Beiträge von Apollonius von Samothrake

    Deine Argumentation ist aber nicht wirklich nachvollziehbar. Erstens waren die frühen Christen nicht so eifrige Missionare, wie die mittelalterliche Christen. Zweitens war der heidnische Glaube und die Götter doch den Menschen sehr viel näher und bildlicher als der christliche Glauben es war und bis heute ist. Warum sonst wurden so viele heidnische Motive übernommen? Weil die Bevölkerung ihre heidnischen Symbole und Verehrungen weiter brauchten, was das Christentum nicht bot. Außerdem darf man in dem Zusammenhang auch den Mithraskult nicht vergessen.


    Überraschend einfach, warum das Christentum 'gesiegt' hat, ist es eben nicht ;)

    Apollonius nickte und aß einen Bissen von dem Räucherfleisch. Seitdem er kürzlichst überfallen wurde, hatte er auf Fleisch verzichtet, um mit seinem mitgenommenen Geld hinzukommen. Natürlich war das Essen an jenem Abend dann besonders angenehm, neben der Aussicht auf ein lukratives, aber auch interessantes Geschäft.


    "Gut, dann werde ich Kontakt mit Annaeus Metellus aufnehmen. Mal sehen, was sich geschäftlich dort ergibt. Ich werde Euch darüber dann natürlich sofort informieren."


    Er trank etwas von dem guten Wein und fügte an:


    "Mich könnt ihr am Besten hier erreichen. Ich habe ein kleines Gästezimmer in dieser Taverne angemietet. Und Ihr? Wo kann ich Euch erreichen?"

    Apollonius nickte nachdenklich. Die ein oder andere Idee hatte er schon.


    "Gut, ich denke mal, dass ich mich der Humoralpathologie widmen möchte und der Pneumalehre. Vielleicht werde ich auch noch einen Kurzabriss über meinen Kurs dazu liefern, für den ungeduldigen Leser sozusagen. Meint Ihr, dass würde als Dissertation reichen?"

    Apollonius lehnte sich leicht zurück und hielt den Weinbecher in seiner Hand. Er schwenkte den roten Saft in dem Becher umher und dachte kurz nach.


    "Nun, bis jetzt habe ich immer bei Decima Aemilia den Marmor erworben. Sie hat ein großes Angebot was die Marmorsorten angeht. Dunkler und roter Marmor aus Afrika, weißer Marmor von der Marmarainsel und auch aus italischen Steinbrüchen. Und die Lieferzeiten sind stets prompt und termingenau gewesen!"


    Er zuckte kurz mit der Schulter. An der Decimafamilie kam man einfach schwer vorbei. Auf die ein oder andere Weise hatte er mit einigen von ihnen zu tun, neben seinem Patron.


    "Aber natürlich bin ich gerne bereit mit einem anderen Händler ins Geschäft zu kommen, wenn seine Ware die gleiche oder bessere Qualität aufweist. Und da ich im Moment in Italia bin, kann ich auch jederzeit mit den Bauplanungen anfangen, soweit es mit eurer Terminplanung recht wäre! Wer ist denn der Händler, der Euch vorschwebt?"

    Etwas abwesend tätschelte Apollonius die Hand von Gabriel. Ein mildes Lächeln huschte dabei über sein Gesicht. Dann trat der Medicus etwas zur Seite und sah ernst und etwas überwältig von dem, was an jenem Tag passiert ist, Strabo an. "Gut, dann wird Euer Medicus sich ja ums Verband wechseln kümmern können. Ich habe eigentlich in Rom noch einiges zu tun, so dass ich nicht nach Gabriel sehen kann."


    Er sah zu Gabriel und seine Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen. Er seufzte kurz. "Ja, ich denke, ich gehe dann jetzt auch..." murmelte er. Sein Blick fiel auf die Soldaten. "Oder wie ist das Prozedere jetzt?" fragte er sie. "Soll ich noch zu den Cohortes oder gar zu den Praetorianer mitkommen." Irgendwie war ihm klar, dass die beiden Militäreinheiten unterschiedliche Farben trugen. Aber welche was für eine Farbe...? Das war ihm als Grieche ein Rätsel.

    Apollonius starrte groß vor sich hin. Kein Laut kam über seine Lippen. Mehr bemühte er sich seine Atmung unter Kontrolle zu halten und nicht zu hyperventilieren. In dem Moment, wo er überfallen wurde, war die Angst noch nicht so schlimm gewesen. Jetzt schlug jedoch das Bewußtsein zu, dass der Mann ihm die Kehle hätte aufschneiden können. Ja, Apollonius war nicht mehr der Jüngste, aber trotzdem hing er an seinem Leben.


    Blass starrte er dem Dieb hinter her und er atmete stoßweise ein und aus. Die näherkommenden Soldaten bemerkte er gar nicht. Langsam bügte er sich nach seiner Tasche, die er in seinem kurzen Schock fallen gelassen hatte. Hermes sei Dank, hatte er nur 30 Sesterzen in seiner Tasche gehabt. Ein herber Verlust, aber es würde ihn nicht ganz ruinieren, auch wenn er jetzt sparen musste.

    Apollonius sah von seiner blutigen Kleidung auf. In der einen Hand hielt er den Lappen, der ebenfalls eine Blutspur aufwies. Jetzt, wo die Behandlung von Gabriel nicht mehr seine Aufmerksamkeit erforderte, kamen die Bilder von der Strasse wieder. Immer wieder tauchte der Moment vor seinen Augen auf, als Hagen in das Schwert stürzte. Durch seine Hand war ein Mann gestorben. Apollonius konnte es immer noch nicht wirklich fassen. Abwesend sah er zu Gabriel und dann zu Strabo.


    "Mir danken? Wofür? Die Behandlung? Nein, das war ja nichts großes." Er schüttelte leicht den Kopf und stand auf, wobei er sich an der Liege festhielt. Ihm schwankte es kurz, doch er holte tief Luft und blieb für einen Moment ruhig stehen. "Habt ihr einen Medicus hier in der Castra?" fragt er Strabo.

    Apollonius sah sie erstaunt an und wurde dann tatsächlich ein wenig verlegen. "Ich danke Euch!" murmelte er. Das Kompliment brachte ihn kurz aus dem Konzept, doch dann fand er zu seinem eigentlichen Anliegen zurück.


    "Ja, in der Tat. Die Themenwahl...mein Dilemma ist in dieser Hinsicht, dass ich schon das meiste, also eigentlich alles relevante, in meinem Cursus abgehandelt hatte. Es bleibt nicht sonderlich viel übrig, es sei denn ich vertiefe eines oder mehrere der Themen. Ich könnte natürlich auch einen kürzeren Abriss der Medizin erstellen, für den schnellen Leser sozusagen. Was meint Ihr?"

    Ganz langsam wollte Apollonius nicken. Doch der Dolch erschreckte ihn einfach zu sehr, dass er sich nicht rührte. Ja, das waren die Strassen Roms und der Medicus hatte sie eindeutig unterschätzt. Sein Blick ging gehetzt von einer Strassenseite zur Anderen. Hilfe konnte er wohl kaum erwarten. Kurz sandte er ein Gebet zu den Göttern und Moiren, dass er hier nicht abgestochen wurde.


    "Ich...ja...Moment!" stammelte Apollonius und holte aus seiner Tasche seine Geldbörse hervor. Kurz spürte er den Grif seines Skalpells, liess dieses jedoch unbeachtet. In einem Gerangel würde Apollonius den Kürzeren ziehen, das war ihm klar. Apollonius wollte ihm den Geldbeutel reichen, doch dann fiel er ihm aus der Hand und landete klimpernd auf dem Steinplfaster. Erschrocken schloss der Medicus für einen Moment die Augen und hoffte, dass der Mann nicht überreagierte. Tief in seinem Inneren hoffte er jedoch auch, dass er ihn nicht um seine Schriftrollen erleichtern wollte.

    Apollonius beugte sich mit seinem Ohr ganz nahe an Gabriel, um seine Worte verstehen zu können. Doch das Genuschel war ihm zu sehr Unlatein. Er richtete sich wieder auf und fragte sich für einen Moment, wo Gabriel wohl her kam. Doch dann zuckte er mit der Schulter. Immerhin hatte er jetzt seine Ruhe und konnte endlich zur Tat schreiten. So griff er wieder nach etwas Leinen und tupfte die Wunde vorsichtig ab. Dann nahm er die Nadel und pieckste sicherheitshalber Gabriel ins Ohrläppchen, um zu sehen, ob er nicht nur simulierte.


    Anschließend wusch Apollonius seine Hände gründlich und fädelte den Katzendarm durch das Nadelöhr. Mit einer feinen Pinzette machte sich der Medicus ans Werk, wobei er die Haare scheitelte und zwischen den Wurzeln nähte. So würde es weniger Narben geben und die Haare konnten diese durchaus verdecken. Stich für Stich nähte Apollonius mit einer Gelassenheit, die von jahrelanger Übung zeugte. Seine Finger gingen dabei sehr geschwind zu Werke und die Knoten hatte er in eleganten und schnellen Handbewegungen zusammengeführt. Anschließend wusch er die Wundnaht noch einmal und schmierte etwas Paste, die er aus seiner Tasche holte, auf die Wunde. Danach legte er ein Stück Linnen auf die Wunde und band erneut einen Leinenverband um Gabriels Kopf.


    "So! Das schlimmste hat er überstanden!" meinte er an den Vigil gewandt. Sorgfältig wusch sich Apollonius die Hände. In dem Moment sah er, dass sie wieder zitterten. Sonst hatte er nie zitternde Hände, außer bei Kälte. Verblüfft starrte er darauf und holte tief Luft. Wieder kamen ihm die Ereignisse von der Strasse in den Sinn. Langsam sank er auf einen Stuhl neben der Liege und er wurde blass. Seine Hände griffen nach dem Linnentuch und er wischte sich übers Gesicht, wo er die angetrocknete Blutspur wegwischte. Seine Augen wanderten über seine blutige Kleidung...

    'Lauter und fromm will ich mein Leben gestalten und meine Kunst ausüben.' Der Satz aus dem hippokratischen Eid fiel Apollonius in dem Moment ein. Und auch die Zeilen, die dem Arzt jeglichen tieferen Kontakt mit seinen Patienten verbot. "Ist schon gut, Gabriel. Das Licht verschwindet schon wieder..." murmelte Apollonius verwirrt, während er ihm den Trank einflösste. Seine Worte von davor hatte er glatt wieder vergessen gehabt.


    Immer noch sehr verwirrt, stellte Apollonius den Trankbecher zur Seite. Für einen Moment sah er auf seine Instrumente und dann wieder auf Gabriel. 'Was für eine Schande!' dachte er sich. 'So ein schöner, junger Mann!' Aber die Römer waren leider etwas prüde in dieser Hinsicht. Der Medicus warf einen Blick auf den Miles. "Was gibs zu lachen?" fragte er barsch. "Noch nie einen Verletzten gesehen?"


    Apollonius trat an Gabriels Seite und beugte sich über ihn. "Na, junger Mann, das wird schon. Du wirst nicht sterben." Er musterte ihn und wartete darauf, dass er tiefere Gefilde und Geisteszustände erreichte, damit er die Wunde nähen konnte.

    Apollonius Augen weiteten sich erstaunt. Sein Erstaunen wuchs ins unermäßliche als Gabriel versuchte den Medicus zu küssen. Wann hatte zuletzt ein attraktiver junger Mann Apollonius schöne Augen gemacht? Es musste schon Jahrzehnte her sein. Außerdem wollte er doch mit jenem Kapitel seines Lebens abgeschlossen haben. Spätestens nach der Katastrophe in Alexandria. So kam nur ein erstaunte "Ähm..." aus seinen Lippen hervor.


    Doch dann hörte er Lachen in seinem Rücken und ihm fiel siedendheiß ein, dass er ja nicht alleine war. Wären die Umstände anders gewesen, Apollonius wusste nicht, ob er die Situation nicht ausgenutzt hätte. So schüttelte er den Kopf. "Du wirst nicht sterben, Gabriel. Los, trink das zuerst und dann sehen wir mal weiter mit dem Kuss!"

    Apollonius nickte kurz und ignorierte dann schlichtweg alles um seinen Patienten herum. Sorgfältig bereitete er auf einem kleinen Tisch ein Leinentuch aus und bereitete alle Instrumente darauf vor. Dann holte er etwas Wasser aus einem Waschkrug. Ehe er weiteres vorbereitete, wandte er sich wieder Gabriel zu. Vorsichtig entfernte er den durchgebluteten Verband und fing an die Wunde wieder auszuwaschen, um sich erst mal die 'Schäden' anzusehen. Die Nägel hatten Gabriels Kopfhaut aufgerissen und es war ein Wunder, dass sie sich nicht durch den Knochen und in sein Gehirn gebohrt hatten. Dann wäre Gabriel jetzt eindeutig tot. Aber der Medicus sah, dass er nähen musste.


    So holte er aus seiner Tasche einige Beutel hervor und rührte eine Mixtur, die auch Mohn enthielt, in einen Becher hinein. Dazu gab er etwas Wasser und stampfte mit einem Mörser die Wirkstoffe frei. Er beugte sich über Gabriel, nicht ahnend, dass er für eine rothaarige Schönheit gehalten wurde und meinte mit beruhigendem Ton. "Trink das, Gabriel!" Er hob vorsichtig Gabriels Kopf an, damit er besser das Gebräu schlucken konnte.

    Apollonius, der mit ins Lazarett gefolgt war, hob die Hand. "Immer mit der Ruhe, Miles!" Auch seinen Rang konnte Apollonius nicht ausmachen. Die römischen Ränge waren ihm auch unbekannt, bis auf, dass es wohl Centurios gab und Tribunen. "Legt ihn erst mal auf die Liege dort!" wies er den Soldaten der Stadtwache an.


    Dann trat Apollonius an die Seite von Gabriel und kramte wieder in seiner Tasche herum. Zwar hatte er gesehen, dass dort auch genügend Instrumente lagen, doch er brauchte einfach seine Eigenen. Er suchte sein Skalpell und seine Nähnadel hervor. Dann natürlich auch seinen Katzendarm, den er noch aus Alexandria hatte. "Einwände, wenn ich ihn behandle? Ich bin Medicus!"

    Apollonius schluckte einen Bissen herunter und insgheim, auch wenn er es sich nicht anmerken lassen wollte, staunte er nicht schlecht über die Ausmaße des Projektes. Das klang wirklich äußerst lukrativ.


    "Das Klima von Misenum wird sicherlich viele reiche Römer anlocken! Und der Kaiser wünscht ebenfalls eine Villa dort? Ja, für den Kaiser und die Kaiserin hat mein Betrieb schon einige Aufträge entgegen genommen." erwiderte Apollonius zuversichtlich. Er erinnerte sich noch gut daran, als Phokas ihm die Aufträge stolz unter die Nase hielt. Damals konnte Apollonius es ja nicht glauben, aber auch noch mehrmals danach wiederholte sich Aufträge aus der kaiserlichen Familie. "Ja, das klingt natürlich sehr verlockend für mich. Ich denke auch, dass wir uns über den Preis schnell einigen können." Er ließ sich etwas Wein einschenken und trank einen Schluck.


    "Für wann ist das Projekt denn geplant?" fragte er neugierig. Vielleicht würde es doch noch eine Weile dauern ehe er nach Tarraco zurück kehrte.

    Apollonius nickte Sura zu. "Ja, danke!" erwiderte er knapp und wendete sich zu Gabriel um. "Helft mir ihn zu tragen!" wies er die beiden Soldaten an und hob Gabriel vorsichtig unter der Schulter an. Mit Hilfe der Soldaten konnte er Gabriel auch hochheben und ließ sich seine Tasche reichen. Mit halben Ohr vernahm er Castra Vigilum und dass Gabriel wohl ein Vigil war.


    Das Gladius liess Apollonius neben dem Toten liegen. Er wollte dieses Ding wirklich nicht mehr anfassen. Doch den Gedanken an Hagen verdrängte er für den Moment. Jetzt zählte nur, dass Gabriel versorgt wird. Als sie vorbei an Sura kamen, nickte Apollonius nochmal dem Offizier zu. "Ich bleibe dann erst mal in der Castra, falls ihr etwas zu den Geschehnissen wissen wollt."


    Dann ging er mit den Soldaten durch die Menschenmenge hindurch und trug Gabriel mit in Richtung der Castra Vigilum. Dabei ließ er sich von den Soldaten auch gleich den Weg zeigen.

    "Gabriel? Gut, Gabriel...Ihr müsst ruhig liegen bleiben! Es wird schon alles werden" mahnte der Medicus Gabriel an, während er sich wieder über ihn beugte. Apollonius nahm seinen Überwurf und faltete ihn. Dann legte er diesen vorsichtig unter den Kopf von Gabriel, den er auf diesen improvisierten Kissen ablegte. Der junge Mann lag in seinen Augen schon viel zu lange hier, aber die Soldaten wußten wohl selber nicht so recht, was sie machen sollten.


    Nochmals stand er auf und trat dann auf den Soldaten zu, der gerade ankam und wohl das Ruder übernahm, Caius Octavius Sura. "Salve, Miles!" Mit den Rängen kannte sich Apollonius wirklich nicht aus, so dass es ihm als die einzig passende Anrede vorkam. "Mein Name ist Apollonius von Samothrake. Ich bin Medicus. Dieser Mann..." Er deutet dabei auf Gabriel. "...ist schwer verletzt und muss von hier weggebracht werden, damit ich ihn behandeln kann."

    Apollonius Augen leuchteten kurz auf als er das gute Essen sah. Er hatte heute viel zu wenig gegessen. Hatte ihn mal wieder die Beschäftigung des Geistes zu sehr in Anspruch genommen. So ließ er sich auch nicht lange bitten und aß von den guten Speisen.


    Interssiert hörte er dabei Aelius Callidus zu. Einige Villen in Misenum? Misenum...Apollonius dachte kurz über die Stadt nach, die im Süden Italias lag. Das Klima soll dort doch hervorragend sein und auch das Meer klar und blau. Auch lag Capri dort in der Nähe. Aber auch der Vesuv und Pompeji kam dem Medicus dabei in den Sinn. Aber gut, es lagen noch andere Städte dort, die von den Reichen Roms als Erholungsgebiete dienten.


    "Ja, das klingt nach einem sehr interessanten Projekt. Wieviele Villen sind denn in der Stadt geplant? Oder dachtet Ihr bei dem Bauprojekt eher an die Rahmenbedingungen?"