Die ägyptische Sonne! Ach! Und der tägliche Blick auf das Mare nostrum! Ach! Und das wunderschöne Museion, vor dem ich nicht selten mit meiner Freundin Sabinilla entspannt im Schatten gesessen hatte und gelästert hatte über mancheinen wissbegierigen Schüler oder neumalklugen Lehrmeister. Ach, das waren Erinnerungen! Ich lächelte kurz (nicht ganz so kurz wie der Präfekt bei seiner Frage, aber trotzdem noch kurz). Nach einem kleinen Moment des Nachdenkens (denn verlockend fand ich dieses Angebot schon irgendwie) setzte ich zu einer Antwort an: "Ich will ganz ehrlich sein mit dir, Gabinius. Und deshalb erzähle ich dir jetzt nicht, dass ich hier in Italia bleiben muss, weil mein Onkel Kaeso.. Annaeus Modestus noch immer nicht wieder ganz fit ist. Oder dass ich in Italia bleiben muss, weil mein Patron Decimus Livianus" Für alle, denen dieser kleine Patronage-Fakt vielleicht schon wieder in Vergessenheit geraten war, wiederholte ich ihn an dieser Stelle einfach nochmal. "es von mir verlangen würde. Das wäre gelogen, weil es nicht der Wahrheit entspricht." Ich ließ eine kleine Kunstpause. "Aber die Wahrheit ist, dass ich zur Zeit trotzdem unmöglich eine so lange Reise unternehmen kann, obwohl das Ziel mich wirklich sehr reizen würde. Aber die Wahrheit ist, dass ich einen kleinen Sohn habe.. hier in Rom. Und ich bin bestimmt keine gluckenhafte Matrone, die schon Angst um ihr Kind hat, wenn es nicht im selben Raum ist wie ich. Aber mehrere Wochen am Stück, ohne meinen Sohn auch nur einmal zu sehen, das ist mir selbst eine bezahlte Dienstreise ins schöne Alexandria nicht wert." Egal, wie sonnig es dort oft war. Egal, wie warm das Mare nostrum gerade im Sommer dort war. Egal, wie herrlich es dort auf dem Märkten immer duftete und wie hübsch insbesondere die vielen frisch aus dem Osten ins Reich importierten Kleider dort waren. Ich konnte meinen jungen Sohn einfach nicht alleine lassen. (Und dabei dachte ich noch nichtmal daran, wie Marcus mir den Kleinen im übelsten Fall sonst noch verzog.)
Ich lächelte entschuldigend. "Was ich natürlich machen könnte: Ich könnte einer sehr guten Freundin von mir schreiben. Anders als ich lebt sie noch immer in Alexandria und unterhält dort viele Kontakte.. darunter bestimmt auch welche zu dem einen oder anderen Kornexporteur.", bot ich dann an.
Anschließend lenkte ich meinen Fokus wieder nach Italia. (Auch weil ich als Procuratrix Annonae in/von Italia nicht zuletzt auch nicht genau wusste, was ich außerhalb von Italia überhaupt noch groß für Kompetenzen besitzen würde.) "Bei der Zuweisung der Getreidespenden kann und werde ich dich natürlich unterstützen." Ene Frage, die ich dazu schon zum jetzigen Zeitpunkt auf Lager hatte, stellte ich an dieser Stelle aber erstmal noch zurück. "Darüber hinaus kann ich aber natürlich auch bei der Überwachung der Häfen in Italia helfen. Ein gewisser.. Germanicus" Ich versuchte möglichst unbefangen zu klingen bei diesem Namen. "sorgt sich ja als Decurio von Ostia um die vielen Häfen dort." Drei oder vier oder wie viele das da waren. "Da will ich natürlich nicht hineingrätschen." Das hieß: Wollen eigentlich schon.. wenn die Germanicer nur etwas mehr Priorität auf meiner Liste hätten. Aber es gab mindestens zwei Personen aus anderen Familien, um die ich mich wesentlich dringlicher kümmern musste. "Aber auch der Hafen von Puteoli ist ja gerade für die Importe aus den östlichen Provinzen immernoch von einiger Bedeutung.. zusammen auch mit den Häfen von Misenum und Neapolis und so."
Wieder machte ich eine kleine Kunstpause, in der sich der Präfekt vielleicht fragte, wie ich ausgerechnet auf Puteoli kam. "Der Zufall will es, dass ich dort ganz in der Nähe einen netten Landsitz mein Eigen nenne." Genauso wie es der Zufall wollte, dass bereits länger die Idee im Raum stand, dass ich meinem Vetter Commodus mal zeigte, was ich aus dem ehemaligen Gut des Helvetius Geminus mittlerweile so gemacht hatte. "Sollte also in dieser Region mal wieder nach dem Rechten geschaut werden, wäre es mir ein Leichtes, diese Aufgabe zu übernehmen.", erklärte ich meine Idee. Denn anders als andere müsste ich eben nicht erst eine Unterkunft für mich organisieren und wäre dazu noch abhängig von irgendwelchen Gastgebern.