Zitat
Original von Marcus Claudius Constantius
Du denkst Ritter und der hohe Adel sind nie gereist? Der Kaiser des HRR war oft NUR am reisen! Man bedenke auch den Fehrnhandel und halt wie schon gesagt das äußerst rege Militär. Auch die päpstlcihen Legaten und Bischöfe reisten.
Was hat die Reformation mit der Ständegeselltschaft zu tun?
Ritter sind nie groß gereist. Ritter hatten dem Kaiser Heerfolge zu leisten, meist in fest deffinierten Zeiträumen, für fest deffinierte Züge nach Italien oder in den Osten. Da braucht man aber keine großen Karten, man folgt Flussläufen und ist eh bald wieder daheim. Die Kreuzzüge stellen eher eine Ausnahme dar, die meiste Zeit seines Lebens verbringt der Ritter auf seinem Gut und versucht seine Existenz zu sichern.
Der Kaiser indess reist wirklich, aber die mittelalterliche Gesellschaft ist natürlich auch durch Paradoxon geprägt. Dadurch dass es eben keine territoriale Staaten gibt, sondern Macht auf Personenverbänden besteht, ist ein Kaiser natürlich angewiesen sich auch mal blicken zu lassen. Ist der Kaiser weit weg, kann man faktisch machen was man will, es ist keiner da, der sein recht und sein gesetz geltend macht. Will ein Kaiser also herrschen, reist er.
Der Fendhandel indess erschwert sich im Mittelalter durch die unzähligen Abgabe und Zölle die man in allen den unterschiedlichen Herrschaften zahlen muss. Es sind die Karolinger, welche Schutzbriefe und Privilegien für Juden ausstellen, damit diese den Handel wieder in Schwung bringen. Und sie tun es auch. Erst im Hoch- und Spätmittelalter mit dem Erstarken der Zünfte, werden die Juden auch aus diesem Wirtschaftssektor herausgedrängt und in den Trödelwarenhandel abgeschoben. Große christliche Handelsgesellschaften entsstehen.
Das Militär wie gesagt ist überhaupt nicht rege, da es weitgehen keine stehende Heere gibt und die Adeligen immer die selben Routen ziehen um ihrer Heerfahrstpflicht oder Hoffahrtspflicht nachzukommen. Die meisten Kriegszüge gehen dann auch nach Italien, oder in die Ostseegebiete und in anderen europäischen Ländern auch nur bis knapp vor die Haustüre.
Und was Geistliche betrifft: Sicher die Reisen, sind aber Geistliche.
Doch wer reist sonst noch? Urlaub macht man nicht und weitere reisende sind nur noch Söldner, Rattenfänger, Spielleute, fahrendes Volk, Bettler, Tagelöhner, unehrenhafte Berufe eben, und vor allem ungebildete Schichten.
Das widerspricht keinesfalls der These sondern bestätig die Bedeutung der Ständegesellschaft.
Last but not least: Mit der Reformation, dem Humanismus, der Renaissance und der Aufklärung wollte ich andeuten, dass einige Dinge passiert sind, welche die Gesellschaft verändert haben, auch wenn die Ständegesellschaft wie Du es sagts bis ins 19.Jh. galt. Doch längst in anderen Formen mit durchlässigeren Schichten.