Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

    Ich hatte davon gehört, dass Decima Lucilla wieder in Tarraco wäre, und so dachte ich mir, dass ich ihr einen kleinen Besuch abstatten könnte. Vorgegebener Grund: Alles über den Triumph ihres Bruders zu erfahren. Tatsächlicher Impuls: Sie zu sehen. Auch wenn es dazu keine Veranlassung gab, war ich doch nervös. Ich wollte ihr keinesfalls aufdringlich erscheinen, ihr jedoch auf der anderen Seite auch nicht das Gefühl vermitteln, dass sie mir gleichgültig sei. Folglich stand ich also vor der Frage, ob ich noch ein paar Tage warten sollte, oder vielleicht doch besser gleich vorbeischaute. Sich nach einem halben Jahr nach einem Triumphzug zu erkundigen, erschien mir jedoch schlichtweg idiotisch, und wollte ich meinen Vorwand nicht verlieren, musste ich es jetzt wagen. Ich trat also an die Türe und klopfte an.


    *poch poch*

    Ich saß in meinem Zimmer und stellte Überlegungen an. Pläne darüber wie mein weiteres Leben wohl verlaufen sollte. Ich zog sozusagen Bilanz, und unter dem Strich schrieb ich schwarze Zahlen. Ich vermisste Decima Lucilla. Sie war so ganz anders als ihre Schwester Tertia. Und doch wieder so ähnlich. Ich überflog die Geschäftsbriefe, die ich mitgenommen hatte. Machte ein paar Anmerkungen. Löschte das Licht und ging zu Bett.

    Irgendwie staute sich mal wieder alles vor meinem Büro. Als der Bote eintrat, nickte ich Decimus Maior zu und bedeutete ihm einzutreten.
    "Centurio, ist es dringend? Ansonsten würde ich die Angelegenheit von Decimus Maior zuerst erledigen."


    Ich setzte mich, überflog kurz das Schreiben und wandte mich dann an meinen Besucher.
    "Was kann ich für Dich tun?"

    Zitat

    Original von Didia Aelia
    "Ich versichere dir, das werde ich nicht. Im Moment mache ich ja bereits die Arbeit für zwei, die des Magister Scriniorum und die des Praefectus Vehiculorum. Ich denke, da werde ich es auch schaffen, die Arbeit des Quaestor Urbanus zu machen und die Berichte zu schreiben."


    "Du meinst also, dass man die Arbeit eines Quaestors nebenher machen kann? Verstehe ich das richtig? Nun, in der Tat, es gab schon Amtsinhaber, bei denen man sich fragen konnte, was der Hauptberuf, und was das Hobby war, aber jenen würde ich nicht nacheifern wollen..." ;)

    "Ja, Du hast sicher Recht."


    Ich stellte den Becher auf den Tisch.


    "Ein letztes noch, bevor ich gehe. Heute Morgen kamen mir Gerüchte zu Ohren, beziehunsgweise man hatte sich beschwert, dass Anstand und Sitte im Stadtbad nicht geachtet würde. Es hieß Frauen und Männer würden zusammen baden und die Dampfräume besuchen. Ich machte mich auf den Weg, als ich jedoch eintraf, war alles in bester Ordnung. Wie auch immer, wir sollten dennoch in Zukunft darauf achten, dass die Trennungen beachtet werden. Es wäre für den Ruf von Tarraco besser..."

    Ich lehnte mich wieder zurück.


    "Gut, dass in Rom mal endlich was gemacht wird. Es sind zum Teil unzumutbare Zustände. Wenn ich daran denke, ich handele im Auftrag des Imperators, und kriege fast Ärger mit einem Gubernator... Man wirft mir vor, ich würde die Gesetze brechen... "


    Er leerte den Becher.


    "Ich frage mich manchmal, bin ich hier der Justiz- und Polizeichef dieser Region, oder bin ich es nicht? Diese Kultleute jedenfalls tun so, als ob sie über dem Gesetz stehen würden, beziehungsweise, als ob sie die Gesetze deffinieren wollten. Äusserst bedenklich. Ich werde es jedenfalls beobachten lassen. Seit diesem Kult um diesen Zimmermann aus Nazareth, haben wir nicht mehr so viel Ärger gehabt, daher sage ich, dass wir besser gleich aufpassen."

    Ich lehnte mich zurück und dachte nach.


    "Nun, wie auch immer, so stehen lassen kann man das nicht. Ich lasse mich ungern verleumden, und schon gar nicht, wenn ich mich an das geltende Gesetz und Recht gehalten habe. Was mich dabei jedoch ebenfalls verunsichert, dass dieser Kult zu dem sie sich zählte, alle Mitglieder wahnsinnig zu machen scheint. Erst diese Priesterin, dann plötzlich ein Gubernator inklusive einer ganzen Schiffsbesatzung, ein Medicus der Legion, dann die andere Priesterin, keine Ahnung was da vor sich ging, doch diese Geschlossenheit überraschte mich. Verstehst Du was ich meine? Es geht da nicht mit rechten Dingen zu. Kulte sind schön und gut, aber da läuft gehörig was schief..."

    "Nein, die andere Priesterin hat die Tote mitgenommen und es mir untersagt, sie auch nur anzufassen. Sie drohte mit Bann und Flüchen, es war nicht mehr schön. Und deswegen bin ich auch hier..."


    Ich blickte ihn an.


    "Sie hat einen priesterlichen Bann auf mich und meine Familie ausgerufen, der für das ganze Imperium gelten soll. Dieser Bannspruch wird überall verbreitet. Ich empfinde das - mit Verlaub - als Hetze gegen einen Amtsträger des Imperators. Wiegelt sie damit nicht römische Bürger auf, gegen den Regionarius vorzugehen?"

    "Das beruhigt mich."


    Und in der Tat, es beruhigte mich wirklich.


    "Jedenfalls, die Priesterin war tot. Sie muss auf dem Stuhl zwischen den Pfosten gestorben sein. Meine Männer hatten sie nicht angerührt, und sie war tot. Vor ihr stand eine andere Priesterin, keine Ahnung, wo die plötzlich herkam, ich jedenfalls hatte an dem Tag genug und ließ sie gewähren, bis sie die Tote aufgebahrt und weggeräumt hatten. Dann versiegelte ich die Türe erneut."

    "Ich danke Dir, Decimus."


    Ich nahm einen kräftigen Schluck.


    "Die Ruhe währte jedoch nur kurz. Die Priesterin tauchte wenig später erneut auf und entfernte das Siegel ein zweites mal. Meine Männer waren so überrascht von dem resoluten Vorgehen. Sie soll dabei behauptet haben, dass es sich nun um kein Postamt mehr handele, sondern um eine private Postbeförderungsstelle, und das alles geklärt wäre. In meinem Büro jedenfalls war bis dato niemand, und ich bezweifle, dass überhaupt jemand irgendetwas in irgendeinem Büro dieser Behörde zu korrigieren veranlasst hat. Wie auch immer, ich tauche natürlich an Ort und Stelle auf, da sitzt diese Priesterin auf ihrem Stuhl, mitten in der offenen Türe..."

    "Die Männer zogen wieder ab. Ich ließ das Gebäude versiegeln und die Priesterin einen Häuserblock entfernen. Ich gab Befehl die Türe zu vernageln und zu versiegeln und ich stellte acht Mann der Stadtwache vor die Türe. Soweit so gut, dachte ich..."


    Ich neigte mich kurz nach vorne.


    "Hast Du vielleicht etwas zu trinken? Einen Becher Decima-Wein vielleicht? Meine Stimme trocknet aus..."

    Ich nickte mit dem Kopf, war unheimlich eloquent.


    "Um die Götter mache ich mir keine Sorge. Ich hatte dann Anweisung gegeben, sie aus dem Gebäude zu entfernen, tauchen urplötzlich ein Haufen Matrosen auf, keine Ahnung woher plötzlich unter dem Kommando eines was weiß ich, der in irgendeiner Beziehung zu dieser Priesterin gestanden haben musste. Man drohte mit Gewalt, um ein Haar wäre alles eskaliert..."


    Ich hoffte ich würde nichts durcheinander bringen.

    Ich lehnte mich zurück.


    "Gerne. Also wie gesagt, diese Priesterin entfernte das Siegel und begab sich in das Haus. Ich suchte natürlich sofort das Gespräch. Sie ließ sich jedoch nicht dazu bewegen, das Haus zu verlassen. Sie drohte mir einen priesterlichen Bann an, einen Fluch, wie immer man es nennen will. Sie behauptete, der Betrieb stehe unter dem Schutz ihres Kultes, dieser Societas, oder wie auch immer dieser Kult hieß, es ist mir entfallen..."

    "Gut, dann bin ich bei Dir richtig."


    Ich nahm ebenfalls Platz und blickte ihn an.


    "Es geht um eine spezielle Sache. Und zwar habe ich in Tarraco eine Razzia durchgeführt. Ein Gebäude führte die Bezeichnung "Postamt". Nach meinen Recherchen, wurde für diesen Betrieb jedoch keine Genehmigung erteilt. Folglich ließ ich das Gebäude sperren. Die Lex Mercati gelten ja im gesamten Imperium..."