Beiträge von Flavius Prudentius Balbus

    Balbus betrat das Krankenhaus, wollte er sich doch erkundigen, wie es dem verunglückten Subaquatus ging. Der Zustand war unverändert, der Patient nicht ansprechbar und im Delirium.


    Wieder draussen auf dem Gang, beschloss Balbus, auch noch bei Cotta vorbeizuschauen. Er trat in das Zimmer.


    "Salve, Probatus! Wie geht es?"

    "Ja, ich werde ihm ausrichten, dass er einmal bei Dir vorbeischauen soll."


    Balbus blickte seinen Vater an.


    "Ich muss jetzt aber wieder los, Vater. Im Castellum wartet jede Menge Arbeit auf mich. Mögen die Götter Dich segnen!"

    Es war spät am Abend als ein kleiner Trupp Soldaten mit einem Karren und unter Begleitschutz von einer Turma Reiter das Castellum erreichte und direkten Weg zum Valetudinarium nahm. Dort angekommen, hoben sie Subaquatus vorsichtig aus dem Wagen und trugen ihn in das Gebäude. Der Stabsarzt kümmerte sich sofort um ihn.


    "Ein Kamel hat ihn mitten ins Gesicht getreten!"


    sagte Balbus und der Arzt nickte nur mit dem Kopf. Balbus ging wieder nach draussen, dem Legaten Meldung zu machen.

    Balbus sah zu dem Decurio hoch.


    "Gut, dass ihr gekommen seid. Ihr könnt grad mal mit anpacken. Und dann muss ein Reiter ins Castellum und melden, dass die schon mal ein Bett vorbereiten. Und unsere Patient wird wohl einen Arzt brauchen."


    Balbus neigte sich wieder zu Subaquatus hinunter.


    "Legionär! Aufwachen! Hörst Du mich?"


    Er wandte sich an ein paar Soldaten.


    "Packt mal mit an und hebt ihn auf diesen Karren dort. Und schön vorsichtig!"


    Die Soldaten taten, wie ihnen befohlen worden war. Der Karawanenführer indess entschuldigte sich, obwohl er selbst ja auch nichts dafür konnte. Balbus winkte nur ab. Der Decurio schickte einen Meldereiter ins Castellum. Der Karren setzte sich in Bewegung, zwei Soldaten mit an Bord, die eifrig darauf bedacht waren, dass sich Subquatus den Kopf nicht nocheinmal an irgendetwas stieß. Zum Glück hatte er den Helm aufgehabt, und dennoch, die Schwellungen im Gesicht ließen das Schlimmste befürchten.


    "Du kommst dann mit dem Rest der Truppe und dem Tross nach..."


    sprach Balbus zu seinem Bruder und verließ sich auf ihn. Er selbst hatte den Verletzten zu begleiten.

    Balbus hörte nur einen dumpfen Schlag hinten und das Gedröhte eines der Kamele. Er dreht sich um sah, wie Subaquatus zu Boden ging.


    "Verdammte Scheiße! Verflucht nochmal!"


    Seine Ärger war nicht zu überhören. Er wendete sein Pferd und ritt wieder nach hinten. Ein paar Kameltreiber hatten das Vieh wieder unter Kontrolle gebracht, während sich drei Legionäre sofort auf Subaquatus stürzten. Balbus kam ebenfalls hinzu und steig von seinem Pferd. Die Kinder verzogen sich in die Reihe der Sklaven.


    "Wurde er hart getroffen? Ist er noch bei Bewusstsein? So eine Scheiße! Also ob ich es nicht hätte kommen sehen. Es ist immer der gleiche Scheiß mit diesen Mistviechern. Ausgeburten der Wüste. Arrrrrrggggggg."


    Er beugte sich zu dem getroffenene Legionär hinunter.


    "Das sieht nicht gut aus. Er muss so schnell wie möglich ins Castellum. Verdammt! Unser Tross ist viel zu weit hinten..."


    Balbus fluchte wieder. Die Sodlaten sahen etwas hilflos drein.


    "Gut. Wir beschlagnahmen einfach einen Karren von der Karavane. Ist mir egal, ob dadurch euer Betrieb aufgehalten wird..."


    rief er dem hinzueilenden Karawanenführer zu, welcher bereitwillig mit dem Kopf nickte um anzudeuten, dass er jedwede Unterstützung gewähren würde.


    "Balbus. Du kümmerst Dich um die Centurie und bringst alle Jungs so schnell wie möglich nach Hause. Inklusive Tross. Die Übung ist jetzt egal. Wir müssen zusehen, dass wir Subaquatus nach Hause bekommen. Ihr zwei - Du und Du - packt mal hier mit an. Macht den Karren dort frei und ein zwei Decken drauf.


    Balbus blickte dem bewusstlosen Soldaten ins Gesicht.

    Nachdem Balbus genug gesehen hatte kehrt er um und ritt in hohem Tempo zu seiner Centurie zurück. In der Zwischenzeit hatte auch die Karawane beinahe die Truppe erreicht. Als ob es nicht hätte anders sein können, trafen die beiden Kolonnen an der einzigen Engstelle aufeinander. Balbus fluchte. Dann gab er seinem Pferd die Sporen.


    "Subaquatus, sieh zu, dass Du die Männer von der Strasse kriegst."


    Er ritt zum Anführer der Karawane.

    Balbus trieb sein Pferd an und ritt die Hauptstrasse entlang. Es war so gut wie niemand unterwegs, da die plötzlichen Regenfälle wohl die meisten in die Reisestationen gezwungen hatten, welche entlang der Strecke in regelmäßigen Abständen standen. Die nächste Station würde die vorletzte Poststation vor Tarraco sein. Als Balbus die Stelle erreichte, sah er dass im Hof ein großes Gedränge herrschte. Eine Krawane machte sich reisefertig um den Weg nach Rom anzutreten. Nachdem er angehalten hatte sprach er mit dem Verantwortlichen.


    "Wo geht es hin?"


    "Nach Rom, Tribun!"


    "Ihr kommt weit her."


    "Ja, aus der Provinz Africa. Wir haben den Weg per Schiff über die Meerenge gewählt. Sie ist recht kostengünstig. Der Rest ist für unsere Kamele kein Problem, wenn es denn mal nicht regnet, so wie vorhin plötzlich."


    "Ja, das Wetter...
    Was transportiert ihr?"


    "Wir haben Sklaven, Elfenbein und Gewürze dabei, Tribun. Doch warum fragst Du? Stimmt etwas nicht?"


    "Nein, nein, alles bestens. Die Strassen sind sicher. Ich habe eine Centurie weiter oben, ihr braucht euch keine Gedanken machen. Es wird nur mal ein bisschen eng auf der Strasse."


    Balbus lachte und wünschte dem Mann und seiner Karavane viel Spaß. Dann ritt er weiter die Strasse entlang.

    Die Centurie kam recht zugig vorran, auch wenn der Boden mehr als feucht, ja stellenweise immer noch morastig war. Da die Männer jedoch alle überflüssige Ausrüstung zurückgelassen hatten, sprangen sie über die Pfützen und versuchten so schnell wie möglich voran zu kommen. Es war eine einzige Tortur. Balbus trieb sie immer wieder an. Er dachte dabei daran, wie oft Gaius Iulius Caesar seine Männer zu Gewaltleistungen antrieb. Der Krieg war unbarmherzig, und wer überleben wollte, musste über sich selbst hinauswachsen.


    Nach einer Stunde waren sie weit vorangekommen. Die Gabelung nach Westen in Richtung Tarraco war erreicht. Ab jetzt würden sie der großen Handelsstrasse folgen können. Balbus dankte den Göttern.


    "Subaquatus! Achte Du darauf, dass die Truppe zusammen bleibt. Ich werde ein Stück vorran reiten und auskundschaften ob der Weg frei ist. Wenn ich es mit dem Pferd selber mache, dann geht das schneller, wie wenn ich jemanden voraus schicke..."


    Balbus ritt ab.

    Hektik setzte ein. Alle Ausrüstungsgegenstände, welche nicht gebraucht wurden, wurden zusätzlich dem Tross aufgehalst, welcher zu Improvisieren begann. War da nicht ein Bauer gewesen? Wagen requerieren! Schon rannten vier Legionäre los.


    Der Rest indess machte sich marsch- und kampffertig. Balbus redete seinen Männern gut zu. Dann, nachdem Subaquatus mit der Vorhut im Trab eingetroffen war, brach die Centurie ohne den Tross sofort auf. Die Männer würden nach der kurzen Verschnaufpause keine weitere mehr erhalten, bis sie am Castellum anlangen würden.


    Balbus blickte zu seinem Bruder. Dann sah er auch in die Gesichter der anderen Männer. Ihnen war gar nicht bewusst, welche Strapazen vor ihnen lagen. Legionen legten am Tag, wenn es hoch kam maximal 25 bis 30 Meilen zurück. Heute waren sie aber bereits schon zehn Meilen marschiert. Dazu kam die Strecke von gestern, welche ebefalls 25 Meilen ausmachte. Bedeutete: 35 Meilen würden jetzt noch hinzukommen. Und das in einem Tempo, welches die letzten Kräfte rauben würde...

    Balbus nickte mit dem Kopf.


    "Nun, wie Du willst. Du kannst ihn ja entweder im Castellum, oder aber in seiner Casa besuchen. Wobei ich denke, dass ein Besuch in seiner Casa die bessere Lösung wäre. Du triffst ihn im privaten Rahmen und kannst gleich noch einen Blick auf die Dame werfen... Wo Du schon dort bist, oder?"


    Balbus grinste.

    Balbus nickte mit dem Kopf.


    "Nun, wie Du willst. Du kannst ihn ja entweder im Castellum, oder aber in seiner Casa besuchen. Wobei ich denke, dass ein Besuch in seiner Casa die bessere Lösung wäre. Du triffst ihn im privaten Rahmen und kannst gleich noch einen Blick auf die Dame werfen... Wo Du schon dort bist, oder?"


    Balbus grinste.

    Balbus brach das Siegel und rollte das Schriftstück auf.


    An Tribunus Angusticlavius
    Flavius Prudentius Balbus


    EILMELDUNG


    Manöverbefehl


    "Das Castellum wurde soeben angegriffen und wird belagert - Die Cohorte I hat sich unverzüglich auf den Weg zu machen um Entsatz zu leisten.
    Zwischenstationen sind nicht vorgesehen. Es eilt!"


    Maximus Decimus Meridius
    Legatus Legionis


    Balbus rollte das Schreiben wieder zusammen.


    "Milites! Neuer Einsatzbefehl!"


    Balbus trommelte die Soldaten zusammen.


    "Wie ich gerade erfahren habe, wurde das Castellum "angegriffen!" Wir müssen uns sofort auf den Weg begeben und so schnell wie möglich Entsatz leisten. Das bedeutet: Kein Lager, Keine Pause, schnellster Marsch, so lange bis wir dort sind."


    Balbus hielt kurz inne.


    "Ich weiß, wir sind heute schon gut zehn Meilen marschiert, und wenn wir den Weg zurück einschlagen werden es mindestens 40 weitere Meilen sein. Doch werden wir das überschüssige Gepäck mit dem Tross hier zurücklassen und im Eimarsch nur mit den Waffen zurück eilen. Der Tross wird uns dann nachfolgen.


    Sind die Befehle klar und deutlich?"


    Balbus winkte einen Soldaten her.


    "Sieh zu, dass Du so schnell wie möglich zu Subaquatus aufholst. Er soll sofort umkehren und zu uns aufschließen. Der Legatus Legionis hat aus unserem Manöver einen Eilmarsch gemacht!"


    Dann wandte er sich an seinen Bruder.


    "Tut mir leid. Aber der 50 Meilen Gewaltmarsch ist das härteste, was es in der Ausbildung der Legion gibt. Da müsst ihr jetzt durch. Auch wenn es geregnet hat und die Strasse mehr schlecht als recht ist..."

    Der Regen hatte aufgehört und Balbus war froh darüber. Dennoch: Die Strasse befand sich in einem furchtbaren Zustand. Da es sich um keine Hauptstrasse handelte, war sie nicht geplastert, und hatte sich in wenigen Minuten in eine einzige Schlamm- und Morastlandschaft verwandelt. Die Maultiere hatten Schwireigkeiten voranzukommen und auch die Legionäre schimpften schwer.


    Als sie das kleine Wäldchen erreichten und wenig später auf die "Beute" der Vorhut stiessen, vergassen die Männer jedoch ihren Missmut schnell und waren guter Dinge, verhieß der Fleischberg doch ein warmes und angenehmes Abendessen.


    Balbus ließ daher einen Soldaten nach vorne schicken, mit dem Befehl, Subaquatus möge die nächste günstige Position zur Errichtung eines Lagers ausfindig machen und alles für den Bau desselben vorbereiten. Der Marsch müsse heute eben ein wenig kürzer ausfallen, da man wegen dem nassen Boden ohnehin länger für das Ausheben der Gräben und das Errichten des Lagers brauche.