• Meridius stand an Deck und blickte über die Reeling. Die Küste Hispanias lag zu seiner Rechten und glänzte in der Morgensonne. Er dachte nach. An die vergangenen Jahre. An seine Kindheit, seine Jugend. Daran, wie er Hispania verließ um nach Rom zu gehen. Und wie er wieder kehrte. Er wusste nicht, wohin ihn die Zukunft noch verschlagen würde, doch er wusste, dass hier in Hispania immer sein Herz, seine Seele ihre Heimat haben würden. Hier war sein zu Hause. Hier wollte er zu seinen Ahnen versammelt werden, wenn es eines Tages so weit sein würde.


    Eine Möwe zog kreischend ihre Bahn über dem Schiff.
    Meridius schmunzelte.


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  • Dann wandte er sich an Verus, welcher sich neben ihm befand.


    "Es hat sich nichts verändert. Nicht wahr? Seit unserer Jugend hat sich Hispania nicht verändert. Das Land ist das selbe geblieben, die Menschen sind die selben geblieben. Nur wir - wir haben uns verändert..."


    Nachdenklich blickte er zur Küste.

  • Ich nickte mit dem Kopf. Hispania hatte sich nicht geändert. Und wenn wir eines Tages alles nicht mehr sein würden, würde es immer noch so im Glanz der Sonne liegen und darauf warten, dass ein Schiff vorbei segelte.


    "Ja, Herr. WIR haben uns verändert.
    Es ist nicht mehr, wie es einmal war."

  • Der Sohn des Mannes, der sich gerade zu seiner Heimat bekannte, stand mit an Bord des Schiffes. Da er aber nicht mitreden konnte, schwieg er respektvoll und betrachtete das vorbeiziehende Land - seltsam, wie das von hier aus alles kleiner aussah - und das Treiben an Deck. Es war seine erste Seefahrt und so war alles ußerst interessant und das Gefühl der wogenden See noch fremd, aber durchaus nichts, an das man nicht sein Gefallen finden könnte.
    Auch ihm war die Möwe aufgefallen. Er hatte sie mit seinen Blicken verfolgt und atmete tief die frische Seeluft ein. Was musste das Fliegen doch für eine Errunenschaft sein, wenn die Fahrt auf dem Wasser schon so königlich war?

  • Meridius ließ die Reeling los und blickte über das Schiff. Die Matrosen gingen ihrer Arbeit nach und waren ausgelassen, da der Wind gut stand und die See ruhig war. Maximian beobachtete die Möwe und Meridius erkannte einmal mehr, wie ähnlich ihm sein Sohn geraten war.


    "Maximian..."

  • Der Sohn riss sich vom Anblick des kreisenden Vogels los und ging hinüber zu Meridius, hörte aber immernoch auf das Kreischen des Flugtieres, das ihn so faszinierte.


    "Ja, Vater?"

  • Meridius dachte nach. Dann nahm er den jungen Mann zur Seite.


    "Sag mal, wie stellst Du Dir Deine Zukunft vor?
    Du wirst ja bald zum Mann..."


    Fragend blickte er ihn an.

  • Ohne zu zögern antwortete Maximian, fragte sich jedoch, ob sein Vater vergesslich war oder was genau er meinte. War Maximians sehnlichster Wunsch für die Zukunft doch Legonär zu sein.


    "Ja, das werde ich", wiederholte Max sichtlich stolz. "Ich möchte dem Imperium dienen und einer unter Tausenden sein, die unsere Fronten stärken. Doch das erst, nachdem ich so viel wie möglich von dir lernen konnte."

  • Meridius nickte mit dem Kopf.


    "Du kennst doch sicher den großen Consul Marcus Tullius Cicero. Tullius pflegte immer zu sagen, dass er unter den besten immer der erste sein wolle..."


    Er blickte seinen Sohn an.


    "Wenn Du unter den Tausenden einer sein möchtest, dann versuche zu den Besten zu gehören. Und wenn Du zu den Besten gehörst, versuche der Erste unter den Besten zu sein."


    Die Möwe kam etwas tiefer und kreiste über dem Masten.

  • Maximan nickte, hatte die Brauen zusammengezogen und schien nachzudenken.


    "Auch wenn das das Bestreben jedes einelnen der Tausenden ist, will ich jeden von ihnen übertreffen."


    Nicht, dass er sich das nicht zutraute. Junge Vögel wagten den Sprung aus dem Nest und stellten zwar erst hinterher fest, ob sie noch am Leben waren, aber sie sprangen mutig und blind, hatten sie ja auch gar nichts zu verlieren.
    Er grinste, als ihm Homer einffiel.


    "Ich wollte nicht Hector sein, wenn ich Achilles gegenüberstünde. Dann lieber anders herum."

  • Meridius lachte. Dann wurde er wieder nachdenklich.


    "Und ich wollte nicht Achilles sein. Achilles war ein Held, Hector war es auch. Um Achilles weinten Generationen, um Hector weinten Frau und Kind. Achilles war einsam, Hector war es nie..."


    Er blickte zum Horizont.


    "Ich werde Deine Mutter nicht mehr gehen lassen. Ich möchte, dass Du das weißt."

  • Maximian hatte beides nicht und er als junger Mensch fand es spannender, kitzelnder etwas zu erreichen, für das einen die ganze Welt bewunderte. Der Rest lag für ihn noch in so weiter ferne, auch wenn Venus sich schon merklich bemühte, dem jungen Mann andere Dinge schmackafter zu machen.


    "Vielleicht ist Maximian es, der beides zu vereinen weiß? Den Ruhm eines Achilles und das Familienglck eines Hectors?", scherzelte er ausgelassen weiter, während das Land vorüberzog.


    Und dann überraschte ihn sein Vater. Er würde seine Mutter nicht mehr gehen lassen? Verwirrung machte sich breit, doch nicht zuletzt fiel ihm gleich ein, dass seiner Mutter nichts besseres hätte passieren können. So würde sie nicht harter Arbeit nachgehen müssen, ganz bestimmt nicht. Er kannte seinen Vater zwar nicht so genau, aber seine Mutter dafür umso besser und so auch den Blick ihrer Augen, als sie in jener Nacht von seinem wahren Vater gesprochen hatte.


    "Und sie weiß das auch?", fragte er mit einer hochgezogenen Braue, aber sonst neutralem Gesichtsausdruck nach.

  • Meridius blickte wieder zu der Möwe.


    "Ich denke sie weiß es. Frauen spüren das instinktiv, mein Sohn. Selbst wenn Du etwas anderes sagst, wisssen sie dennoch was Du in Wirklichkeit denkst..."


    Die Möwe hatte sich auf dem Masten niedergelassen.


    "Siehst Du den Vogel? Wann immer man einen Vogel sieht, weiß man, dass das Land nahe ist. Siehst Du keine Vögel mehr, ist das Land zu weit entfernt. Oder aber es kommt ein Sturm. Es ist immer wichtig die Zeichen richtig deuten zu können. Und egal was Du tust, handle niemals gegen die Zeichen. Ein Schiff das zuweit auf das Meer fährt, muss untergehen und wird untergehen."

  • Er dachte, sie würde es wissen? Maximian senkte den Blick und Denkfältchen zeugten von den Vorgängen in seinem Kopf.


    Doch bekam er nicht viel Zeit, über die Worte seines Vaters nachzudenken und suchte den Vogel, der sich niedergesetzt hatte und nun einbeinig über dem Schiff und dem Segel tronte während der Wind sein Gefieder durcheinander brachte. Und er fragte sich mit einem Blick auf das offene Meer, wann man wohl zu weit weg war? Mit dem Blick wieder auf das Festland zurückkehrend, wandte Maximian sich wieder an de Vater.


    "Sie wird dir dankbar sein. Und ich bin es auch, denn so bleibt es ihr erspart sich irgendeinem Dahergelaufenen an den Hals zu werfen."

  • Meridius blickte seinen Sohn an. Dann packte er ihn mit einer Hand im Nacken und zog ihn an seine Brust.


    "Wir werden das schon hinkriegen. Wir sind Decima."


    Er hatte noch nicht ausgsprochen, als die Möwe plötzlich hochstieg und der Schiffsrumpf aufbockte. Die Wellen wurden stärker und auch der Wind hatte zugenommen.


    "Sieh mal einer an. Jetzt wird es doch noch eine lustige Seefahrt..."


    Meridius lachte und streckte seinen Kopf in den Wind.

  • Es beruhigte Max, dass sein Vater ihm versicherte, dass sie das hinkriegen würden. Und dann ging ein leichter Ruck durch das Schiff und der Seeneuling griff an die rettende Reling, hielt sich leicht erschrocken fest, entspannte sich aber jäh, als er keine Gefahr, etwa einen Angriff eines Piraten oder einen plötzlich aufgetauchten Felsen, wie es in Geschichten häufiger passierte, erkennen konnte. Der Griff um das Holz lockerte sich, eine Hand löste sichund fuhr in den Nacken. Dann sah der junge Mann begeistert zu den Segeln hinauf, die sich stärker aufblähten und die von der kreischenden Möwe, die nur selten einen Flügelschlag tat, langsam umflogen wurden.


    "Ich könnte natürlich auch zur Flotte gehen...", meinte Max mit einem Seitenblick auf seinen alten Herrn und konnte ein Grinsen kaum verbergen.

  • Meridius hatte selten so aus dem Innersten gelacht wie in diesem Moment.


    "Du, zur Flotte?"


    Es war erst wenige Augenblicke her, dass sich Maximian an der Reeling festgehalten und mit besorgtem Blick auf die Wellen gesehen hatte.


    "Glaub mir, wir Decima sind nicht für das Meer geboren. Du hattest einen Onkel... Josephus Decimus, er war Centurio der Flotte. Vermutlich der einzige in unserer Familie, der dem Meer etwas abgewinnen konnte. Er ist bei einem Schiffsbrand ums Leben gekommen.


    Nein, mein Sohn, die Flotte ist nichts für uns."

  • Maximian schmunzelte amüsiert, während sein Vater sich köstlichst zu amüsieren schien. Das hätte eigentlich noch Ansporn für diese irrsinnige Idee sein müssen, doch schon bei der nächsten größern Welle griff Maximian zur Reling und lachte dann selber leise.


    "Das selbe will mir das Gefühl im Magen wohl auch sagen..."


    Es war ihm lecht flau geworden, auch wenn das Schiff sich nicht großartig mehr bewegte als vorher. Aber sein Vater hatte ein interessantes Thema angeschnitten, nälich die Vorfahren und somit Maximians Interesse geweckt.


    "Und dieses Josephus war wirklich der einzige Decimus, der zur See efahren ist? Wer waren unsere anderen Vorfahren?"

  • Meridius atmete tief an. Die anderen Vorfahren. Das würde eine längere Geschichte werden.


    Er blickte zu seinem Sohn.


    "Wo soll ich anfangen? Es geht einige Generationen zurück. Aber ich möchte Dich nicht langweilen. Es wäre vielleicht das geschickteste, wenn ich nur von denen erzähle, die Du hättest kennen können. Einverstanden?"


    Das Schiff schaukelte nun stärker und der Wind hatte noch einmal zugenommen.


    "Von wem willst Du zuerst hören? Von eben diesem Josephus Decimus, oder von Deinem Großvater Hispanicus, oder von Großmutter?"

  • Sim-Off:

    Sorry, dass ich erst jetzt wieder antworte. :rolleyes:


    Na fein, dachte Maximian, der nun unentwegt eine Hand auf der Reling liegen hatte, die andere, die den Bauch betastete, in dem das flaue Gefühl sich noch verstärkte. So versuchte der junge Mann sich auf das Gespräch zu konzentrieren.


    "Von meinen Großeltern und dann Josephus."

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