später und zu einem Zeitpunkt, wo Medeia schon sehr am Rande ihrer Kräfte zehrte, verabschiedete sie sich. Gewiss würde man sich erneut in Alexandria über den Weg laufen.

    Vögel zwitscherten, in der Ferne ertönten leise Gesänge von Priestern, die womöglich für eine religiöse Litanai sich einübten. Oder es war alltäglich hier, Medeia vermochte das nicht genau zu benennen. Genau beobachtete Medeia den jungen Mann und ihr entging die fahrige Geste nicht. Aber noch konnte sie es nicht genau einordnen. Ein feines Lächeln zierte ihre Lippen, denn den Grund ihrer Misere wußte Medeia natürlich. Und es war unwahrscheinlich, dass Nikolaos und sie diese teilte. Doch Medeia schwieg dazu. Die Hitze machte es ihr auch ungewohnt schwer. „Dann werden wir uns Beide wohl überraschen lassen müssen.“ , erwiderte Medeia lächelnd. Und schon wandte sie sich ab. Langsam schritt sie auf den Eingang zu. Nur kurz musterte sie die Tempelwachen, ihre starren Gesichter und ihr ausdrucksloses Harren. Dunkelheit und Kühle umfing sie. Der Geruch nach Myrrhe, Weihrauch und Balsam drang an ihre Nase, Zeugen von religiöser Ekstase und Frömmigkeit. Medeia lächelte und atmete tief ein. Gleichwohl ihr darauf hin wieder übel wurde, doch die Kühle beruhigte ihre Stirn und sie konnte dem Tempeldiener in das Innere folgen. Weißes Licht umfing sie und die heilige Aura dieses Ortes.


    Und so verging auch jener Nachmittag. Im Gebet, dem Erkunden eines Heiligtums und einiger Schriften, die hier verwahrt wurden.

    Auch den zweiten Tag, gleichwohl sie schon der erste Tag erschöpft hatte, wollte sich Medeia nun doch wieder nicht entgehen lassen. Und so hatte sie erneut den Weg von ihrem Haus am Meer bis zum Hippodrom gewagt. Immerhin war das Gedränge der Stadt nicht mehr notwendig und sie doch schnell vor den Toren des Hippodrom. Ihr Sklave eilte voraus, um ihr einen Platz zu ergattern. Langsam bewegte sich Medeia durch das dichte Drängen und hinauf zu den Rängen der durchaus imposanten Rennbahn. Und tatsächlich, abermals war es ihrem zwergenhaften Sklaven gelungen, ihr einen Platz zu beschaffen. Und sogar in der ersten Reihe mit einem guten Blick auf die erste Kurve. Medeia nahm auf dem Kissen Platz und strich sich die safranfarbene Palla zurecht, die sie der Sonne wegen mitgenommen hatte. Doch jetzt war es bereits sehr heiß. Nach einigen Minuten entschloss sie sich darum, die Palla ihrer Sklavin zu geben. Silbern funkelten zwei Armreifen an ihren blossen Armen und zwei Fibeln an ihrem dunkelblauen Gewand. Verwundert sah sich Medeia um. Zwar sah sie hier auch viele Farben der Factiones und die Begeisterung für den Rennsport schien genauso groß zu sein wie in Rom. Und dennoch, es war etwas anders hier. Lag es daran, dass die Rufe auf Demotisch, Griechisch und Römisch durch den Circus drangen? „Möchtest Du etwas trinken, Domina?“ Medeia nickte leicht. Ihr Sklave verschwand zwischen den Menschen, um ihr etwas zu trinken zu besorgen. Und schon kamen die ersten Gespanne. Natürlich schlug das Herz von Medeia für die Factio Purpurea und so freute es sie besonders einen Fahrer aus ihrer Factio erkannt zu haben. Medeia reckte sich ein wenig, um besser sehen zu können.

    Zitat

    Original von Leonidas Philotantos
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    Lachen, Menschenlärmen, sogar das Plärren von Kindern in ihrer Nähe wurde Medeia ausnahmsweise heute nicht zu viel. Womöglich hatte sie bereits genug Stille in sich aufgenommen, um selbst den Kinderlärm ertragen zu können. Nachdenklich sinnierte sie über die Worte von Leonidas und gab ihm mit einem leichten Nicken zu erkennen, dass sie ihm durchaus zustimmen konnte. Ebenso mit den Worten: „Womöglich hast Du Recht. Es sind nicht alleine die Rhomäer, die Athen zu Grunde richten. Es sind die Athener selber.“ Was konnte denn schon aus einem Volk werden, dass nun abhängig von dem Gutdünken einer anderen Macht war? Medeia besah sich die Menschen im Hippodrom und sah nachdenklich auf Griechen und Ägypter. Ob es nicht bei den Ägyptern auch nicht anders war? Es gluckerte leise als ihr Sklave den Becher mit einem erfrischenden Saft fühlte. Medeia beachtete das Tun ihrer beiden Sklaven, auch der zwei anderen, den Leibwächtern, nicht sonderlich. „Immerhin hat Alexandria die wundervollste und glanzvollste Bibliothek der Welt. Es ist immer wieder beeindruckend all diese Schriften zu sehen, die von Händen geschaffen wurden, die zu einem Mann gehörten, der bereits fünfhundert Jahre tot ist. Und dennoch haben seine Ideen all die Zeit überdauert. Ist das nicht der Wunsch eines jeden Sterblichen? Ewig in die Geschichte einzugehen? Und nur wenigen, den strahlenden Menschen, ist dies wirklich vergönnt.“ Medeia ist sich sicher, dass es ihr auch nicht vergönnt sein wird. Höchstens, wenn jemand mal einen Blick auf die römischen Chroniken warf und mal ihren Namen sah als Aedil. Aber was bedeutete das schon? Im Angesicht hunderter Aedile war es bedeutungslos. Und zu dem keine große Errungenschaft, keine bedeutenden Verdienste. Medeia lächelte kurz und trank etwas von dem süßlichen Saft.


    „Dann kann man nicht einfach in das Basileus-Viertel?“ Medeia hatte es auch noch nicht versucht, hatte bis jetzt doch keine Angelegenheit sie dorthin geführt. Wenn sie auch mal Aelia durchaus einen Besuch abstatten wollte. Denn Neugier war ja auch ein Laster von Medeia. Es verwunderte sie nicht, dass Leonidas sie für eine Römerin hielt. Denn trotz, dass sie ihre Muttersprache ihm gegenüber verwendet hatte, so war sie doch wie eine Römerin gekleidet. „Ich besitze zwar das römische Bürgerrecht und habe einen römischen Vater, aber in Wirklichkeit bin ich mehr eine Athenerin. Wie meine Mutter.“, fügte sie darum zur Erklärung an. Doch was Leonidas zu Alexander sagte, versetzte sie doch in Erstaunen. „Die Nase abgebrochen? Was für ein Frevel. Ist das durch den Krieg passiert, den Bürgerkrieg?“ Verwundert sah Medeia den Agoranomos an. Auf den Gedanken, dass jemand die Mumie angefasst hätte, da wäre Medeia nicht darauf gekommen.

    Wäre es nicht einfacher, man macht es der Form halber über den CP, simmt es aus, aber in der WiSim verschiebt man es von Besitzer a zu Besitzer b?


    Das mit der Handelsgesellschaft scheint mir ja noch komplizierter zu sein als mit dem CP.

    Herodots Schriften erwähnten einen Leónidas und natürlich war Medeia durchaus wissend, um wen es sich bei dem berühmten Namensträger handelte. Berühmte Namen, der Vater wie der Sohn, dachte sich Medeia. Einem solchen großen Schatten konnte man als sterblicher Mann wohl schwer folgen. Doch dieser Leonidas vor ihr war schon im Begriff sich in der Stadt von Alexandria mit Sicherheit einen Platz in den Chroniken zu verdienen. Die Unsterblichkeit somit zu erreichen, wenn selbst noch Jahrhunderte später der eigene Name und die eigenen Taten von den Augen Studierender erfasst wird. „Ipet-Sut.“, wiederholte Medeia lautlos. Die ägyptischen Namen klangen allesamt sehr würdevoll, voller alter Geheimnisse und Mysterien. Lernbegierig lauschte Medeia den Worten von Leonidas. „Die Grabbauten der Pharaonen sollen auch höchst imposant sein, habe ich gehört.“ Zu gerne hätte sie diesen Tempel auch gesehen. Zudem andere großartige Bauten dieses Landes. Aber die Reise. Die Reise schreckte sie ab. Schlangen, Skorpione, widerliche Insekten, Widrigkeiten eines Zeltlagers oder heruntergekommene Herbergen. Nein, das war nichts für Medeia. Sie brauchte einfach den Luxus um sich herum wie manche das Atmen. Und wahrscheinlich würden dann diese abscheulichen Tiere mitkommen- diese Kamele. Medeia erschauderte schon bei dem Gedanken an diese dümmlich glotzenden Ungetümer.


    „Ein Warnung? Ja, da magst Du Recht haben. Wenn man jedoch Athen anschaut, dann muss man bereits ähnliche Zeichen an dieser wundervollen Stadt entdecken. Wo ist der einstige Glanz dieser großen Polis geblieben? Wo der Ruhm der klügsten Gelehrten der Welt und das emsige Treiben der wissbegierigen jungen Männer. Überflutet von römischen Knaben ist die Stadt und erstarrt durch die Präsenz römischer Soldaten. Nur den Rest eines Selbstbewusstsein schützt die Stadt vor einem ähnlichen Schicksal wie es den Ägyptern zuteil geworden ist.“ Es tat Medeia schon fast weh eine solche Erkenntnis über ihre Heimat auszusprechen. Aber vermochte man sich der Wahrheit zu entziehen nur weil sie unangenehm war? Vorsichtig ergriff sie die Speisen und kostete davon. Zum ersten Mal seit Wochen schien ihr wieder etwas zu schmecken, weswegen sie doch mehr davon zu sich nahm. Was das Elend anging und den Niedergang der ägyptischen Kultur, da leuchtete auch das Bild von der Rhakotis vor Medeia auf. Der Ort, wo sie sich aus Versehen hin verirrt hatte. Schauerlich war das Viertel. „Ich war vor einigen Wochen zufälligerweise in dem Elendsviertel dieser Stadt. Es ist wirklich erschreckend,wie die Ägypter dort leben. Und doch in mancher Hinsicht nicht unähnlich der Subura in Rom oder einem Teil des Aventin. Aber die Stadt Alexandria weiß an so vielen Stellen ihren Glanz zu verbreiten. Eine beeindruckende Polis ist dies. Du warst doch sicherlich schon mal beim Grab des Alexanders, oder?“, fragte Medeia weiter wissbegierig. „Ist es tatsächlich jedem möglich seine sterblichen Überreste zu betrachten?“

    Ein alexandrinischer Aedil. Medeia lächelte erfreut. Denn ihr Eindruck hatte sich nicht getäuscht. Ein gebildeter, zudem manierlicher Mann hatte sie angesprochen. Und mit einem Mann, der sich für die Belange der Polis interessierte, war natürlich ein Gespräch sehr viel angenehmer, vermochte er doch über den Rand seines eigenen Tellers hinaus zu sehen. Zwischendrin wandte Medeia sich nach vorne und lauschte den Worten des Praefectus. Immer noch unglaublich war es für Medeia. Vor einigen Monaten war sie noch auf seiner Hochzeit gewesen, nichtsahnend, dass er bald der Praefectus von Ägypten werden sollte. Beifällig nickte Medeia und hoffte sehr für die Stadt, dass sich dieses Fest tatsächlich derart auf die Menschen auswirkte. Zudem konnte sie ein Schmunzeln bei der kurzen, unspektakulären Rede des Priesters nicht unterdrücken. Der Praefectus hatte den alten Mann weit in den Schatten gestellt mit seiner Rede. Doch das Fest war eröffnet, die Götter blickten wohlgefällig auf die Veranstaltung herunter und es würden sicherlich einige vergnügliche Tage werden. Zumindestens wollte Medeia sich bemühen, dass sie diese so empfand, trotz dieser penetranten und ärgerlichen Schwäche, die sie angefallen hatte. Medeia blinzelte kurz. Hatte sie nicht Timokrates erkannt? Nein, sie mußte sich getäuscht haben. Sie wandte sich wieder ihrem Gesprächspartner zu und lächelte freundlich. „Dann ist es mir eine besondere Freude, Deine Bekanntschaft zu machen, werter Agoranomos. Wenn ich mich vorstellen darf? Mein Name ist Artoria Medeia.“


    Mit einer Hand schob Medeia ihren kleinen Sklaven zur Seite, der ihr noch mehr Essen aufscheufeln wollte. Ermutigt durch ihr Kosten von der gefüllten Dattel. Wahrscheinlich erhoffte er sich damit, sie für die nächsten Wochen auch gleich mit mästen zu können. Doch der Teller war bereits voll und noch kaum geleert. Medeia nippte an dem Wein. „Oh, ich habe Bilder von den Tempeln gesehen. Sehr beeindruckend, das muss ich zugeben. Hast Du sie schon mit eigenen Augen gesehen? Und ist es nicht gefährlich, das Land außerhalb von Alexandria zu bereisen. Ich hörte davon, dass die Metöken, die Ägypter, so schrecklich arm sein sollen und gerne Reisende überfallen.“ Medeia hatte auch noch schlimmere Gerüchte gehört. Und da Reisen ihr eh ein Greuel waren, hatte sie nichts dagegen, dies als Vorwand zu nehmen, keinen Fuß in ein fremdes und raues Land zu setzen. „Isis und Horus, zwei ägyptische Gottheiten und nun auch hier, sogar in Rom verehrt. Ich glaube, vieles von ihrer Kultur ist doch sehr faszinierend. Wenn auch die heutigen Ägypter nicht viel von ihrem früheren Glanz bewahren konnten. Schade ist es allemal. Findest Du nicht auch?“

    Die Mänaden bitte auf Timokrates Kyrenaikos übertragen. SimOn siehe HIER.


    Falls der Name noch geändert werden soll, kann er das ja hier noch verkünden.


    Ansonsten vielen Dank im Voraus =)

    Ein unsichtbarer Stein von Medeias Kreuz fiel herunter und sie fühlte, daß der Tag sich doch wirklich gelohnt hatte. Natürlich davon abgesehen, daß sie sich wirklich gefreut hatte, Timokrates begegnet zu sein. „Wunderbar! Dann behalte die Besitzurkunde. Ich werde meinen Sklaven veranlassen, dass auch noch die lästigen Verwaltungsgänge erledigt werden. Du wirst schon in den nächsten Tagen das Haus Dein Eigen nennen dürfen, Timokrates. Möchtest Du es womöglich umbenennen? Aber da kannst Du noch darüber nachdenken und mir eine Nachricht zukommen lassen. Es wird dann dementsprechend auf Dich eingetragen werden.“ Mit all diesen Dingen war Medeia wirklich mehr als genug vertraut. Wie oft hatte sie das nicht schon selber machen müssen, wie oft hatte sie Betriebe umbenannt, umgetragen oder gar aus den Listen gestrichen? Medeia wußte es nicht, aber es kümmerte sie nicht mehr. Die Zeit lag bereits hinter ihr. Doch das Geschäftliche (sofern man das überhaupt so nennen dürfte) war passé. Medeia wollte sich so lieber den angenehmen Dingen widmen. „Gehen wir noch ein Stück, mein lieber Timokrates? Übrigens. Du musst mich unbedingt in meinem neuen Haus besuchen kommen.“ Medeia lächelte freundlich und erhob sich. „Ich denke darüber nach, ein kleines Symposion abzuhalten. Mit einigen ausgewählten Gästen.“ Es schwankte kurz um sie herum, doch dann ging es wieder.

    Nachdem sie schon einige Hundert Sesterzen in den schwarzen Rachen von Rom wegen dieses Hauses geworfen hatte, war für für Medeia der kleine Betrag, was es tatsächlich wert war, nicht mehr von großer Bedeutung. Dennoch und bei dem freudigen Ausdruck von Timokrates fühlte sich Medeia wie an den Saturnalien. Nur, daß es heiß war, sie nicht in Rom und Timokrates natürlich kein Römer war. Trotzdem, Medeia freute das durchaus. Und zudem war damit ihr kleines Problem auch gelöst. Und ihr Besitz somit in sicheren Händen. Zumindest für die nächsten Wochen. So schüttelte sie den Kopf. „Einfach so. Im Gegenteil, mein lieber Timokrates. Tu tust mir damit sogar noch einen Gefallen.“ Medeia lächelte andeutungsweise. „Ich bin mir sicher, Du kannst mit dem Haus doch sehr viel mehr anfangen als ich. Selbst früher hätte ichso ein Haus nicht gebrauchen könne.“ Ihr Olymp war nie ein Lupanar im herkömmlichen Sinne gewesen und Medeia hatte stets großen Wert auf eine Distanzierung ihrer anderen Tätigkeit und dem Olymp gelegt. Im Olymp wurde gespeist, getrunken und immer wieder gepflegte Gastmähler abgehalten. Was danach oder an anderem Ort geschah, mit Medeias Billigung, war eine andere Sache. Medeia hat auch niemals ihren Angstellten das Geld ihrer nächtlichen Verdienste abgenommen. Zudem hatte Medeia das damals nicht nötig gehabt. „Dann nimmst Du es an?“, fragte sie noch überflüssigerweise.

    Aufmerksam betrachtete Medeia Timokrates. Sie studierte den Glanz in seinen Augen, seine Mimik und seinen Gesichtsausdruck. Doch, in dieser Hinsicht war Timokrates ganz der Alte. Dabei fielen Medeia die feinen Fältchen um seine Augen auf. Auch um seinen Mundwinkel hatten sie sich tiefer eingegraben. Doch man sah ihm an, dass er das Vergnügen und Leben liebte. Es hatte sich auf seinem Gesicht verewigt. Mit einer Hand deutete Medeia auf die Tabula. „Mein lieber Timokrates, öffne es und Du wirst sehen, worum es sich dabei handelt.“ Medeias Blick wanderte im Park herum. Derartige schnöde Angelegenheiten waren ihr eigentlich selber zuwider. Aber sie wollte dieses Haus los werden und Timokrates konnte bestimmt mehr damit anfangen als Medeia. Dennoch würde sie nicht derart offen über solche Belange mitten im Heiligtum sprechen.

    Die ägyptische Sonne, unablässig strahlte sie vom blauen Himmel herab, erdrückte die Menschen, beglückte so manchen und machte Medeia jeden Tag mehr zu schaffen. Nachdenklich sah sie in den Himmel. Regnete es in Alexandria niemals? Seit dem Zeitpunkt ihrer Ankunft zumindest nicht. Ohne sie dazu aufgefordert zu haben, fächerte Olympia mit einem kleinen Palmwedel neben Medeia. Ärgerlich sah Medeia zu der Sklavin, die schnell das Blatt wieder hinter ihren Rücken nahm. Zwei plappernde Männer kamen vorbei, in Begleitung einer Schar von Sklavinnen. Medeia folgte ihnen mit dem Blick. So entging ihr durchaus das Wandern einer menschlichen Hand. Und erst als sie wieder dort war, wo sie hingehörte, sah Medeia zu Timokrates. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Das Erstaunen von Timokrates amüsierte Medeia durchaus. „Ich bin nicht mehr oder weniger eine Römerin als noch vor zwanzig Jahren.“ Natürlich sagte Medeia nicht 'vor mehr als dreißig Jahren zum Zeitpunkt ihrer Geburt'. Denn seitdem sie jenes schicksalhaftes Jahr überschritten hatte, versuchte sie das erstmal zu ignorieren. „Meine Mutter war eine Griechin, aber mein Vater ein Römer. Mein erster Mann ebenso.“ In Athen war die Mischung von Römern und Griechen doch an manchen Stellen recht ausgeprägt. Die Früchte all jener Römer, die der Bildung wegen in das Land kamen. Mit einem Mal merkte Medeia. Sie vermißte ihre Heimatstadt kaum noch. Wann hatte sie aufgehört, sich nach Athen zu sehnen? Wann wurde Rom zu ihrem neuen Heim? Sie wußte es nicht mehr.


    Nur schwer konnte Medeia das Zucken um ihre Mundwinkel unterdrücken. Sie wollte auch nicht die Fassunglosigkeit von Timokrates mit irgendwelchen Ordines mehren, in der sie der Kaiser berufen hatte. Aber das Domus Artoria würde Medeia nicht als ein edles Haus bezeichnen, wenn auch nicht ärmlich. „Vorerst habe ich mir ein Haus außerhalb von Alexandria erworben. Aber es ist noch ein wenig herunter gekommen. Und weitere Stufen der Politik in Rom werde ich nicht erklimmen. Ich habe auf eine Ernennung in den Senat verzichtet. Aber ich wäre auch niemals dorthin hinein berufen worden. Denn die Zeiten, in denen auch noch eine Frau es in Rom zu etwas bringen kann, sind entgültig vorbei. Kleingeister und Neider haben das zu verhindern gewußt.“ Medeia übersah dabei großzügig, dass auch der Kaiser maßgeblich an den Änderungen beteiligt war. Aber dem Kaiser gegenüber würde sie niemals Kritik zulassen. Zu lange hatte sie für ihn gearbeitet und wusste um die schwere Bürde, die er trug. „Ich danke Dir, Timokrates. Aber eine Gratulation ist unnötig. Sieh Dir die römische Politik an und dann wirst Du schnell erkennen, dass selbst der dümmste Römer noch Karriere machen kann. Hauptsache er hat den richtigen Patron und Unterstützer. Immerhin gibt es wenigstens noch einige wenige Männer, die ehrbar und lauter der Politik frönen.“ Natürlich dachte Medeia da an Männer wie Flavius Gracchus, der Medeia nachhaltig beeindruckt hatte. „Oder gratulierst Du mir gar zu meinem Praefectus?“ Medeia musterte ihn erheitert.


    Dass er wohl nicht über die letzten Jahre sprechen wollte, bemerkte Medeia durchaus. So bohrte sie dort nicht weiter. Wenn er etwas erzählen wollte, dann würde er das sicherlich noch freimütig tun. Selten lachte Medeia, es kam nur alle paar Wochen vor und dann meist auch recht verhalten. Doch jetzt tat es Medeia. Wenn auch milde und sanft dennoch. „Womöglich hast Du Recht, Timokrates. Allfällig gehört zu einem guten Politiker auch die Würze eines Ganoven, Schurken und Halsabschneiders.“ Medeia winkte Olympia heran und ließ sich eine Tabula reichen. Diese gab sie an Timokrates weiter. Die Tabula bestand aus zwei Teilen und war mit einem Lederband umwickelt. Innen waren die Wachsanteile einander zu gekehrt, so dass man die Tabula erst aufklappen musste. „Mir ist ein Haus hier in Alexandria in die...sagen wir Hände gefallen. Ich kann jedoch leidlich wenig damit anfangen. Mein Ehemann genauso wenig. Und meiner Familie möchte ich das nicht aufbürden.“ Medeia wartete einen Moment, dann fügte sie an. „Unter Umständen wärst Du daran interessiert?“ Die Art dieses Hauses und die Lage war in der Tabula niedergeschrieben.


    1. Fragen Sie sich nach dem Sinn ihres Lebens?
    2. Zocken sie stundenlang pupertäre Computerspiele, nur um sich noch mal jung zu fühlen?
    3. Überlegen Sie, ob Sie ihren VW Passat gegen einen Porsche eintauschen sollen?
    4. Haben Sie sich schon einen Urlaub in Rio gebucht und einen Whirlpool dazu mit drei knackigen Rio-Girls?
    5. Haben Sie die Liste aus dem alten Schuhkarton hervor geholt, wo drauf steht: „Was ich im Leben gemacht haben muss“?
    6. Sitzen Sie manches Mal so zu Hause rum?
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    Wenn Sie drei von den 6 Fragen mit „Ja“ beantworten können, dann möchten wir Sie beglückwünschen.
    Herzlich Willkommen im „Club der älteren Gentlemen“.




    Lieber Plautius,
    ALLES, ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG



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    Fasziniert betrachtete Medeia den jungen Mann vor sich. Es war etwas an ihn, was ihn außergewöhnlich machte. Nicht sein angenehmes Erscheinen, seine schöne Gestalt. Schönen, jungen Männern war Medeia oft in ihrem Leben begegnet, hatte selber einige davon früher angestellt gehabt. Auch die ausgesprochene Höflichkeit war es nicht, wenn sie auch für Medeia sehr angenehm war. Selten begegnete man Männern mit derart gepflegten Manieren. In Rom auch nur Männern höherer Schichten oder bei den Patriziern. Besonders bei einem Flavier war ihr derartiges aufgefallen. Wenn diesem auch eine gewisse Kühle immer angehaftet war. Nein, es war der Glanz in den Augen, der verklärte Gesichtsausdruck von Nikolaos, der Medeias Interesse zu wecken schien. Sinnierend betrachtete sie Nikolaos, suchte nach dem Kern dieser Andersartigkeit zu dringen, doch ein Blick genügte ihr nicht. Und schon fiel dies von ihm ab, wie ein Lichtschleier, der nur zu einem bestimmten Tag (wie in dem Tempel) den jungen Mann bedeckte.


    Aufmerksam lauschte sie ihm. Denn von seinen Worten (die aus seinem Mund doch ehrlich wirkten, war doch sein ganzes Gebarden von einer ehrenhaften Art) würde sie es abhängig machen, ob sie kommen würde oder nicht. Die Verehrung von Dionysos war immer eine zweischneidige Angelegenheit, nicht umsonst von manchen verpönt. Denn immer wieder nutzten manche Männer und Frauen diese, um lediglich einer Orgie zu frönen. (Auch schon in ihrer Jugend hatte sie ein oder zwei solcher 'Mysterien' miterlebt.) Etwas, was Medeia heute ganz gewiss nicht tun würde, war sie doch verheiratet und zudem dazu nicht in bester gesundheitlicher Lage. Und dass Greise daran teilnahmen, hieß noch lange nicht, es wäre nicht derartiger Natur. Gerade bei solchen Männern hatte Medeia immer wieder mit Erstaunen einen Satyr in ihnen festgestellt (früher natürlich und schon seit Jahren nicht mehr). Medeia sah auch hinauf zu dem Tempel und dachte eine Weile nach. Sie war kein dummes, junges Mädchen mehr. Und gewiss würde sie sich auch aus einer brenzligen Situation wieder hinaus manövrieren können. Medeia zog den Schleier zurecht und nickte schließlich langsam. „Gut. Gerne nehme ich Deine Einladung an, behalte mir jedoch vor, die Mysterien zu verlassen, sollten sie..“, sie zögerte kurz, denn sie wollte den jungen Mann nicht brüskieren. „...meine Kräfte übersteigen. Ich bin in letzter Zeit nicht mehr derart mit Vitalität gesegnet.“ Sie lächelte kurz und sah zu dem Eingang. „Wollen wir unserem Führer folgen?“