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Version vom 13. Oktober 2009, 11:08 Uhr
Syria gehörte zu den bedeutendsten Provinzen des Reiches. Sie wurde von einem Legatus augusti pro praetore consularen Ranges verwaltet.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Landschaftsbild
Syrien erreicht auf etwa 150 Kilometer die Ostküste des Mittelmeeres. Eine schmale Ebene erstreckt sich entlang der Küste; parallel zu ihr verläuft das Alawiten-Gebirge, dessen Ostabhang steil zur fruchtbaren Orontes-Ebene abfällt. Eine von Norden nach Süden verlaufende Gebirgskette trennt das Orontes-Tal von der syrischen Hochebene. Diese Hochebene wird weiter südlich vom Antilibanon-Gebirge mit dem 2.814 Meter hohen Gipfel des Djebel asch-Scheich gegen Westen abgeschirmt. Hier entspringen einige Flüsse, die das ganze Jahr über Wasser führen und Oasenbildung ermöglichen; darunter der Barada, der die Damaskus umgebende Oase, die Ghuta bewässert.
Auf der Hochebene im Osten und Südosten Syriens dehnt sich die Syrische Wüste, die in ihrem Zentrum von kleineren Hügelketten unterbrochen wird und allmählich gegen die Euphratsenke abfällt. Im Nordosten durchschneidet der Euphrat die Wüste; an sie schließt sich eine fruchtbare Ebene, die Dschesireh, an. Im Südosten erhebt sich das vulkanische Massiv des Hauran mit dem Djebel ad-Drus (1.735 Meter) als Mittelpunkt und der westlich gelegenen Hauran-Ebene. Die bedeutendsten Flüsse Syriens sind der Euphrat (676 Kilometer) und der Orontes (325 Kilometer).
Klima
Das Klima ist subtropisch, trocken und warm. Im Osten (Landesinneres) herrscht heißes, trockenes kontinentales Steppen- und Wüstenklima mit einem durchschnittlichen Jahresniederschlag unter 150 Millimeter. Im Westen (Küste) ist Mittelmeerklima mit einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 600 bis 800 Millimeter.
Geschichte
Vorhellenische Zeit
Um 2320 v. Chr. gelang es dem sumerischen Herrscher Uruk, sein Reich zum Mittelmeer hin auszudehnen. Wenig später wurde er jedoch von Sargon von Akkad besiegt und sein Reich dem der Akkadier einverleibt. Wenig später wurde dieses jedoch von den Dynastien Gutis und letztendlich Urs abgelöst.
Unter Herrschaft Urs kam es zu einer erneuten semitischen Besiedlung des Landstriches, vor allem der Amurriter. Diese Einwanderer überzogen Syrien mit zahlreichen Fürstentümern und Stadtstaaten, die jeweils unter königlichen Herrschaften standen. Dennoch wurden Kontakte zu Babylon gehalten, wie aus gefundener Verwaltungskorrespondenz hervorgeht. Auch scheinen sie unter Überfällen der Hethiter gelitten zu haben. Im 18. Jahrhundert v. Chr. kam es erneut zu Wanderungsbewegungen, als die Hyksos, die möglicherweise über das Gebiet Syriens stammten, nach Ägypten zogen. Sie brachten neue Technologien wie die Nutzung von Pferden und Streitwagen mit sich.
In der Folgezeit wurde das Gebiet Syriens und Palästinas Schauplatz der Konflikte zwischen den benachbarten Großreichen der Hethiter, Ägypter, Hurriter und - bis zu seinem Niedergang 8. Jahrhundert die Assyrer. So scheint es immer wieder zu rivalisierenden Gouverneuren für die gleichen Regionen gekommen zu sein, der ägyptische Einfluss nahm nach und nach ab. Dafür traten nun die sogenannten Seevölker auf den Plan, die - wie auch die im 13. Jahrhundert v. Chr. erscheinenden Aramäer - kleine Fürstentümer errichteten. Besonders letzteren ist die Verbreitung des Alphabets für den alltäglichen Gebrauch zu verdanken.
Um 600 fiel das Gebiet (einschließlich Jerusalems an den Babylonier Nebukadnezar. Als diese 539 v. Chr. durch die Perser abgelöst wurden, wurde auch Syria-Palaestina in die Reichsorganisation einbezogen: Sie bildete die 5. Satrapie "jenseits des Flusses" (i.e. Euphrat). Zu jener Zeit scheinen die phönizischen Hafenstädte die wichtigsten Zentren innerhalb des Gebietes. Deren Revolte konnten die Perser noch niederschlagen, kurze Zeit später jedoch begannen die Feldzüge Alexanders des Großen, der Tyros und Gaza zerstörte und damit die Kontrolle über die Levante-Küste übernahm.
Hellenistische Zeit
Mit der Zerstörung von Persepolis 330 v. Chr. übernahm Alexander die Herrschaft über das riesige Perserreich, dem auch Syria angehörte. In den Diadochenkriegen einigte man sich schließlich auf eine Teilung des Gebiets: Der nördliche Teil ging an die Seleukiden, Koilesyrien (der südliche Teil) wurde den Ptolemäern zugesprochen.
Während die Ptolemäer die Strukturen weitgehend erhielten und lediglich das Umland der Städte bürokratisch erfassten, veränderten die Seleukiden ihren Teil Syrias stark: Das Gebiet wurde in vier Satrapien und legten zahlreiche Kolonien an - darunter Antiochia, Seleukia Pireia und Laodikeia, die von Hellenen besiedelt wurden. Unterdessen entwickelten sich die phönizischen Städte wie Tyros, Sidon und Byblos zu republikanischen Stadtstaaten.
200 v. Chr. gelang es schließlich Antiochos III., die Ptolemäer aus dem Süden zu vertreiben und das Satrapie-System nach dorthin auszuweiten. Obwohl das Reich kurz darauf bereits empfindlich durch die Römer geschwächt wurde, betrieb sein Nachfolger noch einmal verstärkt die Hellenisierung seines Reiches. Dennoch gelang es den Seleukiden während ihrer Herrschaft, die ständig durch Kämpfe erschüttert wurde, kaum, das Gebiet Syrias flächendeckend zu kontrollieren - lediglich das Gebiet um Antiochia und Damaskus konnte langfristig beherrscht werden, während sich besonders im Süden die Stammeskönigtümer der Juden, Nabatäer und Ituräer weitgehend autonomisieren konnten.
Römische Zeit
Gnaeus Pompeius Magnus eroberte um 64 v. Chr. schließlich das Seleukidenreich und machte Syria zu einer römischen Provinz. Dabei beließ er jedoch eine Gruppe von zehn Städten, die Dekapolis, in weitgehender Autonomität und machte auch Iudaea nur zu einem Klientelkönigreich. Gemeinsam mit den Reichen der Nabatäer, Ituräer und Kommagene im Norden wurden allerdings mit der Provinz Syria asoziiert und hatten Tribute zu leisten. Die Provinz wurde wiederholt gegen die Parther verteidigt, während Marcus Antonius den südlichen Teil der Provinz wieder an seine Geliebte Kleopatra verschenkte. Erst Octavian nahm sie wieder für das Römische Reich in Besitz.
Während der Kaiserzeit besaß die Provinz große Bedeutung, was bereits an der Stationierung von vier Legionen in dem Gebiet deutlich wurde. Sie unterstand dem Kaiser, der sie von einem Legaten consularen Ranges verwalten ließ. Nach und nach übernahm man auch die Kontrolle über die umliegenden Klientelkönigreiche: 24 v. Chr. Ituraea (vollständig erst 93 n. Chr.), Kommagene 72 n. Chr., Palmyra bereits unter Tiberius, Iudaea erhielt ab 6 n. Chr. den Rang einer eigenständigen Provinz unter Verwaltung eines Procurators. Zuletzt fiel schließlich das Königreich Nabataea als neue Provinz Arabia 105 n. Chr. an die Römer.
Septimius Severus teilte die Provinz schließlich in Syria Coele im Norden und Syria Phoenice im Süden, wobei er in jeder zwei Legionen stationierte. Im 5. Jahrhundert folgten weitere Teilungen. Weiterhin begann man mit der Befestigung des Limes (besonders unter Diokletian) zur besseren Abwehr der ständig drohenden Parther-Angriffe.
Byzantinische Zeit
Auch unter byzantinischer Herrschaft blieb Syria eine prosperierende und bedeutende Provinz. Unter Konstantin I. und Julian Apostata wurde die Provinz erneut die Operationsbasis für die Feldzüge gegen die Parther, wurde seinerseits jedoch auch mehrmals durch die Parther besetzt. Diese Bedrohung hielt bis ins 6. Jahrhundert an, als die Araber zur weiteren Bedrohung der Provinz wurden. Diese eroberten das Land schließlich 636 endgültig.
Wirtschaft und Gesellschaft
Zu den Hauptexportgütern der Provinz zählte Wein, Oliven, Gemüse und Nüsse. Ebenso war die Provinz wichtig für die Purpur-Herstellung und Glaswaren (besonders in Sidon), Leinenproduktion und Metallwaren. Ebenso wurden Möbel und Zedernholz wichtige Exportartikel.
Weiterhin verliefen wichtige Handelswege durch die Provinz, besonders die Städte Palmyra, Damaskus, Bostra und Petra zählten zu den Zielpunkten zahlreicher Karawanenwege aus dem Osten. Von hier aus gelangten Gewürze, Seide, edle Hölzer und Luxusartikel aus Indien und China ans Mittelmeer.
Die Gesellschaft der Provinz blieb weitestgehend bäuerlich und sprach weiterhin Aramäisch oder andere semitische Dialekte. Die Städte hingegen waren häufig bis zu einem gewissen Grad hellenisiert, während praktisch keinerlei Romanisierung vorhanden war (trotz anfänglicher Versuche durch das Militär). Kulturell stachen ebenfalls nur die größten Städte hervor, unter denen Antiochia eine besondere Rolle einnahm: Sie gehörte zu den größten Städten des Imperium Romanum (war damit auch Sitz des Statthalters) und besaß berühmte Rhetorik- und Rechtsschulen.
Quellen:
Gadd, Ochsenwald: Syria: History, in: Encyclopaedia Britannica.com
MeineBibliothek: Die römischen Provinzen
Wikipedia: Syrien