Maximus Decimus Meridius

  • Meridius wurde überfahren. Seine Schwester überfuhr ihn und nannte dabei nicht einmal den Namen des Mannes, welcher ihr Herz so im Sturm erobert zu haben schien, dass sie wie schon lange nicht mehr aus sich herausging. Sie hatte ihm keine Chance gegeben. Mit größter Mühe versuchte der Legat sich eine Deffensivstellung aufzubauen, doch wie ein Wirbelwind fegte sie über ihn hinweg. Ihm bieb nur noch zuzuhören und am Ende ihre Vortrags irgendetwas zu sagen.


    "Nicht so schnell. Du redest von Heirat? Wer ist der Kerl überhaupt? Wie heißt er? Aus welcher Gens stammt er? Kenne ich ihn?"


    Er holte Luft.


    "Ausserdem sollte er erst einmal mich fragen, ob er um Dich werben darf. Und dann, nach einer Weile steht eine Sponsalia an. Und wenn wir zur Hochzeit kommen sollten, dann bestehe ich darauf diese organisieren zu dürfen. Ich habe es Mutter versprochen und das weißt Du."

  • Lucilla blickt Meridius entgeistert an. "Liest du meine Briefe überhaupt? Hörst du mir zu, wenn ich mit dir rede?" Sie schüttelt entäuscht den Kopf. "Von so vielen Männern habe ich dir in letzer Zeit doch nicht berichtet, oder?"


    Sie seufzt. "Germanicus Avarus. Du solltst ihn ja kennen." Sie verdreht die Augen. Ihre gute Laune ist dahin. "Und ja, ich rede von Heirat, sicher. Das ist doch die Konsequenz, oder? Und du solltest wissen, dass ich nicht dumm bin. Ich lasse ganz sicher keinen Germanicus auf dich los, wenn ich mir nicht sicher bin, dass du ihm nicht gleich die Tür vor der Nase zuknallst. Es ist ja kein Geheimnis, dass unsere Familien bisher nicht unbedingt gut miteinander standen. Außerdem bist du doch derjenige, der immer alles vorher wissen will. "


    Sie lehnt sich zurück, lässt die Schultern hängen und blickt auf den Tisch. "Ich weiß, dass du es ihr versprochen hast."

  • Meridius blickte seine Schwester nachdenklich an. Er hatte keinesfalls vorgehabt sie zu verletzen.


    "Hörmal, Rehlein..."


    wie lange hatte er sie so schon nicht mehr genannt...


    "... Du weißt, dass Du mir sehr am Herzen liegst. Wenn er der Mann ist, mit dem Du zusammen sein willst, dann schick ihn vorbei. Ich werde mit ihm reden, wir regeln das und gut ist. Es ist sicher so, dass unsere Familien gewisse Differenzen hatten, doch Sedulus war einmal mein Freund. Zumindest auf der Academie."

  • Lucilla blickt zu Meridius auf und versucht seine Empfindungen aus seinem Gesicht ab zu lesen. Er sieht ein wenig zerknirscht aus. Ein anderer würde es vielleicht nicht bemerken, doch Lucilla kennt ihn lange genug. Dass er diesen alten Kosenamen für sie herausgekramt hat, lässt ebenfalls darauf schließen.


    "Er ist der Mann, mit dem ich zusammen sein will." sagt sie, noch immer vorsichtig.

  • Er war also der Mann mit dem sie zusammen sein wollte. Germanicus Avarus. Senator. Meridius kannte ihn gut, soweit man einen Kollegen aus dem Senat kannte.


    "Nun dann soll er um dich werben, wie es Gang und Gebe ist.
    Als Senator wird er um Anstand, Tugenden und Sitten wissen."


    Er sah seine Schwester an.


    "Ich jedenfalls wünsche Dir das Beste."

  • Ein kleines Lächeln erscheint auf Lucillas Gesicht. Sie steht auf, geht um den Schreibtisch herum und drückt ihrem Bruder einen Kuss auf die Stirn.


    "Danke. Ich wusste ja, dass du es nicht ablehnen würdest." Eine Übertreibung, denn so sicher war sie sich nicht. Eher unsicher. "Falls du nichts mehr zu besprechen hast, von meiner Seite aus wäre es das."

  • Meridius lächelte und schüttelte den Kopf.


    "Nein, ich hätte nichts weiter. Auch wenn ich das Gefühl nicht los werde, dass ich nach diesem Entschluss nicht mehr weiter benötigt werde. Kaum ist die Sache geklärt, verschwindest Du..."


    Er grinste und zwinkerte ihr zu. Auch wenn es scherthaft gemeint war, etwas wahres war daran. Er gab seine Schwester ab. Von nun an würde sie mit jedem weiteren Tag mehr, sich von ihm entfernen, bis sie eines Tages einem anderen Manne gehörte. Der Gedanke sich von seiner geliebten Schwester zu trennen war ihm neu. Und dann auch noch Lucilla. Zu sehr erinnerte sie ihn an Mutter...

  • "Ich verschwinde doch nicht einfach, ich will dich nicht weiter stören. Du warst kaum zur Tür hinein, da hast du mir schon das Gefühl gegeben, dass du überhaupt keine Zeit haben wirst. Also nun beschwer dich nicht."


    Lucilla blickt ihren Bruder herausfordernd an.

  • "Das Gefühl gegeben keine Zeit zu haben?"


    Meridius schüttelte den Kopf und winkte dann ab. Er hatte keine Lust eine solche Diskussion zu führen. Wenn seine kleine Schwester auf Konfrontationskurs fuhr, sollte sie es versuchen.


    Er blickte sie an und kam dann mit einem neuen Gedanken.


    "Sag, Avarus, er ist doch in Rom, oder?
    Ich würde ihn gerne mal sprechen..."

  • Lucilla blickt ihn fragend an. "Normal schon."


    Zumindest am Vortag war er in Rom, das weiß Lucilla ganz sicher. Sie weiß sogar, was er den ganzen Nachmittag über getan hatte. Aber das muss Meridius ja nicht wissen.


    "Du siehst ihn sicher im Senat. Und musst du nicht auch vor Gericht?"

  • "Doch ich muss ins Gericht.
    Doch ob ich ihn dort sehe, weiß ich nicht."


    Meridius musterte seine Schwester.


    "Nunja, vielleicht kommt er ja von alleine auf mich zu.
    Noch bin ich ja ein paar Tage in Rom...
    Jedenfalls habe ich Geschäftliches mit ihm zu besprechen. "

  • "Mhmm, ja. Oder du schickst ihm eine Nachricht. Also wenn du willst..." Lucilla legt ihr bestes Völlig-Unschuldige-Schwester-Ohne-Jeglichen-Hintergedanken-Gesicht auf.


    "Also ich könnte eine Nachricht mitnehmen. Ich laufe eh fast an der Casa vorbei auf dem Weg..." Eigentlich nie. "...zum Einkaufen. Das würde mir nichts ausmachen, wenn du mich als Boten missbrauchen würdest." Ein unbedarfter Blick um Meridius Reaktion abzuschätzen. "Ehrlich."


    Ihr wird schon jetzt ganz anders bei dem Gedanken daran, dass Avarus rein zufällig zuhause sein könnte, natürlich würde sie dafür sorgen, und die Nachricht persönlich in Empfang nehmen würde.

  • Meridius schüttelte den Kopf.


    "Ich schicke ihm eine Nachricht? Ich bestelle also quasi den Mann, der um Dich werben will zu mir? Ich weiß nicht. Das kommt schon etwas komisch. Es wäre besser wenn er zu mir kommt. Schließlich will er Dich. Oder nicht?"


    Danach könnte er dann zum Geschäftlichen kommen.


    "Ich meine, ich kann ja nicht so tun, als wüsste ich nichts. Und ich werde mit Sicherheit das Thema nicht als erster ansprechen..."

  • "Gerade hast du mir doch erzählt, dass du etwas von ihm willst. Also warum solltest du keine Nachricht schicken? Er weiß doch gar nicht, dass du hier bist. So wie du ihn nirgendwo sehen könntest, so könnte auch er dich nirgendwo sehen."


    Sie schaut Meridius vorwurfsvoll an.


    "Du willst mir doch nicht etwa unterstellen, dass ich ihn sowieso sehe und es ihm beiläufig sagen könnte?"

  • Lucilla macht den Mund auf um etwas Empörtes zu sagen, klappt ihn aber wieder zu.


    In Windeseile überlegt sie ihre Möglichkeiten. Sie würde zu Avarus gehen, erwähnen, dass Meridius da ist, Avarus würde zu Meridius kommen, sie würden über Geschäfte reden und über sie. Lucilla hätte, was sie will. Avarus vielleicht auch. Und Meridius sowieso. Lucilla müsste laufen. Avarus müsste laufen. Und Meridius würde auf seinem Sessel sitzend abwarten. Irgendetwas stört sie daran. 8)


    "Na siehst du." ein hintergründiges Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. "Dann musst du wohl doch eine Nachricht schicken. Oder vielleicht siehst du ihn ja doch im Senat. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie ihr euch dort übersehen solltet, so groß ist der nun auch wieder nicht."

  • "Übersehen kann ich ihn mit Sicherheit nicht. Und er mich auch nicht. Vermutlich hast Du Recht, er muss mich ja schließlich ansprechen, bevor ich nach Germanien abreise. Es sei denn, er meint es mit Dir nicht ernst und riskiert einen Skandal. Kann er es sich leisten, dass ich abreise, und man sich dann erzählt, er habe nicht mal den Anstand gehabt richtig um Dich zu werben. Hinter meinem Rücken kann er es wohl nicht tun. Er hätte das Gerede des halben Senats in den Ohren."


    Meridius sah seine Schwester an.


    "Nunja, wie auch immer, ich nehme mir jetzt erstmal ein Bad."

  • Lucilla verdreht innerlich die Augen. Was schert den Senat schon, wer um Lucilla wirbt und wer nicht. Sie ist schließlich nur die Schwester des großen Meridius, auch wenn er das manchmal zu vergessen scheint. Und sie macht sich dahingehend weniger Sorgen als er. Avarus würde tun, was notwendig ist, dessen ist sie sich sicher.


    "Tu das, Bruderherz. Und vergiss nicht, auch hinter den Ohren sauber zu machen." grinst sie frecht und wendet sich zum Gehen.

  • Meridius lachte und erhob sich dann.


    "Ich meine es ernst Lucilla. Wenn ich nach Germanien abreise, und er hat es nicht für nötig empfunden mich anzusprechen, dann werde ich das entsprechend zu "würdigen" wissen..."

  • Lucilla kann ein Seufzen nicht verhindern. "Ja, ich weiß, dass du das tun wirst. So, wie du immer tust, was du tun musst, das, was dir entspricht. Aber du weißt ja, deine Schwester ist nicht auf den Kopf gefallen. Im Gegenteil, sie wird ihn durchsetzen. Wenn es sein muss, auch gegen zwei Männer."

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