Decima Alessa

  • "Keine Widerrede. Hier in diesem Zimmer kriegst Du die Krise und die frische Luft und die Ablenkung tun Dir gut. Du wirst noch Zeit genug haben in diesem Zimmer zu sitzen. Ausserdem, ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Wann bekommst Du schon einmal die Gelegenheit mit Deinem Lieblingscousin in die Stadt zu können?"


    Er lächelte.


    "Gib Dir nen Ruck..."

  • Unweigerlich musste sie schon wieder lächeln. Wie schaffte er es nur immer wieder sie zum Lachen zu bringen?


    "Nun gut.. du hast es nicht anders gewollt." meinte sie, stand auf und ging auf ihn zu. Sie hakte sich in seinem Arm ein und sah zu ihm auf. "Na dann los"

  • "Na also."


    Zufrieden lachte Meridius und gab ihr behutsam einen Kuss auf die Stirn.


    "Du hast eine weise Entscheidung getroffen. Ich bin Aedil und keiner sollte die Märkte besser kennen als ich...
    Und glaub mir, der Appetit zu kaufen, kommt von alleine, ich kenne meine Decima-Damen..."

  • Meridius lachte.


    "Als ob ich das nicht kennen würde. Doch Du hast recht. Folge mir einfach. Heute gehört Rom ganz alleine Dir."


    Er hoffte, dass er sie so genügend würde ablenken können.

  • Nach dem sie aus dem Speisezimmer geflüchtet war, eilte sie in ihr Zimmer. Nachträglich kam es ihr kindisch und peinlich vor, dass sie wie ein kleines Kind weinend davongelaufen war.


    Sie kramte ihre Sachen durch und zog einen Umhang heraus, den sie sich über die Schultern legte. Sie konnte nicht hier bleiben im Moment.. es würde ihr nur die Decke auf den Kopf fallen. Sie musste hinaus an die frische Luft, aber nicht nur in den Garten, sondern weg von diesem Grundstück.


    Ohne genau zu wissen wohin ihr Weg sie führen würde, verlies sie ihr Zimmer.

  • Gerade als Alessa die Flucht nach draußen antreten wollte, kam ihr Mercator entgegen und sie stoppte.


    Mit hängenden Schultern stand sie da und blickte ihn verzweifelt an. "Ich weis es nicht" schüttelte sie den Kopf. "Egal.. nur hinaus." antwortete sie ihm.

  • Nachdem Alessa nach dem Spaziergang mit Mercator zurückgekommen war, zog sie sich um, wusch sie und setzte sich ihn ihrem Nachthemd bekleidet an einen kleinen Schreibtisch. Sie hatte beschlossen einen Brief an ihren Bruder zu schicken, mit dem sie schon seit langem keinen Kontakt mehr hatte.


    Gaius Decimus Proximus
    Legio IX Hispania,
    Germania


    Mein geliebter Bruder,


    ich weis nicht, wie lange es nun schon her ist, seit wir keinen Kontakt mehr zueinander haben. Zuerst hatte ich auch Angst dir zu schreiben, da ich fürchtete, wie du wohl reagieren würdest. Nach all der vergangenen Zeit, in der wir nicht voneinander hörten habe ich dich trotz allem nie vergessen und ebenso hoffe ich, dass du mich auch nicht vergessen hast. Ich fürchte mich deshalb, weil ich nicht weis ob du mich hasst oder liebst...ob du meinen Brief lesen wirst und dich darüber freust, oder ob du ihn in die Flammen des Feuers wirfst und verbrennst.


    Wie sehr vermisse ich mich und sehne mich nach der Zeit, in der wir uns noch öfter sehen und beieinander saßen. Ich konnte dir alles sagen und du mir ebenso. Sag mir, warum ging das vorbei?
    Ich weis ja nichteinmal, ob du noch am Leben bist, aber gemäß dem Fall, hätten sie uns wohl hoffentlich informiert.


    Wahrscheinlich wird dir Lucilla von Vaters Tod berichtet haben. Schrecklich nicht wahr? Ich kann es kaum glauben und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch ich nicht bei ihm war, als es passierte. Es traf mich wie einen Schlag, so wohl auch dich. Ich weis nicht, wie ich es verkraften soll. Er fehlt mir mehr als je zuvor, sowie auch du. Wie sehr wünschte ich mir, du könntest nun bei mir sein und micih in deinen Armen halten.


    Momentan bin ich in Rom bei Onkel Mercator und dem Rest der Familie, alle sind sehr liebenswürdig und kümmern sich gut um mich. Bald werden wir nach Tarraco reisen um Vater zu gedenken und bei seiner Beisetzung dabei zu sein. Bitte versuche dein Möglichstes zu kommen. Du bist es Vater schuldig und ich brauche dich jetzt.


    in Liebe,


    deine Schwester
    Alessa


    Roma, ANTE DIEM XVII KAL SEP DCCCLV A.U.C. (16.8.2005/102 n.Chr.)


    Nachdem sie den Brief fertiggestellt hatte, schloss sie ihn und machte sie spätnachts noch auf den Weg zu Meridius' Zimmer.

  • Zurück in ihrem Zimmer legte sich Alessa in ihr Bett, doch wie sie es sich schon gedacht hatte, konnte sie nicht einschlafen. Zu viele verschiedene Sachen spuckten durch ihren Kopf. Da war wieder ihr Vater und Tränen liefen erneut über ihre Wangen.. dann die tiefe Sehnsucht nach ihrem Bruder...und nun auch noch dieser Avitus. Immer wieder kam er ihr in den Sinn. Die Blicke, die er ihr zugeworfen hatte, als er ihr gegenüber saß.


    Mit einem Blick zu ihrem Fenster verfolgte sie den Sonnenaufgang und seufzte. Wieder einmal hatte sie eine Nacht ohne Schlaf verbracht. Wie sollte das nur weitergehen?

  • Nachdem Cicero ihr Bescheid gegeben hatte, begab sich Fannia zu Alessa's Zimmer. Sie klopfte an und wartete bis Alessa ihr Eintritt gewährte.


    Sie sah ihre Herrin wieder am Fenster sitzen. Sie war schon komplett bekleidet und auch eine Reisekiste mit ihren Sachen war schon gepackt und stand in der Nähe der Türe.


    "Herrin, ihr.. ihr habt ja bereits alles selbst gemacht!" stellte Fannia fest und sah Alessa ungläubig an. "Habt ihr heute Nacht wieder nicht schlafen können?"

  • Alessa sah Fannia eintreten und hörte ihr aufmerksam zu. Sie blickte die junge Sklavin genau an, etwas an ihr hatte sich verändert. Ihr Gesicht war blasser als sonst, aber sie wirkte glücklicher als die Tage zuvor. Es musste wohl etwas mit der Rückkehr von Mercator und Livianus zu tun haben.


    Höflich wie sie war beschloss sie ihr erst zu antworten, bis sie die Sklavin auf etwas anderes ansprechen würde.
    "Nein, du hast recht.. ich habe auch heute Nacht wieder kein Auge zugetan. Da ich nicht wusste, was ich tun soll, habe ich mein Reisegepäck zusammengepackt." erklärte sie und bat Fannia mit einer Geste, sich neben sie zu setzen. "Komm, setz dich zu mir." fügte sie noch hinzu.

  • Fannia war verwundert, dass Alessa.. ihre Herrin sie aufforderte, sich neben sie zu setzten. Nur zögerlich wagte sie sich vor und überlegte noch kurz. Doch da ihre Herrin weiterhin genauestens hinwies, dass sie sich DORT neben sie hinsetzen sollte, tat sie dem dann auch gleich.


    "Darf ich sprechen?" fragte Fannia und Alessa nickte genehmigend. "Herrin, wie lange soll das noch so weitergehen? Ihr MÜSST schlafen.. irgendwann bricht euer Kreislauf zusammen und dann?" fragte sie besorgt.


    "Bitte hört auf mich" flehte sie. "Ich weis, ich habe nicht viel zu sagen und es sind nur die Worte einer Sklavin, aber ich mache mir wirklich Sorgen um euch."

  • Sanft lächelnd streckte sie Fannia de Hand entgegen und streichelte über ihre Wange. "Es ist sehr lieb von dir, dass du dch so um mich sorgst und ich möchte dass du weist, dass du nicht nur eine Sklavin für mich bist sondern, wie eine Freundin. Es ist mir egal was die anderen denken mögen, aber wir verstehen uns gut und ich spreche mit dir über viele Dinge, deshalb möchte ich dir meine Freundschaft anbieten und dass du in meiner Gegenwart ein ganz normaler Mensch bist, der keineswegs unter mir steht. Sollte ich jemals schroff oder gebieterisch sein, tut es mir leid und ich erlaube dir meine Befehle dann zu missbilligen und du musst ihnen nicht folge leisten." erklärte sie ihr und sah Fannia's Reaktion.

  • Das junge Mädchen fiel fast aus allen Wolken und konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sie fühlte ein unwohles Gefühl aufsteigen, sprang auf und lief in das Nebenzimmer, das Bad von Alessa.


    Als sie zurückkam war sie noch blasser als zuvor und bemerkte Alessa's besorgte Blicke. Sie setzt sich wieder zu ihr und entschuldigte sich. "Tut mir leid.. nur.. ich...ich meine... ich bin überwältigt. Das...das hat mir noch niemand angeboten und ich bin wirklich zutiefst geehrt und gerührt, wirklich."

  • "Das freut mich" antwortete Alessa, aber immer noch hatte sie ihren besorgten Blick aufgelegt. "Mädchen...was ist los mit dir? Du bist so verändert. Aber erst seit mein Onkel und mein Cousin zurück sind." fragte sie Fannia.

  • "Ja" gestand sie Alessa und lächelte, nein strahlte schon richtig, als sie zu erzählen begann. "Ihr sollt es auch wissen Herrin. Ich.. ich bin verliebt." schmunzelte sie und wurde aus Verlegenheit rot. "Cicero und ich sind ein Paar seit einigen Wochen. Eigentlich fast, seitdem ich hier bin."

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