Die Doppelhochzeit. Ja, daran konnte Seiana sich noch erinnern, sie hatte Livianus begleitet zu dieser Feier, auch wenn sie von der Idee einer Doppelhochzeit nicht sonderlich angetan gewesen war. Das war kurz nach dem Desaster gewesen, in das ihre Verlobung mit Archias geendet hatte... Sie verdrängte den Gedanken daran. Das Ganze war nach wie vor keine angenehme Erinnerung. Woran sie sich allerdings nicht entsinnen konnte, war der Zwischenfall, der den Quintilier offenbar dazu gebracht hatte, den Praefectus Urbi zu beleidigen. Und sie war sich sicher, dass sie sich daran hätte erinnern können, hätte sie es mitbekommen. Eine Störung der Hochzeitszeremonie, eine anzügliche Bemerkung gegenüber einer der Bräute, eine entsprechende Entgegnung des Bräutigams, und diese Szenerie der Praefectus Urbi involviert – nein, hätte sie das mitbekommen, hätte sie es sicher nicht vergessen. Es jetzt zu erfahren, machte es allerdings nicht weniger interessant, offenbarte es doch weitere Details im Bild des Vesculariers.
„Verstehe ich das richtig: der Vescularier hat eine unpassende Bemerkung gemacht, während des Opfers.“ Seianas Brauen zogen sich leicht zusammen und verursachten ein flüchtiges Stirnrunzeln. „Und anstatt nachsichtig zu sein mit dem Bräutigam, der darauf reagiert, hat der Praefectus Urbi tatsächlich deine Versetzung veranlasst?“
atrium
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"Das hast Du sehr treffend zusammengfaßt." Unwillkürlich mußte Valerian lachen. Eigentlich war die ganze Geschichte urkomisch, wenn sie nicht so schlimme Folgen für ihn gehabt hätte. "Vielleicht war es nicht der einzige Grund. Mein Patron ist Prudentius Balbus. Falls er das weiß, war ihm sicher auch daran gelegen, mich aus der Nähe meines Patrons zu entfernen. Nicht, daß der nicht noch eine Unzahl von anderen Klienten hätte. Aber als Praetorianeroffizier, der noch dazu in eine mächtige Senatorenfamilie eingeheiratet hat, kam ihm der Anlaß bestimmt gerade recht, um mich aus Abstellgleis zu schicken."
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Den ganzen Weg über hatte sie sich beherrscht. Sie war schnell gegangen, aber ruhig, und mit jenem sicheren Schritt, der implizierte, dass der, der da ging, wusste wohin er wollte. Und sie wusste es ja auch. Sie wollte nach Hause. Sie hatte den ganzen Abend schon nach Hause gewollt, hatte diesen Wunsch schon verspürt, als sie die Casa Decima verlassen hatte, um sich zu dieser kleinen Feier zu begeben. Sie wollte nach Hause, und sie musste einfach nur durchhalten, diese beiden Gedanken hatte sie häufig, wenn sie eine Feier besuchte, eine gesellschaftliche Veranstaltung, irgendetwas in dieser Art. Und diese beiden Gedanken hatten sich im Lauf dieses Abends im Grunde nur immer mehr verstärkt, bis sie schließlich, im Bett des jungen Sinicius, das einzige gewesen waren, was ihr Denken beherrscht hatte, und damit auch das einzige, was ihr Halt gegeben hatte.
Und dann kam sie an. Betrat die Casa Decima, würdigte den Ianitor hier dabei ebenso wenig eines Blickes wie jenen der Villa Sinicia, eilte einfach ins Haus, ins Atrium – und blieb stehen. Durch die Öffnung in der Decke drang fahles Mondlicht herein, tanzte auf der Wasseroberfläche, ließ sie sachte glitzern, erhellte den großen Raum jedoch nicht wirklich, der davon abgesehen im Dunkeln lag. Sie war zu Hause.
Und sie wusste nicht mehr weiter.
Seiana stand einfach da und starrte vor sich hin. Mehr als je zuvor hatte sie in den letzten Stunden der Gedanke beherrscht: durchzuhalten, bis sie zu Hause war. Weiter hatte sie nicht gedacht. Weiter hatte sie gar nicht denken können, hatte es nicht zulassen können. Und nun, wo sie zu Hause war… wusste sie nicht weiter.
Ihr Körper verharrte regungslos, ihr Blick auf die Wasseroberfläche gerichtet, während die Zeit verging. In ihrem Inneren herrschte eine fast wohltuende Leere. Sie hatte nach Hause gewollt, sie war zu Hause. Ziel erreicht. Das Wasser war still, schimmerte ruhig im Mondlicht, ließ nur hie und da ein Aufblitzen sehen, wenn es sich kräuselte in einem sachten Luftzug. Das einzige Geräusch, das sie hörte, war das Geräusch ihres Atems.Wie lange sie so da stand, auf das Wasser starrte und ihrem eigenen Atem lauschte, konnte sie nicht sagen. Aber auf eine merkwürdige Art und Weise war sie beinahe… zufrieden in diesen Momenten. Oder besser: es fühlte sich für sie so an. Da stehen. Nichts tun. Nichts denken. Ignoranz konnte ein Segen sein.
Aber irgendwo, tief in ihr, gab es diesen Teil ihres Selbst, dem bewusst war, dass dieser Zustand nicht von Dauer war. Und so sehr sie sich auch wünschen mochte, weiterhin einfach nur da zu stehen, so lange, bis sie verwitterte, bis sie sich in einen Baum verwandelte, wie Daphne auf der Flucht vor Apollo – nichts konnte verhindern, dass die Realität wieder über ihr einbrach. Sie war nicht Daphne. Sie hatte keinen Flussgott als Vater, den sie bitten konnte, sie in einen Baum zu verwandeln, ihr diese Starre als ewiges Geschenk zu machen. Und plötzlich waren die Bilder wieder da, unverschleiert, in einer brennenden Klarheit, die ihr den Atem raubte. Ein Schauer lief durch ihren Körper, und sie schloss die Augen, presste ihre Handballen auf die die Lider, bis es schmerzte. Allein, es half nichts. Die Bilder, die Eindrücke, die Erinnerungen ließen sich nicht ausschließen.
Und immer noch wusste sie nicht, was nun. -
Sie stand eine gefühlte Ewigkeit im Atrium. Wie lang, wie viel Zeit verging, wusste sie später nicht zu sagen. Sie stand einfach nur da, presste die Ballen auf die Augen, ließ die Hände dann irgendwann wieder sinken und starrte erneut vor sich hin, als sich in ihr wieder... diese taube Leere ausbreitete.
Und sie klammerte sich regelrecht daran. Die Leere war das einzige, was sie aufrecht hielt, das einzige, was sie daran hinderte abzustürzen, das einzige, was die Bilder verdrängte, die immer wieder, immer wieder, immer wieder in ihre Gedanken zu drängen drohten. Die unterschwellig brodelten und an die Oberfläche drangen, die Schicht durchbrechen wollten, die darüber lag. Und sie stand da und klammerte sich unbewusst an die Leere, an die Taubheit, die das alles verdeckte.Irgendwann bewegte sie sich doch. Sie wusste immer noch nicht, was nun, oder wohin, aber irgendetwas in ihrem Kopf... konnte die Leere nicht mehr aufrecht erhalten. Es bröckelte, wie bereits mehrfach in dieser Nacht. Und sie konnte es nicht aufhalten.
Berührung.
Ein Schauer lief durch ihren Körper.
Bewegung.
Dann noch einer.
Schweiß.
Und noch einer.Als sie die Leere nicht mehr festhalten, die Bilder nicht mehr aufhalten konnte, hätte sie am liebsten geschrien. Geschrien, gebrüllt, getobt. Sich die Kleider vom Leib gerissen, die auf ihrem Körper zu brennen schienen, und sich die Haut zerkratzt, bis Blut rann und alles reinwusch. Während sie starr im Atrium stand, tobte vor ihrem inneren Auge eine Vision, die sich langsam, aber sicher in Blut ertränkte. Blut rann an ihrem Körper hinab, sammelte sich auf dem Boden und floss in das Becken, wo sich das Wasser im Mondschein dunkel färbte, blutige Schlieren zogen sich noch darüber hinaus, auf die andere Seite des Impluviums, als hätte die Flüssigkeit ein merkwürdiges Eigenleben entwickelt, als könnte sie selbst bestimmen, wohin sie rann, wo sie sich ausbreitete.
Und Seiana selbst stand nur stumm da... bis sie sich mit Gewalt in die Realität zurück zwang. Sie mochte nicht wissen, was nun, aber sie wusste ganz sicher, was nicht. Sie konnte nicht schreien. Sie konnte nicht toben. Sie konnte das Atrium nicht in Blut tränken, schon gar nicht in ihrem eigenen. Es war mitten in der Nacht, und sie war hier nicht allein. Selbst wenn es nur die Sklaven gewesen wären, hätte sie sich zusammengerissen, aber es waren nicht nur die Sklaven, Mattiacus war auch hier. Und selbst wenn nicht... selbst wenn niemand hier gewesen wäre... Sie hätte es sich nicht erlaubt, zusammenzubrechen. Sie hätte es sich nicht erlaubt, einen Moment der Schwäche zu zeigen. Es ging nicht. Sie konnte nicht. Sie wusste nicht, ob sie in der Lage sein würde sich wieder aufzurichten, aufzustehen und weiterzumachen, wenn sie sich einmal, ein einziges Mal, erlaubte schwach zu sein. Und weil sie das nicht wusste, weil sie sich nicht sicher sein konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als Stärke zu zeigen, selbst dann, wenn sie allein war.Als sie sich zur Seite wandte und endlich ging, hatte sie die bizarre Vorstellung in ihrem Kopf, dass ihre Füße blutige Spuren auf dem Boden hinterließen.
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Seiana stimmte nicht in das Lachen mit ein, aber sie verzog ihre Lippen immerhin zu einem Schmunzeln. „Möglich, dass das ebenso eine Rolle gespielt hat.“ Das wäre wenigstens noch ein halbwegs verständlicher Grund gewesen. Nicht dass sie das befürworten würde, aber dass ein Mann mögliche Feinde – oder Unterstützer von Feinden – aus dem Weg schaffte, wenn er gefahrlos die Möglichkeit dazu hatte, war nichts Ungewöhnliches. Rein aus einer Laune heraus, weil er beleidigt worden war, war jedoch in ihren Augen bedenklicher. Sie unterdrückte ein Seufzen und stellte ihren Becher beiseite. „Nun... entschuldigt bitte, wenn ich mich nun zurückziehe. Ich habe noch einiges zu erledigen. Dir, Quintilius, danke ich für die Botschaft, die du mir gebracht hast. Ich wünsche dir noch viel Erfolg und eine gute Reise zurück nach Germanien.“ Sie lächelte vage zum Abschied, erhob sich dann und verschwand.
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Es war eine leidige Geschichte. So richtig würden sie wohl nie erfahren, warum Salinator diese Entscheidung getroffen hatte. Nur Vermutungen konnten sie anstellen. Und Valerian war schon lange soweit, diesem Mann alles Schlechte zuzutrauen. Vielleicht ungerechtfertigt, aber Valerian glaubte fest daran, daß er Recht hatte.
"Das habe ich sehr gern getan. Danke für die Zeit, die Du mir geschenkt hast. Und auch Dir, Decimus Mattiacus, vielen Dank, daß Du Dir Zeit für mich genommen hast." Valerian erhob sich, um sich zu verabschieden. Er hatte seinem Legaten nun einiges zu berichten. "Mögen die Götter euch und eurer Familie beistehen. Valete." Damit verabschiedete er sich endgültig und verließ die Casa Decima.
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„Prätorianer, sagst du?“ Seiana starrte den Sklavenjungen an, der gerade von der Porta gekommen war und die Botschaft des Ianitors brachte. „Warum?“ Der Junge sah etwas geknickt drein. „Es geht um Livianus, Herrin.“
„Bring sie ins Atrium. Ich komme gleich.“ Einen Moment blieb sie noch sitzen, dachte nach, fragte sich, was die Männer wohl wollten. Herrichten musste sie sich nicht extra, auf ein tadelloses äußeres Erscheinungsbild achtete sie ohnehin stets – aber sie wartete lange genug, um sicher zu gehen, dass die Prätorianer bereits herein gebeten worden waren. Es war unklug, sie zu lange warten zu lassen, aber genauso unklug wäre es, nun wie ein aufgescheuchtes Huhn sofort ins Atrium zu rennen und womöglich noch vor ihnen da zu sein.Als sie das Atrium betrat, waren die Prätorianer bereits dort, aber es war nicht viel Zeit vergangen, seit der Junge ihr Bescheid gegeben hatte – also hatten sie auch nicht allzu lange warten müssen. Sie näherte sich den Männern, ihr Gang sicher, ihre Miene ruhig, ohne ein äußeres Zeichen von Aufregung. „Salvete“, grüßte sie sie. „Ich bin Decima Seiana, die Nichte des Decimus Livianus. Mit wem habe ich das Vergnügen?“
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Romanus und die Praetorianern schauten sich im Atrium um. Wie gewohnt verteilten sich die Soldaten.
Aber sie mussten nicht lange warten.
Eine Frau betrat das Atrium, ihr Gang war aufrecht und selbstsicher.
Als sie das Atrium betrat nahm Romanus den Helm ab und klemmte ihn unter den Arm. Es war nicht nur ein Zeichen der Höfflichkeit, es Signalisierte Seiana auch, das er ihr Gesprächspartner war.Slave,
mein Name ist Decimus Atius Romanus.Der Praefectus Praetorio schickt uns.
Ich will dich nicht lange aufhalten du hast sicher auch zu tun.
Aber ich sollte wissen was mit Marcus Decimus Livianus ist.
Um die Sache schnell abzuschließen brauche ich alle Informationen über ihn die du hast.Romanus würde nicht näher auf die Gründe, warum die Informationen gebraucht eingehen, er selber kannte sie auch nicht wirklich. Er war nur dazu da diese Informationen zu beschaffen.
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Ihre erste Begrüßung richtete Seiana an alle Anwesenden, danach allerdings wandte sie sich dem Mann zu, der seinen Helm abnahm und das Wort ergriff. „Sei unbesorgt, Decurio*. Für Anliegen der Prätorianer nehme ich mir gerne Zeit“, lächelte sie höflich. bevor sie mit einer Handbewegung auf einige Korbstühle wies. „Möchtest du dich setzen? Kann ich dir und deinen Männern etwas zu trinken anbieten?“
Nachdem die grundlegenden Höflichkeiten damit erledigt waren, musterte sie den Atius für einen Moment nachdenklich. Er fragte tatsächlich nach Livianus, aber ob das nun nur ein Vorwand war oder nicht, vermochte sie noch nicht einzuschätzen. „Nun... Mein Onkel hat vor einiger Zeit um seine Abberufung als Legat der II. gebeten und sich aus dem politischen Leben nach Hispania zurückgezogen.“ Das war allgemein bekannt. Dann machte Seiana allerdings eine kleine Pause. Das Eis, auf dem sie sich hier bewegte, war verdammt dünn, das war ihr klar – sie konnte einem Prätorianer, der in ihr Haus gekommen war um sie zu befragen, nicht einfach sagen, dass sie nicht gedachte, ihm irgendetwas über Livianus zu verraten. Denn genau das war letztlich Fakt. Sie hatte nicht vor, etwas über ihren Onkel zu erzählen, was nicht ohnehin allgemein bekannt war – erst recht nichts, was diesen oder sonst jemanden ihrer Familie in Schwierigkeiten bringen konnte. Das allerdings war etwas, was der Prätorianer sich vermutlich denken konnte. Und das wiederum brachte Seiana zu der Frage, was er wirklich wollte... Ob der Besuch hier womöglich gar nur dazu diente, einen Vorwand zu finden, um sie und die gesamte Familie in Schwierigkeiten zu bringen, weil sie unkooperativ gewesen war... „Darf ich fragen, warum du Informationen über meinen Onkel brauchst?“
Sim-Off: *Ich geh mal davon aus, dass man das an der Rüstung erkennen kann – falls nicht, editier ich gerne
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Auch Romanus musterte die Dame etwas genauer, er konnte die Frau noch nicht einschätzen, er wusste nicht ob sie ihm was vormachen kann oder nicht. Das würde sich aber im Laufe des Gesprächs zeigen.
Romanus setzte sich, lehnte aber ein Getränk ab, seine Männer reagierten erst garnicht, ihre Aufgabe war die Rundumsicherung.Nun mich würden zumal die Hintergründe für den Wunsch der Abberufung interessieren. Gab es Probleme im oder mit dem Senat, oder gar dem Kaiser oder seinem Vertreter?
Die Frage, warum die Informationen gebraucht wurden, überspielte Romanus einfach und hoffte, das dies durch die neue Frage nicht auffiel.
Sim-Off: Je nach dem wie die Dame sich mit militärischen Dienstgraden auskennt. Der Decurio unterscheidet sich definitiv vom Duplicarius, Vexi... oder dem Eques. Das ist das selbe wie bei den Legionen, der Centurio ist auch klar zu erkennen und nicht mit dem Optio oder dem Legionär zu verwechseln.
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Seiana entging keineswegs, dass der Prätorianer auf ihre Frage nicht antwortete. Nicht einmal mit dem Hinweis, dass er dies nicht beantworten könne, nicht einmal mit einem simplen Nein. Und wieder wusste sie nicht so recht, was sie davon halten sollte... genauso wenig wie sie sich sicher war in diesem Moment, wie sie nun am besten weiter vorgehen sollte. Sie konnte einfach irgendetwas sagen, weiter bei schwammigen Formulierungen bleiben, mit keinem weiteren Inhalt als dem, der ohnehin bekannt war. Ob das klug war, ob das dem Mann reichen würde, vermochte sie nicht zu sagen. Selbst wenn er sich damit dann zufrieden zeigen sollte, hieß das nicht, dass es das war – und sollte es so kommen, wäre sie keinen Deut schlauer über den wahren Grund seines Hierseins, über seine Beweggründe, Informationen über Livianus einzuholen. Denn so viel war sicher: wenn die Prätorianer hier auftauchten und Fragen stellen, würden sie das auch anderswo tun – und ganz sicher auf jemanden stoßen, der keine Zurückhaltung kannte. Allerdings: zu versuchen ihn aus der Reserve zu locken, war genauso riskant, und das in einem ziemlich direkteren Sinn. Dennoch... nachhaken konnte nicht schaden. Sie würde erleben, wie er darauf reagierte. „Nun... verzeih mir, Decurio, aber bevor ich weiter mit dir über meinen Onkel rede, würde ich tatsächlich gerne wissen, warum du diese Informationen brauchst.“
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Auch Romanus entging nicht, das sich Seiana zurückhielt, pausen machte und nachdachte bevor sie antwortete. Also musste sich Romanus was einfallen lassen, diese Frau würde ihm die Informationen nicht einfach so geben und aus ihr rausprügeln konnte er sie auch nicht. Also würde er ihr einfach die Wahrheit sagen, denn er wusste nicht wofür diese Informationen waren. Er hatte einen Befehl vom Praefecten Praetorio bekommen. Und dieser wahrscheinlich von dem Fettsack.
Ich bin Soldat und befolge Befehle, die Informationen auswerten tu ich nicht. Mein Befehl lautet nur die Informationen zu beschaffen und den werde ich ausführen!. Aber warum frägst du? Hast du oder irgendjemand was zu befürchten wenn die Informationen bei den Praetorianern landen?
Romanus ging ien die Offensive, mal sehen wie Sie jetzt reagierte. Romanus war kein Freund von Diskusionen und Debatten, lang umherreden mochte er darum auch nicht. Also erwartete Romanus jetzt irgendwas zu hören, den wenn er was rausfinden möchte, dann fand er das auch raus, die Frage ist Anfangs immer nur WIE, einen Weg gab es aber immer. -
Diesmal antwortete der Prätorianer auf ihre Frage – mit einem deutlich verschärften Tonfall, auf den sie zumindest äußerlich allerdings gar nicht reagierte, sondern ihn weiterhin so ruhig musterte wie zuvor. Inhaltlich brachte sie seine Antwort nicht wirklich weiter, aber dass er ihr verraten würde, von wem der Auftrag stammte, hatte sie ohnehin nicht erwartet – selbst wenn er es doch wissen sollte. Der Mann war Prätorianer, natürlich erzählte er ihr nichts, was sie nicht wissen sollte. Was sie allerdings erreicht hatte, war ihn aus der Reserve zu locken, und sein Tonfall und seine Worte verrieten ihr dann doch ein wenig mehr. Zum einen wurde mit seiner Reaktion klar, dass er nicht vorhatte sich einfach so abspeisen zu lassen von ihr – was sie freilich nicht daran hinderte, es dennoch zu versuchen. Zum zweiten machte der Prätorianer mit seiner Gegenfrage recht deutlich, in welche Richtung das Ganze hier gehen konnte, wenn sie sich nicht kooperativ genug zeigte. Zu guter Letzt zeigte der Prätorianer mit seiner Reaktion, dass er nicht gewillt war, seine Zeit mit höflichem Gerede zu verschwenden.
Kurzum: es war, wie sie es geahnt hatte. Prätorianer im Haus zu haben bedeutete Ärger.
„Ich frage, weil ich naturgemäß ein Interesse daran habe zu erfahren, weshalb Informationen über ein Mitglied meiner Familie eingeholt werden“, antwortete sie, mit einer Höflichkeit, die nun ein wenig kühler war als bislang, aber nichtsdestotrotz makellos. „Mein Onkel ist kein junger Mann mehr – und er hat in den langen Jahren seines Dienstes für Rom mehr erlebt, als ein einzelner Mann wohl erleben sollte. Man kann ihm kaum verdenken, dass er seinen Lebensabend in Ruhe dort verbringen möchte, wo seine Wurzeln liegen.“
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Romanus erhoffte sich eigentlich mehr Informationen aber er merkte, dass er so hulier nicht weit kommen würde, diese allgemeinen Antworten nervten Romanus. Will diese Frau etwas verbergen? Warum redet sie nicht offen, wenn nichts zu verbergen ist?
Nun, was noch? Was macht er jetzt? Wo genau verbringt er seine Zeit? Wie ist seine politische Einstellung und mit wem verbringt er seine Zeit?
Romanus rechnete damit, das Sie versuchen würde, die Fragen direkt zu beantworten oder warheitsgemäß zu antworten. Er ließ sich nichts anmerken, aber er beoachtete die Frau ganz genau! Er achtete darauf, wie ihre mimik und ihre gestikulation oder wie oft sie nachdachte, bevor sie sprach. -
Es wäre auch zu schön gewesen, wenn der Prätorianer sich so einfach hätte abspeisen lassen. Allerdings stellten seine Nachfragen Seiana wieder vor das gleiche Problem, das sie von Anfang an gehabt hatte: was sollte sie ihm sagen? Sie hatte das Gefühl, dass das Eis immer dünner wurde, und sie verspürte wenig Lust einzubrechen und herauszufinden, was dann geschah. Andererseits sah sie überhaupt nicht ein, etwas über ihren Onkel zu verraten, erst recht nichts, was diesem schaden könnte. Livianus hatte Feinde in Rom, nach wie vor, und der Praefectus Urbi stand da an vorderster Stelle – und die Vermutung lag nahe, dass diese ganze Aktion hier auf dessen Mist gewachsen war. Es war kein Geheimnis, dass der Praefectus Praetorio ein Klient des Vesculariers war.
„Nun, er verbringt seine Tage auf seinen Landgütern in Hispania und genießt den Frühling, vermute ich. Es wäre auch eine Schande, würde er es nicht tun, denn der hispanische Frühling ist in der Tat zauberhaft.“ Sie ließ ein kühles Lächeln über ihre Züge gleiten und beantwortete seine Fragen mit glatter Höflichkeit – und leeren Floskeln. „Und er hat sich zur Ruhe gesetzt, Decurio. Seine politische Einstellung, so er sich hierzu überhaupt noch Gedanken macht, spielt keine Rolle mehr.“
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Romanus wusste nicht wirklich, wie er die Informationen aus der Dame herausbekommen sollte, sie antwortete nett und höfflich, doch machte sie keine wirklich brauchbaren Aussagen. Romanus hatte sie zwar durchschaut und wusste, dass sie entweder etwas zu verbergen hat, oder ihren Verwandtem bei irgendetwas deckt, den sie in dem Fall schüzt.
Romanus hatte demnach nicht viele Möglichkeiten, er könnte sie weiter befragen, aber das schien ihm nicht viel erfolgsversprechend. Er könnte sie aber auch mitnehmen und in der Castra weiter vernehmen, dort hatte er mehrere Möglichkeiten. Aber die Frau zeigte sich bisher keinerlei feindseelig und Romanus würde ihr ein Verhör in der Castra gern ersparen. Aber einfach gehen und berichten, das die Frau keine brauchbaren Informationen hatte konnte Romanus auch nicht, denn er war sich sicher, dass Sie Informationen hatte. Er musste sich was einfallen lassen.
Du antwortest ohne wirklich Aussagen zu treffen ... nun gut, ich denke du hast etwas zu verheimlichen, ich werde schon rausfinden was es ist.
Jetzt hatte Romanus sein Misstrauen geäußert, er musste also handeln den jetzt war es sicher vorbei mit der Gastfreundschaft. Romanus wollte es mit einer List ausprobieren und hoffte, das diese funktionieren würde:
Duplicarius rief Romanus laut und kurz darauf erschien ein grimmiger Soldat.Du hast das Gespräch verfolgt, was haben wir für Möglichkeiten?[Blockierte Grafik: http://www.tweakpc.de/gallery/data/612/medium/Medusa_2008-07-10_01-08-27-56.png]
Der Soldat musterte die Frau, sein Gesicht war vernarbt und vom Kampf gezeichnet. Er machte einen furchteinflößenden Eindruck und sein Grinsen wirkte fies und heimtückisch. Der Duplicarius antwortete nach langem Mustern nur stumpf und ging wieder auf seinen alten Posten: Decurio ich würde eine weitere Vernehmung in der Castra vorschlagen! Vielleicht mit ein paar Hilfsmitteln. Das könnte ihre Zunge lösen.
Genau das wollte Romanus hören, vielleicht ging seine List auf. Er wartete noch einen Moment und tat so als ob er nachdachte, dann stellte er nochmal eine Frage:
Fallen dir nicht hier noch Informationen ein?
Natürlich würde Romanus diese Frau nie foltern, aber das konnte sie nicht wissen. Aber sie würde ihn auch nicht einschätzen können, sie wusste nicht, das er einer Frau nie etwas antun würde.
Auch Romanus hatte Narben vom Kampf davongetragen, das machte es schwer Romanus als netten und freundlichen Soldaten zu sehen. -
Der Prätorianer glaubte ihr kein Wort. Seiana musterte ihn nur weiterhin ruhig, als er zu sprechen begann, aber ihre Gedanken beschleunigten sich rasant. Ihr blieben nicht viele Optionen, nicht wenn sie nicht nachgeben wollte, und das hatte sie nicht vor. Es ging nicht mehr nur um Livianus – über den sie nach wie vor nichts Nachteiliges zu erzählen gedachte – oder um ihre Familie – über die sie genauso wenig etwas verraten wollte –, nein, mittlerweile war auch ihr Stolz angekratzt. Livianus war nun schon dazu gebracht worden, sich zurückzuziehen aus der aktiven Politik, und seinen Feinden reichte das immer noch nicht? Wollten sie ihn noch einmal vor Gericht zerren, diesmal mit einer Anklage, die ihm mehr als eine Geldstrafe einbringen würde? Wollten sie ihn demütigen und zum Gespött machen, und mit ihm die gesamte Familie? Nein, sie hatte nicht vor, ihnen dabei behilflich zu sein. Und da war immer noch die reelle Gefahr, dass die, die hinter dieser Anfrage steckten, den Decimern etwas anhängen wollten.
Reaktionsmöglichkeiten hatte sie aber herzlich wenige. Sie konnte versuchen, den Prätorianer und seine Leute hinaus zu komplimentieren. Nach dem, was er gesagt hatte, hatte sie durchaus das Recht dazu, aber es war fraglich, ob er das mit sich machen lassen würde. Fakt war, dass er mehrere bewaffnete Männer bei sich hatte. Sie konnte auch dieses Spiel nun weiter spielen, so lange, bis er dessen überdrüssig wurde... aber Seiana bezweifelte, dass er dann einfach gehen würde.Dennoch hätte sie wohl die zweite Option gewählt, hätte der Atius ihr die Zeit zum Reagieren gelassen. Anstatt aber ihre Antwort abzuwarten, rief er einen seiner Männer herbei, und für einen Moment glaubte Seiana ihren Augen und Ohren nicht ganz zu trauen bei der Szene, die sich nun abspielte. Mit ausdrucksloser Miene begegnete sie dem Blick des Prätorianers, der über ihr aufragte, mit all seinen Narben, seinen Muskeln, und einem Grinsen, das ihr nicht gefiel. Vernehmung in der Castra. Mit Hilfsmitteln. Um ihre Zunge zu lösen. So sehr das wie ein simpler Vorschlag klingen mochte, es war nichts anderes als eine Drohung. Eine Drohung, ihr gegenüber, im Haus ihrer Familie. Ungläubigkeit mischte sich mit Empörung und einem ersten Anflug von... nicht Furcht, aber Unwohlsein, als sie mit hat aufeinander gepressten Kiefern den Mann beobachtete, wie er wieder zu seinem Platz zurück ging, und für einen Augenblick fehlten ihr tatsächlich die Worte. Dieser Augenblick allerdings dauerte genau so lang, bis der Decurio sie wieder ansprach. Seiana wandte ihm wieder ihren Kopf zu und musterte ihn, und diesmal war da kein Zweifel mehr darüber, welche Reaktionsmöglichkeit ihr blieb. Der Mann hatte sie in ihrem eigenen Haus bedroht, und auf diesen Affront hin würde sie ihm nicht weiterhin das Gastrecht gewähren. Als sie nun wieder das Wort ergriff, klang ihre Stimme eisig. „Nein, Decurio, mir fallen keine weiteren Informationen ein. Und falls du nicht gedenkst, dem Rat deines Duplicarius zu folgen und mich in die Castra zu bitten, denke ich, dass wir fertig sind und du und deine Männer nun gehen könnt.“
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Romanus grinste nur, er hoffte Seiana eingeschüchtert zu haben, doch diese Frau war verdammt hartnäckig, auf Sie machte die Uniform eines Praetorianer wohl keinen einschüchternden Eindruck. Wenn doch, dann ließ sie es sich nicht anmerken.
Romanus hatte nicht vor die Dame gewaltsam zu vernehmen.
Er stand auf und machte eine Handbewegung. Daraufhin setzten sich alle Praetorianer selbständig in Richtung Ausgang, in bewegung. Romanus setzte seinen Helm wieder auf.
Danke für deine Gastfreundschaft, wir finden selber raus.
Romanus würde seinen Misserfolg weitermelden. Wenn diese Sache tiefgründiger war, würde der Praedefect weitere Mittel und Wege einleiten, doch das war nicht Romanus seine Sache, er verließ das Atrium in Richtung Ausgang. -
Dass der Prätorianer anfing zu grinsen, beruhigte Seiana nicht wirklich. Auch nicht, dass er nun aufstand und sich verabschiedete, während seine Männer sich auf seinen Wink hin bereits zurückzogen. Seiana erhob sich ebenfalls und nickte, ein wenig steif diesmal. „Vale, Decurio“, antwortete sie, immer noch so kühl wie zuvor, und sie blieb stehen, bis der letzte Prätorianer das Atrium verlassen hatte.
Und auch danach verharrte sie, regungslos. Was da gerade passiert war, gefiel ihr nicht. Es gefiel ihr ganz und gar nicht. Dass der Prätorianer ihr nicht geglaubt hatte, war deutlich geworden – spätestens als er versucht hatte, ihr zu drohen. Zwar war er dann gegangen, ohne seiner Drohung Taten folgen zu lassen, aber sein Grinsen schien zu sagen, dass die Sache noch nicht ausgestanden war. Seiana mochte vielleicht nicht glauben, dass er sie wirklich in die Castra zerren und dort verhören – oder gar foltern – würde, immerhin war sie eine Decima und darüber hinaus Auctrix, aber dennoch… ein Rest Zweifel blieb. Und Prätorianer hatten zudem auch andere Möglichkeiten, ihre Ziele zu erreichen. Nur was das genau für Ziele sein sollten, war ihr schleierhaft. Aus seiner Ablehnung gegenüber dem Praefectus Urbi hatte Livianus nie einen Hehl gemacht, womit er sich selbst – und mit ihm die gesamte Gens – geradezu ins Schlaglicht der Aufmerksamkeit des Vesculariers und seiner Lakaien gerückt hatte. Die Übertragung des Kommandos der II. war ganz sicher nichts, was man als Affront hätte verstehen können, aber es gab auch die Deutung, dass ihr Onkel damit schlicht aus Rom weggelobt worden war. Und dann war dieses absolut lächerliche Verfahren gewesen… Aber Livianus hatte sich zurückgezogen, das war wahr genug. Selbst wenn er in Hispania seine Einstellung nicht änderte – was er ganz sicher nicht tun würde –, gab es doch nichts, was er von dort aus wirklich würde bewirken können. Dafür müsste er in Rom sein, und hier seine Macht, seine Kontakte, seinen Einfluss versuchen zu mehren und zu nutzen. Oder wenigstens einen hochrangigen Posten in Hispania innehaben, aber das hatte er nicht. Er hatte auch gar nicht darum gebeten, hatte sich nicht versetzen lassen wollen – er hatte sich zurückziehen wollen. Und das war eigentlich nicht unbekannt.
Was wiederum die Frage aufwarf, was genau die Prätorianer nun hier gewollt hatten. Wollten sie ihm erneut irgendetwas anhängen, um ihn endgültig unschädlich zu machen? Oder hatten sie irgendwelche Informationen, von denen Seiana nichts wusste? Oder stocherten sie nur einfach so herum? Alles erschien ihr möglich; es machte Sinn verhindern zu wollen, dass Livianus womöglich wieder kam und dort weiter machte, wo er aufgehört hatte; es machte auch Sinn, dass die Prätorianer etwas ausgegraben hatten, was sie nicht wusste, denn dass ihr Onkel sie lange nicht in alles eingeweiht hatte, war ihr klar; und die letzte Variante erschien ihr zwar am wenigsten wahrscheinlich, aber möglich war es natürlich trotzdem.
Und dann war da noch die Möglichkeit, dass es den Prätorianern gar nicht um Livianus ging. Dass ihr Onkel nur ein Vorwand war, den sie vorgeschoben hatten. Aber um wen sollte es sonst gehen? So weh es ihr tat, sich das einzugestehen, aber die Decima hatte in den letzten Jahren die Reißzähne verloren, einen nach dem anderen. Meridius, Livianus, Magnus… Mattiacus machte die meiste Zeit wenig von sich reden. Faustus war in Aegyptus. Blieb nur noch sie – und sie scheute davor zurück auch nur anzunehmen, es ginge um sie. Sicher, sie war die Chefin der Acta und hatte als solche durchaus einen gewissen Einfluss, aber die Acta unterstand dem Senat, und sie war nur eine Frau.
Also blieb die Frage: was hatten die Prätorianer tatsächlich gewollt? -
„Prätorianer? Schon wieder?“ Mit einer Mischung aus Verwirrung, leichtem Ärger und einem Anflug von Besorgnis musterte Seiana den Sklaven, der hereingeplatzt war, um ihr zu sagen dass sie Besucher hatte. Der Sklave antwortete nicht direkt auf ihre Frage, er hätte wohl auch gar nicht gewusst, was er sagen sollte, sondern meinte nur: „Sie warten im Atrium.“ Seiana verzog das Gesicht, etwas, was sie sich nur selten erlaubte. „Was wollen die denn noch?“ Sie hatte schon angefangen zu glauben, dass sie ihre Ruhe haben würde. Dass der Besuch vor einiger Zeit eine einmalige Sache gewesen war. Immerhin hatte sie seitdem, trotz der mehr oder weniger unverhohlenen Drohung des Decurios, nichts mehr von ihnen gehört. In den Tagen danach hatte sie noch erwartet, dass irgendetwas kommen würde – und sie war auf der Hut gewesen, weil sie davon ausgegangen war, dass die Prätorianer sie im Auge behalten würden. Sie oder das Haus ihrer Familie, das machte für sie letztlich keinen Unterschied. Ja, sie hatte begonnen, sich in – relativer – Sicherheit zu wiegen. Relativ deshalb, weil sie die Fakten nach wie vor nicht einfach wegleugnen konnte: da war die kritische Haltung ihres Onkels, die dieser mehr als einmal und mehr als deutlich kund getan hatte, und da war ihre eigene nicht ganz unbedeutende Position als Auctrix. Dass sie mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit stand als viele andere, war klar. Aber nachdem jenem ersten Besuch der Prätorianer nichts mehr folgte, war sie erleichtert gewesen – und von Tag zu Tag mehr überzeugt, dass es das war. Und jetzt standen sie wieder vor der Tür, oder besser: im Atrium, mittlerweile.
Der Sklave hatte diesmal überhaupt nicht geantwortet, aber Seiana achtete gar nicht auf ihn. „Vielleicht sollte ich zum neuen Praefectus gehen und ihn fragen, ob seine Männer nichts besseres zu tun haben, als bei mir aufzulaufen.“ Auch diesmal erwartete sie keine Reaktion von dem Sklaven, während sie nun aufstand und kurz ihr Aussehen überprüfte – sich aber gedanklich vielmehr mit der Frage beschäftigte, was die Prätorianer diesmal von ihr wollten. Diesmal, allerdings, reagierte er doch. „Uhm... Das kannst du, Herrin.“ Seiana verstand nicht, was er meinte, und warf ihm einen Blick, der kombiniert mit einem Stirnrunzeln Aufforderung genug war. „Du kannst ihn gleich fragen“, verdeutlichte er. „Er wartet im Atrium.“ Und Seiana starrte ihn, für Momente sprachlos, einfach nur an.
Nachdem sie erst mal den Sklaven nur angestarrt und im Anschluss daran angefaucht hatte, warum er nicht gleich gesagt hatte, wer da war, hatte Seiana keine Zeit mehr damit vergeudet, auf eine Antwort zu warten oder sonst etwas zu tun. Sie machte sich auf den Weg ins Atrium und überschlug derweil in Gedanken, was sie über den neuen Präfekten wusste – Terentius Cyprianus, vormals Praefectus Aegypti, ein langgedienter Militär. Sie hatte Berichte über ihn gelesen. Und Faustus hatte ihn in dem ein oder anderen Brief erwähnt... aber was genau, dessen konnte sie sich im Augenblick nicht entsinnen. Und dann war sie auch schon bei den wartenden Prätorianern, die bereits hereingeführt worden waren, und ging auf den Mann zu, über den sie für ihren Geschmack gerade zu wenig wusste – gemessen daran, welche Position er hatte und dass er nun mit ihr sprechen wollte. Sie mochte es nicht, so überrascht zu werden.
„Praefectus Praetorio Terentius“, grüßte sie ihn, kühl, aber höflich. „Ich gratuliere dir zu deiner Ernennung. Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“
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