• Es war gut, dass sich Decima Flava so angenommen fühlte. Wenn es nach Meridius ging, konnte sie auch den Rest ihres Lebens hier in Rom verweilen. Zum einen war sie eine Decima, dann natürlich eine Tochter des Livianus und zum anderen auch eine angenehme Erscheinung. Ihre anschließende Bitte überraschte ihn jedoch, doch nach einem kurzen Nachsinnen gab es nichts, was dagegen sprach. Im Gegenteil.


    "Es gibt daran nichts abwegiges."


    Er blickte kurz zu Iulia, dann wieder zu Flava.


    "Du kannst mir die Zeilen gerne mitgeben. Livianus wird sich sicher freuen, sie zu erhalten. Und mir selbst soll es Antrieb sein, noch stärker und anhaltender nach ihm zu suchen."


    Es war schon eine verdammte Geschichte und Meridius hoffte, nicht mit leeren Händen zurückzukehren. Wieder wanderte sein Blick zu Iulia und er hatte das Gefühl, dass sie seine Gedanken lesen konnte.

  • Als ihr Onkel – zumindest glaubte Flava, dass es ihr Onkel war – zu Husten anfing und ungläubig seine Frage stellte, war sie einen Moment verunsichert. Sie hatte angenommen, dass Meridius die anderen Familienmitglieder über sie und ihren Bruder aufgeklärt hatte. Aber offenbar wusste zumindest einer noch nichts über ihre Herkunft und den Grund, weswegen sie hier war.
    Zunächst wandte sie sich daher kurz an Meridius, um die Sache abzuschließen.


    Ich danke dir, ich werde ihn nachher aus meinem Cubiculum holen.


    Dann wandte sie sich an Mattiacus und bedachte ihn mit einem entschuldigenden Blick.


    Ja, mein Bruder und ich sind die Kinder von Decima Aemilia, die bei unserer Geburt leider verstarb. Unsere Großeltern teilten uns dieses Jahr mit, dass Decimus Livianus unserer Mutter Ehemann und unser Vater sei. Deshalb sind wir von Britannia hierher gereist, denn er weiß nichts von uns.
    Falls meine Worte also vorschnell waren oder dich gekränkt haben, möchte ich mich entschuldigen. Ich wollte sicher nicht anmaßend sein.


    Ergeben senkte sie den Blick und hoffte, dass er ihre aufrichtige Entschuldigung akzeptierte. Immerhin hatte ihr Vater sie nicht als seine Kinder angenommen, da waren ihre unbedachten Worte vielleicht wirklich unangebracht.

  • Decima Flava hatte ihre Vorstellung selbst vorgenommen. Ein etwas peinlicher Moment, hatte es Meridius doch versäumt auch Mattiacus zu informieren. Die Familie war bisweilen wirklich riesig.


    "Ich habe jedenfalls Flava und ihren Bruder eingeladen so lange in der Casa zu bleiben, wie sie wollen. Es war mein Fehler, Dich nicht davon zu informieren."


    sprach Meridius in die Stille. Dann griff er nach einem Stück Brot, tunkte es in eine Sauce und biss hinein. Nachdem er das Stück verschlungen hatte, fuhr er fort.


    "Ich habe in den vergangenen Jahren viel zu selten mit Deiner Mutter gespeist, Flava. Und das, obwohl sie eine herzliche und angenehme Gastgeberin war. Genau genommen hatte sie nicht nur Livianus den Kopf verdreht, sondern ein wenig auch uns allen. War es nicht so, Marcus? Jedenfalls fehlte sie uns allen, nachdem sie nach Britannien zog. Und als wir von ihrem Tod erfuhren, starb nicht nur im Herzen Deines Vaters etwas an Lebensfreude, liebe Flava, sondern auch bei uns.


    Es ist daher umso schöner, dass Du nun bei uns bist. Und wenn Du genau hinsiehst, Marcus, musst auch Du zugeben, dass Flava die Schönheit und Eleganz ihrer Mutter geerbt hat.


    Livianus wird sich in jedem Fall freuen, Dich kennenzu lernen. Da habe ich keine Zweifel."


    Und was er zu Flava sagte, traf mit Sicherheit auch auf ihren Bruder zu.

  • Mattiacus hatte sich inzwischen von seinem Hustenanfall erholt. Er blickte Flava an und so einer wunderschönen Gestalt konnte man einfach nicht böse sein, was Mattiacus auch gar nicht war.


    "Nein nein, du musst dich nicht entschuldigen. Im Gegenteil, ich freue mich. Ich wusste es ganz einfach nicht, dass unser Livianus Kinder hat.....Ich habe eure Mutter gekannt. Sie war eine ..... ganz wunderbare Person. Und ja Meridius du hast recht, Aemilia lebt in dir weiter."


    Die kleine traurige Pause überwandt Mattiacus auch sogleich:


    "Also heißt das, dass ich euer Onkel bin. Das ist doch eine tolle Sache."



    Irgendwie hörte sich das für Mattiacus komisch an, dass er Onkel war, schließlich war er auch gerade erst Mitte 20.

  • Erleichtert schenkte Flava ihrem Onkel ein schüchternes Lächeln. Vermutlich mussten sich alle noch ein wenig an sie und ihren Bruder gewöhnen, genauso wie umgekehrt. Zu hören, dass ihre Mutter hier in diesem Haus wohl sehr beliebt war und so gelobt wurde, erfreute Flava noch um einiges mehr. Gerne hätte sie diese wundervolle Frau kennen gelernt, von der auch ihre Großeltern immer in Hochachtung sprachen.


    Ja, das ist wirklich wundervoll… Onkel.


    Bei der ungewohnten Ansprache musste Flava noch mehr lächeln. Jetzt hatte sie tatsächlich einen Onkel. Es war auch für sie ein sehr ungewohntes Gefühl. Um ihre Unsicherheit zu überspielen, nahm sie sich auch ein Stück Brot und tunkte es in eine der Saucen, ehe sie es aß.
    Die Situation war ziemlich seltsam, und ehe sich noch beredtes Schweigen breitmachte, beschloss Flava, das Tischgespräch zu weniger traurigen Themen zu lenken.


    Mein Bruder meinte, der Diana-Tempel der Stadt sei auf dem Aventin? Ich würde ihn sehr gerne besuchen. Sofern es Vaters Zustimmung findet, würde ich ja gerne wie Mutter auch eine Priesterin werden.

  • Dass er ihr gleich anbot, ihn vertraulich mit praenomen anzusprechen, zauberte ein schüchternes Lächeln auf Flavas Gesicht. Sie hätte nicht damit gerechnet, so schnell und so herzlich von allen aufgenommen zu werden.


    Gut, dann Marcus.


    Ihr Lächeln verbarg sie wieder hinter einem weitern Bissen Brot. Schade, dass sie ihren Onkel und auch Meridius nicht vor ihrer Abreise noch ein bisschen besser kennen lernen konnte. Sie hoffte, dass ihre Wahl, ihn beim praenomen zu nennen, nicht zu vorschnell war. Aber immerhin hatte er es ihr ja auch angeboten.
    Schade, dass ihr Bruder nicht da war, um es mitzuerleben. Andererseits auch gut, denn er war da etwas weniger zurückhaltend als sie.

  • "Du fragtest nach dem Diana-Tempel..."


    nahm Meridius das Gespräch wieder an sich, nachdem er erneut einen kleinen Happen gegessen hatte. Das Gespräch am Tisch war recht lebendig, eigentlich wie immer, wenn sich die Familie traf und man musste schon sehr aufpassen, dass man keinen Gesprächsfaden verlor, zumal sich hier und da auch kleinere Nebenschauplätze auftaten, alleine dergestalt, dass man seinem Sitz- oder Liegenachbarn etwas zuraunte, oder einem der Sklaven einen Wunsch oder eine Anweisung auftrug.


    "Er liegt in der Tat auf dem Aventin. Du findest ihn gleich in der Nähe des Minervatempels, nicht weit entfernt von den Thermen des Decius. Wenn Du in der entsprechenden Gegend einfach jemanden fragst, können sie Dir ohne Schwierigkeit den Weg zeigen. Ich rate Dir jedoch, lieber einen oder mehr Sklaven mitzunehmen, die Dich führen. Fremde werden in Rom des öfteren belästigt, ausgeraubt und sogar entführt. Selbst vor Honoratoren macht man nicht halt. Erst neulich ist die Gattin eines angesehenen Ritters auf der offenen Straße überfallen worden. Ihre beiden Sklaven wurden erdolcht, sie selbst verdankt ihr Überleben wohl der Tatsache, dass man ihren Tod nicht wollte."


    Die Geschichte war keine angenehme gewesen, doch Rom war Rom. Mord und Totschlag gehörte in dieser Riesenmetropole zur Tagesordnung.


    "Das soll Deine Reiselust jedoch nicht schmälern. Sieh Dich in der ganzen Stadt um. Ich werde Dir einen verlässlichen Sklaven abstellen. Und was Deinen Wunsch betrifft Priesterin zu werden, denke ich, wird Dein Vater sicher nichts einzuwenden haben. Eine Priesterin der Diana zu sein, ist eine Ehre."


    Einwände würde er lediglich geltend machen, wenn sie vorhatte Tempelprostitution zu betreiben. Aprodithe, Venus und Isis in Ehren, waren diese Bräuche doch eher aus dem Osten nach Rom gekommen und vertrugen sich in keiner Weise mit dem Status ihrer Familie. Doch dies brauchte er nicht anzusprechen, kam Decima Flava in ihrem Wesen ganz nach der Mutter.

  • Flava hatte zwar schon gehört, dass in Rom die Kriminalität um einiges höher war als in ihrer Heimat, aber dass man selbst vor der Frau eines Ritters nicht halt machte! Flava war zwar auch sonst nicht leichtsinnig, aber nach dieser Geschichte würde sie doppelte Sorgfalt walten lassen. Auf dem Avantin sollte es nach dem, was sie so wusste, ohnehin gefährlicher sein als in den meisten Gegenden Roms. Sie hatte zwar die Leitsätze der Diana schon immer sehr verinnerlicht, so dass sie für sich alle Menschen als gleich annahm. Vor der Göttin waren es ohnehin alles nur Hirsche, in ihrem Tempel gab es nur cervi. Aber dennoch war sie auf der anderen Seite schockiert über diese offene Missachtung der Stände. Weltfremd war sie immerhin nicht, auch wenn sie Diana über alle Maßen liebte und ehrte.


    Danke, Merdidius. Ich werde gut auf mich acht geben.


    Allen Tischgesprächen konnte Flava nicht folgen. Zudem kannte sie die meisten Gesichter noch nicht gut genug, um sie wirklich auseinander halten zu können. Ihre neue Verwandtschaft war nicht gerade klein. Irgendwann in einer kleinen Verdauungspause wandte sie sich dann wieder an Meridius und Mattiacus.


    Mein Vater, was ist das für ein Mann? Meine Grosseltern waren mit Informationen leider sehr sparsam, und ich würde gern so viel von ihm erfahren. Wie ist er so?


    Sie war immer noch traurig, dass er nicht hier unter ihnen war. Nicht nur, weil er in Parthia verschollen war und sein Schicksal ungewiss, was schlimm genug war. Aber sie hatte sich einfach so sehr gewünscht, ihn kennen zu lernen. Jetzt so gar nichts von ihm zu wissen war fast schmerzlich.

  • Mattiacus antwortete zu erst.



    "Als wir 3 - dein Vater, dein Onkel Primus und ich - in Tarraco bei Mercator aufwuchsen, war dein Vater immer der Anführer. Er war der Imperator, wir waren die Legionäre. Er war immer vorne, immer der Schnellste, immer der Stärkste. Wir blickten zu ihm auf. Naja, er war ja auch der Älteste von uns. Doch dann war diese Zeit vorbei. Irgendwann hieß es, dass wir zu alt für die Kinderspiele waren. Livianus und Primus gingen zur Legio und mich schickte man nach Rom, um dort bei den großen Rechtslehrern, Philosophen und Medizinern zu studieren. Wir waren zwar nie an einem Ort, doch nie waren wir voneinander getrennt."


    Er nahm einen Schluck Wein.


    "Und immer wenn wir uns hier in Rom oder in Tarraco getroffen haben, das war leider nicht oft, war es wie früher als wir noch Kinder waren."

  • So war er gewesen, der gute Marcus. Meridius erschrak leicht, da er in der Vergangenheitsform gedacht hatte. Nein, so war er immer noch. So IST er und so wird er noch einige Jahre bleiben. Bei den Göttern, sie würden Livianus schon zurück holen. Keine Frage. Erinnerungen stiegen in Meridius auf und zusammen mit der kurzen Zusammenfassung Mattiacus ergab es ein recht buntes Bild.


    "Dein Vater hat viele Facetten, Flava. Für seine Brüder war er Vorbild, Anführer, für mich eine Art Bruder. Wir haben viel miteinander zu tun gehabt, nicht nur privat, auch beruflich. Livianus diente unter meinem Kommando, aber es zeigte sich, dass er zu höherem berufen war. Es dauerte nicht lange und er war selbst Kommandeur einer Legion. Er ist ein vortrefflicher Soldat, tapfer und dennoch bedächtig, vorausschauend und auf das Wohl seiner Männer bedacht. Er würde sie nicht für nichts in Gefahr bringen. Und so verantwortungsvoll wie er für seine Männer ist, so ist er auch zu seiner Familie. Er hat Deine Mutter sehr geliebt, vergöttert wäre jedoch der richtige Ausdruck. Ich bin mir sicher, dass er auch euch lieben wird."


    Davon war Meridius überzeugt.

  • Aufmerksam lauschte Flava den beiden. Was sie über ihren Vater zu erzählen wussten, hörte sich sehr schön an. So wünschte man sich doch gemeinhin seinen Vater: Edel und stark. Mild, wo er kann, hart, wo er muss. Ihr wurde klar, dass ihre beiden Verwandten nicht nur loszogen, weil der Senat es so beschlossen hatte. Nein, sie liebten Livianus, auch wenn sie das so nicht sagten.


    Dann weiß ich jetzt, woher mein Bruder seine Tugenden hat.


    Lächelnd musste sie an Flavus denken. Ihm würde es wahrscheinlich gar nicht gefallen, dass sie so etwas gesagt hatte. Aber zu ihr war er genau so, wie diese beiden Männer ihren Vater beschrieben. Auch wenn er sich selbst gerne anders sah und anders gab.
    Flava hoffte, dass ihr Vater wirklich so sein würde. Dann würde sie ihn lieben, wie es einer Tochter geziemte. Und auch Flavus würde dann hoffentlich seine Ablehnung gegen ihn ablegen.

  • Etwas verspätet, aber dennoch, traf auch Marcus im Triclinium ein. Er hatte eine einfach weiße Tunika an, die bereits ein wenig alt, aber durchaus bequem wirkte – was sie auch war. Auch wenn es sich um Abschiedsessen für den Senator handelte, hatte der junge Decima beschlossen, sich nicht sonderlich dafür herzurichten. Als er den Raum betrat sah er in die kleine Runde der Anwesenden und nickte ihnen zu.


    "Salvete!"


    Dann viel sein Blick auf die freie Kline neben seiner Schwester, auf die er auch sofort zusteuerte und sich langsam niederließ. Dabei warf er Flava einen kurzen Blick und ein kleines Lächeln zu. Sie wirkte sehr glücklich im Kreis der Familie – ganz anders, als dies bei ihm der Fall war.

  • Flava lächelte ihrem Bruder herzlich entgegen. An ihrer ganzen Körperhaltung war zu sehen, wie sehr sie seine Gegenwart allein beruhigte und ihr Kraft verlieh. Wenn er weg war, war sie nur ein halber Mensch, war er da, war sie stärker, fröhlicher, sicherer. Und das war auch nach Außen hin zu sehen am leuchten ihrer Augen und der etwas stolzeren Haltung.


    Marcus, ich habe grade noch von dir gesprochen.


    Fröhlich lächelte sie ihn an und wartete, bis er es sich richtig bequem gemacht hatte. Ganz leicht beugte sie sich zu ihm herüber und flüsterte, so dass nur er es hören konnte. Du bist spät.
    Es klang zwar nicht sehr vorwurfsvoll, aber er sollte ruhig wissen, dass sie ihn vermisst hatte.

  • Auch der Senator blickte zu seinem jungen Verwandten, dem Sohn seines Cousins, welcher den Raum betrat. Flava hatte gerade in der Tat von ihm gesprochen gehabt, genauer von seinen Tugenden, zu denen jedoch die Pünkltlichkeit nicht zu gehören schien. Er schien auch recht wortkarg, doch war es ihm zu verdenken? Im Grunde befand er sich in einem fremden Haus und die große Familie bestand aus Fremden. Meridius konnte ihn daher durchaus verstehen. Zumindest meinte er dies.


    "Schön, dass Du noch kommen konntest."


    sprach er daher und lächtelte den Hinzukommenden an.


    "Deine Schwester sprach von den Tugenden Deines Vaters, die sie in Dir wiederentdeckt. Es war doch so, oder?"


    Er blickte zu Flava, dann wieder ihrem Bruder.


    "Hast Du Dich schon eingelebt?"

  • Mit einem leichten Kopfnicken bedankte sich Marcus für die freundlichen Willkommensworte des Senators und nahm auf einer freien Kline neben seiner Schwester Platz, die ihn auch sofort leise aber bestimmend wegen seines Zuspätkommen rügte. Bevor er etwas erwidern konnte, wurde er jedoch schon wieder von Meridius angesprochen. So blieb ihm nur ein kurzer Moment ihr einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen, ehe er sich Meridius zuwandte. Seine Mine verzog sich nicht und auch seine Stimme brachte die folgenden Sätze ziemlich monoton und gleichgültig, aber auch äußerst respektvoll hervor.


    "Nun mein Zimmer ist soweit eingerichtet. Ich nehme an meine Schwester hat sich bereits für deine Gastfreundschaft bedankt Senator. Ich möchte mich ihr da selbstverständlich anschließen.


    Zum Einleben hat die Zeit jedoch noch nicht gereicht. Ich denke das wird noch einige Wochen dauern. Ich habe mich in Britannia sehr wohl gefühlt und muss mich erst an die neue Umgebung und vor allem an den Lärm und die Gerüche der Großstadt gewöhnen. Aber ich bin ein sehr anpassungsfähiger Mensch und werde mich bestimmt bald eingewöhnt haben."

  • Es war einer dieser Tage, an welchem die Herrin des Hauses das Bedürfnis hatte, im großen Stil reinmachen zu lassen. Das hieß: Wir durften durch das ganze Haus robben, die Böden fegen und - was ebenso wichtig war - auch feucht wischen, die Wände und Simse abstauben, Möbel polieren und zu guter letzt auch noch durchlüften. Mit seinen vielen Zimmern war die Casa Decima eine Ganztagesbeschäftigung, ich sah mich schon bis in die Nacht hinein herumklettern und Spinnen aus den Ecken holen.


    Wir hatten uns darauf geeinigt generalsstabsmäßig vorzugehen. Als erstes standen neben den einzelnen cubicula das triclinium und tablinum auf der liste. Erst gegen später würden wir uns an das Atrium wagen, durch welches wir ja immer wieder gehen mussten und ganz am Schluss kamen die Wirtschaftsräume dran.


    Nutze den Tag!

  • Schon in den frühen Morgenstunden glich das Decima einem Ameisenhaufen. Die Sklaven wusselten hin und her, bewaffnet mit Lappen, Besen und Eimer. Mittendrin auch Kiya, hin und wieder nutze sie solche Gelgenheiten um ihrem kleinem Schützling zu entkommen, der doch recht anstrengend werden konnte auf Dauer. Außedem war es noch viel zu früh für Optatus, denn der junge weigerte sich schon beim Sonnenaufgang aufzustehen.


    Mit sichtlich guter Laune betrat sie das triclinium. "Guten Morgen!" grüßte sie alle und schnappte sich einen Lappen um dem Staub den Kampf anzusagen. Sicher, es gehörte nicht zu ihren Aufgaben, aber auch sie brauchte mal abwechslung.. außerdem kannte siw ohl die Staubecken besser als jeder Andere. Optatus neigte nämlcih dazu, sich immer die staubigsten Ecken zum spielen auszusuchen.


    "Was soll ich machen? fragte sie Menas, der das Kommando hatte. Sie steckte sich schnell noch ihr Haar hoch. "Solang Optatus im Bett liegt, kann ich helfen!" erklärte sie munter. Sie gehörte wohl zu den wenigen im Haushalt den es nichts ausmachte früh aufzustehen uns spät ins Bett zu gehen.

  • Meine Landsmännin, diese Kiya traf nun ebenfalls ein. Hübsch war sie ja, zupacken konnte sie auch, und im Bett war sie vermutlich auch ganz brauchbar, nur womit ich ein Problem hatte, war die Tatsache, dass sie sich etwas darauf einbildete, das Kindermädchen des jungen Optatus zu sein. Der Kleine schaffte sie ja soooooo, und eigentlich hatte sie ja genug zu tun, und wenn sie beim Großputz mithalf, dann nur aus Großzügigkeit. So oder so ähnlich kam es rüber, auch wenn sie es vielleicht so nicht meinte. Wir - das bedeutet die anderen Sklaven und ich - wischten in jedem Fall schon seit fast einer halben Stunde.


    "Guten Morgen, Kiya!" grüßte ich die Ankommende daher und versuchte nicht gleich gereizt zu klingen. Gut, sie war erst seit etwa vier Jahren im Haushalt, seit der Geburt des Kleinen eben, aber trotzdem war sie nur eine Sklavin wie wir anderen auch.


    "Du kannst in dem Eck dorthinten anfangen. Ich wische von dieser Seite aus. Gefegt haben wir schon..."

  • Die schlechte Laune die ihr einmal wieder entgegen wehte, war irgendwie typisch, sie hatte sich daran gewöhnt und bisher hatte sie leider noch nicht die Ursache dafür heraus finden können. Sie gab sich alles Mühe sich mit den übrigen Sklaven anzufreunden, aber irgendwie brachten sie ihr Misstrauen Gegenüber das sie nicht verstand. Ob es daran lag, dass sie Optatus betreute und kaum Zeit fand, wie die anderen Sklaven sich mit dem Haushalt zu beschäftigen. Bisher hatte sie versucht so gut es ging Anschluss zu finden, doch keiner der übrigen Sklaven erwiderte ihre Versuche. Sie biss sich kurz auf die Unterlippe, nur zu gern hätte sie Freunde unter den übrigen Sklaven. Sie brauchte auch mal Umgang mit Erwachsenen und nciht nur immer mit Optatus. Egal wie sehr sie den Kleinen liebte, aber sie sehnte sich nach Gesprächen mit Erwachsenen.


    Sie lächelte Menas zu und nickte dann um sich dann mit der Ecke zu beschäftigen die man ihr zugewiesen hatte. Sie überlegte wie sie ein Gespräch beginnen konnte. "Hat sich unser Herr schon einmal gemeldet?" fragte sie Menas. "Optatus vermisst seinen Vater!" fügte sie erklärend hinzu. Irgendwie musste doch ein Gespräch in Gang kommen und wenn sie so noch etwas über Meridius erfuhr konnte sie es später Optatus erzählen. Der Junge würde sich darüber freuen.

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