Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

    Ich nickte mit dem Kopf.


    "Ich kann ihn abwimmeln, wenn Du möchtest. Du solltest Dich nur so lange in ein Nebenzimmer zurückziehen. Das Tablinum befindet sich gleich dort hinten..."


    Ich deutete ihr mit einem Kopfnicken den Weg und blickte sie dann fragend an.


    "Soll ich ihn abwimmeln?"

    Zitat

    Original von Paulina
    Sie trat ein,hatte Lucius nicht gehört.


    Paulina setzte sich und nahm dankend den Wein entgegen.


    "Nun ich hatte ein Gespräch aufgeschnappt das das Lupanar einen neuen Besitzer bekommen hätte und das ihr das wohl seid.So dachte ich komme ich her und "bewerbe" mich einfach mal."


    Sie kam gleich zur Sache und redete nicht um den heißen Brei herum. Das gefiel mir. Menschen die direkt und offen waren. Ich wollte gerade etwas sagen, als es wieder an der Türe klopfte. Diesmal jedoch ziemlich laut und intensiv. Und irgendeiner schrie auch noch - ein Kerl.


    Ich blickte zur Türe.


    "Gehört der zu Dir?"


    fragte ich sie.

    Angestellte? Noch nicht ganz fit im Kopf blickte ich sie fragend an, dann dämmerte es mir. Ja, sicher, sie sollte eintreten. Hier draussen auf der Treppe war sicher nicht der geeignete Ort. Ich nickte mit dem Kopf und wies sie an einzutreten.


    "Bitte! Hier lang..."


    Ich schlug die Türe zu und führte sie in das kleine Atrium, schenkte zwei Becher Wein ein und reichte ihr einen.


    "Nimm doch Platz."


    Mein Schädel brummte gewaltig und das ganze kam mir so irreal vor. Ich, der Regionarius von Tarraco, ein Zuhälter. Nunja, nicht ganz - Geschäftsführer war immer noch Quintus - doch es ließ sich nicht leugnen, dass das "Dolce Vita" nun mir gehörte.


    "Wer hat Dich hierher geschickt?"


    Ich blickte sie fragend an und nahm einen Schluck aus meinem Becher.

    Ich schreckte aus meinem Dämmerschlaf hoch. Jemand hatte an die Türe meiner Wohung geklopft. Erst einmal etwas zaghaft, dann nocheinmal, diesemal etwas stärker. Ich musste mich also erheben. Widerwillig quälte ich mich aus meiner Kliene, wusch mein Gesicht in einer Schale mit Wasser, spülte meinen Mund und ordnete meine Tunika.


    "Ich komme..."


    rief ich zu der Türe und öffnete selbige wenig später.


    Vor mir stand eine mittelgroße, schlanke Frau in noch jungem Alter und sah mich in einer Mischung zwischen Unsicherheit und Erwartung an.


    "Was gibt es?"


    Ich blickte kurz die Treppe hinunter. Sie war alleine.

    "Los! Los! Los!"
    "Im Namen des Imperators!"
    "Mit dem Gesicht zum Boden!"


    Die Männer der Stadtwache stürzten sich auf das Schiff. Zwei Seemänner wurden auf dem Pier zu Boden geworfen, einer sprang ins Hafenbecken um sich dem Zugriff zu entziehen. Mehrere Stadtwachen folgten ihm.


    Ich unterdessen rammte dem Seemann oben an der Reeling meinen Ellenbogen ins Gesicht und zog unter dem Mantel mein Gladius hervor.


    "Centurio! Sofort die Ladung sichern!
    Ein Trupp geht unter Deck.
    Die anderen sichern hier oben!"


    Wenig später hatten wir die Mannschaft überwältigt. Der Vorstoss kam überraschend, so dass wir keine Verluste zu beklagen hatten. Von den Schmugglern wurden zwei Männer getötet, eine handvoll weitere verletzt. Die Ware blieb unbeschädigt. Zwei Dutzend Sklaven aus Afrika wurden von Bord geführt und erstmal auf die Stadtwache geschleppt. Ich konnte zufrieden sein.

    Es ging dann doch alles recht schnell. Nach einem Hinweis eines Informanten fand sich ein Schiff auf einem der hinteren Anlegestellen aus Afrika, das angeblich illegal Sklaven transportierte. Die Fracht war weder in den Papieren ausgewiesen, noch war genau klar woher die Sklaven kommen sollten. Vermutlich hatten sie keinen Vorbesitzer, weil sie gestohlen, oder entführt worden waren, oder weil sich ein Privatunternehmen an einer Sklavenjagd im Norden Afrikas beteiligt hatte. Der Fall war für uns klar.


    Wir näherten uns, so gut es ging unauffällig dem Schiff und die Männer brachten sich in Position. Dann schlenderte ich langsam zu dem Steg und stellte mich als eine Kontaktperson, welche den Kapitän sprechen wolle. Der Seemann blickte mich etwas verstört an. "Kontaktperson?" Er hatte nichts davon gehört und zuckte mit der Schulter.


    "Jetzt mach kein Stress!" rief ich ihm zu. "Lucianus schickt mich!"


    Ich hoffte der Name eines der Unterweltbosse würde reichen um mich zumindest noch einmal näher nach oben bringen zu können.


    "Lucianus? Dich!" er war verunsichert, wie man ihm ansehen konnte. Offensichtlich bestanden doch Kontakte, oder aber er kannte den Mann dem Namen nach. Ich beschloss diesen Umstand zu nutzen und an Bord zu gehen.


    "Ja, Lucianus. Bist Du schwerhörig? Ich soll mir die Ladung ansehen!
    Wenn Du meinst, dass er jeden Müll annimmt, hast Du Dich geschnitten!"


    Schon stand ich oben an Bord und hatte mir Zugang verschafft.

    Ich hatte mal wieder beschlossen, mich ein wenig im Hafen umzusehen. Eine handvoll Männer begleitete mich in Zivil und verteilte sich unter der Menge der unzähligen Menschen, welche hier zu tun hatten. Wieder waren mehrere Schiffe aus Sizilien angekommen, dann ein ganzes Dutzend aus Africa, zwei aus Alexandria und eines aus Ostia. Es gab also viel zu tun.


    Ich besprach mich mit dem Hafenmeister, ließ mir die Listen geben und hörte mich auch unter den angelandeten Matrosen und Seemänner ein wenig um. Die Schiffe, die heute noch den Hafen wieder verlassen wollten, würden wir uns als erstes vorknüpfen...

    Quintus saß an einem Schreibtisch und ordnete irgendwelche Papiere. "Nimm doch bitte Platz!" sprach er zu mir und nickte mir freundlich zu. Ich hoffte er würde den Vorfall von heute Nacht nicht ansprechen und in der Tat, er tat es nicht.


    Ich räusperte mich.


    "Wieviel bekommst Du?
    Ich möchte Dir nichts schuldig bleiben."


    Er blickte auf und sah mich an. Dann nach einem längeren Schweigen lächelte er und meinte, es würde auf das Haus gehen. Er sei sowieso schon pleite und müsse den Laden zumachen. Die Mädchen würden in einem anderen Bordell unterkommen, oder draussen vor der Stadt in einer mansio anschaffen müssen. Die Sklavinnen würden bei einem Zwangsverkauf gerade reichen um die Schulden auszugleichen.


    "Kann ich Dir irgendwie helfen?"


    fragte ich ihn, eher schuldbewusst und mit einem Kopf, der voller unklarer Gedanken war.


    Er blickte mich an und lachte. Eine Stunde später war ich Besitzer
    eines Bordells.

    Als ich am nächsten Morgen erwachte, stellte ich fest, dass ich immer noch in ihren Armen lag. Ich spürte ihren Atem in meinem Gesicht, langsam und gleichmäßig. Sie schlief.


    Vorsichtig erhob ich mich, kleidete mich so leise wie es ging an und trat aus dem Zimmer nach draussen. Der Gang war leer, weit und breit war niemand unterwegs. Auch im Atrium niemand.


    Unschlüssig blieb ich stehen. Sollte ich gehen? Oder wenigstens die in Anspruch genommenen Dienste begleichen? Ich suchte nach Quintus, konnte ihn jedoch nicht gleich finden. Eine ältere Frau, welche offensichtlich als eine Art Haushälterin hier arbeitete, verwies mich auf ein Büro eine Etage höher. Ich nahm das Treppenhaus.

    Stürme überwältigten mich. Satyr der alte Bock wurde mein zweites Ich. Bacchus wurde mir Bruder. Ich celebrierte die Anbetung einer Frau. Ich opferte. Ich opferte, wie ich noch nie in meinem Leben geopfert hatte. Lucilla - wie sie in Wirklichkeit hieß hatte ich nicht gefragt - blickte mit dunklen, geweiteten Augen zu mir auf, schluckte, stöhnte und wand sich. Ich spürte ihre Fingernägel in meinem Rücken, Dolchen gleich, welche tiefe Wunden in mich trieben. Ich schrie. Ich schrie und stanzte mein ganzes verworrenes Leben in ihren Unterleib.


    "****"
    [edit by SPIELLEITUNG]


    schrie ich - von Sinnen
    und schrie es noch einmal
    und meinte
    ... mich.



    [...]



    Als ich später wieder zu mir kam und in ihren Armen erwachte, streichelte sie nur mitleidig mein Haar und küsste meine Stirn. Ich hatte Lucillas Namen gestammelt, erzählte sie mir, immer wieder und wieder hatte ich Lucillas Namen gestammelt und geweint.


    Ich sah zu ihr auf und wusste nicht, was ich sagen sollte.


    "Es ist schon gut..."


    flüsterte sie wieder und ich wunderte mich, woher sie all diese Kraft nahm. Lucilla indess hatte ich überwunden. Als sie ihren Namen nannte, empfand ich nichts.

    Es kam dann doch wie es kommen musste. Ich hatte geredet und geredet, sie hatte Fragen gestellt, mit dem Kopf genickt, artig gelächelt, mir schöne Augen gemacht, sich mir ganz und gar hingegeben. Einsam und frustriert, angetrunken und von ihrer "Zuneigung" überrumpelt folgte ich ihr wenig später auf ein kleines Zimmer, welches nicht viel größer als eine Stube bei den Truppen war. Das Bett stand in der Mitte des Raumes, die Wände waren neu verputzt worden und rochen noch nach Kalk, die Beleuchtung war schon spärlicher und das flackernede Licht ließ meinen Schatten an der Wand tanzen.


    "Interessante Malereien..."


    sagte ich zu ihr, und betrachtete, wie auf einem der Kunstwerke ein alter Bock mit überdimensional großem Phallus ein junges Mädchen bestieg. Sie lächelte nur und machte es sich auf dem Bett gemütlich.


    "Kommst Du?"


    Ich war mir nicht mehr sicher.


    "Wie soll ich es Dir machen? Hast Du irgendwelche Vorlieben?
    Stehst Du eher auf Handarbeit? Oder soll ich die Stute spielen?
    Soll ich Dich zureiten? Willst Du den Hengst machen?"


    Ich blickte sie an und schüttelte den Kopf. Sie redete viel zu viel über dieses ganze Thema und mir wäre es am liebsten gewesen, wenn sie keinen Ton mehr sagte.


    Sie verstand, nickte mit dem Kopf, erhob sich aus dem Bett und kam dann auf mich zu. Sie war schön. Schön wie Lucilla und als sie sich auf ihre Zehen stellte, um mir einen Kuss auf die Lippen zu geben, musste ich mich zusammreißen, dass ich nicht sofort über sie herfiel und sie zeriss. Bestieg. Nagelte. Brutal. Gewaltig. Und erdrosselte.


    "Es ist schon gut..."


    flüsterte sie und nahm mich bei der Hand.

    Herrschaftszeiten. Noch schlimmer. Nicht nur, dass man grundlos anklopfte, man hatte nicht einmal den Mumm dann mein Officium zu betreten. Das Lächeln gefror und wäre mir der Kerl unter die Augen gekommen, ich hätte ihn auf der Stelle abgewatscht.


    "So was gibt es doch gar nicht..." -.^


    grummelte ich vor mich hin, warf noch einmal einen kopfschüttelnden Blick zur Türe und breitete meine Schreibsachen wieder aus.

    In genau diesem Moment betrat sie den Raum. Ich wusste nicht mehr genau aus welcher Richtung sie kam, oder wann sie genau kam, jedenfalls stand sie plötzlich an unserem Tisch und grüsste Quintus. Als sie ihn ansprach, blickte ich gleichfalls höflicherweise auf und erstarrte. Die Frau, die ich sah hatte eine unbeschreibliche Ähnlichkeit mit ... Lucilla. Beinahe die selben Gesichtszüge, beinahe die selbe Art sich zu bewegen. Ungläubig verharrte ich immer noch auf meinem Platz, als sie mich ebenfalls ansprach.



    "Hallo Kleiner.
    Schüchtern?"


    Ich schüttelte den Kopf, fand innere Ruhe und Stimme wieder.


    "Nein, überhaupt nicht. Nur die Ähnlichkeit mit einer Bekannten...
    Ich hätte schwören können, dass Du ... Lucilla bist."


    Sie lächelte.


    "Ich könnte Lucilla sein, wenn Du das meinst..."


    Ich lachte. Sie blickte mich verwundet an.


    "Entschuldige, so hatte ich das jetzt nicht gemeint. Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich denke, dieses Thema lassen wir besser aus..."


    Ich war eloquent, und da sie anscheinend eine gute Zuhörerin und Gesellschafterin war, hatte sie mich bald so weit, dass ich ihr alles über Lucilla erzählte.

    Ich wusste nicht mehr wie spät es war und wie lange ich schon hier mit diesem Quintus auf einem Wein saß - und ein Wein war sicher untertrieben - als ich mich in dem Raum etwas genauer umsah. Es war merkwürdig, ich hatte die ganze Zeit mit dem Kerl geredet und geredet, er hatte mir die Ohren zugeheult und ich hatte mich nicht einmal richtig umgesehen.


    Das Etablisment war elegant eingerichtet, keine überflüssigen Möbel standen im Weg herum, es war gut beleuchtet, gut gelüftet, sauber, Sitzgelegenheiten, Korbstühle und Klienen standen um kleine Tischchen hinter Raumteilern, so dass in dem großen Raum, der offensichtlich der Kontaktaufnahme diente, eine rundum angenehme Atmosphäre herrschte.


    Wieder nahm ich einen Schluck und klopfte Quintus dann auf die Schulter.


    "Kein schlechtes Geschäft, trotz allem..."


    sprach ich und fügte hinzu


    "... wenn ich Bordelle noch besuchen würde, wäre Deines das erste, welches ich ansteuere. Und glaub mir, ich kenne alle Bordelle in dieser Stadt. Deines ist mit Abstand das sauberste..."


    Er lachte und winkte dann ab. "Du bist ein Schmeichler, mein Freund." meinte er und wollte mir noch einmal einschenken, als ich abwinkte. Ich hatte genug für heute und wollte nach Hause.

    Ich blickte dem Kerl kopfschüttelnd hinterher und betrat mein Officium. Die Münzen in dem Beutel klimperten nicht schlecht. Er musste zuviel davon besitzen, wenn er sie mir einfach so gab, ohne nach meinem Namen zu fragen. Sah ich so vertrauensselig aus?


    Ich nahm Platz und setzte fluggs ein Schreiben auf...


    Dann entdeckte ich ein Schreiben, das irgendjemand hier abgegeben haben musste. Ich knüllte es zusammen und warf es in den nächsten Mülleimer. Sollte jemand etwas von mir wollen, hatte er mich aufzusuchen. Ich hatte weitaus wichtigeres zu tun, als jedem Bittsteller nachzulaufen.

    "Nanana, mein Freund..."


    antwortete ich schon etwas ermüdet


    "...so schlimm kann es gar nicht sein. Es gibt noch genug reiche Leute hier in der Stadt. Du solltest die Oberschicht beliefern, die zahlen mehr als die Soldaten und Du machst ein Vermögen..."


    Ich griff nach einem weiteren Becher Wein und nahm einen Schluck. Quintus indess blickte mich nur entgeistert an, schüttelte verneinend mit dem Kopf und winkte ab. Die Oberschicht, so erklärte er mir, war eine beschissene Kundschaft. Zwar zahlten sie viel, aber sie forderten auch viel und dazu meist perverse Dinge. Sie behandelten die Mädchen meist wie Dreck und lebten an ihnen nur ihre sadistischen Vorstellungen aus. Und wenn man sich dann beschwerte, verschanzten sie sich nur hinter ihrem Einfluss und ihren politischen Beziehungen, unangreifbar, während eine arme Frau zu leiden hatte.


    "Nein, nein..." sagte er und fuhr fort, die Soldaten wären da eine angenehmere Kundschaft. Sie würden zwar nicht so viel zahlen, die Mädchen aber im Schnitt weit besser behandeln. Was unter anderem einfach daran liege, dass die meisten Männer bei den Truppen so selten eine Frau zu Gesicht bekämen und beim Besuch eines der Mädchen meist in Ehrfrucht erstarrten.


    Er lachte. "Ohne Scheiß..." rief er. Die Soldaten seien meist so verunsichert, oder auch nur überfällig, dass sie wie ein Kaninchen vor der Schlange regungslos daständen. "Soldaten sind nicht schlecht..." schloss er, die reichen Patrizier und Plebejer indess schon, denn diese kannten keine Skrupel.


    Wieder hatte ich etwas gelernt.

    Sehr vermögend schien er nicht zu sein. Es wunderte mich, wie er überhaupt in der Lage war einen Sklaven zu halten.


    "Ich denke hundert Sesterzen für eine Information die zur direkten Ergreifung führt, dürfte reichen. Falls Du das Geld nicht auftreiben kannst, muss ich ihn halt auf die alte Tour suchen. Nur ob die Bevölkerung dann groß mitspielt, weiß ich nicht."