Cunctator erstarrte. Mit allem hatte er gerechnet. Wirklich mit allem?
Er war davon ausgegangen, daß es sich bei dieser Schulung um einen Unterricht mit Gleichrangigen handelte; zugegeben, er hoffte, optio Priscus, dem er noch eine Erklärung schuldig war, zu treffen.
Und nun ein centurio! Womöglich kamen noch weitere Offiziere. Cunctator war sich auf einmal nicht mehr sicher, ob er den tribunus überhaupt richtig verstanden hatte.
Ihm war die hochgezogene Augenbraue des centurios, ein untrügliches Alarmzeichen für jeden legionarius, nicht entgangen. Und das wußte er von zuhause: Bringt ein centurio sein Mißfallen über was, wann und wo auch immer sichtbar zum Ausdruck, so ist für einen legionarius allerhöchste Vorsicht geboten. Ihre Vollendung kann sie nur im schnellen Entfernen aus dem Gefahrenbereich finden, wohlgemerkt, soweit es die Lage zuläßt. Schlimmstenfalls trägt eine auf dem Rücken tanzende vitis zur Vollendung bei.
Wie das dann in der Wirklichkeit aussah, hatte Cunctator nicht nur ein Mal im valetudinarium seines unmittelbaren Vorfahren zu sehen bekommen!
Cunctator war nicht daran gelegen, durch seine Anwesenheit den Unmut des centurios auf sich zu lenken und seinen Rücken einer außer Kontrolle geratenen vitis als Betätigungsfeld anzubieten.
Er zog es vor, den Schulungsraum nicht zu betreten bevor der tribunus eintraf. Nur so ließ sich seiner Meinung nach die prikäre Situation erledigen.
Er wandte sich an den Wachsoldaten. Vergiß meine Frage. Ich warte lieber hier draußen auf den tribunus!