Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

    Ich nickte mit dem Kopf. Er hatte seine Lektion gelernt.


    "Es ist auch nicht einfach. Doch ein Gladius ist kein Spielzeug. Wenn Du damit also Deinen Übungen machst, dann vergiß nie, dass Du im ernstfall damit nur ein Ziel hast: Deinen Gegner zu treffen und zu töten. Wenn Du zögerst - und wenn es noch so kurz ist - tötet er Dich."


    Ich hielt inne und blickte ihn an. Dann wurde ich gewahr, dass auch bereits der zweite Decimus eingetroffen war.


    "Ist das Dein Bruder?"


    fragte ich den Älteren.


    "Wieso tritt er nicht näher?"

    Ich packte das Gladius und steckte es wieder ein. Dann blickte ich den jungen Decimus an. Er schien mit sich selbst zu hadern.


    "Warum hast Du nicht zugestochen?"


    fragte ich ihn und war auf seine ehrliche Antwort gespannt.

    Sie schmunzelte noch immer und gab sich souverän. Bevor sie jedoch im Lupanar anfing, musste ich mich selbst überzeugen, dass sie auch wirklich hielt was sie versprach. Nicht dass sie sich ungeschickt anstellte. Oder noch schlimmer irgendwelche schlimmen Aussätze und dergleichen hatte.


    "Gut. Dann fang am Besten gleich an.
    Überrasch mich."

    Der Gesichtsausdruck des Burschen verriet Verwunderung. Ich blickte ihn hart an, regte mich jedoch nicht. Wieder hatte er nur Centimeter vor meinem Bauch angehalten.


    "Ein letztesmal! Stich zu! Verdammt noch mal!"


    herrschte ich ihn an.


    "Hast Du mich nicht verstanden?
    Zustechen! Hier! Jetzt! Sofort!"

    Ich lachte. Dass eine Lupa das Tier seines Besitzers bediente gehörte sicher nicht zu den Standardwünschen in den Bordellen Roms und schon gar nicht in Tarraco.


    "Keine Sorge. Das Dolce Vita ist ein gehobenes Etablisment."


    Sie gefiel mir.


    "Wann möchtest Du anfangen?"

    Der Ausfallschritt war nicht schlecht gewesen. Er musste in seiner Kindheit so einigen Legionären oder Kämpfern zugesehen haben, die bei den Truppen gedient hatten.


    "Du sollst richtig zustechen, hab ich gesagt. Hast Du nicht gehört?
    Richtig zustechen! RICHTIG!"


    Ich wurde lauter und schroff.

    Die Forderungen waren gerechtfertigt. Ich stellte den Becher wieder ab.


    "Geht in Ordnung. Du bekommst Dein eigenes Zimmer, einen Tag in der Woche frei und eine Beteiligung. Ich schlage Dir fünfzig Prozent vor, von dem was Du erarbeitest. Bist Du damit einverstanden?"


    Das Angebot war gut, ein besseres würde sie nirgends bekommen.


    "Bedienst Du nur Männer, oder kannst Du Dir auch Frauen vorstellen?"

    Ich lachte nun ebenfalls. Sie hatte eine Klasse, die man bei einer Lupa selten fand. Sollte sie den Platz haben. ich war gewillt ihn ihr zu geben.


    "Gut. Dann kommen wir zu den Konditionen.
    Was hast Du Dir vorgestellt?"


    Mit meiner linken Hand griff ich nach dem Becher, führte ihn - ohne sie aus den Augen zu lassen - langsam an meinen Mund und nahm behutsam einen Schluck.

    Er war ein Einfaltspinsel. Er machte seine Übung gewissenhaft und mit Begeisterung, stach auf einen unsichtbaren Gegner ein, der gar nicht existierte. Auf dem Schlachtfeld gab ich ihm keine zwei Minuten. Die erste Welle des Gegners würde ihn über den Haufen rennen, die zweite würde ihn erschlagen.


    "Nein. Nicht so."


    sprach ich hart.


    "Du sollst zustechen! Zustechen!
    Hier!"


    Ich malte mit meiner Hand einen Kreis auf meinen Bauch.


    "Stich zu!"

    Sie hatte ein schönes Lächeln und das entsprechende Selbstbewusstsein. Ich musterte sie nachdenklich und meine Blicke glitten über ihren Körper.


    "Gut. Das wars. Du kannst gehen. Wenn Du mir nicht sagst, worauf ich mich einlasse, hast Du keine Chance. Ich muss wissen, ob bereits morgen ein Vater, ein Mann, ein Verlobter vor meiner Wohnung steht und mich bedroht, ob du eine entlaufene Skalvin bist, oder eine ehemalige Priesterin. Das Geschäft ist zu hart umkämpft, als dass ich mir da einen Skandal erlauben könnte. Ich will es nur einmal hören, und dann geht der Schwamm drüber. Ich werde es Dir nie vorhalten, Ehrenwort. Aber ich kaufe keine Katze im Sack. Und wenn sie noch so schön ist."

    Ich ging langsam um das kleine Tischhen herum und setzte mich in einen Stuhl ihr gegenüber. Sie schien auf geheimnisvoll zu machen, vermutlich weil sie dachte, dass es zu dem neuen Beruf dazugehörte.


    "Wo ist überall und nirgendwo? Du kannst es mir ruhig erzählen. Welche Geschichten Du für die Kundschaft erzählst ist mir egal, solange sie es abnehmen. Ich jedoch werde Dein Arbeitgeber sein, also schieß los."


    Ich nahm einen Schluck und stellte den Becher dann ab.

    Er stellte sich recht geschickt an. Wie er versuchte die Balance des Gladius zu finden gefiel mir. Bildete ich es mir nur ein, oder hatte er tatsächlich ein Talent? Ich konnte mich auch täuschen, hatte ich doch schon lange keine Männer mehr ausgebildet.


    "Was Du damit machen sollst?
    Stich zu!"


    sprach ich regungslos.

    Ich schenkt etwas Honigwein ein und blickte zu ihr hinüber. Sie sah jung aus. Sehr jung sogar.


    "Wie alt bist Du, wenn ich fragen darf? Und wo kommst Du her?"


    Auch wenn Kinder in römischen Bordellen keine Seltenheit waren, wollte ich dies für das Dolce Vita nicht. Auch wenn meine Moralvorstellungen einfach waren, Kinder und griechische Knaben verabscheute ich ebenso wie Tiere.


    Ich reichte ihr den Becher.

    Zitat

    Original von Flavia Calpurnia
    Huuuch! Organisiertes Verbrechen? Mit Verbindungen in höchste Kreise? Uhhhh Entsetzlich. 8o :)


    Zur Kenntnisnahme:



    Regio Hispania Tarraconensis
    PRIDIE NON NOV DCCCLV A.U.C. (4.11.2005/102 n.Chr.)


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    Abgeschlossene und
    Laufende Untersuchungen I


    ANTE DIEM VI ID MAR DCCCLV A.U.C. (10.3.2005/102 n.Chr.)
    Gescheiterter Anschlag auf Publius Decimus Lucidus, ehemals Tiberius und Proconsul von Hispania. Attentäter wurde bei dem Versuch getötet. Zeugen: Decimus Praetorianus. Hintermänner und Auftraggeber unbekannt. Am Tatort wurde eine Kette mit einem Halbmond gefunden. Keine neuen Informationen. Fall ist offen.


    ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLV A.U.C. (20.3.2005/102 n.Chr.)
    Zwei entlaufene Sklavinnen im Besitz des Scribonius Curio. Antiope und Selnya genannt. Verließen Tarraco per Schiff. Suche wurde eingestellt.


    ANTE DIEM XIII KAL APR DCCCLV A.U.C. (20.3.2005/102 n.Chr.)
    Entlaufene Sklavin der Helena Tiberia. Pentesilea genannt. Floh vermutlich über den Landweg nach Gallien. Agent angesetzt. Suche wurde eingestellt.


    PRIDIE KAL MAI DCCCLV A.U.C. (30.4.2005/102 n.Chr.)
    Auseinandersetzung um die Schliessung eines illegalen Postbetriebs der Socitas Aesculapus. Da keine Betriebgenehmigung vorliegt, wir das Gebäude geschlossen und versiegelt. Nach mehrmaligem Entfernen der Siegel eine Scribonia Hestia aus dem Gebäude entfernt. Sie stirbt ohne Einwirken von aussen. Nach mehreren Wochen gibt die Societas den Betrieb auf. Fall ist erledigt.


    ANTE DIEM XII KAL IUN DCCCLV A.U.C. (21.5.2005/102 n.Chr.)
    Haftbefehl gegen Publius Aelius Hadrianus eingegangen. Wurde in der Regia verhaftet und in Ostia an Praetorianer übergeben. Fall ist erledigt.


    ANTE DIEM XIV KAL IUL DCCCLV A.U.C. (18.6.2005/102 n.Chr.)
    Bestechungsverdacht bei den Gladiatorenkämpfen. Anscheinend soll Gift im Spiel gewesen sein. Fall sehr verworren. Untersuchung wurde eingestellt.


    ANTE DIEM XI KAL IUL DCCCLV A.U.C. (21.6.2005/102 n.Chr.)
    Serie von Taschendiebstählen auf dem Markt von Tarraco. Mehrere Informanten im Einsatz. Täter oder Bande konnte nicht gefasst werden. Nach Erhöhen der Patrouillen nur noch vereinzelt Vorkommnisse. Fall ist offen.


    ANTE DIEM VI KAL IUL DCCCLV A.U.C. (26.6.2005/102 n.Chr.)
    Mord in einem Barbierladen. Nach Aussage des Barbiers dringen vier Männer in seinen Laden ein. Einer davon nimmt die Rolle des Barbiers ein und tötet gezielt einen Kunden. Das Opfer ist Gladiator und war an den Spielen beteiligt. Vermutlich besteht zu dem Bestechungsfall ein Zusammenhang. Die Täter verschwinden, der Barbier will nicht aussagen. Vermutlich ein Mord des organisierten Verbrechens. Fall ist offen.


    ANTE DIEM IV ID IUL DCCCLV A.U.C. (12.7.2005/102 n.Chr.)
    Razzia gegen das organisierte Verbrechen. Durchsuchung der Insula Gallina. Mehrere Tote, ein schwer verletzter Informant. Der Hauptverdächtige begeht Selbstmord. Die anderen Gefassten sagen nicht aus. Fall ist offen.


    ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLV A.U.C. (25.8.2005/102 n.Chr.)
    Haftbefehl gegen Publius Aelius Hadrianus eingegangen. Wird beobachtet. Entzieht sich der Verhaftung durch vorzeitige Abreise.


    ANTE DIEM VI NON OCT DCCCLV A.U.C. (2.10.2005/102 n.Chr.)
    Mord auf dem Fischmarkt. Opfer unbekannt und nicht identifizierbar. Täter unbekannt. Keine Zeugen der Tat. Besondere Vorkommnisse: Opfer hat ein zertrümmertes Gesicht und ist nackt. Wird in einem Essigfass aufgefunden. Fall ist offen.


    ANTE DIEM III NON OCT DCCCLV A.U.C. (5.10.2005/102 n.Chr.)
    Mord in einem Lagerhaus. Opfer unbekannt und nicht identifizierbar. Täter unbekannt. Keine Zeugen der Tat. Besondere Vorkommnisse: Opfer hat ein zertrümmertes Gesicht und ist nackt. Wird in einem Lagerhaus aufgehängt aufgefunden. Fall ist offen.


    ANTE DIEM IV KAL NOV DCCCLV A.U.C. (29.10.2005/102 n.Chr.)
    Entlaufener Sklave der Flavia Fausta. Lysander genannt. Wird irgendwo bei Carthago Nova vermutet. Belohnung von 100 Sesterzen ausgesetzt. Steckbriefe abgesandt. Fall ist offen.


    KAL NOV DCCCLV A.U.C. (1.11.2005/102 n.Chr.)
    Razzia im Hafen. Ein Schiff mit geschmuggelten und illegal erworbenen Sklaven aus Afrika wurde aufgebracht. Einige Tote. Verdächtige befinden sich in Haft. Befragungen dauern an. Fall ist offen.


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    gez. Flavius Prudentius Balbus
    Regionarius


    http://www.imperiumromanum.net…s/hirhita-regionarius.png

    Sim-Off:

    Die Provinz vergiebt an den überzeugensten Anbieter Großaufträge. Sei es für Tempelfeiern, Feste, religiöse Feste, oder Gladiatorenkämpfe, Wagenrennen usw. Für all dies braucht man ja zum Beispiel Wein, oder auch Pferde. Ergo, warum irgendwo kurzfristig teuer kaufen, wenn man im Zuge eines solchen Marktes, oder eine Messa, alle Angebote präsentiert bekommt? Die Märkte hätten dann sowohl Werbewirkung, als auch eine Art Ausschreibungscharakter. Ein Pferdemarkt würde sich zum Beispiel zeitlich gut einen Monat vor einem Wagenrennen anbieten, so dass alleine mit diesem Hinweis ein Interesse für Pferdezüchter besteht, dort aufzutauchen.

    Sie hatte also noch in keinem Lupanar gearbeitet, gab aber vor Erfahrung zu haben. Wie ich es einschätzen musste, wusste ich noch nicht, jedenfalls schien sie ein Glückstreffer zu sein. Eine mehr oder weniger verbrauchte Lupa eines anderen Lupanars würde dem Geschäft keine große Hilfe sein. Ihr Versuch mich zu verführen war jedenfalls nicht ohne Wirkung. Als Mann ohne große moralische Ansprüche hatte sie mich bereits mit ihrer Umhangnummer soweit gehabt.


    "Möchtest Du etwas trinken?
    Ich kann Dir Honigwein anbieten."


    sprach ich und ging zu einem kleinen Tischchen, auf welchem eine Karaffe stand.