Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

Ich nickte mit dem Kopf und leerte dann meinen Becher.

"Sehr gut, dann wäre das geklärt. Ab wann kann sie anfangen? Je früher desto besser. Und wie regeln wir das mit dem Finanziellen?"

Ich überlegte, wie ich es machen sollte.

"Teilen wir uns die Unterhalts- und Produktionskosten?
Ich könnte Dir auch Zugriff auf meine Geschäftsführung geben."

"Wenn Du einen schriftlichen Vermerk brauchst, bitte."

"Wer hat eigentlich die Benutzerordnung der Bibliothek ausgearbeitet?
Ich habe sie mir angesehen und ich verstehe nicht, warum man dort nicht herumgehen soll. Ich verstehe auch nicht, warum man nicht diskutieren dürfen soll. Wie soll man die Schriften erreichen, wenn man nicht von A nach B gehen darf? Und weshalb, sollen philosophischen Gespräche nicht möglich sein?"

Ich fand den Beschluss lächerlich und kleinkariert...
... aber jede Verwaltung bekam das, was sie verdiente.
Daher schmunzelte ich nur und dachte mir meinen Teil.

"Man kann an Überregulierung auch eingehen, Didius. Es reicht, wenn sich die Provinzverwaltung intern auf ein solches Vorgehen einigt und alle dies für gut halten. Man muss nicht aus allem ein Gesetz machen. Es reicht wenn man diesem Vorschlag zustimmt.

Doch wenn Du auf einer Abstimmung bestehst, kann man eine solche über meinen mündlich gemachten Aussagen als interne Verwaltungsanweisung gerne machen. Ich habe dagegen nichts einzuwenden."

"Ich denke ich habe meinen Standpunkt bereits mehrmals verdeutlicht. Es wäre empfehlenswert die Märkte zu spezialisieren. Sprich: Wenn in Tarraco ein Wagenrennen ansteht, eben einen Pferdemarkt anzubieten; wenn Gladiatorenkämpfe stattfinden, einen größeren Sklavenmarkt, wenn die Weinernte ansteht einen speziellen Weinmarkt, usw usw usw. Wenn die Stadt Bauvorhaben hat, wenn sie irgendetwas ausschreibt, irgendwelche Großaufträge verteilt, dann sollten die Märkte dazu genutzt werden können, eben dafür Angeboten offerieren zu können. Dazu kann man auch durchaus Anbieter aus anderen Provinzen einladen. Konkurrenz belebt. Nicht nur das Geschäft, sondern auch unser Forum."

Ich hörte aufmerksam zu und nickte mit dem Kopf. Was sie erzählte klang gut und mit diesen beiden Kräften, hätten wir schon ein paar Sorgen weniger.

"Und Du kannst auf sie verzichten? Ich meine, das ganze hier wird eine Vollzeitarbeit. Sie werden Dir im Haushalt fehlen..."

Ich nahm einen Schluck.

"Ich werde auf alle Fälle die Stelle des Küchenchefs ausschreiben. Und ich brauche einen zusätzlichen Wirt. Dann haben wir hier zumindest zwei Männer und die Sache wird sicher. Alles andere überlass mir. Wir sind hier am Forum und ich kann die Stadtwache so viele Streifen laufen lassen, dass das besser bewacht ist, als der Palast des Proconsuls."

Ich schlürfte die letzte Muschel auf meinem Tisch aus und schüttelte mit dem Kopf. Im Grunde gefiel mir dir Arbeit.

"Nicht wirklich. Dadurch, dass ich mein eigener Boss bin, kann ich mir die Arbeit einteilen. Ich entscheide, welchen Fall ich annehme, und welchen Fall andere bearbeiten. Klar, bei ernsten Geschichten muss auch ich manchmal mitten in der Nacht aus dem Bett. Und nicht alles ist angenehm. Aber es ist abwechslungsreich."

Ich blickte zu den Praetörianern.

"Gut, ich bestelle nochmal eine Runde Wein für alle."

Mmm, was soll man sagen. Zudringlich sind die schon.
Was aber immer wirkt:

"Danke, ich bin schon versorgt.
Ich bete auch für Sie! Man sieht sich im Himmel!"

Mein Vater jedenfalls lädt sie immer zum Bibellesen, Beten und seinem Hauskreis ein. Ihr glaubt gar nicht, wie schnell die kucken, dass sie wegkommen.

"Nun, die Arbeit ist eine grundlegend andere. Ich bin eigenverantwortlich tätig. Mir unterstehen die Stadtwachen der gesamten Region. Ich koordiniere alle Aktionen, die für mich relevant sind, greife jedoch nicht immer in alle lokalen Belange ein. Ich muss entscheiden, was wichtig ist, und was mich nichts angeht. Ich arbeite in Fragen des Marktes, in Fragen der Sicherheit, dann werden Sklaven gesucht, es gibt Diebe, Einbrecher, Entführer, Mörder, Einzeltäter und Serientäter..."

Ich hielt inne und warf einen kurzen Blick zu Livilla.

"Man muss immer ein Gespür dafür haben, was gerade relevant ist. Und als Regionarius trage ich eben für jede dieser Entscheidungen die volle Verantwortung."

Helena war so nett und führte mich zum eigentlichen Thema zurück. Es ging um geschäftliches und ich war froh, dass sie geschäftlich blieb.

"Genau. Ich denke mir folgendes: Wir haben einen Ausschank, gleich neben dem Eingang, mit einer Öffnung zur Strasse hin. Dort können auch Passanten vom Markt Wein und leichte Speisen zum Verzehren erwerben und mitnehmen. Und wir haben hier diese Klinengruppen, die zum längeren verweilen einladen. Ein Mittagstisch wird gegen Mittag angeboten, Abends folgen dann je nach Bestellung einfachere oder eben wirklich umfangreiche kulinarische Genüsse. Wir haben Klinen, die nur reserviert werden können und wir haben welche, die immer offen stehen, so dass sich leute spontan dazu entscheiden können, hier einzukehren."

Ich nahm einen Schluck Wein.

"Kommen wir zum Personal. Wir brauchen auf alle Fälle einen Spitzenkoch. Wir brauchen zwei Personen, die am Ausschank bedienen, beziehunsgweise die Klinen bedienen. Vielleicht noch eine Küchenhilfe. Somit wären wir bei vier Personen."

Ich schüttelte den Kopf und winkte ab. Es war unfassbar, welche Vorstellungen sie hatte. War es in Rom jetzt üblich, dass sich Angestellte einfach zu einem Essen ihres Arbeitgebers hinzugesellten? Oder dass Peregrini an den Tisch zweier Ritter traten? Ich konnte es nicht glauben, was sich diese Lupa hier erlaubte. Was, wenn Helena meine Verlobte, oder meine Frau gewesen wäre? Was bildete sie sich ein? Vermutlich war sie so naiv und einfältig und redete auch in der Stadt über ihre "Beziehungen".

Ich sah zu Helena und wusste nicht was ich sagen sollte.

"Es tut mir leid. Das wirft jetzt natürlich nicht das beste Licht auf unsere Unterhaltung, aber was will man machen. Diesen Provinziellen fehlt es manchmal an Kultur und Anstand. Ich bitte diesen Vorfall eben zu entschuldigen."

Dann griff ich nach der Weinkanne.

"Noch Wein?
Und wo waren wir stehen geblieben?"

"Auf jeden Fall. Wir sollten von der Praxis abkommen ohne Abstimmung zu handeln.
Es erspart uns eventuelle Streitigkeiten, falls nachher einer anderer Meinung war."