Beiträge von Apollonius von Samothrake

    Apollonius nickte Cicero zu, mitzuhelfen. "Also, Valeria, Cicero, den Körper, jetzt gut festhalten." Als die Beiden bereit waren, nickt er Sica zu. "Jetzt!" meinte er nur knapp. Als so der Arm mobilisiert wurde, keuchte der Gladiator vor Schmerz auf. Apollonius nahm schnell seine Ferse und drückte mit Kraft auf den ausgekugelten Oberarmkopf und drückte ihn wieder in die Gelenkpfanne zurück, wobei ein lautes Schmatz-/Plopgeräusch zu hören war. Der Gladiator schrie heiser auf. Apollonius beugte sich herunter, tastete den Oberarm ab und nickte leicht.


    Er richtete sich wieder auf und sah zu seinen Schülern. "Das war es. Der Patient muss den Arm für einige Zeit ruhig halten und danach mit ausgewählten Übungen im Gymnasium, oder wo immer es auch dem Patienten möglich ist, wieder trainieren, damit die Muskeln und Bänder das Gelenk wieder halten."


    Er ging zu einem Tisch und holte eine Schlinge hervor, die er dem Gladiator, der sich langsam wieder aufrichtete, umlegte, damit sein Arm ruhig gestellt war. "Geh schon mal raus!" wies er diesen an. Der Medicus nahm ihm die Lederschlinge ab und von Valeria den Ball aus der Hand, die er wieder zurück legte.

    "So, nun habt ihr immerhin noch das Einrenken eines Gelenkes miterlebt. Kommen wir zum nächsten..."


    Lange Rede, kurzer Sinn. In den darauffolgenden Tagen bekommen die Schüler noch Unterricht im Ansetzen von Schröpfköpfen, Blutegeln und ihre Aufzucht und kleineren chirurgischen Eingriffen, wie das Richten eines Leistenbruches. Danach stand die mündliche Prüfung an, die auch in dem Saal mit dem praktischen Teil standfand.


    Sim-Off:

    So, ich könnte glatt noch die nächsten Wochen weitermachen mit dem praktischen Teil, aber jeder Kurs hat irgenwann sein Ende! :)

    Apollonius sah kaum auf als Sica hereinkam. "Sica, gut, dass Du kommst!" Er musterte statt dessen den Unterarm des Gladiators, der das heutige Opfer in der Übungsarena war. Einige Holzsplitter ragten aus seinem Arm, auch zierte eine lange, offene Wunde den Arm. Der Gladiator blickte auf, musterte Sica ziemlich gleichgültig und auch etwas dümmlich.


    "Erinnerst Du Dich noch, was man alles zum vernähen einer Wunde braucht, Sica? Hol es Dir. Ich werde die Splitter entfernen, du kümmerst Dich um das Nähen!" Immer noch sah Apollonius auf den Arm, hob seine Hand, wo ihn Mercurius eine kleine Pinzette hineinlegte und der Medicus fing an, die Splitter zu entfernen. Dann trat er zurück und sah auf, forschend, ob Sica schon neben ihm stand, um das Nähen zu übernehmen.

    Apollonius kam zielstrebig die Gasse auf das Forum zu. Unter seinem Arm trug er einen Bündel mit Schriftrollen. Suchend sah er sich auf dem Forum um und blieb verwirrter Miene stehen. Nach einigem weiterem Suchen wandte er sich an einen Markthändler. "Salve, ich suche Daidalos' Labyrinth. Kannst Du mir sagen, wo das liegt?"


    Der Händler musterte Apollonius kurz verächtlich. "Dort hinten, Grieche!" erwiderte er mit einem stark iberischen Akzent. Apollonius hob nur kurz seine Augenbraue und wandte sich um. Da lag es auch schon. Das kleine Gebäude von Daidalos' Labyrinth. Energisch schritt Apollonius auf das Haus zu und klopfte. Dabei störte es ihn gar nicht, dass die Fensterläden geschlossen waren und auch kein Licht von innen nach draußen drang.


    Es dauerte eine Weile, Apollonius wippte dabei etwas ungeduldig auf seinen Zehenballen, bis dann die Tür geöffnet wurde. Ein älterer Mann in abgewetzter Kleidung, einem weißen Bart und spärlichem Haarwuchs spähte hinaus. Seinen Augen blinzelten ein paar Mal kurzsichtig, damit er Apollonius besser erkennen konnte. "Ja?" fragte er schließlich.


    Apollonius musterte den Mann. "Ich suche Ionakos, den Architekten. Ist das hier Daidalos' Labyrinth?" Der alte Mann besah sich Apollonius und schwieg für einen Moment. "Kommt herein!" murrte er schließlich und öffnete die Tür.


    Die Arbeitsräume waren düster, da nur spärliches Licht durch die Fensterläden auf die großen Holztische fielen, auf denen alte Modelle aus Holz standen, die jedoch verstaubt und etwas ramponiert aussahen. Große Tafeln an den Wänden zeigten die Bauten, die jener Architekt schon verwirklicht hatte. Nicht viele Bedeutende, aber doch eine ansehnliche Sammlung.


    Der alte Mann nahm die Öllampe, die er neben den Eingang gestellt hatte und führte Apollonius nach hinten, nicht ohne vorher wieder sorgfältig die Tür verschlossen zu haben. An einem der Tische blieb er stehen und wandte sich zu dem Medicus.


    "Worum geht es denn?" fragte er barsch. Apollonius Augenbraue wanderte hoch. "Bist Du Ionakos?" fragte er. Der Alte lachte kurz und schüttelte den Kopf. "Nein, mein Name ist Phokas, ich arbeite hier! Nun?"


    Der Medicus schwieg und erwiderte nach einigen Herzschlägen. "Ich bin wegen einigen Auskünften hier. In einigen Tagen möchte ich die Prüfung zum Architekten ablegen an der Schola. Da ich jedoch keine Ahnung über diese Materie habe, dachte ich mir, dass Ionakos mir vielleicht weiter helfen könnte." Er räusperte sich. "Also, die Bibliothek ist etwas spärlich mit der Architektur und ehrlich gesagt versteh ich von dem Gebiet rein gar nichts. Was ist zum Beispiel der Unterschied zwischen einer Ionischen und einer Korinthischen Säule und warum hat das überhaupt eine Bedeutung?"


    Phokas starrte ihn mißmutig an. "Hah...dann wollt Ihr also Architekt werden? Und das in Eurem Alter?" Er sah Apollonius etwas verächtlich an.


    Dieser erwiderte den Blick erst mit Erstaunen, dann mit Ärger. "Eigentlich hatte ich in keinster Weise vor diesen Beruf auszuüben. Ich bin Medicus und möchte eine Dissertation über mein Gebiet verfassen. Dafür muss ich jedoch leider diesen Kurs absolvieren." Selten sah man einen solchen Ärger in Apollonius Gesicht, aber sein Alter betreffend, war der Gute wohl etwas empfindlich.


    Phokas verzog den Mund und zuckte mit der Schulter. "Soso!" meinte er. "Aber ihr kommt zu spät!" grummelte er zur Antwort. Erstaunt schüttelte Apollonius den Kopf. "Zu spät? Was meinst Du damit?" Phokas schniefte betont und falsch. "Ionakos ist vor einigen Wochen in die elysischen Gefälle gewechselt...auf jeden Fall wandelt er jetzt in der Unterwelt! Somit wird er Dir kaum Auskunft geben könne. Es sei denn, Du versuchst es beim Orakel der Hekate." fügte er trocken an.

    Apollonius trat hinter Parvus und nickte Sica kurz zu als Bestätigung, dass er sich bereit halten sollte.


    An Valeria gewandt, meinte er: "Ja, natürlich kann auch ein Gelenk falsch 'eingerenkt' werden. Du musst Dir den Oberarmknochen vorstellen. Er ist ein langer Röhrenknochen mit einem kugelartigen Gelenk an dem Kopfteil. Diese Kugel wird in einer schüsselartigen Rundung, dem Gegenstück des Gelenkes gehalten. Muskeln und Bänder stabilisieren das Gelenk an Ort und Stelle. Wenn ich jedoch von außen Gewalt einwirke, kann ich diese Befestigung überwinden, auch die Knochengrenzen. Drücke ich also zu tief und es ist kein Gegenwiderstand vorhanden, so werde ich den Kopf des Oberarmgelenkes auf der Gegenseite wieder herausdrücken und sehr wahrscheinlich auch das Gewebe drum herum stark verletzen." Er deutete auf den Ball. "Der Ball wird das verhindern, wenn ich von oben mit meiner Ferse, den Knochen wieder in die Gelenkpfanne drücke. Der Zug ist dabei wichtig, dass der Knochen mobilisiert und für mich leicht hineinzudrücken ist."


    Auch Ciceros Frage beantwortete er und schüttelte dabei den Kopf. "Wie Du siehst, ist das ohne Ball nicht möglich. Es gibt noch eine andere Variante, die als Äquivalent eine Stuhllehne nutzt."


    Er sah auf Parvus runter, der sich auf den Rücken gelegt hatte. "Er liegt auf dem Rücken, da hinten eine anatomische Besonderheit, das Akromion des Schulterblattes (wenn ihr hinten bei der Vorwölbung des Schulterblattes entlang nach oben tastet kommt ihr zum Akromion) meine Reluxationsversuche einschränken könnte."


    Er sah fragend zu Valeria, ob auch sie bereit ist.

    Eine gute Frage, dachte sich Apollonius. Mit der Wahrheit konnte er wohl kaum gegenüber der Augusta rausrücken. So lächelte er nur leicht und antwortete ruhig.


    "Ich habe einige Jahrzehnte am Museion in Alexandria verbracht, dort gelernt und unterrichtet. Aber den Menschen verlangt es nach neuen Herausforderungen und Aufgaben, erlauchte Augusta. Ein Kollege empfahl mir das milde Klima Hispanias und die Flora und Fauna, die wichtig für meine Forschungen in der Naturphilosophie sind. Es gibt hier einige Vogelarten, die nur in dieser Provinz vorzufinden sind, verehrte Augusta!"

    Apollonius sah Valeria einen Moment erstaunt an, nickte jedoch zerstreut und folgte ihr zu der Kaiserin. Vorher glättete er noch schnell seinen graumelierten Bart und sein griechisches Gewand bevor er mit Valeria vor die Kaiserin trat. So wiederholte er seine respektvolle Verbeugung vor der Kaiserin.


    "Chaire, erlauchte Augusta!" grüßte er die Kaiserin auf Griechisch, sprach dann jedoch in einem makellosen und eleganten Latein weiter. "Euer bescheidener Diener!" fügte er an.


    Er nickte auf die Frage der Kaisern hin. "Ja, verehrte Augusta, ich entstamme der griechischen Provinz."

    Apollonius schwieg und musterte die Schüler Einen nach den Anderen. Dass sich keiner vor trauen wollte, konnte er verstehen. Das Einrenken war nicht gerade die einfachste Aufgabe.


    "Sica! Du gehst mir zur Hand!" meinte er schließlich. Er winkte ihn zu sich. Dann sah er zu Valeria. "Dich brauche ich aber auch noch. Wie ihr sehen werdet, ist die Behandlungsmethode mit zwei Gehilfen am effektivsten!" Er sah zu Valeria, damit sie ebenfalls zu ihm trat.


    "Das Einrenken eines Gelenkes ist schon eine sehr alte Methode. Sie geht noch auf Hippokrates zurück und hat bis heute [SimOff: Tatsächlich auch heute noch!] nicht an ihrer Wirkung verloren. Diese Verletzung kann manigfaltige Ursache haben. Zum einen Verletzungen durch Waffen, jedoch auch durchs Fallen vom Pferd, vom Wagen oder andere unglückliche Umstände." Er räusperte sich kurz und fuhr fort. "In seinem Werk 'Über die Gelenke' beschreibt Hippokrates genau, wie ein Gelenk wieder in die Richtige Position gebracht wird. Dafür brauchen wir jedoch auch wieder Hilfsmittel!"


    Apollonius ging zu einem Tisch und holte einen kleinen Lederball und einen Lederriemen hervor. So ausgestattet kehrte er wieder zurück und hob den Ball.


    "Dieser Ball wird dem Patienten unter dem Arm gelegt. Damit stellen wir sicher, dass während der Behandlung, durch den äußeren Druck nicht noch mehr Schaden angerichtet wird und man das Gelenk nicht auf der anderen Seite herausspringen läßt. Anschließend hält einer der Helfer den Ball fest und den Rumpf des Patienten, der im übrigen sehr starkes Schmerzmittel vorher bekommen muss. Ist das nicht der Fall, ist das Einrenken sehr schmerzhaft und sehr schwierig."


    Er nickte und reichte Valeria den Ball. "Den Riemen bindet man um den Unterarm und das Handgelenk des Patienten und der zweite Helfer wird auf Anweisung des Medicus hin an dem Arm kräftig ziehen. Währenddessen wird der Medicus, also hier meine Person, mit der Ferse das Gelenk wieder in die Richtige Position drücken." Er sah zu seinen Schülern, ob sie ihm noch folgen können.


    "Diese Behandlung sollte auch schnell nach Eintreten der Verletzung durchgeführt werden. Fange wir an. Den Mohn, den ich Parvus vorhin angereicht habe, müsste jetzt auch ausreichend wirken." Er wandte sich an den Gladiator. "Leg Dich auf den Boden!" wies er ihn an.


    "Valeria, leg ihm den Ball in die Achselhöhle, dann hälst Du seinen Oberkörper und den Ball fest. Sica, binde den Riemen fest und zieh kräftig am Arm, wenn ich es Dir sage. Nicht vorher!"


    Er sah zu seinen Schülern. "Fragen?"

    Auch Apollonius betrat die Schola zur Einweihung. Er trat in den Raum hinein und als er der Kaiserin gewahr wurde, verbeugte er sich tief und respektvoll vor ihr.


    Er blieb jedoch im Hintergrund stehen, da er kein Römer war und sich nicht vor die Würdenträger drängen wollte. Sein Blick ging jedoch suchend umher, ob die Schola sich nicht lumpen ließ, wenigstens etwas zu Essen aufzutischen oder zu Trinken. Wenn er bis jetzt schon kein Geld gesehen hat, sollte er es sich vielleicht in Naturalien holen. ( :])

    Apollonius nickte durchaus zufrieden. "Ja, doch für den Anfang recht gut, muss ich sagen!" Er betrachtete sich noch mal den Arm und blickte dann zu dem Gladiator. "Du kannst gehen! Ach und schick doch Parvus herein. Er ist jetzt dran!"


    Apollonius drehte sich zu den Anderen herum und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. "Am Anfang werden Euch die therapeutische Behandlung der Patienten ungewohnt und schwer vorkommen. Aber mit der Praxis wird es Euch immer leichter fallen bis ihr irgendwann so routiniert seid, dass ihr die Knochen und Gelenke fast schon im Schlaf wieder richten könnt und Euch die Langeweile dabei packen wird!" Man sah Apollonius an, dass er das Stadium bestimmt schon vor Jahren erreicht hatte.


    In dem Moment kam ein drahtiger Mann mit zernarbtem Gesicht herein. Er trug seinen Arm auch in der Schlinge und biss sich immer wieder vor Schmerzen auf die Lippen. Schweiß stand ihm auf der Stirn geschrieben und er musterte die Anwesenden nervös.


    Apollonius winkte ihn heran. "Wie ihr sehen könnt, gab es heute morgen in der Schule wohl eine kleine Auseinandersetzung. Dies ist Parvus und er leidet an einem ausgerenkten Arm. Da es bei einer solchen Verletzung recht wichtig ist, dass sie richtig behandelt wird, werde ich zusammen mit einem von Euch die Einrenkung vornehmen. Ihr könnt jedoch dabei zuschauen und lernen. Wer will mir helfen?"


    Sein Blick ging von Valeria, Raeticus, Seneca, Cicero, Maximian und zu Sica.

    Der Gehilfe des Medicus, Mercurius, kam zu den Zellen, wo er schon einmal Sica benachrichtigt hat. Wieder war er ein wenig nervös, wenn er in diesem Bereich und dazu noch alleine hin musste.


    "Sica!" rief er laut. Etwas leiser fügte er an. "Der Medicus möchte Dich im Lazarett sprechen."


    Schnellen Fußes machte er sich wieder davon, ehe er auch nur Sica sehen konnte.

    Ein schmerzerfüllte Keuchen drang durch die Tür nach draußen, wieder einmal. Wenn auch zur Zeit keine offiziellen Kämpfe anstanden, so war das Training doch oft schonungslos genug, dass Knochen brachen, Holzschwerter zersplitterten und sich tief in das Fleisch der Kämpfenden schnitten. Auch die Rivalitäten außerhalb führten immer wieder zu Verletzungen der Gladiatoren.


    "Trink das hier! Alles..nicht nur ein leichtes Nippeln!" hörte man Apollonius strenge Stimme von Innen. "Merkur, hol Sica!" ertönte dann noch dazu.


    Kurz darauf ging die Tür auf und der immer höher sprießende Gehilfe, Mercurius, lief nach draußen und zu den Räumen der Gladiatoren.

    Apollonius betrachtete sich das Werk für einen langen, schweigenden Moment. Kurz hatte man das Gefühl, dass seine Mundwinkel amüsiert zuckten. Aber das konnte auch eine Täuschung gewesen sein. Er trat an den Gladiator heran, der jetzt wieder alle stoischen Gesichtsausdrucks musterte.


    Schließlich nickte Apollonius. "Ja? Ganz passabel!" meinte er letztendlich und trat wieder einen Schritt zurück. "Habt ihr nicht noch eine Kleinigkeit vergessen?" fragte er die Beiden.

    Apollonius musterte die Beiden hingerissen amüsiert, wie sie sich mit dem Gladiator abplagten. So ließ ihn auch der wütende Blick des Gladiators, der dem Medicus galt, ziemlich kalt und er griff schließlich nach der erwünschten Schiene.


    Ohne ein Wort zu sagen, reichte er die Schiene weiter an das Gespann, dass ihn bis dahin nicht wirklich wahr zu nehmen schien. Er legte den Kopf schief und musterte weiter ihre Arbeit, weiter schweigend.


    Der Gladiator, der nur mühsam den Befehlen von Cicero nachgekommen war, murmelte gepresster Stimme zu Valeria. "Weib, jetzt beeil Dich ein wenig!" Sein Latein war sehr rauh und mit einem schweren Akzent versehen.