Faunus: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 24. November 2012, 15:03 Uhr
Faunus einem einzelnem göttlichen Wesen gleichzustellen ist schwierig, da die Gestalt des Faunus in der Geschichte mehrere Wandlungen durchlebte. Insgesamt gibt es drei größere Arten, zwischen denen man unterscheiden muss: Den Fauni als Stimmen in den Wäldern, König Faunus als weissagende Gottheit und Faunus als römischer Pan. In jeder Form war er ein Wald- und Vegetationsgott, dem unter anderem die Fruchtbarkeit der Tiere zufiel.
Die Fauni sind die ältesten, belegbaren Ausprägungen. Sie traten in der Mehrzahl auf und wurden später auch als Kinder des Faunus und der Fauna bezeichnet. Sie sind die Stimmen in den Wäldern, die Geister der freien Natur. Hier ersetzt ein akustisches Numen ein visuelles, da man die Faune zwar gut hören konnte, aber nur selten sehen. Wenn sie in bildlicher Kunst Darstellung fanden, haben sie tierische Merkmale, ähnlich denen der Satyre im Gefolge des griechischen Dionysos (Böcksbeine, Hörner, krumme Nasen).
Ennius nennt sie zusammen mit den vates, die sich des versus Saturnius bedient hätten und so wahrsagend tätig wurden. Auch sollen sie den römischen Kämpfern Mut zugesprochen haben, wenn die Schlacht für diese schlecht stand.
Ihnen ist ein schalkhaftes Temperament nachgesagt, so dass sie auch gern Menschen narren, Nachts Lärm veranstalten, Hündinnen erschrecken oder im Traum erscheinen, hier auch gerne in Form eines Incubus. Ihnen wird eine Nähe zu den Nymphen nachgesagt, mit denen sie tanzen und musizieren sollen.
Da sie im Wald wohnen, wo die Römer auch gerne ihr Vieh grasen ließen, wird auch ihnen für den Erhalt desselben gedankt, wenn sie auch nicht explizite Gottheiten hierfür sind.
König Faunus ist die zweite Gestalt unter dem Namen Faunus. Hierbei handelt es sich um einen altlatinischen König, posthum konsekriert. Er ist entweder Sohn des Picus oder des Mars und Vater des Latinus. Er soll über die Aboriginer geherrscht haben noch vor der Ankunft des Aeneas. Sein Vater, Picus (wörtlich Specht, der dem Mars geweihte Vogel), soll von der Zauberin Circe in einen Vogel verwandelt worden sein.
Auch hier zeigt er sich als weissagendes Orakel und als den Menschen wohlgesinnter Ratgeber.
Vom sagenhaften König Numa mit Wein betrunken gemacht und dann gefesselt, zeigt er sich – trotz Zwang würdevoll und erhaben – beratend und teilt Numa Riten und Zauber mit, mit denen man Jupiters Blitze entsühnen könne.
Auch gibt er Rat, wie die wütende Tellus zu versöhnen sei, indem er als Incubationsorakel auftritt. In der Nacht erscheint er hier mit schwarzem Traumgefolge und gibt, auf ein weißes Lammfell tretend, König Numa seinen dunklen Orakelspruch kund. Dieses Orakel dient dann als Erklärung für den Brauch der Fordicalia.
Im Gegensatz dazu steht die dritte Art, die Faunus als griechischen Pan sieht. Hier hat er die Merkmale des griechischen Gottes, soll aus Arkadien eingewandert sein und Italia unter dem Namen Faunus „oft besuchen“. Hier ist er nun ein Hirten- und Herdengott, ein Musiker und Erotiker, ähnlich den Fauni in der freien Natur beheimatet. Hier trägt er auch die typischen Bocksfüße und Hörner und spielt die Flöte. Vor allem Horaz setzt ihn dem griechischen Gott vollkommen gleich, auch wenn durchaus auch Überschneidungen zu Silvanus so entstehen. Während seine genaue Rolle bei den Fauni oder König Faunus noch wissenschaftlich strittig ist, sind seine Aufgaben hier klarer. Er ist Schutzherr der Hirten und Herden, ein Gott der Fruchtbarkeit und der Ausgelassenheit, der freien Natur und der wilden Tiere.
Allerdings kann man die Götter nicht vollständig gleichsetzen nach der interpretatio Graeca, denn wo bei anderen Gottheiten dann nur noch die „neueren“, lateinischen Namen in Schriftstücken vorkommen, gilt eben dies für Pan und Faunus nicht. Einige Schriftsteller, wie Seneca oder Lucan beispielsweise, reden stets nur von Pan.
In seinen Fasti gibt Ovid dem als Pan erkannten Faunus die Lupercalia als Fest an, auch wenn diese ursprünglich wohl zu dem Gott Lupercus, einem Wolfs- und Hirtengott, gehörten, mit welchem Faunus später verschmolz. Auch gibt er einen Grund dafür an, warum die Luperci zu diesem Fest ihren Lauf nackt abhalten.
So soll sich Faunus unsterblich in Omphale, eine Geliebte des Hercules, verliebt haben. Allerdings kann er sie dem Hercules nicht gewaltsam, sondern nur mit List ausspannen. So folgt er den beiden und sieht, dass sie sich in eine Grotte zum schlafen legen. Was er nicht bemerkt, ist, dass Hercules und seine Geliebte die Kleider getauscht haben, bevor sie sich hingelegt haben. Im Dunkeln tappst Faunus schließlich in die Höhle, um der Omphale beizuliegen. Als er aber das Löwenfell ergreift, schreckt er zurück, glaubt er doch den Hercules vor sich. Als er weiter fühlt, ertastet er die Frauenkleider und Edelsteine und legt sich also zu dem verkleideten Hercules, um ihm beizuliegen. Der Held jedoch erwacht und stößt Faunus mit dem Ellbogen, woraufhin dieser mit lautem Krach aus dem Bett fällt. Fackeln werden entzündet und Faunus verspottet, woraufhin sich dieser gekränkt ins Dunkel zurückzieht. Und weil ihn die Kleider so genarrt haben, verlangt er, dass seine Priester sein Fest nackt feiern sollen.
Der Brauch, bei den Lupercalien aus dem Opfertier Riemen zu schneiden und für den Fruchtbarkeitssegen Passanten damit zu schlagen erklärt dann auch die Peitsche als weiteres Symbol des Gottes.
Faunus war Teil des Staatskultes. Sein Tempel wurde 194 v. Chr. auf der Tiberinsel mit einem Tempel für Veiovis geweiht, sein Staatsopfer fiel auf den 13. Februar, die Lupercalia auf den 15. Februar. Vor allem diese Aufnahme in den Staatskult unterschied ihn dann deutlich von Silvanus, der nur im Privatkult verehrt wurde.
Dargestellt wurde er entweder bocksfüßig und mit Hörnern ähnlich dem Pan, aber auch ganz menschlich als Jüngling, häufig tanzend oder musizierend.
Typische Opfertiere waren Schafe und Lämmer.
Literatur:
Stroh, Wilfried: Vom Faunus zum Faun: theologische Beiträge von Horaz und Ovid
Lücke, Hans-K. und Susanne: matrixwissen: Die Götter der Griechen und Römer, Matrix Verlag GmbH 2007
Peterich, Eckart und Grimal, Pierre: Götter und Helden – Die Mythologie der Griechen, Römer und Germanen, Erweiterte Neuausgabe (Teil I und III), Patmos Verlag GmbH&Co. KG 2008
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