Epistolae | Briefe, Schreiben und sonstige Nachrichten sind hier abzugeben.

  • ad Senator M. Decimus Livianus


    Casa Decima Mercator
    Roma
    Provincia Italia


    _________________________________________



    L. Flavius Furianus s.p.d.


    Ich lade dich, Senator Decimus, zu einer cena, gegeben am PRIDIE NON APR DCCCLX A.U.C. (4.4.2010/107 n.Chr.), in überschaubarer Runde in meinem Hause, ein.
    Über dein Kommen würde ich mich außerordentlich freuen.


    Mögen die Götter bis dahin gut über dich wachen.





  • Decima Seiana
    Casa Decima
    Rom, Italia


    Meine liebe Seiana!


    Wie schön, von dir zu hören, oder besser zu lesen! Faustus hat natürlich auch mir immer erzählt, wie es dir geht, ja an ihm ist ein rechtes Tratschweib verloren gegangen, aber wenn es in der Familie bleibt, will ich mal nicht so sein. Von deiner Verlobung hat er allerdings gar nichts erwähnt, um so mehr freue ich mich jetzt für dich! Das Leben als Mädchen in Rom ist ja nicht schlecht, aber ich sage es dir, eine Matrone zu sein, das ist etwas ganz anderes! In dieser einen Nacht ändert sich alles, mit einem Mal steht dir die ganze Welt offen, die ganze Welt wartet nur noch darauf, von dir ergriffen zu werden! Du wirst in die geheimen Riten der Magna Mater und Bona Dea eingeweiht, auf der Straße wird man dir mit Respekt begegnen und bei Gesellschaften wird man dir zuhören, weil du nicht mehr nur das junge Ding ohne Ahnung bist, sondern weißt, wo der Hase läuft (und zwar in allen Angelegenheiten)! Ach, Seiana, wirklich, das ist großartig! Diesen Caius Aelius kenne ich zwar nicht, aber ich bin sicher, er ist ein passender Mann für eine Decima. Ist er mit Senator Aelius Quarto verwandt? Dann könnte natürlich nichts mehr schief gehen, aber auch ansonsten wirst du deinen Ehemann schon an die rechte Position im Staat treiben, da bin ich ganz sicher.


    Leider werde ich es zu eurer Hochzeit nicht nach Rom schaffen. Aber ich habe die beste Pronuba für euch, die du dir vorstellen kannst: deine Tante Venusia! Ich kenne wirklich keine kompetentere Frau für diese Aufgabe und ich bin ganz sicher, sie wird das liebend gerne übernehmen.


    Caius ist tatsächlich in Ägypten. Er kommt ganz nach seinem Vater und ist ein richtig schlauer Junge, dem jeden Tag neue Fragen einfallen. Das war mir einfach zu viel und in Hispania oder auch hier in Gallia ist an gute Lehrer leider nicht so leicht heran zu kommen. Ich hoffe, dass es in Alexandria genügend Paedagogen gibt, dass ihm die Fragen ausgehen bevor er sie alle verschlissen hat. Natürlich hätte ich ihn auch nach Rom schicken können, aber ich befürchte, dass er dort zu schnell unter die Räder der Macht gerät. Medicus und seine Politik sind leider nicht unumstritten, insbesondere bei den Patriziern, die ja schon seit Jahrhunderten nichts anderes tun als mit ihren Hintern die Steine im Senat zu wärmen und immer gegen alles und jeden sind, der etwas neues wagt. Caius wäre nicht der erste Sohn, der im Tiber versenkt wird, um den Vater zum Einlenken zu bewegen. Natürlich soll er irgendwann seinem Vater in die Politik nachfolgen, aber jetzt ist es noch viel zu früh und ich habe Angst, dass Medicus ihn in Rom viel zu schnell in diese Dinge mit hinein ziehen würde. Medicus soll das natürlich nicht wissen, er würde mich sicherlich für eine überängstliche Glucke halten, also bitte erwähne ihm gegenüber nichts davon und am besten auch nicht gegenüber sonst irgendwem. Männer können das sowieso nicht verstehen.


    In Gallia ist es belebter, als man meinen mag. Naja, zumindest in Narbo, hier ist ja sozusagen der Dreh- und Angelpunkt der gallischen Provinz. Alle Händler kommen hier durch, um ihre Waren von hier aus in die ganze Welt zu verschiffen. So bekommt man einen exklusiven Einblick vorab auf die Mode aus Lutetia - ist das nicht aufregend? Hach, mich kribbelt es überall, wenn ich daran denke, dass das, was ich gerade trage, in ein paar Monaten in Rom erst in Mode kommt! Aus diesem Grund habe ich dir auch ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk beigelegt. Ich hoffe nur, es passt dir. Ich habe es extra ein bisschen länger gewählt, dass du es notfalls noch kürzen lassen kannst. Mit diesem Kleid wirst du in diesem Frühjahr in Rom den Ton bestimmen, das ist garantiert!


    Mehr gibt es dann aber auch nicht zu berichten. Im Umland war ich bisher noch nicht und es zieht mich auch nicht besonders dahin. Die Abendgesellschaften sind dagegen kaum anders als in Rom. Natürlich nicht ganz so exklusiv, aber ebenso neckisch, wenn du weißt, was ich meine.


    Bitte richte allen Decima Zuhause meine Grüße aus und natürlich auch Venusia und deinem lieben Ehemann!



    Deine Tante
    Lucilla

  • An
    Senator Marcus Decimus Livianus
    Casa Decima Mercator
    Roma


    Lieber Vater,
    ich hoffe es geht Dir gut. Nach einer rauhen Überfahrt bin ich wohlbehalten in Ägypten angekommen. Der Präfekt und ich haben uns zuerst beim Statthalter Terentius vorgestellt (er kannte mich sogar noch, vom Feldzug her), dann den Dienst in Nikopolis angetreten. Es ist ein beindruckendes Militärlager, eher eine Militärstadt. Zur Zeit bin ich dabei mich einzuarbeiten. Ich werde viel in Alexandria zu tun haben, und ich bin zuversichtlich, dass ich dabei von den Erfahrungen profitieren kann, die ich bei den Stadtkohorten gemacht habe.
    Es heißt ja oft, die im Süden stationierten Legionen wären so verweichlicht, aber die XXII macht einen guten Eindruck auf mich. Auch wenn man sie natürlich nicht mit der Prima vergleichen kann. Der Präfekt ist mir gegenüber sehr freundlich, und er traut mir viel zu. Das ist gut, ich möchte ja nicht über administrativen Aufgaben verstauben.
    Was mich bei Octavius auch beindruckt ist, wie er Freundlichkeit und lockeres Auftreten mit Führungsstärke vereinbart. Ich finde das relativ schwer, als Offizier so un-förmlich zu sein, ohne dabei mit der Mannschaft zu fraternisieren, was ja dann wiederum die Autorität schwächt. Was meinst Du dazu, oder wie machst Du das für gewöhnlich? In der Hinsicht wäre ich für Deinen Rat dankbar. Wenn ich fragen darf, wirst Du eigentlich wieder ein Kommando übernehmen, oder hält es Dich weiter in Rom?
    Ich würde mich sehr freuen von Dir zu hören, und auch zu erfahren was es Neues in der Familie gibt.


    Vale bene!
    Mit respektvollen Grüßen,
    Dein Sohn


    Faustus



    An
    Decima Seiana
    Casa Decima Mercator
    Roma



    Liebe Seiana!


    Ägypten ist absolut überwältigend, da hast Du nicht übertrieben. Ich bin einfach nur begeistert von dem, was ich bis jetzt gesehen habe – der Pharos, als wir in den Hafen eingelaufen sind, die unzähligen verschiedenen Schiffe dort, dann der Palast des Statthalters... Der ist ja mindestens so prunkvoll wie der des Kaisers! Alles hier scheint einfach eine Nummer größer, bunter, lauter, intensiver zu sein, als zu Hause, in der Hinsicht erinnert es mich ein bisschen an Syrien, gefällt mir aber noch viel besser.
    Für ein ausgiebiges Besichtigungsprogramm hatte ich nur leider noch keine Zeit, bin ja nicht zum Spass hier. Mein Dienst ist aber auch gut. Mein Kommandant ist echt locker - also, nicht locker im Sinne von schlampig, aber er ist nicht so "versteinert" wie viele hochrangige Militärs, das find ich sympathisch. Und an das Tribunendasein kann ich mich echt gewöhnen, ich hab ein Haus für mich alleine, und interessante Aufgaben, und mein Sold ist gigantisch. Es kommt mir fast... unanständig vor, wenn ich dran denke wie eng man als Miles gregarius in der Stube aufeinander hockt und jeden Sesterz umdrehen muss. Naja, ich freu mich trotzdem drüber.
    Meine Biga habe ich auch schon reaktiviert. Aber hier im Delta ist ja alles ganz grün und besiedelt, ich hatte irgendwie die Vorstellung ich hätte hier gleich eine Sandwüste vor der Haustüre, wo ich nach Herzenslust herumkurven könnte.


    Die Überfahrt hierher war übrigens ganz furchtbar, wir sind in einen grauenvollen Sturm geraten und ich dachte echt, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Dazu hab ich mir die Seele aus dem Leib gekotzt, dabei hatte ich immer gedacht ich wäre seefest. Aber die Wellen waren höher als der Mast! Es sind sogar zwei der Seeleute von Bord gespült worden. Celeste hat auch sehr gelitten, ich glaube, sie setzt nie wieder einen Fuß auf ein Schiff.
    A propos, was ich noch sagen wollte, vielen Dank, dass Du so klasse reagiert hast, als ich sie euch vorgestellt habe. Sie ist, wie Du Dir wohl schon gedacht hast, eine gute Freundin von mir. Ich würd ja sowas normalerweise nicht machen, und ich fühl mich auch nicht gut dabei, aber Tante Venusia hat mich richtig bedrängt (nett, aber sehr penetrant), dass es für mich doch Zeit wäre zu heiraten, und dass sie mal die Augen offen halten würde nach einer passenden Frau für mich. Aber ich kann mir das absolut nicht vorstellen!!!


    Ich glaube, Tante Lucilla hat sie dazu angestiftet. Denn Lucilla, die hat ihre Augen und Ohren überall... Zu den Meditrinalien, da war ich auf einem ganz furiosen Fest, und da habe ich einen sehr, sehr charmanten Mann kennengelernt, und wir sind uns dann auch schnell näher gekommen. Und davon hat Lucilla über irgendeinen Zuträger (Zuträgerin eher) erfahren. Du willst gar nicht wissen, was sie mir dann alles für Nettigkeiten geschrieben hat! Zuerst dachte ich, sie kündigt mir das Patronat auf, aber mittlerweile hat sie sich wohl abgeregt.
    Aber dieser Meditrinalienbekannte geht mir nicht aus dem Kopf. Wir haben uns danach noch mal wiedergesehen, und ich bin echt hin und weg von ihm. Er ist wahnsinnig attraktiv und geistreich, er fasziniert mich einfach, und er scheint mich auch nicht gerade uninteressant zu finden. Weißt Du, ich dachte, nach dem Desaster von dem ich Dir erzählt hatte, hätte ich endlich mal wieder Glück in der Liebe. Aber natürlich werde ich, kaum dass ich so jemanden kennengelernt habe, ans andere Ende des Imperiums versetzt!


    Tja, aber jetzt genug mein Leid geklagt, erzähl mal wie es Dir geht? Was treibst Du so, und wie laufen die Geschäfte? Und die Acta- Arbeit? Und die Hochzeit? Ich muss ja sagen, ich bin ein klein bisschen gekränkt, dass ich gar keine Einladung bekommen habe. Ich hätte mich schon benehmen können, auch wenn es mir sicher schwer gefallen wäre. Aber missversteh mich nicht, ich wollte nur mal nachfragen, ich will nicht einen neuen Streit deswegen anzetteln. Ich habe Dich von Herzen lieb, Schwesterchen, ganz gleich ob Du Dir den ultimativen Hornochsen zum Mann aussuchst.
    Schreib mir, ich harre fern der Heimat auf Nachricht von Dir!


    Viele Grüße aus dem warmen Süden,
    Dein


    Faustus


  • Senator
    Marcus Decimus Livianus

    Casa Decima Mercator
    Roma
    Provincia Italia



    Salve Senator, auf direkte Anweisung des Praefectus Urbi, und im Namen des Kaisers, wirst du mit sofortiger Wirkung in das Amt des Legatus Legionis der Legio II Germanica "FIDELIS CONSTANS" berufen. Bitte begib dich schnellst möglich nach Mogontiacum, Germania um dort dein Kommando anzutreten. Die Ernennungsurkunde liegt bei!




    Im Auftrag der kaiserlichen Kanzlei


    Gaius Pompeius Imperiosus
    ~~Primicerius ab Epistulis der Admistratio Imperatoris~~


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    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    MARCUS DECIMUS LIVIANUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VI ID MAI DCCCLX A.U.C. (10.5.2010/107 n.Chr.)


    ZUM
    LEGATUS LEGIONIS
    der LEGIO II GERMANICA



  • An
    Marcus Decimus Mattiacus
    Casa Decima Mercator
    Roma, Italia



    Mein lieber Bruder Mattiacus!


    Ich bin gut in Mogontiacum angekommen und habe mittlerweile mein Kommando über die Legio II übernommen. Die Legio macht bisher einen einigermaßen guten Eindruck auf mich und wurde gut geführt. Du konntest dir ja vor wenigen Monaten selbst ein Bild machen. Doch es fehlt an fähigen Offizieren. Ich möchte daher dich und unseren Verwandten Decimus Verus bitten, euch um ein ritterliches Tribunat bei der Legio II zu bemühen. Ich könnte euch hier gut gebrauchen und ihr habt beide mein uneingeschränktes Vertrauen. Gute Voraussetzungen für treue Offiziere wie ich meine. Ich werde daher auch ein Schreiben an die Administratio Imperatoris richten und euch für meinen Offiziersstab empfehlen. Ergreift jedoch bitte auch selbst die Initiative, da in letzter Zeit nicht alles glatt zu laufen scheint im Kaiserpalast. Außerdem erkennt man so, dass diese Ernennungen auch in eurem Sinne ist.


    Ich hoffe bald von euch zu hören


    Vale Bene,



    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Senator




  • An
    Decima Seiana
    Casa Decima Mercator
    Roma, Italia



    Mein liebe Seiana!


    Ich bin gut in Germanien angekommen und habe mich mittlerweile auch weitestgehend eingelebt. Als alter Soldat fällt es mir nicht sonderlich schwer mich an die neuen Umstände und das Leben in einem Legionslager zu gewöhnen. Ganz im Gegenteil habe ich sogar festgestellt, dass es mir sehr gefehlt hatte. Wie du vielleicht gehört hast, habe ich deinen Onkel Mattiacus und und unseren Verwandten Verus gebeten nach Germanien zu kommen und mich als Tribunii bei meinem Kommando zu unterstützen.


    Aus diesem Grund möchte ich auch dich einladen zu mir nach Mogontiacum zu kommen und hier bei mir zu bleiben. Vielleicht wäre das eine willkommene Abwechslung für dich und du hättest hier Zeit und Ruhe um neue Kraft zu tanken. Deiner Arbeit bei der Acta kannst du bestimmt ebenso gut von hier aus nachkommen und wie lange du bleiben möchtest, steht dir natürlich offen. Ich wäre ebenso sehr beruhigt dich hier in meiner Umgebung zu wissen, da ich mir in Rom in den letzten Monaten nicht nur Freunde gemacht habe und ich nur ungern sehe, dass du ihnen nun alleine Gegenüber stehst. Bitte Denke über meinen Vorschlag nach und schreibe mir, sobald du eine Entscheidung getroffen hast.


    Ich hoffe bald von dir zu hören


    Dein Onkel,



    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Senator



  • Frachtgut aus Ägypten gab es selten auszuliefern und umso mehr war der Träger darauf bedacht, die flache,hölzerne Kiste unbeschadet beim Empfänger abzuliefern. Nicht uninteressant auch die Vorstellung, welche wertvollen, exotischen Dinge sich darin verbergen mochten; doch er widerstand der Versuchung nachzusehen, sondern erfüllte seine Aufgabe vorschriftsmäßig.


    An
    Decima Seiana
    Casa Decima Mercator
    Roma



    Liebe Seiana,


    ich habe Deine beiden Briefe bekommen, und zu der Sache, zu der ich besser nichts sagen soll, fehlen mir sowieso die Worte. Fühl Dich von mir fest in den Arm genommen, Schwesterchen, und lass Dich nicht unterkriegen, dieser Trottel ist doch keine Träne wert, und es gibt noch so viele andere und ungleich bessere Männer auf der Welt. Zwar bin ich hier in Ägypten nicht gerade am gesellschaftlichen Nabel des Imperiums, aber mir fallen ganz spontan gleich zwei ein, die interessante Kandidaten sein könnten, beides richtige Männer, nicht so Waschlappen:


    Zum einen der Praefectus Aegypti, Appius Terentius Cyprianus, ich weiß nicht ob Du ihn schon mal getroffen hast, aber Du weißt ja sicher aus der Acta über ihn bescheid. Ich habe ihn damals in Circesium als besonnenen Kommandanten erlebt und jetzt als tatkräftigen Statthalter, ziemlich geradeheraus aber auf sympathische Weise. Und er ist schon seit einer Weile geschieden.


    Noch besser würde, glaub ich, mein Legionskommandant zu Dir passen: Tiberius Octavius Dragonum, er ist sehr freundlich, hat Humor und sieht noch dazu echt gut aus. Auch wenn er nicht mehr ganz jung ist, aber dafür ist er eben ein gestandener Mann. Ich hab mich mal umgehört, er ist vermögend und soll auch über größere Ländereien verfügen, und anscheinend war er noch nie verheiratet. Aber als ich ihm Celeste vorgestellt habe, schien sie ihn durchaus zu interessieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass es also nur daran liegt, dass das Militär bei ihm bisher halt immer im Vordergrund stand. Also, wenn Du einverstanden bist, und ebenso Livianus und Lucilla, dann kann ich ja mal das Terrain sondieren. Die Octavier sind doch eine Gens mit viel Tradition, ausserdem ist er ein treuer Klient von Livianus, und wir könnten ihn so noch enger an unsere Gens binden. Also sag, was meinst Du dazu?
    Versteh mich nicht falsch, ich will Dich mit dem Thema nicht nerven, ich weiß ja nur zu gut wie sehr das Thema nerven kann, aber als Dein Bruder sehe ich es doch als meine Pflicht, Dir da zu helfen wenn ich kann. Oder hast Du selbst schon wen im Visier?


    Ich selbst habe in der Hinsicht gerade eine Atempause, ich glaube unsere wohlmeinenden Tanten haben ihre Pläne bis zu meiner Rückkehr aufgeschoben. Ich weiß auch nicht ob das mit Celeste sie wirklich besänftigt hat, aber ich finde jedenfalls, dass sie eine Peregrina ist, ist doch nicht soo die Katastrophe, wo wir, wie auch die Duccier, doch auch noch nicht soo wahnsinnig lange das Bürgerrecht haben. (Aber Lucilla sieht das wahrscheinlich ganz anders.)


    Herzlichen Glückwunsch ausserdem, Praeceptrix! Du sollst wissen, dass ich sehr stolz auf meine kluge Schwester bin. Hast Du schon Pläne was Du unterrichten wirst?
    Mittlerweile bin ich übrigens auch dazu gekommen, mir Alexandria mal etwas genauer anzusehen. Es ist toll! Ich war auch im Museion – atemberaubend!! - wo mir ein ganz interessanter Bibliothekar bei der Recherche geholfen hat. Ansonsten habe ich leider noch keine richtigen Griechen kennengelernt, aber wo die Lage in der Stadt mal wieder so angespannt ist, finde ich es nicht so leicht, da unbefangen Kontakte zu knüpfen. Neulich war ich mit einer Patrouille unterwegs, da wurden wir völlig unprovoziert von ein paar Aufständischen angegriffen. Natürlich haben sie sich an uns die Zähne ausgebissen, aber ich hab mich doch ein bisschen erschreckt, und so richtig willkommen fühle ich mich in Alexandria seitdem nicht mehr.


    Sag mal... wieso wurde Livianus nicht gewählt? Ich verstehe das nicht, der Senat wählt doch ständig völlig anstandslos die letzten Schnarchnasen, und dann verweigert er einem Kriegshelden und Staatsmann wie Livianus seine Zustimmung?! Weißt Du, was da die Hintergründe waren? Ich meine, Legat bei der II. ist natürlich auch eine glanzvolle Position, aber ich habe das Gefühl, als ob uns zur Zeit eine auffällige Menge Gegenwind entgegenschlägt. Auch dieser empörende Acta-Artikel! Du musst unbedingt herausfinden, wer diese Schmähschrift verfasst hat. Ich bin da ganz anderer Meinung als Du, klar, über mich waren ein paar gönnerhafte Zeilen dabei, aber der Rest war doch absolut ungeheuerlich! Als ob es was schlechtes wäre, Brot an die armen Leute zu verteilen! Dass die Acta so einen gehässigen Schrieb bringt! Aber seit Lucillas Weggang ist die Zeitung ja eh im Großen und Ganzen, mal abgesehen von Deinen Artikeln natürlich, zu einem Käseblatt verkommen. Wenn da wirklich eine Kampagne gegen unsere Gens läuft, dürfen wir nicht abwarten, wir müssen rausfinden wer dahintersteckt und entschlossen zurückschlagen!
    Ich hoffe sehr, dass Du die neue Auctrix wirst, natürlich nicht nur deswegen, ich bin absolut sicher, dass Du die allerbeste Besetzung für diese Aufgabe bist, und dass Du die Acta wieder zu alter Größe führen kannst, und Lucilla ist sicher auch ganz begeistert davon.


    Ausserdem muss ich mich noch entschuldigen, dass ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Zum einen war ich, wie gesagt, ein wenig sprachlos, zum anderen habe ich sehr viel zu tun. Wir bereiten uns nämlich darauf vor, mit der Legion in den Süden der Provinz zu ziehen, um dort einer Bande von Wüstenräubern das Handwerk zu legen. Angeblich sind es monströse kopflose Wesen, vielleicht identisch mit den Blemmyern bei Plinius maior und Herodot (habe das im Museion nachgelesen), die dort munter die Karawanen ausplündern. Aber mach Dir keine Sorgen, mit solchen primitiven Barbaren machen wir kurzen Prozess, ausserdem halte ich mich als Tribun sowieso weit hinter der Schlachtreihe auf, und nicht zuletzt hat mich Fortuna ins Herz geschlossen.


    Es grüßt Dich von Herzen
    Dein Faustus



    PS. Ich schicke Dir einen Ballen lavendelfarbener Seide vom Fremdenmarkt mit. Hoffe sie trifft Deinen Geschmack. Hier sind diese Farben gerade schwer in Mode, und ich finde, sie passen perfekt zu unserem iberischen Teint, ich habe mir auch ein Gewand daraus schneidern lassen.



  • Ad:
    Duccia Venusia
    Casa Decima
    Roma


    Liebe Dagmar,


    schlimme Neuigkeiten. Lando ist tot. Er starb einen ehrenvollen Tod bei einem 'Überfall' im Wald. Ein tragischer Verlust für die Sippe und Mogontiacum. Wir alle trauern zutiefst um unseren Loki...
    Es sind schwere Zeiten für uns, nachdem zuerst mein Weib Callista und nun unser Oberhaupt zu den Ahnen gefahren sind, aber ich tue mein Bestes die Lücke zu füllen, die Lando hinterlassen hat.
    Ich bete zu den Göttern, dass sie unsere Verstorbenen zu sich aufnehmen und, dass sie uns von jetzt an gnädig seien. Wenn es dir irgendwann einmal möglich ist, beglücke uns doch mit deinem Besuch und nimm dir die Zeit an Landos Grabstein zu verweilen. Die Bestattung wird übermorgen stattfinden, selbstverständlich an unserem Sippengrab im Wald.


    Vereint in tiefster Trauer grüßen dich alle Duccii.


    Til ars ok frisar




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    _________________________________________________________
    Numerius Duccius Marsus
    Casa Duccia - Mogontiacum - Germania Sup.


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  • An
    Titus Decimus Verus
    Casa Decima Mercator
    Roma



    Salve Vetter Verus,


    aus der Acta Diurna habe ich erfahren, dass Du nach Rom zurückgekehrt bist. Ich selbst bin mittlerweile nach Ägypten versetzt worden und leiste meinen Dienst bei der XXII. in Nikopolis.
    Wo warst Du eigentlich? Das konnte mir keiner so genau sagen, es war als ob Dich der Erdboden verschluckt hätte. Jedenfalls freut es mich, dass Du den Weg zurück zur Familie gefunden hast, und ich hoffe, dass es Dir auch gesundheitlich besser geht.


    Was mich allerdings beunruhigt ist, dass man Dich in jenem unsäglichen Artikel über unseren sogenannten "Fall" der Nähe zu den Christianern bezichtigt. Versteh mich nicht falsch, es liegt mir fern, solchen Verleumdungen Glauben zu schenken – die Acta bewegt sich da echt auf allerniederstem Niveau, und ich wüsste nur zu gerne wer es ist, der da gegen unsere Familie hetzt – aber ich habe Bedenken, dass der ein oder andere Leser sich dadurch vielleicht doch gegen uns aufbringen lässt.
    In meiner Zeit bei den Stadtkohorten hatte ich das ein oder andere Mal mit Christianern zu tun und konnte erkennen welch schändlicher, staats- und götterfeindlicher Einfluss von dieser obskuren Sekte ausgeht.


    Darum bitte ich Dich, lieber Vetter, damit diesbezüglich auch nicht der Schatten eines Verdachtes auf unsere Familie fällt, in die Tempel der Stadt zu gehen und den unsterblichen Göttern ein Opfer darzubringen. Am besten dem Divus Iulianus, denn es heißt, die Christianer würden dessen Kultus strikt ablehnen, und am besten an einem Tag, an dem im Tempel viel los ist, damit viele Bürger Zeuge Deines Opfers werden.
    Bitte verzeih, dass ich, als der jüngere, so zu Dir spreche – es ist lediglich die Sorge um die Familie, die mich Dir diesen Wunsch antragen lässt.


    Vale bene!


    Dein Vetter
    Faustus Decimus Serapio


  • An
    Marcus Decimus Mattiacus
    Casa Decima Mercator
    Roma, Italia



    Mein Lieber Bruder!


    Zurzeit haben sich die Götter wohl gegen mich verschworen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass eine Hiobsbotschaft die Nächste jagt. Zuerst möchte ich dir mitteilen, dass mittlerweile auch ich zusätzlich zu deinem Schreiben eine Nachricht von der Administratio erhalten habe, indem man mich über die Absage deines Tribunats informiert. Da hat bestimmt Salinator seine Finger im Spiel.


    Nun habe ich zusätzlich, als hätte ich nicht genug mit der Legio zu tun, eine Anklage vom amtierenden Praetor Annaeus Modestus zugestellt bekommen. Ein gewisse Faustus Octavius Macer klagt mich der Rechtbeugung an. Mich?! Kannst du dir das vorstellen? Und ausgerechnet jetzt, wo ich in Germanien bin. Da steckt bestimmt mehr dahinter. Es geht dabei wohl um meine eigene Amtszeit als Praetor und um zwei von mir durchgeführte Adoptionen. Zum einen die Adoption meines eigenen Sohns Serapio und zum anderen um die Adoption eines gewissen Appius Quintilius Promotus. Ich habe in diesem Amtsjahr gewiss hunderte von Fällen bearbeitet und kann mich nicht auf jeden einzelnen erinnern, so sagt mir auch dieser Quintilius Promotus nichts. Vielleicht kannst du in Rom mehr in Erfahrung bringen. Was die Adoption meines Neffen Serapio betrifft, so bin ich mir keiner Schuld bewusst. Es gibt kein Gesetz das es verbieten würde als amtierender Praetor selbst eine Adoption vorzunehmen.


    Selbstverständlich bist du hier bei mir in Germanien jederzeit herzlich Willkommen. Besonders jetzt, wo ich Besuch zweier junger Damen aus der Gens Iulia bekommen habe, dürfte sich der Aufenthalt hier für dich lohnen. Ich bitte dich jedoch bevor du nach Germanien kommst, meine Verteidigung in Rom zu übernehmen.


    In diesem Zusammenhang finde bitte heraus, was es mit diesem Appius Quintilius Promotus auf sich hat und wie dieser Octavius Macer auf die Idee kommt mich zu verklagen. Außerdem bitte ich dich mir Informationen über diesen Octavier zukommen zu lassen. Ich möchte meine Feinde kennen. Vielleicht kann dir mein Freund Lucius Iulius Centho eine Hilfe sein. Er dient zurzeit als Tribun bei der Cohortes Urbanae und hat damit gute Informationsquellen, die unter umständen von Vorteil sein könnten.


    Weiters habe ich ein wenig im Codex Iuridicialis geblättert und bemerkt, dass der gute Praetor wohl über das lesen des ersten Absatz des § 112 nicht hinausgekommen ist. Da sich die Anklage auf einen Vorfahl zur Zeit meiner Amtsperiode als Praetor bezieht, ist dieser Fall gemäß Absatz 2 vor dem Iudicium Imperialis zu verhandeln. Mach dies vor Gericht geltend. Damit ist der Praetor Urbanus nicht für diesen Fall zuständig.


    Des Weiteren bringe vor, dass mir als Angeklagter das Recht eingeräumt werden muss, selbst vor Gericht zu erscheinen. Da ich derzeit als Legatus Legionis in Germanien diene ist es mir zum einen nicht möglich einfach so meinen Posten zu verlassen, geschweige denn durch mein damit verbundenes Imperium die Stadtmauern Roms zu überschreiten. Hierzu muss vom Gericht eine Möglichkeit eingeräumt werden, gleichgültig ob ich letztendlich tatsächlich erscheine oder mich durch dich vertreten lasse. Damit kannst du unter umständen Zeit gewinnen * und deine Verteidigung in aller Ruhe aufbauen. Durch den lästigen und langwierigen Briefverkehr ist die Zeit zum Prozess leider sehr kurz bemessen. Hole bitte in diesem Zusammenhang auch Informationen ein, ob ich als Legatus Legionis mit Imperium nicht unter irgendeinem Schutz vor derlei Anklagen stehe. Es kann doch nicht sein, dass man beliebig hochrangige Statthalter oder Legionslegaten in ihrer Abwesenheit in Rom anklagen darf bzw. kann ich mir nicht vorstellen, dass der Kaiser besonders erfreut darüber sein wird, wenn man seine Legaten ständig nach Rom zitiert um sie vor Gericht zu solch unhaltbaren Vorwürfen rechtfertigen zu lassen.


    Bitte teile mir schnellstmöglich deine Erkenntnisse mit. Ich hoffe bald von dir zu hören. Anbei eine Abschrift der Klageschrift.


    Vale Bene,



    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Senator



    Sim-Off:

    * = Ich bin in der Woche vom 19-25.07. im Urlaub.




    Ad
    Marcus Decimus Livianus
    Legio II Germanica
    Mogontiacum, Germania



    Salve Marcus Decimus Livianus,


    hiermit muss ich dich darüber in Kenntnis setzen, das Anklage gegen dich erhoben wird. Der Quaestor Principis Faustus Octavius Macer klagt dich der Rechtsbeugung, wie im ersten Absatz des Paragraphen 112 beschrieben, in den Fällen der Adoptionen des Appius Quintilius Promotus und des Faustus Decimus Serapio an.


    Der Prozess gegen dich wird ANTE DIEM XIII KAL AUG DCCCLX A.U.C. (20.7.2010/107 n.Chr.) in der Basilica Ulpia in Rom eröffnet. Aufgrund deiner Position als Legatus Legionis in Germania kannst du dich natürlich auch durch einen Advocatus vertreten lassen.




    KAESO ANNAEUS MODESTUS




  • Decima Seiana
    Casa Decima • Rom
    Provinz Italia


    M Artorius Menas Decimae Seianae s.p.d.


    Ich grüße dich aus dem fernen Alexandrien, Decima. Dir wird mein Name mitnichten etwas sagen, deswegen will ich dir gern den Grund meines Schreibens erklären. Ich diente bereits in Rom bei den Stadtkohorten unter deinem Bruder Serapio. Nun hat mich der Wunsch der Parzen hierher verschlagen, in das warme Ägypten, und erneut diene ich unter ihm dem Reich. Dies alles wäre längstens kein Grund, dir zu schreiben, hätte ich nicht meinen treuesten Sklaven mitgenommen und hätte nicht dein Bruder vorgeschlagen, ihn in deiner Buchhandlung vor Ort arbeiten zu lassen, denn wie du vielleicht weißt, steht es nur einem Stabsmitglied zu, Sklaven im Lagerkastell zu halten.


    Ich sehe es als meine Pflicht an, dir meinen Dank dafür auszudrücken, auch wenn dein Verwalter hier vor Ort dich vermutlich bereits über das neue Paar Hände in Kenntnis gesetzt hat. Für seine Arbeit erhält er einen Schlafplatz und Essen, so dass für dich kaum Unkosten entstehen. Ich möchte dir dennoch eine Vergütung anbieten für die Hilfe und Gastfreundschaft, die du über meinen Sklaven auch mir selbst gewährst.


    Zugleich muss ich dich bitten, Geduld bei einer Antwort meinerseits zu üben, da wir in Kürze gen Süden ausrücken, um gegen ebenso dreiste wie gut organisierte Karawanendiebe vorzugehen.


    Die Götter mit dir.


    [Blockierte Grafik: http://img6.imageshack.us/img6/7518/menassig.gif]

    NON AUG DCCCLX A.U.C. (5.8.2010/107 n.Chr.)

    _________________________________________________________
    Marcus Artorius Menas
    Kastell der XXII. Legion • Cen. II Coh. II • Nikopolis • Aegyptus


    [Blockierte Grafik: http://img171.imageshack.us/img171/7836/artoriasiegel.gif]


  • Decima Seiana


    Werte Decima,


    ich lebe in der Hoffnung, dass du dich ebenso sehr an unser Gespräch in den Horti Lolliani erinnerst wie ich es tue.
    Mir wäre sehr an einer genaueren Diskussion in unverfänglichem Rahmen gelegen, und zu diesem Zwecke möchte ich dich zu einem kleinen Essen in die Casa Prudentia einladen. Lass mich wissen, wann es dir und deiner Begleitung gelegen wäre.
    Ich sehe mich zudem außerstande, eine Absage akzeptieren zu können.


    Vale bene,
    T. Duccius Vala



  • IM VORLAUF DER
    LUDI VICTORIAE AUGUSTI


    LÄDT DIE


    GERMANITAS QUADRIVII


    IHRE DERZEIT IN ROMA WEILENDEN MIGLIEDER ZU EINER


    MITGLIEDERVERSAMMLUNG


    INS ODEUM EIN.


    VORRAUSSICHTLICHE TAGESORDNUNG
    ...
    III. ANTRÄGE
    Bau von Schreinen an der Via Turculana
    ...
    IX. SONSTIGES


    FÜR DEN MAGISTISTER Q.GERMANICUS SEDULUS
    GEZ. SPURIUS TIBERIUS DOLABELLA. S.M.

  • Auch hier kam Katander vorbei.



    An
    Decima Seiana


    Seiana,


    ich wollte dir nur sagen, dass du keine Schuld trägst. Ich war es, der viel falsch gemacht hat, und das tut mir leid. Ich wollte dir nie weh tun. Ich möchete dir Katander schenken, wegen Elena. Wenigstens sie sollen zusammen glücklich werden. Ich hab dich immer geachtet, aber wir haben einfach nicht zusammen gepasst. Tut mir leid, dass ich der bin, der ich bin. Oder war. Vergiss mich nicht.


    Archias



  • ...kleiner Junge hielt vor der Tür der Casa Decima Mercator. Er hob den blonden kurzgeschorenen Kopf, starrte auf das Türschild und dann auf die Schriftrolle, die er in der Hand hielt.
    "C-A-S-A D-E-C-I-M-A M-E-R-C-A-T-O-R"
    Die Buchstaben sahen gleich aus. Dann musste er hier richtig sein. Zu schade, dass seine Herrin nicht die exakte Straße und Hausnummer gewusst hatte. So hatte er nur dieses Schild. Es würde schon stimmen...Auf den Zehenspitzen balancierend schob er das Schriftstück in den Briefkasten und trotteten mit sich und der Welt zufrieden von dannen....



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    Decima Seiana
    Casa Decima Mercator
    Roma, ITA


    Salve Decima,
    Wie versprochen, schreibe ich dir. Auch, um mich nochmals dafür zu entschuldigen, dass ich bei unserer letzten Begegnung etwas über die Strenge geschlagen haben. Im Eifer des Gefechts neigt man manchmal dazu Dinge zu sagen, die man im nachhinein, überlegt, nicht so sagen würde. Es wird dich vielleicht freuen zu hören, dass ich einen Weg für mich gefunden habe.
    Ich habe die Schrift Sapphos gelesen. Abends, da mir das die geeignete Zeit dazu zu sein schien, um mich ganz und gar auf ihre Lyrik einzulassen. Ich kann nachvollziehen, weshalb Horaz sie zum Vorbild nahm, Socrates sie als die „achte Muse“ bezeichnete und auch Catull sich von ihr inspirieren ließ. Ihre Sprache ist klar und ausdrucksstark zugleich. Es fällt nicht schwer sich in ihre Bilder fallen zu lassen, die sie mit ihren Worten auf das Blatt konstruiert.
    Was den Inhalt betrifft, so ist er zweifelsohne als kontroverser einzustufen. Über die homoerotischen Tendenzen kann nicht einmal ein Blinder hinweg lesen, die hier und da hindurchblitzen. Ich gebe zu, allein mir manches vorzustellen...hätte mich wohl jemand beobachtet, er hätte sich gefragt, weshalb sich mir auf einmal die Röte ins Gesicht schleicht. Damals war solches Geschehen wohl eher akzeptiert als heute. Wir wurden anders erzogen. Aber, einmal davon abgesehen, dass Sapphos Werk nicht ausschließlich aus Lyrik dieser Art besteht, frage ich mich – warum ist es so „unziemlich“ solche Schriften zu lesen, da uns doch wo man auch hinsieht in der Kunst gut gebaute, halb nackte Statuen, seien es männliche oder weibliche, ins Auge springen? Warum sollte man diese Art von Kunst aussperren, da sie doch etwas, das ohne Zweifel zum Menschen gehört, in schöne Sprache fasst?


    „ἦ»¸µÂ, †º±»’† ἐÀό·Ã±Â, ἔ³É ´έ Ã’ ἐ¼±¹ό¼±½, ὂ½ ´’ ἔÈž±Â ἔ¼±½ ÆÁέ½± º±¹¿¼έ½±½ Àό¸ῳ.“*


    Um nur ein Beispiel zu nennen. Ich finde, anstatt Lyrik als „für xy unziemlich“ abzustempeln, sollte man versuchen sie unter dem Gesichtspunkt ihrer historischen Entstehungszeit zu verstehen. Im damaligen Griechenland war eben vieles anders, als bei uns.
    Der Inhalt mag daher für die alten Griechen deutlich weniger revolutionär gewesen sein. Das einzig neue war wohl, dass es eine Frau war, die ihn in Worte goss. Schon allein die Tatsache, dass heutzutage kaum Dichterinnen bekannt sind, zeigt ja, was für eine Ausnahmeerscheinung Sappho war. Ich meine, sie hat der Frauenwelt mehr Leben eingehaucht, indem sie zeigte, dass es jenseits der gängigen Beschäftigungsfelder und Interessensgebieten noch anderes gibt. Vielleicht wäre sie heute eine jener Frauen, die für ein unkonventionelles Leben eintreten. Und sie würde damit gewiss nicht hinter dem Berg halten.
    Ich würde gern hören, was du hierzu meinst.


    Darauf hoffend, bald von dir zu hören; Vale bene,


    Aurelia Narcissa


    Sim-Off:

    * Kamst du endlich, wie schön! Hab ich doch nach dir mich gesehnt; Mein Herz brennend vor Sehnsucht und Liebe hast du gekühlt. 48LP/48D; http://www.gottwein.de/Grie/lyr/LyrSapph96.php#117LP


  • Decima Seiana
    Casa Decima
    Roma, Italia


    Meine liebe Seiana!


    Was passiert nur in Rom? Der Senat scheint verrückt zu spielen, die Acta Diurna druckt Verleumdungen ab, von überallher erreichen mich alarmierende Neuigkeiten und dann lässt dich dieser Aelier auch noch sitzen! Du brauchst mir nicht zu erzählen, dass ihr euch geeinigt habt, ich höre die Tuben bis nach Gallia schallen. Dieser Mensch ist wirklich eine Schande für das Geschlecht der Aelier, und du kannst dich darauf verlassen, dass kein Decimus und keine Decima diese Schmähung je vergessen wird! Aber du musst es so sehen, durch diesen kleinen Schandfleck der schon bald vergessen sein wird, bleibt dir eine lange, peinliche Ehe erspart! Wer weiß, in welchem Loch dieser Hallodri eines Tages versumpfen wird. Ich jedenfalls habe ihm die Furien auf die Fersen gehetzt, dass er keine Nacht mehr ruhig schlafen soll und in Rom keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt!


    Es freut mich im übrigen sehr, dass du eine Einstellung an der Schola bekommen hast. Ich bin immer dafür, dass eine Frau ihre Talenten und Energie auch bis zur Ehe nicht vergeudet, sondern nutzbringend einsetzt. Und ohne uns nun selbst zu loben, gerade wir Decima sind mit beidem ja reichlich gesegnet. Und was war ich stolz als ich davon hörte, dass du nun an der Spitze der Acta Diurna-Redaktion stehst! Ich glaube ja eh, dass eine Frau fürs dieses Amt viel besser geeignet ist als ein Mann, auch wenn die greisen Senatoren oft anderes behaupten. Und man sieht ja, was dabei herauskommt. Nein wirklich, ich kann dir nur Gratulieren zu deinen 'Ämtern', lasse sie dir nur von niemandem vermiesen oder verbieten!


    Dein Bruder hat mir übrigens einen Kandidaten für deine Ehe vorgeschlagen, Octavius Dragonum. Er ist ein Klient von Livianus und Legionspräfekt. Der einzige Nachteil ist, dass er derzeit in Ägypten dient. Natürlich bin ich prinzipiell eher gegen Soldaten, aber derzeit wäre er wirklich die beste Wahl. In Rom gibt es anscheinend nur noch träge Beamten und die Senatoren hängen ihr Fähnchen in den Wind, ganz egal woher er weht, oder sie ziehen es gleich auf Halbmast in der Hoffnung, jeden Strum zu verschlafen. Daher kann es nur in unserem Sinn sein, unsere militärische Position zu stärken. Außerdem soll er ein recht netter Mensch sein und nicht unvermögend. Natürlich bleibt die Entscheidung dir überlassen, doch ich möchte dir ans Herz legen, diese Entscheidung nicht mehr allzu lange hinauszuzögern. Wir werden ja alle nicht jünger und der Octavier ist sicher nicht mehr lange zu haben.


    Zum Schluss noch eine gute Nachricht aus Gallia. Auf seinem Weg nach Germania reiste Medicus über Narbo und abgesehen davon, dass es wundervoll war, ihn wiederzusehen, blieb sein Besuch nicht ohne Folgen. Ich hoffe so sehr, dass es ein Mädchen wird! Die Pflicht, meinem Mann einen Sohn zu schenken, habe ich immerhin erfüllt, und ich hätte so gerne eine Tochter, die all die Freuden des Frauseins mit mir teilen kann! Ach Seiana, zögere nicht mehr zu lange, das Glück der Ehe ist wirklich zu schade, um es hinauszuschieben!


    Deine Tante
    Lucilla





    Duccia Venusia,
    Casa Decima Mercator,
    Rom,
    Italia


    Meine liebe Venusia,


    mit Entschuldigungen zu Antwortzeiten sollten wir nicht erst anfangen, denn sonst komme ich aus den Entschuldigungen nicht mehr heraus. Natürlich könnten wir die langen Wartezeiten auf den Cursus Publicus schieben wie jeder gute Römer, aber ich weiß ja genau, dass es so nicht ist. Uns darüber zu beklagen, dass wir nie Zeit finden, das ist wohl auch überflüssig. Na gut, zumindest in meiner Lage. Wenn du wieder in Rom bist, dann könnte es durchaus sein. Bei mir ist es meist doch mehr die Trägheit, die hier im Süden Galliens fast schon eine Tugend ist, zumindest aber eine kultivierte Lebenseinstellung. Vielleicht sollte ich mir doch mal so einen Schreibsklaven anschaffen, dem ich dann faul in der Sonne liegend nur noch meine Gedanken diktieren muss. Aber irgendwie scheint mir das doch zu dekadent. So römisch werde ich wohl nie sein.


    Es freut mich aber sehr, dass du bei den Decima so involviert bist. Wir sind schon eine sehr einnehmende Familie, das muss ich zugeben. Ich hoffe, dass es dir dadurch zumindest etwas leichter fällt Kontakte zu knüpfen. Diese Schwierigkeiten hat wohl jede Frau, die nicht in Rom geboren und aufgewachsen ist. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Name da schon weiterhilft, und ich hoffe doch sehr, dass der Name Decimus noch immer ein paar Türen öffnet.


    Bei Faustus ist wohl Hopfen und Malz verloren (wie man hier in Gallia so schön sagt. Das hat irgendwas mit der Herstellung von Cervisia zu tun, frag mich aber nicht, was). Zumindest was den Einfluss seiner Tanten angeht. Mir wollte er doch tatsächlich weismachen, dass er mit Frauen nichts anfangen kann und deswegen niemals heiraten wird! Er hat sogar eine Liebelei mit einem Senator vorgeschoben, um es glaubhafter zu machen! Kannst du dir das vorstellen!? Ich sage dir, die Jugend von heute kommt auf Ideen. Mein Bruder hätte mich nach Hibernia oder noch weiter weg verbannt, wenn ich mit so einem Unsinn angekommen wäre. Gut, ich habe mir auch nichts sagen lassen, aber immerhin bestand meine persönliche Auswahl zwischen einem Senator und einem Militär-Präfekten! Auf jeden Fall will er wohl diese Celeste heiraten und verheimlicht das, weil er sich tatsächlich Sorgen um ihren Stand macht. Ich denke, wir sollten das nicht so eng sehen. Mein Großvater wurde noch als Peregrinus geboren, und wenn ich mich recht erinnere, ist das in deiner Familie auch noch nicht so lange her. Wir sollten eben schauen, dass diese Celeste das Bürgerrecht verliehen bekommt, bevor die beiden heiraten. So schwer wird das schon nicht sein. Ich habe leider überhaupt keine Beziehungen nach Ägypten, aber zur Not muss sie eben nach Germania reisen und ein bisschen in der Verwaltung arbeiten, damit Hungaricus das übernehmen kann. Immerhin scheint sie nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Natürlich wäre es mir auch lieber, wenn Faustus eine Frau aus einem ordentlichen römischen Haus heiraten würde, aber gegen den Sturkopf eines Decimus ist es wirklich schwer anzukommen.


    Hier aus Gallia gibt es wundervolle Neuigkeiten. Nachdem Avarus auf seiner Reise nach Germania in Narbo vorbeigekommen ist, hat er mich nicht nur ein paar Tage zur glücklichen Ehefrau gemacht, sondern auch dafür gesorgt, dass ich bald wieder eine glückliche Mutter werde. Ach, Venusia, ich hoffe so sehr, dass es ein Mädchen wird!


    Trotzdem lasse ich mich natürlich nicht vom Stadbummel abhalten und da habe ich neulich auf dem Markt einen ganz hippen Stoff entdeckt. Das ist die neue Mode aus Lutetia und ich sage dir, das wird der Renner für den Herbst in Rom. Ich habe mir schon ein Kleid schneidern lassen (ein wunderbarer Begleiteffekt der Schwangerschaft, man braucht ständig neue Kleider!) und dieser Stoff trägt sich wirklich wie ein Traum auf der Haut! Deswegen habe ich es mir nicht nehmen lassen, dir einen Ballen mitzuschicken. Ich hoffe sehr, dass er dir gefällt. Bei deiner Figur reicht es vielleicht sogar noch für ein Kleid für Sevilla.


    Grüße mir meine Lieben recht herzlich und drücke Sevilla und Secundus einen dicken Schmatzer von ihrer Tante auf die Backen!


    Liebe Grüße,
    Lucilla


  • Decima Seiana
    Casa Decima


    Der Praefectus Urbi empfängt dich für ein kurzes Gespräch. Allerdings behält er sich Änderungen, Hinzufügungen und Streichungen bei dem daraus entstehenden Artikel vor.


    Vale bene


    Spurius Servilius Livineius
    Scriba des Praefectus Urbi

  • Ein Sklave kam am Hause der Decimer vorbei und gab dort ein Schreiben ab.




    Einladung


    Meine liebe Seiana!


    Der Sommer ist vergangen und der Herbst hält immer mehr Einzug in unsere Stadt. Man sieht ihn überall in den bunten Blättern an den Bäumen und Sträuchern. Um die Jahreszeit zu ehren möchte ich ein Herbstfest feiern. Es soll eine bunte und ausgelassene Cena werden, die bei gutem Wetter in unserem Garten stattfinden soll und bei schlechtem Wetter in unseren Räumlichkeiten im Domus Prudentius.


    Als Termin habe ich mir den ANTE DIEM XIV KAL DEC DCCCLX A.U.C. (18.11.2010/107 n.Chr.) gedacht. Die Ludi Plebeii sind dann beendet und wir können uns ganz auf dieses Fest freuen außerhalb eventueller Verpflichtungen, die unsere Zeit beanspruchen.


    Liebe Seiana, gib mir bitte Bescheid ob ich dich zu diesem Fest erwarten darf. Ich freue mich auf dich.


    Deine


    Aelia Vespa



  • An
    Marcus Decimus Mattiacus
    Casa Decima Mercator
    Roma, Italia



    Mein Lieber Bruder!


    Mit großer Sorge und tiefen bedauern habe ich heute deine Nachricht zur Kenntnis nehmen müssen. Wie du dir bestimmt denken kannst, steht für mich zu viel auf dem Spiel, als das ich dieses Urteil kampflos akzeptieren kann. Ich bitte dich daher eindringlich, deine fehlgeschlagene Strategie noch einmal zu überdenken und erneut für mich vor Gericht zu ziehen, um dieses Urteil mit allen dir zur Verfügung stehenden Mitteln anzufechten. Ich denke nicht, dass es viel Sinn haben wird beim Princeps Einspruch zu erheben, da er eine Entscheidungsfindung in dieser Angelegenheit vermutlich an Vescularius Salinator weiterdiktieren wird, welcher bestimmt keinen Finger krumm macht, um mich aus dieser Misslichen Lage zu befreien. Und wenn, dann wird es mir und unserer Familie mehr kosten als ich bereit bin zu opfern. Versuche dennoch dein Glück wenn du der Meinung bist damit einen Erfolg erzielen zu können. Ansonsten suche vielleicht ein Gespräch mit dem Amtierenden Consul. Die Wahlen in Rom dürften vorüber sein wenn dich mein Schreiben erreicht und vermutlich wird dann Purgitius Macer dieses Amt innehaben. Letztendlich wird aber nur der erneute Gang vor das Gericht ein gewünschtes Ergebnis bringen. Auch wenn ich deine Pläne zu mir nach Germanien zu kommen damit erneut in weite Ferne rücken lassen, so bitte ich dich erneut mich in dieser Angelegenheit vor Gericht zu vertreten. Ich könnte mir keinen besseren Verteidiger vorstellen. Ich denke auch, dass ich dir nicht erst erklären muss, welche Konsequenzen diese Urteile für mein weiteres politisches Wirken und auch meiner Stellung als Senator haben könnte. Ich bitte dich – tue alles in deiner Macht stehende, um diese Konsequenzen von mir und unserer Familie abzuwenden, ehe meine Gegner die Möglichkeit erhalten diese Verurteilung zu ihrem Vorteil zu nutzen. Der Schaden könnte sonst beträchtlich sein.


    Brüderliche Grüße



    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Senator



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