Decimus Livianus

  • Livianus war mit einer leichten Tunika gekleidet und saß hinter seinem Schreibtisch. Er wirkte etwas erschöpft, was an der Prozedur lag, die er eben hinter sich hatte. Die beiden Verwandten konnten nicht wissen, dass sie gerade bei der Behandlung von Livianus Narben gestört hatten und deshalb länger vor der Zimmertüre warten mussten. Der Senator wollte die beiden jedoch keinesfalls wegschicken und nahm daher diese kurze Pause in kauf. Freundlich lächelte er, als er die Worte Verus hörte. Dann wandte er sich an den jungen Mann.


    "Es freut mich dich kennen zu lernen. Was kann ich für dich tun?"

  • Auch wenn Tiberius die Bemerkung seines Vaters für äußerst unangebracht und keinesfalls rechtmäßig hielt, ließ er sich davon nicht irritieren und signalisierte seinen Argwohn nur mit einem deutlichen Gesichtsausdruck. Nachdem die beiden in Livianus' Officium eingelassen wurden, positierte sich Crassus rechts von seinem Vater. Als Verus auch noch seine Hände schützend auf die Schultern seines Sohnes legte, überspannte dieser den Bogen merklich. Immerhin war der junge Decimus die letzten Wochen auch sehr gut ohne die Hilfe seines früher verschollenen Vaters zurechtgekommen. Tiberius wich aus und konzentrierte sich nun auf den Senator vor ihm.


    "Es ist mir eine Ehre, Senator. Ich bin hier bei dir, weil mein Vater mich in einer Angelegenheit auf dich verwiesen hat. Es geht um Politik", verallgemeinerte Crassus zunächst.


    "Mein Ziel und Wunsch ist die Kandidatur für den Cursus Honorum. Da ich hierzu aber womöglich weder die richtigen Kontakte habe, um bei der Wahl zu bestehen, noch Unterstützer habe, um beim Kaiser die Erhebung in den benötigten Ordo Senatorius zu erbeten, stehe ich nun vor dir um um Hilfe zu bitten."


    Um die Direktheit seiner Bitte sorgte sich Tiberius zunächst nicht.

  • Livianus ließ die Worte des jungen Mannes auf sich wirken und dachte einen kurzen Moment nach. Er freute sich darüber, dass Verus und sein Sohn ausgerechnet zu ihm gekommen waren, um ihr Anliegen vorzubringen und um seine Unterstützung zu bitten, wusste er schließlich, dass Verus ein Klient des Aelius Quarto war, den Livianus zu einen der einflussreichsten Männer Roms zählte.


    "Ein wichtiger aber auch gewagter Schritt im Leben eines jungen Mannes, aber auch ein sehr ehrenwertes Ziel das du anstrebst. Ich habe noch nie einem Mitglied unserer Familie meine Hilfe versagt und habe es auch bei dir nicht vor."


    Ein Lächeln trat ins Gesicht des Senators.


    "Du kannst dir meiner Unterstützung sicher sein. Ich werde sehen, was ich für deine Erhebung in den Ordo Senatorius tun kann,………."


    Da viel Livianus auf, dass er den Namen des jungen Mannes nicht kannte oder er ihm gerade entfallen war. Auffordernd, den Satz mit seinen Namen zu ergänzen, sah er den Verwandten an.

  • Tiberius lächelte zufrieden. Anscheinend stand er hier vor dem richtigen Mann.


    "Tiberius, Senator. Tiberius Decimus Crassus", ergänzte der junge Mann.


    "Wie sollte ich nun weiter vorgehen, wenn ich fragen darf?"


    Natürlich, die Erhebung in den Ordo, allerdings wollte er nicht all seine Arbeiten seinen Verwandten und Unterstützern auflasten.

  • Wieder dachte der Senator einen kurzen Moment nach, ehe er Crassus seine Antwort mitteilte.


    "Also, das Beste wäre, wenn du damit beginnst bei den einflussreichen Senatoren vorstellig zu werden. Es ist wichtig, dass du für die kommenden Wahlen Unterstützer an Land ziehst. Ich nehme doch richtig an, dass du bei den kommenden Wahlen bereits antreten möchtest? Zeit hast du jedenfalls genug bis dahin.


    Ich werde mich in der Zwischenzeit um die Erhebung kümmern. Demnächst habe ich einen Termin im Palast, da werde ich sehen, was ich für dich tun kann."

  • Tiberius nickte leicht.


    "Gut, das werde ich tun. Sofern sich dies alles bis zu den nächsten Wahlen erledigen lässt, habe ich vor bei diesen zu kandidieren, ja", entgegnete Crassus.


    "Mein Patron heißt übrigens Spurius Purgitius Macer, wenn dir das etwas hilft."


    Ob Livianus dies besser aufnehmen würde, als sein Vater, würde sich noch zeigen.


    "Danke schon einmal, für deine Bemühungen, Senator."

  • Natürlich hätte es Livianus lieber gesehen, währen die Mitglieder seiner Familie auch seine Klienten geworden, doch konnte er ihnen aufgrund seiner langen Abwesenheit und der geringen Hoffnung auf seine Heimkehr keinen Vorwurf machen, dass sie sich anderweitig umgesehen hatten. Er nickte daher zufrieden.


    "Purgitius Macer. Eine gute Wahl junger Decimus. Er ist ein ehrbarer Mann mit guten Kontakten und einer steilen Karriere beim Militär. Noch dazu ein enger Freund von Meridius. Ich bin mir sicher er wird dich ebenso bei deiner Kandidatur unterstützen wie der Patron deines Vaters, Aelius Quarto. Damit hast du bereits drei Senatoren auf deiner Seite, die ihren Einfluss für dich geltend machen können. Gut wäre es, wenn du nun auch einige Senatoren aus den Reihen des Adels für dich gewinnen könntest. Umso mehr Senatoren für dich unter ihren Anhängern werben, umso größer sind deine Aussichten auf Erfolg."

  • Aelius Quarto, den Namen hatte er natürlich schon gehört. Dass es sich hier aber um den Patron seines Vaters handelte, hatte ihm Verus bisher verschwiegen. Mit einem kurzen Blick signalisierte Tiberius seinem Vater, dass er auch bei diesem noch vorstellig werden sollte.


    "Gut. Ich kann mich auch noch an einen gewissen Aurelier erinnern, Aurelius Corvinus war glaube ich sein Name. Mit ihm stand ich damals wegen eines Wagenrennens des Cultus Deorum in Kontakt. Ansonsten wird mir Macer wohl auch noch ein Treffen mit dem Praefectus Urbi arrangieren, der in letzter Zeit ja anscheinend an Macht gewonnen hat."

  • Zuerst nickte Livianus zufrieden, doch als Crassus den Praefectus Urbi ansprach, wurde das Gesicht des Senators deutlich ernster.


    "Es ist natürlich deine Entscheidung, ich würde dir jedoch vorerst eher davon abraten Vescularius Slainator um Unterstützung zu bitten."


    Er zögerte kurz und suchte nach einer neutralen Aussage, die keine all zu großen Fragen aufwarf oder mit der Livianus eine eindeutige Position zu Salinator bezog. Der junge Mann gehörte zwar zur Familie, jedoch nicht zum engsten Kreis des Senators.


    "Ich würde es zum jetzigen Zeitpunkt nur ungern sehen, wenn ein Decimer in seiner Schuld stehen würde. Ich bin mir sicher du findest andere Senatoren, die dich ebenso unterstützen können."

  • "Ich verstehe...", kommentierte der Decimus mit Argwohn. Machtkampf und Intrigen musste er wohl noch kennenlernen und so auch die Verhältnisse zwischen den Senatoren. Ohne den Senator weiter löchern zu wollen nahm er Livianus Anweisung zur Kenntnis.


    "Gut, dann werde ich Senator Vescularius Salinator vorerst außen vor lassen."

  • Crassus war anscheinend ein vernünftiger und vor allem wohlerzogener Junger Mann, der sich etwas sagen ließ. Livianus nickte erneut.


    "Gut. Ich denke, dass ich ihm ohnehin meine Aufwartung machen muss, um dich in den Ordo Senatorius erheben zu lassen. Immerhin hat er den Grossteil der Amtsgeschäfte unseres Kaisers übernommen."


    Livianus musste nach dem letzten Satz leise seufzen. Es war jedes Mal aufs Neue besorgniserregend, wenn er darüber nachdachte, was er bereits alles von diesem Mann gehört hatte. Bei Gelegenheit wollte er sich auch mit Serapio über diesen Mann unterhalten. Dann jedoch widmete er sich wieder gleich seinen zwei Besuchern.


    "Kann ich sonst noch etwas für euch tun?"

  • Dass Salinator an Macht gewonnen hatte, hatte Tiberius bereits gehört. Da der Decimus allerdings sowieso nichts machen konnte, als seinen überflüssigen Unmut auszusprechen, hielt er lieber den Mund. Er blickte kurz zu seinem Vater, dann wieder zu Livianus.


    "Von meiner Seite gibt es nichts mehr."

  • "Gerne! Sobald ich etwas weiß, werde ich mich bei Crassus melden."


    Damit war alles gesagt und die `Audienz´ wohl beendet. Livianus nickte den beiden Verwandten verabschiedend zu, während ein Sklave zur Türe eilte und sie auffordernd aufhielt.


    "Dann wünsche ich euch noch einen schönen Tag."

  • Es war am Abend des Tages, an dem Tribun Octavius Dragonum in die Castra gekommen war, als ich beklommen an die Türe meines Adoptivvaters klopfte. Obgleich der Tribun mir zu meiner Erleichterung erklärt hatte, dass er die Sache zuvor bereits mit ihm besprochen hatte, war ich mir ganz und gar nicht sicher, ob Livianus meinen Entschluss gutheißen würde. Schließlich hatte er schon mal gemeint, dass er mich lieber in Italia hätte. Aber diese ungeheure Chance, die musste ich doch einfach ergreifen... Ich meinte, von drinnen ein Geräusch gehört zu haben, und sprach laut, damit es auch auf der anderen Seite der Türe zu hören war:
    "Salve, hier ist Faustus. Hättest Du einen Moment Zeit für mich, Vater?"

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  • Serapio hatte sich nicht getäuscht. Livianus war in seinem Cubiculum und ließ sich von zwei Haussklaven gerade dabei helfen, sich der schweren Senatorentoga zu entledigen. Als sie gerade damit begonnen hatten ihn aus der elendslangen Stoffbahn zu wickeln, hörte er die Stimme seines Adoptivsohnes hinter der Türe und wandte sich dieser zu.


    "Ja Faustus! Du kannst eintreten."

  • Zögerlich öffnete ich die Türe, lächelte schüchtern, und trat ein, zwei Schritt in den Raum. Es sah geradezu drollig aus, wie die beiden Sklaven mit Livianus' Toga zugange waren... musste schrecklich sein, den ganzen Tag diese Stoffmassen am Leibe zu tragen.
    "Ähm...heute war der neue Praefectus Legionis der XXII. in der Castra", begann ich meine Erklärung ohne Umschweife. "Octavius Dragonum. Er will mich als Tribun in Ägypten! Er meinte, er habe das schon mit Dir besprochen..." Dass ich das erst nach der Szene beim PU erfahren hatte, stellte ich mal lieber nicht in den Vordergrund. "Der Stadtpräfekt hat mir die Wahl überlassen, er war echt großzügig, er hat mir sogar ein Tribunat hier angeboten. Aber ich habe mich für Ägypten entschieden. Ich hoffe, das findet deine Zustimmung..."
    So ziemlich mein ganzes bewusstes Leben war ich ohne Patria Potestas gewesen, und jetzt war ich mir echt unsicher wie meine Pflichten waren, und bei welchen Dingen ich denn nun eigentlich Livianus' Einverständnis suchen musste und wo nicht.
    "Es ist doch eine großartige, eine einzigartige Chance", fügte ich etwas kleinlaut hinzu, "da musste ich einfach zugreifen!"

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  • Den Sklaven deutete Livianus das sie einen Augenblick warten sollten. Dann ging er die paar Schritte auf seinen Sohn zu.


    "Ja, es ist eine großartige Chance und ich habe bereits mit einer solchen Entscheidung gerechnet. Du hast meine Erlaubnis nach Alexandria zu gehen und dich Dragonum anzuschließen. Er ist ein hervorragender Soldat und er wird dir ein ebenso guter Kommandant sein, von dem du viel lernen kannst. Pass also auf und höre auf das was er sagt Faustus."


    Er wirkte ein wenig traurig über diesen plötzlichen, wenn auch nicht unerwarteten Abschied, als er Serapio auf die Schulter klopfte und seine Hand kurz darauf ruhen ließ, ehe er sich wieder umwandte und seinen Sklaven mit einer kurzen Geste zu verstehen gab, dass sie weitermachen konnten. Dann wandte er sich wieder zu seinen Sohn und rang sich ein Lächeln ab.


    "Wir bleiben jedoch in Kontakt. Ich möchte von dir hören. Hast du verstanden."

  • Voll Erleichterung nahm ich den väterlichen Segen für meine Entscheidung entgegen, stand noch etwas gerader, als sich die Hand auf meine Schulter legte.
    "Danke, Vater!" Und die väterliche Ermahnung kam gleich hinterdrein. Da musste ich mich dann allerdings beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen – war doch klar, dass ich auf meinen Kommandanten hören würde! Aber ich nickte brav. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass Livianus es nicht so ganz mitbekommen hatte, dass ich mittlerweile zu den Erwachsenen zählte. Aber irgendwie... war das auch in Ordnung. Es war einfach wunderbar, einen Vater zu haben. Und der Abschied machte mich richtig bedrückt... Sowieso mochte ich keine Abschiede. Doch ich
    erwiderte tapfer das Lächeln.
    "Ich schreibe dir. Versprochen!"
    Ich kämpfte den unsinnigen Impuls nieder, ihm jetzt um den Hals zu fallen, statt dessen trat ich einen Schritt zurück.
    "Also dann. Ich wünsche Dir alles Gute, Vater, und bitte pass auf dich auf! Und... auch auf meine Schwester, bitte."
    Es half ja nichts es herauszuzögern.
    "Vale!" verabschiedete ich mich endgültig, und trat wieder hinaus. Als nächstes würde ich mich von Seiana verabschieden, dann vom Rest der Familie und von den Sklaven, dann rasch meine Sachen packen... die Abreise stand schon kurz bevor.

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