• Titus war mit seinen Gedanken gerade ziemlich abgedriftet und wurde durch das Rufen seines Namen unsanft in das Hier und Jetzt zurück geholt. Er stellte sich wieder gerade hin und blickte zunächst zum Centurio, bevor er wirklich realisieren konnte, dass dieser wirklich seinen Namen gerufen hatte. Titus bewegte sich dann augenblicklich zu seinem Vorgesetzten und machte gewohnheitsbedingt Meldung:


    "Nauta Titus Flavus und Gnaeus Coriolanus zur Stelle Centurio. Was können wir für dich tun?"


    Dabei stand er stramm und wartete auf die Aufgabe, welche Centurio Decimus für sie vorsah. Zumindest brachte dies nun ein wenig Abwechslung in das Geschehen und er musste sich nicht in die Reihen der Statuen im Atrium einreihen.

  • Sie waren noch nicht eingeschlafen. Ich musste Lächeln. Bisher war nur geredet worden, nichts Wesentliches passiert. „ Hört zu, seht euch auf den Märkten um, wie es um das Warenangebot steht. Vom Topf angefangen bis zur Dattel. Morgen um die hora septima bei mir vor dem Zelt mit einer libra Datteln.“ Ein Beutel mit ein paar Sesterzen flog klimpern durch die Luft auf Flavus zu. „ Der Rest ist für Schuhnägel. Abite“ Ich grinste und hoffte sie hatten verstanden. Mit einem Wink waren sie entlassen. „ Nun zu dir Rhea, was hast du alles?“ Die Liste war sicherlich umfangreich. Der Mob hatte böse gewütet. Das Atrium war nicht wieder zu erkennen und sah es in den Zimmern genauso aus, war eine komplette Renovierung nicht ausgeschlossen.






    Sim-Off:

    F. und C. WiSim ;)

  • „Ja...“ Aquila runzelte leicht die Stirn, als er die zurückhaltende Reaktion Massas registrierte. So hatte er das Ganze noch gar nicht betrachtet... er hatte sich eher gefreut, dass ihm sein Tirocinium quasi in den Schoss gefallen war, und dann noch bei einem, der sich im Bürgerkrieg als Offizier eindeutig hervor getan hatte... sicher wären ein Flaminius Cilo oder andere noch besser gewesen, aber trotzdem hatte er nun eigentlich nicht gedacht, dass ein Tirocinium bei dem Duccius als Gewölbeetage galt. Vielleicht hatte Sirius mit seinen Worten über die barbarische Abstammung des Senators und die Ablehnung, die er deswegen erfahren hatte bisher, mehr Recht gehabt als Aquila bisher hatte glauben wollen... Eine Erkenntnis, die ihn nun nicht gerade freute, vor allem wenn das hieß, dass er nun genauso schräg angesehen wurde. Aber nun ja, das Kind war in den Brunnen gefallen. Vielleicht sollte er mit dem ein oder anderen Verwandten mal reden, wie er das trotzdem am besten drehen konnte, wenn es denn wirklich so kam, aber sonst würde er jetzt erst mal einfach abwarten.


    Als sich der Praefectus dann ins Gespräch einmischte und sich so tatsächlich die Chance ergab, auch mit ihm zu reden, ohne dabei aufdringlich zu wirken, lächelte Aquila dann doch wieder erfreut. „Ich kann euch gerne bekannt machen, Praefectus, Massa“, erwiderte er. Dass er auch mitkommen würde, davon ging er wie selbstverständlich aus – war immerhin sein Senator, seit gestern.

  • Selbstverständlich würde Dexter noch mit den Soldaten zur Castra Praetoria gehen. Vielleicht kam er dabei unterwegs auch noch mit dem Praefectus ins Gespräch. Diese reine Faszination für das Militär liess ihn innerlich beinahe kichern wie ein Kind. Doch drang davon hoffentlich nichts nach außen.


    Dann antwortete er seinem entfernt Verwandten und Centurio der Flotte.
    ,,Das können wir gerne tun. Ich begleite euch nur zugern."
    Vielleicht ergab sich ebenfalls die Gelegenheit innerhalb der Castra Informationen über Seiana und Serapio aufzuschnappen. Ein Grund mehr mit diesen Männern dorthin zugehen.

  • " Rhea gib mir nachher eine Tabula mit den Dingen, die ich erledigen kann. Wir sollten zur Castra Prätoria bevor es dunkel wird. Sonst lässt man uns heut nicht mehr hinein." Der Vorschlag des Praefectus hatte allgemeine Zustimmung gefunden und ich setzte ihn jetzt in die Tat um. Aquila und Dexter wollten uns begleiten. " Vale Varenus." Er hatte mit uns kein einziges Wort gewechselt. Warum nicht? Da war ich mir nicht sicher.
    Mit raumgreifenden Schritten ging ich voran. Wenigstens ein kleines Stück, ich brauchte Bewegung. Mit normaler Gangart ging es weiter für Gespräche war das das Beste.



    Sim-Off:

    Ich muss hier leider abkürzen. In der Stadt gehts weiter.

  • Das ganze Spektakel hatte er bis zum Ende überhaupt nicht mitbekommen, immer noch steif und blass wie eine Statur stand er da. Erst als die ganze Truppe samt seinem Sohn und Aquila den Raum verließen normalisierte sich allmählich sein Zustand. Seine Frau griff zu seiner rechten Hand und führte ihn ganz langsam zurück ins private Gemach.


    In einigen Woche würde er über den Vorfall hinweg kommen, doch die Person die ihm verprügelt hatte, dieses Gesicht würde er mit ins Grab nehmen.

  • http://img853.imageshack.us/img853/2552/rheavilica.jpg Rhea nickte, als der Dominus die Listen sehen wollte, und verschwand – und kam einige Momente später mit einem Haufen Tabulae wieder. Ganz augenscheinlich zu viele, um sie jetzt alle durchzusprechen... verständlicherweise. [color=b]„Wie du wünschst, Dominus“[/b], antwortete sie daher auf die Worte des Decimus, und noch während die Soldaten und die zwei jungen Decimi aus der Casa verschwanden, machte Rhea sich schon daran, eine neue Tabula aufzusetzen, mit den Dingen, bei denen Massa und seine Leute in ihren Augen wohl helfen könnten.



    Sim-Off:

    Sorry, hab ich ganz übersehen!





    VILICA - GENS DECIMA

  • [quote]Original von Appius Decimus Massa
    Sie waren noch nicht eingeschlafen. Ich musste Lächeln. Bisher war nur geredet worden, nichts Wesentliches passiert. „ Hört zu, seht euch auf den Märkten um, wie es um das Warenangebot steht. Vom Topf angefangen bis zur Dattel. Morgen um die hora septima bei mir vor dem Zelt mit einer libra Datteln.“ Ein Beutel mit ein paar Sesterzen flog klimpern durch die Luft auf Flavus zu. „ Der Rest ist für Schuhnägel. Abite“ Ich grinste und hoffte sie hatten verstanden. Mit einem Wink waren sie entlassen. „ Nun zu dir Rhea, was hast du alles?“ Die Liste war sicherlich umfangreich. Der Mob hatte böse gewütet. Das Atrium war nicht wieder zu erkennen und sah es in den Zimmern genauso aus, war eine komplette Renovierung nicht ausgeschlossen.


    Titus hätte den Centurio knutschen können. Natürlich hatte er den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden und so grinste Titus breit. Er nahm kurz Haltung an und salutierte vor dem Centurio:


    "Zu Befehl Centurio. Wir werden alles Besorgen und uns umsehen."

    Titus machte auf dem Absatz kehrt und grinste dabei seinen Freund Coriolanus mit breit an. Als sie kaum noch in Hörweite der anderen waren, flüsterte Titus zu seinem Kameraden:


    "Wir haben Freigang in Rom bis Morgen früh, ist das nicht grandios?"


    Dann trat er durch die Porta nach draußen vorbei am sturen Maultier auf die Straße um sich auf den Weg zum Mercatus Urbis zu machen.

  • Heim. Sie durfte endlich heim. Nachdem das Gespräch mit dem Kaiser vorüber war, hatten die Wachen sie nicht wieder in die Castra gebracht... sondern sie nach Hause bringen lassen. Seiana konnte gar nicht in Worte fassen, wie erleichtert sie darüber war, mehr noch, sie konnte es zunächst mal gar nicht richtig begreifen. Den Weg über nicht... und auch nicht, als sie endlich vor der Porta stand, vom Ianitor freudig begrüßt wurde, das Haus betreten hatte und ins Atrium gekommen war. Dort stand sie nun, fast wie versteinert, und sah vor sich hin, ließ die vertraute Umgebung auf sich wirken, auch wenn sie durchaus die Veränderungen bemerkte, die hier stattgefunden hatten. Es fehlte manches Mobiliar, anderes war neu, und der Fußboden wirkte rau und verkratzt, fast so, als sei er mit viel zu großer Energie sauber gemacht worden. Aber es war dennoch vertraut. Es war ihr Zuhause. Und es dauerte immer noch, dass sie realisierte wieder hier zu sein, und nicht mehr in der Castra. Während Sklaven um sie herum zu wuseln begannen, sie versuchten das ein oder andere zu fragen, ihr etwas anboten oder losliefen, um für sie etwas herzurichten, stand Seiana erst mal einfach nur da und ignorierte alles um sich herum.



    Sim-Off:

    Mag wer?

  • Einige Tage nachdem die Seemänner das Atrium überfluteten, ging er ganz langsam hinein, hatte er doch diesen Raum weiterhin gemieden und konnte ihn auch bisher erfolgreich umgehen. War es nun nicht mehr möglich. Er hatte nämlich von einen Haussklaven erfahren, dass Seiana sich in der Casa befand. Ein Anlass den Titus natürlich nicht verstreichen lies, zum einen war sie de facto die Hausherrin und zum anderen hatte sie bestimmt eine äußerst schlechte Zeit im Carcer erlebt, da war es ganz sicher hilfreich, wenn Familienmitglieder sie in ihrer Obhut nahmen. Außerdem war er es Serapio schuldig, ohne ihn hätte er niemals den Posten am Hofe bekommen, aber auch für seine Tochter Messalina, die ihren Onkel, den sie ach so gern 'Onki' nannte, über alles wie Seiana liebte.


    Er ging also weiterhin sehr langsam auf Seiana zu, bemerkte ihren Zustand, einen Zustand den er selbst erst in diesem Raum erlebte, gleich zweimal! Der Raum war wohl verflucht? Solche Gedanken plagten ihn. "Seiana?", sagte er mit einer sehr ruhigen Stimme ohne jedoch zu nahe an sie heranzutreten oder sie gar zu berühren. "Schön, dass du da bist."

  • Seiana stand da... weiterhin einfach nur da, wie lange genau, hätte sie nicht sagen können. Sie war endlich wieder daheim, aber obwohl sie unglaublich erleichtert war, konnte sie sich im Augenblick scheinbar nicht einmal wirklich darüber freuen. Sie fühlte sich... merkwürdig taub. All das war einfach zu viel, das Gespräch mit dem Kaiser, die Zeit im Carcer, all das was davor passiert war...


    Die Sklaven ließen sie in Ruhe, schienen nicht recht zu wissen was sie mit ihr anfangen sollten, und so wurde Seiana aus ihrer Starre erst heraus gerissen, als Varenus auftauchte und sie ansprach. Seiana brauchte einen Moment, aber dann sie auf, erkannte ihren Verwandten. Sie holte tief Luft, fast wie eine Ertrinkende, als das taube Gefühl in ihr plötzlich nachzulassen und eine Flutwelle an Emotionen auf sie einzustürmen begann. „Varenus“, wisperte sie, und sie machte eine Bewegung, als wollte sie auf ihn zugehen und ihn umarmen. Ihre Familie. Sie konnte gar nicht ausdrücken, was es ihr bedeutete, wieder hier sein zu können, ihre Familie wieder sehen zu können. „Es tut so gut dich zu sehen.“ Seiana holte erneut tief Luft. „Wie... wie geht es dir?“

  • Während die Sklaven nach und nach die abgeladenen Kisten von draußen in das Haus schleppten und weiter in Livianus Gemächer trugen, blieb er selbst im Atrium stehen. Der Iainitor hatte zwar wie angekündigt einen Sklaven losgeschickt, der die Hausbewohner über die Ankunft des Familienmitglieds informieren sollte, doch Livianus war sich sicher, dass der tumultartige Lärm, der sich mittlerweile im Atrium ausgebreitet hatte und durch die Gänge der Casa hallte, auch so von niemanden unbemerkt geblieben wäre. Es blieb also lediglich abzuwarten, wer der erste sein würde, der ihn begrüßte.


    In der Zwischenzeit schritt er zur Ahnengalerie, die eine der Wände des Atriums zierte. Aus irgendeinem Grund war es ihm nun ein großes Bedürfnis die Totenmaske seines Vaters zu sehen. Vielleicht nur um sich zu versichern, dass sie die schweren Unruhen in Rom wohlbehalten überstanden hatte, vielleicht auch nur um sich dafür zu bedanken, dass er selbst nach all dieser Zeit im selbstgewählten Exil wieder wohlbehalten hier stehen konnte. Er war sich immer schon sicher gewesen, dass sein Vater über ihn und dieses Haus hier seine wachende Hand hielt, so wie er bereits zu seinen Lebzeiten getan hatte.


    Sim-Off:

    jeder der Lust hat.... :)

  • Seiana glaubte ihren Ohren nicht zu trauen, als sie von einem Sklaven hörte, wer gerade angekommen war. Livianus. Livianus war wieder in Rom... Sie brauchte einen Moment, bis sie das begriffen hatte – und dann noch einen weiteren, bis sie das Chaos aus Erleichterung und Nervosität, das sich in ihr breit machte, so weit gemeistert hatte, dass sie ihm gegenüber treten konnte. Erleichterung, weil die Verantwortung für die Familie, die so lange so schwer auf ihren Schultern gelastet hatte, mit einem Mal leichter zu werden schien – selbst zu Zeiten, als Faustus hier war, selbst Varenus' Ankunft hatte nichts daran geändert, dass Seiana sich hauptverantwortlich gefühlt hatte. Faustus war immer wieder lange weg gewesen und noch dazu jünger als sie, und Varenus war ebenfalls nicht so lange in Rom wie sie. Livianus hingegen war bereits hier gewesen, als sie noch in Tarraco ihre Jugend verbracht hatte, hatte sich hier stets um alles gekümmert gehabt – er und Meridius. Seine Ankunft hieß, dass sie die Verantwortung, endlich, abgeben konnte. Trotzdem war da auch Nervosität... weil sie die Vorwürfe fürchtete, die kommen konnten, Vorwürfe, weil die Decimi so schlecht da standen, weil sie es in den letzten Jahren geschafft hatten, sich auf eine Art zu positionieren, die sie am Ende auf die Verliererseite des Bürgerkriegs gebracht hatten – und das, obwohl gerade Livianus schon ein erklärter Gegner des Vescularius gewesen war, als sich sonst noch keiner wirklich getraut hatte, gegen diesen etwas zu sagen.


    Ein paar Momente vergingen also, dann erhob sie sich und ging ins Atrium, dessen Schäden aufgrund der Plünderung zwar behoben waren, das aber immer noch so spärlich mit Mobiliar und Dekoration bestückt war, dass es auffiel. Die Zeit, die Seiana in der Castra verbracht hatte, und der Stress, den sie vor dieser Zeit gehabt hatte, war ihr immer noch anzusehen – sie war dünn geworden, fast schon zu dünn, ihr Gesicht war schmal und blass, und unter ihren Augen lagen dunkle Schatten, ein Zeichen davon, wie schlecht sie schlief, noch schlechter als sie es gewohnt war. „Onkel Livianus!“ Sie lächelte mit aufrichtiger Freude, als sie auf ihn zuging. „Es tut gut, dich zu sehen. Verzeih, dass nichts vorbereitet ist für dich, wir hatten keine Nachricht bekommen.“

  • Eine Stimme riss Livianus wieder aus seinen Gedanken und er dreht sich in ihre Richtung. Im ersten Moment durchfuhr ihm eine unsagbare Freude, als er bemerkte dass es seine Nichte Seiana war, die aus den dunklen Gängen der Casa trat und auf ihn zukam. Welche Sorgen hatte er sich um ihre Sicherheit gemacht. Das arme Kind war hier in Rom auf sich alleine gestellt und nur selten schafften es Briefe bis nach Tarraco, in denen sie ihm berichten konnte wie es ihr in Rom erging. Oft hatte er starke Schuldgefühle gehabt, sie hier zurückgelassen zu haben, vor allem während der Zeit der Belagerung. Doch da war es zu spät. Er konnte ihr nicht mehr helfen. Keinen von ihnen. Es blieb nur noch zu bangen, zu hoffen und zu den Göttern zu beten. Doch wie er nun selbst sah, hatten die Götter seine Bitten erhört und Seiana stand gesund und munter vor ihm. Lächelnd wartete er darauf, dass sie näher an ihn herantrat.


    Im nächsten Moment jedoch, als der flackernde Schein der im Atrium aufgestellten Feuerschalen ihr Gesicht traf, erstarrte sein erwartungsvolles Lächeln. Es war nicht die Seiana, die er in Erinnerung hatte, als er Rom verlassen musste. Sie sah mitgenommen aus und wirke Müde. Keine Müdigkeit aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit, sondern eine körperliche, tief steckende und allesumklammernde Müdigkeit, wie er sie schon oft, vor allem in Kriegszeiten bei Offizieren gesehen oder auch an sich selbst bemerkt hatte. Sie kam mit dem Druck der Verantwortung, der schwer auf den Schultern lastete und die Gedanken des Tages fast zur Gänze für sich beanspruchte. Und dünn war sie geworden. War es tatsächlich so schlimm gewesen? Erst jetzt nahm sich der Decimer das erste Mal so richtig Zeit sich umzublicken, seine Gedanken hatten ihn ja sofort zur Totenmaske seines Vaters geführt. Das Atrium selbst sah im Großen und Ganzen so aus, wie er es verlassen hatte, doch merkte er auch, dass etliches vom Mobiliar fehlte und die Wände, abgesehen von den Totenmasken seiner Vorfahren, die zum Glück dem ersten Anschein nach vollständig erhalten geblieben waren, vollkommen leer wirkten.


    Sein Blick traf wieder auf Seiana. Nun war sie wieder da, diese Beklommenheit und die starken Schuldgefühle, die ihm fast die Luft zum Atmen abschnürten. Das Lächeln war zur Gänze verschwunden und machte stattdessen einer starren Maske der Verzweiflung Platz. Wie oft hatte er dieses Wiedersehen schon herbeigesehnt und wie oft hatte er sich in Gedanken ausgemalt, welch wundervoller und glücklicher Moment es werden sollte. Doch nun holte ihn die Realität wieder ein und sie kannte kein Mitleid. Livianus versuchte dennoch stark zu bleiben und wie immer in allen Lebenslagen Haltung zu bewahren, so wie man es von einem Mann seines Standes, seiner Vergangenheit und vor allem einem Familienoberhaut erwartete. Auch wenn er nun merkte, wie die Traurigkeit in ihm hochkroch und seine Augen feucht werden ließ.


    Auf Silanas begrüßende und zugleich entschuldigende Worte ging er nicht mehr ein. Er hörte sie nicht mehr. Er wollte sie nicht sehen lassen, wie sehr er mit sich rang und hob stattdessen seine schwer gewordenen Arme, um sie ihr entgegenzustrecken. Gleichzeitig ging er die restlichen Schritte auf sie zu und nahm sie in die Arme.


    "Komm her Kind! Ich bin so froh das es dir gut geht." nuschelte er in den Ärmel seines Reisemantels, der sich um Seianas schlanken Körper schloss und drückte sie fest an sich.

  • Livianus wirkte zunächst erfreut sie zu sehen... dann veränderte sich die Stimmung. Seiana spürte es mehr, obwohl sie sehen konnte, wie das Lächeln ihres Onkels erlosch, wie seine Miene ernst wurde. Für einen Moment fürchtete sie fast, dass bereits jetzt Vorwürfe kommen würden, wie sie es hatte so weit kommen lassen können, wie sie alle es so weit hat kommen lassen können, und sie wappnete sich dafür – war aber in keinster Weise gewappnet für das, was tatsächlich kam. Ein, zwei Augenblicke lang standen sie einfach schweigend da und sahen sich an, dann kam Livianus auf sie zu und schloss sie in seine Arme. Und überrumpelte Seiana damit so völlig, so total, dass sie überhaupt nicht mehr wusste was sie tun sollte. Sie stand erst mal einfach, war halb erstarrt, ließ sich umarmen... dann, nach und nach, realisierte sie es, die Berührung, die Wärme, die Umarmung ihres Onkels. All das signalisierte eine Form von Geborgenheit, die sie so lang nicht mehr gespürt hatte, und auch jetzt wehrte sich ein Teil von ihr dagegen, hatte Angst sich darauf einzulassen, weil es doch nicht von Dauer war, weil es nie von Dauer war, und weil sie ohnehin nicht mehr alles abgeben konnte an Verantwortung, was sie inzwischen übernommen hatte – und weil sie es schlicht und ergreifend nicht mehr gewohnt war, loszulassen.


    Trotzdem hob sie die Arme und erwiderte schließlich die Umarmung, ein wenig hölzern zuerst, dann zwar immer noch sacht, aber ehrlich. Zu viel war passiert, zu viel hatte sie erlebt in den vergangenen Monaten. Sie hatte ihre Grenzen erreicht, sie konnte und wollte nicht mehr... und auch wenn das hier wohl nur eine Täuschung war, auch wenn sie nicht mehr zurück konnte zu jener Zeit, als es noch so einfach gewesen war anderen die Verantwortung zu überlassen und einfach darauf zu vertrauen, dass alles seinen Gang gehen würde, konnte ihr doch keiner diesen Augenblick nehmen. Und Livianus hatte sich immer schon um ihre Familie gekümmert, ihre Mutter, ihre Brüder und sie, seit ihr Vater gefallen war. Sie lehnte ihren Kopf an die Brust ihres Onkels, mit geschlossenen Augen, und stand einfach da, genoss wenigstens für diesen einen Moment die Illusion, sie könnte alles einfach abgeben, wegschieben, die ganze Verantwortung, alles was passiert war. „Ich bin so froh dass du hier bist“, erwiderte sie leise. Nicht alles war Täuschung, rief sie sich in Erinnerung. Sie konnte Verantwortung abgeben, einen Teil davon. Sie konnte nicht über alles reden oder alles wegschieben, aber wenn Livianus blieb, dann... Seiana löste sich ein wenig, genug, dass sie ihn ansehen konnte. „Wie lange wirst du bleiben?“ fragte sie, und hoffte dabei inständig er würde antworten, dass er nicht vorhatte Rom schnell wieder den Rücken zu kehren.

  • Langsam löste Livianus seine um Sieana geschlungenen Arme wieder, blieb jedoch dicht bei ihr stehen.


    "Ich habe nicht so schnell vor wieder abzureisen, nun da es mir endlich wieder möglich war zu euch nach Rom zu kommen. Die letzten Monate waren für mich Qual genug. In Tarraco festzusitzen, nicht zu wissen wie es euch geht und euch nicht helfen zu können. So etwas möchte ich nicht mehr erleben müssen. Außerdem denke ich, dass ich hier ein wenig von Nutzen sein kann..." dabei sah er sich kurz im kahl wirkenden Atrium um, dass vermutlich nicht das einzige war, dass seiner Aufmerksamkeit bedurfte, ehe er sich wieder ganz seiner Nichte widmete "…und auch der Senat wird in Zeiten wie diesen über jedes Mitglied froh sein, das sich wieder in Rom befindet und bei der Neuordnung und dem Wiederaufbau der staatlichen Strukturen helfen kann."


    Livianus hatte davon gehört, dass er nicht der einzige Senator war, den Salinator während seiner verhältnismäßig kurzen Herrschaft vertrieben hatte. Auch andere hatten das selbstgewählte Exil bevorzugt und würden bestimmt in den nächsten Wochen und Monaten wieder ihren rechtmäßigen Sitz im Senat einnehmen. Doch nun waren seine Gedanken wieder bei der Familie und einer brennenden Frage, die ihn bereits die ganze Reise über beschäftigt hatte.


    "Wo ist eigentlich dein Bruder? Ich hoffe es geht ihm gut? Ist er noch im Amt?"


    Das seinen Adoptivsohn Serapio bei der Belagerung Roms etwas passiert sein konnte, hatte Livianus bereits seit einigen Tagen gänzlich aus seinen Gedanken verdrängt. Er lebte ganz bestimmt und es ging ihm gut, davon war er überzeugt. Etwas besorgt sah er bei seiner Frage dennoch in Richtung der Wohnräume, fast so als hoffte er, das Serapio jeden Moment mit einem breitem Lächeln in das Atrium trat, um ihn ebenfalls zu begrüßen.

  • Seiana konnte ein erleichtertes Aufatmen nicht unterdrücken, als ihr Onkel sagte, dass er vorhatte zu bleiben. „Das ist gut zu hören“, antwortete sie mit einem schwachen Lächeln. Es fiel ihr schwer, ihre Gefühle auszudrücken – auch ihrem Onkel gegenüber... und sie wollte auch nicht schwach wirken. Trotzdem war ihr ihre Erleichterung wohl anzumerken. „Wir stehen nicht allzu gut da im Moment. Die Familie braucht dich.“ Was so nüchtern klang aus ihrem Mund, begann gar nicht erst zu beschreiben, wie sehr sie Livianus' Anwesenheit hier brauchen konnten. Nicht nur aus gesellschaftlicher Sicht, um die Decimer wieder auf die Beine zu bringen... sondern auch in ganz persönlich, was die Familie betraf.


    Dann fragte Livianus nach ihrem Bruder... und das Lächeln verschwand von Seianas Gesicht. „Ich weiß es nicht“, erwiderte sie leise. „Er ist im Carcer, genau wie ich bis vor kurzem. Ich weiß nicht, was mit ihm passieren wird.“* Seiana biss sich auf die Unterlippe, und wie jedes Mal, wenn es um Faustus und sein mögliches Schicksal ging, musste sie sich zusammenreißen, um nicht die Fassung zu verlieren. Ausgerechnet mit Livianus darüber zu reden, ihm sagen zu müssen, dass sein Adoptivsohn im Carcer war und sein Schicksal noch ungeklärt, machte es noch mal schwieriger. „Ich... konnte ihn einmal dort besuchen. Es ging ihm nicht gut, aber er war immerhin am Leben.“



    Sim-Off:

    *Nachdem die Zeitschienen da etwas durcheinander geraten sind, schlag ich vor wir machen das so... dann ist die Ankunft Serapios in der kommenden Nacht jetzt. Ist glaub ich die beste Lösung :)

  • "Im Carcer?" fragte Livianus entsetzt nach. Er hatte etwas in der Art natürlich befürchtet, schließlich war auch ihm in Hispania zu Ohren gekommen, dass Serapio in diesem Bürgerkrieg auf Salinators Seite stand. Auch Seiana hatte in ihren Briefen das eine oder andere erwähnt und sich bemüht, es möglichst neutral zu schrieben. Aber Livianus konnte oft zwischen den Zeilen herauslesen wie es in Rom in etwa aussah.


    Er hatte sich damals auch bewusst dazu entschieden Serapio seinen eigenen Weg einschlagen zu lassen und ihn nicht zu belehren, was das Beste für ihn sei. Sein Adoptivsohn war schließlich ohne sein Zutun in die höchsten Ränge der römischen Hierarchie aufgestiegen und letztendlich Praefectus Praetorio geworden. Ein Amt, dass über allen Ämtern stand, die Livianus bisher erreicht hatte. Einen solchen Mann gab man eventuell Ratschläge, aber man verbot ihm nichts.


    Als er sich wieder halbwegs gefangen hatte nickte er ungewöhnlich bedächtig und gefasst für eine solche Nachricht. Es hatte keinen Sinn unnötig in Panik zu verfallen. Seiana hatte bereits angekündigt, dass die Familie ihn brauchte und nun musste er beweisen, dass er dieser Anforderung gerecht wurde.


    "Hat Palma etwas verlautbaren lassen? Was haben sie mit ihm vor? Können wir irgendetwas unternehmen?"

  • Seiana zuckte nur hilflos die Achseln angesichts des Entsetzens, das in den Worten ihres Onkels durchklang. „Ja. Er, Varenus und ich. Faustus wurde in der Schlacht bei Vicetia verletzt und gefangen genommen... Varenus und mich haben sie festgesetzt, als Rom eingenommen wurde. Deshalb konnte ich in der vergangenen Zeit auch nichts mehr schreiben.“ Bis auf diesen einen Brief, den der Duccius Messalina übergeben hatte... von dem Seiana aber nicht wusste, ob er angekommen war, weder hier in der Casa noch in Hispania. „Nein. Mir hat er nur gesagt, er würde Bescheid geben, wenn er eine Entscheidung trifft... Ich weiß nicht, ob sie an ihm ein Exempel statuieren wollen, oder ob Cornelius sich gnädig zeigt. Es kommt wohl auch darauf an, wie Faustus in den Gesprächen reagiert.“ Was Seiana wenig Grund zur Hoffnung gab, nicht so, wie ihr Bruder sich verhalten hatte bei ihrem Gespräch im Carcer. Aber er war krank gewesen... wenn es ihm vielleicht etwas besser ging inzwischen... Sie zwang sich an etwas anderes zu denken. Sie wollte sich nicht Hoffnungen machen, die dann enttäuscht wurden – und es brachte auch nichts, sich das Schlimmste auszumalen. Sie konnten einfach nichts anderes tun als abzuwarten, so schlimm das auch war. Außer vielleicht... „Hast du alte Kontakte, die du spielen lassen kannst? Jemanden, der Cornelius nahe steht, der ein gutes Wort einlegen könnte – jemanden, dessen Wort auch heute noch Gewicht hat?“ Die die sie kannte, hatte sie schon eingesetzt: der Duccius vor allem, und der Flavius, wenn dieser sich tatsächlich dazu verpflichtet fühlte, sich zu revanchieren. Sonst fiel ihr keiner ein, den sie gut genug kannte oder der ihr noch einen Gefallen schuldig war, der dem neuen Kaiser nahe genug stand, dass er auch etwas bewirken könnte.

  • „Ganz sicher wollte sie an ihm ein Exempel statuieren. Man hätte ihn genauso gut unter Hausarrest stellen können. Im Carcer… der höchste Reichspräfekt und ein Decimer noch dazu. Und sogar dich haben sie eingesperrt. Es ist eine Schande, dass Palma so agiert. Es sollte es besser wissen.“


    Livianus schüttelte den Kopf und überlegte. Natürlich hatte er einige alte Kontakte die man unter Umständen auch recht rasch wieder anwerfen konnte, doch er wusste nicht, in wie weit ihm diese weiterhalfen. Das Reich hatte einen großen Umbruch erlebt und die meisten der hochrangigen Posten waren soweit er gehört hatte mit Protegés des neuen Kaiser besetzt. Es war also anzunehmen, dass auch seine Kontakte nichts halfen. Er seufzte tief, ehe er seine Nichte antwortete.


    "Heute ist es ohnehin schon zu spät. Wir müssen auf morgen warten. Ich werde versuchen einige meiner alten Kontakte anzukurbeln oder selbst bei diesem verdammten Palma vorsprechen."


    Der Decimer sah konnte es nicht fassen, dass der Cornelier sich erdreistete Mitglieder seine Familie in das Gefängnis zu stecken, nach all dem was er und die Decimer für dieses Reich getan hatten. Mit einem Mal stieg eine weitere Besorgnis in ihm auf. Ein wenig zurückhaltend fragte er daher nach.


    "Dir geht es doch wieder gut oder? Man hat dich anständig behandelt während deiner Gefangenschaft"

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