• Mein Lächeln wurde noch eine Nuance glücklicher, als ich hörte, dass Valentina auf meinen Vorschlag einzugehen gedachte. Auch in ihren Blicken stand nun das Glück, während sie meinte, den schönen Garten sehen zu wollen. In Gedanken war ich schon längst dort. In der Liebeslaube, umgeben von dem Zirpen der Zikaden, dem lauen Wind, welcher die Düfte der Blüten zu hinüber trug. Dort auf der Kline lag ich bereits. Mit ihr. Nur zu gerne bot ich Valentina nun ein weiteres Mal meine Hand dar und ich musste den Drang nieder kämpfen, dieser wundervollen Hand einen weiteren Kuss aufzuhauchen. Sie mochte zwar zart sein, aber noch verlockender waren doch diese Lippen, die Augen, das Haar. Oh ja! Das Haar. Ich lächelte verzückt und machte mich mitsamt meiner Geliebten auf den Weg hinüber zu dem Durchgang, der uns in die Freude des schönen Gartens entlassen würde. “Ein paar Fackeln, Euphorbus!“, befahl ich dem Meister der Poesie, während ich noch einmal über meine Schulter blickte. Immerhin war es draußen schon dunkel und die Laube genoss man besten in einem schönen Schein, der die Welt in magische Farben und Formen tünchte. “Und du, setze dich in den Garten und spiele!“, ließ ich dem Mädchen zukommen. “Sie kann uns dort draußen weiter verzaubern!“, gab ich Valentina dann erklärend bekannt. Nur noch wenige Schritte und der Garten gehörte an diesem Abend uns ganz allein.


    [...]

  • Cena mit den Liberti


    Meine Gemahlin war in Matronen-Angelegenheiten in der Stadt unterwegs, darum hatte ich mir heute zur Gesellschaft nicht nur Icarion eingeladen, sondern auch meine beiden besten Leibwächter mit an den Tisch gebeten. Alle drei gingen schon so lange mit mir durch dick und dünn, waren mir selbst in der Zeit der Verfemung nicht abtrünnig geworden, so dass ich sie mittlerweile durchaus auch als Freunde ansah… obgleich wenn der Umstand, dass ich sie einstmals käuflich erworben hatte, wahrscheinlich niemals bedeutungslos sein konnte.

    Meine Liberti und ich schmausten Muschelsuppe, vorzügliche Seeigel und gegrillte Doraden, tranken einen frischen Chier dazu, bedient von Philodemus, dem Unscheinbaren, und von Silas, dem Spröden. (Anscheinend hatte unsere Vilica dessen Strafe beendet – mir sollte es recht sein, optisch war es ein Gewinn.)


    Wir unterhielten uns eine Weile über das Stadtgeschehen, den Aquaeduktbau, das letzte Wagenrennen. Fernab der Castra versuchte ich, einmal nicht an die Machenschaften blasphemischer Verschwörer zu denken, nicht an die Unwägbarkeiten meiner Nabataea-Strategie, schon gar nicht an die Schwierigkeiten mit meinem Kommandanten. Es hieß, er habe beschlossen, das Archiv von Grund auf neu zu organisieren. Es hieß, er habe bereits einen hochrangigen Sonderbeauftragten dafür im Auge. Mars und Bellona und gütiger Serapis, steht mir bei, dass dieses Damoklesschwert an mir vorbei fällt und stattdessen jemand anderen erschlägt!
    Nun war ich doch abgeschweift, und als ich gedanklich zurückkehrte, hatte das Tischgespräch sich dem Thema Gemüse zugewandt.


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    Pelias, der tatsächlich als einziger nur bei den Beilagen zugegriffen hatte, verkündete:
    „Seitdem ich nichts Beseeltes mehr esse, ist mein Kopf klarer und mein Leib noch ausdauernder. Auch fällt es mir viel leichter, die tierischen Leidenschaften der Seele zu bezwingen. Ich bin kein Philosoph, kein Platoniker, nur ein bescheidener Custos, und doch ich bin der festen Überzeugung, dass diese Welt eine bessere wäre, wenn alle Menschen sich von Gemüse ernähren würden. Ich habe gehört, dass Pythagoras von Samos gesagt hat: ‚Alles was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen wieder zurück.“


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    „Auch Pflanzen wachsen, wenden sich der Sonne zu, sterben. Wenn das mal nicht von Seele zeugt.“ Widersprach ihm Arkadios einsilbig, streute mehr Thymian auf den Fisch und steckte sich einen großen Bissen in den Mund. „Wenn du konsequent weiterdenkst, darfst du am Ende gar nichts mehr zu dir nehmen.“


    „Eine Welt ganz ohne animalische Leidenschaften erschiene mir dröge… vieler Reize beraubt“, warf ich ein, den Blick auf Icarion gerichtet.


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    Der hatte nur mäßig gegessen, reinigte sich gerade penibel die Finger in Minzwasser, begann dann seine Kithara zu stimmen. Versonnen waren die bronzefarbenen Züge, als er horchte, weich gewölbt ruhten die Lippen aufeinander, geschmeidig war der Gang seiner Finger.

    Icarion war mir eine große Stütze, ein Trost, eine verlässliche Labsal, in dieser Zeit, in der ich mich unablässig nach dem fernen Kyriakos verzehrte, und mich zugleich gezwungen sah, meinen ehelichen Pflichten gegenüber meiner Gattin gerecht zu werden. Wieder und wieder hatte ich ihr beigewohnt, in den vergangenen Monaten, eine monotone Pflichterfüllung, doch noch immer war kein Erbe in Sicht.


    Das einzige, was mich ein Stück weit beruhigte, und mir die Furcht nahm, es könne an mir liegen, das war, dass Scybale, mit der ich vor der Hochzeit zum Üben geschlafen hatte, dadurch schwanger geworden war. Ich hatte sie dann nach Ostia auf unser Landgut geschickt, sie freigelassen, und der Obhut des treuen Verwalterehepaares anvertraut. Mittlerweile hatte sie glücklich einem kleinen Bastard das Leben geschenkt. Ich hatte ihn noch nicht gesehen, doch der Verwalter schrieb, er sei kräftig und wohlauf. Ich überlegte, das Kind, vorausgesetzt dass es überlebte, nach Rom zu holen, und hier im Haus erziehen zu lassen. Vielleicht auch zusammen mit Scybales älterem Sohn, der wohl von meinem Cousin Flavus stammte. Aber natürlich musste ich diese Angelegenheiten zuerst mit meiner Gattin besprechen, denn sie war mir sehr lieb und ich wollte sie weder traurig machen noch beschämen.


    „Und ein Fisch ist an Seele natürlich nicht mit einem treuen Reitpferd zu vergleichen…“ nahm ich den Faden wieder auf, „Doch selbst wenn wir nicht anzweifeln, was Pythagoras da postuliert hat, glaube ich nicht, dass die Tiere, die wir töten, ins Gewicht fallen, gegenüber den Menschen, die wir töten. Ich meine, Pelias, wenn du zurückschaust, wie viele waren es? Als Retiarius? Und später? Was macht da ein Filet oder Braten mehr oder weniger noch aus?“
    „Ich unterscheide zwischen notwendigem und mutwilligem Töten…“ begann Pelias, doch ich war schon wieder abgeschweift, bei dem Gedanken daran, wie viele Soldaten bereits unter meinem Kommando gefallen waren…

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Re: Cena mit den Liberti + Der Wille ist der Schlüssel zur Tat zum 4.


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    Verdammter Mist, die Herrin war gar nicht da. Den Plan, an ihre Milde und Güte zu appellieren, konnte Silas komplett vergessen. Er ärgerte sich darüber, dass er auf seiner Strafposition so gar nichts mehr mit bekam, von dem was im Haus so lief, und er zermarterte sich den Kopf nach einer neuen guten Idee. Alles verschieben? Aber bis morgen hatte Stallmeister Damon womöglich die drei kleinen Hunde schon um die Ecke gebracht... Sowieso war Silas immer noch unschlüssig, ob er nun für sich oder für die Welpen bitten sollte. Eigentlich war er selbst sich schon deutlich wichtiger als drei so schwächliche Fellbündel. Susaria wäre aber halt untröstlich, und Linus (auf seine Weise) auch...


    So recht zum Nachdenken kam er auch nicht, denn die Speisenden wollten bedient werden, und Silas war ein bisschen aus der Übung und mußte gut aufpassen. Schon hatte er versehentlich Icarion die Seeigel-Zange an Stelle des Fischlöffels hingelegt - der sah zum Glück darüber hinweg - und als er Pelias die glasierten Fenchel auftat, hatte er zuviel Schwung und besprenkelte ihn dezent mit Sauce. Der Custos runzelte aber nur kurz die Stirn, und schwang weiter seine Reden. Wieder Glück gehabt.

    Den Wein formvollendet einzuschenken, zu mischen, zu würzen, lief glatt, das konte Silas noch immer im Schlaf.


    "Alles was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen wieder zurück" zitierte Pelias, und Silas merkte auf.

    Das wars! Das war die Gelegenheit, um den glücklichen Moment zu ergreifen, und mutig den Herrn anzusprechen, und die Hunde zu retten!

    Silas räusperte sich, Silas holte Luft, Silas suchte den Blick des Herrn... und zauderte, als dieser so vollkommen gleichgültig durch ihn hindurchsah, als wäre Silas gar nicht vorhanden. Die Hand des Herrn, die, mit dem wuchtigen Ritterring geschmückt, lässig den Kelch hielt, den Silas eben gefüllt hatte, das war die gleiche Hand, die ihn erst so eklig angegrabscht und später dann... nach der Flucht, im Hof, trotz des edlen Angus' Verteidigung... vor allen gezüchtigt hatte. Etwas lähmendes lag in diesem Wissen, etwas erlahmendes umfing Silas' Zunge, und schon war der Augenblick vorbeigezogen, und Silas hatte nichts gesagt. Er stand nur so da, mit dem Weinkrug, und in ihm brodelte die Wut. Die auf sich selbst. Was war er für eine Memme.

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