Beiträge von Apollonius von Samothrake

    Unbehaglichen Blickes musterte der Gladiator das Treiben um ihn herum. Doch sein Blick ging immer wieder mißtrauisch zu Sica hinüber. Anscheinend machte Sica ihm mehr Sorgen, als die ersten Versuche von Apollonius Schüler.


    Das änderte sich jedoch schlagartig als Cicero seinen Arm nahm und fixierte. Ein leises Stöhnen, was er nicht mehr unterdrücken konnte, kam über seine Lippen. Skeptisch musterte er Valeria. Ganz offentsichtlich traute er ihr das Künststück, ihm den Knochen wieder zu richten, nicht ganz zu.


    Apollonius derweil ist an die Seite herangetreten und beobachtete genau die Arbeit von Cicero und Valeria. So sagte er etwas abwesend zu Raeticus. "Insgesamt muss der Arm mindestens für 3 bis 4 Wochen so verbunden werden. 5 bis 6 Wochen wären jedoch besser. Die Verbände außen sind auf jeden Fall zwei Mal die Woche zu wechseln. Den Rindenverband kann man jede Woche auswechseln. Sollte er vorher brechen, muss er natürlich auch ausgetauscht werden. Dabei kann man auch immer wieder den Arm kontrollieren, ob sich ungute Veränderungen, wie abnormale Blutergüsse oder Verfärbungen zeigen, die eine Amputation notwendig machen. Sollte der Bruch komplezierter sein, kann die Heilung auch länger dauern. Auch hängt das vom Alter des Patienten ab. Je jünger, desto schneller wächst der Knochen wieder zusammen."


    Bei dem Wort Amputation schluckte der Gladiator sichtlich und schien im große Sorge zu bereiten.

    Apollonius nickte und schien nicht sonderlich von den Schmerzen des Gladiators beeindruckt zu sein."In der Tat, Cicero, sprichst Du einen guten Punkt an. Auch bei solchen Brüchen kann es vorkommen, dass sich kleinste Knochensplitter vom Knochen lösen, von uns jedoch nicht feststellbar sind. Wir müssen da wohl auf die Heilkräfte der Natur vertrauen." Er sah zum Gladiator, der mißmutig zu den Schülern sah und wohl darauf hoffte, dass diese ihre Untersuchungen abgeschlossen hatten.


    "Außerdem gibt es noch einen wichtigen Umstand, den ich bis jetzt noch nicht erwähnt habe. Nicht immer werdet ihr einen Bruch ertasten können. An verschiedene Knochen werdet ihr aufgrund der äußeren Hülle mit den Fingern niemals heran kommen. Am Unterarm ist dies gut zu tasten, da die Knochen selbst bei einem muskulösen Gladiator noch zu fühlen sind. An seinem Oberarm hättet ihr jedoch arge Schwierigkeiten dabei bekommen. Da hättet ihr eher auf das Knochenknirschen und einem unnatürlichen Knochenwinkel als Anhaltspunkt zurück greifen müssen."


    Apollonius dachte kurz nach und setzte seine Rede dann fort. "Außerdem verhärten sich die Muskeln gerne bei Verletzungen. Dies dient dem Schutz des Körpers. Auch hier hättet ihr am Oberarm größere Schwierigkeiten. Ob dieses Umstandes habe ich auch dem Gladiator heute morgen schon einen Sud aus Mohnsaft verabreicht. Dies bewirkt unter anderem, dass er unter weniger Schmerzen zu leiden hat und auch, dass die Muskeln lockerer werden. Ohne diesen Sud hättet ihr Beide ihn mit Sicherheit nicht so untersuchen können ohne, dass es ihm fast die Besinnung geraubt hätte. Bei Brüchen reagiert ein Mensch schon bei dem kleinsten Druck sehr sensibel."


    Apollonius trat an den Gladiator heran und klopfte ihm auf die Schulter der unverletzten Seite. "So, jetzt kümmern wir uns um Deinen Bruch!" Zufrieden dreinschauend, wandte sich Apollonius an Sica. "Bring doch bitte die Holzschiene, die Wasserschale, die Rinde und die Verbände rüber!" befahl er ihm. Da er den Rücken zu dem Gladiator gewandt hatte, bemerkte er nicht, wie der Gladiator einen haßerfüllten und verächtlichen Blick auf Sica warf und ihn am liebsten mit seinen Augen erdolcht hätte.


    "Da der Bruch geschlossen ist, ist die Behandlung relativ einfach! Wir werden den Knochen, so gut es geht, wieder in seine ursprüngliche Position bringen und anschließend fixieren!"


    Er deutete auf die Materialien, die ihm Sica heranbrachte. "Das Holzstück dient dem Knochen als Stütze. Dieses Stück ist aus festem Pinienholz. Eigentlich nehme ich lieber Kirschholz oder Kastanie. Buche ist, meiner Meinung nach, dem Heilungsprozess nicht ganz zuträglich. Aber am Holz scheiden sich die Meinungen und es wird Eurer eigenen Erfahrung überlassen bleiben, welches ihr dann wählt."


    Zerstreut krazte er sich den Bart. "Bevor ihr mit der Behandlung anfangt, ist es wichtig, dass ihr alles schon sorgfältig gerichtet habt. Es wäre mehr als ärgerlich, wenn ihr noch mal von vorne anfangen müsst, weil der Verband oder die Rinde nicht bereit legt. Kontrolliert lieber alles noch mal vorher nach!"


    "Zuerst werde ich Euch alles der Reihenfolge nach erklären. Danach möchte ich, dass zwei von Euch unter meiner Anleitung den Arm schienen werdet!"


    Er ging auf die Materialen zu und deutete auf die einzelnen Zutaten. "Die Schiene habe ich Euch schon erklärt. Vorher müsst ihr jedoch abmessen, ob die Schiene auch die richtige Länge hat. Wichtig für die Schiene ist, dass sie so lang ist, dass die Schiene jeweils zwei Gelenke mit umfasst. Hier also sollte die Schiene von etwas über dem Ellbogen bis unterhalb des Handgelenkes gehen."


    "Dann legt ihr die Rinde von der Birke in lauwarmes Wasser ein, damit das Wasser die Rinde aufweicht. Die Rinde wird später um den Verband gelegt und wenn sie trocken ist, wird sie so hart, dass sie Verband und Schiene noch mal zusätzlich fixiert. Der Verband sollte im übrigen gewaschen und sauber sein, wie immer bei Euren Behandlungen! Genauso wie Eure Hände."


    "Gut, kommen wir zur Behandlung. Zu allererst möchte ich voranschicken, dass ihr Euren Patienten nicht unnötig quälen solltet. Gebt ihm ein Mittel gegen die Schmerzen. Von so manchen Kämpfern werdet ihr wohl hören, dass sie soetwas nicht brauchen, aber das ist der größte Humbug. Denn zum einen ist das doch sehr schmerzhaft, zum Anderen erleichtert es Eure Behandlung ungemein, wenn ihr nicht ständig gegen den Widerstand der Muskeln ankämpfen müsst."


    Er sah kurz zum Gladiator, dann wieder zu den Schülern. "Als erstes müsst ihr den Bruch richten, um ihn anschließend zu schienen. Einer hält dafür den Oberarm, das Ellbogengelenk und den darunterliegenden Knochenteil. Der Andere nimmt das Handgelenk und den darüberliegenden Knochen. Dann zieht der Untere an dem Knochen und versucht ihn wieder in eine gerade Linie zu bringen. Dafür müsst ihr jedoch die Gelenke gut im Griff haben, ansonsten könnt ihr Euch anschließend noch um ein ausgekugeltes Gelenk kümmern, was nicht sehr erfreulich wäre."


    Er nickte dabei und fuhr fort. "Habt ihr das so gerichtet, könnt ihr entweder noch ein drittes Händepaar dazurufen, oder derjenige, der bis dahin den Oberarm gehalten hat, greift nun mit der Zweiten Hand an das Handgelenk und hält den Knochen fixiert. Bitte dabei beachten, immer beide Gelenke mit zu fixieren."


    Er deutet auf die Schiene. "Gut, jetzt legt ihr die Schiene an. Vergesst wieder nicht, die Schiene muss über den Ellbogen und über das Handgelenk hinausragen. Jetzt kann der Erste, der den Arm noch hält, Arm und Schiene halten. Der Zweite nimmt den Verband und fängt an, die Schiene zu umwickeln. Am Besten von unten nach oben. Wickelt aber Euren Helfer nicht in den Verband ein. Das wäre ein wenig ungeschickt. Anschließend nehmt ihr die feuchte Rinde und wickelt diese fest um den Arm herum. Danach nehmt ihr wieder einen Verband und legt ihn um den Rindenverband. Anschließend bindet ihr eine Schlaufe aus einem Tuch, wie ich das hier schon gemacht habe und legt den Arm vorsichtig in die Tuchschlaufe. Und fertig!"


    Er sah zu seinen Schülern. "Fragen? Freiwillige?"

    Es war endlich mal wieder ein schöner Wintermorgen als der praktische Unterricht in der Schola seine Fortsetzung nahm. Das Schwein war entsorgt worden, wohl die leidige Aufgabe des armen Sica wieder mal. Wieder sollten alle, die noch nicht zu ihren Truppen oder sonstigen Verpflichtungen zurück mussten, sich in der Halle versammeln, deren Boden sorgfältig von den Blutspuren des Nahtkurses gereinigt wurde.


    So kam auch Apollonius herein. Dieses Mal nicht der Erste, sondern schon recht spät. Freundlich grüßte er die schon Anwesenden und seinen Schritt folgten zwei Männer aus der Gladiatorenschule. Zum einen sein Gehilfe fürs Grobe und zum Anderen offentsichtlich ein Gladiator, der eine Schlinge um seinen Arm trug und sich um eine stoisch gelassene Miene bemühte, obwohl er immer mal wieder vor Schmerz sein Gesicht verzog.


    "Guten Morgen, meine Schüler!" begrüßte Apollonius die schon Anwesenden enthusiastisch. Er schien recht gut gelaunt zu sein und er wies mit einem leichten Kopfnicken auf den Gladiator. "Eine glückliche Fügung für den Kurs, für die Gladiatorenschule eher ärgerlich. Dieser Gladiator hat sich heute früh den Arm gebrochen. So werde ich Euch heute zeigen können, wie man einen gebrochenen Arm am Besten wieder richten und behandeln kann." Er blickte zu dem Gladiator. "Setz Dich auf den Tisch dort!"


    Dann wandte er sich wieder an Alle. "Warten wir noch auf die Nachzügler!" So gesprochen, so getan. Apollonius suchte derweil einige Verbände und einige Materialien zusammen, die er für die Behandlung des Gladiators brauchte.


    Nach einigen weiteren Momenten sah er sich um und nickte zufrieden. "Alle da? Gut, dann beginnen wir!" Er richtete sich in seiner Pose auf, die er oft einnahm, wenn er zu einem längeren Vortrag ansetzte. "Heute werden wir das Behandeln von Frakturen durchnehmen. Dazu will ich noch einige Vorworte sagen. Es gibt diverse Arten von Brüchen. Zum einen gibt es Brüche, wo der Knochen nicht ganz entzweit ist. Obwohl der Patient dabei unter ähnlichen Symptomen und Beschwerden leidet, ist dies ein Bruch, der nicht so schlimm ist und auch oft leicht wieder heilt. Dann gibt es die Brüche, die schwerwiegenderer Natur sind. Die Brüche, wo der Knochen in viele Splitter aufgeteilt ist. Solche Brüche sind mit beträchtlichem Aufwand zu behandeln, erfordern manchmal einen chirurgischen Eingriff und kann in vielen Fällen auch mit der Amputation enden." Er nickte und zeigte mit einer Hand zu der großen Knochensäge und verschiedensten Amputationsbestecken, die auf einem anderen Tisch sorgfältig aufgereiht waren.


    "Zwischen diesen beiden Extremen, liegt noch der gemeine Bruch, wie sie der Laie kennt. Knochen durch und somit gebrochen!" fügte er leicht lächelnd an. "Aber auch hier gibt es noch zwei wichtige Unterscheidungen. Zum einen gibt es den geschlossenen und den offenen Bruch. Der offene Bruch unterscheidet sich vom Ersteren dadurch, dass der Knochen sich durch das Muskelfleisch, das Gewebe und die Haut durchgebohrt hat und von außen gut zu erkennen ist."


    Er fuhr sich kurz über den Bart und fuhr ruhiger Stimme fort. "Der andere Bruch ist nicht immer leicht zu identifizieren. Es gibt verschiedene Symptome, die bei einem Bruch auftauchen. Zum einen natürlich die Verfärbung der Haut, die Rot- bis Blaufärbung, das Anschwellen der betroffenen Körperregion und dann der Schmerz, der sich damit einstellt. Dies sind jedoch alles sehr diffuse Symptome, die noch lange einem Medicus nicht verraten, ob der Knochen auch wirklich gebrochen ist, da diese Beschwerden auch bei einfacheren Verletzungen auftreten. Wichtige Hinweise auf einen tatsächlichen Bruch, der geschlossenen Natur, geben zwei Anhaltspunkte. Zum Einen ein unntatürlicher Winkel des Knochens, wenn zum Beispiel der Beinknochen nicht mehr gerade ist. Dann kann man einen solchen Bruch ertasten, was natürlich für den Patienten sehr schmerzhaft ist. Der Knochen kann sich bei genauerer Betastung wie ein Absatz oder Stufe anfühlen und es sind auch Knochenreibungen unter den Fingern zu spüren oder zu hören! Kommt mal näher an unseren Patienten!"


    Er winkte seine Schüler näher heran. "Wer will es mal wagen, den Gladiator zu untersuchen?" fragte er in die Runde.

    Apollonius hatte wieder seinen hinteren Platz eingenommen und lauschte Cicero aufmerksam. Sein Gesicht zeigte keine Regung während des Vortrages, wenn ihm auch kein Wort entging.


    Als Cicero mit seinem ersten Teil zu Ende war, nickte Apollonius zufrieden. "Ein hervorragender Vortrag! Ich kann mich dem nur in der Empfehlung anschließen, die Werke des Dioskurides aufmerksam zu studieren." Er kratzte sich am Bart. "Ja, ich bin Dioskurides vor vielen Jahrzehnten als ich selber noch ein Schüler war begegnet. Wo und ob er sich heute noch herumtreibt, kann ich leider nicht sagen. Ich bezweifel es jedoch stark, dass er noch unter den Lebenden weilt."


    Dann hörte er wieder den Vortrag zu, der dieses Mal etwas kürzer war. Schließlich stand er wieder auf. "Mein alter Lehrer in Alexandria erwähnte mir gegenüber einst..." begann er zu sprechen als er vor ihnen angelangt war. "...dass der Heilkult des Asklepios und der Heilkult des Imhotep, der Gott der ägyptischen Ärzte, in enger Verbindung einst standen. Es heißt auch, dass der Tempelschlaf und einige anderen Heilmethoden in den Heilzentren von Ägypten stark beeinflusst waren. Nur soviel noch zu dem Thema." Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken. "Aber ergänzend muss ich noch eines hinzufügen. Die Aufteilung der Ärzte in verschiedene Fachrichtung, wie die des Artzes für Augen, für Chirurgie oder die Inneren Leiden, gibt es auch heute im römischen Reich und auch der hellenistischen Welt. Diese Spezialisierung ist durchaus weit verbreitet und war nicht nur bei den Ägyptern üblich."


    Er blickte zu den Schülern. "Fragen bis jetzt?"

    Apollonius hatte wieder den Platz hinten im Saal eingenommen und hörte dem Vortrag von Seneca aufmerksam zu. Ab und an nickte er, hob interessiert die Augenbrauen und nickte wieder.


    Als Senca den Vortrag beendet hatte, stand der Medicus auf und trat vor die Schüler. Er blickte zu Seneca und nickte nochmals zufrieden. "Ein sehr guter Überblick. Ich denke, dass wir noch alle was daraus lernen konnten. Ich muss ja ehrlich zugeben, dass ich mich mit den internen Strukturen im Militär nur grob auskenne!" gab Apollonius zu.


    Apollonius besah sich seine Schüler, ob sie fragende Gesichter zeigten, die offenbarten, dass sie noch Fragen hatten. Dann sah er zu Cicero, dass er seinen Vortrag halten konnte.

    Apollonius ging langsam zwischen den Tischen der Schüler hin und her und musterte ihre Bemühungen, Erfolge und Fehlversuche. Er blieb einige Momente hinter Sica stehen und nickt zufrieden. Nachdenklichen Blickes musterte er ihn, dann ging er weiter. Bei Ciceros Frage blieb er stehen und nickte leicht. "Natürlich wäre es geschickt, wenn wir auch das Fettgewebe darunter fixieren könnten. Aber nachdem die Haut zusammen gewachsen ist, würden wir die Fäden nicht mehr heraus bekommen. Und wer will schon ein Stück Katzendarm in sich behalten?" Er lächelte leicht, was nicht leicht zu bemerken war. Sein Bart verdeckte einfach zu viele seiner spärlichen Gefühlsregungen.


    Sim-Off:

    Da stellst Du mal ne gute Frage. Ich persönlich denke auch nicht, dass es in der Antike gemacht wurde, da die Fäden sich nicht im Körper auflösen, wie es heute der Fall ist. Sprich, es würde zu einer Abstossungsreaktion kommen.


    Er nickte zufrieden als er die wachsenden Erfolge sah. Bei jedem der Schüler, Valeria, Cicero, Seneca und Maximian blieb er ebenfalls stehen und beobachtete sie eine Weile oder korregierte mal ihre Handbewegung mit einigen wenigen Worten. Immer wieder ließ er seine Schüler aus der Schola und von außerhalb üben und an ihrem Hautstück nähen bis er einigermaßen zufrieden schien. Als die Sonne schon tiefer gewandert war, nickte er vollends zufrieden. "Sehr gut! Ich denke, wir machen für heute Schluss. Morgen in der Frühe geht es dann mit den Verbänden weiter. Wer weiß, vielleicht finde ich für Euch noch das ein oder andere Anschauungsobjekt!"

    Apollonius sah zu Cicero und dachte über seine Frage nach. Sein Hand rieb sein Kinn und zwirbelte Gedanken verloren die Barthaare. "Hmm! Ein durchaus interessantes Experiment. Es gibt jedoch zwei Hauptprobleme. Zum Einen können die Lungen nicht so einfach aufgeblasen werden. Wie willst Du das technisch bewerkstelligen? Außerdem ist die allgemeine Lehrmeinung, im Moment, dass das Herzfeuer erlischt, sobald das Leben aus dem Körper verschwindet, wie auch das Seelenpneuma entweicht. Aber ehrlich gesagt, habe ich noch nicht von diesem Experiment gehört. Vielleicht magst Du Dich daran wagen?" Er nickte und dachte noch einmal einige Schläge seines lebendigen Herzens über diesen Vorschlag nach, den er durchaus interessant fand. Doch schließlich riss er sich von schon den ersten Gedankengängen, wie man das bewerkstelligen konnte, los und widmete sich wieder der Lehre.


    "Wenn noch Fragen bezüglich der Anatomie bestehen, könnt Ihr sie jederzeit stellen, auch alle anderen Fragen, die zur Medizin gehören! Aber kommen wir doch zu unserer praktischen Aufgabe. Und zwar widmen wir uns jetzt dem Handwerk. Heute werden wir uns dem Nähen, dem Richten von Knochen und dem Einrenken von Gelenken widmen! Alles Dinge, die sich sehr schwierig anhören, in Wahrheit jedoch sehr einfach sind."


    Er klatschte in die Hände. "So, fangen wir an. Jeder nimmt sich bitte von dem großen Tisch eines der Nähbestecke- eine Nadel, Faden aus Katzendarm, ein Skalpell und ein Stück Leinen! Auch Du, Maximian!" meinte er an den Sohn des Senators gewandt. Er wartete bis jeder sich das gewünschte holte.


    Währenddessen wandte er sich an Sica. "Schneide bitte sieben große Stücke mit der Haut aus dem Schwein!" Nachdem alles so erledigt war, die Schüler ihre Instrumente hatten und wieder bei ihm waren, sah Apollonius zufrieden in die Runde. "Jeder von Euch bekommt so ein Stück Schweinefleisch mit Haut. Daran könnt ihr dann Eure Nähversuche machen! Ich zeige Euch, wie ihr das macht, dann übt ihr an Eurem Stück." Er winkte die Schüler näher und legte ein großes Fleischstück auf einen Tisch. Auch sah er zu Sica. "Nimm Dir auch ein Nähbesteck, Sica. Ich möchte, dass Du das ebenfalls übst!"


    Dann wandte er seinen Blick wieder der zahlenden Kundschaft zu. "Wenn ihr eine Wunde wie diese habt..." Er nahm ein Messer von dem Tisch und stach brutal in das Fleischstück. Grob vergrößerte er den Schnitt und legte das Messer wieder zur Seite. "Dann habt ihr eine sehr unsaubere Wunde!" Er sah auf und in jedes der Gesichter, ob sie ihm auch folgten.


    "Deswegen müsst ihr die Wunde manchmal etwas säubern, damit der Nahtrand schön glatt ist. Dafür verwendet ihr das Skalpell! Aber mit sauberen Händen bitte!" fügte er mit gerunzelter Stirn an. Er nahm das Skalpell und fing an, ganz sorgfältig und sehr sparsam etwas von der Haut am Wundrand wegzuschneiden. "Habt Ihr dieses erledigt, kommen wir zu der eigentlich Naht. Natürlich reinigt ihr die Wunde zuerst. Essigwasser oder Kräuterwasser sind dafür besonders geeignet. Danach fädelt ihr Faden auf die Nadel. Katzendarm ist am besten geeignet, da der Faden sehr geschmeidig ist."


    Er fädelte sorgfältig den Faden auf. "So, es gibt zwei Techniken die Haut zusammen zu nähen. Die einfachste und auch stabilere Technik ist das Zusammennähen der Haut von Außen. Er nehmt die Hautlappen zusammen und näht sie so zu. Die andere Technik ist von unten zu nähen. Sprich, ihr näht die Haut auf der Unterseite bis zum Unterrand der Wunde zusammen. Damit wird die Narbe kleiner und nicht so unschön, aber die Wunde hält in der Heilungsphasse nicht ganz so gut. Deswegen werden wir heute auch die erste Technik üben."


    Er nimmt die Nadel fest in seine Hand. "So,zuerst führt ihr die Wundränder zusammen, dann stecht ihr in die Haut von oben hinein und auf der anderen Seite durch. Ganz wie bei einem Stoff. Dann nehmt ihr den Faden und verknotet ihn mit einem Doppelknoten. Nach dem das getan ist, schneidet ihr den Faden mit dem Skalpell ab. Etwas danben wiederholt ihr das bis die Wunde zu genäht ist." Er machte es ihnen vor. Seine Bewegungen waren sehr geübt dabei und in einer eleganten Bewegung verknotete er den ersten Nahtstich. Dann schnitt der den Faden ab und setzte weiter an, verknotete wieder, schnitt ab und machte weiter, bis die Naht zu war.


    Er sah auf und blickte fragend herum. "Fragen? Sonst nehmt Euch ein Stück des Schweines und übt selber. Die Wunden könnt ihr selber beifügen!"

    ~Noch etwas vor dem Vortrag~


    Cicero bekam nach dem Unterricht die Themen, die er seinen Mitschülern vortragen sollte, ehe auch er aus dem Unterricht wieder entlassen wurde.


    ~Valerias Vortrag~


    Apollonius hat etwas hinter den anderen Schülern gesessen und seine Arme vor seiner Brust verschränkt. Sein Blick war aufmerksam auf Valeria gerichtet, wobei er während des Vortrages seine Miene weder verzog, noch irgendwelche Unmutszeichen äußerste. Aber auch in die andere Richtung wirkte sein Verhalten gemäßigt.


    Als Valeria geendet hatte, nickte er langsam. "Sehr schön, Valeria. Ein sehr guter Vortrag, aus dem sicher alle noch lernen konnten. Auch der Vortrag über Dioskurides Bücher war gut. Aber vielleicht erklärst Du noch einige Begriffe, die wohl nicht jedem hier klar sind?"


    Er kratzt sich am Bart. "Adstringierend, Kataplasma und Dysenterie!"




    /[SIZE=7]Edit: Verflixte Rechtschreibung[/SIZE]

    "Naturwissenschaft? Einen solchen Ausdruck gibt es nicht, Romanus. Aber alles was die Natur und die Erkenntnis damit betrifft, ist in der Tat die Naturphilosophie!" Er kratzte sich geistesabwesend am Kinn.


    "Wenn es Dich interessiert, kann ich Dir mal eine kleine Einführung in die Naturphilosophie geben. Im Übrigen kann man es auch ohne das Militär weit bringen, auch in Rom...bei den Barbaren!" Die letzten drei Worte waren leise in seinen Bart gemurmelt.


    "Aber gut, das war es auch, was ich wissen wollte, Romanus." Er nickte wieder abwesend, schon wieder in seine Gedanken gefangen.

    Sim-Off:

    Kein Problem, wenn Du mir verzeihst, dass ich immer annehme, dass Sica meine Anweisungen ausführt :)


    "Sehr gut, Cicero!" Er deutet kurz mit seiner blutigen Hand auf Cicero und nickt. "In der Tat werden wir die Kennzeichen der Poren in der Herzkammer finden. Die Poren sind für den Übertritt des Pneumas, der Wärme und des Blutes wichtig."


    Während seiner Rede, schneidet er sorgfältig das Herz auf. Dabei schneidet er jedoch nicht einfach in der Mitte durch, sondern mit einem schrägen Schnitt von oben links nach unten rechts.


    "Auf eine gewisse Weise trennt das Septum durchaus das warme und kalte Blut, aber nicht so klar. Das Blut wird im Herzen zum Kochen gebracht, ständig durch das Atmen mit Pneuma versorgt. Dadurch entsteht das wichtige Pneuma zootikon, das den Grundstoff für das Seelenpneuma bildet. Aber nicht das Septum selber erhitzt das Blut, sondern tatsächlich ein Herzfeuer."


    Apollonius sieht zu Seneca. "Nein, das Septum ist nicht die Trennwand zwischen Herz und Brusthöhle. Sondern die Trennwand zwischen den beiden Kammern. Die äußere Haut wird auch das Perikard genannt." Er nickt ihm freundlich zu, wohlwollend, dass Seneca sich zu Wort gemeldet hat.


    Apollonius klappt das Herz auseinander und etwas warm dampfendes Blut läuft ihm über die Hand. Geduldig taucht er das Herz in eine Waschschüssel und zieht es nach einigem hin und her schwenken wieder hervor.


    "Hier seht ihr, dass es im Inneren keine glatte Wand gibt, sondern eine Art Reliefstruktur. Zwischen den Mustern sind die haarfeinen Poren für die Hitze und den Übertritt des Blutes." Er hält es allen fast unter die Nase, damit jeder sich die 'Poren' genauer anschauen kann. "Aber genug zum Herzen!" meint er schließlich. "Sehen wir uns noch die Lungen an, dann wenden wir uns praktischen Dingen zu!"


    Er geht mit seinen Schülern zum Schwein zurück und zieht wieder die Rippen auseinander. Mit etwas Gewalt macht er sie auseinander. Darunter sieht man eine große Höhle mit den eingefallenen Lungen. "Wie Ihr seht, ist der Lungensack eingefallen, sobald der Körper aufgeschnitten wurde und keine Luft mehr hineinströmt. Wie ein Ledersack ohne Inhalt. Von der Lunge gehen mehrere große Gefäße zum Herzen, damit das Pneuma direkt in die Herzkammer gelangt!"


    Er dreht sich zu seinen Schülern um und greift nach einem Leinentuch, um sich seine blutigen Hände abzuwischen. "Wir hätten damit die groben Grundzüge der Anatomie. Grob, weil man sich wirklich noch viel Intensiver damit beschäftigen kann. Besonders die Neurae, die das Pneuma transportieren. Aber das erfordert dann Euer eigenes privates Studium, wenn es Euch interessiert!"


    Aufmerksam sieht er von Einem zum Anderen. "Fragen?"

    "In der Tat hat Valeria das Chylus richtig erklärt!" Er blickte jedoch leicht tadelnd zu ihr. "Aber Maximian kann die Bedeutung des Chylus auch nicht kennen, da er nicht an der Vorlesung teilgenommen hat!"


    Apollonius ging einen Schritt nach vorne, während er weitersprach. "Nun, das Chylus teilt sich in zwei Kategorien auf. Das reine und das unreine Chylus, das unreine Chylus wandert in die Milz und wird dort in die schwarze Galle umgewandelt. Es werden beide Teile also als Chylus bezeichnet."


    Auf die Frage zum Darm hin, hob Apollonius eine der Dünndarmschlingen hoch. "Seht Ihr, wie dünn dieser Schlauch ist? Damit wird das Chylus schön langsam durch den Körper gebracht. Stellt Euch vor, es wäre nur ein kurzes Rohr. Ihr müsstet nach jedem Essen sofort zum Abort rennen und eine wirkliche Auftrennung der Bestandteile würde auch nicht stattfinden können."


    Wieder trat Apollonius an das Schwein heran. Er nahm einen Holzklöppel und stieß ihn gegen die Brust des Schweines. "Das Herz und die Lunge wird durch den Brustkorp, die Rippen und das Brustbein, umgeben. Damit wird der Lungensack gut geschützt. Immerhin bringt er das lebenswichtige Pneuma, den Lebensatem für das Anheizen des Feuers in der linken Herzkammer, in unseren Körper!" Mit einer Handbewegung deutete er auf eine Säge. "Sica, säge den Brustkorb auf!"


    Während dieser Arbeit tritt Apollonius einen Schritt davon weg. "Getrennt wird der Brustraum vom Bauchraum durch eine muskulöse-sehnige Kuppel (Zwerchfell). Es gibt jedoch Verbindungen zwischen beiden Gebieten. Zum einen durch die Speiseröhre, die bis zum Magen darunter zieht und dann das größte Gefäß (Aorta) im Körper, was seinen Anfang im Herzen an der linken Herzkammer nimmt und bis in den Bauch geht, wo sie sich aufzweigt. Dann noch ein weiches, großes Gefäß, was in zwei Teilen von oben in die rechte Herzkammer und von unten dorthin gelangt (Vena Cava Superior und Inferior). Auch laufen durch die Kuppel noch einige andere Gefäße, die uns jedoch im Moment nicht zu interessieren brauchen."


    Während das scheusliche Geräusch von brechenden Knochen und dem Sägen an diesen ertönte, setzte der Medicus unermüttlich fort. "Wenn wir dann in den Brustraum sehen, können wir zwei Lungen ausmachen, eine Linke und eine Rechte. Zwischen diesen beiden Säcken, die gleich zusammenfallen, liegt das Herz."


    Sein Bllick irrte zu dem offenen Brustkorb. Er seufzte leicht. "Einen Handgriff muss ich jetzt doch selber machen." Er krempelte sich seine Ärmel hoch und griff nach einem Skalpell. Ohne Scheu griff er auf den offenen Brustkorb. Mit einer sehr geübten Handbewegung und sparsamer, aber schneller Arbeit schnitt er das Herz aus dem Brustkorb heraus.


    Mit dem noch leicht zuckenden Herzen, trat er an seine Schüler heran. "Vom Herzen gehen viele wichtige Gefäße in die ganze Körperperipherie und dem Kopf ab. Aber auch Gefäße, die kein Blut transportieren. Sie werden schon seit den alten Anatomen in Alexandria 'Neura' genannt. Sie haben alle am Herzen ihren Ursprung. Die genauen Aufgaben sind etwas schwierig zusammen zu fassen. Durchtrennt man jedoch manche von ihnen, so tritt eine Lähmung auf, die entweder die Bewegung, die Empfindung oder Beides betrifft."


    Er ging zu einer Schüssel und wusch das Herz dort, so dass sich das Wasser rot färbte. "Trennen wir nun das Herz auf!" Sein Blick ging hoch zu den Schülern als er das Herz auf einen anderen Tisch legte. "So könnt ihr gleich die beiden Herzkammern sehen!"


    Er sieht von Einem zum Anderen. "Wer kann mir sagen, was uns auffallen müsste, wenn wir das Septum, die Trennwand, des Herzens uns gleich ansehen?"

    Apollonius ließ sich gerade den Wasserbecher reichen als der Neuankömmling eintrat. Hochgezogener Augenbrauen sah er von seinem Podest auf ihn runter.


    "Seit Tagen? Ja, warum kommt Ihr denn nicht rein?" Er schüttelte leicht den Kopf. "Setzt Euch!" wieß er ihn an.


    An die Schüler gewandt, meinte Apollonius. "Im Prinzip sind wir mit der Theorie jetzt durch! Wenn keine Fragen bestehen, dann seid ihr für heute entlassen. Morgen früh sehen wir uns gleich im unteren Saal für das Tirocinium."


    Er wendete sich an Cicero. "Ihr bleibt bitte noch kurz...!"

    Bestätigend nickt Apollonius. "In der Tat kann man abmessen, wieviel Blut in einem Körper fließt ehe es im Fleisch versickert. Wenn man das Blut auffängt und in einem Behälter füllt, kann man es abmessen. Beim Menschen ist ungefähr ein 'congius' und ein 'sextarius' bis hin zu zwei 'congii' Blut im Körper." ( ca. 4-7 l)


    Apollonius verschränkt seine Arme vor der Brust. "Wie Ihr in meiner letzten Vorlesung hören konntet, werden den vier Säften vier große Organe zugezählt. Herz, Leber, Milz und das Gehirn!"


    Der Medicus wendet sich dem Schwein zu, dessen Bauch aufgeschnitten daliegt. Er tritt an die Seite heran, wobei sich sein griechisches Gewand am Saum etwas mit Blut vollsaugt. Er scheint das jedoch nicht zu bemerken und deutet auf den Bauchausschnitt. "Die Leber liegt direkt unter dem rechten Rippenbogen...ähm rechts von dem Schwein aus, von Eurer Sicht links. Die Leber zieht sich bis zur Mitte des Rippenbogens und liegt dort direkt unter dem Herzen."


    Er weisst Sica an, den Bauchraum aufzuhalten. "Faß hinein und hol die Leber heraus. Dieses Organ!" Er deutet auf die rotbraune Leber, die in der Morgenkälte dampft.


    Als Sica das Organ hervorgeholt hat, fährt Apollonius fort. "Oberhalb der Leber ist eine Trennwand zwischen den Lungen und dem Herz. Deswegen werden wir erst mal die Milz hervorholen, ehe wir uns dem Herz widmen. Die Milz liegt auf der linken Seite, ein Stück links neben dem Magen und über dem dicken Darm. Sie zieht sich tief in die Seite unter die Rippen!"


    Er winkt seine Schüler näher zu kommen. "Ihr müsst schon einen genauen Blick darauf werfen. Die Strukturen im Bauch sind höchst interessant. Unter der Leber liegt der Magen, wo die Nahrung in die verwertbaren und nicht verwertbaren Bestandteile getrennt werden. Die nichtverwertbaren Bestandteile gehen in die Milz. Das reine chylus in den oberen Darmabschnitt, dem Duodenum. Von dort geht der chylus in die Leber. Der Darm sitzt sich am Duodenum hier in die dünnen Darmschlingen fort."


    Er deutet auf die Dünndarmschlingen, die ebenfalls noch von der Wärme des Schweines dampfen. "Seht Ihr, wie die dünnen Darmschlingen an einem Gewinde aufgehängt sind? Damit rutschen sie nicht im Bauch auf!" Man sieht in der Tat, dass die Darmschlingen an einerm gelben Gewebe aufgehängt sind, die an der hinteren Bauchwand befestigt sind.

    ~Ars Medicinae~


    „Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit sind eng miteinander verknüpft und wird es immer sein, solange wir als Sterbliche auf der Welt wandeln. Doch wenn uns auch durch Pandora alles Übel auf die Welt gebracht wurde, so bleibt doch das Fünkchen Hoffnung zurück. Die Hoffung eines Kranken liegt bei dem Wissen der Medici. Studiert gut, und euch soll es beschieden sein, die ehrwürdige Kunst des Heilens anzuwenden, die uns die Götter übermittelt haben.


    Heute werden wir uns zuerst mit der vier Säfte Lehre, der Pneumalehre, Prognose und Krankheitstherapien beschäftigen.


    ~Die Vier Säfte Lehre~



    Wie ich schon erzählt habe, ist Empedokles die Grundlage für die heute übliche Vier Säfte Lehre. Empedokles vertrat die Ansicht, dass der Kosmos auf vier Elementen aufgebaut ist, Feuer, Luft, Erde und Wasser. Die führte zu der Ausbildung des Vierer Schemas.


    Verschiedenste philosophische Strömungen fügten der Elementelehre noch verschiedene andere Aspekte hinzu, aber immer vier in der Zahl. Wichtig für die Vier Säfte Lehre sind die Eigenschaften Warm, Trocken, Kalt, Feucht.


    So zeichneten die Elemente jeweils zwei dieser Eigenschaften aus:


    ~Feuer- Warm und Trocken~
    ~Wasser- Kalt und Feucht~
    ~Erde- Kalt und Trocken~
    ~Luft- Warm und Feucht~


    In der Medizin wurden der Elementelehre die vier wichtigen Körpersäfte hinzugefügt. Die Säfte wurden den Elementen zugeordnet, da ihre Eigenschaften mit ihnen übereinstimmten.


    ~Feuer- gelbe Galle~
    ~Wasser- Schleim~
    ~Erde- Schwarze Galle~
    ~Luft- Blut~


    Darausfolgend können wir den vier Säften auch verschiedene Eigenschaften zuordnen:


    ~Gelbe Galle- Warm und Trocken~
    ~Schleim- Kalt und Feucht~
    ~Schwarze Galle - Kalt und Trocken~
    ~Blut- Warm und Feucht~


    Die vier Säfte werden in den vier Wichtigen Organen des Körpers zugeordnet- dem Gehirn, der Leber, der Milz und dem Herzen.


    ~Die Säftebildung~


    Grundlage für die vier Säfte sind die Speisen, die wir zu uns nehmen. Diese werden in den Körper und dem Darm aufgenommen und dort durch Pepsis (Dauung), beziehungsweise durch Coctio (Kochung) in seine verwertbaren und die nicht verwertbaren Bestandteile aufgetrennt.


    Die Milz- Die nicht verwertbaren Teile werden der Milz zugeführt. Die Milz bildet die schwarze Galle aus diesem Teil.


    Die Leber- Der verwertbare Nahrungsbrei wird dann vom Darm aus der Leber zugeführt. Aus dem Nahrungsbrei entsteht in der Leber schließlich das Blut und als Überschuss die gelbe Galle.


    Das Herz- Das Blut wird nun von der Leber ins Herz transportiert. Das Herz ist in zwei Kammern aufgeteilt. Die linke und die rechte Kammer. In der linken Kammer herrscht ein ständiges Feuer, das ständig durch das zugeführte Pneuma angeheizt wird. Im Herzen wird es über das Feuer in der linken Herzkammer erhitzt. Dabei tritt die Hitze über die Herzporen zwischen den beiden Kammern über. Somit erhält das Blut dort seine entgültige Form und wird von dort in die Peripherie des Körpers gebracht, wo es dann versickert. Das Blut muss ständig von der Leber nachproduziert werden.


    Das Gehirn- Dieses Organ bildet den kalten und feuchten Schleim.


    Die Pepsis wird dabei in drei Stadien aufgeteilt, die sogenannte Digestionslehre:


    Die erste Digestion- Dies vollzieht sich im Magen. Dort wird der Nahrungsbrei, chylus, in minderwertige Teile und die reinen Teile getrennt. Die minderwertigen Teile werden in Milz als schwarze Galle aufgearbeitet und dann über Magen und Darm zur Ausscheidung gebracht.


    Die zweite Digestion- Der Ort hierfür ist die Leber. Dort wird aus dem reinen chylus das Blut, gelbe und schwarze Galle gebildet. Der Rest wird über den Harn ausgeschieden.


    Die dritte Digestion- das Blut in der Körperperipherie wird aufgebraucht und die Abfallbestandteile gelangen über den Schweiß aus dem Körper.



    Grob zusammengefasst kann man dem Viererschema jetzt auch die Organe hinzufügen.


    ~Das Herz- Blut- Warm und Feucht- Luft~
    ~Die Leber- Gelbe Galle- Warm und Trocken- Feuer~
    ~Das Gehirn- Schleim- Kalt und Feucht- Wasser~
    ~Die Milz- Schwarze Galle - Kalt und Trocken- Erde~



    Als letztes kann man dem Schema noch vier verschiedene Temperamente hinzufügen. Jeder der vier Säfte und ein Überwiegen dieses Saftes führen zu bestimmten Charaktereigenschaften.


    Bei dem Choleriker ist die gelbe Galle im Überschuss vorhanden. Der Choleriker ist aufbrausend, jähzornig und heftig in seinem Wesen.


    Der Melancholiker zeigt ein trauriges Wesen, eine getrübte Gemütsverfassung, Verstimmung bis hin zum Wahn. Bei ihm ist die schwarze Galle dominant.


    Der Sanguiniker, der oft überreizt, sehr erregt, aber auch heiter ist, hat zuviel des Blutsaftes in sich.


    Der Phlegmatiker wird in seinem Verhalten und seinem Wesen langsamer, zögerlicher und wird oft als oberflächlich eingeschätzt. Ihm ist zuviel Schleim inne.


    Somit hätten wir das Schema im Großen und Ganzen zusammen:


    ~Das Herz- Blut- Warm und Feucht- Feuer- der Sanguiniker~
    ~Die Leber- Gelbe Galle- Warm und Trocken- der Choleriker~
    ~Das Gehirn- Schleim- Kalt und Feucht- der Phlegmatiker~
    ~Die Milz- Schwarze Galle - Kalt und Trocken- der Melancholiker~




    ~Die Pneumalehre~


    Das Pneuma ist der Vitalstoff Luft, was unseren Körper durchzieht und sich vom Lebenspneuma bis zum Seelenpneuma zeigt. Als Lebenspneuma, das im Herzen seinen Sitz hat, als psychisches Pneuma des Gehirns und als physisches Pneuma der Leber. Das Blut dagegen dient hauptsächlich dem Nahrungstransport. Das ursprüngliche Pneuma wird dabei bei jedem Atemzug aufgenommen. Über die Lunge gelangt es dann in die linke Herzkammer. Dort schürt es das Feuer, welches das Blut im Herzen erhitzt. Dort wird der Grundstoff des Pneumas in das rauchige Pneuma zootikon (spiritus vitalis- Lebenspneuma genannt) umgewandelt. Ein Teil davon gelangt über die Lunge wieder nach außen.


    Das Pneuma zootikon liefert jedoch auch den Grundstoff des Pneuma psychikon (spiritus animalis- Seelenpneuma), dass im Gehirn zu dem Seelenpneuma umgearbeitet wird. Dieses Pneuma hat seinen Sitz dabei in den Höhlen des Gehirns, den Ventrikeln.


    ~Krankheit, Prognose und Therapie~


    Da wir nun die Grundlagen des richtigen Körperaufbaus kennen, können wir uns der Krankheit zuwenden. Der Zustand des Patienten, zu dem wir gerufen werden.


    ~Harmonie und Disharmonie~


    Schon die Philosophen vor Sokrates sahen in der Gesundheit die Harmonie des Körpers und das Gleichgewicht der Strömungen. Auch in der Viersäftelehre ist dies Grund und Quell der Gesundheit und der Krankheit. Sind die vier Säfte in einem Gleichgewicht, einem Zustand der Harmonie, der sogenannten Synkrasie oder auch Eukrasie, so ist der Körper und der Mensch gesund. Überwiegt jedoch einer der Säfte, so liegt ein Ungleichgewicht im Körper vor, eine schlichte Mischung, die Diskrasie.


    Diesem Ungleichgewicht heißt es mit dem ärztlichen Wirken entgegenzusetzen und wieder die Harmonie der Säfte zu erwirken. Zu dem Mitteln, wie das Gelingen kann, komme ich bei der Therapie dazu.


    ~Die vier Elemente des ärztlichen Handelns~


    Wie ich schon bei Hippokrates geschildert habe, gibt es vier wichtige Elemente, die unser Handeln bei einem Patienten bestimmen sollte.


    Primus: Die Beobachtung


    Secundus: Einbeziehen mündlicher und schriftlicher Überlieferungen


    Tertius: Die Prognose


    Quartus: Die Therapie


    ~Primus- die Beobachtung~

    „Folgendes waren die Grundlagen unseres Urteils bei Erkrankungen; wir berücksichtigen: Die gemeinsame Natur aller Menschen und die eigentümliche Konstitution jedes Einzelnen, die Krankheit, den Kranken, die Verordnungen, den Arzt, der vorordnet- denn daraus schließen wir auf günstigeren oder schwierigeren Fortgang-, die Einflüsse des Klimas in ihrer Gesundheit, Ausdrucksweise, Verhalten, Schweigen...Verschlimmerungen, Abgänge, Harn, Auswurf, Erbrechen; Schweiß, Frösteln, Kälte, Husten, Niesen, Schlucken. Auf diesen Symptomen muss man erschließen, was durch sie folgt.“
    (Epidemien, Hippokrates)


    ~Die Krankengeschichte:
    Die Krankengeschichte des Patienten sollte erfragt werden. An welchen Krankheiten litt er schon einmal? Gibt es Beschwerden, die immer wieder auftraten? Seit wann hat er die Beschwerden? In welcher Form äußern sie sich?


    ~Die klimatischen Bedingungen:


    Auch darf der Medicus die äußeren Umstände des Patienten nicht vergessen. Wie ist das Klima an seinem Wohnort? Lebt er auf dem Land oder in der Stadt? Lebt er in einer Insula oder in einer Villa? Lebt er an einem Sumpf oder am Meer?


    ~Die äußeren Umstände:


    Auch in welchen Lebensumständen sich der Kranke befindet. Welcher Arbeit geht er nach? Fragen über seine Familienverhältnisse sind auch nicht verkehrt und nach den Belastungen, die er täglich ausgesetzt ist.


    ~Die Beobachtung des Patienten:


    Als letztes ist natürlich eine genaue Untersuchung des Patienten von Nöten. Welche Symptome äußert er? Wie ist seine Hautfarbe? Blass, Rot oder zeigt sie Veränderungen in ihrer Struktur?


    Es gibt drei Techniken dabei:


    1. Die Inspektion: Das Auge erkennt die Zeichen der Krankheit


    2. Die Palpation: Was das Auge nicht erkennt, ertastet die Hand


    3. Die Auskultation: Der Patient wird leicht geschüttelt, um die Säfte hörbar zu machen.


    Somit sind Augen, Hände und Ohren die wichtigen Instrumente der Beobachtung.


    Weiter wichtig ist in diesem Zusammenhang:


    1. Der Puls-


    Wie zeigt er sich? Schnell, langsam, unregelmäßig?


    2. Der Urin-


    ~Welche Konsistenz hat der Urin?


    Klar und gelb, wie es sein sollte? Oder dunkel? Oder voller fester Elemente?

    ~ Welchen Geruch hat er?


    Übermäßig bitter? Oder eher viel zu süß?


    Gerade beim Urin gibt es einen Test, den ich noch gerne an dieser Stelle erwähnen will. Es gibt eine Krankheit, die sich oftmals in übermäßigem Schwitzen, großem Durst und schließlich der Bewusstlosigkeit des Patienten äußert. Unbehandelt führt diese zum Tod.


    Um herauszufinden, ob der Patient an dieser Krankheit leidet, nimmt man etwas von seinem Urin. Schließlich stellt man diesen zu Bienen. Fangen die Bienen an, diesen Urin zu trinken, kann man sicher sein, dass es sich um die Krankheit handelt, da der Urin übermäßig süß, wie bei Honig ist (Diabetes Mellitus).

    ~Secundus- Beurteilung~


    Einbeziehen mündlicher und schriftlicher Überlieferungen und Erfahrungen der bisherigen empirischen Medizin. Kam die Krankheit in der Form schon einmal vor? Welche Erfahrung hatte die Medizin mit dieser?


    Greift auf Eure Erfahrungen zurück und auf die Erfahrungen älterer Mediziner. Oftmals kann dort noch die Lösung für die Prognose des Patienten und die Möglichkeit der Therapie gefunden werden.


    Dieser Prozess ist jedoch oftmals schon mit der Prognose in Zusammenhang zu bringen, denn der Schritt vom eigenen Wissen über die Krankheit und dem Verlauf der Krankheit ist nur ein sehr kleiner.


    ~Tertius- Die Prognose~


    Erstellen einer Prognose aufgrund der bisherigen Erfahrungen. Wie wird die Krankheit verlaufen? Was charakterisiert sie und wie wird die Krankheit sehr wahrscheinlich ausgehen?


    Nicht am Namen der Krankheit, an der Ursache ist der Patient interessiert. Nein, er möchte wissen, wie lange er unter der Krankheit zu leiden hat.


    Wird er wieder gesund? Wird die Krankheit tödlich verlaufen?


    ~Die Krisis~


    Im Verlauf einer Krankheit wird es bei fast allen Patienten eine sogenannte Krisis geben. Die Krisis ist der Höhepunkt eines Krankheitsverlaufs. Dies war die entscheidende Phase der Krankheit. Hier entschied sich, ob der Patient mit Hilfe des Arztes oder der Vis Medicatrix Naturae (Die Heilkraft der Natur) die Krankheit überwinden konnte oder ob er sterben würde.


    Bei bestimmten Krankheitsverläufen ist dies vom Beginn der Krankheit an vorbestimmt. So gelten der 4., 7., 11., 14., 20., 34., 40. und der 60. Tag als besonders kritisch in Hippokrates’ verfasstem Prognosticon.


    ~Quartus, die Therapie~


    Erstellen einer genauen Therapie, entweder durch einen Ernährungs- und Lebensplan (Diätisch), durch Pflanzen (Medikamentös) oder mittels des Messers (Chirurgisch). Auf Letztes sollte jedoch nur zurückgegriffen werden, wenn die ersten beiden Lösungen versagen. Die therapeutischen Maßnahmen zielen darauf den Körper wieder in die Harmonielage der Säfte zurückzuführen. Durch Coctio versucht der Körper die Säfte wieder loszuwerden. Darus resultiert das typische Fieber und die Rötung. Gelingt es dem Körper nicht, die Säfte zu beseitigen, können diese sich als Geschwüre im ganzen Körper ausbreiten (Metastasen)


    Die Therapie und ihre drei Möglichkeiten:


    ~Primus~ Das Beseitigen des überschussigen Saftes.


    Die Wiederherstellung der Eukrasie kann dem Arzt durch evakuierende Maßnahmen gelingen. Der Saft wird dabei aus dem Körper abgeführt und der Körper kann sich danach wieder erholen.


    Solche Maßnahmen sind:


    ~Schröpfen mittels der Schröpfköpfe


    ~Abführen und Erbrechen durch Einsatz von Brech- und Abführmittel


    ~ Harnablass durch Förderung der Harnentleerung


    ~Schwitzen


    ~Niesen



    ~Secundus~ Diaita (Diät) und Medikation


    Ergänzen für die evakuierenden Maßnahmen dient auch die Diaiti. Das einfache und doch wirksame Konzept in der Diaiti Medikation zielt auf der contraria contrariis. Das Gegenteil der Disharmonie führt somit zu dem Gleichgewicht zurück, da beides sich gegenseitig ausschließt.


    Die Diätetik war neben der Chirurgie die erste Wahl in der Therapie. Sie umfasste jedoch nicht nur einen Ernährungsplan zu erstellen, der auf die Diskrasie ausgerichtet war, sondern auf fast alle Bereiche des Lebens. Eine Ordnung des Lebens, die Ennomia, sollte wiederhergestellt werden. Diese „sex res nonaturales“ war auf Licht und Luft, Speise und Trank, Arbeit und Ruhe, Schlafen und Wachen, Ausscheidungen und Absonderungen und die Zustände des Gemütes bezogen.


    Nur eine Betrachtung der „res naturales“, das heißt die Säfte, die Elemente und die Konstitution wäre für die Therapie ungenügend.


    ~Tertius~ Die Chirurgie


    Manche Krankheiten sind durch die Diati und durch Pflanzenmittel nicht mehr zu heilen. Hier muss nun das Messer des Chirurgen zum Einsatz kommen. Ein solcher Eingriff ist jedoch immer mit großem Risiko verbunden und in einigen Fällen auch mit tödlichem Verlauf. Es gibt viele Operationen, die heutzutage getätigt werden. Am Auge, in den Eingeweiden bis hin zu Operationen am Schädel und dem Gehirn.

    An Iulius Seneca gewandt, erwidert Apollonius. "Nun in erster Linie waren die militärischen Einrichtungen gemeint, wenn Du aber auch etwas über Zivile findest, kannst Du gerne noch ein paar Worte dazu verlieren."


    An Valeria gewandt. "Ich hätte jedoch auch noch eine Alternative für Dich, da unsere Bibliothek eher dürftig mit seiner Auflistung von Ärztinnen und Hebammen ist. Das andere Thema wäre 'Das Ärztebild unserer Zeit'!"

    Ich will ja mal net so sein. =) Hab auch gerade gesucht und immer nur Fußnoten gefunden, was ja nicht wirklich "drei Minuten" füllen könnte.


    Wenn Du willst, kannst Du auch etwas über das Ansehen des Arztes in der Antike schreiben? Dazu hab ich ne sehr gute Seite, wo Du den Stoff schon zusammen hast. Könnte ich Dir per PN schicken und wir klären das noch SimOn.


    Wenn Du nichts findest! :)

    Apollonius verstummt und läßt sich wieder etwas Wasser reichen. Nachdem er seine Stimme wieder gekräftigt hat, wendet er sich an seine Schüler.


    "Somit sind wir mit der Historia Medicinae durch. Als nächstes kommt die Theorie der Heilkunde. Aber es gibt noch etwas, was ich ansprechen möchte ehe es weiter geht."


    Er verschränkt die Hände hinter seinem Rücken. "Ich hab für Euch Drei eine Aufgabe. Jeder bekommt ein Thema von mir gestellt. Zu diesem Thema möchte ich, dass jeder einen kleinen Vortrag im praktischen Teil nächste Woche halten wird. Es muss auch nur 3 bis 5 Minuten sein."


    Apollonius sieht zu Valeria. "Für Dich dachte ich an Frauenheilkunde, Ärztinnen und Hebammen!"


    An seine anderen beiden Studenten gewandt, Caius Iulius Seneca und Gaius Iulius Raeticus. "Ihr könnt es miteinander ausmachen, welche der beiden anderen Themen Ihr bearbeiten wollt. Es stehen 'Militärärzte und das Valetudinarium' oder 'Chirurgisches Besteck, welche Instrumente gibt es und wofür werden sie verwendet' zur Auswahl!"


    Er kratzt sich am Bart und fügt noch an, ehe seine Schüler protestieren können. "Die Vorträge sind dann in genau einer Woche zu halten und Teil Eurer Ausbildung! Fragen?"

    ~Die Römische Medizin~


    Von einer eigentlichen römischen Medizin kann man bei diesem Thema nicht wirklich reden. Wenn auch die Bürger des Imperiums in Politik und dem Bereich des Militärs Großes geleistet haben, in der Medizin hat sich kein römischer Arzt wirklich hervorgetan. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass durch den Staat griechische Mediziner ins Imperium geholt wurden, die auch öfters das Bürgerrecht, aufgrund ihrer Tätigkeiten erhielten.


    Von zwei einem Römer und einem ausländischen Medicus möchte ich heute kurz sprechen. Außerdem Euch ein wenig erläutern, wie die griechische Medizin ihren Einzug in Rom fand und sich zur führenden Medizin hochschwang.


    ~Die Anfänge in der Zeit der römischen Republik~


    Die Anfänge lagen bedauerlicherweise in der Sklaverei. Griechische Sklaven wurden nach Rom gebracht, die eine medizinische Ausbildung genossen hatten. Die griechische Sklaven und Schüler des Hippokrates eröffneten in römischen Tabernae ihre Arztpraxen, ob als Augenarzt oder Chirurg. Ihre Verdienste hatten sie an ihren Herren abzugeben. Gelegentlich kam es vor, dass sich manch ein Medicussklave von dem abgezweigten Geld freikaufen konnte, was aber wohl eine Seltenheit blieb.


    Etwas später kamen dann auch die ersten bekannten Ärzte aus Griechenland nach Rom, um dort ihre Kunst zu wirken. Bekannte Beispiele dafür sind Archagathus [219v. Chr.] , der als erster erwähnt wurde. Jedoch mit zweifelhaftem Ruhm, so wurde er doch wegen seiner Brennmethoden Carnifex (Schinder) genannt. Und auch Asklepiades von Prusa [124 v. Chr.] gilt es in der Zeit zu erwähnen, der mit seiner Badetherapie und der Wasserheilkunde in Rom Schule machte.


    Ein Stand der Medici oder medizinische Schulen, wie es im Hellenismus üblich war, gab es zu der Zeit vor den griechischen Ärzten in Rom, vor ungefähr vierhundert Jahren [3. Jahrhundert vor Christus], nicht. Zu dieser Zeit und auch noch spätere Zeit war es üblich, dass die medizinische Versorgung durch die Pater Familias vonstatten ging. Diese hatten ihr Wissen von ihren Vorgängern, was jeweils an den nächsten Pater weiter gegeben wurde. Man kann mit Fug und Recht von einer Volksmedizin in diesem Zusammenhang sprechen. Selbst zu Zeiten Catos des Älteren war dies noch üblich, wenn auch schon [234 v. Chr.- 149 v. Chr.] zu seinen Zeiten die griechische Medizin überhand nahm. Die Volksmedizin galt als äußerst römisch in den Augen Catos und er sah das Vordringen der griechischen Medizin mit Argusauge. Er glaubte sogar, dass die Griechen damit die Römer ausrotten wollten. Auch Plinius der Ältere später noch sah in den griechischen Ärzten, Männer voller Habsucht und Mittelmäßigkeit. Es dauert eine Weile, die Widerstände abzubauen und gegen die magisch-traditionelle Volksmedizin anzukommen. Doch mit der Zeit gelang dies immer mehr.


    ~Die Anerkennung folgte dann doch...~


    Mit der Zeit wurde die griechische Medizin immer mehr in die Römische assimiliert und aus dieser entstand eine ausgeprägte Badekultur, die zu den großen Thermen unserer heutigen Zeit führte. Dies sorgte schon im Voraus, die Gesundheit zu bewahren und nicht erst der Krankheit Herr werden zu wollen.


    Und bereits unter Gaius Iulius Caesar erhielten viele fremde Ärzte das Bürgerrecht verliehen. Verständlicherweise führte dies zu einem größeren Zustrom dieses Standes nach Rom. Auch gewann der Stand der Mediziner immer mehr an Ansehen und wurde von dem Geruch der Scharlatanerie befreit. Kaiser Augustus befreite sogar alle Ärzte von den üblichen Lasten und Steuern, die Bürger sonst zu zahlen hatten. Dies tat er zuerst bei einen seiner Ärzte, Antonius Musa, der ihn von einem schweren Leiden befreien konnte.


    Auch andere Kaiser holten sich die besten Ärzte an ihren Hof. Der bekannte Aulus Cornelius Celsus behandelte Kaiser Tiberius und Nero ernannten seinen Hofarzt zum Archiater (Oberarzt).


    Besondere Erwähnung in dem Zusammenhang der Medizin in Rom sollte zum einen Aulus Cornelius Celsus [1. Jhd. n. Chr.] und besonders Pedanius Dioskurides von Anazarba, der zur selben Zeit wirkte, bekommen. Beides sind Ärzte, die unserer Medizin sehr nahe stehen.


    ~Aulus Cornelius Celsus~



    Celsus war ein römischer Gelehrter, der sich in vielen Bereichen betätigte. Er veröffentlichte 5 Bücher über Landwirtschaft, Abhandlungen über das Kriegswesen, die Philosophie, die Rethorik, sowie über die Rechtslehre der Zeit. Sein wichtigstes Werk war jedoch eine Reihe von Büchern, die eher als eine Enzyklopädie, zu sehen ist. Ihr Name ist De Medicina und umfasst 8 Werke.


    Zuerst schildert Celsus darin die Entwicklung der Medizin, wie ich das bis jetzt auch schon getan habe. Ausführlich beschreibt er darin, die wichtigen Schulen des Mittelmeerraumes. Schließlich behandelt er die Behandlungsmethoden der hippokratischen Schule, von der Diätetik bis zu schröpfenden Mittel. Auch beschrieb er darin, die Einflüsse der Umgebung, von Bädern und das Leben in der Stadt und auf dem Land. In seinem dritten und vierten Buch schildert er die Wirkungsweise und Erkrankungen der einzelnen Körperteile ‚a capite ad calcem’, vom Kopf bis Fuß.


    Auch erarbeitet er in seinen Büchern die Wirkung von verschiedenen Heilpflanzen und auch der giftigen Pflanzen. Und zuletzt widmet er sich in seinen Büchern der Chirurgie, wobei er dort unterscheidet zwischen Operationen, die zwangsläufig zum Tod führen oder Operationen, die Erfolg haben könnten.


    Es ist dabei jedoch zu erwähnen, dass Celcus damit in erster Linie altbekanntes Wissen aufgriff und dieses sammelte, aber nicht viel Neues der Medizin hinzufügte. Doch ist es ein gutes Werk, um die Medizin in einem kompakten Werk zu studieren. Somit ist es auf jeden Fall den fleißigen Schülern zu empfehlen.


    Noch ein Zitat, für die Erscheinungsform, die ein Arzt und Chirurg, nach Celsus bieten sollte.

    „Der Chirurg soll ein Mann in den besten Jahren sein oder doch von diesem Alter nicht zu weit entfernt. Eine gelenkte, feste Hand, die nie zittert, mit der linken so gewandt wie mit der rechten. Die Augen scharf und hell; im Gemüt unerschütterlich; gerade so viel Mitgefühl, dass er den, der zu ihm kommt, geheilt wissen will, dagegen sich nicht von seinem Geschrei drängen lässt, mehr als es die Umstände erfordern, sich zu beeilen oder weniger als nötig zu schneiden. Vielmehr soll er so handeln, wie wenn er durch das Wimmern des Kranken sich nicht rühren lassen könnte.“
    [De Medicina, VII]


    ~Pedanius Dioskurides von Anazarba~


    Besondere erwähnen will ich den großen Pflanzenheilkundigen Dioskurides, dessen Werk wegweisend für die nächste Zeit sein wird. Geboren wurde er, wie mir bekannt ist, in Anazarba, was in Kilikien liegt. Seinen Werdegang hat ihn zu Militär geführt, wo er als Militärarzt umherzog. Wahrscheinlich hat er auch bei diesen Reisen sein großes Wissen über die unterschiedlichen Pflanzen sammeln können.


    Fünf Bücher sind ihm zuzuschreiben, die weitumfassende Peri H’yles altrices, die Materia Medica. Die Materia Medica schildert ausführlich Heil- und Arzneimittel, Nahrungs- und Genussmittel, Getränke, Salben, Mineralien, Zaubermittel und Amulette unserer Zeit. Besonders die Beschreibung seiner Pflanzen ist beeindruckend. In diesen Büchern beschreibt er über 800 pflanzliche und um die 100 tierische und 100 mineralische Arzneimittel.


    Wer sich ein Bild von seiner Arbeit machen will, sollte einen kleinen Blick in die Bibliothek werfen, wo die gesammelten Bücher archiviert sind.




    Zusammenfassend kann man sagen:


    ~In Rom herrschte vor der Zeit der griechischen Medizin die traditionelle Volksmedizin, ausgeübt durch die Pater Familias


    ~Mit griechischen Sklaven kam die hellenistische Medizin ins römische Reich, dementsprechend unangesehen war auch der Stand


    ~Freie Ärzte aus Griechenland kommen nach Rom, ändern das Bild und erhalten für ihre Verdienste unter anderem durch Gaius Iulius Caesar das Bürgerrecht und später auch andere Ehrungen, wie die Steuerfreiheit durch Augustus.


    ~Die griechische Medizin wird von den Römern assimiliert.

    Wieder mal seine Runde durch die Trainingsstellen machend, kommt Apollonius in dem Moment zum Platz, als Conctor auf dem Boden landet und Konon weiter trainiert. Er mustert die Szene für einige Momente still und kratzt sich dabei den Bart. Sein Blick ruht dabei auf der ägyptischen Sklavin. Ein leichtes Lächeln huscht dabei über seine Mundwinkel.