• Ganz definitiv hatte sie ein Höflichkeitsproblem. Er war die ganze Zeit über freundlich gewesen, nicht zu vergessen, dass er ihr Gast war, und abgesehen vom anfänglichen rhetorischen Geplänkel legte sie einen Ton an den Tag, der unfreundlicher wohl nur durch Beleidigungen ging. Dabei hatte er ihr nicht einmal etwas getan, sie nicht einmal gerügt oder düpiert, obwohl sie ihm nun wirklich jeden Anlass der Welt dazu gegeben hatte.
    Aber gut, dann klärte er eben jetzt einmal sie auf, wie das lief. “Nun, brauchen tue ich nur ein passendes Opfertier, am besten ein Schaf. Die Frage ist eher, was du mir anbietest, damit dieses möglichst positiv angenommen wird.“ Er war ja kein Handwerker, der für einen hergestellten Schuh wie auf dem Markt einen Preis hinausschrie, den sie dann nach unten handelte wie eine echte Krämerseele. Er war Haruspex, und wenn sie ihn bestechen wollte, lag es an ihr, ein Angebot zu machen – das er dann nach oben korrigieren konnte.

  • Zitat

    Original von Decima Seiana
    „Möchtest du dich setzen?“ bot sie ihm einen Stuhl an, und nickte dann leicht. Dass er wegen der Schola kam, war nicht schwer zu erraten gewesen, sonst hätte er kaum zuerst versucht sie dort zu erreichen. „Das ist richtig“, antwortete sie dann auf seine letzten Worte, mit einem leichten, aber kühlen Lächeln... und schwieg dann wieder. Sie hatte schon gefragt, weswegen er hier war, und sie sah nicht ganz ein, warum sie nun ein zweites Mal fragen sollte... Er würde schon sagen, warum er hier war.


    Dankend nahm er Platz. Zu lange wollte der Senator zwar nicht bleiben, aber es hatte auch etwas Gutes nämlich die Beine und damit explizit den Fuß zu entlasten. Zwar lief er schon wieder recht ordentlich, doch übereifrig wollte Avarus dann doch noch nicht werden. Vorerst blieb er bei den allgemeinen Geplänkel.


    "Du kommst mit dem Überarbeiten der Kurse voran? Ich hörte, das Du auch mit dem Gedanken spielst etwas ganz Neues dem lernenden Volk vorzustellen?"

  • Der Aurelius legte es also tatsächlich darauf an, dass sie zuerst einen Vorschlag machte. Seiana wäre es lieber gewesen, wenn er einfach gesagt hätte, was er haben wollte für seine Gefälligkeit, und fertig. Sie war nicht darauf aus, großartig zu handeln, sie wollte es einfach nur erledigt haben – wie so vieles, nein, eigentlich alles im Zusammenhang mit dieser Hochzeit. Es war nicht so, dass die Organisation ihr über den Kopf wuchs, aber es war zeitraubend, und sie empfand das alles schlicht und ergreifend als... zu viel. Und sie hatte sich nicht aus der Affäre ziehen können. So gern sie die Organisation komplett abgegeben hätte, aber das hatte sie dann doch einfach nicht tun können, dafür war die Eheschließung zu wichtig und die Gästeliste zu hochkarätig, um das Risiko einzugehen, es irgendwelchen Sklaven zu überlassen. Aber selbst wenn man außen vor ließ, wie diese Verbindung zustande gekommen war: sie hasste diese Hochzeitsfeier schon jetzt.


    Ihre Miene zeigte davon allerdings nichts. Im Grunde war sie schon froh darüber, dass dieses Gespräch verhältnismäßig kurz und schmerzlos ablief. Fehlte nur noch ihr Angebot und seine Reaktion darauf... und obwohl sie es lieber gesehen hätte, hätte er einfach seinen Preis genannt, war auch das kein Problem, zumal sie ohnehin mit dem Terentius darüber gesprochen hatte. „Nun, ich weiß nicht, ob du dich für Pferdezucht interessierst. Falls ja, könnte ich dir fünf sehr schöne Tiere empfehlen. Vielleicht reizt dich allerdings auch eine Auswahl an exquisiten Goldschmiedearbeiten im selben Wert mehr.“

  • Seiana setzte sich ebenfalls, als der Senator sich setzte, und hörte sich seinen Einstieg in das Gespräch an. „Nun, ja. Ich habe die Lehrenden dazu angehalten... Es geht ein wenig langsamer als gedacht, aber die Berichte, die auf meinem Schreibtisch landen, sind dennoch positiv“, lächelte sie höflich. Der zweiten Frage konnte sie zunächst allerdings nur mit einer Gegenfrage begegnen: „Von welcher Neuerung sprichst du? Der Fortgeschrittenen-Variante des Cursus de rebus vulgaribus?“

  • Na also, ging doch! Auch wenn Sextus den Tauschwert für seine Bemühungen dann doch ambivalent sah. “Pferde können krank, alt und gebrechlich werden, und Goldschmuck, so er nicht ohnehin mit Blei versetzt ist, trage ich keinen. Und wollte ich ihn meiner Frau schenken, würde sie mit vorwerfen, ich hätte etwas ausgefressen und wolle sie besänftigen.“ Abgesehen davon, dass Sextus keine Ahnung hatte, nach welchen Kriterien sie ihren Schmuck auswählte. Während er einige ihrer Stücke wegen dem Warenwert durchaus schätzte – waren sie mit Granat oder Türkis geschmückt und damit besonders teuer – gab es andere, die eingeschmolzen weniger wert wären als der Preis, für den seine Frau sie erstand. Und ihm versicherte, sie wären es wert. Er hatte keine Ahnung, was diesen wert ausmachen sollte.
    Dennoch blieb es dabei, dass ihm diese Aussage doch etwas vage war. “Ich bevorzuge die Art Goldschmuck, auf die das Konterfei des ein oder anderen Kaisers gedruckt ist.“ Was wollte Sextus mit Pferden? Er hatte keinen Rennstall und keine Zucht, und er setzte sich nicht häufiger als notwendig auf eines dieser Viecher. Und auch für Schmuck hatte er keine Verwendung. Das konnte auch nur einer Frau einfallen, sowas anzubieten. Er würde kaum mit Goldkettchen rumlaufen. Liebe kalte, bare Münze.
    Kurz überschlug Sextus, was sie ihm grob angeboten hatte. Wenn er ein Pferd mit 250 Sesterzen für den mittelitalischen Durchschnittsgaul ansetzte, dann wären das in etwa zwölfeinhalb Aurei. Ordentlicher Preis eigentlich. Andererseits: Ritter hatten Geld, sollten sie etwas davon ausgeben.
    “Ich denke, dein Mann dürfte genug Erträge haben, dass er sich auch zwanzig Aurei leisten kann.“ Es war nicht ganz das doppelte von dem, was sie bot, aber doch ein deutlicher Sprung nach oben. Und ganz nebenbei konnte Sextus mit seiner Bemerkung herausfinden, ob der PP von dieser Unterredung überhaupt wusste – oder gegebenenfalls getrennt zur Kasse gebeten werden konnte.

  • „Das wird sich bewerkstelligen lassen“, antwortete Seiana. Merkwürdigerweise hatte sie in dieser Hinsicht nicht mit der Tür ins Haus fallen wollen – aber ihr war es nur recht, wenn der Aurelius sich mit Münzen zufrieden gab, und nichts wollte, was sie erst wieder beschaffen musste... nur damit er es am Ende dann vielleicht doch weiter verkaufte oder einschmolz oder sonst etwas. Nein, ein einfacher Austausch von Münzen ging schneller und war effektiver, fand sie.


    Bei seinen nächsten Worten wölbte sich allerdings eine ihrer Augenbrauen leicht nach oben. „Die Frage ist allerdings nicht, was er sich leisten kann, sondern was er zu zahlen bereit ist.“ Deutlich genug war der Terentius ja gewesen bei ihrem Gespräch. Wir müssen nur aufpassen, daß sie uns nicht über den Tisch ziehen. Die Priester sind gierig. Nicht dass sie dem Aurelius das auf die Nase binden musste, aber ihre Worte waren wohl auch so deutlich genug. „Natürlich steht es dir frei, persönlich mit ihm Rücksprache zu halten... Aber ich kann dir versichern, dass er meine Meinung teilt.“ Sie machte eine kurze Pause, um ihre Worte wirken zu lassen, bevor sie weitersprach – und ihr Angebot dennoch ein wenig erhöhte. Letztlich wollte sie das hier vor allem einfach erledigt wissen. Und obwohl sie wie ihr Zukünftiger auch freilich das Geld nicht zum Fenster hinaus werfen wollte, spielte der Preis dabei dann doch nur die zweitrangige Rolle. „15 Aurei halte ich für recht großzügig. Insbesondere wenn ich dir zudem das Wohlwollen sowohl der Acta als auch des Praefectus Praetorio zusichere.“ Was sie nicht tun würde, wenn er tatsächlich auf 20 Aurei bestand. Und dass gerade das Wohlwollen des Gardepräfekten nur schwerlich aufzuwiegen war – schon gar nicht mit 500 Sesterzen –, würde wohl auch dem Aurelius klar sein.

  • Es konnte ein Bluff sein, konnte wirklich so sein, dass der Terentier bescheid wusste. Sextus kannte den Mann nicht, so dass er einschätzen hätte können, ob der wirklich eine Frau zum verhandeln vorschicken würde. Nach allem, was er gehört hatte, war der Mann erfahrener Kommandant und ein harter Hund. Das machte unwahrscheinlich, dass er das dann einer Frau überlassen würde. Auf jeden Fall wusste er wohl nicht, wie sich dieses Frauenzimmer hier gebärdete. Sextus kam noch immer nicht darüber hinweg, wie sich die Decima verhielt. Sie war hübsch und könnte sicherlich liebreizend sein, aber sie benahm sich wie ein Kerl, und dazu noch nicht einmal wie ein kerliger Kerl. Entweder hatte der Terentier insgeheim gern eine Frau, die ihn unter ihren Pantoffel drückte, oder aber er konnte einem redlich leid tun.


    Allerdings war ihm von diesen Gedanken nicht das geringste Anzumerken, während er sich ihre Worte durch den Kopf gehen ließ. Wenn es ein Bluff war, konnte sie nicht für das Wohlwollen ihres Mannes garantieren. Wenn es allerdings keiner war, dann konnte das recht nützlich sein. Wobei es noch recht schwammig war.
    “Nun, Decima, ich kenne weder dich noch deinen zukünftigen Gatten gut genug, um beziffern zu können, wie wertvoll dieses Wohlwollen sein mag. Manche Leute pflegen ihre Freundschaften intensiver als andere, für die eine Gefälligkeit nur ein leeres Wort ist.“ Oder anders gesagt: Er hatte keinen Grund, ihr zu trauen. Und er tat es auch weiterhin nicht, als er dann scheinbar wohlwollend und wie als Vertrauensbeweis anfügte: “Ich denke, fünfzehn Aurei sind gut.“ Plus eben angesprochenes Wohlwollen. Ein Risiko, sicherlich. Allerdings waren auch schon die zwölfeinhalb Aurei eigentlich genug Bestechungsgeld gewesen für ein kleines „Die Götter sind höchsterfreut über diese Verbindung und segnen sie“ oder ähnlich hochtrabende Plattitüden.

  • Sie kannte ihren zukünftigen Gatten selbst nicht gut genug, um beurteilen zu können, zu welcher Sorte Mensch er nun zählte… aber zumindest ihr gegenüber war er bisher offen aufgetreten, und er war ihr nicht in den Rücken gefallen. Was bei der Art ihres Kennenlernens doch etwas zu bedeuten hatte, fand sie. In jedem Fall aber gehörte sie zu jenen, die zu ihrem Wort standen, und sie… würde schon einen Weg finden, dass auch der Terentius sich daran hielt. Selbst wenn er nicht so viel Wert darauf legen sollte, irgendetwas würde es geben, was sie ihm anbieten konnte dafür.
    „Ich könnte dir freilich viel erzählen über ihn und mich. Aber letztlich würden viele Worte doch nur darauf hinauslaufen, dass du das Risiko wirst eingehen müssen, uns in dieser Hinsicht zu vertrauen.“ Wieder ein kühles Lächeln, das nichts von der Erleichterung verriet, die sie empfand, als er einwilligte. Wieder etwas erledigt… zwar nicht ganz billig, aber dafür schnell. „Dann sind wir uns einig. Ich würde vorschlagen, dass du zehn Aurei vor der Hochzeit bekommst… den Rest danach. Und ich würde mich freuen, wenn du und deine Gattin auch den Feierlichkeiten im Anschluss beiwohnen würdet.“

  • Zitat

    Original von Decima Seiana
    Seiana setzte sich ebenfalls, als der Senator sich setzte, und hörte sich seinen Einstieg in das Gespräch an. „Nun, ja. Ich habe die Lehrenden dazu angehalten... Es geht ein wenig langsamer als gedacht, aber die Berichte, die auf meinem Schreibtisch landen, sind dennoch positiv“, lächelte sie höflich. Der zweiten Frage konnte sie zunächst allerdings nur mit einer Gegenfrage begegnen: „Von welcher Neuerung sprichst du? Der Fortgeschrittenen-Variante des Cursus de rebus vulgaribus?“


    "Das kenne ich nur zur Genüge. Des Römers Zunge ist immer schneller dabei als deren Hände."


    Sollten seine Informaten schlampig geworden sein oder war einfach nichts Neues geschehen, das sie sich Geschichten hatten einfallen lassen, um den Senator zu beeindrucken?!


    "Nein das meine ich nicht, den kenne ich ja schon. Was ich hörte, war das du an einem neuen Kurs arbeitest, der für die fortgeschrittenen Schüler gedacht ist?!"


    Er setzte ein fragendes, wie auch forschendes Gesicht auf...

  • Sollte er sie nun aufklären, dass man Bestechungen im Allgemeinen im Vornherein zahlte? Natürlich gefiel es Sextus nicht, dass sie so elend kleinlich war, den Betrag auch noch zu stückeln. Die Frau hatte wirklich weniger Anstand als die Lupae unten am Tiber in der Nähe der Färbereien (die man im Allgemeinen auch im Voraus bezahlte und nicht einen Teil erst 'nach Erbringung der Dienstleistung'). Aber andererseits war es Sextus die Mühe nicht wert, diese Frau zu erziehen. Er hatte kein weitergehendes Interesse an ihr, und wenn sie sich so sehr bemühte, ihren zukünftigen Mann lächerlich zu machen, warum sollte er sie aufhalten? Es war nicht seine Familie und stand nicht in näherem Zusammenhang zu Sextus' persönlichen Plänen.
    “Es wird meiner Frau eine ebenso große Freude sein wie mir“, schloss er also galant und ging über ihre erneuten Unhöflichkeiten hinweg. Wo sie sich doch mit der Einladung grade so brav an ihre Manieren zu erinnern versuchte...
    “Ich werde dann deinen Sklaven in den nächsten Tagen erwarten. Ich nehme an, das Opfertier wird von dir bereitgestellt und vorbereitet werden?“ Eigentlich eine eher obligatorische Frage, bevor am Ende aber kein annehmbar benebeltes Schaf zur Verfügung stand, stellte er sie lieber dennoch.

  • Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    "Nein das meine ich nicht, den kenne ich ja schon. Was ich hörte, war das du an einem neuen Kurs arbeitest, der für die fortgeschrittenen Schüler gedacht ist?!"


    Er setzte ein fragendes, wie auch forschendes Gesicht auf...


    Seiana zog ganz leicht die Augenbrauen hoch. Hatte der Germanicus sie falsch verstanden? Aber was war an die Fortgeschrittenen-Variante so missverständlich? In jedem Fall zielte seine Nachfrage auf genau das ab, was sie eben schon gesagt hatte. „Doch, offensichtlich meinst du diesen Kurs. Geplant ist eine Fortgeschrittenen-Variante des Cursus de rebus vulgaribus. Ähnlich aufgezogen wie dieser, nicht zu spezifisch, sondern mit Inhalten aus verschiedenen Bereichen – allerdings eben für Fortgeschrittene. Und ich verstehe offen gestanden gerade nicht, worauf deine Frage abzielt. Ich habe durch den Consul vor einiger Zeit einen Vorschlag zu einer Gesetzesänderung der Lex Scholae Atheniensis einbringen lassen. In dieser Änderung ist auch dieser Fortgeschrittenenkurs entsprechend aufgeführt. Die Änderung wurde, so weit ich weiß, im Senat auch schon diskutiert.“ Warum der Germanicus da nun um den heißen Brei redete und davon sprach, dass er davon gehört hatte, als sei das etwas Besonderes, war Seiana nicht ganz klar. Sie hielt es im Gegenteil für selbstverständlich, dass er sich als Senator über laufende Themen des Senats informierte, selbst wenn er bei der betreffenden Sitzung nicht anwesend gewesen war – und wenn ihre Informationen stimmten, dann war er bei jener Sitzung anwesend gewesen.

  • Seiana nahm seine Zusage mit einem leichten Neigen ihres Kopfes zur Kenntnis, bevor sie dann wirklich nickte. „Ja. Ich werde bei den Tempeln in Auftrag geben, in den nächsten Tagen ein geeignetes Tier herauszusuchen. Ein Opferhelfer wird sich dann um die Vorbereitung kümmern.“ Und auch dort würde sie – in diesem Fall durch ihre Sklaven – deutlich machen, dass ihr das Opfer wichtig war. Das Tier musste makellos sein, idealerweise nicht nur im Aussehen, sondern auch im Verhalten. Keines, das zu aufmüpfig war, keines, das zu trantütig war, und keines, das auch nur das kleinste Anzeichen einer Erkrankung zeigte. Natürlich würde es für das Opfer noch vorbereitet werden, aber dennoch: je besser die Grundvoraussetzungen, desto besser die Chancen, dass bei der Hochzeit auch alles glatt lief.

  • Zitat

    Original von Decima Seiana


    Seiana zog ganz leicht die Augenbrauen hoch. Hatte der Germanicus sie falsch verstanden? Aber was war an die Fortgeschrittenen-Variante so missverständlich? In jedem Fall zielte seine Nachfrage auf genau das ab, was sie eben schon gesagt hatte. „Doch, offensichtlich meinst du diesen Kurs. Geplant ist eine Fortgeschrittenen-Variante des Cursus de rebus vulgaribus. Ähnlich aufgezogen wie dieser, nicht zu spezifisch, sondern mit Inhalten aus verschiedenen Bereichen – allerdings eben für Fortgeschrittene. Und ich verstehe offen gestanden gerade nicht, worauf deine Frage abzielt. Ich habe durch den Consul vor einiger Zeit einen Vorschlag zu einer Gesetzesänderung der Lex Scholae Atheniensis einbringen lassen. In dieser Änderung ist auch dieser Fortgeschrittenenkurs entsprechend aufgeführt. Die Änderung wurde, so weit ich weiß, im Senat auch schon diskutiert.“ Warum der Germanicus da nun um den heißen Brei redete und davon sprach, dass er davon gehört hatte, als sei das etwas Besonderes, war Seiana nicht ganz klar. Sie hielt es im Gegenteil für selbstverständlich, dass er sich als Senator über laufende Themen des Senats informierte, selbst wenn er bei der betreffenden Sitzung nicht anwesend gewesen war – und wenn ihre Informationen stimmten, dann war er bei jener Sitzung anwesend gewesen.


    "Doch, doch ich weiß davon."


    War heute wohl etwas gereizt die Gute. Nun für Avarus war das egal. Immerhin hatte er nun die Bestätigung, das es unverändert still um die Schola blieb. Schade eigentlich. Außerdem stand es ihm nicht danach als Prellbock zu fungieren. Also kam er dann mal zum eigentlichen Teil seines Besuches.


    "Ich habe mir zwecks der Schola etwas überlegt. Oder sagen wir, was meine Person betrifft. Vor einigen Monaten hast Du ja den letzten Kurs, der dir noch fehlte abgelegt. Ich hatte dabei gehofft, das es mit Diplom geschieht. Dafür hat es aber nicht gereicht. Nun saß ich ein paar Mal im Garten und dachte darüber nach, was Richtig und was gewagt ist. Immerhin ist das Absolvieren der Lehre der Architektur eine Art Freibrief für angehende Baumeister. Ihnen liegt viel Verantwortung auf den Schultern und sie entscheiden über Leben und Tod all jener, die ein Gebäude betreten oder bewohnen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, das Risiko nicht einzugehen."


    Er blickte erleichtert, denn es war endlich raus. Zuviel würde er sich selbst dem Vorwurf ausgesetzt sehen, kam es zu einem schrecklichen Unglück, das auf ein kleines Maß Unwissenheit zurück zu führen war.


    "Ich werde daher selbst die Architektur weiter lehren. Ein entsprechender Hinweis ist bei den Schreibern der Schola in Rom zu hinterlegen. Dafür werde ich ein paar Willige sammeln, um ihnen die nötigen Aufgaben zu stellen. Für diesen Akt reicht es mich in den Status eines Praeceptor Externus zu versetzen. Für alle anderen Kurse stehe ich vorerst nicht mehr zur Verfügung. Weder die Zeit noch die Muse erlaubt es mir der Schola weiter so aufmerksam zu dienen wie in den letzten Jahren. Ich hoffe nur, sie verschwindet nicht in der Bedeutungslosigkeit. Ich appelliere an Dich sich um frische Lehrkräfte zu kümmern, die nicht nur daran intressiert sind ein Siegel zu tragen. Ich weiß auch, das ich mir mit dieser Aussage lange Zeit gelassen habe. Aber manch einer ist neben seiner Frau mit der Arbeit verheiratet, ich dachte bis vor kurzen, ich wäre dies mit der Schola Athenensis. Doch auch meine Kräfte schwinden."


    Erneut fiel ein Brocken von den Senator Germanicus ab. Er hatte lange mit sich gerungen, aber es ging zur Zeit einfach nicht mehr. Mit jedem weiteren Schritt nach oben in der Laufbahn und als Patron wurde die Luft dünner und Zeit war ein heiliges Wort. Avarus wartete auf die Reaktion...

  • Flavus hatte mal wieder Hunger, also blieb ihm wohl nix anderes übrig sein Zimmer zu verlassen und sich in das tablinum zu begeben. Auf dem Weg traf er auch gleich einen der vielen Sklaven an und bestellt schon einmal Brot, Wein und etwas Fleisch.


    Er legte sich nieder und wartete auf das Essen, als ihm einfiel dass er bereits seit längeren nichts mehr von seinem Onkel gehört hatte. Wie es ihm wohl gehen würde, soweit entfernt der Heimat? Es musste nicht angenehm sein am Ende des Imperiums unterwegs zu sein, keinem sagen zu können wo genau man sich befindet, die ganze Familie im Ungewissen zu lassen. Nein, ein Soldatenleben wäre nichts für Flavus, auch wenn ihn manches Abenteuer doch reizen würde. Aber er war kein Soldat, wenn nur ein Verwalter der Soldaten und Legionäre. Aber nun, es war nicht die Zeit über solche Dinge nachzudenken, denn seine Gedanken kreisten weiter um seinen Onkel.


    Das Essen wurde serviert, Flavus Gedanken wurden durch den stets guten Wein zerstreut und er bemerkte nicht einmal was in der casa vorging.

  • Auch eine Messalina hatte mal Hunger, wenn auch ihre jeweiligen Portionen nicht besonders üppig ausfielen. Sie häufig von jedem bisschen naschte, außer es gäbe Süßspeisen, dann langte sie ebenfalls kräftig zu, dass man meinen könnte, sie wäre ein Gladiator nach einem siegreichen Kampf. Sie war halt noch nicht in dem Alter angelangt, wo Frauen auf ihrem Körper achten und ihre Eitelkeit dermaßen an Gestalt angenommen hatte, das jeder von ihnen dachte, sie wäre Venus persönlich. Also machte sie sich von ihrem Zimmer zum Tablinum auf, um dort einiges an Obst zu verzehren, besonders die Trauben werden heute reichlich verputzt. Die waren Messalina so lecker, wenn auch die Kerne störten. Vielleicht würde sie einen Sklaven beauftragen, der die Trauben vorher entkernte. So gemein wäre sie, ganz im Vorbild ihrer Tante. Angekommen sah sie einen ihr unbekannten Herrn liegend.


    Öhm, wer das? Der sich so breit machte und etwas kränklich aussah. Nicht dass er noch Messalina ansteckte, dass wäre zurzeit ungünstig, da ihre eventuelle Captio zur Vestalin bevor stand. Zögerlich ging sie zu ihm, und stupste ihn ganz vorsichtig mit dem rechten Zeigefinger an.
    "Wer bist du?"

  • Ziemlich verschlafen aussehend und mit eher schlampig angezogener Tunika, eines der von schlichten Fibeln gehaltenen Schulterstücke meiner sandfarbenen Tunika war von ihrem angestammten Platz herunter gerutscht und auch ansonsten saß die Tunika ziemlich schief und sah recht zerknittert aus, betrat ich das tablinum. Mit vorgehaltener Hand gähnte ich und strich dann mit der Hand durch mein Haar, kratzte mich mit dieser dann am Kopf als ich mich umsah.
    Seitdem ich meine Schneiderei schließen musste schlief ich immer ziemlich lange und war auch sonst recht untätig, es wurde wirklich Zeit, dass ich mir eine neue Beschäftigung suchen würde. Auch jetzt war ich nur deshalb wach, weil Sokrates mich durch sein nervtötendes Geklopfe an die Tür meines cubiculums weckte und meinte es wäre Zeit etwas zu essen. Missmutig blickte ich über meine meine Schulter zu ihm zurück, ehe ich die beiden Anwesenden musterte. Salve. Weiter missmutig murrte er die Begrüßung nur, ehe er sich auf eine der Klinen plumpsen ließ, sich nicht darum scherte, dass er keinen der beiden kannte. Sie würden wohl irgendwelche Verwandte sein, sonst wären sie wohl kaum hier.


    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/111022/ibycalyg.jpg]
    Sokrates:


    Verärgert blickte Sokrates seinen Freund an, der sich seit einiger Zeit so viel anders als sonst verhielt. Und das gefiel ihm gar nicht. Verdammt, Catus! Verhalt dich doch mal wieder normal. So warst du doch sonst nicht. Haben dich diese Ereignisse in deiner Schneiderei und ihre Schließung so sehr verändert oder was ist mit dir los? Er fuhr ihn auf Sarmatisch an, blieb von Stimm- und Tonlage her aber ruhig. Die anderen Anwesenden mussten ja nicht mitbekommen was los was. Doch wie schon so oft erhielt er wieder keine Antwort sondern nur eine wegwischende Handbewegung, und wie immer resignierte er und seufzte. Salve. Freundlich, aber noch immer mit Resignation in der Stimme begrüßte Sokrates die Verwandten seines Freundes, ehe er sich über seine braune Tunika strich und sich auch auf eine der Klinen niederlegte um etwas zu sich zu nehmen.

  • Das war ja ein Treiben. Da sah man tagelang niemanden und nun schein das ganze Haus speisen zu wollen. Aber wer war das Mädchen dass ihn da so ungeniert anstupste? Er hatte sie nie gesehen, für ihr alter ein hübsches Mädchen, das musste man durchaus anerkennen, aber wer war sie? Und wirklich viel Respekt hatte sie ja offensichtlich auch nicht.


    "Salve junge Dame. Ich bin Caius Decimus Flavus, und wer bist du?" Gesehen hatte er sie noch nie, soviel stand fest.


    Er wandte sich Catus zu, er war mitgenommen und wirkte fast deprimiert. Dazu sah er aus als hätte er Nächte nicht geschlafen, selbst die Kleidung saß nicht richtig und seinen bart könnte er sich auch mal stutzen lassen. Was mir mit Catus los, er war sonst stets auf seine Außendarstellung bedacht, gut gekleidet und frisch rasiert.
    "Salve Catus. Was ist dir denn zugestoßen?"


    Es gefiel ihm nicht wie sich der Sklave von Catus verhielt, es war immer noch ein Sklave und kein Decimer. Er würde bei Gelegenheit Catus darauf ansprechen dass er seinem Sklaven doch mal klarzumachen hatte wie er sich in Gegenwart anderer Decimer zu verhalten hatte, wenn Seiana oder Serapio das sehen würden...

  • Als sich Flavus vorstellte, nickte Messalina leicht. "Soso, du bist auch ein Decima. Das ist ja toll, weil ich mich so sehr allein fühle. Bist du der Bruder von Tantchen Seiana?", fragte sie leicht zögerlich und wurde etwas rot im Gesicht.


    Die anderen hatte sie ungewollt ausgeblendet, da sie zu sehr auf Flavus fixiert war, irgendwie scheinte er ihr zu interessieren, wenn auch das nicht ihre Art war, da sie Männer über alles hasste.
    Bevor sich Messalina etwas weiter von Flavus setzte, ging sie zu einem Wasserschälchen, um den Finger zu säubern, der Flavus berührt hatte, da sie weiterhin Angst hatte sich anzustecken.



  • Flavus musste Lächeln, die kleine Dame erinnerte ihn doch etwas an seine Cousine, diese war nur unwesentlich jünger gewesen als er sie das letzte mal gesehen hatte.
    "Nein, ich bin mit Seiana nicht direkt verwandt und schon gar nicht ihr Bruder. Ich bin sozusagen ein entfernter Verwandeter, und du? Zu welchem Teil der Familie gehörst du denn, stammst du auch aus Hispania? Wer ist denn dein Vater?"


    Er schaute Messalina zu wie sie sich die Finger säuberte, was das wohl zu sagen hatte?

  • Messalina winkte einen Sklaven zu sich. "Einmal Trauben entkernen!" , deutete dabei auf die Schale mit den vielen leckeren aussehenden Trauben. Dann wandte sie sich wieder Flavus zu.
    "Ach so, schade." Ein entfernter Verwandter? Nur welcher blieb weiterhin geheim. "Mein Papi ist Titus Decimus Varenus, er wohnt aber in Genua." , blickte dabei nach unten und sah sich den schönen Mosaikboden an. Sie fing an die Muster zu zählen. "Eins, zwei… ." Sofort sah sie wieder zu Flavus. "Mein Großonkel ist Meridius. Der Held von Hispania!" , streckte dabei ihren rechten Zeigefinger in die Luft.


    Der Sklave wiederum war damit beschäftigt, die Trauben irgendwie zu entkernen, doch er war einfach zu ungeschickt dafür.


Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!