Pluto
Pluto | |
Alternative Namen | Dis pater |
Griechische Entsprechung | Hades |
Funktion | Gott der Unter- und Totenwelt |
Symbole / Attribute | Zepter und Krone; Füllhorn |
Typische Farbe der Opfertiere | schwarz |
Pluto (lat. "der Reiche") ist der Herr der Unter- und Totenwelt. Er entspricht dem griechischen Hades oder Äides ("der Unsichtbare"). Außerdem setzt man ihn mit dem Gott Plutus (griech. Plutos oder Pluton, für "Reichtum" oder "Fülle") gleich.
Seine weitere Inkarnationen und Beinamen sind Dis, bzw. Dis pater, Orcus, Februus oder Summanus, sowie Agathalyus, Agelastus, Agesilaus, Altor, Axiocerses, Chtonius, Eubuleus, Quietalis, Soranus, Stygius, Vedius oder Veiovis.
Pluto ist der Sohn von Saturnus (griech. Kronos) und Kybele (griech. Rhea) und der Bruder von Iuppiter (griech. Zeus), Neptunus (griech. Poseidon), Iuno (griech. Hera), Vesta (griech. Hestia) und Ceres (griech. Demeter). In seiner Deutung als Plutus sind seine Eltern aber Ceres und Iasion, die ihn auf einem dreimal geackterten Brachfeld auf der Insel Kreta gezeugt haben. Er ist der Gatte von Proserpina (griech. Persephone oder Kore). Als römischen Pluto verehrte man ihn im Gegensatz zu seinem griechischen Pendant Hades regelmäßig gemeinsam mit seiner Gattin und deren Mutter Ceres.
Pluto wurde Herr über die Unterwelt, als sein Bruder Iuppiter ihrem Vater Saturnius die Herrschaft über die Welt entriss und sie mit ihm und Neptunus teilte. Dort, unter der Erdoberfläche, regiert er als Herrscher über die Toten. Tief unter seiner Wohnstatt, und zwar „so weit unten, wie der Himmel über der Erde erhaben ist“, befindet sich der Tartarus (griech. Tartaros), ein mit Eisentoren verschlossenes Verließ, bis zu dem das Licht der Sonne niemals vordringt. Pluto gebietet über die drei Totenrichter Aeacus (griech. Aiakos oder Äakeion), Minos und Rhadamanthys, die darüber urteilen, ob ein Verstorbener für die Taten seines Lebens belohnt wird und in das Elysion kommt, oder ob er als Strafe in den finsteren Tartarus verbannt wird. Dort hausen die Furien (griech. Erinyes, dt. Erinyen, auch Eumeniden oder Maniai) Alekto, Megaira und Tisiphone. Sie quälen die Seelen der in den Tartarus-Kerker Verdammten. Weitere Gestalten seines Reiches sind der Unterwelthund Cerberus (griech. Kerberos), der Neuankömmlinge freudig begrüßt und Fluchtversuche aus der Unterwelt blutrünstig unterbindet, und Charon, der Fährmann der die Toten mit seinem Nachen über den Fluss Styx (oder Acheron, Kokytos, bzw. Lethe) bringt.
Pluto ist unerbittlich und wen er einmal in sein Totenreich aufgenommen hat, den lässt er nicht mehr frei. Nur einmal ließ sich sein hartes Herz erweichen, nämlich durch Orpheus' Gesang, der ihn dazu bewegte, Eurydike wieder ziehen zu lassen. Er bestraft Eidbrecher und vollzieht Flüche der Menschen.
Etwa ab dem 5. Jh. v. Chr. wandelte sich das Bild eines nur mit dem Tod und der Unfruchtbarkeit in Zusammenhang gebrachten Gottes. Aus seiner Verbindung mit Proserpina/Persephone entstand das Bild des Unterweltgottes, der die Saatfrucht aufnimmt und Getreidesegen gibt. Als solcher verkörpert er Plutus (im griech. Plutos oder Pluton), den Reichtum spendenden Gott, der die Reichtümer und Schätze hütet, die in der Erde ruhen. Aus diesem Grund wird Plutus, bzw. Pluton bei den Griechen oft auch als Personifikation eines legendären Goldstroms betrachtet. Sein griechischer Name Hades war aber auch das Synonym für die Unterwelt insgesamt.
Als Dis, bzw. Dis pater oder Dispater wurde Pluto in Rom ab dem Jahr 249 v. Chr. auf Anordnung der Sibyllinischen Bücher verehrt. Zusammen mit seiner Gemahlin Proserpina hatte er einen unterirdischen Altar auf dem Marsfeld, der nur zu Opferungen geöffnet wurde. Laut Iulius Caeesars Kriegsbericht De bello gallico ("Der Gallische Krieg") würden sich “(...)Alle Gallier rühmen (...), von Vater Dis abzustammen, und sagen, das werde von den Druiden überliefert.“ (De bello Gallico VI, 18.1). Auch den germanischen Gott Tuisco setzten die Römer mit Dis pater gleich.
Orcus ist die finstere, strafende Inkarnation Plutos. Er folterte die Toten im Totenreich. Aber er ist in dieser Inkarnation wie Mercurius auch ein Psychopomp (griech. "Seelengeleiter"), der die Verstorbenen in das Reich der Toten begleitet. Zudem ist er der Gott des Eides. Denn wer einen Eid auf sein Leben ablegt und eidbrüchig wird, muss ihm überantwortet werden.
Als Februus ist er der Namenspatron des Monats Februarius und wurde deshalb neben Lupercus (eine Inkarnation des Gottes Faunus) bei dem in diesem Monat stattfindenden Reinigungsfest Lupercalia verehrt.
Als Summanus ist er der Gott der nächtlichen Dunkelheit und man schreibt seinem Wirken Wetterleuchten und nächtliche Blitze zu. Die Verehrung des Gottes Summanus übernahmen die Römmer von den Etruskern. In Rom hatte er einen eigenen Tempel und eine Kapelle auf dem Capitolshügel. Das Priesterkollegium der Arvales fratres opferte ihm zu Ehren schwarze Hammel. Dieser Dienst wurde angeblich unter dem sagenhaften Sabinerkönig Titus Tatius eingeführt.
Älteste Zeugnisse der Verehrung Plutos finden sich in der griechischen Stadt Eleusis, wo er und seine Frau ursprünglich als noch namenloser Gott und namenlose Göttin verehrt wurden. Wohl erst in hellenistischer Zeit verbreitete er sich weiter und wurde als Räuber der Proserpina/Persephone auch in Italien angebetet. Als nämlich der gewaltige Riese Typhoeus (griech. Typhón, phöniz. Touph) in seinem Grab unter der italienischen Halbinsel die Gliedmaßen streckte, verursachte er ein verheerendes Erdbeben. Besorgt kam Pluto an die Oberfläche, wo ihn ein Pfeil Amors (griech. Eros) traf. Er entbrannte in Liebe zu Proserpina und entführte sie in sein Reich, wo sie fortan die Hälfte des Jahres bei ihrem Entführer als seine Gemahlin lebte.
Mit dem griechischen Helden Herakles hatte er (als griech. Hades) seine liebe Not. Der stieg zu ihm in die Unterwelt hinab, um für Eurystheus den Cerberus zu holen. Dabei tötete der Held eine von Plutos Kühen (≅ Eulen?) und erweckte mit dem Blut des Tieres Theseus wieder zum Leben, der daraufhin aus dem Totenreich entkam. Plutos Hirte Menoitius wurde dabei von Herakles fast erwürgt, wenn Proserpina den Helden nicht besänftigt hätte. Bei einer anderen Begegnung wurde Pluto durch einen Pfeil des Herakles an der Schulter verwundet und musste sich vom Heilgott Paian (bzw. Päon) gesund pflegen lassen.
Die Nymphe Menthe war Plutos Geliebte. Sie wurde von der eifersüchtigen Proserpina in einen Stock Krauseminze verwandelt.
Seine Tochter mit einer unbekannten Mutter ist Veneratio (auch Reverentia).
Es gibt sehr unterschiedliche Darstellungen Plutos. Oft ist er ein Furcht erregender Mann, mit phallusartigem Zepter und einer schwefeligen Krone und in Begleitung des Unterwelthundes Cerberus oder anderer Unterweltkreaturen anzutreffen. Es gibt aber auch Darstellungen von ihm als Kind, im Arm der Friedensgöttin Pax (griech. Eirene). Als Erntesegen und Reichtum schenkender Plutus sieht man ihn wiederum als Knaben mit einem Füllhorn als typischem Attribut. Ein weiteres ist sein von den Zyklopen erschaffener Helm, der ihn unsichtbar macht. Sein Wagen wird von vier schwarzen Pferden gezogen, die Aethon, Alastor (oder Abaster), Nykteus und Orphnäus heißen.
Pluto wurden vorzugsweise schwarze Opfertiere dargebracht, vor allem Ziegen und Ochsen, nicht jedoch Stiere, die Mars, Neptun, Hercules, den Laren und den Genien des Kaisers und des römischen Volkes vorbehalten waren. Oft rief man ihn mit polyonomos (lat. "vielerlei Name") an.
Literatur:
Hubert Cancik, Helmuth Schneider, Manfred Landfester (Hrsg.): Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike; 1996
Wikipedia
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