Beiträge von Apollonius von Samothrake

    Am nächsten Morgen geht es weiter im Cursus. Nachdem wieder alle Schüler eingetroffen sind, beginnt Apollonius unverzüglich mit seinem Vortrag, welchen er wieder mit kleineren Papyribildern veranschaulicht.


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    ~Die Philosophie- Grundstock einer jeder Wissenschaft~



    ~Die Vorsokratiker~


    Ihr fragt Euch jetzt sicherlich: Was haben Philosophen interessantes für die Medizin beigetragen? Warum werden die philosophischen Lehren in einem Cursus für die Ars Medica behandelt?


    Es darf nicht vergessen werden, dass viele Medici neben ihrer Berufung in der Heilkunst auch Philosophen und Gelehrte der Mathematik waren. Aber auch jede Lehre basiert auf einem Fundament an Erkenntnissen. Und gerade die Philosophie ist doch die Suche nach Wissen und Weisheit. Nur ein geschulter und ein gebildeter Geist kann über die Grenzen des eigenen Handwerks Neues und Großes erreichen. Die Humoralpathologie, die ich später noch genauer erklären werde, wäre ohne Empedokles ‚Vier Elemente’ Philosophie fast undenkbar. Viele der theoretischen Grundlagen der Medizin verdanken ihrer Entstehung den Naturphilosophen. Naturphilosophie ist im Grunde auch der Markstein unserer gesamten Wissenschaft.


    Um den weiteren Bezug zur Philosophie zu verstehen, muss man sich die Zusammenhänge der Welt verdeutlichen. Der Makrokosmos ist alles was uns umspannt - von den Steinen auf den Wegen bis hin zum Himmel, dem Kosmos und der Sonne. Und auch der Mensch ist ein Teil dieses Kosmos. Er bildet einen Mikrokosmos im großen Ganzen. Wer die Zusammensetzung des Kosmos entdeckt hat, hat auch die Natur des Menschens enthüllt.


    Aber kommen wir zu den philosophischen Grundlagen. Das Fundament der hippokratischen Medizin entstanden größtenteils in der Zeit vor Sokrates. Dies ist eine wichtige Zeitdifferenzierung, da uns aus jener Zeit keine Schriften dieser Philosophen mehr überliefert sind. Die Gründe davon sind vielfältig. Zum einen ist es natürlich schon Jahrhunderte her und zum anderen spielt die Katastrophe von 705 nach Gründung Roms [48 v. Chr.]


    ~ Die Grundstofflehre und ihre Erfinder~


    Woraus besteht die Welt? Was ist das Grundelement von allen Dingen, belebt oder unbelebt. Dies ist eine Frage, die viele Philosophen beschäftigt hat. Verschiedene Antworten wurden gefunden und einige strebten in die Richtung auf der unsere heutige Medizin aufgebaut ist.



    ~Von Elementen~


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    Thales von Milet


    Thales von Milet (183- 253 nach Gründung Roms) [570-500 v. Chr.], der berühmte Philosoph und Wissenschaftler, einer der sieben Weisen, war ein leidenschaftlicher Beobachter der Natur. So konnte er exakt die Sonnenfinsternis im Jahre 168 n. Gr. Roms [585 v. Chr.] berechnen. Ihm zufolge beruht alles Sein auf dem Element Wasser. Alles besteht aus einem Kreislauf, der durch ständige Bewegung des Wasser gekennzeichnet ist. Nur dieses Element, war seiner Meinung nach, so wandlungsfähig. Von Dampf bis Eis, es konnte jede Form einnehmen.


    Auch einige andere Philosophen der Zeit sahen den Ursprung alles Seins in den Elementen. Anaximenes von Milet bevorzugte die Luft. Herakleitos von Ephesos, 203 - 273 nach Gr. Roms [550-480 v. Chr.], glaubte die Zusammensetzung der Welt in den Elementen Wasser, Erde und Feuer. Seinem Konzept nach bestand Gesundheit aus Harmonie all dieser drei Elemente. Herakleitos sah die Seele und ihren Ursprung in Ausdünstungen, womit er wohl das Feuer (laut Aristoteles) meinte.


    ~Empedokles und der Urvater des Viererschemas~


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    Empedokles von Agrigent


    Wichtigster Vertreter der Elementelehre und einer der Hauptstützen der Humoralpathologie und der Vier- Säfte Lehre ist Empedokles von Agrigent [504-433 v. Chr.] Seiner Ansicht nach besteht der Makrokosmos aus den vier Elementen- Feuer, Wasser, Luft und Erde. Jede Form wurde von diesen Vier Elementen gebildet. Den Elementen werden vier Göttern zugeordnet, dem Feuer Zeus (lat. Jupiter), dem Wasser Nestis, der Erde Hades (lat. Pluto) und der Luft Hera (lat. Juno). Aus den vier Eigenschaften, heiß, feucht, kalt und trocken, werden die Elemente, nach Empedokles geformt.


    Auch hat Empedokles schon das wichtige Verhältnis der Körpersäfte erkannt und das gesundheitserhaltende Mischungsverhältnis der Körpersäfte. Harmonie, Synkrasie, dieser Säfte bedeutet Gesundheit und Disharmonie, Dyskrasie, bedeutet Krankheit.


    In diesem Schaubild ist das Prinzip gut zu erkennen. Feuer wird gebildet durch die Eigenschaften trocken und heiß, Wasser durch die Eigenschaft feucht und kalt, Erde durch kalt und trocken, die Luft jedoch durch heiß und feucht.


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    Die Elementelehre des Empedokles


    Diese Elementelehre klingt vielleicht jetzt sehr theoretisch, aber durch Beobachtungen ist dies gut nachzuvollziehen. Nehmt doch ein Glas mit Wasser. Welche Eigenschaften macht das Wasser aus? Es ist naß, sprich feucht. Die Kühle spricht von kalt. So kommt man auf die Kombination kalt und feucht.


    ~Mathematik, Zahlen und Philosophen~


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    Pythagoras von Samos


    Der berühmte Mathematiker und Philosoph Pythagoras von Samos hatte ebenso mit der Schule der Pythagoreer großen Einfluß auf die medizinischen Schulen der späteren Zeit. Besonders der Mystizismus des Pythagoras ist von uns für Bedeutung. Die Zahlenlehre beinflußt bis heute die Zählung der ‚kritischen’ Tage bei einem Krankheitsverlauf, was ich später noch genauer erläutern werde. Harmonie und Disharmonie wurde schon als Gesundheits- und Krankheitskonzept dieser Schule aufgegriffen. Wessen Körper in Harmonie und Ausgewogenheit war, der war auch gesund. Auch geht der hippokratische Eid, so wie er heute genannt wird, auf ihren Einfluss zurück. Doch dazu später bei der hippokratischen Schule etwas mehr dazu.


    Ebenso zu erwähnen ist Demokritos von Abdera [ca. 460-370 v. Chr.], der auch eine medizinische Schule, die Methodiker, beeinflusste. Demokritos von Abdera vertrat die Ansicht, dass alle Stoffe auf sogenannten Atomen beruhen. Kleine Teilchen, die in ihrer Gesamtheit das große Ganze bilden. Auch in der Medizin hatte er schon einige Forschungen und Gedankenspekulationen betrieben. So war der Koitus des Mannes ein Anfall wie es sich bei der Heiligen Krankheit (Epilepsie) zu finden ist. Ein Teil wird aus dem Menschen heraus gerissen.


    ~Alkmaion von Kroton [5.-6. Jhd. v. Chr.]~ Alkmaion war nicht nur Naturphilosoph, sondern auch sehr wahrscheinlich ein sehr eifrig forschender Medicus. Ihm wird nachgesagt, dass er an Menschen seziert hat und wohl auch an lebenden Menschen Gehirnsektionen durchgeführt hat. Auch hat er Oparationen am Auge gewagt. Seiner Ansicht nach, ist das Gehirn der Sitz jedes Wissens, Riechen, Sehen und Hören und diese Eindrücke führen alle zum Gehirn. Das Gehirn ist nicht nur eine Drüse, die den Schleim absondert. Auch Platon sollte dem Gehirn später eine solche Bedeutung zumessen.


    ~Die zwei großen Philosophen- Platon und Aristoteles~


    Und noch der Vollständigkeit wegen möchte ich noch zwei Philosophen in dem Zusammenhang, Medizin und Philosophie, erwähnen.


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    Platon und sein Schüler Aristoteles


    Als erstes Platon, der Schüler Sokrates:
    Platon war ein Zeitgenosse Hippokrates, geboren um 325 n. Gr. Roms [428 v. Chr.], kam aus einer vornehmen, griechischen Familie. Seine Werke handeln von Dialogen, die der Philosoph Sokrates mit Freunden und Bekannten rund um Athen geführt hat. Seiner Meinung nach saß die Seele im Gehirn. Doch die Seele war nach ihm auch in drei Teile gegliedert, der erkennende, der mutige und der begierige Teil.

    Aristoteles, ein Schüler des Platons, war ein Universalgenie. Von der Astronomie, der Naturphilosophie, der Moralphilosophie und der Seelenlehre, vor keinem Thema schreckte der Philosoph, der Alexander den Großen unterrichtete, zurück. Er verlegte die Seele ins Herz. Das Gehirn diente dem Kühlen der Säfte und war Sitz der Wahrnehmungsseele.


    Zusammenfassend kann man sagen:


    Die Humoralpathologie beruht auf den Lehren einiger vorsokratischen Philosophen. Besonders Empedokles aus Agrigent ist wegweisend für die hippokratische Medizin. Er entwickelte das System der Vier Elemente und der Qualitäten, warm, feucht, kalt und trocken aus denen die Elemente aufgebaut sind. Diese Elementelehre kann man auch auf den Menschen anwenden, da er das Abbild des großen Kosmos ist. Somit war die Grundlage für die Vier Säfte Lehre geschaffen.

    Schweigend deutet Apollonius Romanus sich zu setzen. Er mustert ihn eine Weile schweigend, dann fängt er an zu sprechen.


    "Mir ist schon aufgefallen, dass Du weder griechische Schriften schätzt und wie es scheint, das Kämpfen ebenso nicht. Was machst Du gerne, junger Mann?"


    Apollonius hat einen etwas weniger strengen Blick als er die Frage an Romanus richtet.

    Apollonius wendet sich zu den beiden Neuankommenden zu und nickt leicht. "Salve Iulius Seneca, Salve Iulius Raeticus!" Er winkt beiden näher zu kommen.


    Er sieht sich anschließend um und sucht mit seinen Augen jemanden. Mit einer anderen Handbewegung ruft er seinen Gehilfen Mercurius zu sich und meint leise. "Hol von dem anderen Saal einen der kräftigen Arbeiter, die den Saal gerade renovieren." Mercurius nickt und verschwindet.


    Als einige Moment später der geforderte Arbeiter kommt, deutet Apollonius dem Mann an, Sica mit dem Schwein zu helfen, damit es auf die Steinliege kommt.


    Während dieser Arbeit wendet sich der Medicus an die Schüler des Cursus und an Maximian.


    "Willkommen im Tirocinium Medicinae. Die Theorie der Ars Medica ist von großer Bedeutung für die Kunst des Heilens. Ohne ein Fundament kann kein Haus gebaut werden. Doch auch die praktische Tätigkeit und die Umsetzung der Theorie sind von großer Bedeutung. In diesem Teil des Kurses werdet ihr die Handgriffe vom Wunden verbinden und ausbrennen, vom Schröpfen bis zum Aderlass, vom Schneiden von Warzen bis hin zu Eingriffen, wie Brüche des Bauches, erlernen."


    Apollonius deutet auf das Schwein. "Doch auch diese praktische Tätigkeit braucht eine Grundlage. Die Anatomie des Menschen. Nun, das ist sicherlich nur ein Schwein, aber in vielen Dingen ist die Anatomie des Schweines mit dem des Menschens sehr ähnlich."


    Sein Blick geht über die Anwesenden. "Fragen?"

    Als ein Grunzen hinter Apollonius zu vernehmen ist, dreht sich dieser etwas erstaunt um. Das Schwein erblickend, strahlt der Medicus auf. Am Rande scheint er auch Sica wahrzunehmen, doch er sieht unverwandt auf das Schwein. "Ah...Sica! Hervorragend, ganz hervorragend!"


    Er geht um das Schwein herum und mustert das Tier. "Prachtvoll! Ein gutes Exemplar!" Sein Blick wandert von dem Schwein zu Sica. "Fessel dem Schwein die Beine zusammen und heb es dort hoch!" Bei den letzten Worten deutet er auf den Tisch in der Mitte des Saales. Dann scheint er doch etwas skeptisch zu werden. "Geht das oder brauchst Du Hilfe dazu?"

    Apollonius dreht sich zu Romanus um und mustert ihn kurz. "Das sind zwei Fragen, die ich Dir schwer beantworten kann, Romanus. Dein Onkel hat wohl den Regionarius dafür ins Auge gefasst, aber ob dieser die Aufgabe auch übernehmen kann, ist etwas anderes. Der Regionarius ist ein sehr beschäftigter Mann. Das 'Wann' wird wohl auch davon abhänig sein, wann Dein Onkel einen Lehrer diesbezüglich findet!" Sein Blick ruht dabei die ganze Zeit auf Romanus.


    "Aber in erster Linie sollst Du Dich bewegen und trainieren, nicht nur das Kämpfen lernen. Für einen jungen Mann Deines Alters ist es auch nicht das Wahre, nur zu studieren und die Zeit im Müßiggang zu verbringen!" Er klatscht dann in die Hände.


    "Aber genug geredet! Machen wir weiter!" So gesprochen, so getan. Apollonius drangsaliert die Beiden noch einige Zeit ehe er für den Tag zufrieden scheint.


    Als er den Beiden andeutet, dass der Unterricht zu Ende ist, sieht er noch zu Romanus. "Bitte bleib noch! Ich möchte noch etwas mit Dir besprechen!" Er sieht zu Maximian. "Du kannst gehen, aber vergiss morgen den Cursus nicht!"


    Apollonius lehnt sich leicht gegen das Fensterbrett und wartet darauf, dass Maximian den Raum verläßt, dann winkt er Romanus näher zu kommen...

    Apollonius nickt. "Sehr gut!" Sehr zufrieden einen Gehilfen für die Arbeit mit dem Schwein zu haben, will er sich schon abwenden. Doch er blickt noch mal zu Sica.


    "Gut, dann bis später!" Er bleibt einen Moment stehen und überlegt, ob er etwas vergessen hat. Als er zum Schluss kommt, dass dem so nicht ist, geht er wieder aus der Sklavenunterkunft.


    Sim-Off:

    Ja, kannst Du jetzt schon machen, wenns Dir jetzt nicht zu spät in der Nacht dafür ist.

    Apollonius dreht sich in Richtung des Einganges um. "Salve Maximian. Nein, Du störst nicht. Die anderen Teilnehmer sind noch nicht eingetroffen, so dass wir bis jetzt auch nicht beginnen konnten!"


    Er winkt Maximian näher zu kommen und sieht zu Valeria. "Ich muss Euch ja nicht vorstellen. Aber noch zur Erklärung, Maximian wird als mein Schüler hier an dem praktischen Part teilnehmen. Die Prüfung wird er natürlich nicht ablegen. Er soll nur Erfahrung in den Grundlagen erhalten!"


    Apollonius blickt aus einem der Fenster. "Ich hoffe, der Bauer verspätet sich nicht...!" murmelt er gedankenverloren.

    Apollonius steht mit verschränkten Armen vor der Tür und wendet sich Sica zu. Er mustert ihn kurz und nickt. "Gut, Du bist wach! Es geht weiter in Deiner Lektion!" Apollonius reckt sich ein wenig, scheinbar steckt die Nacht auch noch in seinen alten Knochen.


    "Du wirst mich heute mittag in die Stadt begleiten. Ich halte gerade in der Schola einen Cursus Medicinae ab. Dazu gehört ein praktischer Teil. Ich möchte, dass Du mir da als Gehilfe zur Hand gehst. Ein guter Nebeneffekt wird sein, dass Du sehr viel dort lernen wirst. Du wirst nämlich viele der Handgriffe erledigen, die unter meiner Würde sind!"


    Er mustert Sica noch einmal, ihn abschätzend, ob er der Aufgabe auch gewachsen ist. Doch er scheint sich darüber wohl keine Sorgen zu machen. "Heute mittag kommt ein Bauer und wird vor der Schola ein ausgewachsenes Schwein abgeben. Du wirst das Schwein in Empfang nehmen und dann in den Saal zum Tirocinium Medicinae bringen. Hast Du das verstanden?"

    "Sobald Dein Vater mit dem Lehrer gesprochen hat. Er denkt da wohl an den Regionarius. Wirklich ein ehrenhafter Mann und ich denke, ein guter Lehrer, wenn er die Aufgabe übernehmen will!" Apollonius nickt lächelnd.


    "Oder meinst Du den Cursus? Oh, ja, der beginnt schon recht bald. Eigentlich sogar morgen schon. Du kennst doch die Schola, oder? In den unterem Saal findet der praktische Teil statt. Komm morgen mittag dort vorbei."


    Er wendigt sich an Romanus. "Das mit dem Cursus gilt jedoch nicht für Dich. Du bekommst morgen einen griechischen Text von mir, den Du bis zum Mittag übersetzen sollst. Und es ist ein Text, den ihr hier nicht auf Latein habt!" Er mustert Romanus dabei streng und durchdringend, da er genau weiß, dass so ein cleverer Junge wie er sofort auf diesen Lösungsweg gekommen wäre.

    Apollonius dreht sich um und nickt ihr freundlich zu. "Salve Valeria! Ach das Erdpülverchen?" Apollonius fährt sich nachdenklich über den Bart. "Die Erklärung ist sehr simpel, wenn wir schon die Humoralpathologie genauer besprochen hätten. Die Medikation beruht im wesentlichen auf der Vier-Säfte Lehre und dem Gleichgewicht der Säfte."


    Er läßt seine Hand sinken. "Aufgrund Deines Zustandes, sind deine Säfte aus dem Gleichgewicht gekommen, was man Dyskrasie nennen würde. Das Pulver bewirkt die Harmonie Deiner Körpersäfte. Aber die Säftelehre werde ich im theoretischen Teil noch genauer besprechen und ich bin mir sicher, dass es Dir dann auch schnell klar sein wird, warum ich Dir dieses Pülverchen gegeben habe! Und ja, solche Erkenntnisse sind aufgrund der Vorerfahrung anderer Medici und durch Experimente verschiedenster Ärzte gesammelt worden." Er reibt sich leicht die Hände, da es doch recht kühl in dem Raum ist. "Das mit dem Pulver war jedoch nicht meine Idee! Eine Kollegin in Alexandria erzählte mir davon." fügt er leicht lächelnd hinzu.


    "Heute werden wir uns erst mal mit der Anatomie des Menschen beschäftigen. Eine wichtige Grundlage für die Ausbildung zum Medicus." Sein Blick geht zur Tür. "Ich hoffe, die Anderen kommen auch gleich noch!"

    Apollonius lächelt leicht, wieder verlorene Liebesmühe, da sein Bart alles verdeckt.


    "Also, ich habe gerade mit dem Senator bezüglich Eurer körperlichen Ausbildung gesprochen, psyche et soma! Ihr werdet einen Lehrer erhalten, der Euch in der Kunst des Kämpfens unterrichten wird. Dir, Maximian, wird das in der Legion bestimmt dienlich sein, aber darüber hatten wir ja schon gesprochen." Er nickt Maximian kurz zu und sieht zu Romanus. "Dir wird etwas Bewegung auch nicht schaden. So phlegmatisch wie Du den ganzen Morgen immer wirkst!" Er schüttelt leicht den Kopf.


    Dann wendet er sich wieder Maximian zu. "Außerdem werde ich Dich mit an die Schola zum Cursus Medicinae mitnehmen, genauer gesagt zum Tirocinium Medicinae, wo Du die Grundlagen medizinischen Wissens in der praktischen Tätigkeit lernen wirst. Auch das wird Dir in der Legion nützen!"


    Er mustert Beide auf ihre Reaktion hin.

    "Nachsichtig?" murmelt Apollonius als Meridius schon weg ist. "Hmm...!" Nachdenklich tritt Apollonius wieder in das Tablinum.


    Er blickt auf und mustert Maximian. "Schon eingeschlafen!" meint er mit gespielt tadelnder Stimme. "Auf, auf! Eure Zeit der Muse für heute morgen ist vorbei!" Er geht zu Romanus und nimmt die Niederschrift der platonischen Schrift. Mit gerunzelter Stirn ließt er die Zeilen. "7 Fehler in einem Absatz? Das ist ja rekordverdächtig, junger Mann. Überprüf das Blatt noch mal selber!"


    Er legt das Papyrus auf Romanus Schreibpult und nimmt sich die Aufzeichnungen von Maximian vor. Seine Augenbrauen wandern hoch. "Das soll noch Platon sein? Nun gut, der Sinn ist verständlich, aber dies ist keine wortgetreue Übersetzung. Du darfst nicht vergessen, Maximian. Jedes andere Wort kann den Sinn und Inhalt einer Aussage verfälschen oder verändern." Mit den Worten legt er auch Maximians Aufzeichnungen zurück.


    "Aber es gibt eine Neuigkeit für Euch Beide! Nein, es hat nichts mit meinem Unterricht zu tun..." Er mustert Beide und wartet darauf, ihre volle Aufmerksamkeit zu bekommen.

    Tirocinium Medicinae
    Das Praktikum zum Cursus Medicinae II
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    In einem anderen Raum der Schola findet das Praktikum des Cursus statt. Einige große Steintische stehen in der Mitte des Raumes. Außen herum sind allerlei chirurgische Instrumente, Töpfchen, Mörser, Schälchen und Verbandzeug aufbewahrt. Ein Tisch unter den geöffneten Fenstern ist voller gläsernen Schröpfköpfen und metallischen Bruchbändern.


    Später am Vormittag betritt Apollonius den Saal und sieht sich um. Da noch niemand anwesend ist, geht er zu den Tischen in der Mitte und lehnt sich gegen die Platten, um auf das Eintreffen der drei Schüler zu warten.

    Apollonius schweigt wieder einen Moment, unschlüssig, was er dem Senator antworten soll. Schließlich nickt Apollonius. "Gut, dann wird es ganz nach Eurem Wunsch geschehen, Senator!"


    Als Kiechern und Schnarchgeräusche aus dem Tablinum ertönen, wandern Apollonius Augenbrauen hoch. "Ich glaube jedoch, dass Eurer Sohn und Neffe genug Pause hatten! Wenn Ihr doch noch eine Aufgabe für mich habt, wißt Ihr ja, wo ich zu finden bin!" Apollonius nickt höflich und wartet noch auf die Antwort von Meridius.