Es war wieder spät am Abend. Medeia hatte einen langen Arbeitstag hinter sich und war sehr müde. Doch innerlich war sie auch sehr aufgewühlt. Eine innere Unruhe hatte sie schon seit Tagen erfasst. Mit etwas von dem Weihrauch, den sie vor einigen Monaten gekauft hatte, ging sie langsamen Schrittes auf den Hausaltar zu. Das Lararium lag dunkel vor ihr und mit leicht zitternden Fingern entzündete Medeia die Öllampe auf dem Altar. Etwas matt sank sie auf das Kissen vor dem Altar und rieb sich die Schläfe.
Diese Kopfschmerzen wollten sie schon seit Tagen nicht mehr loslassen, aber einen Medicus aufsuchen wollte sie wirklich nicht. Es wäre ja auch zu lächerlich nur wegen ein paar Kopfschmerzen sich zu beklagen. Mühevoll begann sich Medeia zu konzentrieren. Wollte sie doch erst den Laren für die glückliche Reise danken, ehe sie noch den Tempel des Mercur aufsuchte. Sie schüttete den Weihrauch in ein Gefäß, nahm einen Holzspan. Sie zog sich ihre Palla über den Kopf und zündete den Holzspan an der Öllampe an. Den Span hielt sie anschließend unter das Weihrauch und das Brennmaterial dafür. Langsam fing es an zu glühen und nach einigen Momenten zog die erste Rauchfahne gen Himmel.
Medeia schloß die Augen und besann sich für einen Moment. "Oh ihr schützenden Laren, Ahnen unseres Geschlechtes und Hüter unserer Familie. Wieder mal danke ich Euch, für Euren Segen. Auch danke ich Euch, dass ihr wieder zwei Artorier nach Hause gebracht habt..." In dem Moment schoß ein brennender Schmerz durch Medeias Schläfe.
Stöhnend sank sie auf dem Kissen zusammen und krümmte sich. Wie eine glühende Nadel, die in ihr Kopf fuhr, fühlte sie der Schmerz an. Immer noch keuchend griff sie sich an den Kopf. Alles drehte sich um sie herum und es dauerte eine Weile ehe sie sich rühren konnte. Tränen des Schmerzes waren über ihre Wangen gelaufen. Ein Schluchzen ließ sie erzittern. Sie fasste nach dem Altarrand und zog sich hoch, während ihre Schulter immer noch zuckten. "Reiss... Dich.. zusammen, Medeia..." flüsterte sie leise keuchend.
Mühsam rappelte sie sich auf und holte keuchend tief Luft. Nach einer Weile klang das Zittern ab und sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ihr Blick irrte umher und fiel dann auf die Urne, in der sie ihren Mann aufbewahrte. "Ach, Quintus..." murmelte sie leise. Sie starrte auf die griechsichen Bilder, die die Urne verzierten und Szenen aus der Unterwelt zeigten. "Wenn Du doch noch hier wärst..." Sie schloss gequält die Augen.
"Aber ich bin doch hier, Medeia!" Medeia blinzelte einen Moment und sah verdutzt auf die Urne. Langsam drehte sie sich um und riss erstaunt die Augen auf. Ihr Blick hatte sich auf den Gang, der zur Culina führte gehaftet. "Quintus...!" murmelte sie atemlos.