Decimus Livianus

  • Viel zu tun war sein Lebensmantra im Moment. Trotzdem fand Aquila natürlich Zeit, seinem Onkel – über ein paar Ecken – einen Besuch abzustatten. Sie waren sich schon ein paar Mal über den Weg gelaufen, seit Livianus eingetroffen war, beim Essen und anderen Gelegenheiten, aber so wirklich zum Reden gekommen waren sie nicht. Was Aquila jetzt nachzuholen gedachte, als er an die Tür zum Officium klopfte.

  • Nun schaltete sich Sedulus ein.


    Ich würde sagen, jetzt auf lange Sicht gesehen, zu einem neuen Bürgerkrieg. Spätesten wenn, ich sage extra wenn, wenn herauskommen sollte, dass das Testament eine Fälschung ist. Dann sind wir soweit wie jetzt auch. Merkt euch meine Worte.


    Zum Thema des Sohnes Livianus`hatte Sedulus keine passenden Worte auf Lager.


    Wie du schon sagtest, er war auf der falschen Seite. Er kann von Glück sagen, dass man ihn nicht vom saxum tarpeium* geworfen hat. Es hätte für ihn noch viel schlimmer ausgehen können. So danke den Göttern, dass er noch am Leben ist.




    *saxum tarpeium = Tarpejischer Fels

  • "Dem Senat sind solange die Hände gebunden bis Palma sich dessen Wirksamkeit bewußt wird. Zur Zeit empfindet er es wohl mehr als Last auf die Münder im Senat zu hören. Er fühlt sich übermächtig oder zumindest in der Lage alles allein zu bewältigen. Schon in ein paar Wochen, Monaten wird er zu den Wurzeln römischer Politik zurück finden. Kein Mann, kein Mensch kann alleine dieses mächtige Reich regieren. Er merkt es bald ohne die Curie Iulia geht es nunmal nicht."


    So war es und so würde es immer sein. Avarus bediente sich erneut am Obstkorb.


    "Es mag hart klingen und Du weißt, das mich mit Deiner Familie viel verbindet, aber Dein Sohn hätte gut daran getan einen ehrvollen Weg zu wählen, nachdem sein Dienstherr das zeitliche gesegnet hatte. Er muss sich einfach bewußt gewesen sein das Salinator nicht die beste Wahl war. Er hat sich auf dessen Seite positioniert. Viele haben in dieser schweren Zeit lieber Verluste auf sich genommen. Wir auch... als sich einer der zwei Parteien zu verschreiben. Palma hat ihn weder getötet noch seines Namens beraubt. Soviel ist sicher mehr hat Dein Sohn von Palma nicht zu erwarten. Seine Karriere mag beendet sein. Aber er lebt und er kann sich frei bewegen."


    Wie es mit der Ehre usw. aussah. Tja der Weg ins Gladius wäre womöglich ehrvoller gewesen. Doch das konnte Avarus dem Vater so detailiert nicht unter die Nase reiben.

  • Livianus war froh über die Offenheit seiner Freunde zu diesem Thema. Ihre Meinung zu Serapios Lage überraschte ihn auch nicht sonderlich, war nichts dabei gewesen, dass ihm nicht selbst schon durch den Kopf gegangen war. Nachdem er in der letzten Nacht Serapios Zimmer verlassen hatte, konnte er nicht mehr schlafen und konnte nicht umher, sich unentwegt mit der aktuellen Situation der Familie und seines Adoptivsohnes auseinander zu setzen. Und letzten Endes waren nun beide Germanicii unabhängig voneinander auf das gleiche Ergebnis gekommen, dass auch seine Gedanken heute Morgen beherrschte. Er konnte froh sein, dass sein Sohn noch am Leben war und den Göttern dafür danken.


    "Ihr habt Recht, ich werde den Göttern opfern und danken, dass sie mir meinen Sohn lebend zurück gebracht haben. Alles andere wird sich klären, wenn er wieder auf den Beinen ist und ich das erste Mal ausführlich mit ihm über das Geschehene reden konnte."


    Alles Weitere musste er mit Serapio selbst klären. Dabei konnte ihm niemand helfen oder einen Rat geben. Daher entschied sich Livianus dieses Thema auf sich beruhen zu lassen, und nahm stattdessen wieder den Gesprächsfaden rund um das Reich, Palma und vor allem den Senat auf. Denn gerade beim letzten Punkt, hatte er seinen Freunden etwas zu verkünden und war gespannt auf ihre Reaktion. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie überrascht reagierten, vielleicht im ersten Moment sogar skeptisch, doch er hoffte innständig sie von seinem Vorhaben überzeugen zu können.


    "Ansonsten sehe ich die Lage eigentlich genau wie Sedulus. Sollte die Sache mit dem Testament erneut auf das Tablett kommen, dann könnte es eine weitere Zerreißprobe für das Reich auslösen. Gleichzeitig habe ich sehr wohl bemerkt, dass nach wie vor ein gewisser Stillstand im politischen Alltag herrscht. Der Senat ist nach wie vor in einer Art Schockstarre und die derzeitigen Magistrate. Was soll ich sagen. Ihr wisst es ja selbst nur allzu gut. Abgesehen von diesem aufstrebenden Duccier alles Hinterbänkler oder Tattergreise die die Gunst der Stunde genutzt haben aber keine wirkliche Veränderung oder gar Verbesserung herbeiführen können."


    Livianus nahm noch einen Schluck aus seinem Becher und nutzte diesen kurzen Moment um seine folgenden Worte noch einmal abzuwägen, ehe er weitersprach.


    "Ich hatte in Hispania viel Zeit zum Nachdenken und habe gemerkt das ich noch nicht reif für den vorzeitigen Ruhestand bin. Nun wo ich die Lage in Rom aus erster Hand miterlebe, verspüre ich erst recht das große Bedürfnis irgendwo anzupacken, irgendetwas zu bewegen oder zumindest irgendwie mitzuhelfen die Nachwehen dieses Bürgerkriegs möglichst rasch und produktiv zu einem aussichtsreichen Ende zu führen. Und wie Avarus bereits sagte, Palma muss merken, dass der Senat wieder gestärkt genug ist um ihn in seiner Regierungsarbeit zu unterstützen. Er war lange genug selbst einer von uns um sich der Möglichkeiten einer aktiven Curie bewusst zu sein.


    Ihr seid die ersten die es erfahren. Ich habe mich dazu entschlossen bei den kommenden Wahlen für das Consulat zu kandidieren und ich hatte dabei auf eure Unterstützung gehofft."

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Aquila
    Viel zu tun war sein Lebensmantra im Moment. Trotzdem fand Aquila natürlich Zeit, seinem Onkel – über ein paar Ecken – einen Besuch abzustatten. Sie waren sich schon ein paar Mal über den Weg gelaufen, seit Livianus eingetroffen war, beim Essen und anderen Gelegenheiten, aber so wirklich zum Reden gekommen waren sie nicht. Was Aquila jetzt nachzuholen gedachte, als er an die Tür zum Officium klopfte.


    Livianus saß gerade hinter seinem Schreibtisch, versunken in einigen Abschriften von Senatsprotokollen aus der Zeit Salinators, die ihm sein Scriba Callinus besorgt hatte, als es an der Türe klopfte. Er legte das Papyrus ab und sah zur Türe auf.


    "Ja bitte?"

  • „Salve, Onkel“, grüßte Aquila mit einem Lächeln, als er auf die Aufforderung hin eintrat. „Ich würde gerne ein paar Dinge mit dir besprechen... hast du einen Moment Zeit für mich?“ Nicht dass er wirklich mit einem Nein rechnete, aber fragen tat man halt trotzdem. Davon abgesehen glaubte Aquila, dass Livianus sich mittlerweile so weit hier in Rom eingerichtet haben dürfte, dass er tatsächlich Zeit für ihn erübrigen konnte – jedenfalls hoffte er, dass er genau den richtigen Moment erwischt hatte zwischen zu früh, ich weiß immer noch nicht wo mir der Kopf steht und Junge, du lässt dich erst jetzt bei mir blicken? Viel zu spät!

  • Livianus lächelte milde als er Aquila in der Türe stehen sah. Er hatte dieser Tage bereits mit seinem Besuch gerechnet, konnte er sich doch noch gut an die langen Gespräche über römische Politik und Aquilas Wunsch erinnern, in die Fußstapfen seines berühmten Großvaters, dem Triumphator Maximus Meridius, zu treten. Er deutete auf den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. Da die Wahlen vor der Türe standen, war es vorhersehbar, dass er irgendwann hier auftauchen würde. Doch bestimmt hatte Aquila nicht damit gerechnet, dass er nicht der einzige Decima war, der an den kommenden Wahlen besonderes Interesse zeigte.


    "Natürlich Marcus. Komm herein und nimm Platz."

  • Aquila schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf einen der Stühle, die vor dem Schreibtisch seines Onkels standen. Er hatte Livianus nun seit annähernd einem Jahr nicht mehr gesehen, großartig verändert hatte der andere sich allerdings nicht, fand er. Höchstens dass er... nun ja, dass es ihm gut zu tun schien, den Ruhestand hinter sich gelassen zu haben und wieder in Rom zu sein. Ihn hingegen hatte das eine Jahr wohl mehr verändert, was kein Wunder in seinem Alter. „Entschuldige wenn ich gleich mit der Tür ins Haus falle... aber das Wichtigste gleich mal zuerst: ich habe vor bei den kommenden Wahlen als Vigintivir zu kandidieren.“ Aus seiner Stimme sprach ein gesundes Selbstbewusstsein. „Ich war das letzte Jahr in Rom nicht tatenlos, sondern habe ein Tirocinium fori bei dem Aedilis plebis Duccius Vala absolviert und dabei wirklich viel lernen und erleben können, wie Politik im echten Leben funktioniert... zusammen mit meiner Ausbildung davor denke ich, dass ich dafür bereit bin. Was hältst du davon?“

  • Wieder dieser Duccier. Livianus war schon sehr darauf gespannt den Jungsenator einmal persönlich kennen zu lernen und hoffte, dass sich bald eine solche Gelegenheit bot. Doch nun wollte er seine Aufmerksamkeit dem jungen Verwandten widmen, der ihm fragend entgegensah.


    "Sehr gut Marcus. Mit dem Tirocinium Fori hast du einen wichtigen Punkt auf deinen Weg in die Politik abgehakt. Ich hoffe Senator Vala war ein guter Lehrmeister. Aber nach all dem, was mir bisher zu Ohren gekommen ist, denke ich, dass deine Wahl die Richtige war. Vor allem da der Duccier in diesem Jahr ja selbst amtierender Aedilis gewesen ist und du die Arbeit eines Magistraten aus erster Hand erfahren konntest, auch wenn du dir an seinen ausgerichteten Spielen kein allzu großes Beispiel nehmen solltest."


    Livianus schmunzelte bei diesen Worten, hatte er doch gehört, dass die bisher ausgerichteten Spiele des Ducciers eher unspektakulär und wenig beeindruckend gewesen waren.


    "Doch bei dem aktuellen Bekanntheitsgrad des Ducciers kann ich mir gut vorstellen, dass es dir entgegenkommt bei den kommenden Wahlen zu kandidieren und ein wenig davon zu profitieren. Ich werde dich daher so gut es geht bei deinem Vorhaben unterstützen."


    Da Aquila mit dieser Ansage nicht lange vor den Berg gehalten hatte und es Livianus passend schien, wollte auch er dem jungen Decimer seine Pläne nicht vorenthalten.


    "Auch ich war nicht untätig in der Zwischenzeit und unsere zahlreichen Gespräch in Hispania haben mich nachdenklich gemacht. Ich muss gestehen, dass du mein Herz wieder für das politische Geschehen in Rom entfacht hast und ich mich ohnehin nie mit meinem aufgezwungenen Ruhestand abfinden konnte. Daher habe auch ich beschlossen bei den kommenden Wahlen ein weiteres Mal anzutreten und das Consulat anzustreben. Ich denke das wir beide davon profitieren können, jeweils den anderen unter den Kandidaten zu wissen. Und vor allem ist es ein deutliches Lebenszeichen unserer Gens."

  • Sedulus war froh darüber, dass Livianus ihm nicht wegen seiner offenen Worte zürnte. Doch was dann kam überraschte Sedulus dann doch.


    Du willst dich für die Wahlen aufstellen lassen?


    Sedulus hatte auch schon des öfteren daran gedacht, allerdings gab es da ein "kleines" Problem...


    Nun, wenn das so ist, meine Stimme sollst du haben. Wir brauchen Männer wie dich an der Spitze, die auch etwas bewirken können!


    Zumindest hoffte Sedulus dies.

  • Ein Sklavenjunge führte den Gast zum Officium des Senators, klopfte dort an und betrat den Raum. „Der Iulius ist da, Dominus“, kündigte er den Besucher an.

  • Zitat

    Original von Decima Seiana
    Ein Sklavenjunge führte den Gast zum Officium des Senators, klopfte dort an und betrat den Raum. „Der Iulius ist da, Dominus“, kündigte er den Besucher an.


    Livianus hatte sich nach der Salutatio seiner Klienten in das Officium zurückgezogen und ein wenig auf einer der Klinen ausgerastet. Als man ihn den Iulier ankündigte, erhob er sich wider und trat in die Mitte des Raumes, um seinen Gast zu begrüßen.


    "Dann herein mit ihm."

  • Sich an der Porta noch kurz einsilbig, da er den Senator ja nicht unnötig warten lassen wollte, beim sogar freundlich für ihn lächelnden Ianitor bedankend folgte Dives anschließend einem Sklavenjungen zum besagten Officum des Praetoriers Decimus Livianus. Er ließ den Jungen sein Erscheinen ankündigen und betrat nach der Aufforderung sodann auch selbst die Räumlichkeit, in deren Mitte der Senator wirksam präsent stand und ihn bereits zu erwarten schien.
    "Salve, Senator Decimus! Ich freue mich, dass du mir die Gunst erweist, mich zu einem kleinen Gespräch hier zu empfangen.", grüßte und bedankte sich der Iulier natürlich zunächst und zeigte ein etwas angespannt schmales, aber dennoch ehrliches Lächeln. Heute ging es für den Iulier um durchaus nicht wenig.
    "Ich hoffe doch, du musstest trotz der morgendlich-überfüllten Straßen nicht allzu lange warten?", erkundigte er sich dann mit bereits eingefügter Entschuldigung. Denn zwar hatte der Duumviralicius doch eigentlich gedacht, dass er pünktlich wäre, aber wenn der Decimer schon die Zeit zum Rückzug in sein Officium gefunden hatte, hätte Dives wohl doch noch ein akademisches Viertel früher aufbrechen sollen. Immerhin aber waren die Wege an diesem Morgen tatsächlich etwas verstopft gewesen - wenigstens jene, die er selbst gegangen war -, sodass statt einer Notlüge auch eine kleine Übertreibung in dieser Sache genügte.

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • "Keine Sorge, du kommst nicht zu spät. Ich habe die Salutatio meiner Klienten heute absichtlich kurz gehalten. Setzen wir uns doch."


    Livianus deutete auf die kleine Gruppe Klinen, welche die rechte Seite des Raumes dominierten und wo er kurz zuvor noch selbst gesessen hatte. Er ging auf die erste Kline zu und ließ sich wie zuvor nieder. Wieder einmal hatten die Sklaven Schüsseln mit frischem Obst auf den kleinen Tischchen angerichtet, die neben den Klinen standen.

    "Es freut mich dich kennen zu lernen junger Iulius. Du bist also ein Cousin von Centho. Wie geht es ihm? Wir haben uns eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Soweit ich weiß hält er sich nicht in Rom auf?"

  • Aquila hätte am liebsten das Gesicht verzogen, als sein Onkel von den Spielen sprach. Er tat es zwar nicht, aber weltmännisch darüber hinweg zu gehen schaffte er irgendwie auch nicht – das war etwas, was er irgendwie noch lernen musste: solche Sachen einfach wegzulächeln. Livianus hatte ja Recht damit, da konnte er gar nichts sagen, aber es störte ihn. Er hatte sich unglaublich reingehängt, wie sie alle in der kleinen Gruppe um de Duccius, um das Beste zu machen aus dem, was ihnen zur Verfügung gestanden hatte an Finanzen – natürlich war es nicht schön, wenn das dann verrissen wurde, auch wenn Aquila genau wusste, warum, und es im Grunde ja selbst so sah. „Ja, ich hab echt viel gelernt im letzten Jahr. War echt anstrengend, aber es hat sich gelohnt. Der Duccius hat mich wirklich fast überall mitgenommen und reinschnuppern lassen“, überging er das Thema Spiele einfach, und die folgenden Worte seines Onkels brachten dann doch noch ein Lächeln auf sein Gesicht. „Ich hoffe doch, dass es sich positiv auswirkt... und vielen Dank für deine Unterstützung. Das wäre mein nächster Punkt gewesen, dich darum zu bitten.“ Nicht dass er daran gezweifelt hatte, dass Livianus ihn unterstützen würde, aber es war trotzdem angebracht zu fragen.
    Im nächsten Augenblick fiel Aquila dann allerdings beinahe – nur beinahe – die Kinnlade runter. „Du wirst was?“ fragte er ungläubig nach, und dann, als er die erste Überraschung verdaut hatte: „Das ist großartig!“ Und natürlich schmeichelte es ihm gewaltig, dass er dafür verantwortlich war.

  • Dives nickte und ließ sich der Einladung folgend auf einer der Klinen nieder.
    "Nun, Centho geht es... den Umständen entsprechend sicherlich nicht schlecht, wenngleich ich mir, auch wenn er dies nicht explizit erwähnte, sicher bin, dass es ihn sehr bedrückt fernab allein mit seinen drei Kindern nicht in Roma zu sein. Seine Frau verstarb ja noch zu Lebzeiten Valerianus' nach der Geburt ihres zweiten Sohnes.", führte er kurz aus, der er als einer der nächsten Verwandten Centhos selbstverständlich über diesen Bescheid wissen musste. Und das tat er ja auch - soweit es ihm eben möglich war.
    "Ich darf dich aber in jedem Fall von ihm Grüßen und kann dir sagen, dass ich nicht ohne Grund um das heutige Gespräch mit dir gebeten habe, sondern ebendies natürlich nur konnte, weil er auch mehrfach von dir erzählte - nur Gutes, möchte ich noch hinzufügen.", lächelte der Iulier und meinte, dass die Situation für die Frage nach Serapio doch fast schon perfekt war!


    "Aber selbstverständlich möchte ich mich auch nach deinen Verwandten erkundigen, die es dieser Tage ja ebenfalls keineswegs leicht haben. Ich hörte davon, dass Decima Seiana festgenommen wurde. Da ich von ihr trotz meiner Jugend als Praeceptor der Schola Atheniensis eingestellt wurde und folglich aus meiner persönlichen Erfahrung auch nur Positives über sie zu berichten wüsste, muss ich sagen, dass mich dies doch nicht unberührt ließ.", legte der Duumviralicius seine rechte Hand beteuernd und ohne groß darüber nachzudenken auf seinen Halsansatz.
    "Und darüber hinaus hat man meines Wissens nach auch Decimus Serapio, den ehemaligen Praefectus Praetorio inhaftiert, nicht? Ich habe mich ganz gut mit ihm angefreundet, nachdem er und beinahe die gesamte in Roma anwesende Gens Decima dereinst zu einer Theateraufführung in Ostia waren, zu der ich als Decurio der Stadt einlud. Und obgleich ich weiß, dass mein Großonkel Iulius Licinus, mittlerweile Praefectus Castrorum der Prima in Mantua, sich gerade für Se.. seinen ehemaligen Kameraden Decimus Serapio eingesetzt hat, muss ich gestehen, dass es an mir nagt nicht zu wissen, wie es meinem guten Freund geht. ... und natürlich auch seiner Schwester, versteht sich.", bemühte sich der Iulier, dessen Hand bei der Rede von Serapio unmerklich in die Region seines Herzens gerutscht war, bloß nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, dass es ihm hier tatsächlich nur um Serapio ginge.
    "Du kannst mir folglich nicht zufällig etwas genauer sagen, wie es ihnen geht? Ich meine, als Senator wirst du doch sicherlich zu ihnen dürfen, oder?", erkundigte sich Dives, der noch immer davon ausging, dass Serapio (über Seiana hatte er jetzt nie groß nachgedacht) im Kerker einsaß.

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Besonnenheit, ja das war es was das Reich derzeit am Meisten brauchte. Am Ende gewann niemand etwas, wenn neue echte oder unechte Pergamente auftauchten. Eine Dynastie hatte ihr jähes Ende gefunden. Der Neuen würde irgendwann das selbe Schicksal ereilen. Gier, Missgunst, Neid und Machtsucht waren nur einige Gründe, warum sich die Geschichte immer und immer wieder wiederholte.


    "Als Consul... nun das ist ein ergeiziges Ziel. Willst Du uns auch schonmal in Deine Pläne einweihen, was Dich als Consul in die Geschichtsbücher tragen soll?!"


    Ergeizig auch desswegen, weil Decimus Livianus für eine ganze Weile von der Bildfläche verschwunden war. Der Fokus der Bevölkerung auf den vermeindlichen "Kriegshelden" lag und deren "ehrenhaften Schlachten". Weder bei den Ersten, noch bei den Zweiten war Marcus anzutreffen. Avarus fand das gut, denn er folgte von je her dem diplomatischen Weg, aber würde es die benötigte Mehrheit im Senat ebenso sehen?

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Aquila
    .................... Im nächsten Augenblick fiel Aquila dann allerdings beinahe – nur beinahe – die Kinnlade runter. „Du wirst was?“ fragte er ungläubig nach, und dann, als er die erste Überraschung verdaut hatte: „Das ist großartig!“ Und natürlich schmeichelte es ihm gewaltig, dass er dafür verantwortlich war.


    "Nun, ob es großartig ist werden wir sehen nachdem die Wahl vorbei ist. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob der Großteil des Senats deine Meinung teilt. Aber ich bin zuversichtlich, dass es schaffbar ist. Es freut mich jedenfalls zu sehen, dass ich zumindest einen glühenden Anhänger bereits jetzt gewonnen habe, auch wenn du mich noch nicht selbst wählen kannst."


    Livianus schmunzelte, über die Freude, welche sich im Gesicht seines jungen Verwandten abzeichnete.


    "Und du? Hast du auch schon mit anderen Senatoren gesprochen und bist ein wenig auf Stimmfang gegangen?"

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    ........... "Du kannst mir folglich nicht zufällig etwas genauer sagen, wie es ihnen geht? Ich meine, als Senator wirst du doch sicherlich zu ihnen dürfen, oder?", erkundigte sich Dives, der noch immer davon ausging, dass Serapio (über Seiana hatte er jetzt nie groß nachgedacht) im Kerker einsaß.


    "Das mit Centhos Frau habe ich gehört. Es hat mir sehr leid für ihn getan. Auch ich habe meine Frau sehr jung im Kindbett verloren und weiß wie schwierig die ersten Jahre danach sind. Bitte richte ihm auch meine besten Grüße aus."


    Das Gespräch begann nicht gerade mit den positivsten Themen und dementsprechend trübte es die Stimmung des Decimers ein wenig.


    "Was meinen Adoptivsohn und meine Nichte betrifft, so kann ich dir mitteilen, dass sie sich mittlerweile beide wieder hier in der Casa befinden. Meine Nichte wurde bereits vor meiner Ankunft freigelassen. Es geht ihr den Umständen entsprechen wieder gut.


    Und Serapio ist vor wenigen Nächten zu uns gebracht worden. Seit dem konnte er das Zimmer jedoch krankheitsbedingt noch nicht verlassen."


    Dass sein Adoptivsohn derzeit fiebernd, hustend, und schwärzester Melancholie verfallen das Krankenlager hütete, wollte Livianus dem Besucher nicht auf die Nase binden. Schließlich traf er den Mann heute zum ersten Mal und wusste nicht, wie nahe sein Verhältnis zur jungen Generation seiner Familie war.

  • Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    ........
    "Als Consul... nun das ist ein ergeiziges Ziel. Willst Du uns auch schonmal in Deine Pläne einweihen, was Dich als Consul in die Geschichtsbücher tragen soll?!"


    Wieder einmal zeigte sich, dass Livianus vielleicht nicht der geborene Politiker war, ihn jedoch der taktische Spürsinn eines römischen Offiziers und Feldherrn nach wie vor nicht verlassen hatte. Avarus war schon immer ein knallharter Diskussionspartner im Senat, den man nicht unbedingt zu seinen Gegnern zählen wollte. Oft meinte er es nicht einmal böse sondern ließ seinen Gedanken einfach freien Lauf, ob sie nun positiv oder auch negativ zum aktuellen Thema waren. Und dieses eine Mal wollte Livianus nicht vor dem gesamten Senat von Avarus in der Luft zerrissen werden, sondern zog die private Atmosphäre seines Officiums vor.


    "Ehrgeizig vielleicht, aber ich denke nicht unmöglich. Meine Pläne dazu hören sich vielleicht sehr simpel an, ich glaube allerdings nicht dass sie sich genauso einfach umsetzen lassen. Wie ich eben andeutete halte ich mich für eine gute Alternative zu den Hinterbänklern, die bisher vielleicht ihre persönlichen Interessen voranbrachten, aber letztendlich seit dem Ende des Bürgerkrieges einen für sie angenehmen politischen Stillstand aufrechterhielten. Dies möchte ich ändern. Über große Projekte, mit denen früher so mancher Kandidat für sich warb und sie letztendlich nach der gewonnen Wahl gleich wieder vergas, brauche ich mir keine Gedanken machen. Zu tun gibt es genug.


    Es gilt nach wie vor die einen oder anderen noch vorhandenen baulichen Schäden in Rom zu beseitigen, den Senat aus seinem Dämmerungsschalf zu wecken und Palma dabei zu helfen die von ihm gewünschte Eintracht zwischen Senat, Magistraten, Volk und Kaiser wiederherzustellen. Die jungen Magistrate gehören geführt und angeleitet. Sie brauchen einen Consul der ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu steht und ihnen eine gemeinsame Richtung weist. Also genau das, was die Aufgabe eines Consuls eben ist. Ob ich damit in die Geschichtsbücher eingehe überlasse ich den Schreibern. In jedem Fall habe ich das Gefühl etwas zu bewegen und nicht nur zuzusehen.


    Das der Weg über das Consulat natürlich schwieriger ist, als einfach zu Palma zu gehen und ihm um ein neues senatorisches Amt zu bitten ist mir dabei schon bewusst. Andererseits hoffe ich, dass die Senatoren es mir bei meiner Kandidatur anrechnen werden, meine Tatkraft und Energie in Form eines Ehrenamtes einbringen zu wollen, anstatt zu den bestbezahltesten Senatoren Roms zu gehören."


    Livianus wollte hier selbstverständlich keine Wahlrede halten und bremste sich wieder ein. Er hoffte die beiden Germanicer, allen voran Avarus, mit seiner kurzen Ansprache von seiner Sache überzeugt zu haben. Ein Schluck aus seinem Becher half ihm dabei seinen trocken gewordenen Mund wieder anzufeuchten. Zu einer Aussage ließ er sich aber dann doch noch in Richtung Avarus hinreißen.


    "Und einmal Ehrlich. Nenne mir einen Consul der letzten zehn Jahre der in die Geschichtsbücher eingegangen ist oder eingehen wird. Nein. Darum geht es mir dabei gewiss nicht."

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