"Hey, lasst sie weiterkämpfen!" rief der Mann, der auf Gabriel gesetzt hatte. Auch andere grollten über den Eingriff von Hektor und Phelippos. "Ach komm, Xerxes, ich geb Dir auch einen aus!" erwiderte der Zweite, der auf die Gegenseite gewettet und wohl schon den Verlust von 100 Sesterzen vorraus gesehen hatte. So kam es ihm wohl nicht ganz unrecht, dass die beiden Streithähne getrennt wurden. Der Erstere nickte etwas säuerlich und die beiden Männer wandten sich von der endenden Prügellei ab.
Hektor hatte Gabriel derweil fest gepackt. "Du kommst mit und denk nicht mal dran, noch mal Deine Faust zu schwingen." brummte er mißmutig und zerrte Gabriel in Richtung Treppen und dem Ausgang zu. Decius derweil hatte nicht vor, so leicht aufzugeben. Er hob seine Faust und schwang sie in Richtung von Phelippos. Dieser packte jedoch schnell dessen Handgelenk und schlug wuchtig mit seiner Faust in Decius Gesicht. Stöhnend sackte Decius zusammen und verlor das Bewußtsein. Phelippos erhob sich wieder und zog dabei Decius am Arm hoch. Mit Schwung warf er sich diesen leicht über die Schulter, als ob Decius nur ein Fliegengewicht wäre.
Langsam löste sich der Tumult wieder um den zerstörten Tisch auf. Die Frau mit der hohen Perrücke schüttelte noch mal den Kopf und bahnte sich den Weg durch die Gäste und trat an Medeias Seite, die gerade Gabriel folgen wollte. "Medeia?" Medeia, die sich eine rote Locke nach hinten strich, drehte sich um. "Ah, Diotima! Es tut mir leid!" Diotima, die Frau mit der auffälligen roten Perrücke, schüttelte den Kopf. "Medeia, soetwas kann ich nicht dulden hier." sprach Diotima mit ihrer ziemlichen tiefen Altstimme und auf Griechisch. Sie sah in Richtung des Tisches und schüttelte noch mal den Kopf. "Du zahlst mir den Tisch?" Medeia nickte und sah noch mal Gabriel und dem bewußtlosen Decius hinter her. "Gut, aber bring nicht noch mal so einen...Römer mit. Medeia, da gibt es noch etwas, was ich mit Dir besprechen wollte. Vielleicht können wir in ein paar Tagen, bei den Ringwettkämpfen, darüber sprechen?" Medeia sah Diotima kurz fragend an, nickte dann jedoch. "Aber natürlich. Bis dann, Diotima." Medeia wandte sich von ihr ab und drängte sich in Richtung Tür durch.
An den zerbrochenen Tisch trat wieder die junge Nymphe auf Tacitus zu. "Bist Du verletzt?" fragte die 'Nymphe' besorgt und lächelte liebreizend dazu. Sie nahm Tacitus Hand und führte ihn zu einem heilen Tisch. "Ich hoffe, Du lässt Dir nicht von denen das Fest vermiesen. Kommt, setz Dich doch..." Sie lächelte und sank auf eines der Kissen. Erwartungsvoll sah sie zu Tacitus hoch. Auch die anderen Gäste beruhigten sich wieder und das übliche Gemurmel und sogar das erste Gelächter trat wieder ein. Auch die Flötenspieler nahmen wieder ihr Musizieren auf.
Schnell lief Medeia die Treppen hoch, um nicht den Anschluss an Hektor, Phelippos, Gabriel und Decius zu verlieren. Hektor zog Gabriel zur Tür und schob ihn aus der Taberna raus. "Verschwinde und lass Dich hier nicht noch mal blicken!" brummte Hektor. Medeia trat durch die Tür hindurch. "Phelippos, tust Du mir einen Gefallen und trägst den Kerl noch einige Strassen weiter? Leg ihn irgendwo ab, der kommt schon alleine zu recht!" Sie lächelte den 'Türsteher' gewinnend an. Die Münzen, die sie ihm reichte, waren wohl ausschlaggebender. Phelippos trat ebenfalls heraus und verschwand um eine Häuserecke.
Medeia drehte sich zu Gabriel um. Sie lächelte ihn strahlend und dankbar an. Und für einige Sekunden schien sie nicht zu wissen, was sie sagen sollte. "Ich danke Dir!" meinte sie schließlich. Zögernd hob Medeia ihre Hand und berührte leicht und sehr kurz Gabriels Schulter. "Bist Du verletzt?" Sie sah ihn besorgt und musternd an, dann schüttelte sie lächelnd den Kopf. "Verzeih, ich bin Medeia. Und wie es aussieht, steh ich in Deiner Schuld..." Hektor derweil verschwand wieder nach innen und schloss vor ihnen die Tür.