Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

    Der Proconsul nannte mich beim Praenomen. Eine seltene Ehre. Ich wusste noch nicht was ich davon halten sollte, trat jedoch näher und grüsste ihn höflich.


    "Proconsul, es ist mir eine Ehre."


    Allzuviel hatte ich bisher nicht mit ihm zu tun gehabt. Weder war er in meinem Officium erschienen, noch hatte er mich jemals auf eine Audienz gebeten. Ich wurschtelte als Regionarius praktisch alleinverantwortlich vor mich hin, was ich jedoch mochte. Vater hatte anscheinend einen guten Deal herausgeschlagen - Flavius. Es klang gut, von einem Proconsul so genannt zu werden.


    "Danke. Ein Iberischer Tropfen wäre ganz gut..."


    Ich setzte mich.

    Der junge Mann wusste offensichtlich nichts mit mir anzufangen, wie aus seinem Gesichtsausdruck zu schließen war. Und die Damen blickten ebenfalls fragend.


    "Ach, ich vergaß mich vorzustellen. Flavius Prudentius Balbus. Ehemaliger Tribun unter dem Legaten Decimus Meridius, Regionarius und Bekannter der Familie. Decima Tertia und Decima Lucilla habe ich gut gekannt. Ich war auch auf der Beerdigung des Decimus Proximus..."


    Ich nickte mit dem Kopf und lächelte die Leute an.

    Ich kam gerade den Pier entlanggelaufen, als ich von einem Schiff, welches das Zeichen der Zwillinge führte, eine größere Reisegesellschaft treten sah. Ich blickte zweimal hin und erkannte einige bekannte Gesichter aus der Gens Decima.


    Mit einem Lächeln trat ich hinzu und grüsste.


    "Salve! Ich hoffe ihr hattet eine gute Überfahrt..."


    Der junge Bursche, der Sohn von Meridius sah ihm wie ein Abbild ähnlich, nur jünger, ein weitere junger Bursche rannte herum und zwei schöne Damen folgten, die eine etwas jünger, die andere etwas älter. Die Ältere hatte ich noch nie gesehen, folglich betrachtete ich sie etwas genauer. Sie sah ausgesprochen gut aus, und wie sie sich zu dem jungen Mann stellte, musste sie wohl seine Mutter sein. Eine Tatsache, welche ich nie vermutet hätte.

    Sie antwortete nicht. Sie saß nur still und nachdenklich in diesem Korbstuhl und dachte nach. Erst vor wenigen Momenten hatte sie gesagt, wie sehr sie diesen Beruf begehrte und jetzt schwieg sie. Hatte ich ihr zu wenig geboten? Mir war es gleich, mehr als 50 Prozent würde sie niemals bekommen. Vielleicht sollte ich ihr jedoch doch einräumen diesen Duumvir auch weiterhin zu besuchen...


    Ich räusperte mich.


    "Also was ist? Was denkst Du? Und wann willst Du anfangen?
    Ich könnte Dir einen ersten Zuschuss zukommen lassen..."


    Ich nahm erneut einen Schluck Wein.

    Ich trat in das Atrium wie mich der Sklave geheißen hatte und blickte mich um. Es war groß und geräumig, durch die Öffnung das Daches fiel viel Licht herein. Im Sommer sicher ein Vorteil, im Winter hingegen ein Fluch, sollte es kälter werdern. Der Proconsul hatte Geschmack, auch wenn ich nicht jede Statue hätte aufstellen lassen und einige Mosaike begeisterten mich auch nicht wirklich. Ich schmunzelte, als ich daran dachte, dass meine kleine Schwester hier vermutlich ersteinmal einiges verändern würde...

    AUDITE


    SKLAVE GESUCHT


    KAL NOV DCCCLV A.U.C. (1.11.2005/102 n.Chr.)


    Ein Sklave namens Lysander. Könnte sich in der Zwischenzeit anders nennen. Hat dunkle Haare, ist etwa 17 Jahre alt und 1,70 Meter groß.


    Die Besitzerin Flavia Fausta zahlt für die Information, welche zur Ergreifung führt 100 Sesterzen Kopfgeld.


    gez. Flavius Prudentius Balbus
    Regionarius


    http://www.imperium-romanum.in…s/hirhita-regionarius.png

    Ich hatte mich dazu durchgerungen meine Schwester aufzusuchen. Das letzte mal als wir uns trafen, gingen wir im Streit auseinander und da mir meine kleine Schwester - vielleicht als einzige in meiner Familie - am Herzen lag, stand ich also nun hier und klopfte an die Eingangstüre der Casa Matinia. Wohnsitz des Proconsuls von Hispania und seiner - Verlobten. Es schmeckte mir zwar nicht, dass sie als solche schon hier gastierte - denn was würden die Bürger dieser Stadt denken. Aber was konnte ich dagegen tun? Wenn der Proconsul meinte meine Schwester dem Geschwätz auszuliefern, dann meinte er es eben.


    Ich klopfte an.

    Ich war es absolut nicht gewohnt, dass eine Frau so offen über diese Dinge sprach. Zumindest in den gehobenen Schichten war dies absolut undenkbar. Ich musterte sie. Sie sah gut aus, hatte einen ansprechenden Körper und ein nettes Gesicht. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie in diesem Beruf Erfolg haben würde.


    "Gut. Können wir machen. Nur solltest Du einge Spielregeln beachten.
    Erstens: Du gehst ausserhalb Deines Berufes keine festen Beziehungen ein.
    Zweitens: Über die Arbeit wird ausserhalb des "Dolce Vita" nicht geredet.
    Drittens: Wenn Du Probleme bekommst, komm zu mir.
    Ich schmeisse einen Kunden auch mal raus, wenn er zu aufdringlich wird.
    Viertens: Ich beteilige Dich mit 50 Prozent an dem Gewinn, den Du erarbeitest.
    Fünftens: Ich bin der Boss.


    Bist Du damit einverstanden?"

    Sie war also ein Peregrina. Hatte keine Familie, schlief mit dem Duumvir von Carthago Nova, was alleine schon zu einem Skandal hätte führen können, wenn es bekannt geworden wäre, suchte Arbeit und wollte Lupa werden. Ich blickte sie an. Sie schien etwas verschlossen und gesprächig war sie auch nicht wirklich. Sie kam kaum aus sich heraus.


    Ich nahm einen Schluck.


    "Wieso Lupa?"


    fragte ich sie. Ich war ja kein Profi in diesen Dingen, aber als lupa sollte man - zumindest hatte ich die Vorstellung - etwas offener und gesprächiger sein. Es sei denn man hatte Kunden, die auf Schweigen abfuhren.

    Duumvir von Carthago Nova. Interessiert zog ich eine Augenbraue nach oben. Hatte ich also gerade den Bürgermeister dieser großen Stadt vor meiner Türe stehen gehabt, geprügelt wie ein begossener Hund, jämmerlich, nicht in der Lage mehr als einen Satz herauszubekommen.


    "Sowas... Und Du? Bist Du Bürgerin? Aus welcher Familie kommst Du?
    Ich will keinen Ärger bekommen...
    Zudem... Dir ist klar, dass eine Beziehung zu dem Duumvir kaum möglich sein wird, wenn Du als Lupa arbeitest.
    Es sei denn er ist Kunde..."


    Ich räusperte mich. Wenn dieser illyrische Wein nur nicht so dermaßen schlecht wäre.
    Ich musste dringend wieder auf iberischen umsteigen...

    Grandios. Einfach grandios. Ich beglückwünschte mich einmal wieder selbst zu meinem ausgeprägten Talent die schwierigen Fälle anzuziehen. Wenn es auf einer Strasse einen scheißhaufen gab war ich derjenige, der ihn traf. Mitten hinein, knöcheltief.


    "Er liebt Dich. Wer ist er? Sollte ich ihn kennen? Macht er Probleme?
    Ich würde Dir gerne Arbeit anbieten, aber wenn er Ärger macht, fällt der Ärger auf das "Dolce Vita" zurück und das ist schlecht für das Geschäft. Die entscheidende Frage ist also, was willst DU? Den Kerl oder die Arbeit? Beides dürfte kaum funktionieren..."


    Mein Becher war leer und ich schenkte nach.

    Ich blickte sie an und nickte nur wortlos mit dem Kopf. Der Kerl hatte mich in Rage gebracht und ich mochte es eigentlich nicht, wenn ich im Haus herumschrie. Ich griff wieder nach meinem Becher verdünnten Wein, trat an einen Stuhl und setzte mich.


    "Also, wo waren wir stehen geblieben?"


    Ich erinnerte mich daran, dass ich doch noch fragen wollte, wer der Bursche war, nur damit ich das nächste mal vorbereitet war. Vielleicht sogar sollte ich ihn beobachten lassen.


    "Der Kerl da gerade, war das Dein Vater? Bruder?
    Dein Ehemann?"


    Ich spülte meine Verärgerung hinunter.

    Zitat

    Original von Lucius Didius Crassus
    "Paulina.....was tust du hier ?" rief ich noch, doch ich drehte mich um und ging....


    Der Kerl hatte an meine Türe gehämmert und hatte nichteinmal die Chuzpe mit mir zu reden. Er rief seinen Satz, wandte sich um und ging die Treppe hinunter. Ich blickte ihm hinterher.


    "Sag mal, hast Du ein Problem?
    Lass Dich hier nie wieder blicken
    oder Du landest im Knast wegen Ruhestörung!"


    Die Türe der Wohnung gegenüber öffnete sich und die junge Dame streckte ihren Kopf heraus. Naseweis wie immer.


    "Was ist? Es ist alles in Ordnung!"


    sprach ich und sie nickte mit dem Kopf und schloss die Türe wieder.
    Ich tat es ebenso, verriegelt und trat in das Atrium zurück.

    Ich nickte mit dem Kopf. Hier hatte anscheinend jemand ernsthafte Probleme. Ich nahm noch einen Schluck und ging dann zur Türe. Mir fiel ein, dass ich vergessen hatte zu fragen, ob der Kerl draussen vor der Türe ihr Mann war, oder ihr Vater, ihr Bruder? Egal, wie auch immer, er klopfte an meine Türe und störte meine Privatsphäre.


    Ich riss die Türe auf und blickte ihn an.


    "Was gibt es, dass man an meine Türe klopfen muss?
    Ich bin beschäftigt! Ist Dir klar, was das heißt, wenn ich beschäftigt bin?
    Ich arbeite hier! Willst Du dafür verantwortlich sein, wenn ich nicht arbeiten kann?
    Soll ich Dich bei der Arbeit stören? In Dein Büro platzen und Radau machen?
    Niemand klopft an meine Türe und stört mich bei der Arbeit!
    Niemand HÄMMERT an die Türe und stört mich,
    nicht einmal wenn es einen neuen Imperator gibt
    und die ganze Stadt in der STIMMUNG ist zu trauern
    oder zu feiern HÄMMERT man an MEINE Türe!
    Hab ich mich klar und deutlich ausgedrückt?"