Ich blickte den Eques an, der vor mir stand. Gut, wenigstens konnte man sich auf die Legion verlassen.
"Sehr gut. Sonst noch etwas?"
Ich blickte den Eques an, der vor mir stand. Gut, wenigstens konnte man sich auf die Legion verlassen.
"Sehr gut. Sonst noch etwas?"
Ich nickte mit dem Kopf.
"In der Tat. Um diesen Kult geht es. Und ich denke die Sache ist leider schon weiter geschritten, als es nötig gewesen wäre."
Ich wusste nicht wie gut sie informiert war.
"Muss ich ganz vorne anfangen, oder..."
Sie hatte nun doch mehr von ihrer Schwester, als ich erwartet hatte.
Ich musste in mich hineinschmunzeln und sie unverändert ansehen.
"Kein Problem, dann müssen wir eben auf eine Sklavin zurückgreifen.
Wobei die Schmuggler und Kriminellen sicher schon alle Damen kennen, die wir bisher verwendet haben..."
Für einen Moment lag Schweigen im Raum. Wir musterten uns gegenseitig, zumuindest hatte ich das Gefühl.
"Hast Du Tertia gesehen?"
Die Frage war vielleicht nicht passend, aber früher oder später würde sie eh erfahren,
dass ich einmal ihrer Schwester den Hof gemacht hatte.
Ich blickte ihn an.
"Und?"
Ich nickte und nahm Platz. Es war gut, dass der Legatus Augusti Pro Praetore wieder in Tarraco war.
"Die Aufgaben konnte ich bisher alle gut koordinieren. Keine Probleme diesbezüglich. Ich werde demnächst Kontakt zur Ala aufnehmen, damit sie wieder ihre Patrouillentätigkeiten aufnimmt. Für Deinen Schutz ist nach wie vor die Legio zuständig, den Rest in der Stadt und im Hafen übernehmen wir.
Ich habe diesbezüglich auch einen zivilen Mitarbeiter eingestellt, der sozusagen als unsere verlängerte Hand inkognito arbeitet. Bisher bezahle ich ihn aus meiner Privatkasse. Ich denke jedoch, dass in Zukunft die Provinzkasse für Spitzel und Agenten aufkommen wird."
Ich hielt kurz inne.
"Zu den Problemen: Wir haben welche und zwar mit einem Kult."
Ich sah mir die Unterlagen ebenfalls an. Auch wenn ich etwas verspätet gekommen war und lediglich Beisitzer war, auf der 1. Vollversammlung durfte ich nicht fehlen. Was ich laß, war recht interessant, doch im Gegensatz zu dem Vorredner zweifelte ich sowohl an der Machbarkeit, als auch am Nutzen.
Ich blickte zum Legaten, ob ich auch reden dürfe.
Sie schien interessiert. Ich lehnte mich wieder zurück und sah in ihre Augen. Sie hatte wunderschöne Augen.
"Ich erzähle Dir alles, was aufregendes passiert ist, und Du..."
Ich ließ mir Zeit bevor ich fortfuhr
"...Du begleitest mich auf einem Bummel über den Markt von Tarraco. Sicher man kann ihn kaum mit dem Markt in Rom vergleichen, doch ich muss mich ein bisschen umsehen und brauche eine gute Tarnung, und bei der Stadtwache haben wir keine Damen, zumindest keine so schönen wie Dich. So könnte man ergo das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden... Einverstanden?"
Nun musste auch ich schmunzeln. War ich schon so überarbeitet, dass ich die Ränge durcheinander brachte? Oder lag es nur an Lucilla, von der ich wusste, dass sie nur eine handvoll Zimmer weiter ebenfalls anwesend war?
"Von meiner Seite aus nicht, Tribun."
Weing später betrat ich das Zimmer und grüsste den Legatus Augusti Pro Praetore.
"Sei gegrüsst, Flavia Messalina."
Sie gefiel mir immer besser. Vorsichtig neigte ich mich nach vorne, nahm meine Hand vor den Mund und flüsterte:
"Es ist oberste Geheimhaltungsstufe. Wenn ich es Dir erzähle, musst Du für immer darüber schweigen, oder ich bin gezwungen Dich zu verhaften und festzusetzen..."
Ich zwinkerte ihr zu und lachte.
"Machen wir einen Deal?"
Ich nickte bejahend mit dem Kopf.
"Werde ich machen, Tribunus Laticlavius.
Noch eines: Die Legio übernimmt wieder den Personenschutz des Legatus Augusti Pro Praetore?"
Sie lief rot an. Eine Farbe die ihr ganz gut stand, fand ich.
"So, hast Du. Löblich, Löblich. Aber mir ging es weniger um Deine Fähigkeiten als Geheimagent im Polizeidienst von Hispania..."
Ich musste nun ebenfalls schmunzeln und konnte mir ein spezielles Lächeln nicht verkneifen.
"Jetzt sollte ich allerdings das Thema wechseln, wenn ich nicht unhöflich oder gar unsittlich erscheinen soll. Worüber möchtest Du reden? Oder hast Du so viel zu tun, dass ich wieder gehen soll?"
Der Polizei- und Justizchef von Hispania kann auch eine Sklavin gebrauchen. Bisher wasche ich meine Wäsche alleine. Das muss sich schleunigst ändern.
ZitatOriginal von Marcus Decimus Livianus
„Ich wollte nicht stören! Verzeiht! Ich möchte mich nur kurz erkundigen wie die Zusammenarbeit mit der Legion läuft und ob ihr irgendetwas braucht.“
"Oh, Du störst keines Wegs. Die Zusammenarbeit verlief bestens, doch es ist gut, dass ihr wieder in Tarraco seid. Meine Männer waren an der Grenze der Belastbarkeit. Jetzt wo die Ala wieder da ist, kann sie die Patrouillen auf den Lamdstraße wieder aufnehmen.
Ehe ich es vergesse, ich habe ein Schreiben aus Rom bekommen, das auch die Legion betrifft..."
Ich reichte ihm den Brief, der soeben hereingekommen war.
Ich wollte gerade fragen, was sie denn schönes in Rom gekauft hatte, als sie mir selbst eine Frage stellte, die gar nicht so leicht zu beantworten war. Ich überlegte, wie ich es ihr erklären konnte.
"Oh, da stellst Du mir eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist. Sicher, ich war Tribun in der Legio IX Hispana, auch während des Feldzuges noch, doch bin ich hier der Regionarius. Ich kann hier nicht weg."
Ich blickte sie an.
"Es war hier während Deiner Abwesenheit jedenfalls eine Menge los.
Und trotzdem, entschuldige, wenn ich zu direkt bin, ich habe Dich vermisst."
Vielleicht war ich zu direkt. Ich hoffte jedoch, dass sie es mir nur positiv auslegte.
Ich blickte zu Decimus Maior und dann zu dem Tribunen. Heute war wirlich viel los.
"Sei gegrüsst, Tribunus Decimus Livianus!"
Man hatte ihn also befördert.
"Was kann ich für Dich tun?"
Ich kam aus der Regia und wollte einmal vor Ort nachsehen, wie es um die Stadtwache stand. Zumal ich ein Schreiben aus Rom auf meinem Tisch liegen hatte, das höchste Dringlichkeit hatte.
"Centurio!"
rief ich von weitem, als ich meinen besten Mann sah.
"Centurio, ich muss mit Dir reden."
Sie hatte ein wunderbares, herzerwärmendes Lächeln. Und sie schwärmte so schön. Mir gefiel ihre Art wie sie erzählte und sich dabei kaum stoppen konnte. Wenn sie auf ewig weitererzählt hätte, ich hätte nichts dagegen gehabt.
"Es freut mich für Deinen Bruder, dass er geehrt wurde. Er hat es verdient, ohne Frage, und die Männer der Legio IX mit Sicherheit auch."
Mit ein bisschen Wehmut dachte ich daran, dass ich ebenfalls unter den Männern hätte sein können.
Dann kam mir Tertia in den Sinn. Wie es ihr wohl ging und was sie machte? Ich konnte unmöglich fragen, schließlich war ich wegen Lucilla hier, wegen ihr ganz alleine. Ich versuchte ihre Augen nicht entkommen zu lassen.
"Und hast Du in Rom richtig einkaufen können?"
Sie schien erfreut und bat mich Platz nehmen. Meine Zweifel eventuell unerwünscht zu sein, bestätigten sich also nicht.
Ich trat an den Tisch und setzte mich auf den Stuhl.
"In Tarraco ist alles beim Alten, wenn man von ein paar Schwierigkeiten mit einem bestimmten Kultverein absieht. Ach ja, und wir sind aus Rom gewarnt worden, dass ein bestimmtes Subjekt auf der Flucht ist und gesucht wird. Ein ehemaliges Mündel des Imperators..."
Ich tat geheimnisvoll, wandte mich dann aber an sie.
"Wie war die Reise nach Rom? Ich war schon lange nicht mehr in dieser Stadt..."
Ich betrat das Büro und konnte meine Freude sie wiederzusehen nicht verbergen.
"Salve, Decima Lucilla. Schön, dass Du wieder in Tarraco bist.
Wie geht es Dir?"
Sie sah gut aus und eigentlich hätte ich mir die Frage sparen können.