• Das Geschenk kam gut an und Meridius war erleichtert. Für einen kurzen Moment hatte er befürchtet, Bernsteinketten wären nichts besonderes mehr in Rom, aber offensichtlich hatte er sich geirrt. Lucilla legte das Kästchen bei Seite und sich die Kette umgehend an.


    "Sie steht Dir gut."


    kommentierte Meridius die Anprobe. Senfgelb? Nachtbau stand Lucilla sicher besser, alternativ könnte sie die Kette jedoch auch zu einem rot tragen. Lucilla hatte schwarze Haare wie die Nacht, einen gesunden Teint, was wohl am Olivenöl lag, mit welchem sich die iberischen Mädchen seit ihrer Kindheit einrieben und eine gute Figur. Im Grunde konnte sie alles tragen.


    "Wie Du es möchtest. Nur musst Du dabei auf meine Begleitung verzichten. Ich kann leider nicht so schnell auf die Märkte, da ich erst noch im Senat vorbeisehen muss. Aber Verus könnte Dich doch sicher ausführen, oder nicht?"


    Er blickte zu Verus und unterstrich das Gesagte mit einem Nicken.

  • Verus schaute sich die herausgehobene Kette kurz an und schaute danach wieder hoch zu den beiden.


    "Natürlich,solange ich nicht bezahlen muss,mein Beamtengehalt ist doch zu klein für große Ausgaben."


    Verus grinste ein wenig und hörte das Wasser im Becken leicht rauschen.Er atmete ruhig und normal weiter während er weitergrinste bis zu dem Punkt an dem sein Gesicht vor Grinsen weh tat.


    "Ich hoffe Lucilla akzeptiert mich als Begleitung,da ich keine große Ahnung von Mode habe"


    Verus grinste wieder,das musste wohl die Nachwirkung des Weines des gestrigen Abends sein.

  • Entsetzt schaut Lucilla zu ihrem Bruder, als er von seiner Begleitung spricht. Das letzte, was sie bei diesem entspannten Einkaufsbummel gebrauchen kann ist ein Mann. Natürlich, früher war das mal anders, da braucht sie einmal jemanden mit einem schweren Sesterzenbeutel und dann noch jemandem um die vielen Pakete zu tragen. Aber darüber ist sie längst hinaus, bezahlten tut ein Sklave mit ihrem Geld und tragen tun mehrere Sklaven. Männer beim Einkaufsbummel sind also nicht nur völlig nutzlos, sie sind zudem auch noch äußerst lästig. Davon abgesehen, dass sie keinerlei Sinn für irgendwas haben - sei es Farbgebung, Form oder Kombination - glauben sie zu allem ja und litatio sagen zu müssen, und am Ende kann Frau sich dann zuhause herumärgern, wie sie nur so einfältig hatte sein können und sich dies oder jenes aufschwatzen lassen. Nein, der einzige Mann, den Lucilla beim Einkauf als gleichberechtigt neben sich duldet ist ihr Sklave Ambrosius. Um so erleichterte ist sie, als ihr bewusst wird, dass sie auf Meridius wird verzichten müssen, doch um so erschrockener, als er ihr Verus anbietet.


    Sie blickt zu ihrem weitläufigen Verwandten. "Oh ... ähm ... ja ... äh ... das wäre sicher ... ähm ... nett." Sein Grinsen kommt ihr etwas merkwürdig vor. Am Ende spekuliert er auf eine fachkundige Meinung zu eigenen Einkäufen? Das ist schon eine Last mit den nichtverheirateten Männern.

  • Lucilla schien einverstanden zu sein mit dem Vorschlag, also kümmerte es Meridius nicht weiter. Der Tag war sowieso schon lang und anstrengend gewesen und er verspürte etwas Hunger. Dieser Umstand ließ ihn an etwas erinnern, was Lucilla zuvor gesagt hatte und Tintenfische sowie Seebarben betraf.


    "Nun, ihr werdet das schon irgendwie organisiert bekommen.
    Du sprachst von Seebarben? Ich habe in der Tat etwas Hunger."


    Etwas war untertrieben. Er hatte beim Kaiser ewig warten müssen.

  • "Ja, ja," nickt Lucilla abwesend, blickt dann jedoch wieder lächelnd zu ihrem Bruder. "Tintenfisch und Seebarben. Geht doch schonmal vor, ich werde in der Küche schauen, dass sie sich etwas mit dem Hauptgericht beeilen. Als Vorspeise gibt es Brot mit Epityrum und Moretum alium, das müsste schon im Triclinium bereit stehen."


    Sie streicht sich nochmals über die neue Bernsteinkette und geht dann wippenden Schritts Richtung Culina davon.

  • Der Centurio musste nicht lange warten. Es war der Senator, welcher das Atrium betrat und direkten Kurs auf den Soldaten nahm.


    "Centurio!"


    Meridius grüßte mit einem Nicken und ergriff dann gleich das Wort.


    "Senator Decimus Meridius mein Name. Ich hörte, dass eine unangenehme Angelegenheit Dich hierher führt. Man hat also einen Siegelring der Decima gefunden. Wer war der Dieb und kann ich den Ring sehen?"

  • Minor nahm umgehend Haltung an, als der Senator selbst sich der Sache annahm.



    "Salve Senator! In der Tat eine unangenehme Angelegenheit."


    Er hohlte den Ring aus seinem Beutel hervor und übergab ihn dem Senator.


    "Der Dieb gab uns einen falschen Namen - Aulus Anteius Callistus; nicht ungewöhnlich. Allerdings bin ich mir sicher, daß er log als er sagte er habe ihn von einem Pfandleiher und er sei kein Decimer."


    Er war schon von so vielen Kriminellen angelogen worden, besser angelogen worden, daß er sich seiner Sache sicher war ohne einen Beweis in der Hand zu haben.

  • Der Ring war echt. Soviel stand fest. Meridius sah ihn sich noch einmal prüfend genauer an, und nickte dann.


    "Der Ring ist zumindest einmal keine Fälschung. Und er scheint auch etwas älter zu sein. Möglicherweise ein Erbstück."


    Er dachte nach.


    "Und Du bist Dir sicher, dass der Ring nicht doch von einem Pfandleiher stammt? Vielleicht wurde er auch einem Mitglied unserer Familie gestohlen. Ich bin mir sicher, dass es so gewesen sein muss..."


    Sicher war er sich nicht wirklich, immerhin war die Familie gewaltig groß und fast jeder siegelte mit dem Familienring.

  • Er rief sich die Situation noch einmal vor Augen und wog sorgfältig seine Worte ab.


    "Es wäre in der Tat das einfachste, Senator. Aber auch wenn ich keinen handfesten Beweis habe, so sah ich doch so etwas wie Scham in seinem Gesicht, als wir den Ring fanden. Ganz anders als der Protest auf den Vorwurf des Stehlens hin."


    Einen Moment rang er mit sich, fügte dann aber doch an.


    "Er macht nicht den Eindruck eines typischen Diebes aus der Subura oder ähnlichen Verhältnissen..."

  • Der Senator verstand. Einen Moment dachte er nach. Entweder der Ring war tatsächlich bei einem Pfandleiher erstanden, oder gestohlen worden, oder aber der Besitzer musste ein Decimus sein.


    "Welcher Verdacht besteht gegen den Träger dieses Ringes?"


    Selbst wenn es ein Decimus war, konnte es sich ja immer noch um ein kleineres Vergehen handeln, welches unter den Teppich zu kehren war. Doch wer sollte der Decimus sein? Meridius kam auf keinen sinnvollen Namen. Wenn, dann vermutlich ein weiters entfernter. Er würde wohl Decimus Verus fragen müssen...

  • Glücklicherweise schien der Senator bereit ihren Gefangenen als möglichen Decimer in Erwägung zu ziehen.


    "Zweifacher Diebstahl auf dem Forum, die Beute haben wir gefunden. Des weiteren führte er ein Messer bei sich, möglicherweise als Werkzeug für seine Diebstähle."


    Er fügte noch eine kurze Beschreibung des Gefangenen an.


    "Er ist wohl noch keine XX Jahre alt, mittelgroß, schlank, braune Haare, blaue Augen. Seine Kleidung wirkt recht abgerissen war aber ursprünglich von recht guter Qualität."

  • Die Beschreibung passte auf keinen Decima, den er persönlich kannte. Zumindest errinnerte er sich an keinen solchen. Zweifacher Diebstahl klang in diesem Zusammenhang jedoch nicht besonders erfreulich.


    "Wo befindet sich der Verdächtige jetzt?"


    fragte er den Centurio und schickte gleich einen Sklaven los um nach Titus zu schicken. Vielleicht wusste er genauer Bescheid, wer von der Großfamilie Decima gerade in Rom unterwegs war.

  • Die Beschreibung des Gefangenen brachte keine neuens Erkenntnisse, aber auch er selbst würde wohl kaum jeden Verwandten seiner eigenen gens wiedererkennen.


    "Er befindet sich derzeit in unserem Gewahrsam in der castra praetoria. Dort wird er gerde von meinem princeps prior verhört."

  • Verus betrat mit dem Sklaven als Vorhut das Atrium.


    "Du hast nach mir schicken lassen,Meridius."


    Grüßte er zu erst den Senator,bevor er sich Minor zuwandte.


    "Salve,Minor."


    Nach der kurzen Begrüßung stellte er sich zu den beiden und schaut die beiden fragend an,was wohl anlag?

  • Ein wenig verwundert hörte er, daß Verus ihn mit Minor ansprach. Eigentlich wurde der Name doch nur in den Reihen der cohortes urbanae benutzt, aber vermutlich hatte er das wohl bei Sedi gehört. ;)


    "Salve, Verus."


    Er überließ es dem Hausherrn Verus über seine Anwesenheit aufzuklären.

  • Meridius erkannte sofort, dass die beiden sich nicht zum erstenmal sahen.


    "Ah, ihr kennt euch schon. Sehr gut."


    Dann wandte er sich direkt an seinen Verwandten.


    "Die Cohortes Urbane haben bei einem Verhafteten diesen Siegelring unserer Familie gefunden. Entweder einem von uns wurde der Ring gestohlen, oder der Ring wurde versetzt, oder ..."


    Er sprach nicht weiter.


    "Weißt Du ob einem von uns ein Siegelring fehlt?"

  • Verus überlegte kurz und durchstöberte sein Gedächtnis,fand jedoch nichts.


    "Leider nicht.."


    Verus überlegte nochmals kurz.


    "Mir ist kein Siegelring abhanden gekommen,ebenso wenig meiner Schwester.Ich denke aber auch man verliert nicht so einfach einen Siegelring unserer Gens,sofern er einem nicht gestohlen wurde oder er nicht versetzt wurde,dennoch würde ein ehrenhafter Römer niemals seinen Siegelring versetzen."

  • Bei Verus letztem Satz nickte er nachdenklich.


    "Da sagst du etwas Wahres. Wer würde schon seinen Siegelring versetzen! Der Gefangene sah nicht gerade wohlgenährt aus, aber den Siegelring hat er dennoch nicht vesetzt. Würde man das mit einem Ring machen, den man gekauft hat, weil er einem gefällt?"


    Die letzte Frage war mehr rhetorisch als eine echte Frage. Blieb die Frage, was nun zu tun war um die Identität des Gefangenen zu klären. Vielleicht wenn ihn jemand begleitete, der die Familie kannte und mögliche Ähnlichkeiten feststellen konnte, die aus Minors Beschreibung nicht hervorgingen? Aber bevor er irgendetwas vorschlug, wartete er auf die Reaktion des Senators auf Verus Aussage.

  • Die Sache wurde reichlich kompliziert. Meridius atmete durch und blickte dann zu Titus ehe er sich an den Centurio wandte.


    "Centurio, wenn Du uns einen Moment entschuldigen würdest..."


    Er nahm Titus zur Seite.


    "Die ganze Angelegenheit gefällt mir nicht. Ich würde mich freuen, wenn Du Dich darum kümmern könntest. Du kennst diesen Centurio, Du hast den besseren Überblick hier in Rom. Schau diesen Verdächtigen genau an, lass Dich zu ihm führen. Wenn er ein Betrüger ist, wird es sich zeigen. Ist er hingegen einer von uns..."


    Meridius unterbrach seinen Satz kurz.


    "Was denkst Du?"

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